Beiträge von Maximus Decimianus Gallus

    Als Nyla eintrat wurde mir gewahr, welche Szene sie wohl sehen musste und wie sie es zu interpretieren hatte. Sollte ich meine Hand zurückziehen? Im ersten Moment wollte ich, entschied mich dann jedoch Calliope nicht zu verletzen und bloß zu stellen. Ich wartete bis Nyla neben mir stand und musterte sie aus meinen Augenwinkeln. In der Tat, die Eifersucht war nicht zu übersehen. Langsam nahm meine Hand von Calliope und legte meinen Arm um Nyla, zog sie tröstend an mich heran.


    "Ja, er hat uns allen viel bedeutet.
    Er war immer so lebensfroh..."

    Ich war etwas überrascht und auch verwirrt. Calliope hielt meine Hand in der ihren und blickte mich mit ihren tiefschwarzen Augen an. War es das, was ich dachte? Ich wusste nicht wie ich reagieren sollte. Nyla kam mir in den Sinn. Ich wollte die Hand zurückziehen, und konnte es doch nicht. Ich hatte sie doch nur trösten wollen.


    Verlegen lächelte ich.


    "Ich bin mir sicher, dass er sich unter die Reihe seiner Ahnen eingereiht hat. Und dort wartet er auf seine Familie. Früher oder später werden die anderen ihm folgen und dann sind wieder alle vereint."

    "Für die Kleidung haben wir diese Truhen dort hinten. Du kannst Dir ruhig eine nehmen, ich denke eine müsste noch frei sein. Ansonsten, wenn Du Fragen hast, frag einfach. Zur Zeit sind wir hier vier Sklaven, mit dier werden wir fünf sein. Der sechste ist vor ein paar Wochen davon gelaufen, keine Ahnung warum. War irgendso ein Bildungssklave, einer der wohl besser war als die anderen. Aber egal, es geht mich nichts an."

    Ich blickte der Herrin noch hinterher. Dann zu Calliope.


    "Hilfst Du mir? Wir müssen ihn waschen. Und dann gehe ich auf den Markt und besorge die nötigen Salben um ihn zu balsamieren. Er braucht eine frische Tunika und er soll in der besten Toga aufgebahrt werden, die wir auftreiben können.


    Wir müssen hier durchlüften und ausfegen. Die Bahre kommt in die Mitte des Raumes. Wir brauchen Öllampen und Räucherwerk.


    Wenn die ersten Besucher eintreffen..."


    Ich sprach nicht weiter.

    Wir betraten die Sklavenunterkunft.


    "Du kannst Dir dort hinten im Eck einen Platz suchen. Die anderen Schlafplätze sind schon belegt. Hier in der Mitte des Raumes auf dem Tisch steht ein Eimer mit frischem Wasser und eine Schale. Wasch Dich nie am Eimer selber, sondern an der Schale, es gibt Leute die Nachts vielleicht was trinken wollen. Ansonsten, Matten gibt es dort hinten und wenn Du sonst noch was brauchst kann man es besorgen. Eine eigene Truhe für Dich, oder ein Kästchen für Deine Privatsachen, falls Du sowas hast, muss man erst noch anschaffen, wir haben hier nicht viel Luxus..."

    Ich blickte in das Gesicht des Alten und spürte, dass sich etwas verändert hatte. Langsam streckte ich meinen Arm aus um den Atem seiner Nase zu spüren, doch es war keiner mehr da. Dann tastete ich nach seinem Handgelenk. Kein Puls mehr...


    Ich legte den Arm zurück und zog die Decke etwas höher.


    "Herrin..."

    Der Herr schien wieder zu schlafen. Ich lächelte und hoffte, dass er so wenigstens keine allzu großen Schmerzen haben würde. Nachdenklich betrachtete ich die Herrin, welcher an seiner Seite ausharrte. Ich musste ihr Respekt zollen. Sie saß oft an seiner Seite und erzählte ihm Geschichten, machte ihm das Leben so angenehm wie möglich.