Beiträge von Caelyn

    Setzen? Der Kerl kapierte es nicht! Gleich war´s soweit! Ich konnte mich nicht mehr lang zurückhalten. und wenn ich dann mitten im Gewimmel des Marktes saß, wo mich jeder sehen konnte, war das bestimmt nicht prickelnd.
    "Ich muss hier weg! Der Geruch…!", keuchte ich. Dieser penetrant eklige Geruch von lecker gebratenen Würstchen wollte nicht mehr aus meiner Nase weichen. Dabei hatte ich die doch immer so gerne gegessen. Damit war´s aber jetzt vorbei! Eigentlich wollte ich nur noch sterben. Allerdings nicht mitten auf dem Markt, wenn sich das einrichten ließ!
    "Ich weiß nicht. Eigentlich hab ich heut noch gar nix runter gekriegt!" Die Übelkeit hatte schon nach dem Aufstehen angefangen. Am liebsten wär ich ja liegengeblieben. Aber das ging nicht. "Das hab ich heute zum ersten Mal." Was für´n Glück, dass ich noch nicht wusste, dass ich das nun jeden Morgen haben würde. Für die nächsten paar Monate, wenn dumm lief.
    N´ Medicus? Hörte sich ja nicht schlecht an. Aber für ´nen Medicus hatte ich kein Geld. Das was ich dabei hatte, reichte nur für das Zeug, das ich einkaufen sollte.
    "Zu ´nem Medicus? Öhm, ja... aber...is der auch nicht so teuer?" Wenn ich Sermos Knete schon wieder unter die Menschheit brachte und keine Einkäufe mit nach Hause brachte, wäre er diesmal sicher ganz schon sauer.

    "Nein, jetzt nicht mehr!" Jetzt war er ja da, bei mir. Der ganze blöde Tag, die Übelkeit am Morgen und die nervigen Ermahnungen des Griechen, die scheinbar ständig auf mich niederprasselten, sie waren nichts, wenn ich in Aretas Armen lag. Könnte er doch nur immer bei mir sein! Könnte ich doch nur mit ihm entfliehen! In ein fernes Land, wo uns niemand kannte und sich keiner drum scherte, dass wir Sklaven waren.
    Ach Scheiße, verdammte Gefühlsduselei! Das würde sowieso nicht klappen! Die hätten uns früher wieder einkassiert, bevor wir noch bib sagen konnten!
    "Diomedes kann mich mal! Der nervt mich schon den ganzen Tag." Der und sein väterliches Getue. Sollte sich lieber um seinen eigenen Kram kümmern. Caelyn tu dies, tu das. Caelyn, das ist falsch, das macht man anders. Caelyn, du bist so blass!Ach Mensch! Jetzt fing er auch noch an! "Nö, mir geht´s gut!" Das war natürlich gelogen, denn mir ging´s schon seit ein paar Tagen nicht gut.
    "Lass bloß Diomedes aus dem Spiel! Sonst nervt er mich noch mehr! Der behauptet, du wärst an allem schuld!" Was für´n Quatsch! Wie konnte Aretas dran schuld sein, wenn ich mir morgens die Seele aus dem Leib kotzte?

    Diomedes kam, sah und fand mich. Wie immer in letzter Zeit, war ich nicht besonders gut drauf. Irgendwie war ich nah am Wasser gebaut, musste wegen jedem Scheiß gleich heulen und morgens, nach dem Aufstehen war´s mir neuerdings immer schlecht. Und da sollte man auch noch gut gelaunt sein? Nee, das ging gar nicht.
    Passenderweise sagte der Grieche dann auch noch, mein Herzblatt stehe vor der Tür und ich sollte keine Dummheiten mit dem Kerl anstellen. Unser Herr sehe so was gar nicht gern! Der konnte mich mal und zwar kreuzweise! Und auch die schlauen Sprüche und den erhobenen Zeigefinger hätte sich Diomedes sparen können!
    Ziemlich entnervt war ich dann auch, als ich zur Tür ging und öffnete. Zwei müde Augen und ein blasses Gesicht schauten nach draußen. Mein Lächeln kam zurück, als ich Aretas sah.
    "Hey du! Wo warst du nur so lange? Ich hab mir Sorgen um dich gemacht!" Ich ging einen Schritt auf ihn zu und umarmte ihn, als ob ich ihn schon Monate nicht mehr gesehen hätte.

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    Diomedes


    Caelyn, Caelyn! Das Bürschchen hat nur Caelyn im Sinn, dachte der Alte bei sich, als er hörbar seufzte. Langsam wusste er nicht mehr, wie er sich noch verhalten sollte. Es stand ja außer Frage, dass er sich weiterhin loyal seinem Herrn gegenüber verhalten wollte. Doch die junge Gallierin brachte ihn ständig in Versuchung, seine Prinzipien über Bord zu werfen. Es konnte nicht im Sinne seines Herrn sein, wenn er diesen Kerl hereinbat oder Caelyn nach draußen schickte. Besser für alle Beteiligten wäre es gewesen, wenn er dem jungen Mann einfach die Tür vor der Nase zugeschlagen hätte. Aber dann war da noch das gutmütige Herz des Alten und er erinnerte sich an die Tränen, die Caelyn wegen dem Kerl da draußen vergossen hatte.
    "Hier rein kommst du nicht!", polterte er zuerst, doch dann besann er sich. "Warte hier, ich hole sie!" Sicherheitshalber schloss er die Tür, bevor er Caelyn suchen ging.

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    Diomedes


    Mühevoll ächzend schlappte der alte Grieche auch an diesem Abend zu Tür. Diesmal versuchte er etwas schneller zu sein, um der jugendlichen Rasselbande vom Abend zuvor das Handwerk zu legen.
    Voller Elan riss er die Tür auf und wollte schon ansetzen, erblickte aber dann den jungen Mann, der Caelyns Freund war.
    "Was willst du schon wieder hier?", fragte er ihn ziemlich unwirsch, was eigentlich gar nicht seine Art war. Aber Diomedes war der festen Überzeugung, dass genau dieser junge Mann Caelyn noch viel Unglück bescheren würde. Wegen ihm vergas sie all ihre Pflichten.

    Ich war mir ganz sicher, Sermo bei den Eiern gepackt zu haben. Er war scharf auf dass, was ich hatte. Öhm..., also auf die Informationen, die ich hatte, meine ich natürlich. Schon siegessicher grinste ich. Endlich hatte auch ich mal ein Erfolgserlebnis, nach all der Scheiße, die ich in den letzten Wochen und Monaten erlebt hatte. Wenn ich mich jetzt nicht ganz so blöd dran stellte, konnte ich alles von ihm haben. Aber auch wirklich alles! Mhm, Moment mal, was konnte man denn von ihm als Gegenleistung verlangen? Vielleicht ´nen neuen Fummel? Oder was leckeres zu essen oder mehr Ausgang? Ach was! Warum sich mit so kleinen läppischen Nichtigkeiten zufrieden geben? Wenn schon, denn schon! Die Freiheit…! Ja, genau die!
    Zu dumm, dass er gerade jetzt so herum säuselte und ich nicht richtig schalten konnte, weil sich meine grauen Zellen gerade mit anderen Fragen beschäftigten. Mit seinem blöden säuseln schaffte er es doch immer wieder, mich einzulullen.


    "Öhm was?", fragte ich ganz schön dümmlich, als er dann plötzlich was von loyaler und pflichtbewusster Sklavin quatschte. Irgendwie hatte ich auf einmal gar nicht mehr so das Gefühl ihn an besagten Eiern gepackt zu haben. Mein doofes Grinsen war mir auch aus dem Gesicht gefallen. Der wollte mir doch nur Angst machen, oder? Der würde mich doch belohnen, wenn ich ihm alles erzählte. Sermo konnte ja schon ein Kotzbrocken sein. Aber er würde mich doch nicht so ausnutzen. Oder doch? Nee!
    "Na schön, ich sag dir´s. Aber hinterher darf ich mir was wünschen!" Öhm, wie alt war ich eigentlich? Fünfundzwanzig? Fünfzehn? Oder doch erst fünf? Als ich mich selbst hörte, vermutete ich mal stark, dass ich erst süße fünf war. Aber da war´s leider schon zu spät.
    "Die Flavia war´s!", hörte ich mich noch sagen. Danach spürte ich nur noch meine Hand, die vergebens versuchte, meinen Mund zuzuhalten. Körperbeherrschung war halt was anderes!

    Na toll! Der hatte auch noch was an den Ohren und hörte schlecht! Mit letzter Kraft setzte ich dazu an, ihm nochmal zu stecken, dass er mir immer noch im Weg rum stand. Aber dazu sollte es nicht mehr kommen. Denn das Bürschchen hatte Augen im Kopf und war fähig zum mitdenken. Meine ungesunde Gesichtsfarbe war ja auch kaum zu übersehen.
    Ob ich den auf dem Weg zu Pluto war? Gute Frage! Irgendwie fühlte ich mich so, als gäbe es kein morgen. Und wenn ich nicht bald in meine Seitengasse kam, dann… Ob der Kerl es mir übel nahm, wenn ich ihn… ?
    "Mir ist schlecht, ich muss gleich…" Und schon begann ich zu würgen, konnte aber schlimmeres verhindern, was angesichts des anhaltenden Würstchengeruchs ´ne riesen Herausforderung gewesen war.
    "Lass mich vorbei, bitte", hauchte ich, überlegte aber dann, dass es doch viel besser wäre, wenn jemand bei mir wäre. "Oder besser noch, bleib bei mir. Ich muss hier weg!" Eigentlich hatte ich mir ja mal vorgenommen, nicht mehr mit wildfremden Kerlen zu gehen. Aber ei dem hier nahm ich ja mal stark an, der Kerl würde ´ner Halbtoten nicht an die Wäsche gehen. Außerdem war der ja auch Soldat, oder sowas. Und wenn man denen nicht mehr trauen konnte, dann konnte man echt keinem mehr trauen!
    "Caelyn, ich heiß Caelyn." Die Frage nach seinerm Namen sparte ich mir, denn mir war gerade echt nicht nach Smalltalk.

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    Diomedes


    Der alte Grieche war nicht mehr der schnellste! Deswegen hatte es etwas gedauert, bis er die Tür erreicht hatte. Als er sie jedoch öffnete und niemanden mehr vorfand, fluchte er leise. Immer diese Jungenstreiche! Und das um diese Zeit!
    Kopfschüttelnd stieß er die Tür wieder zu und schlappte wieder zurück, woher er gekommen war.

    Sim-Off:

    Danach dürfte kein Zweifel mehr bestehen! :D


    Im Gegensatz zu anderen Leuten, war mir jetzt echt nicht nach Essen! Ich hätte nix untergekriegt. Nicht mal ein paar Würstchen oder ein leckeres saftig gebratenes Stück Fleisch, obwohl ich das doch so gerne aß und viel zu selten kriegte. Aber allein der Geruch löste bei mir schon Übelkeit aus. Ich merkte es schon wieder, als ich noch ein Stück weiter ging. Von irgendwoher zog dieser Duft von gebratenen lucanischen Würstchen zu mir. Scheiße, auch das noch! Ich blieb stehen, weil ich geradezu merkte, wie mein Gesicht sich grün färbte. Ich versuchte tief durchzuatmen. Manchmal half das ja. Nur heute eben nicht. Ich sah mich schon, wie ich hier mitten auf dem Marktplatz… Nee, bloß das nicht! Schnell das Weite suchen. Nur weg von hier und dann meinetwegen in ´ne stille Seitengasse, wo mich keiner sehen konnte, wenn ich mir die Seele aus dem Leib reiherte.
    Leider kam ich nicht weit. Irgend so ein Kerl stand mitten in meinem Weg, mit dem ich dann auch mal ganz schnell kollidierte. Mann, war ich fertig! Ich konnte dem nicht mal die Meinung geigen. Dabei war´s er doch, der nicht richtig aufpassen konnte! Ich sah ihn nur an, wie eine, die gleich sterben musste.
    "Pass doch auf!", hauchte ich mit letzter Kraft. Der Zusatz du Penner, hätte mir zu viel abverlangt. War vielleicht auch besser so, denn der Kerl trug ´nen Soldatengürtel und hatte mächtig dicke Arme.

    Anscheinend hatte ich mir echt was eingefangen. Wahrscheinlich hatte ich was Schlechtes gegessen, oder so. Am Morgen war´s sogar so schlimm gewesen, dass ich mich übergeben musste. Und dann diese Kopfschmerzen! Als ob mir einer mit ´nem Holzhammer draufgehauen hätte.
    Aber das alles schützte mich nicht davor, trotzdem zum Markt zu gehen. ´Nen ellenlangen Einkaufszettel hatte ich dabei. Und wer durfte das alles wieder nach Hause schleppen? Genau richtig geraten! Meine Wenigkeit.
    Echt, wie ich es hasste! Heute hatte ich überhaupt keinen Spaß dabei, über den Markt zu schlendern und mir Sachen anzugucken, die ich mir eh nicht kaufen konnte. Dämlicher Plunder! Wenn mir doch bloß einer hätte helfen können! Nee, nicht beim Schleppen. Das schaffte ich schon noch alleine. Ich war ja kein Mimöschen. Aber damit endlich die Übelkeit und das Kopfweh wegging, dafür hätte ich einen gebraucht. Einer, der sich mit sowas auskannte und vor allem kein Geld, oder wenn, dann nur ganz wenig verlangte. Zu ´nem richtigen Medicus konnte ich nicht gehen. Und Sermo fragen? Naja, der glaubte mir ja sowieso nicht, dass es mir schlecht ging.


    Sim-Off:

    Nicht reserviert! Jeder der sich dazu berufen fühlt,einer armen Sklavin zu helfen, darf auch!

    :D

    Erst in ein paar Tagen? Das war ja noch schlimmer. Ich atmete tief, dann nickte ich. Gut, in ein paar Tagen. Wie ich die aber aushalten sollte, war mir im Augenblick noch schleierhaft. Überhaupt fühlte ich mich schon die letzten Tage nicht besonders gut. Irgendwie war ich so schlapp und müde. Das mussten von den langen Nächten sein, in denen ich bei ihm gewesen war. Mir fehlte einfach ´ne Mütze Schlaf zu viel.
    "Ja, is gut." Den Kuss hatte ich gar nicht richtig wahrgenommen. Hinterher tat es mir um jede Sekunde leid, die ich nicht mit Aretas zusammen sein konnte. Ich sah ihm noch nach, wie er verschwand.
    Jetzt musste ich mich wieder zusammenreißen, damit er Grieche mir nichts anmerkte. Schnell wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht und verschwand in der Küche.

    Irgendwie verging die Nacht wie im Flug. Schade auch, dass es schon hell werden musste! Ich hatte gerade noch so schön geträumt. Aretas hatte mich die ganze Nacht über in seinem Arm gehalten. Jetzt hatte er sich aufgesetzt und sah mich an. Und ich sah ihn durch meine verschlafenen Augen an. Echt, ans frühe aufstehen würde ich mich nie gewöhnen. ER aber mahnte mich zur Eile. Naja, er hatte ja recht. Wenn Diomedes oder schlimmer noch, Sermo uns hier entdeckte, dann war´n wir geliefert. "Ja, ja!", gab ich missmutig zurück. Es war echt ein Jammer!
    Wo war´n denn nur meine Klammotten? Irgendwie konnte ich sie nicht gleich finden. Ach scheiß drauf, dachte ich. Der frühe Morgen, meine Müdigkeit, die ganzen beschissenen Umstände und die Frage, ob und wann wir uns wieder sehen konnten, trugen nicht gerade dazu bei, dass ich gute Laune hatte.
    Ohne viele Worte zu verlieren, zog ich mich an. Meine Tunika hatte sich unter dem Bett versteckt. Schnell strich ich das Bett glatt. Ich hatte Tränen in den Augen, als ich ihn dann wieder ansah. Ich wusste, er würde jetzt gehen.

    Wie ich mich fühlte? Ich sah Aretas an, als hätte er eben gerade in ´ner völlig anderen Sprache mit mir geredet. "Glücklich?" Also mal ganz unter uns, ich hatte noch keinen glücklichen Sklaven geseh´n. Nicht mal Cimon war wirklich glücklich gewesen. Er war vielleicht damit glücklich, bei Ursus gelandet zu sein. Vielleicht war er auch glücklich, wenn er ihm dienen konnte. Aber um seiner selbst war er garantier nicht glücklich.
    "Sermo ist ´ne elende Mistkröte! Er hat mich nach Strich und Faden verarscht. Deshalb bin ich jetzt seine Sklavin. Manchmal behandelt er mich wie ´n Stück Scheiße. Manchmal kann er auch ganz nett sein. Aber dann hat er meistens ach irgendwelche Hintergedanken dabei. Eigentlich will er mich nur ausnutzen. So wie alle bisher." Na toll, meine Stimmung war mal wieder auf dem Tiefpunkt angelangt. Und Aretas tat nicht unbedingt gut daran, mich gerade jetzt auf früher anzusprechen. Auf ganz früher.
    "Nein, nein, ist schon in Ordnung." Ichhatte a auch damit angefangen. Hätte mal besser meine Klappe gehalten. Aber die zu halten, war mir schon immer schwer gefallen.
    "Es erinnert mich an meine Kindheit in Gallien. In Augustodunum. Das ist ´ne Stadt in er Nähe von unsrem alten Oppidum Bibracte. Wir haben da in einem Haus aus Stein gewohnt. Wir, das waren meine Mutter, mein Großvater und mein kleiner Bruder. Naja, wir war´n nicht besonders reich, oder so. Aber arm war waren wir auch nicht. Zumindest hatte jeder sein eigenes Bett." Und meines war mindestens auch so gut wie das hier gewesen.
    "Ich könnte auch stundenlang mit dir hier liegen. Mit dir bin ich glücklich."

    Es war nur ´ne Frage der Zeit gewesen, bis endlich das Bett erreicht war. Aretas hatte sich von mir mitreißen lassen. Er setzte a an, wo ich begonnen hatte und war sich auch sonst sehr sicher, wozu er diese Gelegenheit nutzen wollte. Nicht alle Tage stand einem ein so bequemes Bett zur Verfügung. War schon verdammt lang her, seit ich in ´nem richtigen Bett gepennt hatte. Eines, dessen Matratze nicht mit Stroh ausgestopft war und in dem die Wanzen um die Wette Blut saugten.
    Aretas schritt unaufhaltsam zur Sache. Und ich mit ihm. Er ließ mich erschauern. Jede Spur von Zweifel oder Furcht hatte sich spätestens jetzt verflüchtigt. Wir waren zusammen. Körper an Körper, dicht an dicht. Und wir konnten uns spüren. Das zählte.
    Erschöpft lagen wir nebeneinander. Gerade noch hatte er mich geküsst. Innerlich jauchzte ich vor Freude, auch wenn mir klar war, dass es so nicht ewig bleiben konnte. Ein Provisorium. Irgendwann würde der Tag der Entscheidung kommen. Und es würde nicht unsere Entscheidung sein.
    "Öhm, was?" Aretas hatte mich was gefragt, als ich mit meinen Gedanken woanders gewesen war. "Keine Ahnung! Die Familie war schon weg, als ich hierher kam. Ich bin noch nicht so lange in diesem Haus."War schon irgendwie komisch, in ´nem Haus zu leben, in dem so viel Platz war und in dem so wenig Leute lebten. Im Gegensatz dazu war die Villa Aurelia richtig überbevölkert gewesen.
    "Ist schon ´ne tolle Sache, so´n Bett! Erinnert mich an früher. An ganz früher." Noch bevor mein Bruder und ich auf der Straße gelandet waren und alles so war, wie es hatte sein sollen.

    Als Lockenköpfchen die Sklavin ansprach, war´s soweit. Ich konnte nicht mehr! Beinahe hätte ich laut losgekichert. Ich kriegte mich aber noch rechtzeitig ein und deshalb klang´s nur so, als hätte ich versucht ein Niesen zu vermeiden. Astarte hieß die Gute! Irgendwie erinnerte mich der Name an ´nen Sueben, den ich vor Jahren mal getroffen hatte. Dessen Schwester hieß eigentlich Astrid. Aber er sagte immer nur Aschtritt zu ihr. Wenn man nun Astarte suebisch aussprach, na was kriegte man dann? Ja, richtig, Aschtarte. Das klang doch eigentlich wie Arschtorte, oder? :D Mann, das war doch irgendwie lustig, wenn´s einem langweilig war. Und außerdem, wie lief denn Aschtorte, öhm Astarte denn hier rum? Hatte die nix richtiges anzuziehen? Oder waren die Flavier in Wirklichkeit doch nur arme Säcke? Sermo, dem geilen Bock, gefiel das. Er zog sie mit seinen Augen noch ganz aus.


    Der Flavier war ganz aus dem Häuschen, als Sermo meine Qualitäten anpries, von denen ich selbst noch gar nix wusste. Mal seh´n, was Lockenköpfchen sagte, wenn ich mit ihm fertig war. Aber so wie der drauf war, hatte der eh schon einen im Tee.
    Während ich nun so an Lockenköpfchen herum zu kneten begann und ganz nebenbei über mich hinauswuchs, hörte ich mit einem Ohr zu, mit welchen Komplimenten sich die beiden Römer überhäuften. Aber das Schärfste kam noch! Der Flavier sah plötzlich zu mir auf und laberte etwas in ´nem Kauderwelsch, was in etwa so, wie ein keltischer Dialekt sein sollte. Bruchstückhaft verstand ich sogar, was er sagen wollte, obwohl das gar kein Gallisch war. Klang eher wie das Gesülze der Leute aus Aremorica oder noch schlimmer, die Sprache der Bekloppten von der Insel, die ihr Cervisia am liebsten warm tranken. Öhm, Moment mal, hatte der mich eben ein Flittchen genannt? Blöder Sack! Scheiße noch eins, was machte ich jetzt? Sollte ich einfach nett bleiben und Sermo keine Schande bereiten? Oder sollte ich im mal ganz gepflegt die Meinung geigen? Auf gallisch verstand sich. Dann könnte ich mich hinterher immer noch rausreden, er hätte mich nicht richtig verstanden, oder so. Oh ja, das wollte ich machen!
    "Freut mich auch! Danke mir geht´s gut. Aber dir gleich nicht mehr, wenn ich mit dir fertig bin, du blöder Lockenarsch!" Dabei grinste ich ihm freundlich und irgendwie dankbar ins Gesicht, das mich voller Erwartung anstarrte und massierte einfach weiter.


    Sim-Off:

    In Ermangelung einer keltischen Sprache, setze ich das gallisch gesprochene einfach kursiv. ;)

    Genau! Der Hain! Endlich hatte er´s gefressen! Wenigstens unterbrach er mich nicht mehr, als ich weiter erzählte. Hoffentlich nahm er auch meine Geschichte ab und bestrafte mich hinterher nicht, weil ich die Kohle verloren hatte.
    Aber dann kam´s! Ich traute ja meinen Lauschern nicht. War das wirklich Sermo, der gesagt hatte vergiss die Einkäufe und das Geld? Oder war das nur mein Wunschgedanke? Nö, das war echt! Das war tatsächlich gerade aus Sermos Mund gedrungen. Ich glaubte ´s ja nicht! Ja, echt, was für´n Glück, dass ich wohlbehalten wieder zurück war. Mhm! Ja! Mein Kopf geriet ganz leicht in Schräglage und ich guckte ihn ganz ungläubig an. "Äh ja. Aber total," sagte ich ganz irritiert. Da war doch was oberfaul! Sermo war doch nicht einfach so furchtbar nett zu mir. Da musste doch was dahinter stecken! Und es stak auch was dahinter!
    "Das kannst du aber laut sagen! Der Kerl, also der aurelische Sklave hat mir so einiges erzählt, bevor die Aurelia aufgetaucht ist. Er hat mir erzählt, wer die Frevlerin ist. Ganz schön blöd der Typ, das einfach so ´ner Wildfremden zu stecken!" Ich war ja schon nah dran gewesen, alles einfach so hirnlos auszuplappern. Aber dann fing mein Kopf zu denken an. Ganz schön blöd von mir, wenn ich jetzt nicht geschaltet hätte!
    "Du bist ja richtig scharf drauf, was der Kerl mir verraten hat, was?", bemerkte ich und sah Sermo ziemlich abschätzig dabei an. "Was springt denn für mich dabei raus, wenn ich dir erzähle, wer die Frevlerin ist, hä?"

    Sachte schloss er die Tür. Bis dahin hatte a alles geklappt, wie am Schnürchen. Jetzt umgab uns die Dunkelheit. Sie hätte bedrohlich wirken können, die Dunkelheit. Aber das tat sie nicht, denn sie war unser Schutz vor dem Entdeckt werden.
    "Schhhh!" Leises Zischen sollte ihn beruhigen. Die wenige Zeit, die uns blieb, wollte ich nicht mit nervigen Fragen um Sermo vertun. "Sein Zimmer ist auf der anderen Seite des Ganges. Aber denk jetzt nicht an Sermo!" Er sollte lieber an mich denken! Und damit ihm das besser gelang, schlang ich meine Arme um ihn und begann ihn zu küssen. Endlich waren wir für uns und dann auch noch an einem ganz passablen Ort, an dem es nicht feucht oder kalt war und es auch nicht stank.
    Vorsichtig schob ich ihn weiter hinein in die Mitte des Raumes, dort wo ich das Bett vermutete. Irgendwo dort musste es doch sein. Vor einigen Tagen, als ich hier sauber gemacht hatte, war es noch da gewesen.

    Aretas kam trotzdem. Hätte auch nicht gut ausgesehen,wenn er jetzt gekniffen hätte.
    "Öhm, ja." Ich sparte mir die Frage, ob das ein Problem sei. Logisch war´s das. Allerdings nur, wenn er dahinterkam, dass seine Sklavin ihm auf der Nase herumzutanzen wagte. Bis dahin aber galt einfach, was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß. Und solange wir nicht wie wildgewordene Stiere die Treppen hinauf stampften, war doch alles bestens.
    Leise, ganz leise, schlich ich mich durchs Vestibulum, hin zur Treppe, die in den Keller aber auch noch oben, zu den cubiculae führte. "Psssst!", zischte ich ihm nochmals ganz leise zu. Wenn Sermo das mitkriegte, war ich erledigt und Aretas auch. Und "das mit uns" konnte man dann den Hasen geben.
    Ich machte wirklich ´ner Katze Konkurenz, denn genauso leise wie ´ne Samtpfote ging ich auf Zehenspitzen die Treppe hoch. Oben angekommen, fiel mein erster Blick auf die Tür zu Sermos Cubiculum. Da war alles still. Vielleicht schlief er ja schon. Leise schlich ich mich in die entgegengesetzte Richtung, zu einem der leer stehenden Cubiculae. Vorsichtig öffnete ich die Tür und trat ein. War verdammt dunkel da drinnen! Aber wer brauchte denn schon Licht?

    Das mit dem vernünftigen Bett zog bei Aretas. Und wenn wir schön leise waren, kriegte selbst Sermo nichts davon mit. Öhm, genau Sermo! Hatte ich denn noch nicht erwähnt, dass er wieder in Rom war? Anscheinend nicht. "Naja, keiner ist vielleicht zu viel gesagt." Ich folgte Aretas und trat dann an ihm vor, als wir die Tür zur Casa erreichten. Bevor ich jedoch die Tür wieder aufstieß, drehte ich mich nochmal zu ihm rum. "Außer Sermo ist keiner da. Aber der hat sich gleich nach der Cena verkrümelt. Er hat viel zu tun im Moment…" Da zog er sich lieber züruck, statt sich Gäste einzuladen oder sich alleine im atrium zu betrinken, was ja an sich auch ganz schön öde war.
    Ganz vorsichtig, damit ich keinen Krach machte, öffnete ich die Tür einen Spalt weit. "Kommst du? Aber sei bloß leise!" flüsterte ich und schob mich langsam durch den Eingang.