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In den nächsten paar Momenten bekam Ephialtes gleich mehrere Gründe, sich zu wundern. Fast wünschte er sich, der alte Marcus wäre nun noch hier, der hatte jahrzehntelange Erfahrung als Ianitor, den hätte mit Sicherheit nichts mehr gewundert... warum zum Beispiel tat die Blonde so, als ob sie ihn kannte? Ephialtes meinte zwar vage, ihr Gesicht schon mal gesehen zu haben, aber sie war hier definitiv kein Gast, der ein- und ausging. Wenn überhaupt war sie vielleicht ein oder zwei Mal hier gewesen, aber es konnte genauso gut sein, dass er sie irgendwann mal auf dem Markt gesehen hatte. Nächster Punkt: seit wann war Dominus Catus der beste Freund von der Frau da? Wäre er es, wäre sie doch sicher öfter hier gewesen. Oder trafen sie sich immer im Verborgenen, weil sie wussten, wie das wohl gewirkt hätte, wenn sich ein alleinstehender Mann und eine Frau regelmäßig trafen, einfach so? Das Gerede würde jedenfalls dem Rest der Decimi kaum gefallen. Und dann: warum um alles in der Welt behauptete sie, Dominus Catus wäre schwer erkrankt? War er doch gar nicht, ganz im Gegenteil. Und dann kam das letzte Problem. Ein ziemlich großes. In Gestalt des Urbaners, oder besser: seiner Frage. Nicht weil der Hausherr im Augenblick nicht in Rom weilte, das nicht. Sondern weil der einzige Decimus, der momentan in dieser Casa war, eben jener war, den die Blonde gerade eben als todkrank bezeichnet hatte. Tja, und was nun?
„Der Hausherr, Faustus Decimus Serapio, ist Tribun der Prätorianer und als solcher auf einer Inspektionsreise unterwegs. Der einzige Decimus, der sich derzeit im Haus befindet, ist besagter Dominus Decimus Catus.“ Es blieb Ephialtes nichts anderes übrig, als das zu sagen. Er war Ianitor, nur ein Sklave – er konnte unerwünschte Besucher vertreiben, das ja. Aber er konnte nicht einfach so einem Urbaner verweigern, mit dem Hausherrn zu sprechen, wenn der das wollte. Er musste ihm schon sagen, warum das nicht ging, und mit der Information, dass Catus der einzige anwesende Decimus war, war er nur der nächsten Frage zuvor gekommen, die wohl mit Sicherheit gelautet hätte: dann bring mir ein anderes Familienmitglied. Da besagtes Familienmitglied allerdings scheinbar todkrank war, machte Ephialtes sich nun nicht sofort auf, um den zu holen... sondern fragte mit undeutbarem Gesichtsausdruck nach: „Soll ich ihn stattdessen informieren?“ Damit log er nicht... und fiel zugleich Sokrates und seiner Begleiterin nicht komplett in den Rücken, indem er sie als Lügner hinstellte. Wenn der Urbaner allerdings darauf bestand, wenigstens Catus dann zu sprechen... Der war ja nicht mal krank. Dass er nicht todkrank war, würde jeder Idiot auf den ersten Blick sehen. Wenn sie Zeit hätten, ihn entsprechend vorzubereiten, mit Bleiweiß seine Gesichtsfarbe auf eine ungesunde Blässe zu bekommen zumindest... aber die hatten sie nicht. In diesem Moment verfluchte Ephialtes innerlich den Decimus, dessen Freund und diese Frau, von der er immer noch dachte, dass sie für ein kleines Stelldichein geholt worden war, dass sie ihn in diese Situation brachten.

IANITOR - GENS DECIMA