Der Sklave schien unsicher, obwohl er doch ein Koloss war – zumindest aus Caius’ Position heraus und in seinem Empfinden. Volltönend und nicht, ohne Katander vorher einen hilfesuchenden Seitenblick zuzuwerfen, verkündete er seinen Namen. Caius runzelte die Stirn. Und wich dieser Firas etwa zurück? Vor ihm? Ein wenig abwesend sah Caius an sich herunter, fand jedoch nicht die ausdrucksstarken Sixpacks, die soeben vor seinem Auge erschienen waren, und so blickte er wieder auf und wandte sich erneut - und nicht weniger sprachlos als dieser - Firas zu. Katander indes hatte die Hände locker vor dem Körper gefaltet und schmunzelte.
»Ja, das ist Firas. Und Firas? Das ist Caius Aelius Archias«, stellte Katander sie einander vor. Gut, diese Zusammenführung hatte noch nicht so gut geklappt, wie er sich das vorstellte, aber schließlich mussten die beiden ja auch erst mal warm miteinander werden, sagte er sich. Er konnte Caius und Firas ja schlecht in den Sand schicken, zum Burgenbauen, wie er selbst das damals gemacht hatte mit seinem Herrn, vor schätzungsweise paar’n zwanzig Jahren. Obwohl die Vorstellung durchaus etwas Witziges hatte.
Auch Katander bemerkte, wie Firas ein wenig zurückwich, bis er ans Geländer stieß. Fragend hob er eine Braue, beließ es jedoch dabei, ohne einen Kommentar dazu abzugeben. Caius sah nun ihn an, nicht mehr Firas. Und seine Miene verriet Ungeduld der negativeren Sorte, was an sich schon selten und damit nicht unbedeutend war. Katander löste seine Finger und zuckte mit den Schultern.
»Hm?« machte er in dem Versuch, unschuldig zu wirken, und lächelte aufmunternd. Dass es nichts half, wusste er bereits vorher.
»Komm mal mit«, war die unheilschwangere Antwort seines Herrn, ihm zugedacht mit einem grimmigen Blick.
»Warte bitte mal kurz«, wies er Firas an, dann erhob er sich und strebte nach drinnen, wohin Katander ihm nach einem aufmunternden Blick zu Firas folgte.
»Sag mal, hast du sie noch alle?« eröffnete Caius dann den Disput und tippte sich an die Stirn.
»Ich sag zu dir, ‚geh das kaufen, was wir dringend brauchen’, und du kommst mit nem Sklaven heim? Ich fass es nicht...« Hier schüttelte Caius nun den Kopf und stöhnte gemartert.
»Naja...ich dachte mir...« Was genau hatte er sich noch mal gedacht dabei?
»Äh, er ist sicher eine Hilfe. So, bei Ausflügen. Und die Pyramiden willst du ja schließlich besuchen! Er weiß eine Menge von Pferden, und er, äh, spricht drei Sprachen und kann rechnen und schreiben und lesen. Er ist sicher ein toller Leibwächter... Und ich meine, ich war dazu noch nie geeignet, bei meiner Statur. Und wenn du mal ein großer Mann bist, wirst du treue Männer brauchen, die dich beschützen, also dachte ich mir, kannst du schon mal üben.« Katander künstelte ein gewinnendes Lächeln dahin, und Caius strich sich durch den nicht vorhandenen Bart und dachte nach.
»Hm! Eigentlich gar nicht so dumm«, murmelte er nach einer Weile. Und Katander wirkte ja nun wirklich so, als würde ihn schon ein etwas stärkerer Windstoß umhauen.
»Das heißt, bis auf die Tatsache, dass wir mit dem, was ich verdiene, gerade selbst so über die Runden kommen. Wie hast du dir das gedacht?«
»Öhm. Naja, du wirst über kurz oder lang sicher mal befördert werden. Meinst du nicht?« erwiderte Katander zaghaft und lächelte. Caius wiegte den Kopf.
»Ich hoff es doch. Nur wie die meine Leistung beurteilen wollen, frag ich mich. Ist ja keiner hier außer mir. Naja. Aber gut. Wird schon schief gehen. Und wenn Seiana mich dann mal besuchen kommt, hab ich gleich auch jemand fähigen da, der sie beschützen kann«, schloss Caius und steuerte bereits wieder die Terrasse an. Katander runzelte missbilligend die Stirn.
»Naja, soo unfähig war ich bisher ja wohl auch nicht...« murmelte er leise und folgte seinem Herrn.
Zurück auf dem Balkon wirkte Caius neugieriger und freundlicher, als es eben noch der Fall gewesen war. Mit unverhohlenem Interesse musterte er nun Firas und setzte sich wieder. Neben der Liege befanden sich noch zwei recht bequem anmutende Sessel mit Armlehnen und ein kleiner, kreisrunder Tisch auf dem Balkon. Auf einen der Sessel deutete Caius nun, und Katander setzte sich bereits.
»Setz dich, Firas. Tja, hm, also, ich will ehrlich sein. Ich war eben ganz schön überrascht, dass Katander dich mitgebracht hat. Aber ich denke, wir werden uns schon aneinander gewöhnen. Stammst du hier aus Ägypten?« wollte Caius wissen.
»Ich bin selbst noch nicht so lang hier, musst du wissen. Ein paar Monate. Eigentlich komme ich aus Ravenna – kennst du Ravenna? – das ist eine Hafenstadt im Nordosten Italias. Hm, Katander sagte, dass du lesen und schreiben kannst, und rechnen. Und dass du drei Sprachen sprichst. Griechisch und Latein, nehme ich an, und welche noch? Erzähl mal ein bisschen von dir, und frag mich, was du von mir wissen möchtest.«
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