Beiträge von Maximus Decimianus Gallus

    Ich betrat das Cubiculum mit einer Schale kalten Wassers und einigen Tüchern, die ich mir über die Schulter geworfen hatte. Ich steuerte auf das Bett zu, grüsste die Herrin, tunkte ein Tuch in das Nass und legte es behutsam auf die Stirn des Alten. Dann erst sah ich Calliope. Ich lächelte ihr kurz zu und wandte mich dann wieder an die Herrin.


    "Er hat Fieber bekommen. Aber ich denke, dass es wieder vorbeigehen wird. Er ist trotz allem zäh, ein echter Decima..."

    Der Neue hatte mir anscheinend nicht zugehört und zickte gleich am ersten Tag herum. Entsetzt rollte ich die Augen nach oben. Das alles konnte ja noch heiter werden. Für wen hielt er sich? Iulius Caesar? Den Lustknaben des Hausherrn? Den Lustknaben der Herrin? Ich blickte ihn an.


    "Mach mal halblang. Du bist neu hier. Als Neuer ist man einfach still und hört zu was der atriensis zu sagen hat. Man denkt sich seinen Teil und befolgt seine Anweisungen. Wir alle sind Sklaven, also zick hier nicht rum. Ich habe keinen Nerv für sowas. Wenn Du Dich für was besseres hällst, dann beschwer Dich bei Deiner Herrin. Aber NERV nicht."


    Dann in etwas moderaterem Ton.


    "Die Anweisungen Deiner Herrin hast Du natürlich zu befolgen. Doch der Herr des Hauses ist OBERSTES GESETZ, das ist nunmal so. Wie Du das unter einen Hut bekommst, ist Deine Sache. Aber Du bekommst es unter einen Hut, denn Du scheinst mir ein vernünftiger Sklave zu sein..."


    Dem Dialekt nach kam er sicher aus Griechenland.
    Und in der Tat, er gab sich weibisch wie ein Kreter...

    Zitat

    Original von Ambrosius
    "Jajaja. Meine Herrin hat mir gesagt, daß ich zuallererst ihr gehorche und dann erst den anderen. Und so werde ich es auch machen."


    "Ach komm, jetzt sei nicht so grimmig. Wir werden uns schon zusammenraufen. Du wirst einfach nett zu mir sein und ich zu dir. Und schon läuft alles wunderbar und keiner hat ein Problem. So, und jetzt zeig mir mal alles. Und waschen muß ich mich! Vom Dreck will ich nicht braun sein."


    Ich blieb kurz stehen und blickte den Neuen an.


    "Ambrosius, so war doch dein Name, oder? Einen guten Rat. Rede nicht so viel und widersprich mir nicht. Ich habe vom Herrn des Hauses freie Hand, was die Sklaven und den Haushalt betrifft. Willst Du also keine Probleme, dann debatiere nicht mit mir über Deine Pflichten und Nichtpflichten... Und..."


    ich fügte mit Nachdruck hinzu


    "...stups mich nicht mehr an. Ich mag das ganz und gar nicht!"

    Ich nickte mit dem Kopf.


    "Ich bin Gallus. Du bist neu hier in der Casa und solltest daher auf das achten was ich Dir sage. Herr über alles ist der Senator Maximus Decimus Meridius. Sein Wort ist Gesetz und bindend. Egal was andere sagen. Zuständig und verantwortlich für die Sklaven hier, bin ich. Ich bin sozusagen der zweite Chef hier, zumindest was unsere Dinge betrifft. Es kann also durchaus mal vorkommen, dass ich Dir irgendwelche Aufgaben übertrage. Wenn Du nicht möchtest, dass diese zu unangenehm sind, solltest Du solche Sachen wie "Dickerchen" gleich lassen. Ich bin für Komplimente dieser Art nicht zu haben..."


    Wir schritten in Richtung der Sklavenunterkünfte.


    "Ich werde Dir alle relevanten Räume zeigen und Dir auch die anderen Sklaven vorstellen. Wenn Du hier lange im Haushalt bleiben willst, sei gehorsam, rede nicht zuviel, sei höflich und zufrieden mit Deinem Schicksal. Das Leben hier ist nicht schlecht und man behandelt uns gut. Du solltest jedoch diesen Vorschuss nicht missbrauchen. Sonst noch Fragen?"

    Irgendetwas musste den alten Herrn beschäftigen. Ich trat an sein Bett und wischte ihm die Tränen aus den Augen, welche mich hilfesuchend ansahen. Seine Pupille erschien glasig und es schien mir, als würde er Fieber haben. Langsam legte ich meine Hand auf seine Stirn und in der Tat, sie brannte heiß wie die Sonne. Ich musste kalte Umschläge machen, und das Zimmer verdunkeln. Mit schnellen Schritten verließ ich das Zimmer.

    Zitat

    Original von Decima Lucilla
    "Das ist Ambrosius, mein neuer Sklave. Gib ihm eine saubere Tunika, zeige ihm, wo er sich waschen kann und wo er schlafen wird."


    Ich nickte mit dem Kopf.


    "Ja, Herrin."

    Es war früh am Morgen, die Sonne war noch nicht aufgegangen, als ich neben Nyla aufwachte und mit offenen Augen einfach da lag. Ich dachte nach. Über meine Zukunft. Wie es weiter gehen sollte. Meine Möglichkeiten beschränkten sich jedoch auf nur wenige. Fliehen war mir zu stressig und auch zu gefährlich, da ich nicht vor hatte in der Arena zu landen, oder aber zu Tode gepeitscht zu werden. Morpheus tat mir in dieser Hinsicht jetzt schon leid, zumal ich nicht wusste, wie mein Herr reagieren würde. Und dann war da ja noch Nyla. Was sollte aus ihr werden? Ich hatte es in der Casa Decima gut und war der oberste der Sklaven im Hause, Nach meinem Herrn kam gleich mein Wort und die anderen hatten mir zu gehorchen. Besser ging es eigentlich kaum.


    Ich drehte mich zu Seite und blickte sie an. Sie hatte wundervoll krauses Haar und unter dem dünnen Stoff ihrer Tunika standen die Nippel ihrer Brüste. Vorsichtig zog ich die Decke etwas höher, da es sie offensichtlich fror.

    Schnell griff ich nach einem Tuch und wischte ihm das Blut ab. Bei den Göttern, was sollte ich tun? Er verkrampfte zusehends. Also versuchte ich ihm gut zuzureden, auf dass er sich entspannen würde.


    "Es wird alles gut, Herr.
    Ich bin da, Herr.
    Ich hole gleich jemanden..."


    Ich wandte mich zur Türe, wollte jemanden holen, musste aber doch bleiben, denn wer würde sonst auf ihn aufpassen? Ich verfluchte die ganze Situation.

    Ich wusste nicht, wie ich es sagen sollte, entschied mich dann dazu es frei heraus zu sagen. Einerseits wünschte man ja den Mitsklaven nur das Beste, auf der anderen Seite war die zu erwartende Strafe für Mitwisserschaft ziemlich schwerwiegend.


    "Herr, es geht um Morpheus. Als Decimus Meridius noch vor ein paar Tagen nach ihm suchte, erschien es mir unbedeutend. Doch - er ist in den vergangenen Tagen nicht aufgetaucht. Ich sah an seinem Schlafplatz nach. Seine Sachen fehlen ebenfalls. Ich kann nur vermuten, dass ihm etwas zugestossen sein muss, oder aber ... er ist auf der Flucht."


    Flucht klang hart. Ich sprach das Wort sehr leise aus.

    Ich räumte etwas auf und stieß auf eine Mappe, welche wichtig schien, jedoch liegen geblieben war. Ich nahm sie an mich und depponierte sie in der Truhe des Herrn, gleich neben anderen wichtigen Dokumenten. Man sollte soetwas wirklich nicht herum liegen lassen.

    Ich fegte gerade im Atrium den Boden, als ich zur Türe den jungen Herrn Decimus Maior eintreten sah. Ich hob meinen Kopf, grüsste ihn freundlich und trat dann auf ihn zu.


    "Salve, Herr. Kann ich einen Moment stören?"


    Ich wusste nicht, ob er Zeit haben würde, doch ich fand, dass mein Anliegen wichtig wäre und keinen Aufschub duldete.

    Nachdem der Herr wieder gegangen war - keiner von uns wusste, wo Morpheus steckte - wandte ich mich wieder an meine Kleine. Hatte sie gezittert? Es schien mir so. Vorsichtig streckte ich meinen Arm aus und zog sie zu mir her.


    "Jetzt mach Dir keine Gedanken, Kleine.
    Es ist alles gut..."


    Mein Kuss besänftigte sie. Schon bald schnurrte sie wie ein kleines Kätzchen und barg ihren Kopf in meinen starken Armen.

    Ich kümmerte mich in den folgenen Tagen so gut es ging um den alten Herrn. Die meiste Zeit schlief er, oder machte zumindest den Eindruck, dass er schlief. Wachte er, brauchte er viel Zeit um seine Augen zu öffnen und seine Umgebung wahrzunehmen. War ihm dies gelungen, versuchte er sich zu erheben, was nur schwerlich ging. Die linke Seite war gelähmt und blieb gelähmt. Worte fielen ihm schwer. Nach vielen Anläufen gelang ihm der eine und andere Satz, und doch zeigte er sich verwundert, wenn ich auf seine Sätze reagierte. Meinte er, was er sagte? Es dauerte eine Weile, bis ich verstand, was er genau wollte und mit zunehmender Dauer verstanden wir uns beinahe stumm. Dennoch hielt ich ihn an zu reden, nur damit er sich wachhielt, damit er die Hoffnung auf Besserung nicht aufgab. Eine Kleinigkeit zu essen dauerte eine Stunde wenn nicht mehr. Alleine war es ihm nicht möglich. Das Fleisch kaute er nicht mehr, weswegen ich es bald wegließ und ihm eine extra Portion Gemüse mit einem Löffel zerdrückte. Mittags erzählte ich dann Geschichten. Dinge die in der Stadt passiert waren. Dinge, welche man sich so erzählte. Aber auch Geschichten von den anderen Verwandten. Ich erfand Geschichten und Ereignisse, nachdem der Alltag nichts mehr hergab. Und immer lächelte er, wenn er einen Namen hörte, welcher ihm bekannt war...