Ich ließ die Tiberia ausreden, nicht nur der Höflichkeit willen auch weil sich dann unser "Gespräch" dann um ein Minimum verkürzte, wie ich meinte. Daß sie in der Tat nur wenig auf das gab, was die Sklaven so tratschten, imponierte mir schon ein wenig. schließlich war sie ja noch eines dieser jungen Dinger, denen man viel erzählen konnte, wenn der Tag lang war und die dann auch noch alles glaubten ,was sie hörten. Wie alt mochte sie wohl sein? Nicht älter als zwanzig, eher noch junger. Und wenn schon, wenn sie erst einmal in mein Alter kam... Ach Herrje, so alt war ich nun auch wieder nicht, nur das Leben hatte es nicht oft gut mit mir gemeint.
Ein wenig in Gedanken lauschte ich ihrer Worte und war doch etwas erstaunt. Ihre Erkenntnisse hatte sie entweder aus einer recht guten Beobachtungsgabe heraus entnommen oder sie hatte sich dennoch insgeheim dem sklavischen Tratsch hingegeben. Wie dem auch war, es war interessant!
"Ein Problem...? Mhm...", echote ich nachdenklich. "Meinem Ehemann ebenfalls nicht? Aha? Inwiefern?" Nun, ich wußte, daß er verärgert war, über das was vorgefallen war. Aber daß er es sich so zu Herzen nahm, daß sogar andere Familienmitglieder Notiz davon genommen hatten, war mir neu. In all den Tagen, in dem ich mich in meinem selbstgewählten Exil aufgehalten hatte, fragte ich nie danach, wie es ihm wohl erging. Wenn er litt, war das ein Zeichen des Interesses. Interesse zur Wahrung seines guten Rufs oder tatsächlich Interesse an dem Erhalt dieser Ehe, was in einigen Punkten das gleiche bedeutete.
Letztendlich bot sie mir ihre Schulter an, an der ich mich ausheulen konnte, wenn mir danach war. Nun, wenn das jemals geschehen sollte, dann bestimmt nicht hier und jetzt. Über solch delikate Angelegenheiten sprach ich nicht mit einer Fremden. Sie mußte erst noch beweisen, daß ich ihr ganz vertrauen konnte.
"Das ist sehr nobel von dir, meine Liebe und ich bin ganz und gar nicht abgeneigt, dich etwas näher kennenzulernen. Nun ja, Marcus und ich... wir haben so unsere Probleme. Eines davon ist, und das ist ja wohl kaum ein Geheimnis, das Ausbleiben meiner Schwangerschaft. Wenn du mich nach Marcus´ Problemen fragst, so mußt du dich an ihn wenden."
Derweil schob sie mir den Teller mit dem verlockend riechenden Honiggebäck zu. Eigentlich wollte ich nichts davon kosten, doch wenn sie mich so darum bat, tat ich ihr eben den Gefallen.
"Nun gut, aber nur ein Stück!"