Beiträge von Decima Seiana

    „Seiana“, verbesserte sie ihn leise, und blieb im Übrigen steif sitzen. Verrückt, schoss es ihr durch den Kopf. Der Mann neben ihr war verrückt. Sie begriff nur die Hälfte von dem, was er von sich gab, und selbst das klang wirr und zusammenhanglos. Und wie er den Griff des Dolchs massierte... Seiana wünschte sich in diesem Augenblick überallhin, sogar in den Carcer – nur weg von ihm. Sie fühlte sich ganz definitiv nicht wohl dabei, hier so nah bei einem Verrückten zu sitzen, und das hätte sie wohl auch nicht, wenn es ihr gut gegangen wäre. Flüchtig sah sie zu den beiden Milites, die sie als ständige Wachhunde begleiteten, aber die hatten nur in der Nähe Aufstellung bezogen und warteten mit ausdruckslosem Gesicht darauf, dass sie sich wieder rührte und woanders hinging – um ihr dann nachzutrotten.


    Noch während sie dorthin sah, bewegte sich der Centurio neben ihr urplötzlich, der Dolch blitzte auf, und Seiana konnte ein ganz leichtes Zusammenzucken nicht unterdrücken – aber er ging nicht etwa mit der Waffe auf sie los, wie sie halb und halb erwartet hatte, sondern steckte sie nur weg. Und griff dann, schneller als sie reagieren konnte, nach ihrer Hand. Seiana erstarrte erneut, wagte es nicht, ihre Hand aus seiner zu ziehen, obwohl sie das eigentlich am liebsten getan hätte, und obwohl er sie nicht einmal allzu fest hielt. Der Mann machte ihr Angst, und mittlerweile war es nicht mehr einfach nur die Erinnerung an sein vergangenes Verhalten, mittlerweile war es sein Verhalten jetzt, das Grund dafür gab. Wie um alles in der Welt ging man mit einem Verrückten um? „Ich... weiß es nicht“, antwortete sie zögerlich auf die Frage, die er dann am Schluss stellte, auch wenn sie sich nicht so sicher war, ob er sie tatsächlich ihr gestellt hatte. Aber einfach nur schweigend da zu sitzen erschien ihr auch keine gute Alternative, nicht wenn da ein Verrückter neben ihr saß, der womöglich auf eine Reaktion wartete. „Du solltest dich vielleicht ausruhen.“

    Hallo Proximus!


    Bevor ich mich entscheide, habe ich noch paar Fragen an dich:


    - Hast du schon Erfahrung in RPG's wie dem IR?
    - Was genau meinst du mit "Studieren"? Und warum kommt die ID dafür nach Rom? Es gibt im Römischen Reich bessere Orte für einen jungen Mann, der darauf ist sich weiter zu bilden – und mit dem Museion in Alexandria wird sogar einer bespielt.
    - Du schreibst, der Charakter weiß noch nicht, wie es weiter gehen soll für ihn – weißt du es denn? Also: hast du dir schon ungefähr Vorstellungen darüber gemacht, welchen Weg er einschlagen soll?
    - Die Decimi sind eine Gens mit starker militärischer Tradition. Hast du dir schon Gedanken darüber gemacht, wie der Charakter dazu steht?
    - Und zum Schluss keine Frage, sondern eine Info: im IR geht grad ein Bürgerkrieg zu Ende, und die derzeit bespielten Decimi sind deutlich auf der Verliererseite positioniert. Was auch immer du spielen möchtest, du solltest dir bewusst sein, dass du es als Decimus in der nächsten Zeit nicht einfach haben wirst. Das nur fairerweise als Hinweis für dich – falls du dich noch mal umentscheiden möchtest und dir lieber eine Familie suchst, in der es deine ID gerade am Anfang einfacher hätte, kann ich das verstehen.

    Hatte Seiana bei ihrem ersten Aufeinandertreffen vor dem Mann Angst gehabt wegen dem wie er sich benommen hatte ihr gegenüber, sah er jetzt auch tatsächlich zum Fürchten aus. Das Gesicht wirkte grau und irgendwie eingefallen, die Augen lagen tief in ihren Höhlen und schienen merkwürdig zu brennen, und dass er mit einem Dolch rumspielte und sich dabei mehr als einmal selbst verletzte, das Blut dann auch noch ein bisschen über sein Gesicht verteilte, machte es nicht gerade besser. Fast wirkte er wie einer der Larven, gekommen, um sie zu verfolgen für all die Fehler, die sie begangen hatte, für all das, was sie ihrer Familie schuldig geblieben war... für das, was sie dem Duccius versprochen hatte, um sich zu retten.
    Seiana unterdrückte ein Schaudern. Er war kein Totengeist, der gekommen war um sie zu verfolgen. Er war ein Mensch, ein Centurio, der, der sie gefangen genommen hatte – als solcher noch furchteinflößend genug, aber kein Geist. Und viel mehr noch: er schien sie nicht zu bemerken. Und Seiana gedachte diese Chance zu nutzen. Mühsam befreite sie sich von der Starre, die von ihr Besitz ergriffen hatte, mühsam versuchte sie, der Angst Herr zu werden, aber gerade als es ihr gelingen wollte, gerade als sie gehen wollte – sah er doch noch auf. Sah sie an, aus diesen tiefliegenden Augen. Und Seiana spürte erneut, wie sie erstarrte, fühlte sich ein weiteres Mal zurück versetzt um mehrere Tage, zu jenem Zeitpunkt, als sie ihm zum ersten Mal gegenüber gestanden war. Sie rührte sich auch immer noch nicht, als er ein Stück zur Seite rückte, und ohnehin war ihr in diesem Augenblick gar nicht bewusst, warum er das wohl tat... erst sie begriff, was er gerade dazu noch gesagt hatte, wurde ihr klar, was er wollte. In ihren Ohren klang das nicht nach einer Bitte, nicht einmal nach einer wohlmeinenden Aufforderung – es klang nach einem Befehl. Und obwohl sie sich nicht ganz so sicher war, ob sie ihm nun noch Folge leisten musste, obwohl sie sogar eher glaubte, dass sie es nicht musste, trotz der Tatsache dass sie nach wie vor Gefangene war – wofür sonst hatte sie schließlich das Bündnis mit dem Duccius geschlossen, wenn es noch nicht mal dafür gut war, sie vor seinen Männern zu schützen? –, sah sie sich doch gehorchen. Sie war zu gefangen in den Erinnerungen an jenen Tag, zu verloren in der Angst, die aufgewühlt worden war dadurch. „Centurio“, hörte sie sich sagen, kaum dass sie sich gesetzt hatte, an die Kante der Bank, so weit von ihm entfernt wie möglich, den Dolch zwischen ihnen, und ihre Stimme klang halb wie ein Gruß – und halb wie eine Frage.

    Gerade mal ein Tag war vergangen, seit der Duccius Seiana aus dem Carcer hatte holen lassen. Gerade mal ein Tag, seit sie – in ihren Augen wenigstens – ihre Familie hintergangen, die Kinder von Magnus den Duccii versprochen hatte, um den Rest der Gens hier in Rom einigermaßen heil über die Runden zu bringen. Seit sie sich in der vergangenen Nacht in den Schlaf geweint hatte, hatte sie zumindest begonnen sich damit abzufinden, schon allein weil sie gar keine andere Wahl hatte. Aber dieses Wissen lastete dennoch schwer auf ihr, und sie war sich nach wie vor nicht sicher, ob sie damit dauerhaft klar kommen würde. Und trotzdem versuchte sie sich aufzurichten. Letzte Nacht war eine Ausnahme gewesen... sie konnte es sich nicht leisten, dass das öfter passierte. Sie konnte es sich nicht leisten, völlig zusammenzubrechen, gar nicht mehr in der Lage zu sein klar zu denken. Sie musste stark sein, für ihre Familie, für ihren Bruder vor allem, und versuchen alles zu tun, was in ihrer Macht stand, damit sie irgendwie aus dieser Sache heraus kamen. Auch wenn sie nicht die geringste Vorstellung hatte, wie um alles in der Welt es ihr gelingen sollte, das auch für Faustus zu bewirken. Selbst mit der Hilfe des Duccius, der sie sich versichert hatte dadurch, dass sie Magnus' Kinder aufgegeben hatte, würde es wenig geben, was sie für Faustus tun konnten. Dafür war seine Position zu hoch gewesen. Nur: selbst der bloße Gedanke daran, was ihren Bruder erwarten könnte, war so grausam für sie, dass sie sich konstant weigerte ihn zuzulassen. Ihr würde etwas einfallen. Ihr musste etwas einfallen.


    Sie musste nur... musste nur irgendwie wieder zu ihrem üblichen Selbst finden. Beherrscht, unerschütterlich, und vor allem: kühl und rational. Also tat sie, was nötig war, um sich wieder besser zu fühlen – nachdem sie geschlafen hatte, ließ sie sich zum Balneum bringen, wusch sich den Schmutz der Tage im Carcer ab, kümmerte sich um ihre Verletzungen. Sie war immer noch zutiefst erschöpft, immer noch von der Zeit im Carcer gezeichnet, und von den Strapazen der ganzen letzten Wochen – die Schwangerschaft, die Geburt, die Gefangennahme und der Gewaltmarsch quer durch Rom bis zur Castra... aber wenigstens war sie wieder sauber und hatte wieder etwas halbwegs Ordentliches zum Anziehen. Irgendwann später ließ sie sich nach draußen bringen, in den Innenhof, nur wenige Schritte vor die Tür. Sie wollte nur etwas frische Luft schnappen, nachdem sie tagelang nur die Luft des Carcers eingeatmet hatte... dafür nahm sie sogar in Kauf, längere Zeit stehen zu müssen, so lange, dass ihre Fußsohlen wieder begannen zu schmerzen, wo Schorf die Wunden bedeckte, die noch nicht vollständig verheilt waren. Sie nahm dafür sogar in Kauf, ständig die zwei Wachhunde dicht bei sich zu haben, die sie überallhin begleiteten, sobald sie das Zimmer verließ, das der Duccius ihr zur Verfügung hatte stellen lassen.
    Womit sie allerdings nicht gerechnet hatte, war ein bekanntes Gesicht zu sehen. Ein unangenehm bekanntes Gesicht. Seiana versteifte sich, wurde starr wie eine Statue, als sie den Centurio erkannte, der sie gefangen genommen hatte, und ohne es zu wollen, ohne es beherrschen zu können, begann ihr Herz wie rasend zu klopfen, und sie fühlte sich überflutet von Erinnerungen. Von der Angst, die sie gehabt hatte, als er mit seinen Leuten bei ihr aufgetaucht war. Von der Angst, die sie vor ihm gehabt hatte. Sie starrte ihn einfach nur an, und obwohl alles in ihr danach schrie, zu verschwinden bevor er sie sehen konnte, fühlte sie sich, als sei sie wie gelähmt vor Furcht, und dieser Moment zog sich quälend in die Länge.

    Ein wenig überrascht sah Seiana auf – nickte aber nach einem kurzen Zögern nur. „Ganz wie du meinst“, antwortete sie und begann ihm wie gewünscht zu erzählen, was sie sich gedacht hatte, wobei nun sie es war, die hin und wieder auf ihre eigenen Notizen blickte, um nichts zu vergessen.


    ~~~


    Am Abend saß sie ebenfalls in dem Stuhl an dem Tisch. Immer noch. Schon wieder. So genau wusste sie den Unterschied nicht mehr zu sagen, war es doch tagein, tagaus immer das gleiche. Sie hatte die Zelle im Carcer noch zu gut in Erinnerung, um nicht nach wie vor noch dankbar zu sein dafür, dass sie nun hier sein durfte... trotzdem war es auch hier auf Dauer nicht angenehm, weil es vor allem immer noch eins war: eine Zelle. Eine mit deutlich mehr Annehmlichkeiten, aber trotzdem eine Zelle. Und obwohl dieses merkwürdig tiefe Loch, das da seit der Geburt in ihr war, nicht mehr ganz so tief war, und sie vor allem nicht mehr so sehr in seinen Bann zog, war da nun wieder ihr altes Problem: sie kam damit nicht klar, nichts zu tun zu haben. Sie konnte dann den Hang zum Grübeln, der viel zu stark in ihr vorhanden war, dann nicht mehr abwehren – und es waren selten schöne Dinge, über die sie ins Grübeln kam. Was sie zu lesen bekommen hatte, hatte sie schon längst mehrfach gelesen, und was sie hatte notieren können auf den Wachstafeln, hatte sie notiert. Und wieder fort gewischt. Und erneut aufgeschrieben. Und wieder fort... Im Moment waren sie auch wieder leer, nachdem der... Sklave? Bedienstete? des Duccius wieder gegangen war mit all dem, was er aufgeschrieben hatte, hatte sie ihre Notizen wieder entfernt. Sorgfältig. Sehr sorgfältig. Viel zu sorgfältig, aber sie hatte ja nichts anderes zu tun.


    Als ihr angekündigt wurde, dass der Duccius sie noch aufsuchen würde, hatte sie also ebenfalls in dem Stuhl gesessen, ohne allerdings etwas bestimmtes zu tun – sie saß einfach da, starrte vor sich hin und tippte gelegentlich mit dem Stylus auf einer der Wachstafeln herum, die mittlerweile schon bedenklich abgekratzt waren. Eine Schicht noch, vielleicht zwei... viel länger würde sie nicht mehr nutzbar sein. Und so saß sie immer noch da, als der Tribun schließlich hereinkam. Ihre Hand mit dem Stylus verharrte reglos, als sie aufsah und sich fast schon gegen ihren Willen über seinen Anblick freute. Seine Anwesenheit bedeutete Abwechslung in dem eintönigen Einerlei ihres momentanen Alltags, auch wenn sie sich freilich fragte, welchen Grund er wohl haben mochte zu ihr zu kommen. „Salve, Duccius“, antwortete sie und überlegte, ob sie ihm wohl einen Platz anbieten sollte – es fühlte sich merkwürdig an, immerhin war sie seine Gefangene, aber trotz allem wurde ihr gegenüber jede Höflichkeit gewahrt, seit sie dieses Zimmer bezogen hatte –, aber sie kam nicht dazu eine Entscheidung zu treffen. Der Duccius warf ihr ein Schreiben hin und hielt erst mal eine kleine Ansprache, aus der Seiana nur teilweise schlau wurde. Was sie sich zusammenreimen konnte war, dass es offenbar um Messalina und Varenus ging. „Ist er auch...“ antwortete sie und zog dann zunächst das Schriftstück zu sich heran, um es zu lesen. Sie unterdrückte ein Seufzen. „Mädchen treten aus ihrer Familie aus, wenn sie vom Kaiser zur Vestalin berufen werden, sie gelten dann als seine Töchter. Trotzdem ändert das nichts an möglichen Gefühlen für die Familie, aus der sie stammt... Messalinas leiblicher Vater ist Titus Varenus, und sie liebt ihn.“ Varenus. Irgendwo hier im Carcer. Ebenso wie ihr Bruder. Seiana versuchte, nicht an ihn zu denken. „Sie ist... gutgläubig.“ Naiv würde es wohl besser treffen. „Und sehr überzeugt vom Ansehen der Vestalinnen. Sie wollte ihrem Vater helfen, nicht schaden.“

    Würde das dann nicht auch den Ordo Equester betreffen? In dem Zitat oben zumindest war ja nur von Ordo die Rede, ohne genaue Spezifikation. Es würde also noch deutlich mehr betreffen, die gerade aktiv sind, weil halt so viele ID's in Elysio sind. Gar nicht zu reden von denen, die neu anfangen und die man irgendwo in den Stammbäumen unterbringen muss.

    Seiana zögerte, wartete auf eine Reaktion auf ihre Worte, aber als sie kam, tat diese nichts dazu, dass sie sich wohler in ihrer Haut gefühlt hätte. Was er sagte, klang in ihren Ohren wie eine hohle Phrase. Etwas, das man sagte, weil eine Antwort erwartet wurde... nicht weniger, aber auch nicht mehr. Und er sah sie noch nicht einmal mehr an dabei, hob nur seinen Blick, während er sprach, um ihn dann wieder auf den Text zu lenken und weiter zu rezitieren. Seiana begriff, dass sie damit endgültig... nun ja: entlassen war. Es spielte keine Rolle, dass sie in ihrem Zuhause waren, genauso wenig wie es eine Rolle spielte, dass ihr Gegenüber nach außen hin derzeit nicht mehr war als Aton, der Bibliothekar. Sie wusste, dass er es nicht war – und sein momentanes Auftreten sprach auch eine völlig andere Sprache. Selbst wenn es Seiana besser gegangen wäre, hätte sie in diesem Augenblick wohl nicht darauf bestanden hier zu bleiben, und so wie es ihr gerade ging, war sie trotz ihrer vagen Sehnsucht nach etwas, aber nicht zu viel Gesellschaft, der der Senator in ihrer kurzen Unterhaltung so gut entsprochen hatte, beinahe froh, dass sie gehen konnte. Zu sehr war die Stimmung plötzlich gekippt. Seiana neigte ein wenig den Kopf, auch wenn er das nicht sehen konnte. „Vale...“ Mit diesem einzelnen Wort wandte sie sich schließlich um, um zu gehen.

    Sim-Off:

    Auch wenn ich uns gleich schon hierher gepostet habe, können wir den Weg ja trotzdem noch ein bisschen ausspielen :)


    http://img261.imageshack.us/img261/6518/raghnall.png Mit Bedacht wählte Raghnall die kleinen Straßen und Gassen, um die ihm anvertrauten Römer von der Casa Decima durch die Stadt zu bringen. Nicht überall hatte sich ein Mob zusammengefunden, der durch die Gegend tobte... aber doch an vielen Stellen in der Stadt, was sich unter anderem darin äußerte, dass in regelmäßigen Abständen Gebrüll zu hören war, das zu ihnen schwebte. Und wo keine Meute war, waren Soldaten unterwegs. Es war einfach sicherer, sich abseits der großen Straßen zu halten, um unbeschadet voran zu kommen, war es vom Caelius aus doch ein gutes Stück Weg bis zum Quirinal.





    SKLAVE - DECIMA SEIANA

    http://img261.imageshack.us/img261/6518/raghnall.png Kaum hatte der Gallier darauf hingewiesen, dass es tatsächlich noch einen weiteren Ausgang gab, tauchten plötzlich die Veteranen auf, alles Klienten der Decimer, die angeheuert worden waren das Haus und vor allem die Bewohner zu schützen. Die Meute von draußen war also drauf und dran durchzubrechen... was nicht allzu verwunderlich war, fand Raghnall. Er hatte die Menge flüchtig gesehen, die sich vor dem Haupttor versammelt hatte – und es waren viele gewesen. Und selbst auf die Distanz hatte man merken können, wie sehr es brodelte, wie sehr die Leute nach Plünderung zu lechzen schienen, oder nach Rache für die Entbehrungen der letzten Monate, oder vielleicht auch nur danach, einfach einmal die Sau rauszulassen.


    Während die Sklaven den Anweisungen der Veteranen Folge leisteten und zumindest ohne offen in Panik auszubrechen zum Ausgang bewegten, wandte Raghnall dem Mann wieder seinen Kopf zu, zu dem die Decima ihn geschickt hatte. „Wie du wünschst, Senator“, nickte er auf die Anweisung hin, ihn zum Capitolium Vetus zu bringen, und ohne dass es eines Winks bedurft hätte, war nun plötzlich Álvaro an der Seite des Senators, um für seinen Schutz zu sorgen – als der sich jedoch noch mal anders entschied und mit dem einzigen anwesenden Decimus sprach. Raghnall wartete, ein wenig ungeduldig... irrte er sich, oder war der Mob schon zu hören, wie er durch die Tür ins Haus strömte? Vermutlich bildete er sich das nur ein, aber so gern er sonst riskante Spielchen mochte, das hier war dann doch keins von der Sorte, die er zu ausgiebig spielen wollte. Und er wurde noch ein wenig angespannter, als der Decimus zwar zustimmte mitzukommen... sich dann aber selbst noch mal abwandte. Der Gallier verdrehte die Augen – was dachten die sich eigentlich dabei? –, und war sichtlich erleichtert, als der Decimus mit einer Sklavin im Schlepptau wieder da war und sie starten konnten. „Kommt mit“, brummte er nur und übernahm die Spitze der kleinen Gruppe, die nun so ziemlich als letzte den Stall verließen... und das wo sie eigentlich die ersten hätten sein sollen, bedachte man dass bei ihnen die beiden einzigen römischen Bürger waren.


    Ein paar der Veteranen standen Spalier und lotsten aus sie zum hinteren Ausgang, wo Raghnall erst mal mit dem Anführer sprach und ihm klar machen musste, dass sie nicht mit den übrigen mitgehen würden – was dem Mann sichtlich nicht gefiel, worauf er sich allerdings schließlich einließ, nachdem er hörte dass es der Wunsch des Senators war, zum Kapitol gebracht zu werden. Mit ein paar kurzen Anweisungen teilte er seine Leute auf und stellte ein paar Männer ab, die gemeinsam mit Álvaro dafür sorgen sollten, dass sie wohlbehalten an ihrem Ziel ankamen, dann – endlich – konnten sie tatsächlich aufbrechen.





    SKLAVE - DECIMA SEIANA

    Seiana sah auf, als es wieder klopfte, und wappnete sich schon mal für eine neue Tirade – aber diesmal tauchte jemand anders auf. „Salve, Perplexus.“ Seiana wies auf den zweiten Stuhl, der bei dem Tisch stand an dem sie saß, wartete bis der Mann sich gesetzt hatte, und deutete dann auf einige Tafeln, die bereits auf dem Tisch lagen. „Ein paar Notizen habe ich bereits gemacht...“ Sie hatte zwar nicht wirklich darüber nachgedacht, ob der Duccius ihr einen Scriba zur Verfügung stellen würde, der ihr die Schreibarbeit abnahm, hatte allerdings nach der erfolgreichen Einigung mit dem Duccius begonnen die Hoffnung zu hegen, dass sie irgendwann in der nächsten Zeit, wenn der Cornelius Rom erreicht hatte, tatsächlich wieder frei kommen würde... und sobald das passiert war, würde sie auf eigene Scribae zurückgreifen können. Auf den Tafeln waren entsprechend vor allem allgemeine, eher hingekritzelte Stichpunkte zu finden: wie sie sich das Konzept vorgestellt hatte, das die Schola Atheniensis ersetzen könnte und zugleich eine gewisse Vergleichbarkeit des Bildungsstandards römischer Bürger wahrte.

    Hallo Flaminina,


    könntest du ein bisschen was über die ID erzählen, was du dir vorgestellt hast darüber? Z.B. wie sie ist vom Charakter her, wie sie zu Tante und Onkel steht und dazu, nach Rom zu ziehen etc.


    Grüße, Seiana

    Von der Porta kommend, wo es dem Mob schließlich gelungen war, einen ersten, wenn auch noch keinen vollständigen Durchbruch zu erreichen, zogen die Veteranen sich zurück. Ein paar liefen noch einmal schnell durch die Casa, um sicher zu gehen, dass sich auch wirklich keiner mehr irgendwo aufhielt, der Rest ging auf direktem Weg zum Stall, wo die übrigen Bewohner des Hauses wie angeordnet warteten. „HERHÖREN!“ brüllte einer der Veteranen, kaum dass er heran getreten war, augenscheinlich nun der Anführer, nachdem der eigentliche von den Milites mitgenommen worden war. „Die Meute draußen legts darauf an, hier rein zu kommen, also ziehen wir uns zurück. Behaltet die Nerven, bleibt zusammen und tut, was euch gesagt wird! Und jetzt der Reihe nach zum Hinterausgang.“ Er machte eine aufscheuchende Bewegung, und ein paar seiner Männer halfen mit ein bisschen mehr Nachdruck dabei, die Leute aus dem Stall und zu dem kleinen Lieferanteneingang zu bekommen.

    Die Veteranen im Inneren bauten in Windeseile die Barrikade aus, die die Porta verstärken sollte, als sie hörten, dass die wütende Menge draußen vor der Tür sich eine Art Rammbock organisiert hatte. Dennoch: mit jedem Krachen, das durch das massive Holz hindurch nach innen dröhnte, wurde auch den Männern dahinter klar, dass die Tür die Meute nicht ewig aufhalten würde... und sie wussten, dass draußen zu viele waren. Zu viele um sie aufzuhalten, wenn sie erst mal durchgebrochen waren. Selbst wenn nicht einer von ihnen tot und ein paar andere von den Soldaten mit in den Carcer mitgenommen worden wären – sie könnten ganz sicher ein bisschen standhalten und mehr als nur ein paar in die Unterwelt befördern, ihre Position war in diesem Flaschenhals einfach günstig. Aber über kurz oder lang würden sie einfach überrannt werden, wenn sie nicht Unterstützung bekamen, daran war nicht zu rütteln. Und sie hatten keinerlei Hoffnung darauf, dass ihnen jemand helfen würde. Wer auch? Die Familie hatte sie angeheuert, mehr gab es nicht... und von der Rebellenarmee war nicht nur keine Hilfe zu erwarten, sondern eher zu befürchten, dass sie sich dem Mob anschlossen und ein weiteres Mal marodierend durch das Haus zogen. Die Soldaten hatten schon bei ihrem ersten Besuch einen Großteil an Verwüstung hinterlassen.


    Die Männer verstärkten also die Barrikaden mit allem, was sie hatten, so gut es ging, um den Mob so lange wie möglich aufzuhalten, selbst dann, wenn die Tür endlich nachgeben würde... dann zogen sie sich zurück, durch das Atrium hindurch in den hinteren Teil des Gebäudes. Im Haus selbst würde die Meute, wenn sie schließlich durchbrach, allerdings nicht allzu viel finden, um ihre Gelüste zu befriedigen: ein Haus, aus dem die größten Schätze bereits lange vor der Belagerung Roms heraus geschafft worden waren... und das in den letzten Stunden bereits zweimal verwüstet und geplündert worden war.

    Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus


    http://img261.imageshack.us/img261/6518/raghnall.png „Sie wurde von ein paar Legionären gefangen genommen... Milites der Legio II“, antwortete Raghnall. „Wohin sie sie gebracht haben, weiß ich nicht.“ Oder was sie mit ihr gemacht hatten... aber das heraus zu finden, darum musste er sich wohl oder übel später kümmern, jetzt gab es da ganz sicher keine Möglichkeit dafür.
    Was er von dem Senator halten sollte, wusste er allerdings nicht so genau. Er schien etwas abwesend zu sein, befand der Gallier, aber vielleicht war er auch nur – genauso wie Raghnall selbst – ein bisschen abgelenkt von der Unterhaltung, die der einzige noch verbliebende Decimer mit einer Sklavin begonnen hatte. Und plötzlich wurde der sogar so laut, dass Raghnall tatsächlich irritiert den Kopf wandte und zu den beiden hinüber sah. Niemand wird hier eindringen. Ganz so sicher war er sich da nicht – er hatte den Mob gesehen, der auf den Straßen unterwegs war, und er war an mindestens einem Haus vorbei gekommen, dass sie gestürmt hatten... und er hatte gesehen, was auf der Straße vor der Casa Decima los war, bevor Álvaro und er dann beschlossen hatten, den hinteren Eingang beim Stall zu nutzen. „Eh“, machte er dann, als der Senator ihn erneut ansprach. „Ja, gibt es. Hier beim Stall. Er führt auf eine der Seitenstraßen hinaus.“





    SKLAVE - DECIMA SEIANA

    http://img209.imageshack.us/img209/2221/bran.png Damit hätte Bran nun nicht unbedingt gerechnet, dass der Kerl offenbar sogar darüber nachgedacht hatte, das Kind mitzunehmen. Aber jetzt wo er es wusste, fand er es ja ausgesprochen schade, dass er sich dagegen entschieden hatte... hätte er es mitgenommen, hätte das geheißen dass er das Balg los war. Und die Amme gleich mit. Er könnte zurück in die Casa Decima... schade, schade. Aber immerhin bot sich der Mann als Ansprechpartner an, wenn irgendwas war, was besser war als nichts. „Dann müsste ich noch wissen, wie du heißt und wo ich dich erreichen kann. Wenn es etwas gibt.“








    CUSTOS CORPORIS - DECIMA SEIANA

    http://img209.imageshack.us/img209/2221/bran.png Bran lehnte sich gegen der an seiner Seite an der Wand stand, und beobachtete weiter die Szenerie, die sich ihm bot. Wunderschön würde er persönlich das Balg ja nun nicht gerade nennen – nicht einmal dann, wenn es seins wäre. Es war nicht mehr ganz so verknautscht wie kurz nach der Geburt, aber trotzdem... naja. Wie der Kerl das Kind fand, das offenbar seins war, war nicht sein Problem.
    „Die Versorgungslage in Rom ist allgemein grad nicht sonderlich rosig...“ meinte Bran langsam. „Aber für den Moment kommen wir klar.“ Die Decima war nichts, wenn nicht eine passionierte Planerin. Entsprechend hatte sie auch hierfür alles schon vorbereitet gehabt für den Tag, wenn sie gehen würde – sie hatte freilich nicht gedacht, dass sie verhaftet werden würde, aber es war klar gewesen, dass sie irgendwann in die Casa Decima zurück kehren würde, allein... und dann kaum noch Gelegenheit haben würde, sich großartig zu kümmern.





    CUSTOS CORPORIS - DECIMA SEIANA