Während die Sklaven verschwanden – ihre mit den seinen, und sie wollte gar nicht so genau wissen, was da nun in ihren Gemächern ablaufen würde, immerhin wagte sie zu bezweifeln, dass ihre Sklaven die seinen einfach so gewähren lassen würden, so lange sie davon ausgingen dass ihre Herrin andere Pläne hatte –, glaubte Seiana ihren Ohren nicht zu trauen. Sie konnte sich nicht erinnern, wann zuletzt jemand so mit ihr gesprochen hatte, es gewagt hatte, so mit ihr zu reden. „Für wen hältst du mich eigentlich? Ich wiederhole mich ja ungern, aber da du das nicht begreifst: ich bin weder deine Sklavin noch einer deiner Soldaten! Mehr noch, ich bin sui iuris, ich müsste nicht einmal mehr meinem Bruder oder Onkel gehorchen, geschweige denn dir!“ Fassungslos starrte sie ihn an. So langsam begann sie zu glauben, dass es ein Fehler gewesen war, in der ersten Zeit ihrer Ehe so zurückhaltend zu sein. So... brav. Andererseits: diese ganze Ehe war vielleicht ein Fehler gewesen, und ganz sicher, wie sie ihren Anfang genommen hatte. Und Seiana wusste nicht, was sie jetzt tun sollte, um das Ruder herum zu reißen. Um wenigstens halbwegs einen Zustand zu erreichen, in dem ein einigermaßen problemloses Miteinander möglich war, und nicht einer, in dem sie immer wieder nachgab. Das hier war mittlerweile mehr als ein im Grunde simpler Streit darüber, ob sie ging oder blieb. Es war zu einer Grundsatzdiskussion ausgeartet, jedenfalls für Seiana, und sie hatte das Gefühl, wenn sie jetzt – wo sie ihm zum ersten Mal wirklich widersprach und auf ihrem Standpunkt beharrte – nachgab, würde sie ihre beste Chance vergeben, für die Zukunft etwas zu ändern.
„Hast du deine erste Frau genauso herum kommandiert? Hat sie sich das etwa gefallen lassen?“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich will nicht gegen deinen Willen bleiben, aber ich werde bleiben. Was willst du um das zu akzeptieren? Soll ich im Haus bleiben? Weitere Wächter anheuern für mich? Ein Schiff in Ostia Tag und Nacht bereit halten, um im Notfall sofort nach Hispania oder sonst wohin fliehen zu können?“