An Caius Aelius Archias
Kapeleion Archaon
Alexandria, Aegyptus
Lieber Archias,
wie ist es in Ägypten? Hast du dich inzwischen mit den Vorschriften und Regeln vertraut machen können, die du in deinem letzten Brief erwähnt hast? Und wie steht es mit der Wohnungssuche? Hast du schon etwas gefunden? Und die Pyramiden, warst du schon bei ihnen? Ich sollte dir vielleicht abraten, wenn es so gefährlich ist… aber ich muss gestehen, ich würde mich davon auch nicht abhalten lassen. Ich habe Bildnisse davon gesehen, und Geschichten gelesen – ich würde diese Bauten nur zu gerne selbst besichtigen! Falls ich jemals Ägypten bereisen sollte, und du noch dort bist, dann bestehe ich darauf, dass du mir alles zeigst.
Was Brüder betrifft: ich habe drei davon, aber das konntest du ja nicht wissen. Zur Zeit sind sie alle hier in Rom, das heißt zwei von ihnen – Faustus, von dem ich dir geschrieben habe, ist die meiste Zeit in Mantua, wo er stationiert ist. Aber er findet doch hin und wieder eine Gelegenheit, nach Rom zu kommen und uns zu besuchen. Im Übrigen geschieht hier viel, und doch wieder nichts… Die Factio Aurata hat sich vor kurzem bei uns getroffen, der Abend war recht angenehm. Nun ja, um ehrlich zu sein, eher langweilig. So ein Anlass ist zwar immer eine gute Möglichkeit, neue Kontakte zu knüpfen und Menschen kennen zu lernen, aber im Großen und Ganzen ziehe ich privatere Treffen doch vor, wo man natürlicher sein kann und nicht so viel, nun ja, gezwungene Konversation läuft. Aber wie bereits erwähnt, dieser Abend war doch recht angenehm. Ich habe vor allem Bekanntschaft gemacht mit Mitgliedern der Gens Aurelia, zwei jungen Damen, sowie mit dem Auctor der Acta, den ich erst kürzlich wieder getroffen habe – bei diesem zweiten Treffen sind wir mehr ins Gespräch gekommen, und stell dir vor, ich werde nun für die Acta schreiben. Wenn ich gut bin, könnte ich sogar ganz offiziell Subauctrix werden, was sagst du dazu?
Gladiatorenkämpfe sind recht spannend, aber ich muss zugeben, dass sie mir nicht so sehr zusagen. Pferderennen dagegen liebe ich. Und welcher Factio ich angehöre, dazu muss ich wohl kein Wort mehr verlieren. Ich glaube, wenn wir uns wiedersehen, muss ich ein ernstes Wort mit dir reden – ausgerechnet die Veneta? Um einen Vergleich zu ziehen: ich würde dem Schiff, so du denn eines gekauft hast, mit Sicherheit nicht den Namen Veneta geben – denn dann kannst du davon ausgehen, dass es Schiffbruch erleiden wird. Aurata stattdessen würde versinnbildlichen, dass es zwar Stürmen begegnen, diese aber weitestgehend unversehrt überstehen wird. Im Übrigen spiele ich auch mit dem Gedanken, einen Betrieb zu eröffnen – ich merke einfach, dass ich etwas zu tun brauche. Für die Acta zu schreiben ist ein Anfang, aber ich glaube nicht, dass mir das auf Dauer reichen wird, und es ist mir definitiv nicht genug, nur zu Hause zu sitzen oder in der Stadt unterwegs zu sein. Rom zu erkunden ist schön, aber es kommt der Moment, an dem man, wenn auch noch lange nicht alles, so doch genug gesehen hat, jedenfalls für den Augenblick… und da ich nicht sonderlich gerne einkaufen gehe, muss ich einen anderen Weg finden, mir die Zeit zu vertreiben. Darüber hinaus reizt mich der Gedanke, zum ersten Mal in meinem Leben wirklich unabhängig zu sein – natürlich werde ich im Haus meiner Familie wohnen bleiben, aber es ist trotzdem ein Unterschied, wenn man für sich selbst sorgen kann.
Viel Spaß beim Lesen der neuen Acta, bis bald,
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Lieber Katander,
und, wie läuft es? Ist dein Herr immer noch so anstrengend, hast du es geschafft, für ihn eine Wohnung aufzutreiben?
Oh, das klingt sehr interessant, was du schreibst… Der Senator hat Seiana leider noch nichts gesagt, aber lange wird er es nicht mehr aufschieben können – er hat einfach viel zu tun, daran liegt es, denke ich. Nun ja, mal abwarten wie sie reagiert, wenn sie erst mal Bescheid weiß… Aber nach Ägypten zu reisen ist eine gute Idee, das würde sie auf jeden Fall gerne (und ich auch). Mal sehen, was ich einfädeln kann, viel wird es nicht brauchen, um das anzustoßen. Aber wie gesagt: ich weiß nicht, wie sie reagiert, wenn sie erst mal erfährt, was dein Herr für Absichten hat.
Es tut mir leid, dass ich diesmal nicht viel schreiben kann – aber Seiana hat mir erst jetzt Bescheid gegeben, und sie will, dass der Brief noch heute fortgeschickt wird, wofür natürlich ich sorgen muss, und das ist selbstverständlich nicht das einzige, was sie will… Ich will ja nicht meckern, und meistens hab ich dazu auch keinen Grund, aber manchmal ist sie einfach… na ja, eine Herrin. Ich denke du weißt, was ich meine.
Viele Grüße, und vielleicht sehen wir uns ja bald,
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