Beiträge von Caelyn

    Wie angewurzelt blieb ich erst mal stehen und sah dem Alten nach, wie er in einem Regal nach etwas kramte. Es blieb nicht aus, dass ich der Unterhaltung lauschte. Irgendwie fühlte ich mich sichtlich unwohl in meiner Haut und das lag nicht nur daran, was der Iunier sagte, als er über die Methoden des Medicus sprach. Grob un Holzfäller-artig? Meine Augen weiteten sich, als ich mir vorstellte, dass der Alte sich gleich um mich kümmern würde. Als er mich gleich darauf ansprach, zuckte ich erschrocken auf. Auf die Pritsche legen? Ich? Ich schluckte. Ja, sicher, ich legte mich auf die Pritsche. Doch gleich nachdem ich mich hingelegt hatte, fand ich, es wäre doch keine so gute Idee, sich einfach nur hinzulegen. Deshalb setzte ich mich wieder auf, um den Alten genau im Blickfeld zu behalten.
    "Ob was besonderes vorgefallen ist? Nö, wieso? Mir ist nur seit heute Morgen so furchtbar schlecht und ich hab Kopfschmerzen. Gestern war alles noch gut." Ich wusste ja selber, dass das nicht besonders hilfreich war. Das was Seneca aber kurz zuvor auf dem Markt gesagt hatte, ich könne eventuell schwanger sein, wollte ich mir nicht mal ansatzweise vorstellen. Schwanger sein, das wäre der absolute Horror. Wenn ich wirklich schwanger war, dann war ich geliefert!

    Lang hatte ich es vor mir her geschoben, es zwischendurch wieder vergessen, als ich die Möglichkeit gehabt hätte es zu sagen und dann hatte ich mich wieder nicht getraut, es endlich anzusprechen. Auf diese Weise waren jetzt schon einige Wochen vergangen, in denen mein Bauch weiter gewachsen und meine Oberweite üppiger geworden war. Tagsüber hatte ich mir Tücher um meinen Leib gebunden, damit man nichts sah. Aber jetzt nütze das auch nicht mehr viel. Selbst ein Blinder mit ´nem Krückstock konnte ahnen, was los war mit mir.
    Heute sollte es soweit sein! Heute, gleich nach dem Frühstück. Ach, nein, lieber am Nachmittag. Oder doch besser erst nach der Cena? Oder kurz bevor er zu Bett ging? Ich merkte schon, wenn ich mich nicht dazu aufraffte, wurde wieder nichts draus.


    Als Sermo sich am Nachmittag in sein tablinum verzog, war der rechte Augenblick gekommen. Aber bevor ich zu ihm ging, bestückte ich noch ein Tablett mit verdünntem Wein und leckeren Keksen, die ich am Morgen gebacken hatte. Das sollte ihn milde stimmen, falls er sich zu sehr aufregte. Und das würde er garantiert, wenn ich erst mit der Sprache raus kam, dass ich schwanger war. Und vor allem , von wem. Schließlich bissen einem die wenigsten Hunde, denen man vorher ´nen Knochen gegeben hatte. Ob das gleiche auch für Löwen galt? Denn mit dem Tablett in der Hand begab ich mich sozusagen in die Höhle des Löwen.
    Bevor ich eintrat hatte ich brav geklopft, dann öffnete ich die Tür und stieß sie hinter mir wieder zu. Da stand ich nun.
    Zögerlich trat ich an seinen Schreibtisch heran. "Hier, ich hab dir heute Morgen Kekse gebacken," sagte ich vorsichtig und stellte sie neben ihm ab. "Und was zu trinken hab ich dir auch gebracht."Statt ´nen Abgang zu machen, blieb ich einfach stehen und machte auch keine Anstalten, so schnell wieder zu verduften. Außer er würde mich gleich rausschmeißen. Vielleicht schmiss er mich ja gleich raus, dann musste ich nicht… Doch musste ich! Er musste sich heute anhören, was ich zu sagen hatte! Ob er wollte, oder nicht.

    Natürlich wär ich nie auf die Idee gekommen, dass ich es gerade mit einem von Sermos Verwandten zu tun hatte. Meines Wissens waren die alle weit, weit weg in Germanien und froren sich zu dieser Jahreszeit den Allerwertesten ab. Und wenn einer von denen nach Rom gekommen wäre, dann hätte er vorher garantiert Bescheid gesagt. So machte man das nämlich und schneite nicht einfach so rein.
    Die Tatsache, dass er Sermo und Diomedes, die alte Socke kannte, hatte auch nichts zu sagen. So was konnte man ganz schnell rausfinden, wenn man ´ne reiche Bude ausräumen wollte. Das wusste ich noch aus der Zeit, als ich noch selbst in dem Geschäft tätig war. Obwohl ich nie irgendwo eingebrochen war, oder so.
    "Das geht dich ´n feuchten Kehricht an, wo Sermo und Diomedes sind. Viel wichtiger ist die Frage wer du bist und was du hier zu suchen hast, ohne anzuklopfen!" Unablässig hielt ich das Küchenmesser in der Hand, fester denn je. Von so einem wie dem ließ ich mich nicht kirre machen.

    Oh Scheiße, ich hasste es, wenn er das machte! Wenn sich seine Augenbrauen unaufhaltsam nach oben zogen und er mich so ansah. Da hatte ich früher schon immer ein schlechtes Gewissen gekriegt. Daran konnte auch Cimons aufmunterndes Lächeln nicht viel ändern, das sowieso langsam zu verblassen schien, als ich sagte, ich wolle mich verdünnisieren. Na, das mit dem Verdünnisieren konnte ich sowieso erst mal abschreiben. Ich brachte es nicht fertig, ihn einfach so stehen zu lassen. Da war eben immer noch was, zwischen ihm und mir. Etwas, was nicht beendet worden war oder was nie wirklich ausgesprochen worden war.
    "Ich war zu sehr in Gedanken und da bin ich einfach drauf losgelaufen, ohne dabei zu achten, wohin ich laufe. Das ist die Macht der Gewohnheit, oder sowas," sagte ich, ohne dabei darauf einzugehen, wie gut es mir hier gegangen war.
    Tja, jetzt hatte ich keine große Wahl mehr. Ich schloss mich ihm und Cimon an und begleitete die beiden ein Stück. Als Ursus sagte, ich solle erzählen, wie´s mir ging, verkrampfte sich wieder mein Magen. Um die Wahrheit zu sagen, es ging mir total beschissen. Nicht nur weil es mir wieder übel war. Das war nur die Krönung des Ganzen. Sermo hatte mich reingelegt, ich war nicht frei. Nur schwanger war ich, von ´nem anderen Sklaven, der jedes Mal sein Leben riskierte, wenn er mich besuchen kam. Dazu kam dann noch, dass Sermo noch gar nichts von Aretas wusste, geschweige denn, dass ich schwanger war. Und ich hatte richtig Schiss, ihm davon zu erzählen. Doch lange konnte ich damit nicht mehr warten, denn bald würde man es sehen. Noch konnte ich den Bauch und die Brüste mit Tüchern abbinden. Daran zu denken, was aus meinem Kind eines Tages wurde, trauteich mich noch gar nicht daran zu denken.
    Aber Ursus die Wahrheit zu sagen, brachte ich nicht fertig. So sehr schämte ich mich. Drum setzte ich ein gekünsteltes und sorgenfreies Lächeln auf.
    "Ach, mir geht´s ganz gut. Ich hab mich jetzt doch dazu entschieden, noch etwas länger in Rom zu bleiben." Klasse! Im Lügen war ich noch nie gut gewesen. Aber das wusste Ursus sicher noch.

    "Doch hatte ich. Aber leider ist mir was dazwischen gekommen." Dieses etwas war größer als ich, hatte dunkle Haare und blaue Augen und hieß Sermo. Zum Glück kamen wir gleich darauf vor einer Tür zum stehen. Seneca hämmerte ziemlich heftig dagegen. Naja, vielleicht hatte der Medicus was an den Ohren oder war sonst irgendwie schwerhörig. Falls nicht konnte ich echt nachvollziehen warum plötzlich ein ziemlich grimmig dreinblickendes Augenpaar aufblitzte, als sich die Tür einen Spalt öffnete.
    Kurz darauf erschall schon eine raue Stimme, die allerdings recht wohlgesonnen klang. Dann wurde die Tür weit geöffnet. Naja, wenn das der Medicus war, dann war er nicht mehr ganz frisch. Aber solange er noch was von seinem Handwerk verstand, sollte mir das recht sein.
    Der Iunier schob mich in das Haus während ich nur wie gebannt den Alten anstarrte.
    "Äh...Wer? Ich? Ach ja, öhm… ich heiße Caelyn," antwortete ich etwas eingeschüchtert. Irgendwie hatte ich auf einmal die Hosen voll, wenn ich welche angehabt hätte.

    Ich saß in er Küche und war am Gemüse Schnippeln. Seit ich schwanger war saß ich am liebsten beim arbeiten. Als ich ein Geräusch hörte, hielt ich inne. Was war das, fragte ich mich. Ich war allein. Sermo war in Ostia und Diomedes hatte den Auftrag, für ihn einige Besorgungen zu machen.
    Das ist bestimmt er alte Grieche, war mein erster Gedanke. Deswegen lief ich nicht gleich aus der Küche, um nachzusehen. Aber als ich dann die fremde Stimme hörte, schloss ich das Küchenmesser fester in meine Hände und traute mich raus. Mist, ausgerechnet wenn Diomedes sich ´n schönen Tag in der Stadt macht, kamen die Einbrecher!
    Naja, wenigstens war´s ein netter Einbrecher, der brav salvete sagte.
    "He, was willst du! Hier gibt´s nichts zu holen für dich! Verpiss dich und zwar schnell, sonst ramm ich dir das Messer zwischen die Rippen! Klar?!" Um meinen Worten Nachdruck zu verleihen, fuchtelte ich nervös mit dem Messer rum.

    "Ach, die is tot?" Jetzt war ich aber echt geplättet! Nicht dass mir das was ausgemacht hätte. Zum Glück hatte ich mit der nicht viel am Hut gehabt. Hatte sie sozusagen nur aus der Ferne erlebt. Das hatte mir voll und ganz genügt. Aber dass die Flavia tot war, davon hatte der Typ gar nichts gesagt. Er war nur ganz schön geknickt gewesen und dann war auch schon diese Aurelia aufgetaucht und hatte ihm ´nen Maulkorb verpasst. Jetzt war mir auch klar wieso.
    "Flavia Celerina heißt sie, öhm hieß sie," half ich Sermo auf die Sprünge. Ich kapierte jetzt gar nicht, warum er sich so freute, schließlich war doch jemand gestorben. Eigentlich hatten ganz schön viel Leute im Hain ins Gras beißen müssen, wie man so hörte. Dort musste es ja richtig abgegangen sein, mit wilden Stieren und so. Zum Glück hatte ich mich an den Nemoralia nur in der Stadt rumgetrieben und hatten diesen Typ da, diesen schnuckligen Pferdeheini kennengelernt, der mich beinahe platt gemacht hätte und in den ich mich irgenwie verguckt hatte.
    Tja, Sermos Freude hatte nicht mal vor seiner Großzügigkeit halt gemacht. Weil er so gut drauf war, gab er mir mal gleich drei Tage frei. Und ich durfte mir was wünschen! "Ach echt? Drei Tage? Das ist ja echt… danke!"... fast schon zu viel des Guten. Jetzt war ich schön nett, vielleicht gewöhnte er ja sich dran, dann auch nett zu mir zu sein, wenn ich ihm Honig ums Maul schmierte. Aber mit dem Wünschen war ich dann doch überfordert. "Darf ich mir den Wunsch noch aufsparen? Für was besonderes, mein ich. Mir fällt gerade nix Gescheites ein." Klar wusste ich, dass das ganz schön riskant war. Denn wenn ich erst in ein paar Wochen mit meinem Wunsch ankam, dann konnte sich Sermo einfach unwissend stellen. Da war er ja echt gut drin.
    "Naja, der Sklave hat dann nicht mehr viel gesagt, weil dann diese Aurelia angeschlappt kam und ihm befohlen hat, die Klappe zu halten." Mannomann, was der alles wissen wollte! So viele Fragen auf einmal! Und dann wurde ich auch noch echt perplex, als er was von Unzucht zu plappern begann und fragte, wer den Sklaven umgelegt hatte. "Unzucht? Die Flavia? Davon hat er nix gesagt… Aber…" Ich stockte, schließlich verfügte ich ja über allerhand Insiderwissen was die Aurelia betraf. Ob ich ichm das alles auf die Nase binden sollte? Naja, portionsweise vielleicht, damit auch noch was für mich raussprang, schließlich wollte ich ja Aretas wieder sehen. Ich begriff aber auch, dass ich mich ab jetzt auf sehr dünnem Eis befand. Ein falscher Schritt und schon war man weg vom Fenster.

    Ich melde mich vorsichtig wieder zurück. Zwar bin ich wieder fit aber hier ist leider auch sehr viel liegen geblieben, wasi ch noch nachholen muss. Ich bitte daher alle meine Mitspieler um Nachsicht, wenn´s mal etwas länger dauert. ;)

    "Ach ja…" Irgendwas in mir drinnen, sagte mir plötzlich, das könnte verdammt weh tun. Allein wenn ich schon an die armen Kerle dachte, die ihre Beine verloren hatten… Und außerdem… ich hatte noch nie gehört, dass Legionäre schwanger wurden. Das musste einfach dran liegen, weil sie keine Frauen nahmen, für die Legion. Also was ich damit meinte war, der Kerl kannte sich vielleicht mit ganz gut mit der Knochensäge aus aber vom weiblichen Innenleben unterhalb der Gürtellinie hatte er höchstwahrscheinlich nur bedingt Ahnung. Mein Großvater hätte es sicher so gesagt: er weiß, wie´s reinkommt oder nicht, wie´s wieder raus kommt.
    "I.. ich? Oh, also ursprünglich komm ich aus Augustodunum. Das ist so ein Nest, nördlich von Lugdunum an der Via Agrippa. Aber ich bin schon seit ´ner gefühlten Ewigkeit hier in Rom." Öhm, warum er das wohl wissen wollte? Naja, zu verbergen hatte ich ja nichts, außer vielleicht der klitzekleinen Unwichtigkeit, dass ich ´ne Sklavin war. Das musste der Kerl nicht wissen. Am Ende schickte er Sermo noch ´ne Rechnung, oder so.

    "Aha…" Ich glaubte ihm kein Wort. Inzwischen hatte ich Aretas ja schon ein bisschen besser kennengelernt und wusste daher auch, dass er gelegentlich zu ziemlichen Dummheiten neigte. Aber ich ließ es dabei bewenden. Es gab schon genug, worum ich mir Sorgen machen musste.
    "Ja, ich versprech ´s," antwortete ich. Allerdings musste ich es erst mal fertigbringen, Sermo etwas zu erzählen, bevor er mir querkam. Und genau das war meine Nische, in die ich mich hineinzwängte. Was Sermo nicht weiß, macht ihn nicht heiß. Ich beschloss, diesen schwierigen Gang vor mir herzuschieben, bis es nicht mehr ging. Vielleicht glaubte ich sogar, Sermo würde nie dahinterkommen. Aber er war ja auch nicht blöd. Nur ich war mal wieder total blauäugig, wenn ich glaubte, alles würde sich von selbst lösen.
    "Ja," sagte ich gedankenverloren und starrte ihn an, als er Diomedes erwähnte. Seinen Scherz hatte ich nicht gleich kapiert. Stattdessen küsste ich ihn zum Abschied auf die Wange. "Pass auf dich auf!" Dann schloss ich wieder die Tür.

    Ich war echt froh, dass er nicht weiter auf dem Thema Schwangerschaft rumritt. Es war eh schon schlimm genug, wenn´s so war. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, sein Freund, zu dem wie gingen, konnte mir helfen und am Ende würde es dann gar nicht mehr so schlimm sein. Das war natürlich alles Wunschdenken. Irgendwie musste man sich ja beruhigen, damit man nicht völlig austickte.
    "Aha," sagte ich, nachdem er mir seinen Namen verraten hatte. Die Iunier, waren das nicht die, die… ja genau! Naja und wenn schon! Dieser Iunier war ja ganz nett. So hilfsbereit.
    "Ah ja." Mannomann, war ich heute wieder gesprächig. Ich schaute in die Richtung, in die wir noch gehen mussten, um zum Medicus zu kommen. So oft war ich ja noch nicht bei einem Medicus gewesen. Jetzt kam zu meiner Übelkeit auch noch so ein klammes Gefühl. Direkt Angst hatte ich ja nicht, aber ich fragte mich doch, was der Kerl mit mir machen würde. Aber dann traute ich mich, mal dezent nachzufragen. "Öhm, ich will dir ja nicht zu nahe treten, aber.. öhm, taugt der was? Der Medicus, mein ich. Ist der gut?" Tja, keine Kröten in der Tasche und dann auch noch Ansprüche stellen!

    Ja, genau! Mist! Ich hatte gar keine Chance mehr, mich einfach umzudrehen und zu verduften. Denn schon hörte ich meinen Namen aus Ursus´ Mund. Und dann war da auch noch auf einmal Cimon neben seinen Herrn erschienen, der mich fragend anstarrte, als hätte er gerade erst ´nen Geist gesehen. Jetzt hatte ich echt den Salat! Abhauen ging jetzt gar nicht. Einfach nur blöd da stehen, wie eine bescheuerte Statue und nichts sagen, aber auch nicht.
    "Öhm, ja!" Na Klasse, total geistreich! Das war ja richtig toll! Irgendwie hatte es mir die Sprache verschlagen. Wie ´ne Blöde musste ich dastehen und die beiden anglotzen. Was besseres hätte mir heute echt nicht mehr passieren können!
    "Tja, also, öhm..." Ich räusperte mich, als käme jetzt noch was total wichtiges. Aber das ließ immer noch auf sich warten. "Ich werd´ dann mal am besten mal wieder…", sagte ich dann irgendwann und wollte mich schon aus dem Staub machen. Echt bescheuert, das Ganze! Irgendwie war´s mir ja danach, endlich mal jemandem, den ich kannte, mein Herz auszuschütten. Aber ich machte mich doch dann total zum Affen. Ich konnte den beiden doch nicht erzählen, dass Sermo mich übers Ohr gehauen hatte und ich wahrscheinlich nie wieder nach Hause kam.

    Hatte ich noch vor einigen Minuten gedacht, dass ich mich vielleicht in Aretas getäuscht hatte, so war das nun längst wieder verflogen. Er nahm mich in seine Arme und hielt mich fest, so wie ich es gern hatte. Dann gestand er, er wolle nicht ohne mich gehen und er sprach von unserem Kind. Unser Kind! Die ganze Zeit hatte ich mich nur alleine dafür verantwortlich gefühlt. Und mal ganz ehrlich, die Last war mir ganz schön schwer vorgekommen. Aber jetzt war das auf einmal ganz anders. Klar, ich musste es immer noch austragen und irgendwann auch gebären, aber er fühlte sich auch verantwortlich dafür und nahm mir gewissermaßen ein bisschen von der Last ab.
    Mensch, wie hätte alles so schön sein können, wenn da nicht noch ein paar bescheuerte Problemchen waren, die alles wieder kaputt machen konnten. Aretas hatte ja gut reden, ich sollte mir keine Sorgen machen. Aber wenn ich Sermo unter die Nase rieb, dass ich schwanger war, von ´nem fremden Sklaven und Aretas seinen Leuten beichtete, dass er ja eigentlich ausbüchsen wollte, aber es dann doch nicht gemacht hatte, weil seine Freundin von ihm ein Kind kriegte, dann wusste ich schon, was dann kam. Dann konnten wir nämlich alles abhaken mit unser Kind, und so. Aretas würden sie wahrscheinlich irgendwohin in die Wüste schicken, wo er seines Lebens nicht mehr froh wurde. Und ich? Naja, Sermo war jetzt nicht wirklich so was, was man als Menschenfreund bezeichnete. Eigentlich war er ja nur ein geldgeiler Arsch, der aus allem nur seine eigenen Vorteile ziehen wollte. Wenn er mich also nicht gleich schon zwang, das Kind wegmachen zu lassen, dann würde er es für sich behalten wollen. So kam man eben auch zu Sklaven.
    Irgendwie merkte ich erst jetzt, dass er schwer atmete. Die ganze Zeit über hatte ich nur an mich und das Kind gedacht. "Was hast du? Tut dir was weh? Was ist denn passiert?" In meinem Gesicht konnte man lesen, wie überrascht ich war und wie sehr ich mir Sorgen um ihn machte. Ich würde jetzt alles tun, aber nur nicht reingehen.

    Er tröstete mich. Das war gut. Für den Augenblick. Aber dann kam schon der nächste Schlag. "Was?" Ich war völlig baff, als ich das hörte. "Du bist nicht mehr in den Stallungen, weil du… du wolltest weg hier? Abhauen?" Auch das noch. Mich hier alleine zurücklassen. In dem Zustand? Ich dachte, mich trifft der Schlag! "Aber das kannst du doch nicht..!", brachte ich gerade so noch heraus und begann gleich wieder zu schluchzen. Ich konnte es ihm ja nachfühlen, endlich aus der Scheiße rauszukommen. Eigentlich ging´s mir ja nicht anders.
    "Was?" Ich blickte auf. Was hatte er da gerade gesagt? "Du bleibst?" Mich richtig darüber freuen, konnte ich nicht, denn ich war daran schuld, wenn er jetzt wieder zurück musste und vielleicht auch noch dafür bestraft wurde, weil er nur daran gedacht hatte, abzuhauen.
    "Ich weiß nicht. Am liebsten würd ich ihm gar nix sagen. Aber irgendwann wird auch er es sehen. Er ist ja nicht blöd. Also lieber früher, als später!", sagte ich , mit einem bedrückten Lächeln. Dann kam ich ihm wieder näher, damit er mich in den Arm nehmen konnte, so wie er es schon öfters getan hatte.


    "Hör mal, wegen mir musst du nicht bleiben!", sagte ich plötzlich. "Du willst och frei sein, oder? Ohne mich bist du besser dran!"

    Bum! Das hatte gesessen! Ich hätte echt heulen können. Aber das Beste kam ja noch! Aretas Antwort, war nicht eben mal die eines fürsorglichen Geliebten oder Freundes. Ich glaubte das ja jetzt nicht, was ich da zu hören kriegte! Total schockiert, versuchte er natürlich alles gleich abzustreiten. Hätt ich vielleicht auch an seiner Stelle gemacht. Aber dadurch wurde aus meinem Kummer richtiggehende Wut.
    "Na von wem sonst, hä? Glaubst wohl, ich treib´s mit jedem, oder was?" Ich war so wütend, dass mir gleichzeitig die Tränen kamen. Und es kam noch schöner! Was hätte ich den machen sollen? "Warum hast du denn nix dagegen getan, du blöder…" Arsch… Nee, das hatte ich ihm dann doch nicht an den Kopf geworfen, denn eigentlich liebte ich ihn ja. Wenn ich ihn aber einen blöden Arsch genannt hätte, auch wenn er sich gerade so verhielt, dann wär´s vielleicht aus gewesen zwischen uns. Und davor hatte ich ja die meiste Angst. Trotzem schnaubte ich vor Wut. Aber um wieder runter zu kommen, sagte ich besser nichts mehr und schaute weg,nur um ihn nicht anschauen zu müssen.
    Erst als er wieder in ´nem ruhigerem Ton weitersprach, sah ich wieder zu ihm. "Ja, es ist deins." Wenn er sich jetzt nicht wie ein echter Scheißkerl verhielt, dann würde er bei mir bleiben und sich auch davor nicht drücken.
    "Sermo weiß noch gar nichts. Diomedes hat ihm noch nichts gesagt. Ihm ist das ja selber peinlich." Wenn überhaupt, dann musste ich ihm das stecken und hoffen, dass er nicht vor Wut platzte. Denn dann kam auch das mit Aretas und mir raus. Sermo war ja auch nicht blöd.
    "Ich hab keine Ahnung, was ich machen soll. Am liebsten würde ich… ach Scheiße!" Jetzt flennte ich richtig, denn egal was ich machen würde, ich kam immer wieder zu dem gleichen Ergebnis: die ganze Sache würde nur ´ne Menge Ärger geben.

    Schwanger! Das hatte mir gerade noch gefehlt! Wie so oft in meinem Leben hatte ich mal wieder zu laut hier geschrien, als der Ärger verteilt wurde. Ich redete mir immer noch ein, es könnte ja auch was anderes sein, weshalb es mir so übel war. Komischerweise war´s mir aber jetzt jeden Morgen schlecht, was ja kein Zufall mehr sein konnte. Selbst Diomedes war schon hellhörig geworden. Er war ja auch nicht blöd.
    Mir kam es so vor, als bräche jetzt alles über mich ein. Die Angst, Aretas zu verlieren, weil es keinen Ausweg für uns gab, mal ganz davon abgesehen, wenn erst Sermo dahinter kam. Diomedes nerviges Geschwätz und jetzt auch noch die Aussicht, schwanger zu sein! Dabei war es ja absehbar, dass sowas passierte. Aber ich hatte nie drüber nachgedacht, was war, wenn mir so was passieren würde.
    Ein Kind! Aretas´ Kind, das was in mir heranwuchs. Eigentlich hätte ich mich freuen müssen, aber es war alles andere als Freude, was ich fühlte. Ich hatte eine Scheißangst!
    Verdammt, was war das denn? Ich hatte nicht drauf geachtet, wohin ich gelaufen war. Jetzt war ich irgendwo falsch abgebogen und hatte keinen Plan mehr, wo ich überhaupt war. Komisch, irgendwie kam mir die Gegend seltsam vertraut vor. Als ob ich früher schon mal hier gewesen wäre.
    Ich lief die Straße weiter. Je weiter ich lief, wurde alles noch vertrauter, bis… ja bis ich plötzlich vor der Villa stand. Gebannt blieb ich steh´n. Jetzt war ich auch noch zu den Aureliern gelaufen! Mannomann, war ich von der Rolle! Nur schnell weg hier, bevor… bevor… Mist!


    Sim-Off:

    Die männliche Hauptrolle wurde bereits vergeben! :)

    Das klang schon besser! Nur weg hier vom Markt.
    Bis jetzt hatte ich mir keine ernsthaften Gedanken gemacht, warum´s mir so übel war. Manchmal hatte man eben so was und am nächsten Tag war dann alles wieder gut. Aber als er Kerl dann mit schwanger kam, wär mir beinahe das Herz stehen geblieben. "Öhm, schwanger? Ich? Äh…" Da wollte ich nicht mal dran denken! "Ach, du warst schon mal in Gallien? Das ist ja… ich komme nämlich auch aus Gallien." Ablenkung war immer gut. Besonders, wenn´s um das Reizthema "Schwangerschaft" ging, was aber das eigentliche Problem nicht ein haarbreit löste.
    Aha, der Medicus war ein alter Freund von ihm! Und er wollte mir mit seinem Sold aushelfen. Ich könnte es ja dann zurückzahlen. Na klar! Fragte sich nur, wovon. "Öhm, ja sicher. Sag mal, wie heißt du eigentlich?" Wie üblich hatte ich mal wieder vergessen, nach dem Namen meines Wohltäters zu fragen.

    Na toll! Hätte ich doch bloß die Klappe gehalten! Irgendwie machteich immer alles falsch. Aber manchmal war´s aber auch verdammt schwierig, zu wissen, was richtig und was falsch war.
    "Ach Diomedes! Der hat doch keine Ahnung!", versuchte ich ihn zu beschwichtigen. Aber ich merkte schon bald, dass ich a nicht besonders erfolgreich sein würde. Sein verdammter Stolz stachelte ihn auf. Sklaven und Stolz das passte nicht! Absolut nicht!
    "Na gut! Na gut! Ich bin schwanger!", funkte ich ihm dazwischen, damit er sich endlich beherrschte.
    "Ich glaube, ich bin schwanger. Alles spricht dafür. Die Übelkeit morgens und meine Müdigkeit und der Ekel vor Speisen, die ich eigentlich mag." Jetzt war´s draußen! Ich würde es ihm nicht verdenken, wenn er sich jetzt auf Nimmerwiedersehen aus dem Staub machte.

    Äääähhh! Abschnuddeln? Der? Igittt! Der blöde Depp hatte zum Glück gerade mal nur die Hälfte davon gerafft, was ich gesagt hatte! Oder doch nicht? Na und wenn schon! Sermo schwärmte er von mir was vor. Und Sermo hatte endlich mal das Gefühl, ´ne tolle Sklavin zu haben. Wenn der Abend weiter so gut lief, dann hatte ich bestimmt bei Sermo ´nen Stein im Brett, oder so. Schlimmstenfalls würde er mich ab jetzt überall mit hinschleppen, damit ich irgendwelche bekloppte Römer massieren konnte und ihnen was gallisches in Ohr flüsterte.
    Ach ja, genau! Massieren! Anscheinend machte ich das gar nicht schlecht. Der Flavier schnurrte, wie ´n dicker fetter Kater, den man im Nacken kraulte. Solange ich ihn nur kraulen, öhm massieren musste, war´s ja gut! Mal ganz abgesehen von dem langweiligen Gequatsche der beiden, von dem ich nur Bahnhof verstand, wenn´s so was schon gegeben hätte.