Ich betrat das Zimmer.
"Herr, benötigt ihr etwas?"
Ich betrat das Zimmer.
"Herr, benötigt ihr etwas?"
Ihr Kopf lag an meiner Schulter und ich war ihr dankbar. Dann jedoch überwand ich die Stille und wandte mich an die beiden.
"Ich bin dann unterwegs. Muss auf dem Markt Besorgungen machen. Brauchst Du etwas für die Küche, Nyla?"
Ich blickte auch kurz zu Calliope.
Als Nyla eintrat wurde mir gewahr, welche Szene sie wohl sehen musste und wie sie es zu interpretieren hatte. Sollte ich meine Hand zurückziehen? Im ersten Moment wollte ich, entschied mich dann jedoch Calliope nicht zu verletzen und bloß zu stellen. Ich wartete bis Nyla neben mir stand und musterte sie aus meinen Augenwinkeln. In der Tat, die Eifersucht war nicht zu übersehen. Langsam nahm meine Hand von Calliope und legte meinen Arm um Nyla, zog sie tröstend an mich heran.
"Ja, er hat uns allen viel bedeutet.
Er war immer so lebensfroh..."
Ich war etwas überrascht und auch verwirrt. Calliope hielt meine Hand in der ihren und blickte mich mit ihren tiefschwarzen Augen an. War es das, was ich dachte? Ich wusste nicht wie ich reagieren sollte. Nyla kam mir in den Sinn. Ich wollte die Hand zurückziehen, und konnte es doch nicht. Ich hatte sie doch nur trösten wollen.
Verlegen lächelte ich.
"Ich bin mir sicher, dass er sich unter die Reihe seiner Ahnen eingereiht hat. Und dort wartet er auf seine Familie. Früher oder später werden die anderen ihm folgen und dann sind wieder alle vereint."
Ich dachte mir, dass ich mal nach dem neue Verwalter sehen könnte. Vielleicht würde er ja etwas benötigen. Aso trat ich an die Türe und klopfte an.
Ich trat von hinten an Calliope heran und legte meine Hand auf ihre Schulter. Was ich sagen sollte, wusste ich nicht, also beließ ich es bei dieser Geste der Anteilnahme, war sie doch die Sklavin gewesen, welche den Alten von uns allen am besten kannte.
"Für die Kleidung haben wir diese Truhen dort hinten. Du kannst Dir ruhig eine nehmen, ich denke eine müsste noch frei sein. Ansonsten, wenn Du Fragen hast, frag einfach. Zur Zeit sind wir hier vier Sklaven, mit dier werden wir fünf sein. Der sechste ist vor ein paar Wochen davon gelaufen, keine Ahnung warum. War irgendso ein Bildungssklave, einer der wohl besser war als die anderen. Aber egal, es geht mich nichts an."
Entsprechend den Riten wurde
Tiberius Decimus Proximus
hier aufgebahrt.
~~
"Du kannst mir beim Waschen und ankleiden helfen. Alleine kriege ich das nicht hin..."
Ich blickte sie an.
"Aber wenn das zu viel für Dich ist, kann ich auch Verus rufen... Ja, ich werde Verus rufen. Besorge Du in der Zwischenzeit alles was wir brauchen."
Ich blickte der Herrin noch hinterher. Dann zu Calliope.
"Hilfst Du mir? Wir müssen ihn waschen. Und dann gehe ich auf den Markt und besorge die nötigen Salben um ihn zu balsamieren. Er braucht eine frische Tunika und er soll in der besten Toga aufgebahrt werden, die wir auftreiben können.
Wir müssen hier durchlüften und ausfegen. Die Bahre kommt in die Mitte des Raumes. Wir brauchen Öllampen und Räucherwerk.
Wenn die ersten Besucher eintreffen..."
Ich sprach nicht weiter.
Wir betraten die Sklavenunterkunft.
"Du kannst Dir dort hinten im Eck einen Platz suchen. Die anderen Schlafplätze sind schon belegt. Hier in der Mitte des Raumes auf dem Tisch steht ein Eimer mit frischem Wasser und eine Schale. Wasch Dich nie am Eimer selber, sondern an der Schale, es gibt Leute die Nachts vielleicht was trinken wollen. Ansonsten, Matten gibt es dort hinten und wenn Du sonst noch was brauchst kann man es besorgen. Eine eigene Truhe für Dich, oder ein Kästchen für Deine Privatsachen, falls Du sowas hast, muss man erst noch anschaffen, wir haben hier nicht viel Luxus..."
"Ja, zu den Unterkünften geht es hier lang."
Ich ging ihm voraus.
"Ich glaube sieben, Herrin, doch ich bin mir nicht sicher..."
Der Alte hätte es mit Sicherheit gewusst. Dann nickte ich mit dem Kopf.
"Ich werde alles notwendige vorbereiten."
Ich nickte mit dem Kopf und legte meine Hand tröstend auf ihre Schulter.
"Ja, ein Schreiben nach Rom. Und ich werde ihn waschen und einbalsamieren. Bis zu ihrer Ankunft soll er aufgebahrt in seinem Zimmer liegen..."
Ich blickte zu Calliope.
"Er ist... zu seinen Vätern gegangen."
Andere Worte konnte ich nicht finden. Meine Herrin weinte und ich wusste nicht, was ich sagen oder tun sollte. Also beschloss ich abzuwarten. Ihr Zeit zu geben.
Ich blickte in das Gesicht des Alten und spürte, dass sich etwas verändert hatte. Langsam streckte ich meinen Arm aus um den Atem seiner Nase zu spüren, doch es war keiner mehr da. Dann tastete ich nach seinem Handgelenk. Kein Puls mehr...
Ich legte den Arm zurück und zog die Decke etwas höher.
"Herrin..."
Der Herr schien wieder zu schlafen. Ich lächelte und hoffte, dass er so wenigstens keine allzu großen Schmerzen haben würde. Nachdenklich betrachtete ich die Herrin, welcher an seiner Seite ausharrte. Ich musste ihr Respekt zollen. Sie saß oft an seiner Seite und erzählte ihm Geschichten, machte ihm das Leben so angenehm wie möglich.
Ich nickte mit dem Kopf. Es erschien mir plausibel.
"Könntest Du welchen besorgen? Frag am besten in der Küche nach. Nyla müsste was auf Lager haben. Wenn nicht, auf dem Markt gibt es oft frische Sachen. Aber besorg nur frische Sachen..."
"Danke."
Ich nahm ihr das Tuch ab und tupfte dem Alten damit das Gesicht ab. Dann tauschte ich das Tuch auf der Stirn aus.
"Sollten wir dem Wasser noch irgendwelche Essenzen zugeben?
Was täte ihm gut? Was befreit den Atem?
Ich kenne mich nicht aus..."