Für die kommenden Wochen möchte ich mich abmelden. Voraussichtlich bin ich Mitte/Ende August wieder da. Eventuell schaffe ich es auch, mal an den Wochenenden reinzuschauen. Versprechen kann ich allerdings nichts ;).
Also bis dann!
Für die kommenden Wochen möchte ich mich abmelden. Voraussichtlich bin ich Mitte/Ende August wieder da. Eventuell schaffe ich es auch, mal an den Wochenenden reinzuschauen. Versprechen kann ich allerdings nichts ;).
Also bis dann!
Das mit Phraates war ja schon ´ne kuriose Sache. Noch kurioser war, dass Cimon nicht drüber reden wollte. Naja, wegen der Kleinen halt, dachte ich mir dann und bohrte dann auch nicht weiter nach. Wenigstens war er am Leben!
Tja, ich schätzte mal, jetzt war der große Moment des Abschieds gekommen. Ich hatte Cimon alles gesagt, was ich los werden wollte. Dass er es Ursus weitertragen würde, davon ging ich aus. In solchen Sachen war auf Cimon Verlass.
"Na dann is ja gut!" Ich versuchte zu lächeln, auch wenn mir nicht danach war. "Tja, ich pack dann mal meine Sachen, Sermo wartet auf mich. Ich wünsch euch alles Gute!"
Abschiedsszenen hatte ich schon immer blöd gefunden. Diesmal war´s auch nicht besser. Schließlich stieß ich jetzt doch die Tür auf und trat an mein Bett, öhm mein ehemaliges Bett heran. Daneben stand ´ne kleine Truhe, in der ich meine Sachen aufbewahrte. Ich legte alles in ein Leinentuch und verknotete es anschließend. So, das war´s!
Draußen vor dem Portal zur Villa wartete Sermo schon auf mich. Ich warf ihm ein wages Lächeln zu, dann sah ich mich ein letztes Mal um. "Von mir aus können wir!", sagte ich zu ihm und stiefelte damit in mein neues Leben.
Hä, was, wie, wo? Cimon sah mich an, als hätte er nix verstanden, Marei plapperte was von Phraates und auspeitschen, aber ich war nur verwirrt und raffte überhaupt nix. Wieder sah ich zu Cimon, der seine Hand auf die Stelle legte, an er sein Herz saß, Marei plapperte immer noch, aber ich war etwas erleichterter, als ich merkte, dass Cimon es doch richtig aufgefasst hatte. Puh, wenigstens einer!
„Ja, ja, ich freu mich auch, aber … aber… so, aber jetzt nochmal langsam zum mitschreiben, was is mit Phraates? Wieso das denn? Was hat er denn gemacht?“ Mir war jetzt echt die darüber Freude vergangen, bald wieder nach Hause zu kommen. Die Römer waren ja manchmal schon echt schräg drauf! Aber bisher hatte es sowas noch nicht gegeben, jedenfalls solange ich hier gewesen war. Das war ja echt krass,wenn das stimmte.
"Wie geht´s ihm denn jetzt? Er is doch noch am Leben, oder?" Wieder sah ich die beiden abwechselnd an. Irgendwie hatte ich das Gefühl, daswar noch nicht alles gewesen.
Immer noch mit so´nem komischen Gefühl, beobachtete ich Cimon, wie er vor mir stand. Er war wirklich durch und durch Sklave, so wie ich´s niemals hätte sein können. Wahrscheinlich war er das, weil er niemals was anderes gewesen war. Zum Glück war er auch nicht nachtragend, sondern lächelte wieder, auch wenn ich ihm sein Lächeln nicht so richtig abnahm.
"Klar, wird ich dir schreiben! Ach was, Gallien is gar nicht so weit weg!" Naja, wie man´s nahm. Ein paar Tage war man da schon unterwegs, um nach Gallien zu kommen. Aber irgendwas musste ich ja sagen.
Dann hielt er mir das Gärtchen entgegen. Echt, er war so süß! Ich nahm´s ihm ab, wenn auch etwas unsicher. "Danke Cimon, das is eine schöne Erinnerung an dich. Ich wird´s immer gut pflegen, versprochen!" Bisher hatte ich ja nicht unbedingt ´nen grünen Daumen bewiesen.
Cimon hatte Verständnis dafür, dass ich vor Ursus nichts sagen konnte, was ich gern gesagt hätte. Aber wenigstens bestand jetzt noch die Möglichkeit, ihm durch Cimon mitzuteilen, was ich nich hatte aussprechen können.
"Danke, Cimon! Das is echt nett von dir! Ja, es is nicht immer leicht," sagte ich lächelnd. Als ich jetzt die Worte formen wollte, die ausdrücken sollten, was ich Ursus gerne noch sagen wollte, fiel mir das mindestens genau so schwer, wie vorhin in seinem Büro. "Also, öhm… bitte sag ihm, dass es mir leid tut, wie alles gelaufen ist. Aber ich konnte einfach nicht anders. Ich… ich musste einfach weg, weil seine Frau jetzt da ist und er nicht den Mut aufgebracht hat, meine Gefühle für ihn zu erwidern. Ich wäre so gern bei ihm geblieben, ehrlich. Aber das… das schaff ich einfach nicht! Sag ihm, dass ich ihn immer…"lieben werde! Mist! Gerade als ich meinen letzten Satz los werden wollte, tauchte Marei auf und plapperte fröhlich drauf los! Wie immer, genau im richtigen Moment. Klar, jetzt konnte ich natürlich gar nix mehr von mir geben! Hoffentlich hatte Cimon verstanden, was ich sagen wollte.
Mareis Geplappere war nicht so richtig an mich gegangen, weil ich noch viel zu beschäftigt war, meine eigenen Gedanken zu ordnen, was ich Cimon noch alles sagen wollte. Ich verstand nur Phraates und auspeitschen, kriegte aber nicht zusammen, was sie damit meinte. Ich war ja auch nicht da gewesen, als das passiert war.
"Hä, was? Nö, wie kommst´n da drauf?" Irritiert sah ich das Mädchen an. Ich kapierte gar nix!
Gerade als ich die Tür zur Unterkunft aufstoßen wollte, hörte ich meinen Namen rufen. Mist! Das war Cimon. Ich drehte mich zu ihm um. "Danke Cimon, nö brauchst du nicht." Es war immer noch ein total blödes Gefühl, ihm jetzt allein gegenüberzustehen.
"Hör mal, das war echt nett, was du für mich tun wolltest, trotz dass ich so blöd zu dir war. Tut mir echt leid, dass ich dich reingelegt hab. Ehrlich! Aber weißt du was? Ich gehe wieder zurück nach Gallien! Ja, ehrlich! Sermo ist so ein netter Kerl! Ich werde noch ein paar Tage bei ihm bleiben und dann gehe ich wieder nach Haus. Toll, oder?" Meine Freude über die baldige Heimkehr überdeckte alles, was gewesen war. Noch glaubte ich ja, dass es Sermo ehrlich mit mir meinte und mich gehen ließ.
Dann sah ich das Gärtchen, das Cimon mir gebastelt hatte. Er war ja auch ein netter Kerl. Bestimmt würde ich ihn vermissen. Und nicht nur ihn.
"Du Cimon, du könntest vielleicht doch noch was für mich tun. Kannst du Ursus was von mir ausrichten? Ich hatte da drinnen nicht den Mut, ihm was zu sagen, weil ich Angst hatte, er wäre total sauer auf mich." Wenn Cimon das für mich tun konnte, dann würde mich Ursus nicht in so ´ner ganz schlechten Erinnerung behalten, wie er es wahrscheinlich getan hätte.
Nachdem, was gerade eben in Ursus officium passiert war, war ich wirklich nicht scharf drauf, einem über den Weg zu laufen, der mich dann fragte, wo ich war, was mit mir los war und wohin ich jetzt ging. Solche Fragen konnten mir echt gestohlen bleiben. Von mir aus hätte ich gar keinem mehr begegnen müssen, der mich kannte. Meine Zeit in der Villa war endgültig vorbei. Mist, wie viele Jahre war ich denn eigentlich hier gewesen? Drei, vier, fünf Jahre? Ja, ganze fünf Jahre war ich hier gewesen und ja, mir war´s nicht schlecht gegangen. Mir war´s hier sogar besser aus in Augustodunum gegangen. Und jetzt? Jetzt war das vorbei. Wenn Sermo mich nicht reinlegte, dann konnte ich in ein paar Tagen wieder nach Hause, nach Gallien. Oh Mann, ich freute mich echt drauf, wieder nach Hause zu kommen. Auch wenn da niemand mehr war, der mit mir verwandt war und freundlich gesonnen war.
Mit den Gedanken schon weit in Gallien, lief ich weiter hinein in den Sklaventrakt. Ich achtete jetzt gar nicht mehr darauf, allen aus dem Weg zu gehen. Na wenn schon, Kopf hoch ,Caelyn! Bald ging´s wieder nach Hause!
Wer will?
Das war echt ein total mieses Gefühl! Jetzt hätt ich heulen können, aber jetzt ging´s nicht mehr. Ich nickte ohne Ursus dabei anzusehen , als er sagte, ich könne mein Zeug mitnehmen. Und ich brachte es auch nicht fertig, Cimon ins Gesicht zu schauen. Gerade jetzt, nachdem ich erfahren hatte, was er für mich tun wollte.
Ich drehte mich um und ging. Sermo wartete schon. Keiner kann sich wahrscheinlich vorstellen, wie gerne ich mich jetzt umgedreht hätte, um Ursus alles das zu sagen, was ich auf dem Herzen hatte. Vielleicht hätte er dann verstanden, warum. Aber er würde auch dann nicht verstehen. Dann würde er mich mit den gleichen Augen wieder ansehen, wie an dem Tag, als ich aus Sardinien zurückgekehrt war.
Als ich draußen vor der Tür war, atmete ich erst mal tief durch. Das schlimmste hatte ich hinter mir. Jetzt musste ich mich nur noch ins servitriciuum stehlen und mein Zeugs holen.
Mein Mund fühlte sich total trocken an. Ich war so enttäuscht! Wahrscheinlich war das nur ´ne Retourkutsche von Ursus, weil ich weggelaufen war. Damit hatte er mich aber richtig getroffen. Ich versuchte, ihn erst gar nicht mehr anzuschauen. Er hatte´s echt nicht kapiert, warum ich abgehauen war. Dass das alles nur wegen ihm war. Dass Männer auch immer so auf ´m Schlauch stehen mussten! Ein Trost, dass ich nun Sermo hatte, der mich mochte und bei dem es mir von jetzt an gut gehen sollte, das glaubte ich jedenfalls.
Die beiden wurden sich einig und ich gehörte von jetzt an nicht mehr Ursus. Mist, dass ausgerechnet jetzt meine Augen wieder feucht wurden. Aber Tränen wollte ich wegen Ursus nicht vergießen. Aber zwischen Wunsch und Realität lagen manchmal riesig große Abgründe. Natürlich war´s nur ´ne Frage der Zeit, bis mir ´ne Träne die Wange herunter kullerte. Genauer gesagt passierte das, als Ursus mich plötzlich ansprach und mir zu allem Übel auch noch alles Gute wünschte. Blöder Idiot, dachte ich nur. Ich wollte doch eigentlich gar nicht wirklich weg! Ich hielt´s einfach nur nicht mehr aus, wenn seine Frau nun zwischen uns stand.
"Danke," murmelte ich, ohne aufzusehen. "Darf ich mir noch meine Sachen holen und mitnehmen?" Meine Sachen, das waren ein paar Klamotten, eine Kette, die mit Louan mal geschenkt hatte, einige seiner Zeichnungen und noch was zu lesen.
Vielleicht war jetzt erst der Zeitpunkt erreicht, an dem ich richtig checkte, dass es jetzt ernst wurde. Ursus wollte mich also wirklich los werden und Sermo begann zu bieten, als wären wir hier mitten auf dem Sklavenmarkt. Das war schon irgendwie komisch und besonders toll fühlte es sich auch nicht an, wie ´n Stück Fleisch gehandelt zu werden. Aber als Ursus dann auch noch sagte, er wolle gar kein Geld für mich, war glaub ich, nicht nur ich baff. Kein Geld, nur n´ läppischer Gefallen war ich ihm wert gewesen? Das gab´s doch nicht! Doch, das gab´s! Ich war echt enttäuscht. Wenn ich ihm wirklich was wert gewesen wäre, dann hätte er mich niemals so hergegeben.
Das wurde ja immer schöner! Ich glaubte ´s ja nicht! Cimon hatte sich was gewünscht? Für mich? Aber wieso? Und wieso hatte er eigentlich einen? ´Nen Wunsch. Da war ich aber ganz schön fertig und sprachlos, was schon was heißen sollte. Denn so oft wurde ich nicht sprachlos.
Und dann ging´s gleich so weiter! Ohne mit der Wimper zu zucken, wollte mich Ursus nun los werden und wie´s aussah, wollte er da auch, dass ordentlich was dabei rüber kam.
Die absolute Krönung aber war, als Sermo begann, sein Märchen zu erzählen. Er sagte, er hätte mich erst gestern gefunden. Dabei stimmte das ja gar nicht! Er hatte mich direkt nach der Hochzeit gefunden. Nichts von dem, was wir miteinander erlebt hatten, erzählte er jetzt.
Ich hatte plötzlich so´n komisches Gefühl, alles um mich herum entglitt mir. Ich wollte noch was sagen, aber es ging nicht. Außer ein leises "Aber…aber.." kam einfach nix. Jetzt sah mich Sermo auch noch so an, als wolle er mir zurufen, ich sollte die Klappe halten. Vielleicht war das ja am besten, einfach die Klappe halten und gut war.
Öhm, Moment mal! Irgendwie ging da gerade was an mir vorbei, was ziemlich großes, wichtiges. War ich im falschen Film, oder was? Was für´n Wunsch? Was für´n Versprechen? War´n wir hier bei Wünsch dir was und ich hatte es noch nicht mitgekriegt? Ich vermutete ja auch schon, das sollte ´ne Verarsche von der Acta Diurna sein, weil da in letzter Zeit eh nix lustiges mehr drin stand.
Ursus kriegte nicht den erwarteten Wutausbruch, obwohl ich mich wie ´ne elende Kröte benommen hatte. Und aus dem was Cimon noch sagte, wurde ich auch nicht unbedingt schlauer.
"Wie, wwwas? Was denn für´n Versprechen uuuund was für´n Wunsch?" fragte ich verwirrt und schaute erst Ursus, dann Cimon und schließlich Sermo an. Der allerdings guckte mindestens genauso schlau, wie ich zurück. Na toll! Wie ich das liebte! Wie üblich hatte ich mal wieder nur die Hälfte mitgekriegt. Und das lag sicher nicht nur daran, weil ich vor´n paar Tagen abgehauen war. Klar, seit Cimon da war, gab Ursus ihm den Vorzug. Logisch, der war ja auch die Demut in Person. Ach echt, ich war froh, wenn ich mit Sermo gehen konnte.
Das Unvorhersehbare hatte wie eine Bombe eingeschlagen. Ursus hatte es nicht nur die Sprache verschlagen, er hatte´nen richtig bösen Hustenanfall gekriegt. Er wollte ja gar nicht mehr aufhören zu husten.
Aber auch bei Cimon hatte sich was getan. Er hatte gemerkt, dass ich auch noch da war. Er sagte zwar nichts zu mir, weil das jetzt sowieso nicht gegangen wäre, aber er lächelte mir sachte zu. Ich verzog nur´n bisschen mein Gesicht, denn ich hatte auch ihm gegenüber noch ´n schlechtes Gewissen, weil ich ihn so reingelegt hatte.
Aber dann während dem Gespräch, das Ursus und Sermo führten, hörte ich plötzlich meinen Namen. Ursus hatte mich direkt angesprochen. Das was er alles sagte, trug nur noch dazu bei, dass es mir noch schlechter ging. Ein paar Tränen rannen mir die Wangen runter. Mensch, der wusste genau, wie er´s machen musste, um mich runterzuholen! Ich wollte ihm ja sagen, wie leid´s mir tat und dass ich ursprünglich ja gar nicht wirklich abhauen wollte. Dass es doch nur ein blöder Zufall gewesen war und dass es sich irgendwie alles von selbst hochgeschraubt hatte. Mir fielen auf einmal wieder alle möglichen Sachen ein, die wir zusammen gemacht hatten, wie wir zum ersten Mal zusammen in der Stadt waren, wie er mir das Bronzepferdchen gekauft hatte und wie wir dann lukanische Würstchen gegessen hatten. An die eine Nacht, die wir zusammen verbracht hatten. Oder der Tag, an dem ich Mogontiacum meinen Bruder wieder getroffen hatte, den er hatte suchen lassen. Ich erinnerte mich auch wieder als Louan starb und ich hörte Ursus Worte noch, wie er sagte, er würde meinen toten Bruder in die Villa bringen lassen. Dann erinnerte ich mich aber auch, wie er mir immer wieder zu verstehen gab, dass er mich zwar mochte aber niemals lieben könnte, weil zu viel zwischen uns stand. Und dann der Tag, an dem ich von Sardinien wieder zurückgekehrt war und wie schmerzlich mir bewusst worden war, wie sehr sich alles verändert hatte und dass sich nach seiner Hochzeit noch viel mehr ändern würde.
Jetzt stellte er mich vor die Wahl. Ich sollte mich entscheiden und ihm dabei auch noch in die Augen sehen. Verdammt, das war so schwer! Warum entschied er nicht einfach selbst?
Ursus oder Sermo! Sermo war doch so nett zu mir gewesen und auch dann noch, als er eigentlich gar keinen Grund mehr dazu hatte. Ich erinnerte mich an das, wovon ich geträumt hatte, als er mich in der Nacht nach der Hochzeit mitgenommen hatte. Wenn ich irgendwann mal die Frau von einem wie Sermo sein konnte, das wär schön! Das war´s doch, was ich wirklich wollte!
Und Ursus? Er hatte diese Frau geheiratet und deshalb würde sich alles zwischen uns ändern. Das war´s doch, was er mir immer wieder sagen wollte.
"Es tut mir leid, was ich gemacht hab," begann ich. Jetzt liefen mir noch mehr Tränen die Wangen runter. "Und es tut mir leid, aber ich… ich will mit Sermo geh´n!" Das war meine Entscheidung, die ich hauptsächlich aus Trotz gefällt hatte und die ich ihm jetzt ins Gesicht sagte. Das hatte er jetzt davon!
Ich schaute einfach nicht mehr hin, als sie auch noch zu essen und zu trinken anfingen. Ob ich mich auch gut benommen hätte, fragte Ursus. Pah, hatte der wirklich keine anderen Sorgen, als so was blödes zu fragen?
Nur weil ich Sermos Antwort darauf hören wollte, schaute ich kurz verstohlen in seine Richtung. Ich war echt mal gespannt, ob er brühwarm von meinem Tritt mit dem Knie erzählte. Nee, das tat er dann doch nicht. Dann wäre Ursus wahrscheinlich ausgerastet.
Sermo schaute mich kurz an, aber ich blieb ganz cool und verzog keine Miene, auch wenn mir in dem Moment nach Grinsen gewesen war.
Tja, und dann passierte das, womit Ursus wohl am wenigsten gerechnet hatte. Sermo druckste erst noch ein bisschen rum, nahm aber dann sein Vorhaben in Angriff. Mannomann, der war ja echt gewieft! Der wollte mich, statt ´nem Finderlohn. Der Typ war ganz schön krass drauf! Mit ein wenig Glück kriegte er mich glatt noch umsonst!
Und nochmal schaute Sermo zu mir. Diesmal aber ging ein leichtes Zucken um meine Mundwinkel.
Jetzt interessierte mich nur noch, was Ursus dazu sagen würde und ob Sermo damit durchkam. Würde Ursus es tatsächlich fertig bringen, mich einfach so zu verkaufen, oder was noch schlimmer wäre, verschenken? Jetzt würde sich zeigen, ob ich ihm egal war oder nicht. Ich hatte da ja wenig Hoffnung. Er war vielleicht sogar froh, mich auf diese Weise loszuwerden.
Logisch, Ursus strafte mich erst mal mit Verachtung. Er wusste genau, wie er mein schlechtes Gewissen noch steigern konnte. Aber mir machte es nix mehr aus, dass ich für ihn Luft war. Ob er sich überhaupt denken konnte, warum ich abgehauen war? Wahrscheinlich nicht. Er hatte sich so verändert, seitdem ich wieder zurück war.
Aber sollte er mich doch ignorieren! Trotzdem war´s n´scheiß Gefühl!
Ich blieb stehen, wie bestellt und nicht abgeholt, als Ursus und Sermo sich setzten und oberflächliche Förmlichkeiten auszutauschen begannen. Ich hörte gar nicht richtig zu. Noch war es nur langweiliges Gesülze, was mich nicht besonders interessierte.
Und als Ursus dann Sermo etwas zu trinken anbot, war es nicht ich, den er losschickte, etwas zu holen.
Sermo nannte mich Eigentum, als wäre ich n´Stück Holz oder so was. Mich interessierte nur, ob Ursus mich nicht sowieso los werden wollte, jetzt nachdem ich weggelaufen war und ihn mal wieder enttäuscht hatte.
Cimon war es schließlich, der die Getränke und einen kleinen Imbiss brachte. Und auch er schien mich nicht wahrzunehmen. Na dann! Mir war´s egal. Heute Abend würde ich mit Sermo nach Hause gehen.
Genau. Ungefähr zwei Wochen nach der Hochzeit.
Und wieder spürte ich die Hand in meinem Rücken, die mich vorwärts schob, direkt in Ursus´ Büro hinein. Mannomann, wie´s mir vor diesem Augenblick gegraut hatte! Und dann auch noch diese blöde Hand, die mich hinein drängte! Am liebsten wäre ich rumgefahren und hätte Sermo meine Meinung gesteckt, damit er endlich damit aufhörte. Aber ich wusste, das hier war gerade nicht der richtige Augenblick, um noch irgendwelche Ansprüche zu stellen. Also ließ ich mich weiter schieben, bis ich mitten im officium stand.
Ganz kurz nur blickte ich auf, sagen konnte ich nix. Nicht mal salve, oder so was. Meine Gewissensbisse, dich ich hatte und die mich jetzt enorm quälten, auch wenn ich die ganze Zeit davon überzeugt gewesen war, was ich gemacht hatte, waren so stark, dass mein Blick nicht länger stand hielt. Ich hoffte nur, alles würde jetzt nur noch schnell gehen, damit ich hier wieder raus kam. Ursus war garantiert wütend auf mich. Da hatte er auch allen Grund dazu.
Ich hätte ja zu gerne gewusst, wann genau er mitgekriegt hatte, dass ich weg war. Vielleicht war´s ihm ja nicht mal selbst aufgefallen, sondern irgend ´nem Sklaven, der nach mir gefragt hatte.
Nanu? Wer war das denn? Ich hatte ja mit Leone gerechnet, der sonst immer die Tür öffnete. Das brachte mich jetzt ganz aus dem Konzept, falls ich je ein gehabt hatte. Naja, wenigsten musste ich mir jetzt nichts von dem Nubier anhören. Der hatte garantiert mitgekriegt, was passiert war. Diese Sklavin aber kannte mich nicht mal, denn mir ging´s ja genauso. Umso besser.
Als sie uns rein ließ, spürte ich in meinem Rücken ´ne Hand, die mich leicht nach vorne schuppste, damit ich weiter ging und der Sklavin folgte, bis wir schließlich vor Ursus´ Büro standen.
Mist, mein Herz rutschte mir langsam aber sicher in die Hose, wenn ich denn eine angehabt hätte. Jetzt gab´s kein Zurück mehr, denn direkt hinter mir stand Sermo, der alles tun würde, um eine weitere Flucht zu verhindern.
Auf dem Weg zur Villa hatte keiner von uns viele Worte verloren. Ich war sowieso viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, darüber nachzudenken, wie meine Rückkehr ablaufen würde und vor allem, was Ursus dazu sagte. Hoffentlich legte mich Sermo am Ende nicht noch rein. Aber eigentlich war mir alles egal. Entweder er kaufte mich Ursus ab und nahm mich mit zu sich oder ich blieb hier, wurde für meine Flucht bestraft und dann vielleicht auch noch dahin geschickt, wo die aurelischen Oliven wuchsen.
Klar, ich hätte auch jetzt wieder abhauen können. Aber was hätte mir das gebracht? In ein paar Tagen von den Vergiles aufgegabelt zu werden? Nein danke, dann lieber so!
"So, da wären wir," sagte ich zu Sermo, als wir die Villa erreicht hatten. Ich ging zur Tür und klopfte.
Vertrauen, das war gut gesagt! Trotzdem wurde ich irgendwie das Gefühl nicht los, einen riesen Fehler gemacht zu haben. Aber mal ehrlich, was für Alternativen hätte ich denn sonst gehabt? Also musste ich Sermo vertrauen.
Waschen war echt ´ne gute Idee! In dem Dreck fühlte ich mich nicht wirklich wohl. Diomedes war herbeigeeilt, hatte mich ganz schön verdattert angestarrt, führte mich aber dann ins balneum. Dort hatte ich mich ausgiebig, ich glaube, so hatte sich Sermo ausgedrückt, gewaschen. Das tat richtig gut, den Staub von der Haut und aus den Haaren zu waschen.
Der Sklave hatte mir sogar ´ne frische Tunika gegeben, damit ich mein altes Teil, das sowieso nur noch ´n Fall für die Mülltonne war, nicht mehr anziehen musste. Die neue Tunika war ziemlich einfach gehalten, aber das war nicht weiter schlimm. Jetzt sah ich wenigstens wieder wie ´n Mensch aus und so ging ich auch zurück ins atrium, wo Sermo schon wartete. Tja, und dann gingen wir...
Auch wenn ich´s immer noch nicht so recht wahr haben wollte, ich war jetzt am Ende angelangt. Sermo hatte nicht gescherzt. Er schien auch sonst nicht unbedingt der Witzbold schlechthin zu sein. Denn das was er mir jetzt mit düsteren Bildern auszumalen versuchte, war alles andere als lustig. Naja, das dumme war, er hatte ja recht! Entweder ich ging jetzt wieder und wurde von wem-weiß-wer geschnappt oder ich machte das, was Sermo wollte.
Gepeitscht und umgelegt oder sogar in den Steinbruch. Allein davon bekam ich schon´ne richtige Gänsehaut von. Würde Ursus so was mit mir machen? Ich hatte ihn noch nie so richtig wütend erlebt, nicht mal, als ich damals den beiden Pennern von der Classis die paar läppischen Kröten geklaut hatte. Wie es jetzt war, nachdem ich getürmt war und Cimon auf so freche Weise übers Ohr gehauen hatte, konnte ich nur vermuten. Wahrscheinlich würde er mich nicht in die Steinbrüche schicken. Dann eher schon nach Sardinien auf die Olivenplantage, falls er nicht doch noch meinte, ´ne Kreuzigung wäre ´ne prima Alternative.
Na und wenn schon, was sprach eigentlich dagegen, sich von Sermo kaufen zu lassen und in Zukunft seine Sklavin zu sein statt Ursus´? Eigentlich war´s doch Jacke wie Hose. Ob ich jetzt bei Ursus war, für den ich ohnehin nur noch Luft war oder von jetzt an bei Sermo blieb, der vielleicht sogar was für mich empfand...
"Na schön! Aber du kaufst mich dann wirklich! Ich meine, du bringst mich nicht nur zurück, um erst ´ne Belohnung abzukassieren und dann ohne mich abzuhauen." Sicher war sicher, nicht dass er noch auf dumme Gedanken kam.
Bittend, oder besser gesagt bettelnd stand ich da, wie der bereits erwähnte Dackel, dessen Blick Sermo nicht die Bohne beeindruckt hatte. Er starrte mich nur an. Aus seiner Miene wurde ich echt nicht schlau. Erst dieses Grinsen, dann das Zweifeln in seinem Gesicht. Ein riesiges Fass Cervisia für seine Gedanken!
Schließlich bot er mir die Reste seines Essens an, auf die ich mich dann auch prompt vor lauter Hunger und Verzweiflung stürzte. Ich stopfte alles in mich rein was ging. Dabei war´s mir ziemlich egal, was es war und wie ich´s im mich reinstopfte. Hauptsache mein Hunger wurde gestillt. Als ich fertig war, strich ich mir für´s erste zufrieden mit dem Handrücken über den noch kauenden Mund. Jetzt ging mir´s besser. Wenn jetzt noch Sermo mitspielte, dann war alles wieder im Lot.
Aber so einfach ging das nicht! Ich hätte mir denken können, dass er sich auf so was nicht einließ, denn schließlich war Fluchthilfe auch nicht so ohne, wenn das erst mal raus kam. Und mich aus der Stadt zu schleusen oder mir Obdach zu gewähren, war eben nichts anderes als Fluchthilfe, auch wenn ich ursprünglich gar nicht abhauen wollte.
"Ich wollte doch gar nicht abhauen!" ,begann ich deshalb auch einfach drauf los zu jammern. Sermo war doch meine letzte Hoffnung gewesen! "Ehrlich nicht! Das … das ist einfach so passiert. Mann, ich hab dir das doch schon alles erzählt! Das hat alles gestimmt, was ich dir in dieser Nacht erzählt hab. Ich lief in diesem besch… dämlichen Brautzug mit und dann musste ich ko.. naja du weißt schon… und als ich fertig war, da waren die alle schon weg! Und jetzt will ich nicht mehr zurück! Und das mit dem Tritt in die... naja du weißt schon wohin, wollte ich auch nicht! Wirklich, ich wollte dir nicht weh tun! Aber das kam so überraschend für mich, da konnte ich nicht anders. Wir hatten doch so ´ne schöne Nacht miteinander. Scheiße! Du kannst mich doch jetzt nicht einfach…" Nur eins hatte mich jetzt noch aufhalten können, nämlich das, was Sermo dann zu mir sagte. Da war ich erst mal fertig mit der Welt. Mit so was hatte ich ja als allerletztes gerechnet. Ich sollte ihm sagen, er solle mich von Ursus abkaufen? Verstand ich das richtig? Dann hätte ich ja auch gleich sagen können, Sermo schlag mich doch mal ans nächste Kreuz, damit es Ursus nicht machen muss!
"Du willst mich Ursus abkaufen? Das ist doch jetzt nur ´n Scherz? Du willst mich nur veräppeln, oder so!" Mir schwante langsam, dass Sermo es genau so gemeint hatte, wie er´s gesagt hatte. Mal abgesehen davon, dass ich die Schnauze voll hatte vom Sklavinnendasein, das wäre ´ne Möglichkeit gewesen, nie wieder zu Ursus zurückgehen zu müssen.