Zweifellos war der Sklave eine Augenweide. Auch seine künstlerischen Fähigkeiten, die durch das Bild, welches der Sklavenhändler der Menge zeigte, bezeugt wurde, stimmten mich wohl. In der Tat dachte ich darüber nach, mir den Sklaven ins Haus zu holen.
Natürlich war ich nicht die Einzige. Ein ganze Menge von gierigen Augenpaaren waren auf den Griechen gerichtet. Viel zu viele, die seine künstlerische Begabungen gar nicht richtig zu schätzen wußten. Es wäre eine einzige Vergeudung gewesen, würde der Grieche in einem dreckigen Stall oder gar auf einem Rübenacker landen. Nein, nein, er gehörte in gute Hände, die etwas mit seiner Kunst anzufangen wußten!
Als ich so darüber nachdachte, wie viel ich bieten sollte, wurde mein Denken jäh von einem Gepolter und Geschrei unterbrochen. Dies bewog mich, meinen Blick von dem Griechen abzuwenden und mich umzuschauen, jedoch war meine Sicht in der Sänfte begrenzt.
"Sieh nach, was da los ist!", befahl ich meiner Charis, die sofort von meiner Sänfte wich. Es dauerte nicht lang, bis sie wieder zurückkehrte.
"Ein Tumult, Herrin! Ein Marktstand ist umgekippt und die Leute stürzen sich nun auf die heruntergefallenen Waren. Wenn ich noch bemerken dar, Herrin, da vorne ist auch die Sänfte von domina Prisca!"
Das war mal wieder typisch! Dieser widerliche Mob konnte einfach nicht genug bekommen. Verständnislos schüttelte ich mit dem Kopf, bis ich den Namen Prisca vernahm.
"Prisca?! Sie sitzt aber doch hoffentlich noch in ihrer Sänfte und hat sich nicht dem Mob angeschlossen?", fragte ich besorgt. Eigentlich hatte die junge Aurelia immer einen guten Eindruck hinterlassen und ich glaubte auch nicht, daß sie sich zu solchen Dingen hinreißen lassen konnte.
"Nein, Herrin, ich nehme an, sie sitzt noch in ihrer Sänfte. In der Menge habe ich sie nicht gesehen."
Mein erleichtertes Aufatmen war zu hören und mein beruhigtes Lächeln kam auch wieder zurück.
"Nun, dann geh zu ihr und frage sie, ob sie zu mir herüber kommen möchte! Mich würde interessieren, was sie von dem Sklaven dort oben hält."
Die makedonische Sklavin eilte sofort zu Priscas Sänfte, um die Botschaft ihrer Herrin zu überbringen.
Ich hingegen warf einen weiteren Blick auf den Sklaven. Dieses mal, zog ich den Vorhang zur Seite, um ihn noch besser sehen zu können. Zu gerne hätte ich ihn einmal sprechen gehört. Schließlich war das, zumindest für mich, auch noch ein Kriterium, ob ich ihn kaufen sollte, oder nicht.