Seit der Putzaktion waren ein paar Tage vergangen, und der Keller war blitzte genau wie der Rest vom Haus. Siv hatte noch den gesamten zweiten Tag und ein Gutteil des dritten gebraucht, um ihn so sauber zu bekommen, dass es auch Mathos Ansprüchen genügte – die noch einmal um ein gutes Stück gewachsen zu sein schienen, so kam es ihr jedenfalls vor –, und sie war zu erschöpft gewesen, um sich viele Gedanken zu machen über irgendetwas. Dennoch schien etwas in ihrem Bewusstsein zu haften, schien dort herum zu geistern, oder eher: in ihrem Unterbewusstsein. Sie konnte sich nicht wirklich bewusst an den Traum erinnern, nicht an den ganzen, hieß das – sie wusste, dass sie wieder Zuhause gewesen war… und dass Corvinus sie begleitet hatte. Aber vieles davon waren Bilder, flüchtige Eindrücke. Die meisten waren mit positive Empfindungen verknüpft. Aber es gab auch Verwirrung und Zweifel, und sie wusste nicht einmal genau wieso. Sie wusste nur, dass es sie beschäftigte, und sie war sich nicht sicher, ob sie froh sein sollte über ihre Strafe, die ihr kaum Zeit zum Grübeln ließ, oder nicht.
Als die Putzaktion dann endlich vorbei war, war Siv nicht die einzige, die aufatmete – ungefähr einen halben Tag. Dann verkündete Matho, dass sich der Putzaktion sich die Entrümpelungsaktion anschließen würde. In seiner unendlichen Güte ließ er ihnen den restlichen Tag, um die anderen Arbeiten zu erledigen, die angefallen und liegen geblieben waren, als sie geputzt hatten, aber am nächsten ging es dann weiter – es wurde aussortiert und fortgeschafft. Und die Villa war groß, und sie waren nicht sonderlich viele. Jeden Abend fiel Siv erschöpft ins Bett, ohne sich großartig mit den seltsamen Gedanken zu beschäftigen, die durch ihren Kopf zogen, als wäre es nicht ihrer. Sie wusste, dass es nicht so weitergehen konnte, aber zumindest im Moment war es eine Lösung. Am dritten Tag der Entrümpelungsaktion passierte es dann. Siv war gerade in dem Raum, den Corvinus während seiner Amtszeit in Germanien als Officium genutzt hatte und sah die Sachen durch, um die auszusortieren, die entweder ganz weg sollten oder mitgenommen werden würden. Da fiel ihr auf einmal ein Briefbeschwerer in die Hand, in Form eines liegenden Löwen, die Vorderpranken locker gekreuzt, der Kopf stolz erhoben. Der Löwe… sein Wappen. Seine Familie. Sie meinte in der Miene des Löwen die gleiche lässige Überlegenheit zu erkennen, die sie so oft bei ihm gesehen hatte. Der Hauch von Arroganz, der ihm gelegentlich innewohnte, gerade so viel, dass es zu spüren war, aber nicht so viel, dass es negativ aufgefallen wäre. Sehnsucht wallte plötzlich in ihr auf, und sie wusste nicht wonach – sie sehnte sich nach ihm, und gleichzeitig sehnte sie sich nach etwas, was sie als Heimat bezeichnet hätte, nur wie konnte das sein, Rom war nicht ihre Heimat, er war nicht ihre Heimat… Verwirrt und zutiefst verunsichert drehte sie den Löwen in ihrer Hand, bevor sie ihn kurz entschlossen zu den Sachen stellte, die mitgenommen werden sollten.
Und sie zeigt ihm, was ihr wichtig ist. Die Plätze, an denen sie als Kind gespielt hat. Die Schmiede, in der sie so viel Zeit verbracht hat. Das Haus, in dem sie aufgewachsen ist. Sie führt ihn durch das Dorf, grüßt die Menschen und erklärt ihm, wen sie gerade sehen – zwei von ihnen, von ihren Brüdern, die, mit denen sie das innigste Verhältnis hat, stellt sie ihm vor. Und weiter geht es, in den Wald hinein, zu den Orten, die sie so liebt. Sie zeigt ihm die uralte Eiche, in deren knorrigen Ästen Naturgeister hausen, die man flüstern und wispern hören kann, wenn man mit geschlossenen Augen darunter sitzt und Ohr und Herz öffnet. Sie zeigt ihm den kleinen Hain aus Birken, in dessen Mitte eine klare Quelle sprudelt, die Tag und Nacht Geschichten erzählt und Lieder singt. Sie zeigt ihm die Trauerweide, an deren Stamm ein moosüberwucherter Felsbrocken liegt, der Schauplatz ist für Tänze im Mondschein – für die Kreaturen des Waldes und der Nacht ebenso wie für sie. Sie führt ihn hinunter an das Ufer des Baches, weiter den Lauf entlang, wo der Wald düsterer und geheimnisvoll wirkt, bis das Wasser ein paar Felsen hinabstürzt in einen tiefen, dunklen Tümpel hinein – und zeigt ihm dort die kleine Höhle, die für sie ein heiliger Ort ist, seit sie sie das erste Mal betreten hat. Ihre erste eigene Opferung hat sie dort vollbracht, und es ist nicht ihre letzte geblieben. Freya hat sie hier Gaben dargebracht, Thor und Odin, aber vor allem Hel. Alle diese Orte sind privat, nur wenige hat sie – mit noch weniger Menschen – je geteilt, hat offenbart, wie viel sie ihr bedeuten – aber dieser letzte Ort ist ihr privatester, ist ihr letzter Rückzugsort. Wenn sie wütend war, verletzt, traurig, oder auch einfach nur glücklich, ist sie hierher gekommen, hat ihre Gedanken und Gefühle mit ihrer Schutzgöttin geteilt. Wenn sie mit niemandem reden konnte, hier hat sie das Gefühl gehabt, Verständnis zu finden und ein offenes Ohr. Nie hat sie jemanden mitgenommen, nie hat sie jemandem auch nur davon erzählt. Bis zu diesem Moment.
Jetzt liegt sie mit ihm am Ufer eines kleinen Sees, so kristallklar, dass man fast bis zum Grund sehen kann. Die Nachmittagssonne lässt das Wasser glitzern, und gelegentlich taucht ein Fisch auf oder fällt ein Blatt darauf, bringt die glatte Oberfläche zum Erzittern, zum Kräuseln, bricht die Flüssigkeit in funkelnde Kristalle und löst konzentrische Kreise aus, die sich ausbreiten und schließlich in winzigen Wellen ans Ufer schwappen. Sie atmet tief ein und genießt die Atmosphäre, genießt es, einfach dazuliegen, den Himmel zu betrachten und seine Gegenwart zu spüren. Sie fühlt seinen Blick auf sich, wie er sie betrachtet, aber sie wendet den Kopf nicht, sieht weiter hoch zum Himmel und bleibt still liegen, lässt ihm Zeit, wartet und genießt es zugleich. Wie von einer unsichtbaren Hand gestreift, löst sich auf einmal ein Träger ihres Kleides von seinem Sitz auf ihrer Schulter und rutscht träge hinab, entblößt nackte Haut, aber sie rührt sich immer noch nicht, schiebt ihn nicht zurück. Die Sonnenstrahlen wärmen ihre Haut, und tief atmet sie an, als sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnimmt und im nächsten Moment seine Hand spürt, an ihrer Schulter, in ihren Haaren. Kurz darauf beginnen seine Lippen, über ihre Haut zu wandern, und sie neigt den Kopf zur anderen Seite, streckt den Hals und seufzt genießerisch, während ihr Atem sich um eine Winzigkeit beschleunigt. Sie reagiert auf seine Liebkosungen wie eine Blume, die sich zur Sonne hin öffnet, und sie wundert sich noch nicht einmal darüber, sie nimmt es einfach hin. Sie bleibt immer noch ruhig liegen, als sich seine Lippen wieder von ihr lösen, und erst, als sie seine Stimme hört, die Frage vernimmt, dreht sie den Kopf und sieht ihn an.
"Fehlt es dir?" Sie schweigt, zunächst. Sie sieht nicht zu den Rauchsäulen, auf die er deutet, aber sie weiß auch so, was er meint. Zögernd zieht sie die Unterlippe zwischen die Zähne, ebenso zögernd lässt sie sie wieder los, bevor sie schließlich antwortet. "Ich weiß es nicht." Jetzt sieht sie doch in die Richtung, in der ihr Dorf liegt. Sie atmet tief ein, fühlt sich ratlos. Natürlich fehlt es ihr, irgendwie. Aber das seltsame Gefühl, das sie hatte, als sie ihren Neffen gesehen hat, ist während der kleinen Führung stärker geworden. "Es fehlt mir, ja. Sie fehlen mir. Das werden sie wohl immer, einem Teil von mir." Wieder schweigt sie für einen Moment, bevor sie zögernd, leise, hinzusetzt: "Aber ich weiß nicht, ob ich dort noch hingehöre." Sie meint sein Erstaunen spüren zu können, obwohl sie erst nach einer kleinen Weile wieder den Kopf zu ihm dreht. Gerade noch rechtzeitig, um seine Zungenspitze zu sehen. "Was lässt dich zweifeln?" Ja, was lässt sie zweifeln? Es ist nicht nur die Tatsache, dass sie lange genug fort gewesen ist, dass ihr Neffe sie nicht mehr erkennt. Es verstärkt nur, was ohnehin schon da ist, das Gefühl, dass ihr Platz nun woanders ist. Dass ihr Platz an seiner Seite ist, wo auch immer das sein mochte. Sie sieht ihn an, die vertrauten Gesichtszüge, und sie spürt eine Welle von warmer Zärtlichkeit in sich aufsteigen. Zum ersten Mal realisiert sie es wirklich. Was der Mann neben ihr ihr tatsächlich bedeutet. Sie hat es ihrem Vater bereits gesagt, aber erst jetzt wird es ihr bewusst – sie erkennt es mit einer solchen Klarheit, beinahe übernatürlichen Schärfe, dass es ihr den Atem wegnimmt: Sie liebt ihn. Ohne jede Erwartung, ohne Bedingung. Nur das: Sie liebt ihn.
Dennoch ist sie sich nicht sicher, was sie antworten soll. Ob sie ihm sagen soll, was ihr klar geworden ist. Oder ob sie ausweichen soll. Sie haben so viel geteilt, und sie weiß, spürt, hofft, dass sie ihm nicht egal ist, dass sie ihm auch etwas bedeutet. Aber selbst wenn er ebenso empfindet wie sie… Sie weiß, dass es nicht sein kann. Aber sie kann sich nicht selbst belügen, und sie kann ihn nicht belügen. Auch das weiß sie. Und noch bevor sie zu einer Entscheidung kommen kann, bevor auch nur wirklich auffallen kann, dass sie mit der Antwort zögert, fallen auf einmal Tropfen vom Himmel. Er springt auf, fasst ihre Hand und zieht sie hoch, aber schon nach wenigen Schritten sind sie bereits durchnässt, und sie bleiben stehen, mitten im Regen. Sie steht dicht vor ihm, so dicht, dass sie die Wärme seines Körpers spüren kann. Sieht das Wasser in seinen Haaren perlen und sein Gesicht hinabrinnen. Das Rauschen des Regens löscht jeden anderen Laut, umgibt sie wie einen Kokon und vermittelt ihr das Gefühl, dass es nur noch ihn und sie gibt auf der Welt. Er beugt sich zu ihr, und noch bevor sie reagieren kann, haben seine Lippen schon die ihren gefunden, und bereitwillig teilen sie sich, gewähren ihm Einlass und erwidern sein leidenschaftliches Spiel. Wie von selbst heben sich ihre Arme und legen sich auf seine Schultern, um seinen Nacken, lässt sich von ihm an sich pressen und drängt sich ihm noch mehr entgegen. Sie sehnt sich nach ihm, und sie lässt keinen Zweifel daran, während eine ihrer Hände hinabgleitet und sich einen Weg sucht durch nassen Stoff, bis ihre Finger auf regenfeuchte, heiße Haut treffen.
Ihre Lippen scheinen miteinander zu verschmelzen, während sich auch ihre zweite Hand dazu gesellt und sich beide daran machen, die einfachen Verschnürungen zu lösen, die sein Gewand zusammenhalten. Sie braucht nicht lang dafür, und als sein Oberkörper ohne Schutz dem warmen Regen ausgesetzt ist, lösen sich ihre Lippen erstmals wirklich von seinen. Atemlos sieht sie ihn an, legt beide Hände an sein Gesicht. Zieht ihn erneut zu sich und schmeckt ihn erneut, lässt ihre Zunge mit seiner spielen, bevor ihre Hände auf seine Schultern sinken und ihr Mund beginnt, hinab zu wandern. Sie küsst die Tropfen von seiner Haut, erforscht seinen Hals, seine Schultern, seine Brust mit Lippen und Zunge und Zähnen. Hunger lodert in ihr auf, beinahe unstillbar erscheint er ihr. Mit jeder Berührung zeigt sie ihm, lässt ihn spüren, wie sehr sie nach ihm giert, und jede Berührung schürt ihren Hunger nur noch mehr. Der Regen prasselt weiter auf sie herab, rinnt an ihr hinunter, sucht sich seinen Weg bis auf ihre Haut, aber sie achtet nicht mehr darauf. Mit Fingern und Lippen zeichnet sie die Konturen seiner Muskeln nach, erforscht, erkundet, worauf sie lang, viel zu lang, so erscheint es ihr, verzichtet hat. Ihre Finger gleiten tiefer, lösen seine Beinlinge, und ihr Mund verzieht sich zu einem Lächeln, als sie seine Reaktion spürt, während gleichzeitig Hitze in ihr selbst aufflammt. Sie richtet sich wieder auf, macht einen Schritt vorwärts, presst ihren Körper an den seinen, legt eine Hand auf seine Schulter und drängt ihn mit sanftem Druck nach unten, wo er auf dem Rücken zu liegen kommt. Ihre Hände stützen sich rechts und links von seinem Kopf ab, während sie auf ihm liegt, und ihr Mund umspielt ein verheißungsvolles Grinsen, bevor sie ihre Lippen wieder auf seine Haut senkt und sie nach unten wandern lässt, immer weiter nach unten. Ihr Körper scheint zu brennen, und das Pochen in ihrem Unterleib fordert etwas ganz anderes, aber dieses Mal möchte sie ihn verwöhnen, so lange er sie lässt, und so setzen Finger und Lippen ihr Spiel fort, dort, worauf sich ihre ganze Lust konzentriert.
Sie genießt jeden Moment, in dem sie freie Hand hat, in dem er sie gewähren lässt und sie ihn in allen Einzelheiten entdecken kann. Und sie nutzt jeden davon, ahnt sie doch, dass ihre Zeit begrenzt ist, dass jeder Augenblick, der verstreicht, sich fast qualvoll in die Länge zieht, sie dem Moment näher bringt, in dem er die Führung übernehmen wird. Sie will, dass es passiert, und gleichzeitig will sie es noch hinauszögern, will ihm weiter schenken, was sie ihm geben kann, und genau das tut sie. Seine Hand krallt sich in ihr Haar, in einer Geste, die gleichzeitig haltsuchend wie antreibend scheint, und sie reagiert auf letzteres, intensiviert ihre Bemühungen noch, während ihr eigener Körper mehr und mehr danach schreit, eins zu werden mit ihm. Regentropfen prasseln auf ihren Rücken, treffen mit dumpf klingenden Lauten auf den vollgesogenen Stoff ihres Kleides, während es um sie herum platscht und zischt und rauscht, so heftig kommt das Wasser vom Himmel herunter. Immer größer wird das Verlangen, immer schwerer fällt es ihr, ihm nicht nachzugeben, und als ob er das spürt, zieht er sie auf einmal hinauf, zu sich. Von einem Moment zum nächsten treffen die Regentropfen auf Haut anstatt auf Stoff, perlen an ihrem nackten Rücken hinab, zeichnen Muster darauf, während ihr Schoss zu brennen beginnt, als sie endlich eins werden. Ihr Herz rast, ihr Atem geht keuchend und ihr Rücken biegt sich durch, während Schauer um Schauer sie durchlaufen. Eingespielt sind sie, kein Zögern ist da, kein Zaudern, nur Reaktionen aufeinander und miteinander, bekannt, vertraut und doch immer wieder neu. Mit geschlossenen Augen folgt sie seinen Bewegungen, fügt ihre hinzu und erschafft mit ihm einen gemeinsamen Rhythmus, der beiden schließlich Genugtuung bringt.
Langsam lässt sie sich hernach sinken, legt ihren Kopf auf seine Schulter, während Atem und Herzschlag sich nach und nach wieder beruhigen und sie dem Nachhall der verklingenden Lust in sich lauscht. Ein erschöpftes, gleichwohl zufriedenes, wohliges Lächeln umspielt ihre Mundwinkel. Als er sie zu sich zieht, auf seine Seite, mischt sich Zärtlichkeit in das Lächeln, und sie schmiegt sich an ihn, ihre Beine mit seinen verschlungen, ihr Arm über seinem Oberkörper, ihre Fingerspitzen an seinem Kinn, ihr Kopf nach wie vor an seiner Schulter. Wieder ist es erst seine Stimme, die sie dazu bringt, sich mit seiner bloßen Nähe nicht mehr zufrieden zu geben, ihn anzusehen. "Zweifelst du?" Sie muss nicht überlegen. "Nein", antwortet sie leise, aber nichtsdestotrotz in einem Tonfall, der verrät, dass sie die Wahrheit sagt. "Nein", wiederholt sie noch einmal, und dann: "Und du?"
Langsam glitt Siv ins Wachsein. Sie räkelte sich unter der Decke, wusste nicht was sie aus den Tiefen des Traums befördert hatte, dachte auch nicht weiter darüber nach, war sie doch noch zu gefangen darin. Im Haus war es stockdunkel, nichts rührte sich – es musste noch mitten in der Nacht sein. Und du… Schwerelos schwebten die Worte durch ihr Bewusstsein, hallten, substanzlos und schwer greifbar. Zu träge war ihr Geist, ganz im Gegensatz zu ihrem Körper. Ihr Atem, der während des Traums rasant angestiegen war und sich dann wieder beruhigt hatte, wurde wieder schneller, und ebenso reagierte ihr Herz, als sie sich in die Erinnerung verstrickte an das, was sie im Schlaf erlebt hatte. Ihre Hände wanderten, streichelten, liebkosten und fanden schließlich den Weg zu pulsierender Hitze, während ihr Atem keuchend ging und ihr Herzschlag raste, immer weiter, immer schneller, bis sich die Anspannung schließlich mit einem Schlag entlud. Ermattet lag sie anschließend da, die Augen geschlossen, die Gedanken treibend, keinen Muskel rührend. Der Traum… welche Wirkung hatte er auf sie, wenn er solche Träume auslöste? Und du… Die Frage tauchte wieder auf, und nun, in dem Zustand wohliger Erschöpfung, in dem sie sich befand, war sie nicht in der Lage sie abzuwehren oder zu ignorieren. Und du… Sie hatte die Frage gestellt, aber sie wollte die Antwort nicht hören – ihr Traum-Ich war in der Lage, damit umzugehen, mit allem umzugehen, schien es, aber ihr waches Ich war sich da nicht so sicher. Und trotzdem war die Frage da – genauso wie das, was ihr klar geworden war im Traum. Sie liebte ihn. Tat sie das wirklich? Während Wärme und Zärtlichkeit in ihr aufstieg, als sie an ihn dachte, griffen gleichzeitig Verwirrung, Verunsicherung und Angst nach ihrem Herzen und schienen zuzudrücken, und Siv lag noch lange wach da und grübelte vor sich hin, ohne zu einem Ergebnis zu kommen.