Beiträge von Caius Aelius Archias

    »Hab's nicht gewogen«, entgegnete der Kunde als sei nichts gewesen und zuckte mit den Schultern. Caius starrte immer noch das längliche Paket an und fragte sich, was zum Henker da wohl drin steckte.
    »Das, äh.. Was ist da drin?« wollte er wissen und konnte nur mit Mühe den Blick von der Kiste reißen, um den Eigentümer der selbigen voller Skepsis anzugucken. Der Mann kratzte sich kurz hinter dem linken Ohr und zuckte erneut mit den Schultern.
    »N' Geschenk«, sagte er.
    »Für meine Schwiegermutter.« Diese Antwort ließ Caius' Augen noch größer werden, als sie ohnehin schon waren. Unauffällig suchte er nach einem Reporter der Acta, der vielleicht alles mitschrieb, um hinterher einen Artikel in der Rubrik Verstehst du Spaß? zu veröffentlichen. Aber hier im ersten Stock war es nahezu unmöglich, durch die Fenster hereinzulinsen, und die Tür war mittlerweile geschlossen. Das musste also tatsächlich ernst sein. Erneut wanderte Caius' Blick zu der Kiste hin.
    »Äh«, machte er und sah verwirrt drein.
    »Also, auf mich wirkt die Kiste gefährlich. Und Gefahrengut transportieren wir nicht. Du müsstest mir schon sagen, was da drin ist. Oder wer.« Durfte man eigentlich Kinder verschicken? Caius machte sich eine mentale Notiz, den Legaten mal danach zu fragen.
    »Hm... Also gut, aber du musst mir versprechen, dass deine Leute die Kiste nur abgeben und die Auslieferung nicht kommentieren!« forderte der Mann mit halb erhobenem Zeigefinger. Caius zuckte mit den Schultern.
    »Von mir aus.«
    »Ein Krokodil.«


    Caius starrte.
    Caius blinzelte.
    Caius begann zu grinsen.
    »Ein Krokodil«, kommentierte er ironisch.
    »Vermutlich soll es deine Schwiegermutter fressen.«
    »Ja«, erwiderte der Kunde ohne mit der Wimper zu zucken. Caius grinste noch einige Sekunden weiter, doch die Miene des Mannes änderte sich nicht. Dann hörte auch Caius auf zu grinsen und sah den Kerl entsetzt an.

    Caius wechselte noch einige Worte mit dem Sklavenhändler, dann wandte dieser sich ab und Caius steuerte auf Firas und seiner Neuerwerbung zu. Er gesellte sich zu den beiden und musterte Firas mit einem kurzen, nachdenklichen Blick, dann wandte er sich der Sklavin zu und schenkte ihr ein aufmerksames Lächeln.
    »Ophelia, hm?« sagte er.
    »Ich bin Caius Aelius Archias, das eben war Katander. ich hoffe, dass du wirklich so gut kochen kannst, wie der Händler behauptet, denn sonst wirst du mit uns anderen unter Firas' Kochkünsten leiden müssen«, witzelte Caius und grinste gewinnend. Dann deutete er die Straße runter.
    »Ich weiß ja nicht, wie euch zumute ist, aber ich habe tierischen Durst. Gehen wir was zu trinken kaufen«, schlug er vor und spazierte schlichtweg zwischen Firas und Ophelia hindurch und geradewegs auf einen Stand zu, dem man an den Amphoren ansehen konnte, was er verkaufte. Dort angekommen, orderte Caius drei große Becher gekühlten Fruchtsaft, zahlte und drückte Firas und Ophelia je einen Becher in die Hand. Dermaßen zufrieden über die Abkühlung, setzte er nach einem halben Becher Saft dazu an, die zierliche Griechin auszufragen.
    »Erzähl mal ein wenig über dich. Kommst du aus Griechenland oder bist du hier aufgewachsen? Bei wem warst du vorher? Und wie kommt es, dass so ein Halunke dich abbekommen hat?« fragte er und meinte damit natürlich den Händler. Caius steuerte eine kleine Ruheinsel am Rand des Platzes im Schatten und nahe eines Brunnens an und setzte sich dort nieder. In der Entfernung war kurz ein Tunikazipfel Katanders zu erkennen, der gefolgt von einem Leibwächter des Geldhauses das Geld zum Sklavenhändler trug. Caius blickte nur kurz hin, musterte dann erneut Ophelia, die ihm eingeschüchtert erschien.

    Verkniffen war Caius tatsächlich eher weniger, manch einer mochte ihn verrückt oder einfach nur verträumt nennen, aber natürlich war er weder das eine noch das andere - er hatte einfach Spaß am Leben und zudem war ein unverbesserlicher Optimist. Einer von denen, die sich selbst ans Kreuz genagelt noch über die schöne Aussicht oder die Anmut der schwarzgefiederten Aaskrähen freuen konnten. So fiel es Caius auch gar nicht weiter auf, dass er selbst am meisten redete, wobei er doch eigentlich Firas hatte ausfragen wollen.


    »Manchmal?« echote Caius leicht enttäuscht, als Firas von den Rennen sprach. Als eingefleischter Guck-Sportler fand er das ziemlich schade, aber das war wohl nicht zu ändern.
    »Hah!« machte er dann, als Firas das gerücht von den Hahnenkämpfen bestätigte. Begeistert sah er seinen Neuerwerb an, blickte dann zu Katander und wieder zurück zu Firas.
    »Ich nehme an, du weißt auch, wo die so stattfinden? Ich würde ganz gern mal so einen Kampf besuchen. Ich hab gehört, dass die Besitzer dem Federvieh teilweise Klingen an die Läufe binden, stimmt das?« Vermutlich konnte man dann nach so einem Hahnenkampf gleich den Verlierer mitnehmen. Für eine Suppe oder Hahn a la fronto, vermutete Caius. Schon fertig in Streifen geschnitten, mutmaßte er.
    »Zoo? Tatsächlich? Und der Leuchtturm...kann man den besichtigen? Interessant, ich dachte, der wär nur für die Leuchtturmwächter freigegeben.« Was er natürlich nicht wusste, sondern nur vermutete. Er selbst sah ja kaum einen Sinn darin, diesen Turm zu besichtigen. Meer von oben sah sicher genauso aus wie Meer von unten.


    Caius dachte allerdings auch gar nicht weiter darüber nach, sondern grinste inzwischen ziemlich breit. Katander allerdings sah Firas mit gerunzelter Stirn an. Beide überhörten gezielt den Kommentar zum Osiristempel.
    »Vergnügungsviertel? Was meinst du denn genau damit? Etwa Hurenhäuser? Das ist nichts für mich. Was man sich da alles wegholen kann...bah. Oder vielleicht Glücksspiel?« Da leuchteten die Augen schon eher. Caius hielt sich für einen Würfelgott. Katander ihn für einen, der nicht aufhören konnte, wenn er einmal angefangen hatte.

    Caius sah Firas nur kurz nach und wischte sich dann den Schlaf aus den Augen. Ein wenig abgespannt wie er war, versuchte er, seinen Kreislauf in Gang zu bringen, stand kurz auf und streckte sich ein paar Sekunden lang. Dann setzte er sich wieder, nur um sich zur Begrüßung des Besuchers wieder zu erheben und dem Hadrianer die Hand zu reichen.
    »Hadrianus, sei gegrüßt«, tat er ebendies und deutete dann auf die zweite Liege, ehe er sich selbst wieder setzte.
    »Ich bin ganz erstaunt, dass du zufällig in Alexandrien zu tun hast. Bist du schon länger hier? Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich dem Duccier keinen Brief schicken müssen.« Wo Firas mit dem Wein blieb? Caius fuhr sich über die trockenen Lippen und nickte auf die indirekte Frage des Vositzenden der Handelsfraktion hin. Er kam ja schnell zur Sache.
    »Ich habe vor Kurzem zwei Betriebe erstanden, und zwar einmal kleine Plantage mit Orangen, Birnen und Pfirsichen hier in Ägypten, südlich von Alexandrien. Und einen Schäfer in der Nähe von Mogontiacum, der sich allerdings kaum rentiert. Mal sehen, den werde ich wohl wieder abstoßen. Des weiteren habe ich zwei bestehende Verträge übernommen, einen Handelsvertrag mit einem tylusischen Händler zum einen und einen Dienstleistungsvertrag mit einem Mosaikenmeister hier vor Ort«, erzählte Caius und fuhr sich kurz über die Stirn.
    »Ich beabsichtige, schnellstmöglich ein Schiff für den Warentransport zu erstehen, um meinen Absatzmarkt zu vergrößern und über Ägypten hinaus auszudehenen. Allerdings muss ich da noch ein wenig sparen. Ich dachte mir, dass die Socii Mercatorum Aurei doch sicher ein wenig Platz auf ihren Handelsschiffen erübrigen kann, bis ich selbst ein Schiff besitze? Natürlich ist das nicht der einzige Grund«, beeilte er sich zu sagen.
    »Gerade in Rom wuchern die Preise schließlich jenseits von gut und böse, nicht zuletzt, weil die Produktionskosten dort so enorm angestiegen sind in den letzten Jahren. Da ist es viel günstiger, wenn man in einer Provinz produziert und die Waren dann verschifft. Zumal Pfirsiche in Italien bei weitem nicht so gut gedeiehen. Und es ist nur fair den Leuten gegenüber, wenn man die geringeren Kosten fast direkt weitergeben kann. Das ist ja schließlich das Hauptanliegen der Socii.«

    »Naaaaa, nananana naaaaa, nananana naaaaa, nananana naaaaa...Krokodil...mmmh....« Caius wippte im Takt mit dem Fuß und sortierte wichtig aussehende Dokumente schwungvoll nach alphabetischer Reihenfolge. Hin und wieder knüllte er einen Bogen Pergament und warf ihn mit rhythmischer Theatralik quer durch den Raum in den Papierkorb neben der Tür. Jetzt gerade war so ein Moment. Das Pergament raschelte aerodynamisch und segelte dann in einem kunstvollen Bogen dazu an, zwei Meter neben dem Korb auf dem Boden zu landen. Es wäre sogar geglückt, wenn nicht plötzlich ein schwarzhaariger Mann in jungen Jahren mitten in der Flugbahn gestanden hätte. So jedenfalls prallte der Kurzstreckenpapyrus mit einem beinahe sanften Knistern an der Stirn des Mannes ab, der Caius daraufhin entgeistert anstarrte. Und Caius starrte entsetzt zurück, den Mund noch halb geöffnet. Ein letztes Na steckte ihm noch im Halse.


    »Uhm....salve?« versuchte es der Besucher, und der Klang seiner Stimme riss Caius aus seiner Versteinerung und ließ ihn aufspringen.
    »Ich bin doch hier richtig beim cursus publicus, oder?« hakte der Fremde argwöhnisch noch einmal nach. Immerhin kam er sich eher vor, als sei er in ein Büro für Passierscheine gestolpert.
    »Ööääh! Äh, ja, meine ich. Öhm, entschuldige. Also: Natürlich, du bist richtig. Was kann ich denn für dich tun?« haspelte Caius und begann hastig damit, die umherliegenden Papierkugeln einzusammeln (er hatte nämlich nicht einmal getroffen) und wegzuwerfen. Der Mann stand noch immer in der Tür, beobachtete Caius einen Moment fasziniert und zuckte dann mit den Schultern.
    »Hab nen Paket«, entgegnete er und machte en grimmiges Gesicht, als er klatschte. Zwei Sklaven traten ein und brachten ächzend ein gut mannlanges, etwa fünf Hand breites Paket mit sich. Caius' Augenbraue wanderte nach oben, als er sah, wie groß das Paket war und wie sehr sich die zwei Männer damit abschleppten. Kurz darauf ließen sie es vorsichtig zu Boden und entfernten sich wieder. Der Kunde sah Caius an.
    »Das geht nach Rom, und zwar in die casa Laberia, zu Händen Laberia Laterna«, sagte er und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Wie, hm, schwer ist denn das Paket?« wollte Caius skeptisch wissen und stützte sich mit beiden Händen auf den Schreibtisch, um das lange Ding genauer zu mustern. Wofür wohl die kleinen Löcher im Deckel waren?


    Mit tief gefurchter Stirn grübelte er darüber nach, als sich das Paket ein wenig zur Seite bewegte und der Mann daraufhin recht deftig dagegen trat.

    Konnte man denn nicht einmal seine Ruhe haben....
    Caius war spät nach Hause gekommen und sogar beinahe in der Sonne eingedöst. Dementsprechend ließ eine Reaktion auch ein wenig auf sich warten, bis er sich schließlich streckte und gähnte und letztendlich doch dazu herabließ, sich etwas aufzurichten und Firas ein wenig missmutig anzusehen, der plötzlich auf der Terrasse stand. Gelegentlich hatte er ein Kichern vernommen, ein Klappern oder Klirren, und solange die Wohnung nicht aussah wie bei den Germanicern unterm Sofa, war ihm das eigentlich alles recht.
    »Mmh?« fragte er nun und fuhr sich mit der Hand durch das abgespannte Gesicht - er hasste diese ausführlichen Monats-End-Berichte.
    »Waswer? Von der...? Ah. AH! Achso. Na das ist eine Überraschung. Äh, ja, bring ihn her. Und danach kannst du ein wenig Wein holen, aber stark verdünnt. Es ist definitiv zu heiß heute, um Wein pur zu trinken.« Dass man gleich jemanden vorbeischickte, war verwunderlich, aber Caius sollte es recht sein. Er setzte sich hin, bereit, den Gast hier draußen in der warmen Abendsonne zu empfangen.

    Was nun folgte, ging so schnell, dass Katander nicht einmal den Hauch eines Einwands kundtun konnte, sondern ihm lediglich Zeit blieb, den Mund auf- und wieder zuzuklappen, wie ein Fisch. Denn Caius, der nicht groß weiter nachdachte und ehrlicherweise auch am Feilschen nicht so recht interessiert war, schlug kurzerhand ein und grinste breit.
    »Abgemacht! Einhundertvierzig«, verkündete er, und Katander rang den Wunsch nieder, resignierend mit dem Kopf zu schütteln. Er wollte sich bereits wieder abseilen und zu Firas gesellen, der nun überglücklich sein musste, wie es Katander schien, da fing er eine Anweisung auf.
    »...Sklave hier wird sich um die finanziellen Dinge kümmern. Ich würde sie gern gleich mitnehmen, wenn das möglich ist.«
    Also blieb Katander stehen wo er war, warf Firas einen leicht unglücklichen Blick zu und wartete darauf, dass sein Herr sein Siegel in den Wachs der Tafel drückte, damit er veranlassen konnte, dass die Zahlung den Sklaventreiber auch erreichte. Nachdem dies geschehen war, griff sich Katander die tabula und verließ seinen Herren. Auf dem Weg ging er dicht an Firas vorbei und murmelte etwas wie Viel Spaß und Sei nicht zu aufdringlich. Und unterdessen wartete Caius darauf, dass man der Kleinen die Fesseln löste. :]

    Augenblicklich machte Caius große Augen, was weniger daran lag, dass ihm der Preis nicht zusagte, sondern vielmehr an der geringen Summe, die der Händler veranschlagte. Seine Lippen teilten sich bereits, um dem Handel begeistert zuzustimmen, dann räusperte sich Katander leise und hob in gespielter Skepsis eine Augenbraue. Caius runzelte flüchtig die Stirn und sah ein wenig ratlos zu seinem Sklaven, der daraufhin unvernehmbar seufzte und die Hände in die Hüfte stemmte.


    »Einhundert scheint mir ein angemessenerer Preis zu sein, mit Verlaub. So dünn wie sie ist, muss mein Herr sie gut füttern, bis sie kräftig genug sein wird, die Arbeiten zu erledigen, die er seinem Neuerwerb angedacht hat«, sagte Katander, ohne auch nur ein einziges Mal mit der Wimper zu zucken. Das erledigte ohnehin Caius, dessen Blick augenblicklich zu Ophelia schwenkte und ihren zarten Körperbau fachmännisch begutachtete. So dünn wirkte sie gar nicht, fand er, aber gnadenswerterweise ahnte Caius, was Katander zu diesem Einwand veranlasst hatte: Er wollte feilschen. Also nickte Caius bestätigend.
    »Ganz genau«, pflichtete er bei. Und als er aus den Augenwinkeln Firas Schmachtblicke auffing, betete er, dass dieser nicht auf dumme Gedanken kommen würde, ehe der Händler eingeschlagen hatte. Und um das Ganze ein wenig zu beschleunigen, streckte der Aelier nun die Hand vor sich hin.
    »Also - einhundert?« hakte er nach. Wobei die hundertfünfzig Öcken schon ein Spottpreis gewesen waren.


    Katander indes hatte ebenfalls Firas' Blicke aufgefangen und ihn zischen gefört. Doch erst, nachdem auch der Händler aufmerksam geworden war und sich nur kurz ablenken ließ, wandte sich Katander um und machte einige eindringliche Grimassen in Richtung seines Kumpanen - untermalt mit der unmissverständlichen Geste einer flachen Hand, die mehrmals vor der bloßen Kehle hin und her geschwenkt wurde. 8)

    Zitat

    Original von Caius Aelius Archias
    Bin leider für eine Woche so gut wie gar nicht online.
    Firas & Ophelia, ihr könnt natürlich schon was anderes anfangen, müsst nicht auf mich warten. :)


    So, bin zurück und werd auch bald was schreiben. Danke für die Geduld. :)

    Katander seufzte tief und blickte Firas ein wenig mitleidig an. Er hörte also schon nicht einmal mehr, wenn man etwas sagte. Langsam breitete sich ein freches Grinsen auf dem Gesicht des Griechen aus, ehe sich die Miene plötzlich in Überraschung wandelte.
    »Naaain.....wiiirklich machte Katander und konnte sich danach nicht mehr halten vor lachen. Kurz darauf spürte Firas einen freundschaftlichen Schubser von der Seite her und konnte Katanders gutmütigen Blick auffangen, auch wenn er nach Firas' weiteren Worten schon wieder Mühe hatte, nicht laut loszuprusten.
    »Atmen kann sie sicher auch, wie es ausschaut«, erwiderte er trocken und schmunzelte schief, was Firas jedoch gar nicht zu bemerken schien. Katander sinnierte noch einen Moment nach, dann seufzte er und hob die Schultern.
    »Sie ist hübsch«, gab er zu.
    »Aber warten ist dennoch besser, Firas.« Ein ernster Blick fixierte das Profil des dunkelhäutigeren Sklaven, dann wandte sich Katander wieder dem Geschehen zu - ihrer beider Herr stand soeben vor der Sklavin, die Firas' Aufmerksamkeit innehatte.



    Da standen sie also vor einer kleinen, verschmitzt aussehenden Sklaven namens Ophelia. Caius war an sich noch nie jemand gewesen, der sich wohl gefühlt hatte bei einer Fleischbeschau, und als nichts anderes empfand er dies hier. Allerdings befand er sich da im Zwiespalt, denn schließlich hatte er nicht uneingeschränkt Geld zur Verfügung, und so würde es recht tief einschneiden, wenn er jetzt jemanden kaufte, der faul oder krank war und ihm am Ende mehr auf der Tasche lag als er nützte. Was der Händler allerdings soeben sagte, ließ Caius Ohren klingeln - zumindest der erste Part - nächtliche Dienste verlangte er nicht von einer Sklavin, das hatte er noch nie getan und würde es wohl auch niemals tun. So, sie konnte also sehr gut kochen, im Prinzip war sie damit genau das, was er kaufen wollte. Caius legte sich eine Hand in den Nacken und wollte schon bejahen, als Katander neben ihn trat und dafür einen leicht angesäuerten Blick des Händler kassierte. Wieder flüsterte er Caius etwas ins Ohr, der augenblicklich eine nachdenkliche Miene aufsetzte. Derweil pries der Händler seine Ware weiter an. Künstlerisch begabt und gebildet war sie also auch noch!
    »Hm, jaah, also...wie viel würde sie denn kosten?« fragte Caius also den Händler, wobei er sich wirklich Mühe gab, desinteressiert oder zumindest skeptisch zu klingen. Nur klappte das nicht so ganz, was ihm einen kaum zu bemerkenden, zweifelnden Blick von Katander einbrachte.

    Caius, der neuerdings keine Zeit mehr hatte, um solcherlei Dinge selbst zu erledigen, hatte Katander geschickt. Und Katander wusste natürlich, dass es eine simple Ausrede war, dass sein Herr keine Zeit mehr hatte, um sich hier bei diesem Kurs anzumelden. Also suchte er einen Griffel - denn wie es immer war bei solch öffentlichen Aushängen, fand man nur die tabula mit einigen Namen darauf wieder, nicht aber den Griffel am Faden, der eigentlich daneben hängen sollte - und schrieb den Namen seines Herrn mit dazu.


    Caius Aelius Archias

    [Blockierte Grafik: http://img251.imageshack.us/img251/905/katandergz5.jpg]


    »Kümmel?« echote Katander und kratzte sich am Hinterkopf.
    »War das nicht das Zeug, das so aussieht wie kleine Insekten? So lang und dünn? Das, was man auch gegen...naja, nimmt, wenn's stinkt?« Katander, der so gut wie nie kochte - und wenn, dann nie mir ihm fremden Gewürzen, was das Ganze auf Dauer gesehen doch etwas eintönig werden ließ - wüsste mit Kümmel nicht recht etwas anzufangen. Er zuckte die Schultern und blieb bei Firas stehen, als Caius seine Runde mit dem redseligen Sklavenhändler zu drehen begann. Grinsend wandte er sich seinem neuen Kollegen zu.
    »Gallisch, wie? Schon klar...« Der Sklave verschränkte die Arme vor der Brust und feixte wissend vor sich hin. Gallierinnen waren also scheinbar die Zielgruppe von Firas. Interessant. Katander hatte zuvor kaum Gallier kennengelernt, und die, die er kannte, konnte er nicht einschätzen. So grinste er nur und schwieg dazu, wandte allerdings Firas den Blick zu, als dieser eine junge Sklavin regelreht anstarrte und - täuschte Katander sich? - sie am liebsten mit den Augen ausgezogen hätte. Langsam wanderte Katanders Blick an der gedachten Linie des Blickes von Firas entlang, bis er entdeckte, dass er eine recht hübsche Sklavin musterte, nein, geradezu anstarrte. Katander verpasste Firas einen freundschaftlichen Knuff in die Rippen und neigte sich zu im.
    »Nana, nicht in Ungekauftes vergucken«, raunte er ihm zu. Ein Zwinkern folgte, und gab sich größte Mühe, ernsthaften Ausdrucks wieder zu schauen, wo sich sein Herr gerade befand. Der stand soeben vor einer schwarzhaarigen Dürren mit glasigem Blick, die insgesamt etwas ungesund wirkte, und feilschte mit dem Händler. Katander seufzte und deutete mit dem Kinn auf Caius.
    »Gleich wieder da, muss nur eben wen retten«, sagte er und stiefelte zu Caius, um ihm einige Worte ins Ohr zu flüstern. Caius bekam kurz darauf große Augen, sah Katander erstaunt an und musterte dann die Sklavin ein wenig intensiver, bis er schließlich nickte und dem Händler mit Gesten und Worten verdeutlichte, dass sein Interesse für diese Sklavin gerade eben rapide gesunken war. Oder eher: worden war. Mit zufriedener Miene kam Katander zurück zu Firas und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Also. Wo waren wir? Achja, die Parther. Naja, soweit ich weiß, sind das Barbaren, die ihr eigenen Leute fressen, wenn nichts anderes auf den Tisch kommt. Ich denke, das ist der Hauptgrund«, mutmaßte Katander und zuckte die Schultern.
    »Kann aber auch gut sein, dass er einfach eine Frau hinter dem Herd haben will, und die Parther lassen ihre Frauen ja beim Krieg zu Hause, weswegen die meisten Sklaven aus der Schlacht eben Kerle sind. Oder so.« Katander zuckte mit den Schultern und beobachtete, wie der Händler quasselnderweise mit Caius im Schlepptau näher zu ihnen kam und schließlich vor Firas' Objekt der Begierde stehen blieb.

    »Und du hast auch abgeschlossen? Nicht dass wir wiederkommen und plötzlich doppelt so viele Sachen haben...«
    »Jaah....« Katander sah zu Firas und rollte mit den Augen. Als ob er jemals vergessen würde, abzuschließen. Schließlich war es Katander inzwischen schon so sehr ins Blut übergegangen, Caius' Notizbuch und sein Gewissen zu sein, dass er gar nicht mehr darüber nachdachte, wenn er dafür Sorge trug, dass alles seine Ordnung hatte. Caius jedenfalls gab sich mit dieser Bemerkung zufrieden und ging einfach weiter.


    »Ich glaube, seit seiner Beförderung ist er ein wenig dem Verschwendungswahn anheim gefallen«, flüsterte Katander Firas zu und deutete mit dem Kinn auf Caius, der ein paar Schritte vorausmarschierte und sie interessiert dieses und jenes ansah, das die Stände rechts und links des Weges anpriesen.
    »Weißt du, vor ein paar Wochen wär es ihm noch egal gewesen, ob er nun das isst, was ich koche oder was du kochst. Hauptsache, es wär essbar gewesen. Aber seit er mehr Knete verdient, zählt nun für ihn auch der Geschmack«, sagte Katander und betonte das letzte Wort, als sei es eine kaiserliche Verordnung, einen bestimmten bedeutend-wichtigen Unterton zu verwenden. Gleichzeitig hob er vielsagend die Brauen.


    »Was quasselt ihr denn schon wieder?« fragte Caius nun interessiert und sah zurück.
    »Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit. Firas, wo ist denn nun dieser Handelsstand, von dem du erzählt hast?« Zwei erwartungsvolle Blicke richteten sich auf den Sklaven, der seit rund einer Woche mit ihnen in der Wohnung hauste. Wie auf ein Zeichen hin wehte dann eine Drohung zu ihnen hinüber, und als Caius nach dem Ursprung der Worte suchte, entdeckte er etwas versteckt hinter einem Glaswarenhandel einen Stand, unter dessen Baldachin viele Menschen wie gestapelt hockten. Wenigstens im Schatten.
    »Ah«, machte Caius und schritt darauf zu, und unnötigerweise erwähnte Katander:
    »Ich glaub, er hat ihn gefunden. Jetzt heißt es aufpassen, dass er was Anständiges kauft.«


    Ein paar Schritte weiter ließ Caius nun also den Blick über die Menschen schweifen, die dort saßen. Sie waren ausnahmslos schlank oder sogar dürr - kaum ein Sklavenhändler hatte dicke Sklaven zu verkaufen, der Fütterungskosten wegen - und von Einheimischen über Griechen und Germanen war alles dabei, auch wenn Parther den Großteil ausmachten, was angesichts des vergangenen Krieges keine Seltenheit war. Der Händler erblickte nur zu bald den interessierten Kunden und eilte auf ihn zu, um ihn zu umgarnen. Katander, der sich hier gefordert fühlte, trat neben seinen Herren und erklärte knapp (und mit flüchtigem Seitenblick zu Firas hinüber), dass sie in erster Linie jemanden suchten, der kochen konnte. Und Caius fügte daraufhin hinzu, dass er keinen Parther dafür haben wollte (denn die waren schließlich Kannibalen, und Caius wollte nicht bei jeder Mahlzeit rätseln müssen, ob er da nicht vielleicht einen Kinderfinger aß oder doch einen Fleischstreifen). Mit diesen Auswahlkriteriem beschränkte sich die Auswahl auf sagenhafte vier Sklavinnen - einen Sklaven, der kochen konnte, hatte der Händler derzeit nicht im Sortiment. Und die stellte der Händler dem Kunden und seinen beiden Begleitern nun einmal genauer vor. :D

    .....Zwei sagenhaft interessante Stunden später....



    »Rot, hab ich gesagt. Nicht Karmesin.«
    »Dann vielleicht.... Das Siegel auf dem Brief da?«
    »Richtig. Du bist dran.«
    »Ich sehe was, was du nicht siehst und das ist... He, wie wär's, wenn ich uns mal was zu essen hole? Firas wollte heute kochen.«
    »Wollte er?«
    »Wollte er.«
    »Hm. Soll ich schon mal was bestellen oder meinst du, dass es essbar ist?«
    »Weiß nicht. Er meinte, braten könnte er.«
    »Meinte er damit verbrutzeln oder tatsächlich braten im Sinne von kochen?«
    »Gute Frage...«
    Schweigen.


    »Na, geh und hols einfach mal. Dann werden wir's ja sehen.«
    »Aye. Gleich wieder da.« Und so zog Katander aus, um Firas' kulinarische Ergüsse herbeizuschaffen. Da der Weg nicht sonderlich weit und das Essen zudem bereits fertig war, kam Katander recht schnell wieder zurück, in der Hand zwei große Tüten, eine davon mit einem geschwungenen, gelben C darauf.
    »Ein Junio...*hust*....praefectus-Menü. Mit extra Ketschup«, kommentierte Katander und platzierte die Tüte vor Caius, der sie zuerst mit der Nase, dann mit spitzen Fingern inspizierte. Als er die Servietten herausgeholt hatte, kam auch ein kleines, eingepacktes Etwas zum Vorschein. Katander kaute bereits, während Caius noch das Etwas skeptisch beäugte. Sah ziemlich klein aus.
    »Äh, und was soll das sein?«
    »Mmh? Dasch isch'n Bör-Ga. Scheint schowasch wie'n Naschjonalgerischt hier schu schein«, mampfte Katander.
    »Schmeckt gansch gut.« Keinesfalls vorsichtiger als zuvor entrollte Caius auch seinen Bör-Ga und probierte einen Happen. Sonderlich nahrhaft sah das Dingen ja nicht aus, mit seinem viel zu dünnen Scheibchen Fleisch und den beiden aufgedunsenen Brotstückchen. Er zuckte mit den Schultern und kaute.
    »Hm«, meinte er danach und sah den Bör-Ga an, als wisse er nicht so recht, was er davon halten sollte.
    »Mein Geschmack ist das nicht. Ich hatte auch eher an...naja, mehr gedacht als so ein Fitzelchen Fleisch mit dem bisschen Brot und dem Viertelsalatblatt. Oh. Da ist ja auch ein Scheibchen Gurke«, bemerkte er trocken und ließ den Bör-Ga dann sinken.
    »Magst du den nicht?« fragte Katander, und als Caius missmutig den Kopf schüttelte, saß Katander schon da und müffelte auch sein Mittagessen noch.

    »Komm, einen schaffst du noch!« Katander stand neben Caius und sah auf diesen herunter. Mühevoll stemmte sich der Aelier gerade sein siebzehntes Mal mit den Armen in die Höhe. Ächzend und keuchend landete er dann in einer Staubwolke auf dem Boden, was ihm einen leicht spöttischen Blick von Katander einbrachte.
    »Neunzehn ist, naja, passabel für den Anfang«, kommentierte er trocken und Caius begann zu husten von all dem Staub. Er setzte sich auf und funkelte Katander an.
    »Neunzehn ist passabel für den Anfang, nänänänänä«, äffte er ihn wütend nach.
    »Als ob du besser in Form wärst.«
    »Bin ich.«
    »Sicher. Siehst auch aus wie ein junger Herakles«, spöttelte Caius und stand auf, um sich Staub und Sand von der Tunika zu klopfen. Währenddessen hatte sich Katander niedersinken lassen und legte seine ersten zehn Liegestütze in recht rasantem Tempo vor. Beim dreizehnten runzelte sich Caius' Stirn, als Katander das einundzwanzigste Mal hochkam, stemmte er die Hände in die Hüften, und als der Sklave sich nach seinem vierzigsten Stütz wieder aufrichtete und scheinbar keinerlei Müdigkeitserscheinungen zeigte, schürzte Caius nur die Lippen und sagte nichts weiter dazu.
    »Das Einkaufen«, meinte Katander nur grinsend.
    »Na von mir aus. Aber das ist dein Part. Hast du schon mal einen praefectus vehiculorum gesehen, der selber einkaufen geht? Ich nicht.«
    »Hast du überhaupt schon mal einen gesehen?« konterte Katander gelassen und bleckte dann breit grinsend die Zähne.
    »Pah.« Caius war verstimmt und entfernte sich von seinem Sklaven. Langsam begann er, eine erste Runde im Stadion zu laufen.


    Katander ersparte sich jeden weiteren Kommentar und ging einfach zum Rand, um sich dort niederzulassen und zu warten, bis das Stadion seinem Herren zum zweiten Mal seine Grenzen gezeigt haben würde. Lange konnte das ja nicht mehr dauern.
    »Was man nicht alles tut, um einer Frau zu gefallen«, murmelte der Sklave vor sich hin, während der Blick auf dem Aelier ruhte, der bereits jetzt bedeutend langsamer war als noch vor einer Minute.


    Sim-Off:

    Falls jemand Katander hören möchte, nur zu :)

    »Hmwas? Wie? Achso. Naja, ich dachte mir, die kleineren Nester lassen wir aus. Die haben ja eh keine richtige Poststation, sondern eher sowas wie halbprivate Annahmestellen. Zumindest hat mir das Vortex gesagt, als er sich drüber beschwert hat, dass er und die anderen ständig irgendwelche Tavernen weit ab vom Schuss wegen Briefen besuchen müssen, die vielleicht jemand dort hinterlegt hat.«
    »Das hat er gesagt?« hakte Caius verwundert nach und vermutete, dass Vortex und seine Kumpanen den Zwangsaufenthalt in besagten Tavernen gleich mal mit einem guten Schluck Bier in Verbindung brachten.
    »Hat er. Also, wenn man davon ausgeht, dass wir diese zentralen Annahmestellen auslassen, haben wir nur noch eine Hand voll officii zu besuchen. Da wären...« ....was deutlich mehr als eine Hand voll war. Caius stöhnte, riss sich dann aber zusammen und streckte sich.
    »Ach was soll's. Dann klappern wir die eben ab. Und dann bekommt der legatus augusti cursu publico mal einen saftigen ersten Bericht von uns. Mir, meine ich.«
    »Tjaja«, erwiderte Katander, zuckte die Schultern und wandte sich wieder seinem Papyrus zu. Was gleichermaßen bedeutete, dass Caius sich den tabulae zuwenden musste, denn die wurden schließlich auch nicht weniger.