Beiträge von Gnaeus Iulius Labeo

    "Überall nur Tod. Mein Vater, ich weiß nicht wie oder warum. Mir schrieb der Vigintivir. Ich.. Er... Wir..., wir haben uns so lange nicht mehr gesehen gehabt. Es ist...",


    Labeo ließ sich auf seine Pritsche fallen und die Dumpfheit breitete sich aus wie ein Nebelschwaden an einem Herbstmorgen.

    Labeo und seine Arbeitsgruppe, Pulpo und Konsorten, marschierten zum aktuellen Umbauschauplatz. Da nach und nach alles hier erneuert werden sollte, würden sie einige Zeit - jetzt in der Probationszeit und weit darüber hinaus hier zubringen.


    Sie sollten hauptsächlich anreichen. Da sollte jetzt nichts schiefgehen, hoffte Labeo.

    Labeo trottete von der Poststube direkt in die Quartiere, sie hatten sie noch nicht ewechselt, obwohl die Probatio hinter ihnen lag. Vieles war seitdem in Bewegung geraten - und jetzt das. Sein Vater war tot.


    Tod, Tod, Tod. Oh Ihr Götter,


    hatte er eigentlich denken wollen, murmelte es aber vor sich hin.

    "Du hast Recht, die Probatio ist das wichtigste jetzt, damit wir ordentliche Soldaten werden. Meine Familie? Wenn ich das mal wüßte, ich weiß noch nicht mal, ob gerade jemand in Roma ist. Viele sind ja in Parthien - und von meinem Vater Seneca habe ich seit geraumer Zeit nichts mehr gehört, er scheint mit seinem Bruder Lepidus in Hispania zu sein, ich sollte ihm mal schreiben."


    Als Labeo dies sagte, spürte er einen dunklen Hauch in seiner Seele, den er nicht interpretieren konnte, der ihm aber ins Gesicht geschrieben stand.


    "Wirst Du eigentlich nach der Probatio einfach so zum Nauta befördert oder springst Du gleich nach oben?

    Der-immer-noch-Probatus Quintius Crispinus:


    Wenigstens durfte er die Probatio wiederholen. Er war noch so betrunken gewesen, dass er knapp an den Normen der Flotte gescheitert war, so knapp immerhin, dass er eine zweite Möglichkeit bekam. Er könnte auch niemals so zu seiner familia zurückkehren. Erst wählt er die Flotte, weil er es bei der Legion eh nicht geschafft hätte, dann fällt auch da durch. Seine Brüder würden ihn verlachen und seine Mutter erst - nein das würde nicht gehen.


    In diesen Gedanken kam er zu einem Gespräch einiger Nautae mit einem Optio oder so etwas ähnlichem dazu.


    ...was soll es denn sonst bedeuten? Etwa, dass der Imperator ein paar Blumen gepflückt hat?


    Zieh doch nicht immer alles ins lächerliche Nauta! Es kann vieles bedeuten und nur weil die Ruderer aus Syrien kamen heißt es nicht dass auch das Schiff..


    Ach rede doch nicht immer alles runter, wir sitzen in der kacke, der Iulianus ist tot, wir sind mit den Vollidioten aus Ravenna die einzige Einheit in Italia und bald marschieren einige Legionen nach Roma, um ihren eigenen Legaten zum Imperator zu machen. Das ist da einzig realistische.


    Rede Du hier mal nicht von realistisch. Wir wissen nichts.


    Ich frage noch einmal - was soll es denn sonst bedeuten. Zuerst ein geheimnisvoller Bote aus Ravenna und dann dieser... Ich bin mir sicher, der Kaiser ist tot. Jetzt kommts drauf an.


    Da schaltete sich der Quintier ein:


    Hört mal Kameraden. Was ist denn eigentlich mit dem Cäsar diesem Valerianus. Der wird doch sicherlich zum Imperator ernannt sein, oder?


    Ach Valerianus, das ist doch auch so ein verweichlichter Mistkerl. Was könnte der schon bringen. Also ich glaube wir laufen direkt in einen Bürgerkrieg. Und gegen andere Römer kämpfen, das werde ich jedenfalls nicht.


    Das klang vernünftig für den Quintier - er war in die flotte gekommen, um Rom zu schützen, nicht um Römer abzuschlachten. Man müsste etwas tun. Desertieren? Vielleicht, oder auch einfach die Probatio nicht wiederholen. Egal, was die anderen sagten. Er könnte sich ja eine Geschichte ausdenken, warum nicht..? Und ein Plan nahm Gestalt an.

    "Ja, Du hast recht - und ich kann nur sagen dito, dito.",


    sagte Labeo und er merkte, dass ihm eine Last von den Schultern fiel. Die schlimmsten Prüfungen waren hinter ihm, jetzt kamen seine Paradedisziplinen.


    "Ohne jetzt übermütig oder gar hybrid zu werden, ich glaube jetzt haben wir es schon fast in der Tasche. Mit dem Gladius macht uns so schnell keiner was vor...Obwohl es vielleicht nicht nur positiv wäre, wenn Du mal wieder einen mit einem Übungsgladius ins Valetudinarium beförderst. :D"

    Labeo wurde in die Poststube gerufen und bekam einen Brief ausgehändigt - toll dachte er sich, da schreibt ihm jemand. Als er das Präscript las - Titus Aurelius Ursus, wunderte er sich. Doch das Wundern wich einem dumpfen Gefühl von Trauer - sein Vater und Vorbild - den er nur sehr selten gesehen, aber um so mehr bewundert hatte - der Ritter Roms Caius Iulius Seneca war tot.


    Wie betäubt und gedämpft salutierte er und verließ die Poststube. Als er sich wieder gefangen hatte suchte er den nächsten Boten, der nach Rom unterwegs war.

    'Dieser Iulier', dachte sich der Bote und meinte Iulius Labeo damit, der ihm zwei Briefe mitgegeben hatte - einen an die Villa Aurelia und einen an die Casa der Iulier beides in Roma.


    Gn IUL Labeo FAM Svae s. tristes d.


    Ein Schreiben erreichte mich am heutigen Tage, das mich mit tiefer Trauer aber auch mit großer Ehrfurcht erfüllt. Mein Vater, der Ritter Roms, C IVL Seneca ist zu unseren vergöttlichten Vorfahren ins Elysium eingegangen.


    Es geziemt sich nun also für uns als wahre Römer seiner zu Gedenken. Seine sterblichen Überreste - mich schmerzt es diese Worte zu schreiben - scheinen zu diesem Zeitpunkt schon in aller Stille in seiner hispanischen Heimat funebriert wordne zu sein. Dennoch sollten wir auch in Italia ihm zum Nutzen und unseren vergöttlichten Ahnen zu Ehren ein Opfer bringen und uns versammeln.


    Ich werde so bald es hier möglich ist nach Roma kommen um solches zu veranlassen.


    Vale.

    Die Flotte aus Misenum hat glücklicherweise momentan einige Boten nach Romae zu schicken, so dass dieser Brief an der Villa Aurelia abgegeben werde konnte:



    Gn IVL Labeo T AUR Urso s.d.
    Villae Aureliae, Romae


    Ehrwürdiger Vigintivir,
    Eure Nachricht hat mich in meiner Probatio überrascht, in der nur wenige Nachrichten aus der gens an das Ohr der Probati dringen. Und so bin ich Euch wirklich zu Dank verpflichtet, dass Ihr mich informiert, so dass die Trauer zu tragen mir möglich wird.


    Entschuldigt, dass dieser Brief ein so kurzer ist - ich nehme die Erbschaft an.


    Vale bene,
    Gnaeus Iulius Labeo, Filius Senecae.

    Wieder gegen Ende des Wettkampfes war der Iulier an der Reihe. Er wog das Pilum in der Hand. Diese Reihenfolge war echt zu verwünschen, wer auch immer sie sich ausgedacht hatte, kannte Labeos Schwächen genau. Auf der anderen Seite, hatte es ja auch beim Bogen geklappt.


    Er konzentrierte sich - kein Anlauf, sondern nur ein Schritt war erlaubt. Somit war die Technik noch wichtigter. Nicht zu hoch, nicht zu tief, sondern in ballistischer Höhe abwerfen. Wie ging eigentlich der Wind. Labeo schien ins Rechnen zu verfallen, als einige Kameraden spotteten, er solle keine Abhandlung schreiben, sondern einfach werfen. Lachen - das brachte ihn aber nicht aus der Ruhe, sondern motivierte ihn nur, so dass er endlich in die Wurfposition ging, seine Muskeln anspannte und es dem Decimer nachtat - das Pilum flog, und flog, und flog. Allerdings hatte er nicht die perfekte ballistische Kurve erwischt, so dass sein Pilum im Mittelfeld landete.

    Nun war Labeo an der Reihe. Verus, der Decimer, hatte ganz gut getroffen, das machte Labeo Mut. Seine Konzentration richtete sich zuerst auf seine vergöttlichten Ahnen und dann auf das Ziel. Die Anspannung - sowohl die innere, wie die äußere, die der Konzentration und die des Bogens - war in einem guten hohen Maß, als er anlegte. Aus den letzten Übungen hatte er es im Kopf, dass er fast immer zu tief schoss. Daher zielte er etwas über den Punkt, den er intuitiver Weise ausgesucht hatte und entließ den Pfeil in seine Freiheit.


    Dann schloß er die Augen. Er wusste, wenn dieser Schuss gelänge, würden die nächsten Prüfungen fast zu einem Kinderspiel werden, wenn nicht hätte er einiges aufzuholen. Jetzt - nachdem nichts mehr zu ändern war stieg Angst in ihm auf, was wenn...


    Er schluckte diese Gefühle runter, die sich im Bruchteil einer Sekunde ausgebreitet hatten, öffnete die Augen und sah den Pfeil direkt neben dem des Kameraden in der Zielscheibe stecken.


    "Puh.", entfuhr es ihm - das schlimmste hatte er überstanden.

    Ein Bote der Classis der Labeo noch einen Gefallen schuldete nahm diesen Brief auf einer Dienstreise nach Roma mit und stellte ihn aus. Labeo kostete es ein Abendessen und zwei Torwachen:


    Gn IVL Lab familiae suae Romae s.p.d.


    Am Ende meiner Probatio wil ich doch einmal etwas von mir hören lassen. Ich hoffe, dass das Haus nicht mehr ganz so verwaist ist wie in den Tagen, als ich in Roma weilte und meinen Weg in die ruhmreiche Classis vorbereitete. Das Leben in der Classis ist hart, aber was tut man nicht alles für unseren geliebten Kaiser.


    Ich schreibe Euch mit der Bitte um Nachricht: Uns ist zu Ohren gekommen, dass die römischen Legionen eine Schlacht verloren hätten, bei denen es viele Verluste gegeben habe. Da nun aber viele der Unsrigen auf diesem Feldzug an der Seite des Kaisers kämpfen, drängt sich mir die bange Frage auf, die ich Euch wollend - nicht wollend schreibe: Sind die Mitglieder unserer ruhmreichen Gens wohlauf?


    Nach den Prüfungen ist es normalerweise üblich, dass die neuen Nautae und Miles ein paar Tage frei bekommen, sollte dies geschehen, komme ich sicherlich in die urbs. Die Casa und ein paar Freunde zu besuchen.


    Valete!


    NB: Da es mir nicht bekannt ist, wer gerade in unserer Casa in Roma ist, möchte ich den, der ihn liest - sei es Iulier oder Sklave - bitten zu antworten

    Endlich, dachte Labeo bei sich, als der Präfectus den Optiones das Zeichen gab und die erste Gruppe mit dem Wettschießen begann. Es war die Gruppe in der auch der Egnatier und der Quintier waren, die schon am Tag zuvor ihre bestandene Probatio gefeiert hatten.


    So kam es das Labeo sehr gespannt verfolgte, wie aus dieser Gruppe einer - es war der Quintier - das Ziel völlig verfehlte, ein anderer nur gerade so traf - dies war Egnatius Pulpo. Die Nachwirkungen des Weines hatten ihre Zielgenauigkeit stark beeinträchtigt. Die anderen aus dieser Gruppe - so schien es - trafen mehr oder weniger, aber doch in ausreichender Genauigkeit.

    Einige aus der Gruppe johlten, andere murrten, Labeo ergriff das Wort und sprach bewusst dunkel:


    "Unruhige Zeiten versprechen heraufzuziehen und in solchen könnte es schon sein, dass Schlachten schneller kommen als man denkt."