Beiträge von Decima Seiana

    Zitat

    Original von Caius Decimus Flavus
    Flavus lächelte, es war schn wieder ein deutlich vertrauteres Gesicht zu sehen.
    "Salve Ephialtes. Ja ich bin wieder gesund und bereit alle Geschäfte aufzunehmen. Wer ist denn alles da und kann mich darüber aufklären was hier los ist dass die Straßen fast leer sind und das übliche Treiben fehlt?"


    Während er das sagte betrat er bereits die Casa, ihm war sehr wohl ums Herz und er dankte den Göttern dass er alles gut überstanden hatte und nun erneut hier sein konnte. Es war doch schön hier zu sein und nicht auf dem Lande.


    [Blockierte Grafik: http://img16.imageshack.us/img16/1551/ephialtesianitor.jpg]


    „Das freut mich“, lächelte Ephialtes zurück und sah ihn dann leicht überrascht an, während er die Tür hinter ihm schloss. „Du weißt noch nichts davon, Herr? Der Kaiser wurde ermordet. Mitsamt seiner Frau und seinem Sohn. Es wurde der Notstand verhängt, und zuerst herrschte Ausgangssperre... Mittlerweile sind jedoch die nötigsten Versorgungsgänge und ähnliches wieder erlaubt, trotzdem trauen sich die meisten nicht auf die Straße.“ Kurz machte er Pause, dann fuhr er fort. „Derzeit ist nur Dominus Catus im Haus. Ein Verwandter von Dominus Massa, aus dem griechischen Zweig.“ Ephialtes war sich gerade nicht so sicher, ob Flavus noch hier gewesen war, als Catus angekommen war.





    IANITOR - GENS DECIMA

    [Blockierte Grafik: http://img718.imageshack.us/img718/5630/alvaroh.jpg]


    Álvaro war sich nicht so ganz sicher, ob der Prätorianer verstanden hatte, worauf er hinaus wollte – dass es ihm nicht darum, wann sie wieder nach Rom konnten, sondern darum, dass er der Decima nicht zu sehr in Aussicht stellen sollte, dass sie bald wieder zurück konnten... Aber der Soldat klang recht endgültig, und Álvaro wusste, wo sein Platz war als Sklave. Weswegen er nichts mehr sagte, sondern den Mann nur wie gewünscht zu dem Gästecubiculum brachte, das für ihn vorbereitet worden war. Er neigte leicht den Kopf zum Abschied und verschwand.



    ~~~


    Seiana hatte sich einige Zeit in ihr Cubiculum zurückgezogen und dort versucht, irgendwie Zeit totzuschlagen... was ihr mehr schlecht als recht gelungen war. Sie war unruhig, nicht weil der Iunius hier war, sondern weil sie das Gefühl hatte die Untätigkeit nicht zu ertragen. Sie hielt sich vor, dass es an ihr lag, dass sie schon etwas finden würde, irgendetwas, wenn sie sich nur bemühte, schlicht weil es immer etwas zu tun gab, aber... nun, das, was ihr einfiel, stand auch nicht zur Debatte. Sticken. Weben. Oder andere Hausarbeit. Mit so was fing sie doch gar nicht erst an.


    Sie versuchte also, sich in eine Schriftrolle zu vertiefen, konnte aber auch dafür nicht die nötige Konzentration aufbringen, was sie nur noch mehr frustrierte – und schließlich beschloss sie, sich zurück ins Tablinum zu begeben, wo sie auf den Iunius zu warten gedachte. Und kaum erschien verließ dieser sein Zimmer, tauchte bei ihm auch schon ein Sklave auf, der zu Seiana ins Tablinum brachte.

    [Blockierte Grafik: http://img718.imageshack.us/img718/5630/alvaroh.jpg]


    Álvaro war sich nicht ganz so sicher, ob der Mann der Decima wirklich das letzte Wort hatte. Oder ob sie nicht irgendwann, wenn sie die Nase voll hatte und zugleich der Meinung war, dass es nur sicher genug war, auf eigene Faust nach Rom zurück kehren würde. Dass sie sich überhaupt von ihrem Mann ohne jeden Widerspruch hatte hierher schaffen lassen, hatte Álvaro schon ein wenig verwundert, nach allem was seine Schwester ihm über die Decima erzählt hatte – ob sie nun so schnell nachgegeben hatte, weil sie nun verheiratet war, oder weil ihr Mann der Praefectus Praetorio war, konnte er nicht einschätzen, aber er vermutete, dass eins von beiden der Grund dafür war. Oder eine Mischung aus beidem. Und er vermutete, dass sie nicht mehr lange die brave Ehefrau spielen würde... nicht wenn sie nicht einen anderen Weg hier fand, sich abzulenken von dem, was auch immer sie zu belasten schien... etwas anderes als Alkohol.


    „Das weiß sie“, bestätigte er dennoch die Worte des Prätorianers, denn ihm, einem Untergebenen des Terentius, konnte er kaum erzählen, dass er glaubte die Decima würde bald selbst das Heft in die Hand nehmen. „Und sie weiß auch, dass du gekommen bist, um die Sicherheitsvorkehrungen hier zu prüfen.“ Was in Álvaros Augen nicht unbedingt etwas damit zu tun hatte, ob und wann der Mann der Decima entschied sie zurück zu holen. Wie die Lage in Rom war, konnte der Praefectus auch selbst einschätzen – Álvaro war sich nicht ganz so sicher, ob er dazu die Einschätzung eines seiner Soldaten brauchte. Trotzdem würde die Empfehlung des Mannes hoffentlich einiges wert sein. „Trotzdem... wird sie sich wohl Hoffnungen machen.“ Und dem wollte er vorbauen. Abgesehen von dem, was er seiner Schwester versprochen hatte, hatte er wenig Lust, in ein paar Tagen wieder mit einem versoffenen Wrack umgehen zu müssen. „Hier entlang, bitte“, wies er dem Prätorianer dann den Weg zu den Gästezimmern.





    CUSTOS CORPORIS - DECIMA SEIANA

    [Blockierte Grafik: http://img718.imageshack.us/img718/5630/alvaroh.jpg]


    Gesagt hatte er ihr also schon etwas. Álvaro zögerte einen Moment lang, immer noch unschlüssig. Unschlüssig, was er sagen sollte. Wie viel er sagen sollte. Ob er überhaupt etwas sagen sollte. Aber dann erinnerte er sich wieder an seine Schwester, und wie sie ihn gebeten hatte, auf die Decima aufzupassen. Sie zu beschützen, in mehr als nur einer Hinsicht. Und obwohl er sich immer noch nicht sicher war, was er sagen sollte – obwohl er sich im Gegensatz dazu sogar sehr sicher war, dass er sich eigentlich besser nicht einmischen sollte –, gab er sich einen Ruck. Einen kleinen nur, aber es reichte, um den Prätorianer zu bitten: „Mach ihr nicht zu viele Hoffnungen. Später, wenn du wieder mit ihr sprichst.“ Er musterte den Mann, versuchte in seinem Gesicht, in seinen Augen zu lesen, überlegte weiter – und fügte schließlich noch an: „Die Zeit hier ist nicht einfach für sie. Ich möchte verhindern, dass sie enttäuscht ist, wenn sich deine Einschätzung als falsch herausstellen sollte.“





    CUSTOS CORPORIS - DECIMA SEIANA

    [Blockierte Grafik: http://img718.imageshack.us/img718/5630/alvaroh.jpg]


    Álvaro nickte langsam und ließ sich die Worte des Prätorianers durch den Kopf gehen. Wenn sich die Lage in Rom entspannte, standen die Chancen ja durchaus gut. Solange nicht irgendetwas passierte, was die Situation wieder verschlimmerte. Er blieb bei der Tür stehen und musterte den Soldaten, während er sich nachdenklich am Kinn rieb, unschlüssig, wie er das folgende nun formulieren sollte. Und entschloss sich dann doch zunächst, erst mal noch eine weitere Frage zu stellen. „Hast du ihr deine Einschätzung schon mitgeteilt? Dass du glaubst, sie könnte bald zurück nach Rom?“





    CUSTOS CORPORIS - DECIMA SEIANA

    [Blockierte Grafik: http://img718.imageshack.us/img718/5630/alvaroh.jpg]


    Álvaro erwiderte das Grinsen mit einem leichten Lächeln und neigte leicht seinen Kopf, als der Prätorianer kundtat, dass ihn die Veteranen nicht so sehr interessierten, als dass er wissen müsste wo sie ihren Dienst geleistet hatten. „Es freut mich, dass du zufrieden bist“, antwortete er dann, so ruhig wie die ganze Zeit schon. Dass sie hier auch überzeugt davon waren, dass der Herrin kaum etwas zustoßen würde, das konnten die Veteranen sich wohl leisten dem Prätorianer zu erwidern... aber nicht ein Sklave. Bran hätte sich von dem Gedanken wohl kaum abhalten lassen, aber er war nicht Bran. Zum Glück. Ein kurzes Mustern des Mannes neben ihm, als dieser doch noch eine Verbesserung anmerkte, und ein kaum merkliches Nicken. „Wir werden heute Abend damit beginnen“, sagte er schlicht. Und lächelte dann wieder ein leichtes Lächeln. „Eine schöne Stadt. Ein schönes Land. Ich bin noch nicht allzu lange fort.“ Die Sache mit seinem Namen ließ Álvaro absichtlich unkommentiert. Er konnte nicht so recht einordnen, was und warum der Prätorianer ihm da sagte, und er wusste nicht, wie er darauf angemessen reagieren sollte... und als Sklave war es in solchen Fällen immer besser, den Mund zu halten, wenn nicht eine konkrete Frage gestellt worden war. „Wenn du mir eine Frage gestattest, Herr: was macht dich so sicher, dass wir bald nach Rom zurück können?“





    CUSTOS CORPORIS - DECIMA SEIANA

    [Blockierte Grafik: http://img16.imageshack.us/img16/1551/ephialtesianitor.jpg]


    In den nächsten paar Momenten bekam Ephialtes gleich mehrere Gründe, sich zu wundern. Fast wünschte er sich, der alte Marcus wäre nun noch hier, der hatte jahrzehntelange Erfahrung als Ianitor, den hätte mit Sicherheit nichts mehr gewundert... warum zum Beispiel tat die Blonde so, als ob sie ihn kannte? Ephialtes meinte zwar vage, ihr Gesicht schon mal gesehen zu haben, aber sie war hier definitiv kein Gast, der ein- und ausging. Wenn überhaupt war sie vielleicht ein oder zwei Mal hier gewesen, aber es konnte genauso gut sein, dass er sie irgendwann mal auf dem Markt gesehen hatte. Nächster Punkt: seit wann war Dominus Catus der beste Freund von der Frau da? Wäre er es, wäre sie doch sicher öfter hier gewesen. Oder trafen sie sich immer im Verborgenen, weil sie wussten, wie das wohl gewirkt hätte, wenn sich ein alleinstehender Mann und eine Frau regelmäßig trafen, einfach so? Das Gerede würde jedenfalls dem Rest der Decimi kaum gefallen. Und dann: warum um alles in der Welt behauptete sie, Dominus Catus wäre schwer erkrankt? War er doch gar nicht, ganz im Gegenteil. Und dann kam das letzte Problem. Ein ziemlich großes. In Gestalt des Urbaners, oder besser: seiner Frage. Nicht weil der Hausherr im Augenblick nicht in Rom weilte, das nicht. Sondern weil der einzige Decimus, der momentan in dieser Casa war, eben jener war, den die Blonde gerade eben als todkrank bezeichnet hatte. Tja, und was nun?


    „Der Hausherr, Faustus Decimus Serapio, ist Tribun der Prätorianer und als solcher auf einer Inspektionsreise unterwegs. Der einzige Decimus, der sich derzeit im Haus befindet, ist besagter Dominus Decimus Catus.“ Es blieb Ephialtes nichts anderes übrig, als das zu sagen. Er war Ianitor, nur ein Sklave – er konnte unerwünschte Besucher vertreiben, das ja. Aber er konnte nicht einfach so einem Urbaner verweigern, mit dem Hausherrn zu sprechen, wenn der das wollte. Er musste ihm schon sagen, warum das nicht ging, und mit der Information, dass Catus der einzige anwesende Decimus war, war er nur der nächsten Frage zuvor gekommen, die wohl mit Sicherheit gelautet hätte: dann bring mir ein anderes Familienmitglied. Da besagtes Familienmitglied allerdings scheinbar todkrank war, machte Ephialtes sich nun nicht sofort auf, um den zu holen... sondern fragte mit undeutbarem Gesichtsausdruck nach: „Soll ich ihn stattdessen informieren?“ Damit log er nicht... und fiel zugleich Sokrates und seiner Begleiterin nicht komplett in den Rücken, indem er sie als Lügner hinstellte. Wenn der Urbaner allerdings darauf bestand, wenigstens Catus dann zu sprechen... Der war ja nicht mal krank. Dass er nicht todkrank war, würde jeder Idiot auf den ersten Blick sehen. Wenn sie Zeit hätten, ihn entsprechend vorzubereiten, mit Bleiweiß seine Gesichtsfarbe auf eine ungesunde Blässe zu bekommen zumindest... aber die hatten sie nicht. In diesem Moment verfluchte Ephialtes innerlich den Decimus, dessen Freund und diese Frau, von der er immer noch dachte, dass sie für ein kleines Stelldichein geholt worden war, dass sie ihn in diese Situation brachten.





    IANITOR - GENS DECIMA

    [Blockierte Grafik: http://img718.imageshack.us/img718/5630/alvaroh.jpg]


    „Der zum Garten hin“, nickte Álvaro. „Der Haupteingang nicht. Allerdings haben wir für diesen Balken vorbereitet, um ihn im Notfall schnell verbarrikadieren zu können.“ Nachdem der Prätorianer hier offenbar zufriedne war mit dem, was er sah, führte Álvaro ihn weiter durch die weitläufige Villa, hinein in den hinteren Bereich, der zum Garten hinaus ging. „Sie sind nicht meine Männer. Ich habe lediglich im Auftrag der Decima die Koordination und Rücksprache mit den Männern übernommen.“ Was nicht hieß, dass sie Befehle von Álvaro annehmen würden. Sie akzeptierten ihn als Bindeglied zur Decima, als Teil ihrer Besprechungen und als jemanden, der vielleicht ab und zu den ein oder anderen nützlichen Hinweis geben konnte, aber mehr auch nicht. „Sie sind allesamt Veteranen. Wenn du wissen möchtest, in welchen Legionen sie gedient haben, müsstest du sie selbst fragen... allerdings haben sie allesamt Kampferfahrung. Einige sind dabei, die im Parthien-Feldzug gedient haben, ein paar andere waren in Hispania und Germania.“
    Er hielt dem Mann eine Tür auf, ging noch einen Gang hinunter und erreichte dann die nächste Außentür, die ebenfalls barrikadiert war. Während der Prätorianer diese inspizierte, fuhr Álvaro fort: „Ich wurde als Leibwächter trainiert, Herr, und habe zuvor in Tarraco andere Familienmitglieder der Decima beschützt.“ Wobei er sich immer gut gemacht hatte, natürlich, sonst hätte seine Schwester es kaum geschafft, die Decimer zu überzeugen, ihn Seiana zu schicken. Allerdings war Tarraco ein anderes Pflaster als Rom. Die Decima war aufgrund ihrer eigenen Position und vor allem der ihres Mannes ein anderes Kaliber als die, die er in Hispania beschützt hatte, weil die wichtigen Familienmitglieder dort – etwa Meridius oder Livianus – bereits langjährige Leibwächter hatten und er nur hin und wieder als zusätzlicher Mann mitgenommen wurde, wenn ein anderer ausfiel. Da er seine Sache gut machte, hatte zwar festgestanden, dass er aufrücken würde, sobald sich eine Gelegenheit dazu ergab... aber bislang hatte er eben vor allem Erfahrung darin, Personen zu begleiten und zu beschützen, auf denen nur in Grenzen das Augenmerk der Öffentlichkeit lag. Und zu guter Letzt: diese Zeit jetzt, die Umstände, die Ereignisse waren deutlich andere als er sie in Tarraco je erlebt hatte. Er würde die Decima beschützen, aber er machte sich auch nichts vor: er hatte recht wenig Erfahrung darin, was sie wohl erwarten würde, wenn es zu Unruhen kam. Weshalb er umso mehr versuchte, sich häufig mit den Veteranen auszutauschen und von ihnen, ihren Geschichten zu lernen.
    Als der Prätorianer dann auf seinen Kollegen zu sprechen kam, blieb Álvaros Gesicht ruhig – obwohl er es am liebsten verzogen hätte. Bran war... Bran. Aber auch er war ein guter Kämpfer und guter Leibwächter. „Ja, gibt es. Bran und ich waren ein Hochzeitsgeschenk der Decima von ihrer Familie in Hispania. Ihn haben sie im Ludus in Tarraco gekauft. Er hat als Thraker gekämpft, war einer der erfolgreichen Gladiatoren.“ Und hatte die Decimi damit einen ziemlichen Batzen gekostet. Gladiatoren wie er waren teuer.





    CUSTOS CORPORIS - DECIMA SEIANA

    [Blockierte Grafik: http://img718.imageshack.us/img718/5630/alvaroh.jpg]


    Álvaro überlegte, schüttelte dann aber den Kopf. „Nicht hier in der näheren Umgebung“, erwiderte er in der für ihn typischen ruhigen Art. „In der Region sind offenbar Wegelagerer unterwegs, aber hierher haben sie sich bisher nicht getraut.“ Er führte den Prätorianer durch das Haus, hinein in den Bereich für die Sklaven. „Wir haben zusätzlich Balken montiert, die sie von innen verbarrikadieren.“ Weiter ging es, an der Küche vorbei bis zu der Tür, die normalerweise genutzt wurde für die Lieferungen, die man brauchte, um einen Haushalt wie diesen am Laufen zu halten. Wie von Álvaro gesagt war die Tür neben der regulären Schließvorrichtung noch mit weiteren, schweren Balken versehen, die sie verrammelten.





    CUSTOS CORPORIS - DECIMA SEIANA

    „Bis später“, lächelte Seiana und ließ Álvaro von einem Sklaven holen mit der Info, dass der Prätorianer sich umsehen wollte, bevor sie sich dann mit einem Nicken beim Iunius verabschiedete für den Moment und sich zurückzog.



    [Blockierte Grafik: http://img718.imageshack.us/img718/5630/alvaroh.jpg]


    Es dauerte nur kurz, bis Álvaro auftauchte. „Salve, Herr“, grüßte der Iberer den Gast seiner Herrin, als er näher kam. „Du möchtest dir die weiteren Eingänge ansehen?“ Das war nicht viel mehr als eine rhetorische Frage, allerdings formulierte Álvaro sie dennoch der Höflichkeit halber, nur jedoch gleich noch etwas anzumerken. „Wenn es dir Recht ist, zeige ich dir zuerst den Lieferanteneingang. Dieser liegt wie der Haupteingang direkt an einem Zugangsweg.“ Und war damit gefährdeter als der Zugang zum Garten, der rein privat genutzt wurde.





    CUSTOS CORPORIS - DECIMA SEIANA

    „Da hast du sicher Recht – also sehr gerne“, entgegnete Seiana auf die Worte des Iunius hin, die Eingänge sicherheitshalber selbst überprüfen zu wollen.
    „Das kann ich verstehen“, antwortete sie dann, und sie sagte es nicht nur so daher, sondern konnte es wirklich verstehen. An seiner Stelle würde es ihr wohl genauso gehen – es ging ihr ja so mit ihrer eigenen Arbeit. Und auch wenn sie sich nach den anfänglichen Schwierigkeiten gut unterhalten konnten, vergaß wohl keiner von ihnen beiden, dass er nicht zum Vergnügen hier war, sondern mit einem Auftrag. „Allerdings solltest du die Gelegenheit dennoch nutzen und dich wenigstens etwas ausruhen. Ich wage zu bezweifeln, dass sie dich schlafen lassen würden, sollte es tatsächlich zu einem Kampf kommen, bei dem ein weiteres Schwert benötigt wird“, scherzte sie. „Und ich möchte, dass du morgen auch wieder sicher nach Rom kommen und nicht vor Müdigkeit vom Pferd fällst.“


    Anschließend nickte sie und erhob sich. „Álvaro wird dir alles zeigen, was du sehen möchtest, und dir sicher auch noch mehr erzählen, solltest du Fragen haben. Falls du nichts dagegen hast, würde ich vorschlagen, dass wir uns später zum Abendessen erneut treffen. Und vielleicht leistest du mir Gesellschaft bei ein oder zwei Partien Ludus Latrunculorum im Anschluss?“

    „Du kannst sie gerne noch überprüfen, wenn du möchtest“, bot Seiana ihm an, auch wenn sie davon ausging, dass ihre Leute da ganze Arbeit geleistet hatten. Es konnte allerdings nie schaden, wenn das zusätzlich noch jemand überprüfte – und: sie wollte, dass der Iunius ihrem Mann berichtete, dass er mit offenen Armen empfangen worden war und sie ihm keine Steine in den Weg gelegt hatte. Je leichter der Iunius es hatte, seinen Auftrag hier zu erfüllen, desto besser und ausführlicher würde sein Bericht ausfallen – und desto größer war die Chance, dass ihr Mann später keine Fragen mehr an sie hatte. Oder an ihre Sklaven. Was wiederum die Chance deutlich minimierte, dass er etwas von den letzten Tagen erfuhr... Und außerdem war er dann vielleicht auch eher gewillt, der versprochenen Empfehlung des Iunius zu folgen und sie zurückzuholen, wenn er hörte, dass sie sich nicht quer stellte bei solchen Dingen. „Falls tatsächlich jemand kommen sollte, werden sie von den Patrouillen in der Regel ja auch bemerkt, bevor sie die Villa hier überhaupt erreichen. Ich mag nicht die Erfahrung haben, um das wirklich einschätzen zu können... aber ich fühle mich sicher hier.“ Sie nippte an ihrem Wasserbecher. „Nun. Möchtest du noch etwas wissen? Hier noch etwas sehen oder mit jemandem reden? Alternativ könntest du auch dein Cubiculum besichtigen oder ein Bad nehmen... alle Annehmlichkeiten hier stehen dir zur Verfügung.“

    Seiana nickte zu den Worten des Iunius. Was er sagte, klang plausibel, und in eine ähnliche Richtung hatten sich auch die Überlegungen der hier Verantwortlichen bewegt. Sie selbst hatte sich zwar in dieser Hinsicht auch ihre Gedanken gemacht, sich allerdings dann doch eher auf die Empfehlungen ihres Leibwächters und des Wortführers der Veteranen verlassen. Sie mochte sich in der Theorie ihre Gedanken machen, aber sie hatte ganz sicher keinerlei praktische Erfahrung. „Nun... es ist ein Landgut, die Gebäude sind also relativ weitläufig. Es gibt noch zwei kleinere Eingänge, einen für die Sklaven und Lieferungen, einen weiteren für die Gärten und Stallungen hinter dem Haupthaus. Es wäre durchaus möglich, sich dort Zugang zu verschaffen, die Eingänge sind derzeit allerdings verbarrikadiert.“ Jetzt im Winter stellte es keine allzu große Einschränkung dar, sich auf den Haupteingang zu beschränken.

    Seiana überlegte kurz. „Tagsüber sind es fünf im Wechsel. Nachts zehn“, antwortete sie dann. „Sollte es tatsächlich zu einem Überfall kommen, können die anderen relativ schnell informiert werden. Falls du denkst, dass es nicht ausreichend ist, kann ich auch noch mehr rekrutieren, denke ich.“ Die Entschädigung, die die Veteranen dafür bekamen, konnte sie sich problemlos leisten, daran würde es nicht scheitern. „Nun“, lächelte sie im Anschluss. „Meine Familie lebt nicht nur in Hispania, meine Vorfahren sind auch tatsächlich Iberer... viele unserer Sklaven sind es entsprechend auch.“ Wenn der Iunius in Tarraco aufgewachsen war, sollte er derartige Namen eigentlich gewohnt sein – anders als Raghnall, der gallischen Ursprungs war. „Ich halte nicht viel davon, meinen Sklaven andere Namen zu geben...“ Entweder sie hatte nicht viel mehr mit ihnen zu tun als gelegentlich Anweisungen zu geben, dann merkte sie sich die Namen in der Regel sowieso nicht – oder es waren solche, mit denen sie viel zu tun hatte, die in gewisser Hinsicht also ihre Vertrauten waren... und es somit auch verdient hatten, ihre Namen zu behalten. „Strategische Ausführungen...“ Sie schüttelte langsam den Kopf. „Ich glaube nicht. Álvaros Eltern waren schon im Besitz meiner Familie, er ist Sklave von Geburt an. So weit ich weiß wurde er als Vorbereitung auf den Einsatz als Leibwächter von Veteranen geschult... aber praktische Erfahrung hat er sicher keine. Álvaros Kollege genauso wenig, er war Gladiator in Tarraco, bis meine Familie ihn für mich gekauft hat.“

    Seiana trank einen Schluck Wasser. „Nun... meine beiden persönlichen Leibwächter kennt mein Mann“, antwortete sie dann. „Die übrigen, die auf dem Landgut hier patrouillieren, sind Veteranen, ja. Und allesamt Klienten meiner Verwandten. Dass sie Veteranen und treue Klienten meiner Familie sind, sollte für ihre Reputation reichen.“ Sie lächelte leicht. „Insgesamt sind es 20... Es sind allerdings nicht ständig alle hier, sie wechseln sich ab mit den Patrouillen – so können alle regelmäßig nach ihren eigenen Familien sehen. In dieser Entfernung von Rom geht es meiner Meinung nach hauptsächlich darum, Präsenz zu zeigen, um Plünderer abzuschrecken... Die Koordination hat Álvaro – einer meiner beiden Leibwächter – übernommen.“

    „Das wird er sicher“, lächelte Seiana bezüglich Mattiacus'. Und verschwieg, dass sie bezweifelte, dass dieser so bald wieder zurückkehren würde. Mattiacus' Schreiben hatte recht endgültig geklungen – und allein schon die Tatsache, dass er nur ein Schreiben hinterlassen hatte, zeigte schon recht deutlich, dass ihn nicht mehr viel in Rom hielt. Aber nun, vielleicht änderte sich ja gerade das in Griechenland, wer wusste das schon.


    Sie wollte gerade etwas zum Thema Rom sagen, als ihr Mann die Frage schon beantwortete – und das auf eine Art, die sie dazu brachte zunächst einmal zu schweigen. Zum einen legte er eine Offenheit an den Tag, die jeden ihrer Kommentare – die mit Sicherheit diplomatischer und freundlicher ausgefallen wären – lächerlich hätten wirken lassen. Zum anderen stellte er zum Abschluss eine Gegenfrage, die es in sich hatte... und bei der sie doch darauf gespannt war, wie der Aurelius nun reagieren würde.

    [Blockierte Grafik: http://img16.imageshack.us/img16/1551/ephialtesianitor.jpg]


    Nachdem Ephialtes Sokrates erkannte und darüber hinaus, dass seine Begleiter Urbaner waren, öffnete er die Tür. „Salvete, die Herren. Die Dame“, erwiderte er und wandte sich dann an den Urbaner, der das Kommando zu haben schien. „Tatsächlich ist Sokrates hier der Hausgast von Dominus Decimus Catus“, bestätigte der Ianitor Sokrates‘ Worte. Wie bereits zuvor, als der das Haus verlassen hatte, hatte er zwar seine Zweifel, ob es sonderlich intelligent war zu diesen Zeiten das Haus zu verlassen, nur weil der Herr offenbar Sehnsucht nach einem Weib hatte... das hieß, nein. Er hatte keine Zweifel. Er war überzeugt davon, dass es völlig idiotisch war, wegen einem Betthäschen das Haus zu verlassen, wenn der Notstand ausgerufen worden war. Aber es stand ihm nicht zu, die Herrschaften zu kritisieren, schon gar nicht, wenn er nicht um seine Meinung gefragt wurde. Also behielt er seine Ansicht für sich und präsentierte sich nach außen hin völlig neutral, mit jener undurchdringlichen, nicht zu lesenden Miene, die einen guten Sklaven ausmachte.





    IANITOR - GENS DECIMA