Seiana lächelte, als Lucilla zusagte. „Ja, so weit ist alles vorbereitet“, versicherte sie – nur die Noch-Pronuba würde... informiert werden müssen, aber das dürfte kein Problem darstellen. Lucilla unterdessen wandte sich nun dem Terentius zu... und Seiana musste fast schon gegen ihren Willen schmunzeln, als sie bemerkte, wie ihre Tante ihren Zukünftigen musterte. Sie wollte gerade noch etwas sagen, wollte die Gelegenheit nutzen, sich mit Lucilla ein wenig zu unterhalten, die sie schon so lange nicht mehr gesehen hatte, aber weitere Gäste warteten, sie sah dass Massa noch bei ihnen stand, Venusia war da, Purgitius Macer... alle allerdings wurden zunächst in den Hintergrund gedrängt, als der Praefectus Urbi auftauchte. In einer Aufmachung, die sie halb staunen, halb zweifeln ließ. Der Vescularius schien deutlich Gefallen gefunden zu haben daran, sich so... grandios wie möglich zu inszenieren.
„Ich freue mich, dass du unserer Einladung gefolgt bist, Praefectus“, erwiderte sie jedoch mit einem höflichen Lächeln – nur um sich gleich darauf für einen winzigen Moment völlig aus der Fassung gebracht zu sehen, als der Vescularius den Terentius und sie umarmte. Womit sie nicht, aber auch gar nicht gerechnet hätte, dass er so etwas tun würde... dazu kam, dass sie mit allzu vertraute Berührungen ohnehin nicht so recht umzugehen wusste, schon gar nicht von Menschen, die sie kaum kannte, und ihr eine gewisse körperliche Distanz, ein gewisser... Sicherheitsabstand schlicht lieber war... Entsprechend wirkte ihr Lächeln nun plötzlich etwas gezwungen, und ein ums andere Mal war sie froh um ihren Schleier.
Sie wartete, bis der Vescularius sich ein wenig zur Seite begeben hatte, bevor sie sich wieder den anderen Gästen zuwandte, um sie zu begrüßen. „Danke, Massa“, lächelte sie ihm noch einmal kurz zu. „Ich hoffe, dir gefällt die Feier... kennst du eigentlich Tante Lucilla?“ Seiana nickte zu Lucilla hinüber, die sich zu Faustus gesellt hatte, und lächelte ein wenig verschmitzt. „Ich bin mir sicher, sie will den Mann kennen lernen, der Faustus das Leben gerettet hat.“
Die nächsten in der Reihe waren der Patron ihres Zukünftigen und seine Gattin. „Tiberia, Senator Purgitius... Ich freue mich, dass ihr heute unsere Gäste seid“, erwiderte Seiana auf den Gruß, diesmal wieder mit ihrem höflichen Lächeln, und schon mit dem beginnenden Gefühl, dass es zu viel war... zu viele Leute. Aber das würde sich geben, hoffte sie, wenn die Begrüßungsphase erst einmal vorbei war. Und sowieso ließ sie sich nichts davon anmerken, dass sie sich unwohl fühlte, wenn zu viele Menschen um sie herum waren... das war eines jener Geheimnisse, die sie gut in sich zu verbergen wusste.
Entsprechend war auch ihr Gesichtsausdruck bei den nächsten Gästen – ruhig, höflich, ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Keine Spur davon zu sehen, dass sie gerade eigentlich schon das Bedürfnis nach frischer Luft und ein wenig Ruhe hatte. „Salvete, Aurelia, Pontifex Tiberius...“ Hinter dem Pontifex tauchte noch ein Mann auf, deutlich jünger. Seiana wusste nicht genau, wer er war, aber sie ging davon aus, dass es der Sohn des Pontifex war. „Tiberius. Ich freue mich, dass ihr kommen konntet.“
Der nächste Gast bot wenigstens etwas wie eine Atempause. „Venusia“, lächelte Seiana ihr entgegen, froh, ein vertrauteres Gesicht zu sehen. „Danke dir. Salvete, Sevilla und Secundus. Schön dass ihr heute dabei seid.“
Danach kam Axilla, und sie war... nun. Wenigstens ein vertrauteres Gesicht, eines, mit dem sie mittlerweile umzugehen wusste. Dass ihr Verhältnis zueinander stets distanziert war und wohl auch bleiben würde, spielte in dem Moment kaum eine Rolle. Es war eines der wenigen vertrauten Gesichter in all jenen, die ihr nur bekannt vorkamen und mit denen sie sonst wenig zu tun hatte, und das reichte ihr schon. Sie lächelte ihr zu, auf ihre übliche, höfliche Art. „Iunia Axilla. Es freut mich, dass du gekommen bist.“