Beiträge von Decima Seiana

    Während ein Sklave loseilte, um der Herrin Bescheid zu geben, bot ein anderer dem Senator Getränke an, um ihm dann zu holen, was er wünschte.


    Seiana hatte von der Schola die Nachricht bekommen, dass der Germanicus sie zu sprechen gewünscht hatte und sie wohl in der Casa Decima aufsuchen würde – weswegen sie nicht überrascht war, als ihr Ephialtes nun ankündigte, dass der Senator hier war. Nur kurze Zeit, nachdem er hereingebeten worden war, kam sie ebenfalls ins Tablinum und begrüßte ihn. „Salve, Senator Germanicus. Was verschafft mir die Ehre deines Besuchs?“

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    Marcus öffnete die Tür und hörte sich das Anliegen der Sklaven an – und in diesem Fall musste er nicht lange überlegen, war ihm der Besuch doch schon angekündigt worden. „Die Herrin hat das Tablinum vorbereiten lassen“, antwortete der Ianitor und ließ den Aurelier mit Anhang ins Innere, wo sie von Ephialtes weiter gebracht würden – der Aurelier ins besagte Tablinum, während die Sklaven sich in die Küche zurückziehen konnten, sofern ihr Herr sie nicht bei sich behalten wollte.





    IANITOR - GENS DECIMA

    „Danke, aber ich brauche nichts“, antwortete sie mit einem höflichen Lächeln. „Und nein, morgen nicht. In der Schola bin ich nur alle paar Tage... aber die Scribae wissen, wie sie mich am besten erreichen können.“
    Beim nächsten Thema wurde es dann schon etwas kniffliger. Weder Militär noch Religion schienen es ihm also angetan zu haben. „Nun... als Plebejer wirst du im Lauf des Cursus honorum ohnehin ein Tribunat absolvieren müssen, bevor du dich für das Amt des Quaestors bewerben kannst. Möglicherweise wirst du dann erleben, ob das Militär dir zusagt. Natürlich musst du dich weder auf das eine noch das andere konzentrieren. Allerdings muss das deine Entscheidung sein, Flavus. Ich kann dir nicht raten, dich in die militärische Richtung zu entwickeln, um später einmal leichter einen Posten als Legatus Legionis zu bekommen, wenn das Militär nichts für dich ist. Das gleiche gilt für den religiösen Bereich. “ Sie trank einen Schluck Wein. „Wenn du dich jetzt noch nicht entscheiden kannst... nun, dann solltest du dir einen Senator suchen, der selbst ein möglichst breites Spektrum an Aufgaben in seinem Leben schon übernommen hat. Purgitius Macer war, wenn ich mich recht entsinne, eine Zeit lang auch Curator...“ Ein flüchtiges Stirnrunzeln zeigte sich. „Viarum? Aquarum? Eines von beiden. Egal bei wem du dich allerdings vorstellst: du solltest dich auf dieses Gespräch gut vorbereiten und zeigen, dass weißt, was du willst. Oder dass du dich bewusst entschieden hast, dir verschiedene Optionen offen zu halten für deinen späteren Weg.“


    Als Flavus dann allerdings weiter sprach, verschloss sich Seianas Miene mit jedem neuen Wort mehr, und ihre Ausstrahlung, die ohnehin nicht als warm hätte bezeichnet werden können – das war selten der Fall –, wurde kalt. Mit dieser kleinen Ansprache ging er für ihren Geschmack eindeutig zu weit. Die Hochzeit mit dem Terentius brachte ihrer Familie – und damit auch Flavus – nur Vorteile, das war das einzige, was ihn zu interessieren hatte. Alles was darüber hinaus ging, ging nur sie selbst etwas an. Höchstens noch Faustus... und selbst diesen nur in begrenztem Ausmaß, denn auch ihm erzählte sie mittlerweile längst nicht mehr alles von sich, verbarg im Gegenteil gerade die Dinge, die am meisten an ihr zehrten. Es war ja durchaus nett von Flavus, dass er sich augenscheinlich Gedanken um sie machte, aber sie wollte das nicht. Sie wollte, abgesehen von Faustus, keine Vertraulichkeiten. Und sie wollte schon gar nicht darauf eingehen.
    „Eine Ehe ist nicht dazu da, den Kern eines anderen zu entdecken“, kanzelte sie ihn kühl und in einem tatsachenorientierten Ton ab – und war sich durchaus bewusst darüber, dass sie mit ihrer Reaktion bewies, dass ihr Ruf, den er gerade selbst angesprochen hatte, nicht von ungefähr kam. „Eine Ehe ist ein politisches Mittel, und sie dient dazu, beiden Familien politische Vorteile zu verschaffen. Dies zugrunde gelegt, hat diese Heirat nicht nur einen gewissen Reiz, sondern ist eines der besten Bündnisse, das unsere Gens je geschlossen hat. Das ist das einzige, was zählt.“

    Seiana deutete ein Nicken an, auch wenn das wohl nur für die Senatoren zu sehen war, die ihr am nächsten waren. „Die Schola in Rom kommt für sämtliche finanziellen Aufwendungen auf, auch jene in den Provinzen. Die einzige Ausnahme hierbei ist das Museion in Alexandria... das allerdings ist eine eigenständige Institution. Es besteht zwar eine Kooperation, aber das Museion ist selbständig. Die Kurse wie beispielsweise der Cursus de rebus vulgaribus, der auch in Alexandria von Schola-Vertretern durchgeführt wird, wird ebenfalls von Rom aus finanziert.“

    Auch das war etwas, was sie ohne große Schwierigkeiten sagen konnte. „Die drei leitenden Angestellten bekommen ein Gehalt gezahlt – Auctor, Auctor ppa und Lector. Der Auctor erhält dabei 250 Sesterzen, Auctor ppa und Lector je 150.“

    Zitat

    Original von Appius Terentius Cyprianus


    "Dann Präfect wollen wir hoffen die Kämpfe werden besser. Immerhin sollen sie uns ja unterhalten und das Volk auch." Welches, wie man wußte, besonders empfindlich war.


    „Vielleicht bei den nächsten Spielen“, lächelte Seiana höflich – und dann übernahm es der Terentius auszusprechen, was sie sich verkniffen hatte: dass dieser erste Kampf nicht sonderlich begeisternd war und erst am Schluss Fahrt aufzunehmen schien. „Der zweite Kampf wird ein Retiarus gegen einen Secutor, nicht wahr?“ Wenn sie das richtig in Erinnerung hatte von dem, was der Director ludi zuvor angekündigt hatte.

    Die Hochzeit. Die HochzeitdieHochzeitdieHochzeit. Seiana hätte am liebsten frustriert aufgeschrien, aber das wäre nicht sonderlich zielführend gewesen. Nur: sie hasste es schon jetzt. Sie fand nicht den geringsten Gefallen daran, eine solche Feier zu veranstalten, sie organisieren zu müssen. Und ihr graute schon jetzt bei dem Gedanken daran, diese Feier zu erleben. Was nichts und zugleich alles damit zu tun hatte, dass es ihre eigene Hochzeit war.
    Nichts, weil es im Grunde keine Rolle spielte, was der Anlass für dieses Fest war. Dass sie heiratete, war für sie weder ein Grund sich zu freuen, noch einer unglücklich zu sein. Eine Eheschließung war etwas völlig normales, und der einzige Grund, warum sie sich darüber freuen könnte, war der Fakt, dass es bei ihr schon lange überfällig war.
    Alles, weil die Tatsache, dass sie heiratete, sie zu einer der Hauptpersonen machte, sie ohne Zweifel und ohne jede Diskussion in den Mittelpunkt rückte. Es gab einen Grund, warum Seiana keine Feste veranstaltete. Sie ging hin, wenn sie zu wichtigen eingeladen wurde, ließ sich sehen, redete, knüpfte Kontakte und machte all das, was nötig war, um in Roms Gewirr ihren Platz zu sichern. Das hieß allerdings nicht, dass sie das mochte – und es hieß erst recht nicht, dass sie selbst so etwas veranstaltete, wo sie dann gezwungen war bis zum bitteren Ende zu bleiben und nicht einfach gehen zu können, wenn es ihr zu viel wurde. Bei einer anderen Feier hätte sie es aber wenigstens noch so drehen können, dass sie als Veranstalterin nur im Hintergrund agierte – bei ihrer Hochzeit war das nicht möglich. Der einzige Vorteil daran war, dass eine Hochzeit die einzige Art von Fest war, wo gerade die Hauptpersonen früher gehen konnten, ohne dass es Gerede geben würde. Was den Gedanken an die Hochzeitsnacht, bei aller vorhandenen Unsicherheit, tatsächlich zu einem erfreulichen machte.


    Was aber nichts daran änderte, dass das Ding erst mal organisiert werden wollte. Und der Versuch, das komplett in Sklavenhände abzuschieben, entpuppte sich gerade als mittleres Desaster.
    „Das ist eine Hochzeit!“ fuhr sie mit eisigem Ton eine Sklavin an. „Keine götterverdammten Spiele für ganz Rom!“ Nur für halb Rom, wenn sie sich die Gästeliste ansah.
    „Aber… Herrin…“
    „Was genau an meinen Vorgaben ist so schwer zu verstehen? Die Feier soll geschmackvoll sein, ohne Pomp, ohne Übertreibung. Lieber zu wenig als zu viel, so schwer kann das doch nicht sein, dass du wegen jeder Sache zu mir rennst!“
    „Aber die Dekoration ist-“
    „-ist mir egal!“ fiel Seiana der Frau ins Wort. Da wählte sie bewusst Sklaven aus, von denen sie erwartet hätte, sie würden sich für eine solche Aufgabe eignen – und dann wollten die jedes Detail mit ihr absprechen. „Orientier dich meinetwegen an den Familienwappen bei Farben und Motiven. Oder mach was ganz anderes. Nur frag nicht ständig mich!“
    „Herrin…“ Die Sklavin starrte sie verständnislos an. „Das ist deine Hochzeit.“ Allein schon wie die Frau das Wort betonte, ließ Seiana beinahe die Augen verdrehen – und machte ihr zugleich klar, woher der Wind wehte. Dass dahinter nicht Unselbständigkeit oder Unfähigkeit steckte, sondern die Erwartungshaltung, dass sie sich dafür interessieren müsste. Das konnte ja heiter werden. Sie presste eine Hand auf ihre Stirn und beschloss in diesem Augenblick, dass sie sich das ganz sicher nicht weiter antun würde. Sie wollte am liebsten gar nichts mit der Organisation zu tun haben. Dass das nicht praktikabel war, war ihr klar, aber es war nicht zu viel verlangt, dass ihr ein fertiges Konzept vorgelegt wurde, dass sie nur noch abnicken brauchte, abgesehen von einigen kleineren Korrekturen vielleicht. Seiana wollte gerade dazu ansetzen, die Sklavin zu verscheuchen und das leidige Thema damit ein wenig aufzuschieben, als ihr Blick auf die Tür fiel, die die Sklavin offen gelassen hatte – und auf Massa, der dort stand. Seiana schloss für einen Augenblick die Augen. Massa. Sie hatte ihn gebeten, bei ihr vorbeizuschauen während der kurzen Zeit, die er in Rom verbrachte, aber dass er ausgerechnet jetzt kam und womöglich die ganze Diskussion mit der Sklavin mitbekommen hatte... war ihr unangenehm. Der Moment, in dem das wohl sichtbar war, dauerte allerdings denkbar kurz. Nur einen winzigen Augenblick später öffneten sich ihre Augen, und sie setzte ein Lächeln auf, jenes, das sie für Verwandte reserviert hatte – höflich, aber nicht ganz so kühl wie normalerweise. „Massa. Schön dass du es einrichten konntest. Komm rein, setz dich.“ Sie wies auf die Sitzgruppe am Fenster und machte dann eine knappe Handbewegung zu der Sklavin. „Schenk uns ein und dann geh.“

    „Für den Cursus wirst du dich in der Schola direkt einschreiben müssen“, beantwortete Seiana die Frage. Auskunft gab sie ihren Verwandten gern, aber diese Dinge mussten sie dann schon selbst erledigen. „Der Unterricht umfasst Grundlegendes. Zu Rom, zur Politik… mit einer entsprechenden Ausbildung solltest du keinerlei Probleme haben – genauso wenig wie jeder andere Römer. Aber der Cursus dient dazu, ein gewisses Grundniveau zu sichern, auch bei homines novi, die in die Politik möchten. Und natürlich ist der bestandene Cursus de rebus vulgaribus auch für Peregrini etwas Vorzeigbares.“


    Sie überlegte einen Moment bei seiner nächsten Frage. „Das kommt darauf an, in welche Richtung du strebst. Möchtest du dich zusätzlich im religiösen Bereich engagieren und später das Amt eines Pontifex anstreben, wären Flavius Gracchus oder Tiberius Durus geeignet.“ Die Tradition der Decima lag eindeutig auf dem Militär, aber es konnte sicher nicht schaden, wenn sich einer der ihren zur Abwechslung mal der Religion widmete, lag dort doch ebenfalls ein nicht unwesentlicher Einflussbereich. „Wenn du dich militärisch orientieren willst, wäre Purgitius Macer eine mögliche Wahl. Er ist Kommandant der Academia Militaris und war Legat der II. Wenn die Justiz dich interessiert, könnte Vinicius Hungaricus der Richtige sein…“ Natürlich konnte Flavus das auch unabhängig von seinem späteren Weg wählen, aber wenn er jetzt schon wusste, wo er sich voraussichtlich engagieren wollte, war es ganz sicher besser, den Senator, bei dem er Scriba werden wollte, entsprechend sorgfältig zu wählen, damit er bestmöglichst davon profitieren konnte. Ganz abgesehen davon, dass er mit einer vernünftigen Begründung, warum er speziell zu diesem einen Senator wollte, deutlich bessere Chancen haben würde genommen zu werden. „Und ein Patronat würde ich dir dringend empfehlen. Nicht jetzt sofort, aber mittelfristig ganz sicher. Für die Auswahl eines Patrons solltest du dich allerdings nicht nur auf Empfehlungen anderer verlassen… such dir zuerst einen Posten als Scriba, lern ein paar Senatoren kennen… dann bekommst du recht bald einen Überblick, wer als Patron für dich geeignet sein könnte.“

    „Ja, das wird sie wohl…“ Das leider verkniff Seiana sich, auch wenn es in ihrem Tonfall durchaus mitschwang. Dennoch war für einen Moment auf ihrem Gesicht ein Ausdruck der Erleichterung zu sehen. Der Praefect stimmte zu, also: keine Verlobungsfeier. Das waren doch mal gute Neuigkeiten.


    Sie reichte ihm die Liste und deutete ein Nicken an. „Ich gehe zwar nicht davon aus, dass er kommt… aber als dein…“, wie hatte er es noch gegenüber dem Vescularius genannt? „… Schutzbefohlener sollte er sicherlich eingeladen werden.“ Darüber hinaus war auf der Liste auch sonst alles zu finden, was Rang und Namen hatte… und nicht zuletzt Verwandte, die allerdings um die seinen ergänzt werden mussten. „Eines noch, zur Hochzeitsfeier… Ich gehe davon aus, dass du nichts dagegen hast, wenn ich… sagen wir, Sorge dafür trage, dass das Opfer in jedem Fall zu unseren Gunsten ausgeht.“ So wie sich der Terentius ihr gegenüber bisher präsentiert hatte, konnte sie sich kaum vorstellen, dass er etwas dagegen hatte hier ein bisschen nachzuhelfen.

    Zitat

    Original von Decima Seiana


    Neue Woche, altes Spiel: Ich bräucht schon wieder Balsam.


    Immer noch. Könnte vielleicht an der Balsam-Produktionsschraube gedreht werden? Oder alternativ daran, wie viel Balsam in der Taberna medica gebraucht wird. Zumindest ich leider unter chronischem Balsam-Mangel... Wenn's mal welchen gibt, bleibt da bis zum Abend entweder nix oder zu wenig für mich über.


    Edit: Der akute Mangel hat sich dankenswerterweise grad erledigt :D Aber trotzdem bleibt das grundlegende Problem, dass mehr Balsam gebraucht als produziert wird, und das nicht erst seit zwei Wochen oder so, sondern schon seit Monaten... falls also was daran gemacht werden könnte, wäre das toll :)

    Haruspex Sextus Aurelius Lupus
    Villa Aurelia
    Roma, Italia



    Decima Seiana Aurelio Lupo s.d.


    Ich werde in naher Zukunft die Dienste eines Haruspex benötigen. Aufgrund einer Empfehlung im Collegium Haruspicium wende ich mich hierbei an dich, Aurelius. Sofern du es einrichten kannst, mir als Haruspex behilflich zu sein, möchte ich dich ANTE DIEM VI KAL OCT DCCCLXI A.U.C. (26.9.2011/108 n.Chr.)* zur hora prima nocturna in die Casa Decima Mercator in Rom einladen, um die Details zu besprechen.


    Mögen die Götter deinen Weg behüten,


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    Sim-Off:

    *fiktives Datum. Wenn SAL annimmt: komm wann es bei dir passt :)

    Eine ihrer Augenbrauen zuckte ganz leicht nach oben, als Seiana die Worte des Praefecten vernahm. Mal abgesehen davon, dass er sie Seiana nannte und sie damit ein bisschen irritierte, einfach weil es eine Vertraulichkeit darstellte, an die sie sich erst noch würde gewöhnen müssen... Irrte sie sich, oder war das ein beginnendes Wortgefecht mit Ironie und mehr oder weniger versteckten Anspielungen – oder hätte eines werden können, wäre ihr Bruder nicht anwesend? Beinahe gegen ihren Willen zuckten ihre Lippen ganz kurz in einem fast amüsierten Schmunzeln. Dass der Terentius nicht auf den Mund gefallen war, die Erfahrung hatte sie ja bereits machen dürfen, aber eine Retourkutsche wie diese hatte etwas für sich. Besser als ein tumber Idiot, der nichts mit Feinheiten anzufangen wusste, und deutlich besser, als wäre er ihr über den Mund gefahren. Nein, mit Kontern dieser Art konnte sie nicht nur umgehen... sie hatten durchaus einen gewissen Reiz. Ihr lag eine spitze Bemerkung auf der Zunge, über die Bewirtung beim letzten Mal, dass sie unter den gegebenen Umständen freilich nicht den teuersten Wein aus dem Keller hatte holen lassen... oder dass der Anlass gänzlich auf seine Kappe ging. Aber Faustus war da, und so hielt sie sich zurück... so gern sie die Vorlage auch genutzt hätte, um sich mit dem Terentius in Worten zu messen.


    Das amüsierte Schmunzeln, das seinen Anfang genommen hatte in ihren Mundwinkeln, wandelte sich in ein neutrales Lächeln, als ihr Bruder das Wort ergriff und formvollendet vorbrachte, weswegen der Terentius hier war. „Ich bin mir sicher, dass ich keinen besseren Ehemann bekommen könnte“, antwortete sie. Als sie hörte, was die Mitgift sein würde, sah sie Faustus an. Ihr Lächeln, in diesem Moment nur für ihn bestimmt, wurde eine Spur ehrlicher, und sie drückte leicht seine Hand. „Danke“, fügte sie leiser hinzu, bevor sie sich setzte. „Ja... ich wäre auch für einen baldigen Termin. Vor dem Winter... und idealerweise noch früh genug im Herbst gelegen, dass wir eine Chance auf gutes Wetter haben.“

    Zitat

    Original von Faustus Decimus Serapio
    Kaum hatte ich es ausgesprochen, war ich mir beinahe sicher, dass Seiana die Idee zu unkonventionell finden würde – aber sie ging darauf ein, wirkte auf einmal wirklich interessiert und hörte endlich auf, so gequält zu lächeln.
    “Aber sicher.“ versprach ich ihr, sehr erleichtert, dass ich ihr diesen Wunsch doch nicht verwehren musste. “Mach ich gern. Ich werde mir eben ein neues besorgen.“
    Ich zuckte die Schultern. Natürlich hingen Erinnerungen daran, aber es war tatsächlich kein großes Opfer. (Nicht, dass ich für Seiana nicht auch ein großes Opfer gebracht hätte!) Es war ein gutes Gladius aus der Schmiede der Prima, aber kein außergewöhnliches. Ich hatte es seit Edessa, als mir mein altes, sagen wir abhanden gekommen war. Natürlich hatte ich es immer gut gepflegt, und im Laufe der Zeit auch verschönern lassen, mit Verzierungen an Knauf und Griffschutz, aber ich hatte, anders als viele meiner Kameraden, zu meiner Waffe kein sonderlich sentimentales Verhältnis, sah sie eher als Werkzeug. Ein Werkzeug, das ich zur Zeit sowieso nicht gebrauchen konnte. Wenn es den Stahl besonders machte, dass ich damit Blut vergossen hatte, wenn es im Hochzeitsritus Glück bringen konnte, dann musste ich mir das nicht zweimal überlegen.
    “Gute Nacht!“ Ich lächelte ihr noch einmal zu, dann verließ ich das Atrium und schlurfte zu den Cubicula. Die Sklaven hatten mitgedacht und eines der freien für mich gerichtet, da fiel ich ins Bett und schlief mich erst einmal aus.


    „Danke“, antwortete Seiana leise. Ein neues Gladius konnte sie ihm ja dann schenken... aber dass die Hasta von ihm sein würde, das... bedeutete ihr etwas. Sie wusste gar nicht so genau warum, konnte es nicht wirklich benennen, weil es mit Gefühlen zu tun hatte – und sie war nicht gut in allem, was mit Gefühlen zu tun hatte. Sie konnte nicht rational erklären, warum es ihr wichtig war, aber es war so... Und dass es möglich war, dass Faustus es möglich machte, gab ihr ein kleines Stück Geborgenheit. „Gute Nacht“, antwortete sie, fast noch leiser als zuvor, bevor sie ihren Weinbecher leertrank und sich dann ebenfalls erhob, um sich zurückzuziehen.

    Seiana nippte an ihrem Wein, während sie Flavus‘ Erzählung ruhig lauschte, hin und wieder zustimmend nickte, ansonsten aber schwieg. Ihre Miene blieb auch unbeteiligt, verriet nichts von ihren vorigen Gedanken, als er sich dann auf diesen Brief zu sprechen kam und seinen Großvater. Das Kind war in den Brunnen gefallen – und davon abgesehen machte Seiana sich nichts vor. Es würde anders werden, hier, jetzt wo sie nicht mehr größtenteils allein war. Wo vor allem Verwandte kamen, die vermutlich mitreden wollten. Es war ja nicht so, dass Seiana sich darum gerissen hatte, sich hier um alles zu kümmern. Sie hatte nur keine andere Wahl gehabt. Venusia war zwar mittlerweile auch bereits etwas länger in Rom, aber so lange Magnus noch gelebt hatte, hatte sie auch immer wieder Zeit in Misenum verbracht. Und Mattiacus schien froh gewesen zu sein, dass er sich um nichts hatte kümmern brauchen hier. Nein, Seiana hatte nicht unbedingt auch noch die Verantwortung für die Abläufe der Casa Decima übernehmen wollen, oder die Rolle der Vertreterin der Gens in Rom, aber irgendjemand musste es ja tun – und jetzt, wo sie das nun mal übernommen hatte und sich schon so lang kümmerte, da war es einfach… Das war ihr Haus, ihr Reich, dazu hatte sie es gemacht in den vergangenen Jahren, und es war egal, ob sie das von Anfang an so gewollt oder ob es sich nur so ergeben hatte. Jetzt war es so. Und in ihren Augen war es eine Frage des Respekts, sie nicht zu übergehen, sie nicht einfach beiseite zu schieben. Auch wenn sie sich im Klaren darüber war, dass andere – wie beispielsweise Flavus‘ Großvater – das völlig anders sahen.


    Um seine Karriere ging es ihm also... Seiana nippte an ihrem Wein und hörte ihm ruhig zu, bevor sie antwortete. „Den cursus de rebus vulgaribus möchte ich dir ans Herz legen. Diesen brauchst du unbedingt für das Wahlrecht; das passive sowie das aktive für die ersten beiden Stufen des cursus honorum. Und er ist auch Voraussetzung für jeden weiteren Kurs, den du später belegen möchtest. Für römische Bürger ist der erste Anlauf kostenfrei.“ Sie lächelte flüchtig. „Was weitere Ausgaben angeht, die auf dich zukommen, eines vorweg: du kannst auf deine Familie zählen, wenn du etwas brauchst. Daran soll dein Karrierestart nicht scheitern.“ Auch wenn sie freilich der Meinung war, dass er sich nicht nur vom Vermögen seiner Familie aushalten lassen, sondern auch selbst etwas beisteuern sollte. „Du könntest allerdings bei einem Senator um einen Posten als scriba personalis bitten. Von einem Posten der ritterlichen Laufbahn möchte ich dir nämlich explizit abraten, wenn du wirklich vorhast, den cursus honorum zu beschreiten. Keiner sieht es gerne, wenn Männer zwischen den verschiedenen Laufbahnen wechseln, schon gar nicht wenn ersichtlich wird, dass dies aus finanziellen Gründen geschieht. Ich kann deinen Wunsch verstehen, rasch ein wenig Geld zu verdienen... aber auf lange Sicht schadest du dir damit nur; dir, deinem Ruf und deinen Chancen, vom Senat gewählt zu werden. Und nicht zuletzt auch dem Ruf unserer Familie. Man könnte annehmen, wir wüssten nicht über die üblichen Sitten Bescheid... oder wären inzwischen verarmt.“ Und das würde sie ganz sicher nicht zulassen, dass sich halb Rom über die Decima das Maul verriss. Nicht aus einem so banalen Grund. „Als scriba personalis eines angesehen Senators, vielleicht sogar Consulars, wirst du zwar nicht sonderlich viel verdienen... aber es ist eine gute und vor allem akzeptable Vorbereitung auf den cursus honorum. Und du wirst dort wertvollere Erfahrungen sammeln und bessere Kontakte knüpfen können als in der kaiserlichen Kanzlei, weil du hautnah mitbekommst, was ein Senator tut, was seine Aufgaben sind, mit wem er häufig Umgang hat – alles Dinge, die auch auf dich zukommen werden, wenn du anstrebst selbst Senator zu werden. Darüber hinaus lernen dich andere Senatoren so besser kennen, und darauf kommt es an, willst du von ihnen gewählt werden. In der Kanzlei hingegen wirst du zwar sicherlich auch Kontakte knüpfen können – aber kaum solche, die dir auf deinem späteren Weg behilflich sein könnten. Also entscheide dich jetzt für eine Laufbahn, und dann verfolge diese konsequent.“

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    Für einen Moment war Crios davon überzeugt, dass der Bruder keine Lust hatte, sich von ihm ansehen zu lassen statt von Iaret. Jedenfalls hörte es sich so an, als der Mann ansetzte zu sprechen. Dann allerdings drehte er sich zu seinem Sklaven und Crios um, und plötzlich kam aus seinem Mund dann doch noch die Einwilligung. Crios erwiderte das Lächeln und nahm das Süßholz für den Moment aus dem Mund. „Hervorragend“, antwortete er, schob die Tafeln zusammen und verstaute sie rasch unter der Theke, um dann kurz über die Frage nachzusinnen – während er zugleich ein bisschen fasziniert war von dem Strahlen, das von dem anderen ausging. „Kommt darauf an, was du unter einem Medicus verstehst.“ Crios deutete ein Achselzucken an. Es gab die Quacksalber, die sich so nannten, ohne irgendeine Ahnung zu haben. Es gab die, die hier und da ein wenig lernten und sich so nannten. Und es gab jene, die Medizin als Kunst auffassten, bei der man ein Leben lang nicht wirklich auslernte, egal wo man gewesen war, egal wo und wie lange und bei wem man gelernt hatte… Und Iaret gehörte zur letzten Sorte, und damit irgendwie auch Crios, auch wenn er das nicht ganz so eng sah wie sein Lehrmeister. Natürlich nannten ihn die einfachen Leute Medicus, die hier herein kamen oder zu denen er ging, um zu helfen. Und das war auch in Ordnung, irgendwie stimmte das ja auch – er behandelte sie, und er wusste, konnte genug dafür. Aber eine so direkte Frage war etwas anderes… Iaret in jedem Fall würde ihm vermutlich eine Tracht Prügel verabreichen, wenn er sich nun einfach so als Medicus präsentierte. „Sagen wir so: ich lerne seit Jahren, und lerne doch nie aus.“ Jetzt zeigte sich ein Schmunzeln auf seinen Lippen, bei dem seine Grübchen sichtbar wurden, bevor er auf eine Sitzgruppe wies. „Wenn du dich setzen würdest, Decimus? Etwas zu trinken?“




    Seiana verzog keine Miene, aber als der Terentius von großer Gästeliste sprach, hätte sie es am liebsten getan. Eine kleine Feier mit der Familie, das hätte sie bevorzugt, aber das stand nicht zur Debatte. Ein wenig überrascht war sie dann allerdings, dass er so gar keine Vorstellungen kundtat, wie die Feier sein sollte. Aber nun, ihr konnte das nur recht sein. „Wie du meinst“, antwortete sie ruhig, aber in diesem speziellen Tonfall, in dem sie auch: Dann möchte ich hinterher keine Beschwerden hören hätte sagen können. Und entsprechend sagte sie nun auch nichts mehr zu diesem Thema. Wenn ihm egal war, wie die Feier wurde, konnte sie sie ja tatsächlich nach ihren Vorstellungen gestalten, jedenfalls in dem Rahmen, der ihr gegeben war.


    Sie winkte ihren Sklaven heran, ließ sich eine Wachstafel geben und reichte sie weiter. Darauf waren Personen gelistet, mitsamt ihren Funktionen und möglichem Anhang – sie war gern vorbereitet, und es zeigte sich immer wieder, dass solche Termine dann deutlich effektiver vonstatten gingen. Ganz abgesehen davon, dass man Gesprächspartner durchaus auch überrumpeln konnte, wenn diese nicht vorbereitet waren, und leichter die eigenen Vorstellungen durchsetzen konnte. „Ich habe bereits einen Entwurf angefertigt. Du müsstest ihn nur noch korrigieren nach deinen Wünschen.“ Und sich vielleicht auf die ein oder andere Diskussion gefasst machen, je nachdem welche Personen er strich. „Ich würde übrigens gerne auf eine Verlobungsfeier verzichten, sofern dir das Recht ist. Wir könnten stattdessen eine Anzeige in der Acta machen, um sie bekannt zu geben. Mit dem gemeinsamen Auftritt bei den Spielen, den wir hatten... reicht das in meinen Augen.“

    Überraschung? Seianas Augenbrauen zuckten leicht nach oben. Wenn ein Termin, den sie extra ausgemacht hatte, eine Überraschung für ihn war, wollte sie nicht wissen, was er von unangekündigtem Besuch hielt. Aber sie sagte nichts, setzte nur ihr vages Lächeln auf. „Salve...“ Sie vermied es, einen Namen zu nennen – aus dem einfachen Grund: sie wusste nicht, welchen. Terentius war wohl zu förmlich, jetzt, wo sie verlobt waren, obwohl das ihre Wahl gewesen wäre. Cyprianus wäre wohl angebracht, aber das... war ihr zu vertraut. Und Appius ging schon gar nicht – nicht, bevor er es ihr angeboten hatte und es damit mehr oder weniger vorschrieb, oder bevor... nun ja, bevor sie sich eben besser kannten. Wirklich besser kannten. „Nun... danke“, unterbrach sie sich gleich und akzeptierte einen Becher Wein, bevor sie fortfuhr – ohne lange um den heißen Brei zu reden. Sie hatte mittlerweile den Eindruck gewonnen, dass ihm das ganz recht war, und sie selbst kam gern gleich auf den Punkt, und war froh, einen Gesprächspartner zu haben, bei dem sie das problemlos tun konnte... wenn sie denn richtig lag mit ihrer Einschätzung. „Ich wollte wegen der Hochzeit mit dir sprechen. Welche... Vorstellungen du hast. Auf was du Wert legst, auf was nicht. Und ob ich beispielsweise Sklaven von dir als Helfer ebenfalls einplanen kann – und wenn ja, wie viele –, insbesondere was den Teil der Feier betrifft, die hier stattfinden wird.“

    Seiana konnte ein Schmunzeln nicht ganz unterdrücken, als sie sah, wie der Terentius ihr zuzwinkerte. Er immerhin schien sich einigermaßen wohl hier zu fühlen - und Seiana war durchaus dankbar dafür, dass da noch mehr zu sein schien als der harte Mann, als den sie ihn kennen gelernt hatte, dass da... dass man sich auch unterhalten konnte, ein bisschen. Für ein gemeinsames Leben war das nicht ganz unwichtig. „Natürlich mit römischem Sieg. Wie wäre es mit der Eroberung Circesiums?“ fragte sie, immer noch mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.

    Seiana spürte ein wenig Unwillen in sich aufsteigen, als sie sah, was für eine Miene der Sklave machte... Immerhin war sie heute nicht zum ersten Mal hier, und das letzte Mal war sie schon erwartet worden. Davon abgesehen war sie nicht irgendwer. Aber es war Zeitverschwendung, sich mit dem unpassenden Verhalten irgendeines Sklaven abzugeben, und spätestens wenn sie hier die Hausherrin war, konnte sie sich immer noch überlegen, was sie mit dem Kerl machte - vorausgesetzt das jetzt war nicht nur eine nichtsaussagende Momentaufnahme seines Verhaltens, sondern er war ihr gegenüber häufiger so.


    Sie sagte also nichts, sondern wartete nur wie geheißen im Atrium darauf, dass der Terentius erscheinen würde.