Beiträge von Tiberiana Crista

    Sie sah Marcella an. "Willst du deinen herrn nicht gleich fragen gehen? Dann können wir uns ja sogleich verabreden." Hin und her geschickt? Hm.. dann hatte Marcella vermutlich viel mehr von der Welt gesehen als Crista selbst. "Aha.. und wie ist Ostia so? Bisher kenne ich nur ein winziges Stück von Rom, nämlich wie üblich den Markt und halt in Mantua den Markt.. sowie diesen Markt hier. Du siehst.. ich kenne mich bestens auf der Welt der groß- und kleinstädtischen Märkte aus." erwiderte Crista ein wenig sarkastisch und frustiert. "Nunja.. immerhin etwas. Nahrung zu haben und besorgen zu können ist doch genauso wichtig wie gut gekleidet zu sein."

    "Hmmhm.. ganz bestimmt dürfen wir mal zu zweit runter gehen." meinte Crista. "Ich würde mich jedenfalls freuen, wenn du mitkommen dürftest. Wie gesagt, macht es zu zweit bestimmt mehr Spaß als alleine." Sie blieb stehen. "Wie lange bist du denn schon hier? Können wir nicht zu deinem Herrn gehen und ihn fragen? Ich meine, wenn er sieht, dass du nicht alleine runtergehst... vielleicht sagt er dann schneller zu als er denken kann?"

    "Hmja.. wirklich ärgerlich.." stimmte Crista enttäuscht mit ein. Sie sah Marcella an. "Ja.. hier kann man nicht wirklich viel machen.. so soll es wohl sein. Aber neulich war ich unten in Mantua auf dem Markt um frische Lebensmittel einzukaufen. Es hat viel Spass gemacht dort herumzugehen und alles zu erkunden. Man trifft sehr viele Leute.. manchmal aber schien es mir als ob die meisten nur gesehen werden wollten." plauderte sie erzählend drauf los, schnlenderte gemütlich neben der jungen Frau her. "Wir könnten ja mal zusammen runter gehen. Dann könnt ich dir alles zeigen. Vielleicht kaufen wir sogar bei demselben Händler ein? Dann könnten wir uns gegenseitig helfen beim Einkaufen und Tragen der Einkäufe."

    Der Legat aß die Dattel auf ohne sie irgendwie richtig wahrzunehmen. Crista sah ihm beim Essen zu und bemerkte, dass die Platte schon wieder ein wenig leichter wurde.. Denn die junge Frau Tiberia Arvinia hatte sich auch eine Dattel genommen. Crista schenkte ihr ein scheues Lächeln und trat einige Schritte zurück. Das Tablett mit den Leckereien bot sie dem Paar immer noch an, stand einfach in Reichweite bereit.


    Aufmerksam sperrte sie Augen und Ohren auf, lauschte den Sätzen die fielen und beobachtete die anwesenden Leute. Es wurde allmählich langweilig, weil sie nicht viel von dem verstand was gesprochen wurde. Crista kannte sich in Sachen Militär einfach nicht aus. Daher beschloß sie einfach mit dem Tablett in der Hand herumzugehen und den anderen ebenfalls die Datteln anzubieten. Mit einem scheuen, aber freundlichen Lächeln begrüßte sie die Leute und bemühte sich sichtlich allesamt zu bedienen, damit das Tablett endlich leer wurde. Hin udn wieder drehte sie den Kopf betrachtete den einen oder anderen Soldaten genauer.

    Crista fügte sich schliesslich dem Wunsch des zornigen Legaten und verliess das Zimmer ihres Freundes, nicht ohne noch ihren Reisebeutel wieder an sich zu nehmen. Sie musste sich ohnehin erkundigen wo sie nächtigen sollte und ihre privaten Dinge ablegen durfte. Das war ja auch wichtig zu wissen... und es lenkte ab von dem Geschehen in Catos Zimmer. Warum gab es nur so einen Rummel um Catos Mutter. Wer war sie bloß? Die Gedanken gingen irgendwann unter, da sie aufgefordert wurde mit Anzupacken beim Auspacken des Gepäcks. Crista kam nicht mehr dazu nach Cato zu sehen und fiel todmüde auf den ihr zugewiesenen Schlafplatz um sogleich völllig erschöpft von den Anstrengungen der Reise und den neuen Eindrücken einzuschlafen.

    Sie lachte leise auf, amüsierte sich über sein Mimik- und Gestikspiel. "Ich glaube nicht, dass dir ein Oberlehrermantel stehen würde, aber du bist wirklich und wahrhaftig sehr überzeugend." neckte sie ihn vergnügt und kicherte in sich hinein. Ja, Varus war eine angenehme Begleitung, der es sogar schaffte sie zum Lachen zu bringen. Er nahm sie so wie sie war und das war schön. "Aber gerne komme ich bei dir vorbei. Danke noch mal für den Becher Wasser." Crista winkte Varus noch eine Weile hinterher und passierte dann mit einem leisen Seufzer die Wachsoldaten. Jetzt musste sie wieder die tüchtige Sklavin sein, die vom Einkaufen zurückkam.


    ~finis~

    "Das ist ja toll... ganz bestimmt kriegen die Weissen noch ihre Chance auf einen ganz großen Sieg in einem wichtigen Rennen." mutmaßte Crista hoffnungsvoll. "Ja es spricht sich schnell etwas herum. Ich muss dir gegenüber zugeben, dass Schneiderladen besitzen und mit Kleidung handeln alles noch ein Traum von mir ist. Aber wenn du sagst, dass es noch bessere Schneiderinnen gibt, dann muss ich wohl besser als die werden und fleissig schneidern üben."


    Crista nickte. "Stimmt, du hast schon wieder recht. Ich bin gut nach Hause gekommen. Von dir kann man eine ganze Menge lernen, Herr Oberlehrer." neckte sie ihn freimütig und zwinkerte. "Ich danke dir vielmals für deine Begleitung und die nette Unterhaltung." Crista machte einen Knicks vor Varus. "Ich sage auch rechtzeitig Bescheid, wenn ich einen Stoff für dich habe und wann ich in dein zu Hause zu Besuch kommen darf. Bestimmt findet sich eine Gelegenheit." versprach sie dazu noch einmal. "Auf Wiedersehen, Varus." Die Wachsoldaten hatten sie schon bemerkt und warteten wohl darauf, dass sie sie passierte.

    "Nein, kenne ich nicht." Nun schüttelte sie den Kopf, gab somit zu nichts über die Factiones gehört zu haben. Sie sah Varus entschuldigend an und lauschte seinen Worten. Die kurze Rast und das erfrischende Wasser hatte sie wieder munter gemacht. "Bei den Weißen? Ah, das ist schön, denn weiß ist eine schöne und edle Farbe." Wieder lachte sie leise auf. "Das wäre toll, wenn du kommen würdest, dann müsstest du mich aber an deine Freunde und bekannte weiter empfehlen. Und ich würde dann gaannz viel verdienen. Gibt es hier denn keinen guten Schneider für Herrenkleider?"


    Varus letzte Frage war schwer zu beantworten. Es hatte neulich so Andeutungen und Munkeleien gegeben, dass es Probleme mit ihrem Herrn gab. Sie hatte bisher nichts besonderes aus Rom erfahren, seit sie hier in Mantua war. "Hm.. das Obst ist für den Haushalt des Legaten Vitamalacus und seine Familie. Wenn etwas übrig bleibt, kriegen wir vielleicht die Reste ab. Und unterstehen tue ich derzeit dem Majordormus des tiberianischen Hauses. Manchmal frage ich ihn nach Aufgaben und manchmal muss er mir nicht einmal sagen, was ich zu tun habe. Ich habe selbst zwei Augen und Ohren. Damit erfahre ich immer was es gerade zu tun gibt und wo mit angepackt werden muss." Sie näherten sich dem Castellum immer mehr. Crista konnte schon die ersten Wachsoldaten erkennen. "Willst du nun mit reinkommen?"

    Der Legat reagierte nicht auf ihre Worte und Crista biss sich auf die Lippen. Himmel nochmal, was konnte sie bloß für Cato tun? Sie schreckte, begleitet von einem leisen Aufschrei, zusammen, als der Knall einer Ohrfeige, die ihr Ziel gefunden hatte zu hören war. Crista lehnte sich mit dem Rücken an die Wand, erlebte den Legat von einer ganz anderen Seite. Einer Seite die ihr nicht gefiel. Cato sollte seiner Mutter Achtung und Respekt geben? Tief zog Crista die Luft ein und wieder aus. Wie denn bloß? Fest stiess sie sich von der Wand ab, bahnte sich vorsichtig einen Weg durch die übrig gebliebenen Scherben und stellte sich neben Catos Liege auf. Ihre Hände krallte sie immer noch in ihre unscheinbare Kleidung hinein. Crista hörte Catos Worte, zuckte zusammen. Seine Mutter eine Hexe? War das möglich? Konnte das sein? War das der Knackpunkt. Diese Gedanken schossen ihr allesamt durch den Kopf. "Bitte.. hört ihn doch an." bat Crista.

    Die schnellen Schritte, die sich ihr und dem Zimmer näherten, trugen nicht gerade dazu bei das Crista sich wirklich ganz beruhigte. Erschrocken sah sie sich zur Seite um und wich gerade noch so dem Mann aus, der sich Catos ehemaliger Herr nannte. Crista zog zischend die Luft ein und stahl sich im nächsten Moment ausatmend sofort ins Zimmer hinein. Sie wollte dabei sein, wollte wissen was Vitamalacus von ihrem Freund und Geliebten wollte. Mit angespannter Miene sah sie an dem großen Mann vorbei zu Cato, versuchte ihm zu zu nicken. Ich bin hier.. redete sie in Gedanken ihm zu. Langsam streckte Crista die rechte Hand aus, schloß die immer noch offenstehende Tür mit einem fast nicht hörbaren Geräusch. "Mein dominus, ist sie wirklich diejenige Frau die sie behauptet zu sein? Ihr wusstet wohl Bescheid. Warum erst heute?" sprach sie leise in den Raum hinein, knetete ihre Hände unruhig in den Stoff ihrer unscheinbaren Kleidung hinein.

    "Hmja.. vielleicht darf ich mal fragen, ob ich mal zu so einer Veranstaltung gehen darf. Ich würde dies wirklich gerne mal erleben... udn ann habe ich bestimmt ganz viel zu erzählen." meinte Crista mit sehsüchtiger Stimme. Ja, etwa Abwechslung in den derzeit eintönigen Alltag zu bekommen wäre nicht schlecht. "Ja, Geld ist wichtig.. und wenn es nur ein paar Münzen sind, so kann man sich immer noch etwas kaufen was man gerade haben möchte." Sie trank ihren Trinkbecher aus und lächelte verschmitzt. Irgendwann finde ich bestimmt einen verlorenen Beutel mit ganz vielen Münzen und eröffne mit dem Geld einen Schneiderladen. Bestimmt bekomme ich gaannz viele Aufträge und könnte davon leben..." fantasierte sie lächelnd mit einem Zwinkern drauflos. "Klar.. bei meinem dominus geht es mir gut, es ist nur zur Zeit etwas langweilig. Aber ich habe jemanden gefunden mit dem ich mir die Zeit vertreiben kann." Langsam rutschte sie vom Karren und stellte sich auf den Boden, nahm den schweren Korb wieder auf. "Gehen wir weiter Richtung Castellum? Vielleicht kannst du mit rein kommen und ich zeige dir einen Laden der mit Holz arbeitet." Hoffentlich fand sie den Weg zu Catos Laden wieder. "Mein Vater sagte immer Kontakte zu vermitteln zahlt sich aus."

    "Man trifft sich dort.. ahso.." erwiderte Crista. "..quasi ein Veranstaltungsbesuch in der Öffentlichkeit. Tut mir leid, dass ich sowas nicht kenne, aber mein Herr ging nicht wirklich viel aus und so war ich neben dem üblichen Einkaufen eher zu Hause mit allem drum und dran beschäftigt." entschuldigte sie sich und fand seinen Vorschlag zum Schneidern akzeptabel. "In Ordnung, dann machen wir das so." nahm sie an. Da ging Varus plötzlich los und holte das Wasser persönlich für sie beide herbei. "Danke schön, Varus, das ist aber nett." kam es aus ihrem Mund, bevor sie die ersten Schlucke trank. "Hmmm.. von eurer Gens habe ich noch nichts gehört. Nein, reich ist, wenn jemand noch soviel Geld hat um anderen etwas davon abzugeben, es mit allen zu teilen und für die Gemeinschaft zu verwenden." Das war ihre Definition von 'reich'. "So hat es mein Vater immer gesagt.. also nicht immer nur an sich zu denken, sondern auch an andere die Münzen vielleicht besser gebrauchen könnten als man selbst." Wieder trank sie aus dem Becher, leerte ihn Schluck für Schluck, froh um die Pause und die Löschung des Durstes.

    Dann erhob er sich und trat weg. Crista sah ihm schweigend nach und schüttelte den Kopf. "Nein nein.. ich bleibe nicht lange weg. Du kannst dich ja schon mal ausruhen." Crista bückte sich nach der größeren Scherbe und trug sie mit sich zur Tür hinaus, schloß diese leise hinter sich. Erst jetzt fingen ihre Hände zu zittern und sie musste sich zusammenreisen um keinen Laut von sich zu geben.


    Sie hatte sich wirklich sehr erschrocken als plötzlich diese Vase in einzelne Teile zerfiel. Und bisher hatte sie immer gedacht dass schicksalhafte Aufeinandertreffen im Flur der Villa Tiberia war allein durch ein Missgeschick Catos entstanden. Angeblich war er gegen den Tisch gestoßen. Nun war sie sich dessen nicht mehr so sicher.. ob er da nicht auch so wütend wegen irgendetwas, was ihn ebenfalls aufgeregt hatte, gewesen war? Crista atmete tief durch und ging los, um die Scherben wegzubringen und nach geraumer Weile mit Aufkehrzeug wieder zur Zimmertür zurückzukehren.


    Es dauerte so lange weil sie ja eben erst hier angekommen war udn nicht gleich alles aufzufinden war. Dafür hatte sie reichlich Zeit über Cato nachzudenken. Er hatte ihr schon viel von sich erzählt... aber diese Wutausbruch war ihr neu. Nunja.. sie würde aufpassen und schauen wie dies weitergehen würde. Sie liebte ihn doch! Mit dieser Gewissheit im tiefsten Herzen klopfte sie leise an und öffnete die Tür, blieb im Türrahmen stehen, um nach Cato zu schauen. "Cato?"

    "Wie Feiertage für die römische Bevölkerung? Wie geht denn das? Alle anderen gehen arbeiten und die Römer gehen ein Rennen feiern?" Sie musste ganz schön überlegen bis sie drauf kam, dass sie ihn wohl missverstanden hatte und lächelte verlegen zurück.


    Immer noch verlegen über das langsame Verstehen zupfte sie an einer Haarsträhne und war froh, dass er wieder zu ihrem Lieblingsthema zurücksprang. "In Ordnung.. also etwas dezentes und unauffälliges. Wenn ich die nächsten tage beim Stoffhändler etwas finde, kann ich den Stoff ja Habia muitgeben und du kannst Notiz schreiben ob dir dies oder das gefällt. Und dann mache ich was draus..." Bei seiner Bemerkung wann sie dnen zurück sein musste, hielt sie nach einer Sonnenuhr Ausschau. Aber vergebens.. "Hm, keine Ahnung, aber ich denke möglichst bald, damit das Obst nicht anfängt in der Enge des Korbes zu stinken." Sie fand wieder zu ihrer alten Munterkeit zurück. "Aber klar doch.. gerne hätte ich etwas zu trinken. Soll ich es für uns holen?" erbot sie sich, errinnerte sich, dass sie eine Sklavin war. "Da fällt mir ein, was bist du denn eigentlich? Ein Libertus? Peregrini? Plebejer?? Gar ein so reicher Mann wie die Tiberier??" Neugierig sah sie ihn an.

    "Hmja.. ich kenne den Händler auch nicht. Ich bin bisher noch nier hierhergekommen." erwiderte Crista. Sie wandte sich Marcella zu, die sich über ihr Schneiderlein-Angebot freute. "Ja, ich kann dir eines schneidern. Du könntest dich ja erkenntlich zeigen, wenn du kannst oder möchtest." Ja, sie würde einigen Stoff an die andere Frau abgeben und keinen Ersatz bekommen.


    Überhaupt wunderte Crista sich ein bisschen über sich selbst, warum sie überhaupt mit dem Angebot herausrückte. So freimütig war sie doch sonst gar nicht, aber nun gut. Wenn sie dadurch jemanden fand, mit dem sie sich außerhalb des Castells unterhalten konnte, dann war das gar nicht mehr so schlimm. Sie erreichten den Händler, doch derbemerkte gar nicht, dass er zwei potentielle Kundinnen näherkamen und ging den Weg zum Ausgang bereits hinunter. Crista blieb irritiert (und enttäuscht) stehen. "Das wars dann wohl. Wir sind zu spät gucken gegangen. Was machen wir jetzt?"

    Sie räumte die Scherben stetig beiseite, fand eine größere Scherbe, in die sie alle hineinlegte die sie schon mit der Hand eingesammelt hatte. Mitten durch die Scherben wollte sie nicht gehen, weil es wie schon selbst erlebt, nur Schmerz und Wunden brachte. Cato musste wahrlich verdammt gute Schuhe tragen, denn er ging einfach durch das Chaos hindurch und kniete sich neben sie hin.


    Crista war nicht bewusst, dass sie sich momentan wie eine gehorsame Sklavein verhielt, die den Dreck ihres Herrn wegräumte und später kein Wort mehr drüber verlieren würde. Ganz so wie es sich gehörte. Der Arm ihres besten Freundes war nun ganz nahe und ganz warm, vermittelte ihr auch, wie sehr er sich über diese plötzliche und unerwartete Begegnung mit seiner bisher totgeglaubten Mutter aufgeregt hatte. Crista hielt inne, als er ihr den Kuss gab, sah ihn momentelang forschend an. "Ist schon gut... ich mag dich auch sehr." murmelte sie leise und machte sich daran, die Scherben stillschweigend aufzusammeln. Die unmittelbare Umgebung vor ihnen wurde nach und nach scherbenfrei. Doch es passten nicht alle Scherben in die größere hinein, darum legte sie die Reste daneben hin. "Ich bringe das gröbste raus und komme mit Aufkehrzeug wieder, in Ordnung?" fragte sie ihn und erhob sich langsam. Vielleicht sollte sie Cato einen kurzen Moment alleine lassen? Sie hatte sich wirklich sehr erschrocken.

    Crista liess zum ersten Mal seit Beginn der angenehmen Unterhaltung mit Varus die Schultern sinken, blickte Varus enttäuscht an. "Ach Mensch.. warum müssen Rennen immer an Feiertagen stattfinden? Dann muss ich zu Hause erst recht bedienen und rundum zur Stelle sein. Ich werde wohl nie zu einem solchen Pferderrennen gelangen, geschweige denn alles von A bis Z angucken und ausprobieren können. Ach.. ich weiss nicht was ich sagen soll." Dass Varus bisher nur im Training und noch nie im echten Rennen gefahren war beruhigte sie. Er war so ein angenehmer Gesprächspartner. "Gefährlich? Oh.. dann bleib du lieber beim Training und Anfeuern, ja ?"


    Sie wurde wieder rot im Gesicht, diesmla nicht weil sie sich wegen dem Korbtragen so anstrengen musste sondern weil sie sich ehrlich freute. "Ähm... ja.. könntest du machen. Ich nehme an du nimmst bestimmt kein Türkis sondern eher gedecktere Farben wie ocker oder waldgrün?" zwinkerte sie ihm schelmisch neckend zu. "Och, ich werde den älteren Herrn namens Habia bestimmt irgendwie erkennen und natürlich ansprechen."

    "Naja.. ich werde mich bestimmt gewöhnen je jänger wir in Mantua verweilen werden. Ich kann mir vorstellen wie schwierig das wird wenn ich wieder in Rom bin, dann muss ich mir das 'Sie' wieder angewöhnen. Ach du meine Güte, komisch angeschaut werden will ich auch nicht." Kurz verdrehte Crista die Augen und schüttelte den Kopf. Wer wusste schon wann sie wieder in Rom sein würde... der Aufenthalt hier würde bestimmt noch dauern. "Es gibt ein 'drumherum' um die Rennen? Was für eines denn?" fragte sie, blickte ihn neugierig und wissbegierig an. "Bist du mitgefahren? Hast du bei dem letzten Rennen in Rom gewonnen oder die anderen? Und oh.. was gewinnt man da überhaupt?" fügte sie ihren Fragen hinzu.


    Jetzt waren sie bei ihrem Lieblingsthema gelandet. Crista holte tief Luft, sie blieb stehen und stellte den Korb auf einem leeren Karren ab. "Also, Varus, ich kann Umhänge und einfache Togen für Herren schneidern. Mir gefallen zweifarbige pallas, zum Beispiel außen grau und innen türkis. Das ist ganz praktisch, weil man die nur zu wenden braucht. Grau für den Einkauf und Türkis für einen Besuch bei jemandem. Bei den Damen-Tuniken muss ich noch ein bisschen tüfteln, weil die Säume immer so schnell aufgehen und ich versuche neue Ärmel zu erfinden, die mit einer Raffung aus Schnüren gehalten werden. Mit Damenkleidern habe ich so meine Probleme, weil mein Herr ein Mann ist und die tragen bekanntlich keine Damenkleidung sondern immer diesselben langweiligen Stücke."


    Nach dieser langen Rede nach Luft schnappend, plapperte sie weiter, hockte sich gemütlich neben den Korb auf den Karren. Im Sitzen redete es sich einfach besser! "So wie du Habia beschreibst ist er sicher nicht schwer zu erkennen. Ähm.. auf Märkten gibt es fast immer einen Brunnen an dem die Frauen sich zum Wasser holen treffen auch wenn sie meistens hinterher leere Krüge mitbringen, weil sie so viel zu bereden haben. Ist dir das noch nicht aufgefallen?"

    Nein, Lupus war kein Herr gewesen, der darauf bestand, dass seine Sklavin Schmuck trug und sich damit seinen Besuchern präsentierte. Er hatte eine einfache Sklavin haben wollen, die ihm das Leben bequem machte und seine Gewohnheiten beachtete sowie ab und zu ein Schlummerlied zum Schlafengehen sang. Jetzt war es an Crista zu erröten. Sie blieb an Marcellas Seite stehen, sah sie dankbar an. "Danke sehr, es freut mich zu hören, dass es dir gefällt. Ich trage meine Kleider und niemand verliert ein Wort drüber. Schon ziemlich schade, ne? Aber hauptsache ist doch, sie passen zu mir und ich fühle mich in meinen Kleidern wohl." Mit aufmerksamem Blick versuchte sie bei Marcella bei der Suche nach dem Händler zu helfen und entdeckte diesen schliesslich. "Ja, das sieht wie ein solcher aus. Fragen wir ihn mal, ob er noch etwas Zeit erübrigen kann. Kennst du ihn schon?" fragte Crista aufgeregt. Vielleicht würde sie in der nächsten Stunde frischen Stoff in den Händen haben.. oder auch nicht. Dann musste sie eben abwarten und sich gedulden. Fest umklammerte sie den provisorischen Einkaufsbeutel und hielt neben Marcella Schritt. "Ich habe noch etwas grauen Stoff übrig. Möchtest du eventuell auch so eine palla haben wie die meine? Nur eben mit einer anderen Farbe für innen?" fügte sie im Gehen hinzu, sah die neue Gesprächspartnerin fragend an.