Aufbahrung des Tiberius Decimus Proximus

  • Nach langer Suche und Organisation hatte Calliope alles beisammen, was sie benötigten. Gemeinsam mit Gallus hatte sie ihn gewaschen, gesalbt und bekleidet.


    Sie konnte nicht glauben, dass das Leben aus ihm gewichen war. Er sah so lebendig aus, so friedlich als würde er nur schlafen.
    Wieder rannen ihr Tränen über die Wangen. Sie dachte an die beiden Kinder, die noch gar nicht so alt waren um ohne ihren Vater auf eigenen Beinen stehen zu können. Sie waren nicht einmal bei ihm gewesen als er starb. Wie traurig muss es für ihn gewesen sein und welch Schock für seinen Sohn und seine Tochter.

  • Ich trat von hinten an Calliope heran und legte meine Hand auf ihre Schulter. Was ich sagen sollte, wusste ich nicht, also beließ ich es bei dieser Geste der Anteilnahme, war sie doch die Sklavin gewesen, welche den Alten von uns allen am besten kannte.

  • Calliope seufzte und schloss die Augen als sie Gallus' tröstende Hand auf ihrer Schulter fühlte.
    Sie drehte sich zu ihm um und sah ihn fragend an. "Denkst du es geht ihm gut, wo er gerade ist?" fragte sie. "Ich möchte zu gern daran glauben, dass er jetzt ein besseres Leben hat. Zumindest fand er Erlösung von den Schmerzen."


    Lange sah sie Gallus in die Augen. Sie hob ihre Hand und wischte ein paar Tränen aus ihrem Gesicht. Das Leben war hart, musste aber trotz allem weitergehen. Seine Hand ruhte noch auf ihrer Schulter. Sie hob die ihre um über die seine zu streicheln, nahm sie dann von ihrer Schulter und hielt sie in ihren beiden Händen.

  • Ich war etwas überrascht und auch verwirrt. Calliope hielt meine Hand in der ihren und blickte mich mit ihren tiefschwarzen Augen an. War es das, was ich dachte? Ich wusste nicht wie ich reagieren sollte. Nyla kam mir in den Sinn. Ich wollte die Hand zurückziehen, und konnte es doch nicht. Ich hatte sie doch nur trösten wollen.


    Verlegen lächelte ich.


    "Ich bin mir sicher, dass er sich unter die Reihe seiner Ahnen eingereiht hat. Und dort wartet er auf seine Familie. Früher oder später werden die anderen ihm folgen und dann sind wieder alle vereint."

  • Ich war auf der Suche nach Gallus. In den letzten Tagen war viel passiert und auch wenn ich den alten Mann nicht wirklich gekannt hatte so ging mir sein Tod doch auch nahe. Es war immer so wenn jemand starb, dass es mich sehr lange beschäftigte, denn es war etwas unwiederrufliches.
    Ich redete nie wirklich gerne darüber und ich war mir sicher, dass es Gallus auch sehr nahe ging, deswegen war ich auf der Suche nach meinem Liebsten.


    Shcließlich führte mich mein Weg direkt zu der Stelle an dem man den Toten aufbahrte. Etwas zögerlich trat ich ein und was ich sah lies mein Herz stehen bleiben. Ja es versetzte mir einen tiefen Stich ins Herz aber ich versuchte ruhig zu bleiben, denn dies war nun wirklich nicht der richtige Ort um einen Aufstand zu machen oder etwas anderes zu zeigen.


    Ich trate leise neben Gallus, der die Hand einer anderen Sklavin hielt. Innerlich zitterte ich aber ich versuchte nichts nach aussen dringen zu lassen. Jedoch sprachen meine Augen wohl für sich, als ich ihn anschaute. Die andere Sklavin sah ich nur kurz an, denn mehr wollte ich nicht. Ich schluckte und suchte nach den passenden Worten, aber keine wollten mir einfallen. Nun stand ich da wie ein kleines sprachloses Kind und diese Stille schien mich zu erdrücken und mir die Luft abzuschnüren.


    Empfand Gallus etwas für die andere? Ich dachte er liebt mich. Ich wusste nicht was ich tun sollte und stand weiter da ohne ein Wort zu sagen. In meinem Inneren ging es alles drunter und drüber und viele Bilder blitzten vor meinem inneren auge auf, wo Gallus und ich glücklich warem. Sollte dies schon alles wieder vorbei sein? Hatte ich etwas falsches gemacht? Immer wieder die gleichen Fragen kamen mir in den Sinn und die Stille war quälend lang. Vorsichtig strich ich mir eine Locke aus dem Gesicht, sah aber keinen von beiden an.
    Mein Blick fiel langsam auf den toten alten Mann und mein Herz wurde noch schwerer. Es erinnerte mich an etwas und in meinen Augen begann es zu schimmern. Nein ich wollte jetzt aber nicht hier stehen und anfangen zu weinen.


    "Es tut mir alles leid" flüsterte ich scließlich und wusste auch nicht so wirklich warum ich diese Worte gewählt hatte.

  • Als Nyla eintrat wurde mir gewahr, welche Szene sie wohl sehen musste und wie sie es zu interpretieren hatte. Sollte ich meine Hand zurückziehen? Im ersten Moment wollte ich, entschied mich dann jedoch Calliope nicht zu verletzen und bloß zu stellen. Ich wartete bis Nyla neben mir stand und musterte sie aus meinen Augenwinkeln. In der Tat, die Eifersucht war nicht zu übersehen. Langsam nahm meine Hand von Calliope und legte meinen Arm um Nyla, zog sie tröstend an mich heran.


    "Ja, er hat uns allen viel bedeutet.
    Er war immer so lebensfroh..."

  • Es versetzte mir noch einen weiteren kleinen Stich, als ich merkte, dass Gallus die andere nicht sofort los lies als er sah, dass ich näher kam.
    War ich eifersüchtig? Ich wusste es nicht, denn ich kannte dieses Gefühl nicht. Er war doch der erste für den ich soviel empfand, ja den ich liebte.


    Seinen musternden Blick konnte ich nicht sehen, da ich ihn immer noch nicht anschaute. Als er jedoch endlich seinen Arm um mich legte nahmen ihn auch meine Arme entgegen und ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter. Eine kleine Träne rollte mir dabei die Wange runter und ich drückte mich fester an ihn und spürte wie er mir wieder Kraft gab. Wie sehr ich ihn doch liebte wurde mir in diesem Moment doch wieder bewusst.


    Sicher hatte ich das alles hier nur missverstanden ging es mir erneut durch den Kopf und ich schloß meine Augen.

  • Ihr Kopf lag an meiner Schulter und ich war ihr dankbar. Dann jedoch überwand ich die Stille und wandte mich an die beiden.


    "Ich bin dann unterwegs. Muss auf dem Markt Besorgungen machen. Brauchst Du etwas für die Küche, Nyla?"


    Ich blickte auch kurz zu Calliope.

  • Als Calliope sah das Nyla eintrat wollte auch sie selbst schon ihre Hände zurückziehen, doch warum sollte sie? Sie fühlte das auch Gallus es nicht tat und warum sollten sie so tun als wären sie bei etwas ertappt worden, das nicht richtig war?


    Erst als Gallus seine Liebste in seinen Arm nahm zog auch sie ihre Hände zurück und ging auf Abstand. Sie waren kein Liebespaar wie es Nyla wohl vermutet hatte. Wenn Blicke töten könnten... dachte sie sich, als sie Nylas Blick sah, wie sie ins Zimmer gekommen war.


    Doch Nyla hatte keinen Grund eifersüchtig zu sein. Alles was Calliope gesucht hatte war Trost, nicht mehr nicht minder. Sie nickte Gallus zu.
    "In Ordnung, ich werde später selbst zum Markt gehen, für mich brauchst du also nichts besorgen. Ist hier noch etwas zu erledigen?" fragte sie sachlich.

  • "Ich denke nicht. Ihr solltet nur schon mal alles für die anstehende Totenfeier vorbereiten. Vermutlich wird das Haus ziemlich voll. Die ganze Familie wird erscheinen und unzählige Gäste. Putzt alles durch, lüftet kräftig durch und macht es so schön wie möglich...


    Und jetzt ab, ihr beiden Hübschen, das hier ist keine Versammlung.
    And die Arbeit!"


    Ich wollte etwas lächeln, konnte es jedoch nicht.

  • Calliope nickte und musste kurz lächeln als Gallus witzelte, dann nickte sie noch einmal freundlich Nyla zu und lies die beiden ersteinmal noch alleine und machte sich an die Arbeit.

  • Mit dem Brief von Meridius in der Hand betritt Lucilla den Raum. Sie blickt auf den aufgebahrten Körper ihres Onkels, doch er erscheint ihr so unwirklich, so irreal. Wie ein Wandgemälde oder Mosaik, das man unbeteiligt betrachtet, aber nicht wie ein Mensch, in dem noch bis vor einiger Zeit das Leben innewohnte.


    Und doch, irgendwie passt das Bild in die Casa, die seit einiger Zeit so leer ist. Die Sklaven huschen auf leisen Sohlen wie Geister durch die Gänge, weil jeder Laut so auffällig zwischen den Mauern hängen bleibt. Selten genug, dass Lucilla am Abend nach der Arbeit einen der wenigen noch anwesenden Verwandten oder Iulia im Triclinium trifft.


    Sie tritt an die Bahre heran und eine Träne rollt über Lucillas Wange. "Es ist traurig, aber so bringst du sie immerhin alle nach Hause, Onkel Proximus."


    Mit einem traurigen Lächeln verlässt sie den Raum. Hier ist für sie nichts mehr zu tun. Für den nächsten Tag, den Trauerzug, die Zeremonie, ist alles vorbereitet. Nun würde sie sich der Zukunft widmen, die Schlüssel des Hauses einsammeln und die Portunalien feiern, so dass bald wieder das Glück in die Casa Decima Einzug halten würde.

  • Ich betrat das Zimmer, als gerade niemand anwesend war, trat vor die Bahre und nahm auf meine Art und Weise Abschied. Decimus Proximus war ein netter alter Mann gewesen. Auch wenn ich nicht viel mit ihm zu tun hatte, war er ein großer Verlust für die Familie. Soviel wusste ich.


    Später ging ich dann wieder...

  • Onkel Proximus. Mit einem Lächeln im Gesicht dachte Meridius daran, wieviele gemeinsame Unternehmungen sie beide gemacht hatten. Auch wenn der alte Priester nicht oft zu Hause gewesen war, Meridius hatte in ihm, wie bei Mercator, einen zweiten Vater gesehen. Nachdem Hispanicus in Germanien gefallen war, waren es diese beiden gewesen, welche dem jungen Decimus zur Seite standen. Und nun? Nun stand er vor Proximus und Proximus war zu seinen Ahnen eingegangen.


    "Onkel..."


    Meridius räusperte sich.


    "wenn Du bei den Ahnen bist...
    richte Vater Grüsse aus."


    Nachdenklich stand er da.


    "Ich habe Alessa versprochen, dass ich auf sie aufpassen werde..."

  • Noch einige Minuten verbrachte Meridius an der Bahre des Toten. Dann nachdem er nichts mehr zu sagen hatte, ging er näher heran, küsste ihn auf die Wange und verabschiedete sich.


    "Bis dann, Onkel."


    Er raffte sich zusammen und trat wieder in das Atrium.

  • Müde von der anstrengenden Reise trat Alessa ein. Niemand war anwesend und somit herrschte totenstille.
    Andächtig trat sie an die Bahre heran, auf der ihr Vater lag. Er schien zu schlafen, sogar ein wenig zu lächeln. Auch sie lächelte als sie nun neben ihm stand.


    Vorsichtig streckte sie ihre Hand aus und ergriff die seine. Sanft streichelte sie diese und beugte sich vor um seine Stirn zu küssen. Mt der anderen Hand streichelte sie über sein Haar. Es war als würde sie ihn aufwecken wollen, doch er schlief zu fest.


    "Hallo Papa" lächelte sie und schon begannen ihre Tränen freien Lauf zu nehmen. "Rom ist sehr schön..." begann sie zu erzählen. "...und alle sind sehr liebenswürdig zu mir. Stell dir vor, dein kleiner Tollpatsch ist doch tatsächlich im Garten in den Brunnen gefallen." lächelte sie und wischte sich Tränen fort. "Aber ein junger, hübscher und äußerst freundlicher Mann half mir heraus. Er ist ein Octavier...Onkel Mercator war nicht so begeistert von ihm. Ich bin gespannt ob ich ihn wiedersehen werde." sie hielt eine Weile inne um sich wieder zu fassen. Es fiel ihr schwer mit ihm zu sprechen, zumal er nicht mehr antwortete oder lachte wie früher.


    "Meridius kümmert sich sehr gut um mich und auch Onkel Mercator. Es tut mir leid, das wir uns vor meiner Abreise gestritten hatten. Jetzt ist mir klar, dass du es nur gut mit mir meintest und nur das Beste für mich wolltest. Du hattest recht mit allem...leider kommt meine Einsicht sehr spät, ich weis." seufzte sie und wischte sich wieder schniefend Tränen aus den Augen. "Dennoch vermisse ich dich so sehr und auch Gaius! Ich hoffe es geht ihm gut. Wache über ihn, du weist doch wieviel er mir bedeutet.
    Ich weis nicht, ob es dir Mercator erzählt hat aber ich habe mich, wie ich es immer wollte, wie du dem Cultus Deorum verschrieben, ich diene der Göttin Venus und werde nach meiner Rückkehr meine erste Prüfung ablegen." lächelte sie.


    Ihre Erzählungen waren beendet und das Elend der ganzen Welt schien über sie nun hereinzubrechen. Weinend brach sie vor ihm zusammen, schluchzend drückte sie seine Hände und weinte in sein Gewand. "Glaub mir ich wollte zu dir kommen, ich hatte schon alles vorbereitet.. warum konntest du nicht auf mich warten? Ich hatte dir doch noch so viel zu sagen!" murmelte sie schluchzend und schniefend.
    "Ich liebe dich Papa, das habe ich immer getan...."

  • Und so ging auch ich in das Zimmer von Proximus.
    Ich trat ein und sah wie Alessa an seinem Bett stand.


    Ich wollte nichts sagen und ging nur leise zu ihr, stellte mich neben sie und legte meine Hand auf ihre Schulter.


    Die Tränen standen mir in den Augen und ich versuchte Alessa nicht in die Augen zu sehen.


    In Gedanken sprach ich mit Proximus, betete für ihn und versprach ihm mich soweit es mir möglich ist mich um Alessa zu kümmern und sie zu behüten.


    Nachdenklich und in Gedanken versunken blieb ich neben Alessa stehen.

  • Es war zwar nur ein kleiner Trost, aber es war gut für sie zu spüren, dass sie nicht alleine war. Ihr Körper bebte noch von den Schluchzern. Nein, sie konnte und wollte noch nicht gehen. Bei ihrem Vater fühlte sie sich geborgen und wohl, auch wenn er kalt und leblos vor ihr lag.

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