Beiträge von Decima Seiana

    Persönlich durch Seiana überreicht* wurde jedem Familienmitglied - Venusia eingeschlossen - folgende Einladung:


    ~ Einladung ~


    Zum Anlass der Eheschließung von


    Appius Terentius Cyprianus


    und


    Decima Seiana


    laden wir dich herzlich ein, am ANTE DIEM VIII ID OCT DCCCLXI A.U.C. (8.10.2011/108 n.Chr.) den Hochzeitsfeierlichkeiten in der Casa Decima Mercator in Rom beizuwohnen.


    Appius Terentius Cyprianus & Decima Seiana



    Sim-Off:

    *Ich verzichte drauf, das auszuspielen, deswegen der Post hier :)

    Seiana deutete ein Kopfschütteln an. „Und was glaubst du, hören Senatoren von Dutzend anderer junger Männer, die in die Politik einsteigen möchten? Jeder wird das oder etwas in dieser Art sagen. Du solltest dir ein paar Gedanken machen und versuchen etwas zu finden, das dich von anderen abhebt, Flavus. Sieh es als Übung für künftige Reden, in denen du den gesamten Senat wirst von dir überzeugen müssen. So wichtig Hingabe zu Rom, Glaube an das Imperium und persönlicher Ehrgeiz auch sind, aber das allein wird kaum reichen. Je höher du kommst, desto weniger... und wenn du es besser kannst, dann fang mit solchen Allgemeinplätzen gar nicht erst an. Und wie ich deinen Großvater kenne, wird er dafür gesorgt haben, dass du es besser kannst.“ Wenigstens rhetorisch. Was den Inhalt betraf, würde Flavus sich selbst Gedanken machen müssen. Sie nippte an ihrem Wein und nickte dann leicht, als er weitersprach. „Das kannst du gerne“, antwortete sie – sicher konnte er das, er war ein Verwandter, auch wenn es nur angebracht war, dass er vorher fragte. Sie hoffte nur, dass er den Purgitius dann auch würde von sich überzeugen können.


    Bei seiner nächsten Frage zögerte sie einen Augenblick. Beinahe mochte man meinen, er hätte bemerkt, was sie zuvor gedacht hatte... aber vielleicht hegte er ja wirklich Zweifel an sich. „Alexandria ist ein ganz anderes Pflaster, das kannst du nicht mit Rom vergleichen“, antwortete sie schließlich. „Und was Rom angeht... Nun, wenn ich offen sein darf: du solltest dir angewöhnen, nicht auszusprechen, was dir gerade durch den Kopf geht, sondern vorher nachzudenken. Du solltest dir überlegen, was dich von der Masse abhebt. Und du solltest dir Gedanken machen, wo dein Weg dich hinführen soll. Was du erreichen willst, was dich antreibt. Es gibt genug Politiker, die den Cursus honorum anstreben, nur um sich eines Tages Senator nennen zu können.“ Seiana wusste, dass die Worte hart klangen, aber es half Flavus auch nichts, wenn sie ihm Honig ums Maul schmierte. Und so, wie er sich ihr präsentiert hatte gerade... fehlte ihr einfach noch etwas. Aber unter anderem dafür waren Verwandte ja, dass sie halfen, verbesserten. Sie deutete ein Achselzucken an, bevor sie ein flüchtiges Lächeln sehen ließ, um nach der Peitsche... nun, nicht gerade ein Zuckerbrot folgend zu lassen, aber doch einen Abschluss zu finden, der Flavus Grund zur Hoffnung geben mochte. „Aber du stehst noch ganz am Anfang. Du hast viel gelernt, und du hast hier die Zeit und die Möglichkeit, das Gelernte in der Praxis zu erproben, zu vertiefen, zu verfeinern. Und weiter Neues dazu zu lernen.“

    Seianas linke Augenbraue wanderte nach oben, als der Aurelius diesmal nur mit einem Ich weiß antwortete, und die gefühlte Temperatur fiel um ein paar Grad, als ihre Ausstrahlung frostiger wurde. Was um alles in der Welt hatten Männer nur immer? Sprach frau in Rätseln, war es nicht recht. Fand frau deutliche Worte, formulierte klar, was sie wollte, war es das ebenso wenig. Denn anders konnte sie sich seine sparsame Antwort kaum erklären, als dass es ihm nicht passte, dass sie deutlicher geworden war. Es sei denn, er bildete sich ein, sie zappeln lassen zu können... aber in ihren Augen überschätzte er sich da ein wenig, sollte dieser Fall zutreffen. Sicher wollte sie etwas von ihm... Aber der Mann war noch nicht mal Senator, während sie Auctrix war und den Praefectus Praetorio heiraten würde. Für den Aurelius war es im Grunde schon eine Ehre, dass er überhaupt bei dieser Hochzeit die Weissagung würde machen dürfen. Dazu kam der Fakt, dass er etwas dafür bekommen würde, wenn er entsprechend Positives zu berichten hatte. Seiana war sich ziemlich sicher, dass es genügend geben würde, die sich darum reißen würden. Und es war nicht so, dass er der einzige Haruspex war... oder die Haruspices die einzigen, die sie fragen könnte hierfür. Ein Haruspex mochte vielleicht passender sein, aber dennoch: die simple Frage: sind die Götter dieser Verbindung wohlgesonnen, ja oder nein?, würde auch ein Augur mit einem glaubhaften ja beantworten können.


    Was auch immer dahinter stecken mochte: Seiana hatte keine Lust, um den heißen Brei herumzureden. Sie hatte auch keine Lust, den halben Abend mit Andeutungen zu verbringen, wenn man zur Abwechslung klar reden konnte, einfach weil sie alleine waren, sah man von den paar Sklaven ab, die hier waren, und denen sie allesamt vertraute. Der Aurelius selbst hatte diese Gesprächsform schon eingeleitet, als er das höfliche Geplänkel zur Begrüßung einfach beiseite geschoben und direkt zum Kern gekommen war. Seiana verstand nicht ganz, warum er jetzt scheinbar wieder Wert darauf legte, unnötig herum zu tun – aber gut, Männer musste man auch nicht verstehen. „Wenn du das weißt, dann verstehen wir uns ja“, lächelte sie kühl zurück. „Sind noch Fragen deinerseits offen? Falls nicht, bleibt nur noch zu klären, was du brauchst. Allerdings gehe ich davon aus, das wirst du nach dem Essen besprechen wollen.“

    Seiana trank einen Schluck Wein und bediente sich dann an einer Olive, während der Aurelius den Tag verortete und ihr danach eine vorläufige Zusage gab. Das klang schon mal gut... Sie hatte wenig Lust, sich noch weiter umsehen zu müssen nach jemandem, der ihr da behilflich sein konnte. Die Organisation der Hochzeit fraß sowieso viel zu viel ihrer Zeit. „Nun, ich glaube nicht, dass wir den Termin verschieben werden. Ich persönlich brauche keine Bestätigung darüber, dass die Götter diesen Tag gutheißen.“ Es war im Grunde auch egal, ob die Götter die Ehe guthießen. Es kam nur darauf an, dass jeder glaubte, dass die Götter dieser Ehe wohlgesonnen waren. „Selbstverständlich wird aber die Öffentlichkeit erfahren, dass sie es tun.“ Mit anderen Worten: alles, was ohnehin nur in einem privaten Rahmen stattfand, musste nicht geschehen, solange die Botschaft nach außen stimmte. Sie hatte ja keine Wahl... und da war es ihr fast schon lieber, gar nicht erst zu wissen, was die Götter davon halten mochten. Und dann, wenn noch nicht einmal sie die Wahrheit erfuhr, erfahren wollte, konnte man es auch gleich ganz lassen – abgesehen natürlich von jenem Opfer, das Bestandteil der Hochzeitszeremonie war, und damit unverzichtbar. Ein kühles Lächeln zeigte sich auf ihren Lippen. „Es geht mir um den publikumsträchtigen Teil des Ganzen: die Weissagung bei der Hochzeit selbst.“

    „Der Praefectus Praetorio“, antwortete Seiana, wohl wissend, was das hieß, was das bedeutete – und doch blieb ihr Tonfall schlicht und sachlich. Sie war keine von den Frauen, die sich übermäßig darüber gefreut oder kichernd damit angegeben hätten. Sie sah das Ganze rational, und sie wusste, welche Vorteile das ihr und ihrer Familie brachte... aber wenn sie wirklich frei in ihrer Entscheidung gewesen wäre, würde sie ihn nicht heiraten. Sie würde gar nicht heiraten, wäre sie frei in ihrer Entscheidung. Aber das war sie nicht, und da war der Terentius unbestritten die beste Wahl. Auch dann, wenn man ihren Start betrachtete... die Vorteile waren einfach zu groß.


    „Nun, ich gehe doch davon aus, dass wir nicht nur die passenden Opfergaben finden, sondern tatsächlich jene exquisiten, die den Göttern am meisten gefallen. Dass diese nicht umsonst sind, versteht sich von selbst.“ Natürlich tat es das, mit nichts anderem hatte sie gerechnet. Wäre der Aurelius ihr einen Gefallen schuldig, wäre es etwas anderes... aber selbst dann würde sie es vorziehen, für diese Sache hier etwas springen zu lassen und sich einen möglichen Gefallen für später aufzuheben, für etwas, was sie nicht so einfach mit Geld regeln konnte. „Die Hochzeit wird voraussichtlich am ANTE DIEM VIII ID OCT DCCCLXI A.U.C. (8.10.2011/108 n.Chr.) stattfinden.“

    „Möchtest du dich setzen?“ bot sie ihm einen Stuhl an, und nickte dann leicht. Dass er wegen der Schola kam, war nicht schwer zu erraten gewesen, sonst hätte er kaum zuerst versucht sie dort zu erreichen. „Das ist richtig“, antwortete sie dann auf seine letzten Worte, mit einem leichten, aber kühlen Lächeln... und schwieg dann wieder. Sie hatte schon gefragt, weswegen er hier war, und sie sah nicht ganz ein, warum sie nun ein zweites Mal fragen sollte... Er würde schon sagen, warum er hier war.

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    Oooh was kam da nun… Der Schwarzrock schickte die anderen raus, und für einen Moment begann Raghnall zu glauben, dass er zum einen nun doch irgendeine Grenze überschritten – und zum anderen den Kerl unterschätzt hatte, wenn der nun tatsächlich Wert darauf legte, dass er ihn eigenhändig verprügeln wollte, und das nicht etwa der dritten Schönheit im Bunde überließ.


    Der Prätorianer überraschte ihn dann tatsächlich. Allerdings völlig anders, als Raghnall geahnt hätte. Der war ein Iunius? „Die Lectrix…“, murmelte er verstehend, und, natürlich, jetzt klingelte der Sesterz. „Die ist deine Cousine?“ Natürlich hatte der Schwarzrock dann einen Wissensvorsprung gehabt. Raghnall wusste immer noch nicht, ob die Iunia tatsächlich geschwatzt hatte oder ob es so war, wie der Kerl da sagte… dass ihm einfach aufgefallen war, dass sie sich anders verhalten hatte. Was nicht ganz unwichtig wäre, eigentlich… oder auch nicht. Fakt war, dass der Schwarzrock nicht einfach blind drauflos geraten hatte, sondern einen Grund für sein Misstrauen hatte. Und er konnte ja jederzeit nach Hause gehen und die Lectrix einfach fragen, und ob sie dann wirklich einen Verwandten anlügen würde, wenn sie direkt angesprochen wurde… da war Raghnall sich nicht so ganz sicher.
    Und dennoch… war das ein Grund, jetzt nachzugeben? Und wenn ja: wie sehr? Teilweise? Komplett? Raghnall wusste es nicht. Er wusste nicht, was der Decima mehr schaden würde. Ob er bei seiner Geschichte bleiben, oder doch die Karten auf den Tisch legen sollte… einen Teil zumindest. „Wissen deine Leut hier denn, wie, äh… befangen du in der Sache eigentlich bist? Weiß das dein Chef?“ Vielleicht war das ein Hebel, um anzusetzen. Raghnall konnte sich nicht vorstellen, dass der Iunius das gleich rumgetratscht hatte… und das konnte dann schnell so aussehen, dass er geschwiegen hatte, um seine Cousine zu schützen. Was mit Sicherheit keinem seiner Kollegen gefallen würde, und schon gar nicht seinen Vorgesetzten. Raghnall lehnte sich nach vorn. „Willst du damit also sagen, du würdest deine Cousine ans Messer liefern, weil du einen Eid geschworen hast? Was würdest du denn jetzt tun, wenn ich dir Sachen liefere, die sie in Schwierigkeiten bringen?“ Er zuckte die Achseln. „Wenn du darauf aus bist, dass ich dir etwas sage, was meine Herrin noch mehr in Schwierigkeiten bringen wird, kannst du lange warten.“ Damit hatte er im Grunde nichts gesagt, nichts zugegeben... es konnte sich genauso gut darauf beziehen, dass er nicht lügen würde, nur um hier heraus zu kommen. Und dennoch sagte es genug. Und je nachdem wie der Schwarzrock jetzt reagierte, was er antwortete... ergab sich vielleicht die Möglichkeit einer, nun ja: einer Einigung. „Es reicht schon, dass du mich da erwischt hast. Weil ich leider, leider zu spät gekommen bin... Aber damit könnt ihr ihr Ärger genug machen. Was willst du noch?“





    SKLAVE - DECIMA SEIANA

    [Blockierte Grafik: http://img51.imageshack.us/img51/2204/iaret.jpg]


    Iaret ließ sich Zeit mit der Untersuchung, ging sorgfältig vor. Es brachte nichts zu hetzen, wenn es um Gesundheit ging. Allerdings konnte er nichts entdecken, nichts, was auffällig gewesen wäre… und die Antworten des Jungen gaben auch keinen Hinweis darauf. „Nein“, beantwortete er schließlich übergangslos die Frage, die der Junge bereits vorhin gestellt hatte – und fügte erst nach einem weiteren Moment an: „Ich kann keine Anzeichen dafür entdecken, dass du erblindest. Es scheint sich vielmehr um eine allgemeine Sehschwäche zu handeln… Bei jungen Menschen ist es zwar häufiger, dass sie in die Ferne schlecht sehen können, aber manchmal ist es auch so wie bei dir. Ein geschliffener Edelstein wie Nero ihn hatte könnte dir vielleicht behilflich sein… Die Umstände können sicherlich auch ein wenig angepasst werden; dein Unterricht beispielsweise. Im Übrigen bleibt nicht viel als dich daran zu gewöhnen.“





    MEDICUS

    „Das Patronat für Mantua? Warum nicht.“ Die Stadt war ziemlich gebeutelt worden in der vergangenen Zeit, sie konnte Unterstützung sicherlich gebrauchen… Und der Terentius hatte auch Recht, was das den politischen Einfluss betraf. „Es wird sich sicherlich eine Gelegenheit ergeben, mit den Magistraten diesbezüglich zu reden… Interesse dürften sie sicherlich haben.“ Seiana konnte sich nicht vorstellen, dass eine Stadt es ablehnen würde, den Praefectus Praetorio als Patron zu bekommen. „Außerdem würde ich gerne die Gelegenheit nutzen und dem Legat der Prima einen Besuch abstatten, um den Kontakt zu pflegen. Ich würde ihm vorher schreiben und uns ankündigen… oder wir könnten ihn zu einer Cena auf dein Landgut einladen.“ Es konnte nie schaden, Kontakte dieser Art aufzufrischen, wenn sich schon die Gelegenheit ergab. Und sie musste noch nicht einmal allgemeine Höflichkeit vorschieben – sie hatte einen Grund ihn zu besuchen, um der alten Zeiten willen, als er noch für die Acta geschrieben hatte… und sie eine Klientin seines Verwandten gewesen war. Es wäre unhöflich, ihn unter diesen Umständen nicht zu besuchen. Und selbst wenn ein solches Treffen für sie keinerlei Nutzen hätte: für ihren Zukünftigen war es sicher wertvoll, genauso wie es ihre Verbindung zu dem Aurelius war – erst recht, falls der Terentius den Legat noch gar nicht persönlich kannte.

    Seiana musste schmunzeln, als der Aurelius die Höflichkeiten beiseite wischte und sie gleich auf den Grund ihrer Einladung ansprach – und in dieser Situation versuchte sie nicht einmal, es zu verbergen, wo sonst so häufig. Dass er augenscheinlich gleich zur Sache kommen wollte, amüsierte sie und gefiel ihr gleichermaßen. Nicht immer verliefen Gespräche so – häufiger, als ihr lieb war, legten die Menschen Wert auf eine gewisse Einleitung, auf den Austausch gewisser Höflichkeiten. Und sie war höflich. Es kam – in diesem gesellschaftlichem Rahmen jedenfalls, etwas anderes waren beispielsweise Gespräche mit ihren Mitarbeitern, die ganz sicher kein Geplänkel von ihr zu hören bekamen – nur selten vor, dass sie diejenige war, die ein Gespräch beschleunigte… und dann auch nicht, weil sie zuließ dass ihre Ungeduld die Oberhand übernahm, sondern weil es ihr erfolgversprechender erschien, eine gewisse Härte in die Unterhaltung einfließen zu lassen. In den meisten Fällen dieses Rahmens spielte sie nach den Regeln… Aber sie hatte sich damit noch nie wirklich anfreunden können. Weswegen sie sich auch auf Festen so unglaublich fehl am Platz vorkam, selbst bis heute, obwohl sie eindeutig dazu gelernt hatte, was die Fähigkeit zur oberflächlichen Konversation betraf.


    Umso angenehmer war es nun, in dem Aurelius einen Gesprächspartner bekommen zu haben, mit dem sie keine Zeit verschwenden musste. „Sehr gerne“, antwortete sie also mit einem leichten Neigen ihres Kopfes, und immer noch dem leichten Schmunzeln auf den Lippen. „Ich werde in naher Zukunft heiraten.“ Womit Teil eins, warum sie ihn brauchte, schon mal gesagt wäre. „Was nun Opfer und Eingeweideschau dabei betrifft… mein Verlobter und ich legen Wert darauf, dass die Götter uns sehr wohlgesonnen sind.“ Und das war Teil zwei. Auch wenn sie nicht explizit gesagt hatte, was sie von ihm erwartete, ging das aus ihren Worten doch recht deutlich hervor… Und nun hieß es abwarten, wie er darauf reagieren würde. „Würdest du dafür zur Verfügung stehen?“

    „Die Freude ist ganz meinerseits“, erwiderte Seiana, wie stets ein wenig... nun: sich unbeholfener als sonst fühlend, wenn ihr ein Kompliment gemacht wurde. Aber in Momenten wie diesen, in denen es recht eindeutig nur dem höflichen Geplänkel zuzuordnen war, fiel es ihr dann doch recht leicht, diese Unsicherheit in ihr gekonnt zu überspielen. Sie legte sich ebenfalls hin und musterte den Aurelius währenddessen, während zugleich ein weiterer Sklave erschien und eine kleine Variation an Vorspeisen brachte – nichts zu exquisites, immerhin wollte sie nicht übertrieben, aber doch ausgewählt und nicht gerade billig: gefüllte Oliven, eingelegte Fischhäppchen, Eier, dazu ein wenig Brot.


    Sie lehnte sich zurück und nippte an ihrem Wein. Auch wenn der Rahmen nicht... ganz der ihre war, war das hier immer noch besser als ein Fest. Oder auch nur ein Mahl mit mehreren Personen. „Vielleicht“, antwortete sie vage, während sie sich ein wenig zu essen nahm. Möglicherweise kam Faustus noch dazu, wenn er hörte, dass sie Besuch hatte. Wenn Faustus sich nicht geändert hatte in der Hinsicht, dann war er immer noch ein wenig... nun ja, empfindlich, was ihre Ehre, ihr Ansehen betraf. Dass sie über diesen Punkt schon längst hinaus war, wusste er nicht... auch wenn es zumindest teilweise logisch war, bedachte man ihre Position. Und ganz sicher würde es ihm nicht gefallen, dass sie ihm nicht vorher Bescheid gegeben hatte – aber was hätte sie machen sollen? Hätte sie es ihm gesagt, hätte er womöglich dabei sein wollen, und das ging nicht. Sie konnte Faustus hierbei nicht gebrauchen. Sie würde ihm ganz sicher nicht offenbaren, dass sie vorhatte den Aurelius zu bestechen. Und wie so häufig in letzter Zeit spielte für sie auch der Fakt eine Rolle, dass sie sui iuris war – und schon lang auf sich selbst gestellt. Die Männer der Familie konnten sie nicht einfach jahrelang allein lassen und dann, wenn sie auf einmal wieder auftauchten, erwarten, dass sie nach ihrer Pfeife tanzte, nur weil sie eine Frau war. Das würde sie ganz sicher nicht. „Aber wenn, dann erst später. Vorerst sind wir unter uns.“ Sie lächelte flüchtig. „Meinen Glückwunsch zu deiner abgeschlossenen Quaestur. Deine res gestae scheint den Leuten gefallen zu haben...“ Ein Einstieg so gut wie jeder andere... Aber ein dezenter Hinweis darauf, dass es Zeiten gegeben hatte, in denen sie mit den Aureliern recht gut gestanden hatte, war vielleicht noch angebracht. Immerhin war das einer der Gründe, warum sie beschlossen hatte, ihn einzuladen – vielleicht half ihre Verbindung zu seinem verstorbenen Verwandten ja, ihn ihrem Anliegen ein wenig gewogener zu machen. Letztlich hatte die Familie weiterhin die Verantwortung für Klienten, auch wenn es ehemalige von Verstorbenen waren... und wenn er davon nichts wusste, würde sich sicher eine Gelegenheit ergeben, das noch einzubauen im weiteren Gesprächsverlauf. „Wie geht es deinen Verwandten?“

    Seiana zog ganz leicht die Augenbrauen hoch. „Möglich, ja...“ An irgendetwas konnte sie sich vage erinnern... ein Terentius hatte sogar einen Leserbrief an die Acta geschrieben, in dem er sich beschwert hatte. Aber sie hielt es für klüger, darauf jetzt nicht allzu genau einzugehen. Einerseits weil sie nicht wirklich wusste, worum es damals tatsächlich gegangen war, sondern erst recherchieren müsste – und andererseits, weil es ein Verwandter des Mannes war, den sie zu heiraten gedachte. Und sie hatte nicht vor, sich deswegen jetzt mit ihm zu streiten, nur weil sie die Acta verteidigte. „Ich werde sie mit aufnehmen. Die Liste kannst du behalten – falls dir noch jemand einfällt, lass mir einfach eine Nachricht zukommen.“


    Und dann sprach sie die Feier in Mantua an... und er sagte ja. Für einen winzigen Moment war Seiana aus dem Konzept gebracht. Sie hatte... sie hatte sich vorher nicht explizit Gedanken darüber gemacht, aber wenn sie ehrlich war, dann hatte sie instinktiv nicht wirklich damit gerechnet, dass er zusagen würde. Immerhin war er Praefectus Praetorio, möglich, dass er die Stadt nicht wegen einer solchen Veranstaltung für ein oder zwei Wochen verlassen wollte. Aber genau das tat er, sprach sogar davon, dass er ein Landgut bei Mantua hätte, wo sie bleiben könnten... Ihr Gesicht blieb unbeteiligt, aber sie hätte es am liebsten für Momente in ihren Händen verborgen. Da war ja noch etwas. Die Sache mit der Zeit... die sie ab der Hochzeit miteinander verbringen würden. Sie würde dann hier wohnen, würde ihn regelmäßig sehen... gut, sie beide hatten ihre Arbeit, und sie war auch irgendwie davon ausgegangen, dass sie sich da schon... aus dem Weg würden gehen können, die meiste Zeit. Dass der Terentius womöglich Wert darauf legen könnte, Zeit mit ihr, mit seiner Frau zu verbringen, daran hatte sie nicht so wirklich gedacht. Und wenn er mitkam nach Mantua, und sie auf seinem Landgut blieben... Auch wenn es auch dort etwas zu tun geben würde – es würde genug Zeit übrig bleiben für Zweisamkeit, welcher Art auch immer diese sein mochte.
    Von diesen Gedanken ließ sie sich nichts anmerken – aber sie brachte es auch nicht fertig, ein erfreut-strahlendes Lächeln zu zeigen, sondern behielt weiterhin ihre ruhige Miene bei. „Das klingt doch sehr gut“, antwortete sie und deutete dann ein Achselzucken an, während sie ihn zugleich eine Spur aufmerksamer musterte. Feste sagten ihm also nicht zu. Das war ein sympathischer Zug an ihm. „Dann geht es dir wie mir“, gestand sie ein. „Aber es ist ein öffentliches Fest, ich denke in der Stadt wird einiges los sein... besser als ein privates. Dann werde ich der Stadtverwaltung eine Antwort zukommen lassen.“

    Dass Massa nichts sagte, sie nicht einmal grüßte, sondern sich nur schweigend durch den Raum zu einem der Korbstühle bewegte, verwirrte und irritierte Seiana gleichermaßen ein wenig. Es war ungewöhnlich, und damit etwas, womit sie nicht allzu gut umgehen konnte... Ebenso schweigend ließ sie sich ihm gegenüber nieder, beobachtete ihn aufmerksam, während ihre Miene ruhig blieb und wenig von dem verriet, was gerade in ihr vorgehen mochte. Sie schwieg und wartete, darauf, dass er nun etwas sagte, immerhin hatte sie ja bereits den Anfang gemacht... und war schon drauf und dran, noch etwas anzufügen, als Massa doch etwas sagte. Allerdings nichts, was sie erwartet hätte. Immer noch keine Begrüßung. Kein Geplänkel. Keine Höflichkeiten. Er hielt sich nicht mit irgendetwas Unwesentlichem auf... sondern kam gleich auf den Punkt, diesen einen, einzigen Punkt, der sie tiefer mit ihm verband als mit jedem anderen Menschen außer ihrem Bruder, obwohl sie ihn kaum kannte. Faustus. Dass er ihrem Bruder in der Wüste das Leben gerettet hatte, dafür würde sie ewig in seiner Schuld stehen, ihm ewig dankbar sein. In ihren Augen flackerte es unstet, und für wenige Momente zeigte sich auf ihren Zügen der Schmerz, die Angst, die Sehnsucht und das Gefühl, ihn zu brauchen, ihn so dringend zu brauchen und doch allein zu sein, all das, was sie in der vergangenen Zeit empfunden hatte bei den Gedanken an ihren Bruder, während dieser auf seinem zweiten Feldzug unterwegs war, gegen irgendwelche Barbaren kämpfte und sein Leben riskierte.


    So viel hätte sie sagen können. Sie hätte einfach über diesen ungewöhnlichen Gesprächseinstieg hinweg gehen können. Sie hätte ihn fragen können, wie seine Reise war, wie er Rom fand, wie ihm die Classis gefiel und seine Tätigkeit dort. Sie hätte auch über Faustus reden können... oder Massa nach der Wüste fragen, nach ihren Erlebnissen dort, nach dem Feldzug. Aber nichts davon wollte ihr so recht über die Lippen gehen, nichts, bevor sie nicht etwas anderes geäußert hatte, etwas, das ihr viel mehr am Herzen lag, viel wichtiger war. „Danke, dass du ihn nach Hause gebracht hast“, flüsterte sie.

    Seiana hob ganz leicht die Schultern an, kommentierte aber die Feststellung nicht weiter, dass er sie nicht unbedingt für eine Hispanierin gehalten hätte. Sie wusste durchaus selbst, dass sie nicht unbedingt so wirkte, wie man es den Iberern für gewöhnlich nachsagte... aber dazu gab es nichts, was sie hätte anmerken können, also ging sie über diesen Satz einfach hinweg.


    „Mein Vater war ebenfalls Soldat...“ Selten daheim und früh gefallen. Aber wenn er da war, hatte er sich um seine Kinder gekümmert... Gar nicht zu reden von ihrer Mutter, deren Bestreben es immer gewesen war, ihre Kinder gut zu versorgen und ihnen einen guten Start zu ermöglichen – auch wenn das hieß, dass sie sich mit manchen überworfen hatte, weil sie meinte zu wissen, was das Beste für sie war, und zumindest Faustus und Appius davon nicht wirklich begeistert gewesen waren. Und sie? Nun, sie war als Kind auch nicht begeistert von dem gewesen, was ihre Mutter von ihr erwartet hatte, aber... irgendwann war der Zeitpunkt gekommen, an dem sie begonnen hatte zu versuchen, es ihr Recht zu machen. Ohne es, zumindest nach ihrem Gefühl, je zu schaffen... „Anders sind sie, aber auch Rom hat seine faszinierenden Seiten“, antwortete sie. „Und davon weit mehr als eine Provinzstadt wie Tarraco.“ Sie lächelte flüchtig, vage, und sah ihn dann von der Seite an. Axilla und nicht ganz konform? Das war auch eine Möglichkeit, die Iunia zu beschreiben, und ihre Lippen verzogen sich ganz kurz in der Anwandlung eines bitteren Lächelns, als sie unweigerlich an die Vergangenheit denken musste – aber sie hatte sich schnell wieder im Griff. „Nun, mit Unkonformität kommt man sicher durch. Alexandria bietet sich dafür zwar besser an... aber Rom ist groß genug, um jedem Platz zu bieten. Nur wenn man seiner Familie Ehre bringen, Karriere machen, einen Platz in der obersten Schicht finden will... sollte man sich anpassen an die Gepflogenheit, sonst kommt man selten wirklich weit.“ Um die Worte ein wenig aufzulockern, fügte sie, erneut mit einem flüchtigen Lächeln – kaum mehr als ein sachtes Verziehen ihrer Mundwinkel –, an: „Dir scheint es bisher aber nicht geschadet zu haben, dass du dich nicht angepasst hast.“

    Also hatte sie mit dem Kaiser richtig gelegen. Und auch sonst schien er an der Gästeliste nichts auszusetzen zu haben – was Seiana allerdings auch gewundert hätte. Wie so ziemlich alles hatte sie sich auch darüber Gedanken gedacht... und in diesem Fall war es auch nicht sonderlich schwer, eine angemessene Gästeliste zusammenzustellen. „Wenn du mir die Namen und den Aufenthaltsort deiner Verwandten noch zukommen lässt, werde ich auch ihnen eine Einladung zukommen lassen. Auch wenn es nur pro forma ist... aber es soll sich ja keiner übergangen fühlen.“ Am liebsten hätte sie nun schon wieder frustriert das Gesicht verzogen, aber... wie so häufig in letzter Zeit rief sie sich in Erinnerung, dass das nicht zielführend war. Es half ihr weder, diese Feier zu beschleunigen noch sie erträglicher zu machen.


    Sie lehnte sich ein Stück zurück, entspannte sich ein wenig, weil das Gespräch doch recht... nun ja, gut lief. Sie kannte den Terentius noch viel zu wenig, stellte sie mal wieder fest, jedes Treffen hatte etwas von einer Wundertüte, weil sie sich nicht sicher war, wie er gelaunt war oder wie er reagieren würde... Sie mochte ihre Gesprächspartner lieber, wenn sie berechenbar waren. „Ich werde darauf achten, wenn ich mit einem diesbezüglich spreche.“ Sie ließ sich eine weitere Tafel reichen. „Ich habe vor kurzem eine Einladung erhalten zu Feierlichkeiten in Mantua. Diese werden nach unserer Hochzeit sein...“ Nein, sie würde ihn nicht fragen, ob es in Ordnung war, dass sie zu diesem Anlass dorthin reisen würde. Sie war und blieb sui iuris, und sie konnte ihren Stolz nicht so sehr zerfetzen, dass sie so tat als wäre es anders. Aber sie konnte kompromissbereit sein, konnte zeigen, dass ihr seine Meinung wichtig war. „Würdest du mich dorthin begleiten?“

    Zitat

    Original von Caius Decimus Flavus
    Die etwas harsche Antwort wunderte ihn nicht weiter, es stand ihm auch eigentlich gar nicht zu. "Verzeih meine unangebrachten Worte, aber ich sage des öfteren was ich denke und das ging mir eben durch den Kopf." Wie ein reudiger Hund senkte er schuldbewusst seinen Kopf.
    Purgitus Macer, der Name sagte ihm etwas, allerdings war es damit auch bereits getan. Er wäre sicher eine gute Wahl und ein Versuch wert.
    "Ich denke Macer wäre eine gute Wahl. Wie stelle ich am leichtesten Kontakt zu ihm her, ich kann ja nicht einfach vorbeigehen, da sollte man schon vorbereitet sein." Eigentlich war es alles nur nicht das. Der CRV wäre ebenso wichtig wie alles weitere, gute Vorbereitung, Kenntnisse über den Senator und seine Karriere war von Vorteil. Vorbereitung war wichtig, sehr wichtig und Flavus wusste gar nicht wo er anfangen sollte.
    "Finde ich bei der acta etwas über Macer?" Das schien ihm eine gute Idee.


    Seiana nickte nur mit unbeteiligter Miene – und sparte sich den Kommentar, dass Flavus würde lernen müssen, eben nicht zu sagen was er dachte... jedenfalls wenn er es wirklich in der Politik zu etwas bringen wollte. Oder dass er so etwas wie Schuldbewusstsein besser nicht gar so sehr zur Schau stellte, denn das könnte ihm leicht als Schwäche ausgelegt werden. Und für schwach gehalten zu werden war fatal im politischen Betrieb Roms.


    „Nun, doch, ich würde dir tatsächlich vorschlagen vorbeizugehen. Es bietet sich natürlich an, dass du vorher einen Termin vereinbarst... aber du kannst auch einfach zur Salutatio kommen, die meisten Römer lassen auch noch andere Besucher nach ihren Klienten zu, sofern sie noch Zeit zur Verfügung haben“, antwortete sie dann. „Wichtiger ist, dass du dich auf diesen Termin vorbereitest.“ Als er die Acta erwähnte, überlegte sie einen Moment. „In den Archiven dürften wir sicher das ein oder andere haben. Allerdings ist es in meinen Augen noch wichtiger, dass du dir überlegst, was dich auszeichnet... Natürlich gehören dazu auch seine Erfahrungen, die eine Arbeit bei ihm für dich wertvoll machen, allerdings wird er, denke ich, vor allem wissen wollen, was du mitbringst, was dich interessiert, was dich antreibt – kurz: weswegen er dich nehmen sollte.“

    Der Haruspex hatte zugesagt, und so hatte Seiana alles vorbereiten lassen. Ein leichtes Abendessen wartete darauf, serviert zu werden, sollte der Aurelius Appetit verspüren... Was sie vorhatte ihn zu fragen, ließ sich wohl besser in einem gewissen... vertrauteren Rahmen besprechen, fand sie, nicht mehr oder weniger zwischen Tür und Angel. Und schon gar nicht in den Officien des Collegium Haruspicium, wo sie kaum kontrollieren konnte, wer zuhörte – während sie hier, in der Casa Decima, ihren persönlichen Sklaven eintrichtern konnte, dass sie nicht gestört werden wollte... und unerwünschte Zuhörer entweder vertrieben oder rechtzeitig angekündigt zu werden hatten, so dass eine unliebsame Überraschung ausgeschlossen war. Nicht dass es so außergewöhnlich war, was sie von dem Haruspex wollte, aber dennoch musste es ja nicht sein, dass jemand mitbekam, wie sie das tat. Schon gar nicht Faustus.


    Sie hatte sich bereits kurz vor der vereinbarten Stunde ins Tablinum begeben und dort verharrt, am Fenster, wie so häufig – so dass er nun nicht auf sie warten müsste. Als sie hörte, wie er kam, drehte sie sich um und setzte ihr übliches, kühles Lächeln auf. „Aurelius. Ich freue mich, dass du meiner Einladung gefolgt bist... Bitte nimm doch Platz.“ Sie wies auf die vorbereiteten Klinen – wohl wissend, wie ungewöhnlich das war, aber über diesen Status war sie schon lange hinaus, dem gesellschaftlichen Bild einer Römerin zu entsprechen. Natürlich versuchte sie es nach wie vor, wann immer es ging – aber es ging eben nicht immer, nicht mit den Positionen, die sie mittlerweile innehatte. Während sie sich hinlegten, schenkte ein Sklave Falerner ein und reichte ihnen beiden jeweils einen Becher. „Ich habe mir erlaubt, angesichts der Stunde eine kleine Cena vorbereiten zu lassen... ich hoffe du bist hungrig.“