Mannomann, der hatte echt voll den Durchblick! Das mußte man ihm wirklich lassen. Der wußte, wie und wo der Hase langlief!
Über die verschiedenen Weinsorten, die es nich nur in meiner heimatlichen Umgebung gab, hatte ich mir nie groß Geganken gemacht. Meine Kumpels und ich hatten immer genommen, was gerade da war, ob billiger Fsel oder edler Tropfen. Das spielte keine Rolle und von uns interessierte es auch keinen, was da getrunken wurde.
Doch es wurde noch besser! Straton rückte noch mit mehr Tricks heraus, wie man es anstellen konnte, beim männlichen Geschlecht Aumerksamkeit zu erregen. Das ich mit meinem Gelabere, dies bereits erreicht hatte, fiel mir natürlich nich im Geringsten auf. Dafür hätte ich auch nüchterner sein müssen. "Ach weißte, du bidt ja echt voll der Hammer! Mensch ist ja echt Glück, so´nen Freund wie dich zu haben!" Zugegeben, der Alkoholspiegel in meinem Blut stieg und stieg und das ließ mich noch ungezwungener werden, als ich es sonst schon war.Drumm klopfte ich ihm ma wohlwolled aud die Schulter.
Als er jedoch auf das Erscheinungsbild zu sprechen kam, mußte ich einfach mal an mir hinab sehen. Jungejunge, wie sah´n nur schon wieder meine Klammotten aus? Meine Tunika, die noch vor wenigen Stunden noch sauber und hellblau war, sah ziemlich zerknüllt und schmutzig aus. In der Kniegegend prangten zwei häßliche grüne Grasflecken, die zweifelsohne von meinem gewagten Sprung hinter Tillas Ball herrühren mußten. Nagut, meine Frisur hatte auch schon mal besser gesessen. Aber hey, ich sah doch nich wie´n Kerl aus, oder?
"Ho, ho, ho, jetzt aber ma langsam mit die jungen Pferde hier! Ich seh doch nich aus wie´n Kerl! Nagut, die Klamotten sehen bisschen Kacke aus, sber das kommt nur vom Ballspielen! Und was, ich soll dem Ursus immer recht geben? Mann! Weißte was dann passiert? Hmm? Der wird noch hochnäsiger und ich werd verrückt! So! Das konnte er doch nich wirklich so gemeint haben? Schließlich sollten die Kerle auch wissen, wo´s lang ging! Das war jedenfalls meine Meinung.
Beiträge von Caelyn
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Ich erschrak so sehr und dachte schon mir müßte das Herz stehen bleiben, als er mit einem ungewohnt festen Griff meine Hand packte und sie weg zog. Ich hatte richtig Angst, weniger vor dem giftigen Tier, als vor ihm. Doch als er mir erklärte, was ich da beinahe angelangt hatte, war ich doch wieder froh, dass er mich so fest angepackt hatte. "Tut mir leid, das hab ich nicht gewußt. Ich dachte, der ist so klein, der tut nix!", sagte ich dann ganz verschüchtert. Ich brauchte jetzt erst mal wieder einen Moment, bis der Schreck verflogen war.
Dann kam ich auf das zu sprechen, was er über den Schnee gesagt hatte. "Ja, das hab ich schon gemerkt. Der Winter hier bringt keinen Schnee. Das ist eigentlich sehr schade! Früher haben wir als Kinder immer die wahrsten Schneeballschlachten gemacht. Da hat man aus Schnee einen Ball geformt und hat ihn dann jemanden übergeworfen. Da mußte man richtig gut zielen können! Aber ganz gemein war das "einseifen". Dabei hat man sich zu seinem Gegner von hinten angeschlichen und hat ihn mit einer Handvoll Schnee überrascht. Den hat man dann möglichst im Gesicht verrieben. Hey, da hatte man sofort´ne gesunde Gesichtsfarbe!" Ich mußte lachen, bei derlei ungetrübten Kindheitserinnerungen. Schienen sie doch eine Ewigkeit her zu sein und aus einer anderen, einer viel besseren Zeit zu stammen.
"Was hast du als Kind so gemacht, wenn ich fragen darf?" Eigentlich konnte ich mir gar nicht so richtig vorstellen, dass er jemals ein Kind gewesen war. Aber logischerweise mußte er das ja mal gewesen sein! Ob er auch mit Freunden draußen in der Natur gespielt hatte, gleich ob es Sommer oder Winter war? Für mich war es immer das größte Abenteuer mit meinen Freunden und meinem Bruder draußen zu spielen. Immer gab es etwas Neues zu entdecken und es wurde uns auch nie überdrüssig.
Damals hatte ich noch nicht ahnen können, wie mein weiteres Leben verlaufen würde. Damals war noch alles möglich gewesen. Ja damals. -
"Ich und nich gewöhnt sein? Na hör ma! Mann, ich komm aus ´ner Weingegend verstehste? Da saugt man den Wein sosusagen mit der Muttermilch auf, hicks!" So langsam begann der Wein seine Wirkung zu entfalten. Da war es völlig egal, ob das ein edler Falerner oder nur ein billiger Fusel war. Außerdem hatte ich ja schon recht früh in meinem Leben Bekanntschaft mit Wein gemacht. Von daher war ich auch einiges gewohnt.
"Achso, sags doch gleich!", entgegnete ich ihm auf seine Erklärung des Wortes a-gre-a-bel. Warum die immer mit so komischen Worten um sich schmeißen mußten!
Als ich noch ´nen Schluck von dieser Edelbrühe nahm, fiel mein Blick unweigerlich auf ihn. Fühlte der sich irgendwie unwohl oder was? Oder war der einfach nur verklemmt? Naja, ich selbst hatte ja da auch nich unbedingt so die Ahnung davon, denn mit Männern kannte ich mich nich so aus. So was wie´nen Freund hatte ich nie gehabt und wenn ma einer kam und blöd rumlaberte, da hatte der blitzschnell meine Faust im Gesicht! Männer kannte ich nur vom sehen her. Ich hab sie immer beobachtet, auf´m Markt. Hatte besonders´n Augenmerk auf die reichen Typen, denn die hatten immer gutgefüllte Geldbeutel mit dabei. Meine Masche war immer, auf einen zugehen, anrempeln und ratzfatz den Geldbeutel mit ´nem sauberen Schnitt abschneiden. Hat fast immer geklappt. Aber sonst war´n mir die Kerle egal.
Doch er hier, Straton war da so was wie´n Experte auf dem Gebiet! Er gab mir auch gleich ma ´n Paar Tipps. "Du meinst ich soll zu ihm gehen und ihn fragen was er will? Mann , das mach ich doch jeden Tag, was er will und trotzdem! Nagut, manchma geht das, was ich mach auch ma in die Hose. Aber ey, ich streng mich voll an!"
Das war ja klar, dass der zu diesem Luca hielt! Gut, den jungen Schnösel kannt ich ja eigentlich gar nich, hatt ihn ja nur ma kurz gesehn. Aber na klar, wußte der, Tilla sich für ihn interessierte!
"Nagut, dann erzähl ich dir jetzt ma die ganze blöde Geschichte!", fing ich an und war mir überhaupt nicht bewußt, dass dies noch ein abendfüllendes Gespräch werden würde!
"Nu, die ham sich auf´m Markt kennengelernt und sie hat ihm ´nen falschen Namen genannt,Caro irgendwas, warum auch immer! Und seit wir jetzt hier sind, wartet sie sehnsüchtig drauf, dass er ma zu ihr kommt und mit ihr quatscht. Aber nee, der labert stundenlang mit dieser roten Tussi. Und die rote Tussi hat nix besseres zu tun, als ihm zu erzählen, dass das gar nich ihr richtiger Name is. Kommste noch mit? Und dann quatscht die auch noch alles möglich über das Samhainfest aus, was irgend so´n Paar von hier und von uns und von den Claudiern bei uns gefeiert haben. Ich weiß nich, was da abgegangen is, da war ich noch nich da! Leider! Naja auf jeden Fall war Tilla dann so sauer und hat der Roten ihren Wein übergekippt. Wir beide, Tilla und ich sind dann raus in ´nen Garten und wen erwischen wir da, händchenhaltend? Na, richtig! Ursus und Cadhla! Mann! Wir, nix besseres zu tun gehabt, als uns hinterm Busch zu verstecken und zugehört, was se gesgt haben. Leider hab ich aber nix verstanden, weil Tilla dauernd gehickst hat. Hicks. Dann is auch noch Tillas blöder Ball weg gerollt und ich hab mich hinterher gestürzt. Mensch, sonst wär se doch wieder traurig gewesen! Na und dann hat er uns natürlich entdeckt und blöd angemacht! Dann kommt dieser Schnösel, öhm Luca und die rote Schnalle auch noch raus und fragt, wie denn so das Fest wär und stell dir vor, Ursus, dieser Heini sagt doch glatt, Oh wunderbares Fest hier alles super, alles toll, tja und da is mir der Kragen geplatzt und ich hab mich aus´m Staub gemacht. So´n blödes Gesülze kann ich mir echt nich geben! Na haste verstanden?" Der arme Kerl konnte einem ja echt leid tun. Aber wer fragt, kriegt auch ´ne Antwort! -
Na hatt ich´s mir doch gedacht! Straton! Alleine von dem Namen kriegte man ja schon Zahnschmerzen. Das paßte wie das Töpfen zum Deckelchen. Und wie er das schon sagte! Außerhalb der Saturnalien ist er der vilicus des Flavius Dingenskirchens. Aha, also was besseres! Aber das war mir so was von Wurscht! "Mann, da haste ja echt was zu tun,was?" bemerkte ich beuläufig während ich mir den Rest des Weines in meinem Becher hinter die Binde kippte. "Mhhm, echt lecker das Zeug, fast wie bei mir zu Haus. Weißte, bei uns machen die auch Wein, so richtig guten Roten!"
Aha, er war also für den Ablauf des Festes verantwortlich gewesen. War sicher mit massig Arbeit verbunden. Doch dann sagte er was ,was ich nich so ganz kapierte. Wie entwickelte sich das Fest? A- gr- a- bel? He?! Was is los? "Was macht das Fest?" Ganz verwirrt und ratlos schaute ich zu ihm rüber, so als ob er gerade was in ´ner Fremdsprache gesagt hätte. Warum konnte der nich einfach ganz normal reden, so wie die Anderen auch? So komisch redete nicht mal Ursus und das sollte was heißen!
"Nee, das is hier meine erste große Fete, seitdem ich hier bin. Weißte, ich bin noch nich so lange hier! Zu Haus mit meinen Kumpels, ja da hab ich öfters ma was gefeiert. Nö, aber hier noch nich so."
Glücklicherweise kam der nette Kerl mit den Weinbechern nochmals in unsere Richtung. Lautstark rief ich ihn zu mir und verlangte nach mehr Wein. Der grinste nur, als ich nach dem Becher griff und ging dann weiter.
Mhhm, der schmeckte ja noch mal so gut. Mit dem Wein wurde ich schließlich noch redseliger und wollte mir mal den ganzen Frust von der Seele reden. "Ach weißte, is echt blöd, alles! Der Ursus, ne, der macht schon die ganze Zeit mit der Cadhla im Garten rum. Und mich, ne, mich sieht der ü b e r h a u p t nicht! Weißte, das nervt mich total! Ne und weißte die Tilla, die hat hier ihren Luca treffen wollen, doch der redet die ganze Zeit nur mit dieser roten Schnalle. Da hat sie ihr einfach ihren Wein übergekippt. Is das nich irre? Ja, aber weißte was, der is an allem Schuld, der Luca mein ich!" -
Ich kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, als wir endlich zu den wilden Tieren kamen. Die brüllenden und fauchenden Löwen, die glücklicherweise in ihren Käfigen gefangen waren, empfand ich als richtig furchterregend und ich trat sicherheitshalber wieder einen Schritt zurück. Alleine von ihrem Gebrüll konnt man schon Gänsehaut bekommen! Mir wurde dabei ganz schwindelig, wenn ich daran dachte, dass Mensche in der Arena mit sochen Bestien kämpfen sollten."Die haben doch gar keine Chance gegen die!", kam es ganz unvermittelt aus mir heraus. Es schüttelte mich, als ich daran dachte, ich müsse einmal vor so einem Tier stehen. Sicher würde es mich binnen weniger Sekunden zerfleischt haben. Das machte mir schon ein bisschen Angst und ich wollte dann schon wieder weiter gehen.
Dann stand da endlich eine Giraffe vor mir und ich sah mit offenstehenden Mund ihren langen Hals hinauf, bis zu ihrem Kopf. "Stimmt! Die hat wirklich nix mit ´ner Kuh zu tun!" Ich hörte aufmerksam zu, was er erzählte. Für mich klang es fast so, als ob er selbst schon mal da gewesen war. Ein Land, in dem es niemals schneite? So etwas konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen! "Das gibt´s doch nicht, dass es dort niemals schneit! Bei uns schneit es sehr viel im Winter. Dann sind die bewaldeten Berge wie in Puderzucker getaucht und die Bäume hängen voller Schnee. Die Flüsse und Bäche sind bis ins Frühjahr zugeforen. Und das soll es alles dort nicht geben? Warst du denn schon mal dort?", fragte ich ungläubig.
Doch neben den großen Tieren gab es dort auch kleinere und ziemlich lange! "Sind das etwa Schlangen? Bei uns gibt´s auch welche. Kreuzottern und Nattern und so was. Aber die werden nicht so lang, wie die da. Und was ist das kleine Schwarze da? Das sieht ja witzig aus!" Mir waren die Skorpione ins Auge gefallen. Ich hatte natürlich keine Ahnung, wie gefährlich die waren und deshalb wollte ich mit der Hand hinlangen um mir einen aus der Nähe anschauen zu können. -
Meine Augen wußten gar nicht mehr, wo sie noch überall hinschauen sollten. Ich war überwältigt von der Vielfalt der exotischtischsten Waren, Düfte und Farben. Da konnte ein Prvinznest, wie Augustodunum es war, nicht mehr mithalten!
Mir fiel auf, wie er mich ab und an so von der Seite ansah, doch ich tat so, als würde ich es nicht bemerken. Irgendwann trafen sich dann doch unsere Blicke und wir tauschten uns gegenseitig ein Lächeln aus. Ich hatte so das Gefühl unser Weg führte uns immer weiter weg von diesem Schneider, zu dem wir ja eigentlich unterwegs waren. Doch ich sah, wie es im sichtlich Spaß zu machen schien, mir alles mögliche zu zeigen. Ich war dagenen natürlich nicht abgeneigt, denn ich hatte mich riesig darauf gefreut, endlich mal wieder raus auf die Straße zu kommen. Von dieser Stadt hatte ich ja auch noch nicht allzuviel zu sehen bekommen.Es schien also, heute ein richtig großartiger Tag zu werden und ich konnte es kaum noch erwarten, endlich diese fremdartigen Tiere aus Africa zu sehen. So richtig konnte ich mir sie immer noch nicht vorstellen! Ich hatte zwar schon von Tigern und Löwen gehört, hatte aber noch nie welche zu Gesicht bekommen.
Er erwähnt den Circus. So etwas gab es nicht in meiner Heimatstadt. Wohl gab es dort eine kleine Arena, in der ab und an ein Paar Gladiatoren gegeneinander kämpften, doch so etwas wie Tierhatzen kannte man dort nicht. Ich persönlich fand die Vorstellung, dass zwei Menschen bis zum Tod gegeneinander kämpfen mußten, als sehr furchtbar und grausam. Gegen einen Zweikampf zwischen zwei Männern, die aus freien Stücken gegeneinander kämpften, weil sie was zu bereinigen hatten, hatte ich nichts, das war ja noch in Ordnung. Doch diese Gladiatoren waren zumeist Sklaven.
"Wie ist das so im Circus? Ich meine, müssen da auch Menschen gegen Tiere kämpfen?" -
Ob der sowas, wie´nen Stock verschluckt hatte? Von welchen Stern der wohl kommen mochte? Wenigstens war er ja nich so hochnäsig und ergriff die Flucht, nachdem ich ihn angesprochen hatte. Das er sich offenbar Mühe gab um, so was wie witzig wirken zu wollen, fand ich ja ganz sympathisch. "Tja, das stimmt! Eier schmecken auch ohne Fischsauce lecker!" stimmte ich ihm zu.
Die geile Hütte hatte es ihm ja echt angetan! Sogleich hielt er mir ´nen Vortrag, wer denn schon alles in der geilen Hütte gewohnt hatte. Um ihn ´n bisschen zu beruhigen tat ich so, als wäre ich total hin und weg davon. "Mensch Kerl, das is aber ma interesseant! Müssen ja echt reiche Typen sein, die hier wohnen, was? Tja, weißte, die Typen die dort wohnen, wo ich her komm, müssen ungefähr auch genauso betucht sein. Ich bin übrigens Caelyn und komm aus der Villa Aurelia. Aber ey, erinner mich bloß nich da dran! Die können mir heute echt alle gestohlen bleiben, besonders der Ursus, dieser Blödmann!
Ey sach ma, wie heißte´n du eigentlich?" Wenn ich mir den so betrachtete und mir ´nen Namen für den aussuchen müsste, käm ich wahrscheinlich auf Hektor, Crinon oder so was. Irgendsowas griechisches eben!
War ja echt schade, dass der nich mit mir trinken wollte! Aber ich hatte natürlich für seine Ausrede Verständnis! Wobei ich mir den Grund schon denken konnte.
"Is echt der Knaller, das Fest, mein ich!" Zwar hatte ich noch kurz zuvor gesagt, das Fest könnte mich ma, aber das mußte er ja nich wissen. So´n Kompliment konnte ja jeder gebrauchen! Und wenn ich schon keine bekam, wollte ich wenigstens welche austeilen. -
Diese unbehagliche Situation löste sich aber dann doch von selbst auf, als Ursus wieder einen Schritt zurück trat und weiter gehen wollte. Offenbar hatte er nichts davon mitbekommen, was er in mir ausgelöst hatte. Das was ich soeben erlebt hatte, würde mich sicherlich auch noch weiterhin beschäftigen, doch im Augenblick wollte ich meine Aufmerksamkeit wieder ganz unserem eigentlichen Unterfangen widmen.
"Dankeschön" sagte ich lächelnd und ja, die Kratzbürste hatte ich tatsächlich, wenigstens für den Augenblick, weggepackt.
Wir machten die ersten Schritte und wieder kam er auf diese komischen Tiere zu sprechen, die er mir als Figuren gezeigt hatte und von denen ich nicht geglaubt hatte, dass es sie tatsächlich geben könnte. "Du meinst, es gibt tatsächlich so´ne Kuh mit ´nem ewig langen Hals? Na klar, öhm, ja die würde ich gern sehen. Gibt es die auch hier?" Aus einem unerfindlichen Grund versuchte ich jetzt noch mehr auf meine Ausdrucksweise zu achten. So etwas hatte ich vorher nie getan. Es war mir immer Wurscht gewesen, was die Anderen über mich und meine Sprache dachten. Ich war eben ein Gossenkind gewesen und in der Gosse sprach man eben nicht wie feine Leute es taten. Das wäre auch sicher mein Tod gewesen. Meine Gleichgültigkeit diesbezüglich hatte wohl seinen Höhepunkt an den Saturnalien gefunden, denn während des Festes bei den Flaviern, hatte ich mich wahrlich peinlich und absolut ungezogen benommen. Im Nachhinein hatte es mir ja auch wieder leid getan. Warum es mir hier in seiner Gegenwart plötzlich nicht mehr Wurscht war, war auch so ein Mysterium, das ich auch noch zu ergründen hatte. -
Im wahrsten Sinne war ich wie angewachsen. Er band mir das Lederbändchen um und als seine Lippen mir etwas ins Ohr flüsterten und sein warmer Atem meine Haut berührte, fühlte ich mich, wie gelähmt. Dieses Gribbeln und dieses seltsame Gefühl hatte ich noch nie erlebt. Noch nie hatte ich einen Mann so nahe an mich kommen lassen. Ich fühlte mich auf einmal so unsicher, hilflos und schwach, weil ich nicht wußte, wie ich mit diesem niegekannten Gefühl umgehen sollte. Im Grunde war ich doch noch ein Mädchen und hatte derlei Situationen immer vermiede. Irgendwelche Jungs, die mir zu nahe kommen wollten, hatte ich immer erfolgreich mit meinen Fäusten in die Flucht geschlagen.
"So ist es gut" antwortete ich langsam. Mein verwirrter Blick traf sein Gesicht. Er hatte mich an meiner verwundbarsten Stelle getroffen und jetzt auch noch diese Nähe! Ich fühlte mich auf eine bestimmte Weise recht unbehaglich, doch irgendwie auch wieder nicht. Ich war mir so unschlüssig was ich tun sollte.
"Doch ich möchte es." sagte ich schließlich und es war so, als sei ein wenig der Unsicherheit verloren gegangen. Sogar ein zaghaftes Lächeln war über meine Lippen gekommen. -
Seine Erklärung über dies komischen Tiere, hörte ich nur mit einem Ohr mit, denn das Pferdchen hatte mich in seinen Bann gezogen. Ganz andächtig sah ich es mir von allen Seiten an. Die Erinnerungen aus viel besseren Zeiten kamen in mir hoch. Ein soches Pferdchen hatte ich von meinem Großvater an meinem fünften oder sechsten Geburtstag geschenkt bekommen. Ich hatte ihm immer in den Ohren gelegen, er solle mir doch ein Pferd kaufen. Das hatte er dann auch gemacht. Allerdings keines aus Fleisch und Blut, sondern aus Bronze. Damals hatte ich mich ziemlich veralbert gefühlt, doch das Bronzepferdchen war mein Lieblingsstück und ich hütete es, wie meinen Augapfel. Besonders nachdem mein Großvater gestorben war. Er hatte mir immer gesagt, ich müsse besonders darauf acht geben, denn es würde mir allzeit Glück bescheren. Naja, mit dem Glück, war das so´ne Sache!
Als man mich beim Klauen erwischt hatte und diese Mistkerle mich an den nächstbesten Sklavenhändler verscherbelt hatten, hatte man mir das Pferdchen abgenommen. Das war so ziemlich das Schlimmstwe, was ich erlebt hatte.
Eigentlich wollte ich es schon wieder weg legen, denn ich hatte bemerkt, daß Ursus weitergehen wollte. Doch als er plötzlich auf mich zu kam, mir das Lederbändchen entgegen hielt und sagte, ich könne es mir umbinden, war ich echt sprachlos und das sollte was heißen! So als ob ich nicht richtig gehört hatte, fragte ich noch mal nach. "Was? Umbinden? Aber es gehört mir doch nicht!" Doch dann sah ich, wie er seinen Geldbeutel wegpackte und ich begriff. Fassungslos war ich. Am liebsten hätte ich geheult. Nicht vor Schmerz, nein vor lauter Glück. -
Endlich gingen wir weiter. Jetzt blieb er an so´nem Stand mit lauter Krimskrams stehen. Da gab´s allerhand Zeug, was man nich unbedingt zum Leben brauchte, aber was ganz nett ausschaute, naja teilweise. Er hielt mir Figuren von eigenartigen Tieren entgegen, die ich noch nie gesehen hatte! Also ehrlich! Entweder war der Kerl, der das Zeug gemacht hatte, besoffen gewesen oder ich konnte mir auch nich helfen! "Nö, hab ich noch nicht gesehen. Das sieht aus wie´ne Kuh mit ´nem viel zu langem Hals! Un das andere sieht aus, wie ´ne Katze mit ´nem viel zu großem Kopf. Sag mal, du willst doch so was nich kaufen! Der Typ, der das gemacht hat, hat doch überhaupt keine Ahnung!" Aber sicher würde er mich gleich aufklären und ich wüßte dann , dass der Künstler doch kein Alkoholproblem hatte.
Ob ich mich für so was interessierte? "Meinst du für Tiere, oder was? Mhm, ja. Pferde find ich schön und Hunde und Katzen mag ich." Früher als Mama noch lebte hatten wir´nen Hund. Mit dem spielte ich immer. Der verjagte immer alle Katzen aus der Nachbarschaft. Irgendwann is er dann gestorben. Wir haben ihn dann im Garten vergraben, mein Bruder und ich.
Aber ma auf´nem Perd zu reiten, war ja schon immer mein großer Traum gewesen. Früher hatte ich ma ´nen kleinen bronzenen Anhänger an ´nem Lederbändchen in Form eines Pferdchens. Epona, die Pferdegöttin, war eben meine Lieblingsgöttin.
Wie es der Zufall wollte, entdeckte ich unter dem ganzen Krempel eben so einen kleinen bronzenen Anhänger in Form eines Pferdes. Ein formvollendetes keltisches Kleinod, so wie man es in meiner Heimat herstellte.
Völlig ergriffen davon, hob ich es auf und wog es in meinen Händen. Meine Augen waren bei einem solchen Anblick feucht geworden. Es war, als ob jemand die Zeit zurück gedreht hätte. -
Obwohl ich den Typen eigentlich nur beiläufig angequatscht hatte, ohne´ne Antwort zu erwarten, begann er fröhlich in seinem überkanditelten Latein loszulabern. Da mußte sogar die Olive warten, die sich schon auf meinen Mund gefreut hatte.
"Hey Kumpel, ich hab zwar keinen blassen Schimmer, wo du her kommst, aber in Augustodunum, da wo ich her komm, verkaufen die garum, das sie aus vergammelten Fischen gemacht haben, ohne Ex-krä..., öhm ohne Kacke, eben!"
Mannomann, wo hatte der denn so quatschen gelernt? Da konnte man ja richtig Angst kriegen. Aber trotz dem feinen Rumgesülze hatte er null Ahnung von garum! Ich hatte ja eigentlich auch nur so´n bisschen Ahnung davon, weil in meinem Viertel so´n süditalischer Händler aus Paestum gewohnt hatte, der mich und meine Leute ab und an mit Essenszeug versorgt hatte, wenn was übrig geblieben war.Der hatte mir so einiges gezeigt und erklärt. Tja, der Quintus war´n echt dufter Kumpel, nich so blöd und engstirnig wie die anderen Händler, die uns ständig weggejagt hatten. Deswegen hatten wir den auch nie beklaut!Als das letzte Stückchen Brot in meinem Mund verschwunden war sah ich mich nach was trinkbarem um. Jetzt hatte ich ja ´ne gute Grundlage für mehr geschaffen. Da kam auch schon so´n Jüngelchen mit ´nem Tabelett gefüllter Weinbecher in der Hand, vorbei. Keine Ahnung, ob der noch ma wieder kommen würde. Da griff ich mir gleich ma´nen Becher ab.
"Is ja ´ne echt geile Hütte, hier! Fast wie bei uns zu Haus!" An den Garten wollte ich erst gar nicht denken. Dort hatte ich meinen ganzen Frust des heutigen Abends zurückgelassen. sollte sich der blöde Ursus mit der blöden Cadhla vergnügen. Ich konnt dem ja sowieso nie was recht machen!
Ich wollte jetzt was trinken und mich vielleicht, wenn möglich, so richtig voll laufen lassen!
"Ey, haste auch was zu trinken? Komm, lass uns anstoßen!" -
Aha! Seide nannte man den Stoff also! Hatte ich noch nie gehört. Ab und an hatte ich ma so´n Paar reiche Zimtzicken mit solchen Stoffen rumstolzieren gesehn. Nee, so was brauchte man doch nich! So´ne schöne Leinentunika tat´s doch auch! Außerdem war´n solche Fummel doch irre teuer! Und genau, ich hatte mich nich geirrt! Ursus bestätigte mir das. Tja, ich hatte eben ´n Näschen für teuren Krempel!
Noch erstaunter war ich allerdings, als er so´nen grünen Seidenstoff an mich hielt. Naja, das dunkelgrün war echt nich der Brüller! Da fand ich den türkisfarbenen Stoff viel schöner! Völlig überzeugt deutete ich auf den Stoff."Den da! Der türkisfarbene is schön!" Einen Augenblick zögerte ich und meinte dann "Ach nee, so was brauch ich ja eh nich! Gehn wir am besten weiter!"
Ich wollte mich schon von den Stoffen abwenden und war bereit, weiter zu gehen. Warum sollte ich mich auch mit Sachen beschätigen, die ich eh nie brauchen, geschweige denn jemals haben würde. das war doch nur verplemperte Zeit.
Warum er mir allerdings den Stoff angehalten hatte, kapierte ich immer noch nich! Wollte er mich damit ködern, oder was sollte das? -
Tja, Pech gehabt, Meister, dachte ich und lies mich von Ursus vom Stand weg schieben. Indes versuchte der Händler uns mit Worten zurückzuhalten. "Aber mein Herr, meine Dame, über den Preis läßt sich selbstverständlich reden! Schaut doch bitte! Hallo mein Herr...!"
Ich sah mich nochmal um und wollte dem Wucherer noch was zurufen, doch irgendwas in Ursus Gesicht sagte mir, ich sollte das besser lassen."Im Leben glaub ich nich, dass dieses Zeug so teuer is! Die Ratte wollte uns doch reinlegen! Schade! Hat so gut gerochen!" Wir entfernten uns von dem Gewürzstand und schon drangen wieder andere Düfte in meine Nase. Es war der Stand eines Sattlers, der seine Lederwaren jeglicher Art feilbot. Gürtel, große Taschen, kleine Taschen, Lederbänder und noch viel mehr.
Gleich im Anschluß hatte ein Tuchmacher seinen Stand aufgeschlagen.
Eigentlich war ich ja keine von denen, die sich ständig neue Fummel kaufen mußten. Denn erstens hatte ich meistens keine Knete und wenn ich Knete hatte, gab ich den Zaster garantiert nich für Fummel aus. Doch die Auswahl der bunten Vielfalt verlangte meine ganze Aufmerksamkeit.
Ich lief langsamer und blieb schließlich stehen. Voll der Wahnsinn, die vielen Farben und die Muster! Ich sah mich nach Ursus um, der schon weiter gelaufen war. "Bitte, darf ich hier noch ma gucken?", rief ich ihm zu.
Mit offenem Mund und großen Augen, stand ich vor der Auslage. Mit meiner Hand berührte ich die edlen Stoffe. Sie waren so unglaublich weich und wie die glänzten! Wenn man daraus ´nen Fummel hätte... Nee, Caelyn, was´n los mit dir? Wer hat dir denn so´ne bekappte Gehirnwäsche verpasst? Ich sah wieder auf und war über mich selbst überrascht! Das konnte doch nich sein, oder? Vor´n Paar Wochen noch, wär mir so´n Stoff noch 10 passus am Allerwertesten vorbeigegangen! Und jetzt? Irgendwas stimmte nich mit mir! Ich mußte ganz schön verwirrt aus der Wäsche geguckt haben! -
Jetzt mußte die rote Schnalle auch noch angewackelt kommen! Ja, Süße du störst! wollte ich ihr zurufen, doch meine gegenwärtige Lage, in der ich mich befand, erlaubte es mir nicht noch ´nen Schnitzer hinzulegen. Also tat ich was ich immer in solchen Situationen machte, ich hielt die Klappe. Komisch, in letzter Zeit häuften sich solche Situationen -.^.
Aber jetzt, ne, was jetzt kam, haute den dicksten Seemann vom Boot!
Als ob se sich abgesprochen hätten fingen Cadhla und Ursus damit an, Süßholz zu raspeln, wie schön doch dieses Fest war, wie sehr sie sich freuten hier zu sein und wie gut die frische Luft tat! Aaah! Jetzt reichte´s mir aber!
Vor lauter Zorn wurde ich ganz rot im Gesicht und ließ meine Wut verbal entweichen. War mir völlig egal, was alle dachten! Zum Kuckuck damit!
"Hey wißt ihr was, ihr könnt mich alles ma! Das is ja hier der reinste Kindergarten! Und dieses bescheuerte Fest kann mich auch ma! So! Und tschüss!" Damit verließ ich die Rund und trat die Flucht zurück ins Atrium an. Am liebsten hätte ich Ursus die Wachstafel, die er mir geschenkt hatte, noch an´ne Birne geschleudert, doch dummerweise hatte ich die nich griffbereit.Mann, was war´n hier los! Alle stürzten sich auf´s Futter! Na, gegessen hatte ich ja auch noch nix, nur´n bisschen Wein getrunken. Ma sehn, was es so gab.
Das sah ja irre lecker aus! Da wußte man gar nich, was man nehmen sollte! Doch nach langem hin und her nahm ich mir ´nen Fleischspieß, angelte mir´n paar Oliven und nahm mir´n Stück Brot.
Damit ich den hungrigen Leuten nich im Weg stand, stellte ich mich an die Seite und genoß mein Essen. Dabei bemerkte ich so´n schwarzhaarigen aalglatten Typen neben mir, der die gleiche Idee hatte.
"Hey, wat meinste, ob die ´ne Ahnung davon haben, wie dieses garum überhaupt hergestellt wird", fragte ich ihn beiläufig, nachdem ich den Bissen Fleisch hinuntergeschluckt hatte. -
Na auf die Idee hätt ich ja auch ma kommen können! Wer nich fragt, bleibt dumm!
Gespannt, wie der Händler sich äußern würde, wanderten meine Augen zu dem Angesprochenen. Der witterte natürlich gleich ein gutes Geschäft, als er den gutgekleideten Aurelier erblickte und setzte sofort, taktisch klug, seine freundlich-verkaufsfördernde Miene auf und grinste bis hinter die Ohren. Der kleine dicke Mann mit der braunen Hautfarbe begann zu erklaren:"Oh werter Herr! Hierbei handelt es sich um cinnamomum! Ein Gewürz aus dem fernen Indien. Es wird aus der Rindes des Cinnamomum-Baumes gewonnen und ich kann es dir zu einem sehr guten Preis in Form dieser Stangen hier anbieten oder auch gemahlen, als Pulver!"Dabei deutete er auf den Sack in dem sich diese länglich gerollten Stangen befanden und auf das Gefäß, das das Cinnamomum-Pulver behinaltete. "Man benutzt es in meiner Heimat unter anderem als Räucherwerk, um damit den Göttern in den Tempeln zu huldigen, doch ebenso findet es in der Küche Verwendung. Mein kann damit Fleisch aber auch Süßspeisen formvollendet abrunden. Selbstverständlich findet es auch in der Heilkunst seinen Platz! Cinnamomum hilft gegen Müdigkeit, Energiemangel nach langer Krankheit, verbessert die Sehfähigkeit und gegen Bauchschmerzen sowie Menstruationsbeschwerden."
Dabei sah er mich an und grinste auf so ´ne dämliche Art und Weise, sodass beinahe meine Faust in seinem Gesicht gelandet wäre. Doch ich hielt mich besser zurück, sonst gäbe es nur wieder Ärger und unser kleiner Ausflug in die Geschäftswelt würde bereits enden, bevor er richtig begonnen hatte.
"Und was kost so´n Zeug?", bellte ich ihn fragend an. Der Händler schaute etwas irritiert, doch dann fand er wieder seinen Faden und lächelt wieder."Nun werte Dame, das ist ein sehr kostbares Gewürz. Es kam auf einem langen beschwerlichen Weg aus Indien hierher auf diesen großartigen Markt, in diese großartige..."
Oh Mann, was laberte der da? Ich verrollte die Augen und fiel ihm ins Wort. "Laber nich , sach was´s kost! Mehr nich!"
Verdutzt schaute der Händler mich wieder an, dann Ursus . Ganz entgeistert nannte er dann den Preis. "Eine unica macht 50 Sesterzen, der Herr, die Dame."
Fünfzig Sesterzen, für so´n bisschen braunes Pulver? Und das sollte ´n guter Preis sein? Nee, ne! -
Warum grinste denn der jetzt so blöd? Ach vielleicht wegen Dumnorix Urururenkelin vielleicht!
Na gut, das stimmte vielleicht nich so ganz, aber möglich wär´s schon! Meine Familiengeschichte lag ja ziemlich im Dunkeln.
Mama hatte nie´n Wort über meinen Vater verloren. Sie hatte nur gesagt, er sei schon vor meiner Geburt gestorben, mehr nich! Aber immerhin zählte ich mich zum Stamm der Häduer und Dumnorix war einer unserer Anführer, damals, als Gallien noch groß war und der große Vertingetorix noch unser Hoffungsträger war. Lang lang ist´s her, schluchz!
"Das glaubste mir jetzt nich , oder warum ginst du so dämlich? Wo kommst du denn her, wenn ich ma fragen darf, he?"Wenn der jetzt nich ´ne einigermaßen akzeptable Antwort hinlegen würde, was seine Üerheblichkeit rechtfertigte, würde ich dem jetzt ma ganz schön die Meinung geigen! -
Nee,ne! Jetzt hatte ich´s mir grade ma so schön gemütlich hier im Stroh gemacht, da ging der doch ohne noch was zu sagen einfach raus. Der hatte gar nich gehört was ich gesagt hatte! So´n Holzkopp! Na, was soll´s! Leg ich mich halt ohne ihn hin.
Genüßlich streckte ich mich im warmen Stroh aus und suchte nach der optimalen Schlafposition. Doch der Kerl ging mir dauernd im Kopf rum. Warum war der auch wieder raus gegangen? Das ließ mir echt keine Ruh und ich konnte so auch nich entspannen. Müßte draußen jetzt nur Matho vorbei kommen und feststellen, dass meine Wenigkeit sich aus dem Staub gemacht hat! Dann kriegte nich nur ich Ärger, sondern auch der Neue! Ach Mensch! Warum war ich immer nur so gutmütig?
Also schwang ich meinen Allerwertesten wieder hoch, streifte das Stroh an meiner Tunika und aus meinen Haaren wieder ab und verließ auch den Stall. Zum Glück war wieder keiner auf´m Hof.
Über den Pfad trottelte ich dann wieder in den Garten zurück und von weitem sah ich auch schon wieder den Arbeitswütigen. Er hantierte mit dem Rechen rum.
Wortlos gesellte ich mich wieder zu ihm und begann das zusammengefegte Laub in den Sack zu stopfen. -
Na Klasse! Ganz toll! Jetzt stellten die mich auch noch als Schnapsdrossel hin! Nicht genug, dass Ursus gerade dabei war, mir´n schlechtes Gewissen einzureden, nö! In Cadhlas Stimme war eindeutig was vorwurfsvolles! Ey Leute, gleich mach ich mich vom Acker! Was hab ich denn schon groß gemacht? War doch nich meine Idee, raus zu gehen! Und störn wollt ich auch nich! Ich wollt doch nur der Lütten helfen, sonst wär se doch wieder traurig gewesen und nich nur wegen ihrem Ball, nö auch wegen so´nem blöden Kerl. Ich sach ja immer, Kerle machen nur Schwierigkeiten!
Na schön, lauschen wollt ich auch aber gehört hab ich nix, weil Tilla ständig hickste! Mannomann, jetzt war ich echt stinkig und nachdem jetzt so ziemlich jeder seinen Senf dazu gegeben hatte, wollte ich mit der Verteidigung meiner Person beginnen. Ich atmete tief ein, um anschließend meine Stimme zu meinem Plädoyer zu erheben. Doch es blieb nur beim einatmen. Als ich so richtig loslegen wollte, verschlug´s mir doch glatt die Sprache! Plötzlich stand der blöde Kerl da, der an allem Schuld war! Dieser Luca, oder so, weiß der Geier! Sollt ich jetzt sagen der da is an allem schuld! Nee, am Ende bin ich doch wieder der Gelackmeierte! Also hielt ich die Klappe, doch mein Blick sagte alles. Mann, war ich sauer! -
Ich sah ihm nach, als er aufstand und zum Trog ging. Erst wollte ich ja weg gucken, als Sertorio seine Tunika auszog, doch dann fiel mir diese Schlange auf seinem Rücken auf. Die sah ja richtig heftig aus! Nee, ne!
Gebannt hingen meine Augen an ihm und beobachteten alles, was er tat. Erst als er fertig zu sein schien und sich wieder die Tunika überstreifte, tat ich so, als hätte ich nix geseh´n.
Er kam zurück, doch statt sich hinzulegen, fing er an, komisch rumzulabern.
He, der wollte wieder raus und weiter arbeiten? War der doof oder was? Nee, er wollte raus, weiterarbeiten und auf mich aufpassen!
"He komm, das brauchste doch nich! Bleib doch da! Hier sind wir doch sicher und ungestört. Du wolltest doch auch ´n bißchen pennen."
Ich begriff jetzt gar nich, warum er jetzt gehen wollte. War doch prima hier, schön warm. Alles was man so brauchte.
"Ey, und guck ma, du bist jetzt auch ganz naß! Wenn du da jetzt raus gehst, wirste garantiert krank!"