Beiträge von Caius Aelius Archias

    Kundschaft! Caius, der eben noch träge auf den zwei hinteren Beinen seines Stuhles geschaukelt und dabei einen Federkiel zerfleddert hatte, kippte mit dem Stuhl nach vorn und schenkte dem ersten gesprächigen Kunden seit langer Zeit seine ganze Aufmerksamkeit. Katander befand sich auf dem Markt, um ein paar Besorgungen zu machen, weswegen es den ganzen Vormittag über doppelt langweilig gewesen war. Doch hier kam die Rettung.


    »Salve! Ein Brief nach Italia? Das macht exakt zehn Sesterzen, sofern du keine Wertkarte hier hast« erwiderte Caius und lächelte den Besucher an.
    »Du hast Glück, heute Abend legt das Schiff gen Ostia ab, da geht dein Brief gleich mit auf die Reise. Bei guter See ist er in ein paar Tagen beim Empfänger. Und so wie es gerade aussieht, dürfte das Meer recht ruhig sein«, begann er eine Plauderei und deutete aus dem Fenster, wo sich im strahlenden Sonnenschein kein Lüftchen regte.



    Sim-Off:

    Bitte überweisen an das Konto des CP, Nummer 1225 =)

    Drei Tage später hatten der wortkarge Katander und sein optimistischer Herr einen weiteren Termin, diesmal in einer Straße, die sich noch etwas näher an der Agora befand als das letzte Exposé. Herr und Sklave redeten seit der letzten Besichtigung nurmehr das nötigste miteinander, wobei die Ankunft zweier Schreiben aus Rom ihrer Laune doch schon wieder einen kleinen Höhneflug verpasst hatte, auch wenn sie den jeder für sich genossen und nicht miteinander teilten.


    »Hier?« fragte Katander lustlos, als sie vor einem Ladenlokal an der Ecke zweier eher ruhiger Straßen stehen blieben.
    »Mhm«, entgegnete Caius.
    »Ah.«
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    Ein Wagen holperte vorbei.
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    Zwei alte Damen wandelten träge am Rande der Straße entlang, die eine mit Fächer, die andere mit Sonnenschirmchen, beide mit grauem Haar.
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    Laut zwitschernd schwebten zwei bunt schillernde Vögel vorbei, sich umkreisend und neckend.
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    Sie warteten.
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    Caius seufzte.
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    »Also gut. Mal ehrlich, Katander. Kommst du dir da nicht selbst etwas blöde bei vor? Ich mein, es ist doch blödsinnig, dauernd den Miesepeter zu spielen.«
    »Findest du?« fragte Katander möglichst desinteressiert und erkundete Caius' Reaktion.
    »Finde ich, ja. Du bist ein guter Freund, naja, mein bester Freund, und noch dazu mein einziger hier in Alexandrien. Also wollen wir uns nicht zusammenreißen und wieder normal miteinander umgehen?« schlug Caius vor und warf Katander einen frustrierten Blick zu. Der Sklave beäugte seinen Herren, seufzte und ließ schließlich die Arme sinken, die er zuvor vor der Brust verschränkt gehat hatte.
    »Na gut. Tut mir leid. Vielleicht hab ich mich wirklich ein bisschen weibisch angestellt«, lenkte er ein und zuckte mit der linken Schulter.
    »Hast du«, erwiderte Caius und grinste erleichtert.
    »Erzähl's aber nicht Elena. Also, Seianas Sklavin«, erwiderte Katander.
    »Wie? Aaaach....« war der Kommentar dazu, gepaart mit einem amüsierten Grinsen.
    »Na komm, bist ja selbst nicht besser. Ich hab die Blicke gesehen, als du ihr den Brief geschrieben hast.« Katander feixte und neckte Caius weiter, als wär nie was gewesen.
    »Die waren ganz schön schmachtend.«
    »Sahst ja selbst nicht besser aus...«
    »Pah....«
    Eine kurze Pause entstand, dann grinsten sich beide an.


    »Na dann - willst du dir die Hütte nicht ansehen?« fragte Katander schließlich.
    »Wenn du mitkommst«, entgegnete Caius. Gesagt, getan, und nur wenige Momente später waren beide im Inneren verschwunden.

    Zitat

    Original von Caius Ferrius Minor
    Wenn ich wo mitmache, will ich mich nicht erst Stunden damit beschäftigen was ich für einen Charakter habe. Im Gegenteil wie sich mein Charakter dann entwickelt, zeigt sich doch erst im Verlaufe des Spiels, dann finde ich viel spannender als das alles vorher festzulegen.


    Das eine schließt das andere doch nicht aus...

    Auch hier konnte Caius nur den Kopf schütteln über so viel Ignoranz. Nicht einmal eine Begrüßung wurde ihm zuteil. Es spielte inzwischen ernsthaft mit dem Gedanken, sich in einen Streik zu begeben. Der Brief blieb etwas länger liegen, als es nötig gewesen wäre.

    Caius fragte sich, ob der Sklave auf den Mund gefallen war. Nachdem er lange genug gewartet hatte, strich er das Geld ein UND zog den Betrag von der Wertkarte ab. Unhöflichkeit, so entschied er, musste entsprechend entlohnt werden. Den Namen des Besitzers merkte er sich zudem. Vielleicht würden die Briefe einmal einen kleinen Umweg nehmen. Syria, oder so. :D

    »Vielen Dank!« entgegnete Caius erfreut und griff schon nach der Karaffe, als ihm etwas einfiel.
    »Möchtest du nicht einen Becher mittrinken?« fragte er großspurig, obwohl genaugenommen der Wirt soeben ihn eingeladen hatte und nicht anders herum. Caius schenkte ihm einfach etwas ein und füllte dann sich selbst nach.
    »Wir sind heute Vormittag erst angekommen«, erklärte er.
    »Nachher haben wir eine kleine Führung von einem der Schreiber in der regia. Ich bin gespannt, was es alles zu sehen gibt hier.« Würfelspiele waren schon eher Caius' Ding als käufliche Frauen, aber das verriet er nicht. Katander jedoch hatte den Blick gehoben und musterte seinen Herrn nachdenklich. Er konnte sich noch gut an den einen Abend in diesem Dorf nörflich der Alpen erinnern, an dem Caius mehr verspielt hatte als er überhaupt bei sich gehabt hatte. Zum Glück waren sie schnell genug dort weggekommen, noch ehe er ihn von der Straße hatte kratzen müssen.


    »Achwas«, erwiderte er nun wie zur Bestätigung und grinste breit.
    »ist doch immer sinnvoll, sich über das Freizeitangebot informieren zu lassen, nicht wahr?« Er schob sich noch ein Stück Fleisch in den Mund, ehe es ganz kalt war. Die Würzung war anders als in Rom, aber nicht unbedingt schlechter.


    »Nein, kein tabellarius«, bestätigte er dann.
    »Aber als hohes Tier würde ich mich auch noch nicht bezeichnen. Ich werde erstmal nur das officium hier in Alexandrien leiten, und wenn ich das gut mache, wer weiß... Vielleicht winkt dann ja die Beförderung zum Postpräfekt, mal sehen.« Und genau das hoffte Caius auch.


    »Sag mal, wie läuft das eigentlich hier ab mit der Verwaltung? Ich habe da vorhin ein Wort aufgeschnappt. Arche....Archetypus?« Das war es natürlich nicht, aber Caius hatte diesbezüglich auch keine Ahnung.

    Augenblicklich leuchtete Caius' Augen auf. Abentuer warteten auf ihn, eine Reise ins Unbekannte, nicht ungefährlich... Katander kannte diesen Blick und verpasste Caius ungesehen einen deftigen Rippenstoß, und schon verschwand das Leuchten seiner Augen wieder.
    »Irgendwann werde ich mir die Pyramiden ansehen«, beschloss er und nickte. Schließlich hatte er nichts davon, wenn irgendwas anderes Nachforschungen anstellte. Da Caius selbst sich eher weniger für Bauarten interessierte als für Menschen und alte Geschichten, nickte er nur auf den Vorschlag hin, weiterzugehen. Er fragte sich, ob Kassandros und Varilia sich schon lange kannten, denn auf ihn wirkte es so.
    »Gehen wir ruhig weiter.«

    Das Schlemmen ging in eine zweite Runde. Katander hielt sich im Gespräch zurück und konzentrierte sich ganz und gar auf sein Huhn und dessen Beilagen, Caius unterhielt sich angeregt mit dem Wir und hob gerade eine Schulter.
    »Puh, also, das ist eine Frage, die kann ich dir noch gar nicht beantworten. Wir sind ja noch nicht mal einen Tag hier. Aber für immer... Ich denke, auf lange Sicht hin wird mir der Trubel Italiens einfach fehlen. Aber ich weiß noch nicht, was hier so los ist. Mit Sicherheit aber werden wir länger bleiben.« Denn so eine Arbeit nahm man nicht nur für zwei Monate an. Caius schob sich ein Stück weißes Fleisch in den Mund und kaute bedächtig. Der massige Körper des Wirtes wackelte gehörig, als dieser lachte.


    Kurz darauf rief er nach seinem Sklavenjungen, stattdessen aber kam der Riese vom Eingang. Über die plötzliche Großzügigkeit des Griechen freute sich Caius, und Katander hob skeptisch eine Augenbraue.
    »Och, naja, Briefe verschicken. Manchmal auch Warensendungen. Meine Aufgabe wird sein, die tabellarii sinnvoll einzusetzen. Organisation, du weißt schon«, erklärte Caius und zuckte mit einer Schulter.
    »Ich bin da auch gespannt, was mich erwartet«, gestand er. Die Informationen in Rom waren ja nicht besonders ergiebig gewesen.

    Die sie begleitende Dame schien ein großes Interesse an alten Gemäuern zu haben, wie Caius amüsiert feststellte. Von den Pyramiden hatte er selbst bereits auch schon viel gehört und natürlich wollte er sie noch besichtigen. Genauso die vielen Tempel der altägyptischen Gottheiten in und um Alexandrien. Es war sicher interessant zu sehen, wie die Heiden ihren Göttern huldigten. Bisher war er nur im Heiligtum der Isis und der Mater Magna in Mogontiacum gewesen, und das war schließlich nicht ganz so heidnisch wie viele der hier ansässigen Tempel.


    »Wie weit ist es denn bis zu den Pyramiden? Ich hätte wirklich Lust, mir diese massigen Bauwerke mal näher anzuschauen«, fragte Caius ihren Führer. Dann sah er Varilia erstaunt an. Kassandros grinste breit. Er bemerkte, dass sie Caius mit ihrem Satz beeindruckt hatte.

    Caius blinzelte ebenfalls verwirrt. Er hätte da schon etwas mehr Reaktion erwartet, aber wenigstens kam überhaupt eine. Er räusperte sich.
    »Also, wie ich es sehe, ist der Absender des Briefes berechtigt, die tiberische Wertkarte zu nutzen. Entweder, du steckst das Geld da wieder ein und ich ziehe die zehn Öcken von der Karte ab, oder aber ich nehme das Geld und ziehe nichts von der Wertkarte ab«, eröffnete er dem Sklaven und sah diesen dann fragend an.
    »Wie ist es dir lieber? Oder deinem Herrn?«

    Fragend sah Caius den neuen Kunden an. Vielleicht hatte er keine Zunge mehr und sprach deshalb nichts?
    »Salve«, versuchte der stationarius es freundlich und sah den Sklaven fragend an. Auf dem Brief war das Siegel der Tiberia zu finden, da fragte er sich, warum der Absender seinem Sklaven Geld mitgegeben hatte, denn die Tiberier besaßen doch eine Wertkarte.

    Arbeit! Kauend legte Caius das Käsebrot fort, wischte sich schnell die Finger ab und schluckte krampfhaft den festen Klumpen herunter. Kurz hustete er.
    »Salve! Germanien? Aber gern. Das macht zehn Sesterzen«, erwiderte er freundlich und griff sich dann das bereitliegende Säckchen. Er entknotete es, nahm die Münzen heraus und gab dem Sklaven dann das Beutelchen zurück.
    »Ich wünsche dir noch einen schönen Tag!« grüßte er freundlich und verabschiedete damit den Sklaven, um sich seinem Mittagessen wieder zu widmen.

    »Vielen Dank, praefectus«, wiederholte Caius noch einmal.
    »Vale.«
    Er neigte grüßend den Kopf, wandte sich dann um und ging zu Kassandros und Katander, um beiden hinaus zu folgen. In gewisser Weise fühlte er sich erleichtert, die aula regia nun verlassen zu können, auch wenn er es sich schlimmer vorgestellt hatte, dem Statthalter Ägyptens gegenüberzutreten.

    Sie wohnten nun schon einige Tage in dem kleinen Zimmer über der Küche. Katander war morgens der erste, der auf den Beinen war. Auch wenn sie seit dem Zwischenfall nur noch das Nötigste miteinander sprachen, verrichtete er doch seine Arbeiten zuverlässig.


    Als er vor dem Frühstück des heutigen Tages Caius rasierte, klopfte es und der Sklave, den sie als Memmos kennengelernt hatten, gab zwei Briefe ab. Einseitig noch stoppelig, warf Caius das Handtuch fort und stand auf, als Katander die Briefe entgegengenommen und der Junge das Zimmer verlassen hatte.
    »Aus Rom?« fragte Caius interessiert.
    »Ja. Von Seiana«, erwiderte Katander schlicht und öffnete die Rolle, um zwei Briefe herauszuschütteln. Elenas Brief behielt er für sich, den von Seiana reichte er Caius, der sich mit einem vorfreudigen Grinsen auf einen der drei Stühle der Sitzecke am Fenster setzte und das Siegel brach. Katander las an Ort und Stelle, gegen die Wand gelehnt. Im Raum herrschte einvernehmliche Stille.

    Diese insula entpuppte sich als infrage kommendes, neues Domizil. Caius fand kaum Aussätziges an der Wohnung im ersten Stock. Sie bot ausreichend Platz für ihn und Katander und nötigenfalls auch für Besuch. Zwar war die Möblierung nicht der Brüller, aber daran konnte man schließlich etwas ändern, nach und nach. Der Mietpreis war ebenfalls erschwinglich, und auch wenn der Vermieter ein komischer Kauz war, so war und blieb die Wohnung die bisher beste, die Caius besichtigt hatte. Inzwischen ärgerte er sich auch mehr über Katander als er enttäuscht von ihm war.


    Kurze Zeit später kamen Caius und der knorrige Kerl wieder aus dem Haus, blieben stehen und schüttelten sich die Hand. Der Vermieter warf Katander noch einen letzten, herablassenden Blick zu, dann ging er die Straße hinunter und Caius kam auf seinen Sklaven zu.
    »Bist du jetzt zufrieden? Bona Dea, Katander! Du verhältst dich manchmal wie ne Frau«, murrte Caius und blieb neben ihm stehen.
    »Wenn du meinst«, entgegnete der Sklave möglichst desinteressiert. Caius verzog das Gesicht.
    »Ich weiß gar nicht, warum du dich überhaupt so anstellst. Was hab ich denn gemacht? Du bist ein Sklave. Meiner, um genau zu sein. Das werd ich wohl erwähnen dürfen.«
    »Ich stelle mich nicht an«, erwiderte Katander grantig.
    »Klar bin ich ein Sklave, ein niederer Mensch, aber so wie heute hast du mich das seit..seit Ewigkeiten nicht mehr spüren lassen, H e r r. Aber gut, ich werd mich daran halten, wenn du das nächste Mal in der Scheiße steckst. Schließlich steht es einem Sklaven nicht zu, sich da einzumischen. Ob das nun ein Senator ist, den du irgendwas total Verrücktes fragst, oder der praefectus Aegypti, vor dem du wie der Trottel vom Lande dastehst!«


    Katander war sauer. Er hatte Caius so gut wie nie als seinen Herren betrachtet, was größtenteils daran lag, dass sie zusammen aufgewachsen waren. Schon sehr viel früher war es stets Katander gewesen, der Caius immer wieder aus dem Schlamassel gezogen hatte. Er würde es sich beim nächsten Mal einfach verkneifen. Und Caius? Dem dämmerte nun auch, dass es Katander um sehr viel mehr ging als kurzweilig die beleidigte lukanische Wurst zu spielen. Mit tief gefurchter Stirn sah er seinen Sklaven an, der natürlich sein Freund war und das ganz bestimmt auch wusste. Gefühlsduselige Momente lagen dem Aelier allerdings so gar nicht, und deswegen schwieg er, dachte sich seinen (für Katander unhörbaren) Teil und wandte sich um, um zum Kapleion Archaon zurückzugehen. Er machte es nicht besser, indem er Katander so stehen ließ, doch jener folgte ihm nach einigen Sekunden der Enttäuschung in einigem Abstand.

    Vor der nächsten insula waren sie mit dem Eigentümer verabredet. Ein hagerer Grieche mit missmutiger Ausstrahlung erwartete sie bereits.
    »Salve, da wären wir. Aelius Archias mein Name«, sagte Caius freundlich.
    »Und der da?« war die Antwort.
    »...ist mein Sklave Katander.«
    »Die Vermittlung sagte mir, es geht nur um einen Römer.«
    »Das äh, stimmt auch. Er ist ja nur mein Sklave«, erwiderte Caius. Damit mochte er gegenwärtig Erfolg haben, doch auf lange Sicht hin hatte er nun ein Problem mit Katander, der seinen Herrn zunächst fassungslos anstarrte, dann gehörig an roter Gesichtsfarbe gewann und sich schließlich beleidigt abwandte.
    »Na gut«, meinte der Bursche, wandte sich um und wollte die Herren hinauf in den ersten Stock führen. Katander rührte sich jedoch nicht vom Fleck, auch nicht, als Caius ihn auffordernd ansah.
    »Ich bleib hier«, entgegnete er bissig, verschränkte die Arme und blickte demonstrativ in eine andere Richtung. Caius zuckte mit den Schultern, wandte sich um und folgte dem Führer hinein. Im nächsten Moment bereute er es bereits wieder, doch er blieb standhaft - im wahrsten Sinne des Wortes, denn Sitzgelegenheiten gab es hier keine.

    Der Wirt blieb. Ob es daran lag, dass Katander die Summe großzügig aufgerundet hatte? Caius verlor keinen Gedanken daran, Katander jedoch warf dem Dicken hin und wieder skeptische Blicke zu, während er kaute.
    »Die nächsten Male sammeln wir dann«, bemerkte Katander und fand das gar nicht mal so schlecht, immerhin war er dann nicht genötigt, jedes Mal Trinkgeld zu geben, was auf lange Sicht hin sparsamer war. 8)


    »Kommen tun wir direkt aus Ostia. Aber meine Heimat liegt in Ravenna«, entgegnete Caius und legte ein abgenagtes Hühnerbein zurück auf den Teller.
    »Ich hab hier eine Stelle im Postdienst angenommen. Gut, in Rom hätte es auch freie Stellen gegeben, aber Alexandrien kenne ich noch nicht.« Es hörte sich einfach abenteuerlicher als Rom an, und genauso stellte sich Caius auch sein Leben hier im Süden vor.
    »Und du? Bist wohl schon immer hier, was?« Dem Beinchen folgte ein Flügel, dessen Haut herrlich krachte, als Caius hineinbiss.

    »Archias«, sagte Caius.
    »Caius Aelius Archias. Freut mich, Lyros. Katander, würdest du Lyros sein Geld geben?«
    Katander tat wie ihm gehießen, löste den Lederbeutel von seiner Gürtung und zählte die Summe ab, die sechzig Drachmen entsprach.
    »Das Essen zahl ich auch gleich«, bemerkte er geistesgegenwärtig, während die zwei Teller samt Sklavenjunge auch bereits auf sie zu steuerten und ihnen das Wasser im Mund zusammenlief. Fragend beäugte Katander den Wirt, damit er ihnen den Preis für das Essen nannte, und fügte dann die entsprechende Summe an. Das mehr oder minder große Häufchen Münzen schob er hiernach Lyros zu, dann verstaute er den Beutel wieder. Caius fuhr etwas zusammen, als ein plötzlicher Knall erklang, der von der Karaffe herrührte, entspannte sich jedoch angesichts des Huhns wieder.
    »Vielen Dank, Lyros«, sagte er noch, dann stürzte er sich ebenfalls auf das Hühnchen. Katander kaute bereits geschäftig.

    Sie ließen einen Ochsenkarren passieren und überquerten dann die Straße. Es war der dritte Tag, den sie nun bereits nach etwas Geeignetem suchten. Eigentlich waren alle guten Dinge ja drei, aber Katander kannte Caius, und seitdem war er sich nicht mehr so sicher.


    »Nummer 77, steht hier«, sagte Caius in diesem Moment und sah sich ratlos um. Auch Katander ließ den Blick schweifen, bis er an einer leicht schrägen 77 hängen blieb. Er stupste Caius an und deutete auf das Haus, das einen recht ordentlichen Eindruck machte.
    »Sieht von außen gar nicht mal so schlecht aus.«
    »Die anderen vier sahen auch nicht schlecht aus von außen«, erwiderte Caius, und Katander seufzte. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zu dem Haus und besahen sich zuerst die Ladengeschäfte im Erdgeschoss der alexandrinischen insula. Zumindest gab es hier kein Fischgeschäft, wie das bei dem letzten Exposé der Fall gewesen war.
    »Na gut, gehen wir mal rein, was?« meinte Caius, passierte den Weinhändler und betrat das Haus. Katander folgte.


    Die kleine Wohnung lag im zweiten Stock, wies ein paar ganz wenige Möbel auf und lag komplett im Schatten. Der erste Eindruck war recht gut, doch dann fand Caius die Latrine, und an deren Stein einen tiefen Riss, aus dem kontinuierlich fürchterlicher Gestank emporstieg. Obwohl Katander versicherte, dass er mit ein wenig opus caementitium den Riss würde beheben können, weigerte sich der Aelier, diese Wohnung zu beziehen. So verließen sie kurz darauf also das fünfte Haus, hakten es ab und wandten sich einem weiteren zu - Caius resigniert, Katander entnervt.