Beiträge von Caius Aelius Archias

    Noch eine Tafel. Und noch eine. Und wieder eine Wachstafel. Und Vortex redete und redete. Inzwischen ging es Caius zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus. Er hatte den Arm auf den Tisch gestützt und den Kopf auf die Hand. Missmutig sah er dem Wachstafelturm beim Wachsen zu. Dann, endlich, legte der tabellarius die letzte tabula vor ihm ab. Caius hatte inzwischen schon Mühe, den Postumier noch zu sehen. Mit einem markerschütterten Seufzer richtete er sich schließlich gequält auf und spähte zu Katander, der am Fenster in der Sonne saß und irgendwas las.


    »Hätt ich das gewusst...« murmelte er halblaut, seufzte erneut und teilte dann Vortex mit, dass er gehen durfte. Sichtlich erfreut verließ der tabellarius den Raum und ließ den Aelier mit der Arbeit zurück: Berichte aus der Provinz, die nun auf seinem Schreibtisch landeten, statt nach Rom transferiert zu werden.
    »Mal sehen, was haben wir denn da.... Sag mal, Katander, hast du die Route für die Inspektion schon fertig? Dann könnte Firas sich bald mal nach Pferden umschauen, die uns lange und zuverlässig tragen.«

    Es war Caius nach wie vor ein Rätsel, wie Lyros überhaupt so viel Kraft aufbringen konnte, um sich fortzubewegen. Andererseits lieferten die üppigen Mahle dem Wirt ganz offensichtlich genügend Energie, dass dieser sich zwischen Theke, Tischen und seiner Unterkunft hin und her bewegen konnte. Und in seiner Beleibtheit war wohl auch die Ursache für seie Vorliebe zu finden, in der Taverne zu bleiben. Caius rechnete nicht damit, dass Lyros ihn jemals besuchen kommen würde, und wenn doch, würde der schmale Treppendurchgang wohl ein erhebliches Problem darstellen.


    »Mach ich«, erwiderte er nur schlicht und grinste schief. Lyros mochte ein ziemlich dicker Sklaventreiber sein, aber im Kern seiner Seele war er eben doch ein herzensguter Mensch (sofern man keiner seiner Sklaven war).
    »Das ist nicht nötig, wir haben ja nicht so viel. Katander packt unser Zeug gerade zusammen. Ach Lyros, ich werd dich vermissen.« Caius streifte den Wirt mit einem gutmütigen Blick und erhob sich selbst ebenfalls. Sein Weinbecher war allenfalls zur Hälfte geleert.
    »Falls hier mal was Größeres steigt oder du wieder diese netten Tänzerinnen bestellst, sagst du mir aber bescheid. Nicht, dass du's einfach vergisst«, ermahnte Caius Lyros spielerisch und reichte ihm dann die Hand.
    »Schuldig bin ich dir ja nichts mehr?« Vielmehr eine höfliche Frage, denn Katander hatte gesagt, alle Rechnungen seien beglichen, und der hatte schließlich die Oberhoheit über die aelianischen Finanzen. 8)



    Sim-Off:

    Vielen Dank für das nette Spiel, ich hoffe, wir können das bald wiederholen! :)

    Zuerst grinste Caius noch breit, als Lyros den Scherz über sich selbst machte. Schon bald aber schlich sich ein schlechtes Gewissen bei ihm ein, und ein wenig zerknirscht hockte er nun da und ließ Lyros einfach reden, zum einen, weil er das Gefühl hatte, es würde ihm gut tun, zum anderen, weil er ohnehin nicht wusste, was er sagen sollte, ohne es noch schlimmer zu machen. Das ging sogar soweit, dass Caius um ein Haar errötet wäre bei den vielen Komplimenten, mit denen Lyros ihn überschüttete. Ganz verlegen musterte er seinen Wein und vergaß darüber sogar, etwas davon zu trinken.


    »Danke«, sagte er ein wenig zerstreut.
    »Ach Lyros, du bist schon ein feiner Kerl. Deine Preise waren immer in Ordnung, und die Würfelabende eine Wucht.« Auch wenn Caius selbst des Öfteren geschummelt hatte - auch wenn es nichts gebracht hatte.
    »Nun mach mal nicht so ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter... Ich bin ja nicht aus der Welt. Komm mal vorbei, wenn du Lust hast, ist die insula Angularis drüben an der via Orientalis. Erster Stock, habitatio Aeliana. Und Katander und ich werden dich auch oft besuchen kommen, immerhin ist das Kapleion die beste Kneipe Alexandriens!« Na, wenn ihn das nun nicht aufbaute, dann wusste Caius auch nicht mehr weiter...


    Sim-Off:

    Vielen Dank! :)

    Zitat

    Original von Nikolaos Kerykes
    Für den fetten Wirt kam diese Nachricht sehr plötzlich. Überrascht blickte er seinen Gast an. "Das ist sicher sehr gut für dich, doch ich werde euch beide als Gäste vermissen, meine Jungs. Naja, trotzdem alles Gute zur neuen Bleibe." Ganz von dem Geld abgesehen, dass der Dauergast in Lyros Kasse gebracht hatte, hing der fette Grieche auch an dem Menschen und seinem lustigen Sklaven selbst. Die beiden hatten ihm viel Vergnügen bereitet. "Memmos!", rief Lyros, doch seine eigentlich feste, durchdringende Stimme war etwas brüchig geworden. Als der Sklavenjunge kam, war Lyros erstaunlich zaghaft in seinem Verhalten ihm gegenüber. Als er ihn aufforderte, Wein zu holen, benutzte der Dicke sogar eine Höflichkeitsfloskel, und seine Stimme war, allen Bemühungen zum Trotz, eher weinerlich als herrisch. Als Memmos mit Wein zurückkehrte, riss Lyros ihm die Kanne aus der Hand und füllte den Wein in zwei Becher, von denen er einen Caius etwas trübselig hinüberschob. Bevor Caius überhaupt seinen Becher anrühren konnte, hatte Lyros den eigenen bereits in einem Zug geleert und schenkte sich nach.


    »Dank dir, Lyros. Wir sind ja nicht aus der Welt. Und ich werde ganz bestimmt für das ein oder andere Würfelspiel vorbeikommen«, erwiderte Caius und grinste breit. Memmos wuselte hinein und wieder hinaus, Lyros schien deprimiert. Und das äußerte sich auch in seinem Handeln, kaum dass der Wein da war. Caius hatte nicht einmal einen Becher gehoben, da war Lyros' Wein schon leer. Mit einer kleinen Sorgenfalte auf der Stirn musterte der Aelier den Griechen, dann seufzte er und schob den Wein erstmal wieder ein Stückchen beiseite.
    »Alles in Ordnung bei dir, Lyros?« fragte Caius vorsichtig nach und legte den Kopf ein wenig schief.
    »Der Laden läuft doch super, ist jeden Abend gerammelt voll.«

    Katander saß inzwischen auf einem weiteren Stuhl und lauschte dem Gespräch zwischen Caius und Firas interessiert. Wenn er jetzt aufpasste, würde Firas nicht später seine Geschichte noch einmal erzählen müssen. Caius hob inzwischen eine Braue und brachte damit sein Erstaunen über das Gehörte zum Ausdruck. Griechisch konnte er also sprechen, was an sich kein Wunder war, sprach man doch in der ägyptischen Provinz griechisch. Es war sogar die Amtssprache. Und Latein, nun, das war offensichtlich. Aber ägyptisch? Da musste Caius gleich nachhaken.
    »Du sprichst auch ägyptisch? Also die Sprache der Nomaden und so? Interessant!« Da würde er ihm vielleicht gleich mal weiterhelfen können, wenn Caius endlich befördert werden würde, denn dann stand zuallererst mal eine Reise durch die Provinz an, um sich von der Ordentlichkeit der anderen stationarii zu überzeugen. Da konnte man nie wissen, was auf dem Weg so passieren würde. Nachdenklich nickte der Aelier.


    »Also ein syrischer Ägypter«, fasste Caius zusammen und grinste breit.
    »Und du kannst dann also Rechnen und kennst dich mit Pferden gut aus? Schreiben kannst du auch?« Caius strich sich übers Kinn und musterte Firas gedankenverloren. Vielleicht konnte er sich dann schon mal nach geeigneten Reittieren umschauen, denn die würden sie brauchen, wenn er diese Inspektionsreise antrat... Andererseits war es auch gut möglich, dass es sich noch ein Jahr hinzog, bis Caius der ranghöchste Beamte des cursus publicus in dieser Provinz war. Wobei er natürlich fleißig darauf hinarbeitete. Er beschloss, dass es nur ein unnötiger Kostenfaktor war, Firas schon jetzt damit zu beauftragen, mit geschultem Auge schnelle und ausdauernde Pferde zu organisieren, und außerdem hätte Caius gegenwärtig auch nicht gewusst, wie er die bezahlen sollte - und er wusste auch noch nicht, was zum Henker Katander für Firas gelähnt hatte...


    »Dreiunzwanzig? Ach ja, das waren noch zeiten...« Caius grinste und tat so, als schwelgte er in Erinnerungen.
    »Naja. Vor vier Jahren war ich noch in Germanien, da war's kalt und ungemütlich. Dagegen ist das Leben hier die reinste Wonne.« Und damit verriet er, dass er dreiundzwanzigplusvier Jahre alt war. :D


    »Was wir so machen?« wiederholte Caius dann die Frage und tauschte einen überraschten Blick mit Katander, der sich seinerseits am Hinterkopf kratzte.
    »Och. Naja, also ich arbeite beim cursus publicus, den kennst du doch sicher? Ist der kaiserliche Postdienst. Da bin ich momentan noch stationarius, also für Alexandrien zuständig, aber ich gebe mir alle Mühe, bald mehr Verantwortung übernehmen zu können.« Damit er zeigen, dass er auch ohne familiäre Stütze zu etwas imstande war und damit er Seiana beeindrucken konnte. Als Caius an die Familie dachte, kam ihm wieder Valerianus in den Sinn, der Quartos Bruder und damit auch sein Verwandter war und der zum neuer Kaiser ausgerufen werden sollte. Oder bereits der neue Kaiser war, so genau wusste das Caius nicht, dafür war Alexandrien einfach zu weit ab vom Schuss. Sicherlich aber würde in der Acta etwas darüber stehen, wenn es soweit war.
    »Naja, und da geht die meiste Zeit für drauf. Acht Stunden am Tag«, schloss er. Und nun schaltete sich Katander ein.
    »Ganz genau, und während er arbeitet, organisiere ich den Haushalt, soweit möglich, oder leiste ihm Gesellschaft. Manchmal unternehmen wir abends etwas.« Wobei dieses Etwas sich auf bankrottmachende Würfelspiele oder beispiellosen Weinkonsum mit anschließenden hochintellektuell-philosophischen Diskussionen reduziert hatte. Manchmal auch beides, was dann allerdings zu Lasten der Philosophie vonstatten ging.
    »Du kennst dich doch hier sicherlich viel besser aus als wir«, sagte Caius plötzlich.
    »Was gibt es denn, dass wir hier mal unternehmen könnten? Ich würde gern die Pyramiden mal sehen, aber unser Führer sagte damals, dass es eine Menge Banditen gibt, die Reisenden auf dem Weg dorthin auflauern. Also haben wir das bisher nicht erwogen.« Was eher bedeutete, dass Katander ihn davon abgehalten hatte, denn Caius wäre schon am nächsten Tag aufgebrochen.
    »Vielleicht gibt es hier auch Pferderennen oder sowas in der Art?« Katander nickte beifällig, er hatte neulich auf dem markt von Hahnenkämpfen und Hunderennen gehört, sich aber noch nicht weiter darüber schlau gemacht.

    Zitat

    Original von Flavia Celerina
    Wahrscheinlich wird sich alles um eine Woche verschieben! ;) Also kein Grund zur Sorge! Wir wurden nicht vergessen! ;)


    Das ist gut. ^^
    Allerdings bezog sich meine Frage nicht darauf, sondern darauf, dass in Ägypten bisher kein CRV angeboten wird, ich den aber trotzdem gern machen möchte. :)

    Als es klopfte, kaute Caius gerade auf seinem stilus herum und überlegte sich, was er tun könnte. Die Listen waren ausgefüllt, neue Büromaterialen bestellt - und Katander befand sich zusammen mit Firas auf dem Markt, um Frühstück zu organisieren. Schnell nahm er die Füße vom Tisch, legte den Griffel weg und hatte bereits ein freundliches Salve auf den Lippen, als er sah, dass es nur Vortex war.


    »Guten Morgen Vortex, du bist aber ziemlich früh dran. Hast du die Sache mit der Passage nach Ostia regeln können? Ich habe....äh, wie? Für mich?« Irritiert blinzelte der Aelier den tabellarius an und nahm den Brief entgegen. Dabei verwunderte ihn umso mehr, dass sich Vortex scheinbar so freute, dass Caius auch mal nen Brief bekam. So drehte er den Papyrus in den Händen, bis sein Blick auf das Siegel fiel - das des legatus ausgusti cursu publico - und da wurde ihm schlagartig mulmig zumute.


    »Der ist ja...« begann er, fuhr jedoch nicht fort, sondern brach das Wachs und entrollte mit fiebrigen Fingern die Schriftrolle. Hiermit ernenne ich...mit Wirkung vom....zum praefectus vehiculorum von Alexandria et... Caius hob den Blick und sah Vortex an, der immernoch grinste.
    »Das...ich...Beförderung....« stammelte Caius vollkommen perplex. Dann realisierte er, dass damit sein Tätigkeitsbereich auf ganz Ägypten ausgeweitet worden war...und dass er nun der Chef des hiesigen cursus publicus war...und er sprang auf, dass sein Stuhl scharrend zurückrutschte.
    »Ich bin befördert worden!« rief er Vortex zu, der immer noch dastand, als hätte er das von Anfang an gewusst. Der nächste Gedanke galt Seiana. Er musste ihr unbedingt schreiben! So vieles war passiert, und mit einem Mal war er außerdem wichtig geworden. Nunja, zumindest wichtiger als vorher. Vielleicht würde sie nun die Erlaubnis bekommen, ihn zu besuchen!

    Wie schaut denn das mit Ägypten aus? Darf man da nicht mitmachen? Ich hatte Callidus schon gefragt, er wollte etwas klären und mir dann Bescheid geben. Aber da die Frist ja nun bald abläuft, frag ich mal hier.

    »Lyros? Hast du einen Moment Zeit?« Caius hatte soeben an die Tür des Gasthausbesitzers geklopft und wartete nun, dass der beleibte Grieche ihn einlassen würde. Einerseits war er genauso erfreut wie Katander, dass sie endlich eine sozusagen eigene Bleibe gefunden hatten, andererseits würde er den alten Draufgänger Lyros vermissen. So manchen Abend hatten sie gemeinsam mit anderen an einem runden Tisch mit Wein und Würfeln zugebracht, und dabei hatte Caius so manchen Sesterz verspielt. So gesehen war es für seinen Geldbeutel sogar doppelt gut, dass er endlich auszog.


    Als Lyros ihn hinein bat, trat Caius ein und grinste den Griechen an.
    »Nabend Lyros. Alles fit?« fragte er und steuerte einen Stuhl an.
    »Also, es ist soweit. Ich hab vorhin einen Mietvertrag unterschrieben«, offenbarte er dem Griechen mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

    Drinnen war es eher stickig als angenehm, obwohl das Haus an sich eigentlich gut durchlüftet war. Im Großen und Ganzen hatte weder Caius noch Katander etwas an der Wohnung auszusetzen, zumindest nicht, bis sie vom Vermieter – der ein wenig später dazustieß - hörten, was er an Miete haben wollte. Bedauerlicherweise ließ der Mann nicht mit sich handeln, und er kam ihnen auch sonst nicht entgegen, sodass sie sich mit dem Versprechen entschuldigten, ihm nach eingehender Beratung Bescheid zu geben. Kaum waren sie draußen und an der nächsten Straßenecke, ergriff Katander das Wort.
    »Zweihundertzehn pro Monat!« Er tippet sich an die Stirn und schüttelte den Kopf.
    »Wahnsinn.«
    »Du sagst es. Soviel verdien ich nicht mal, und was zu essen wär da auch nicht drin. Nur wegen der zentralen Lage. Pah. Aber schön war die Wohnung ja, das muss man zugeben.«
    »Ja. Nur eben nicht für den Preis.«
    »Genau.«
    »Also suchen wir weiter?« Katanders Feststellung klang ein wenig resigniert, nicht zuletzt wegen des Seufzers, der daraufhin folgte.
    »Müssen wir wohl. Ich wollte nicht ewig im Kapleion wohnen. Du etwa?« fragte er und hob eine Braue.
    »Nein. Ich mag den Wirt nicht so.«
    »Ach naja nun, nicht deswegen. Außerdem finde ich Lyros echt nett.«
    »Mh-mh«, machte Katander nur und sparte sich jeden weiteren Kommentar dazu.


    Auch an diesem Tag fanden sie also keine Wohnung, die sie anmieten konnten. Da hieß es weitersuchen, etwas anderes blieb ihnen auch gar nicht übrig. Doch vier Tage später sollten sie endlich fündig werden, zu Katanders Erleichterung. Und es war eine durchaus hübsche Wohnung in einer netten Gegend. Es war zwar ein wenig weiter bis zur Agora und damit zu Caius’ officium, doch fand Katander ohnehin, dass seinem Herrn ein wenig Bewegung gut tun würde. Die monatliche Miete war hier deutlich geringer als beim letzten Exposé, und so war es nur noch eine Formalität, dass Caius den Vertrag unterzeichnete und sie endlich, endlich eine Wohnung in Alexandrien gefunden hatten. Es hatte schließlich nur zweieinhalb Monate gedauert. Jetzt mussten sie nur noch dem Wirt des Kapleion Archaon klar machen, dass sie aus- und umziehen würden.


    – The end –

    Der Sklave schien unsicher, obwohl er doch ein Koloss war – zumindest aus Caius’ Position heraus und in seinem Empfinden. Volltönend und nicht, ohne Katander vorher einen hilfesuchenden Seitenblick zuzuwerfen, verkündete er seinen Namen. Caius runzelte die Stirn. Und wich dieser Firas etwa zurück? Vor ihm? Ein wenig abwesend sah Caius an sich herunter, fand jedoch nicht die ausdrucksstarken Sixpacks, die soeben vor seinem Auge erschienen waren, und so blickte er wieder auf und wandte sich erneut - und nicht weniger sprachlos als dieser - Firas zu. Katander indes hatte die Hände locker vor dem Körper gefaltet und schmunzelte.


    »Ja, das ist Firas. Und Firas? Das ist Caius Aelius Archias«, stellte Katander sie einander vor. Gut, diese Zusammenführung hatte noch nicht so gut geklappt, wie er sich das vorstellte, aber schließlich mussten die beiden ja auch erst mal warm miteinander werden, sagte er sich. Er konnte Caius und Firas ja schlecht in den Sand schicken, zum Burgenbauen, wie er selbst das damals gemacht hatte mit seinem Herrn, vor schätzungsweise paar’n zwanzig Jahren. Obwohl die Vorstellung durchaus etwas Witziges hatte.
    Auch Katander bemerkte, wie Firas ein wenig zurückwich, bis er ans Geländer stieß. Fragend hob er eine Braue, beließ es jedoch dabei, ohne einen Kommentar dazu abzugeben. Caius sah nun ihn an, nicht mehr Firas. Und seine Miene verriet Ungeduld der negativeren Sorte, was an sich schon selten und damit nicht unbedeutend war. Katander löste seine Finger und zuckte mit den Schultern.
    »Hm?« machte er in dem Versuch, unschuldig zu wirken, und lächelte aufmunternd. Dass es nichts half, wusste er bereits vorher.
    »Komm mal mit«, war die unheilschwangere Antwort seines Herrn, ihm zugedacht mit einem grimmigen Blick.
    »Warte bitte mal kurz«, wies er Firas an, dann erhob er sich und strebte nach drinnen, wohin Katander ihm nach einem aufmunternden Blick zu Firas folgte.


    »Sag mal, hast du sie noch alle?« eröffnete Caius dann den Disput und tippte sich an die Stirn.
    »Ich sag zu dir, ‚geh das kaufen, was wir dringend brauchen’, und du kommst mit nem Sklaven heim? Ich fass es nicht...« Hier schüttelte Caius nun den Kopf und stöhnte gemartert.
    »Naja...ich dachte mir...« Was genau hatte er sich noch mal gedacht dabei?
    »Äh, er ist sicher eine Hilfe. So, bei Ausflügen. Und die Pyramiden willst du ja schließlich besuchen! Er weiß eine Menge von Pferden, und er, äh, spricht drei Sprachen und kann rechnen und schreiben und lesen. Er ist sicher ein toller Leibwächter... Und ich meine, ich war dazu noch nie geeignet, bei meiner Statur. Und wenn du mal ein großer Mann bist, wirst du treue Männer brauchen, die dich beschützen, also dachte ich mir, kannst du schon mal üben.« Katander künstelte ein gewinnendes Lächeln dahin, und Caius strich sich durch den nicht vorhandenen Bart und dachte nach.
    »Hm! Eigentlich gar nicht so dumm«, murmelte er nach einer Weile. Und Katander wirkte ja nun wirklich so, als würde ihn schon ein etwas stärkerer Windstoß umhauen.
    »Das heißt, bis auf die Tatsache, dass wir mit dem, was ich verdiene, gerade selbst so über die Runden kommen. Wie hast du dir das gedacht?«
    »Öhm. Naja, du wirst über kurz oder lang sicher mal befördert werden. Meinst du nicht?« erwiderte Katander zaghaft und lächelte. Caius wiegte den Kopf.
    »Ich hoff es doch. Nur wie die meine Leistung beurteilen wollen, frag ich mich. Ist ja keiner hier außer mir. Naja. Aber gut. Wird schon schief gehen. Und wenn Seiana mich dann mal besuchen kommt, hab ich gleich auch jemand fähigen da, der sie beschützen kann«, schloss Caius und steuerte bereits wieder die Terrasse an. Katander runzelte missbilligend die Stirn.
    »Naja, soo unfähig war ich bisher ja wohl auch nicht...« murmelte er leise und folgte seinem Herrn.


    Zurück auf dem Balkon wirkte Caius neugieriger und freundlicher, als es eben noch der Fall gewesen war. Mit unverhohlenem Interesse musterte er nun Firas und setzte sich wieder. Neben der Liege befanden sich noch zwei recht bequem anmutende Sessel mit Armlehnen und ein kleiner, kreisrunder Tisch auf dem Balkon. Auf einen der Sessel deutete Caius nun, und Katander setzte sich bereits.
    »Setz dich, Firas. Tja, hm, also, ich will ehrlich sein. Ich war eben ganz schön überrascht, dass Katander dich mitgebracht hat. Aber ich denke, wir werden uns schon aneinander gewöhnen. Stammst du hier aus Ägypten?« wollte Caius wissen.
    »Ich bin selbst noch nicht so lang hier, musst du wissen. Ein paar Monate. Eigentlich komme ich aus Ravenna – kennst du Ravenna? – das ist eine Hafenstadt im Nordosten Italias. Hm, Katander sagte, dass du lesen und schreiben kannst, und rechnen. Und dass du drei Sprachen sprichst. Griechisch und Latein, nehme ich an, und welche noch? Erzähl mal ein bisschen von dir, und frag mich, was du von mir wissen möchtest.«



    Sim-Off:

    Wenn du auf "antworten" klickst, erscheint auch automatisch der richtige Thementitel und es gibt kein Kuddelmuddel, wenn mal mehrere Szenen in diesem Hausthread laufen. :)

    Nach einem langen und ereignislosen Tag hatte sich Caius ein wenig Entspannung zwar nicht verdient, aber er nutzte sie trotzdem gern. Katander hatte er mit ein wenig Geld auf den Fremdenmarkt geschickt, damit er 'das kaufte, was sie dringend noch brauchten'. Für Caius ließ diese Phrase nur einen geringen Spielraum, für Katander aber war es durchaus eine dehnbare Begrifflichkeit. Und so hatte der Sklave, während sein Herr auf dem Balkon in der Nachmittagssonne ein Nickerchen machte, ganz pflichtbewusst das eingekauft, was sie dringend brauchten - auch wenn er eine etwas andere Vorstellung davon gehabt hatte als sein Herr.


    So kam es, dass Katander nun die Treppe in - bisher recht schweigsamer - Begleitung hinaufstieg, die Tür aufschloss und fröhlich seine Rückkehr verkündete.
    »Da bin ich wieder...« Keine Antwort.
    »Du, Firas, am besten, du kommst gleich mit. Bringt gar nichts, hier zu warten und sozusagen als Überraschung aus der Torte zu hüpfen... Besser ist es, wenn.... Ach. Komm einfach mal mit.« Und damit deutete Katander durch das kleine Wohnzimmer nach draußen, wo ein Arm seines Herren träge von einer Liege herunterbaumelte und deutlich machte, dass er wohl schlief. Es machte wohl keinen Sinn, zuerst Firas und dann Caius auf die Begegnung vorzubereiten. Katander baute sich neben Caius auf und wartete, bis seine Neuerwerbung es ihm gleich getan hatte. Dann...
    »Caius!«


    Abrupt wurde jener aus seiner traumversonnenen Umgebung gerissen und blinzelte ins Sonnenlicht, das ihn blendete. Caius grunzte etwas Unverständliches und hob eine Hand, um das Licht abzuschirmen, dann warf er erneut einen Blick zu seiner Rechten.
    »Ka....« begann er, verstummte jedoch, als er den großen Fremden neben seinem Sklaven sah. Hastig setzte er sich auf und starrte beide entgeistert an.
    »Hgnh! Das....wer ist das? Wer bist du?«


    INSVLA ANGVLARIS


    [Blockierte Grafik: http://img81.imageshack.us/img81/425/insulatl6.jpg]


    Von der Via Argeus zweigt eine kleine Seitenstraße ab, deren Name Via Orientalis lautet und die in ihrem weiteren Verlauf direkt an den nördlichen Zipfel des Paneions stößt. Genau an dieser Ecke befindet sich eine hübsche insula der Mittelklasse. Im Untergeschoss befindet sich ein derzeit leerstehendes Ladenlokal, das erste Geschoss beherbergt auf der linken Seite seit kurzem einen Mieter namens Caius Aelius Archias. Die Wohnflächen rechts und der zweite Stock sind ebenfalls vermietet.

    Caius sahe seinen Besucher ein wenig verwirrt an. Sechs Tage waren für ihn schon viel zu lange gewesen. Noch mal die Hälfte hintendran gehangen...da wäre er wohl gestorben auf hoher See.
    »Verfranst? Aber Süden ist doch Süden...«, gab Caius verwundert zurück, zuckte dann aber mit den Schultern.
    »Ich? Hmm. Also, wenn du Lust am Reisen kannst, kannst du tabellarius bei der Post werden. Die Stelle des stationarius ist ja schon besetzt«, witzelte der Aelier und grinste kurz.
    »Na im Ernst. Also, die Verwaltung sucht eigentlich immer irgendwelche Schreiber, das Museion auch. Das Militär nimmt auch so gut wie jeden...aber sonst wüsste ich gerade nichts. Was hast du dir denn so vorgestellt?« fragte er.
    »Freut mich, Scipio. Wenn du Lust hast, können wir ja mal was zusammen unternehmen. Hab gehört, die Thermen hier sind der Knaller.«

    Der Brief fand über einen Umweg durch Caius' Hände schnell den ihm vorbestimmten Platz im Gesamtgefüge dieses Postbüros - dem Ablagekorb für Italien. Unwillkürlich musste er grinsen, als der Fremde von seiner Aversion gegen Schiffe sprach. Ein Gelcihgesinnter!


    »Oh ich mag die Schi....eißdinger genausowenig wie du, glaube ich. Ich war heilfroh, als ich endlich hier ankam. Kommst du auch aus Rom? Wie lange habt ihr gebraucht? Bei uns gab es einen Sturm, ganze sechs Tage hat die Überfahrt gedauert. Die schlimmsten sechs Tage meines Lebens. Naja, des letzten halben Jahres«, erzählte Caius und deutete auf den Stuhl, der für die wenigen Besucher bereitstand, die nicht nur ihre Sklaven schickten. Dabei schob er die Münzen über den Schreibtisch und sortierte sie eine nach der anderen in die Schublade, in welcher das Geld gesammelt wurde.


    Überrascht sah er auf, als der Mann von seiner Arbeit sprach. Ein wenig verdrießlich grinste Caius und zuckte mit den Schultern.
    »Ich habe nach Arbeit gesucht und eine Herausforderung angenommen«, sagte er.
    »Ich kannte Ägypten noch nicht. Nicht dass ich das jetzt täte, ich habe bisher auch nur Alexandrien gesehen, und selbst hier mit Sicherheit nicht jede Ecke. Aber mich hat die Aussicht gereizt, mir hier einen Namen verdienen zu können. Ah - ich bin übrigens Caius Aelius Archias!« sagte Caius und hielt dem Besucher die Hand hin.
    »Dass hier so wenig Besucherverkehr ist, das hätte ich nicht vermutet. Nun ja, ich versuche, das beste daraus zu machen. Suchst du auch Arbeit, oder warum fragst du?«