Offensichtlich hatte er eine Szene erwartet, die ich ihm bei seinem Eintreffen machen würde. Doch weit gefehlt! Indem ich nett und freundlich war, hatte ich ihn schlichtweg ins Schleudern gebracht, ihn unsicher gemacht. Zwar war ich es gewesen, die vor einigen Wochen in einer Nachtundnebenaktion abgereist war, doch war er nicht ganz unschuldig daran gewesen.
Daß zwischen uns einiges stand, was immer noch unausgesprochen war, konnte man deutlich erkennen. Marcus vermied es, es sich gemütlich zu machen und sich zu mir zu setzen. Wahrscheinlich dachte er, er würde nicht lange genug bleiben, um sich setzen zu müssen. Womöglich waren es andere Dinge, nach denen er sich in Wirklichkeit sehnte.
"Och, doch!", meine ich im belanglosen Plauderton, auch wenn dies nicht der Wahrheit entsprach. Jedoch ein wenig Small-talk konnte zu Anfang nicht schaden. Schließlich wollte ich ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen.
"Nun ja, du weißt ja, die Sonne hat nicht besonders viel Kraft um diese Jahreszeit. Ostia im Winter ist ein wenig... trist. Und du? Hast du dich gut amüsiert? Die Saturnalien und all das?" fragte ich, mit einem gewissen Hintergedanken. Dann sah ich ein wenig ungeduldig zur Tür. Wo der Junge nur blieb!
Ach, er würde schon kommen! Schnell lenkte ich meinen Blick wieder zu Marcus und lächelte ihn an, so als könnte ich kein Wässerchen trüben. Noch war die Zeit nicht gekommen, um das große Donnergrollen losbrechen zu lassen.
Beiträge von Flavia Celerina
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Als erste hatte Charis wieder den Weg zu mir gefunden. Solange mein Mann noch nicht da war, beschäftigte sie sich damit, meine Koffer auszupacken und mir Bericht zu erstatten, was sich denn so die Tage vor meiner Rückkehr zugetragen hatte. Außerdem hatte ich ihr einige Aufträge erteilt, die sie später noch am Tage zu erledigen hatte. Während meiner Rückreise war mir ein Gedanke immer wieder durch den Kopf gegangen. Ich erinnerte mich der Worte Chimerions noch ganz genau und auch seine Vermutung, weswegen mein Ehemann sich so schwer dabei tat, wenn er des Nachts zu mir kam, wenn er denn kam. Um Chimerions These, Marcus könne eventuell anderen Vorlieben frönen zu überprüfen, hatte ich mir etwas einfallen lassen. Zugegebenermaßen verabscheute ich mich dafür etwas, weil darin ein unschuldiger Knabe involviert war, der noch nichts von seinem Glück wußte. Allerdings, wer sagte mir, daß dieser unschuldig anmutende Sklave nicht längst schon der Zeitvertreib meines Mannes war?!
Marcus hatte sich an diesem Tage reichlich Zeit gelassen, um mich aufzusuchen. Man konnte fast glauben, er tat dies absichtlich. Doch dann, endlich oder besser gesagt plötzlich wurde, ohne anzuklopfen, die Tür aufgestoßen. Aufgeschreckt sah ich sofort zur Tür. Meiner Sklavin ging es wohl in diesem Moment nicht anders. Sie beendete sofort ihre Arbeit und wartete auf meine Anweisungen.
"Oh! Marcus! Welch eine Überraschung! Wie schön, daß du deinen Weg hierher gefunden hast," rief ich ein wenig übertreiben freundlich. Ich wollte nicht diejenige sein, die zuerst schrie!
"Aber bitte, setz dich doch!" Ich gab Charis ein Zeichen, daß ich sie vorerst hier nicht mehr benötigte und sie nun gehen konnte. Wohl aber sollte sie meine weiter meine Anweisungen ausführen. -
Der Sklave spielte mit seinem Leben! Obwohl er doch gar nichts dafür konnte. Wenigstens dachte er mit und bot an, einen Boten auszuschicken.
Ich seufzte genervt! Das war ja war ja mal wieder typisch! Frau kommt heim, Mann ist nicht da! Wo er nur wieder steckte!
"Ja, tu das! Ich wünsche ihn umgehend zu sprechen. Wenn er wieder zurück ist, richte ihm aus, ich erwarte ihn in meinem cubiculum." Schließlich mußte ja nicht gleich das ganze Haus Zeuge dessen werden, was wir uns zu sagen hatten.
Dabei beließ ich es und schritt an dem Ianitor vorbei, meinen Räumen entgegen. -
Wie gesagt, meine Stimmung war mies und daran konnte auch nicht die Freundlichkeit des nubischen Türstehers etwas ändern. Ganz im Gegenteil, er provozierte mich geradezu unfreundlich zu werden mit seiner, sicherlich gutgemeinten Nachfrage, meines Urlaubs betreffend. Unfreundlich war wohl eher zu milde ausgedrückt. Ich kochte geradezu vor Wut! Deswegen traf ihn zuerst auch nur ein Blick, der hätte töten können. Nein, ich ließ mich vor dem Sklaven nicht herab, um mich in einer Schimpftirade zu ergießen. Ich bewahrte die Ruhe, so wie der Vesuv, ein Tag, bevor er Pompeji unter seiner Asche begrub.
"Nett?! Sehe ich aus, als wäre der Urlaub nett gewesen? Natürlich sollst du den Senator rufen! Ich möchte auf der Stelle mit ihm sprechen! Und komm mir ja nicht mit Ausflüchten, er wäre beschäftigt oder dergleichen!"
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Um nicht auf teure Miet-Sänftenträger angewiesen zu sein und weil meine Stimmung sowieso schon auf dem Tiefpunkt war und ich dieser Tage beileibe keine Lust auf trautes Familienleben hatte , beschloß ich, erst nach den Saturnalien die Heimreise anzutreten.
Da mein lieber Mann mir ja eine ganze Rotte custodes auf Hals geschickt hatte und so an wahrhaftige Erholung gar nicht mehr zu denken war, hielt ich die Anwesenheit meiner eigenen Sklaven für nicht mehr wichtig. So hatte ich diese schon im Vorfeld nach Hause geschickt.
So schritt nun Trautwini, das germanische Muskelpaket meiner Sänfte voran, die sich unweigerlich wieder der Villa Aurelia näherte. Er wußte, was zu tun war und klopfte deshalb ganz selbstverständlich an der porta. -
Zugegebenermaßen hatte ich mich etwas verspätet zu den Gästen ins triclinium begeben. Nachdem die Hochzeitsfeierlichkeiten nun langsam in den gemütlichen Teil übergingen und mein Pflichtpart als treusorgende Ehefrau an der Seite des Senators Aurelius Corvinus somit beendet war, hatte ich mich erst einmal frischmachen müssen. Theater spielen zu müssen war auf die Dauer sehr anstrengend. Wie sehr ich diese Rolle schon hasste! Eine Auszeit wäre gut, war mein erster Gedanke.
Marcus schien auch keine Probleme damit zu haben bei dem nun folgenden Mahl auf meine Gegenwart verzichten zu müssen. Auf was hatte ich mich da nur eingelassen?
Trotzdem konnte ich es mir nicht länger leisten, der Feier länger fernzubleiben. Ich träufelte noch einige Tropfen einer wohlriechenden Parfumessenz auf mein Dekolleté, dann kehrte ich zurück auf das Schlachtfeld.
Im triclinium angekommen drückte mir einer der Sklaven einen Becher Mulsum in die Hand und geleitete mich zu einer der noch freien Klinen. Mir gegenüber liegend erblickte ich wieder diese junge Frau, die sich gerade mit Prisca unterhielt. Bereits vorhin bei der Zeremonie war sie mir erneut aufgefallen. Es handelte sich um Septima von den Tiberern, wenn ich mich jetzt nicht völlig irrte. Sie schien sich gut mit der Cousine meines Mannes zu unterhalten und auch mein Name war gefallen. In welchem Zusammenhang jedoch war mir entgangen. Nun, ich würde es herausfinden!
"Bitte entschuldigt meine Verspätung, mir war nicht ganz wohl. Es muß wohl an diesem schrecklichen Wetter liegen. Habe ich etwas verpaßt?", fragte ich lächelnd, ganz meiner Rolle entsprechend. Nichts deutete mehr auf meine Unpässlichkeit hin. -
Zitat
Original von morningstar
...Zu guterletzt bietet eine Gladiatorenschule auch noch für die bestehenden Sklaven eine weitere Spielmöglichkeit. Dort kann man seine custodes ausbilden lassen.Diese Idee finde ich nicht schlecht.
Müsste mal mit meinen Jungs darüber plaudern. Ich könnte mich sogar mit dem Gedanken anfreunden, einen solchen Char zu schaffen.
Hat noch wer Lust? Wo sind denn alle unsere Gladiatoren hin, die wir schon mal hatten?
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Ich möchte mich bitte für die PRS I anmelden! Danke
Ich schicke auch gleich mal die Kröten auf Wanderschaft
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Für folgenden Thread suchen wir noch Mitspieler:
Drei Sklaven und ein Beutel voller Geld
Vorzugsweise suchen wir lichtscheues Gesindel, Raufbolde, Diebe und Betrüger. Selbstverständlich könnt ihr auch in die Rollen von NPC´s schlüpfen, falls ihr keinen adäquaten Char habt.
Und wie versprochen, wer es schafft, der Sklavin den Geldbeutel zu entlocken, bekommt den Betrag auf´s WiSim-Konto.
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Oh, Klasse! Der erste Eintrag für dieses Jahr!
Der Posteingang von Benutzer »Phraates« ist bereits voll.
Ja, ja ich weiß, in UK müßt ihr jetzt auch Schnee schaufeln, aber wie wärs, wenn du zwischendurch auch dein Postfach freischaufelst?
War nur so´ne Idee...
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Wenigstens war sie nicht dumm genug, mir weiterhin Paroli zu bieten. Meine Ansprache schien die erwartete Wirkung gehabt zu haben. Die Angst um ihr ungeborenes Kind obsiegte. Natürlich! Ich hätte an ihrer Statt nicht anders gehandelt. Diese Sklavin war wie ein wildes Pferd, das man bändigen mußte, um es zu benutzen.
Meine Augen folgten ihrer Hand, die scheinbar wahllos eine der Schriftrollen aus dem Regal zog und es mir vor die Nase hielt. Ich ergriff sie, um nachzuschauen, was sie da aus dem umfangreichen Schatz der aurelischen Bibliothek gefischt hatte. Mir fiel es noch immer schwer zu glauben, sie könne tatsächlich all diese Schriften lesen.
Aesops Fabeln hatte sie erwischt, dessen Texte mich an meine Kindheit erinnerten, die ich damals in Hispania gelesen hatte. Schließlich preßte sie noch ein Herrin hervor. Auch wenn ihr dies unscheinbare Wörtchen nicht sehr in gebührender Demut über die Lippen kommen wollte. Doch dies war zumindest ein Anfang.
"So ist´s gut!", lobte ich ihre Einsicht. Sichtlich stolz über meinen Triumph lächelte ich ihr gutmütig zu. Sklaven, die wußten, wo ihr Platz war, hatten von mir nichts zu befürchten.
"Aesop liest du also! Aha. Gib mir eine Kostprobe deines Könnens!", verlangte ich von ihr und wartete schon gespannt darauf, was mich erwartete.Was in ihr nun vorgehen mochte? Eigentlich konnte mir das ja gleich sein. Aber wenn dies die Weise war, wie man sie zur Raison bringen konnte, dann war es eben so. Sie war nur eine Sklavin und das Balg, das in ihr heranwuchs würde das auch sein. Ihr schien es nicht im Mindesten zu gefallen, als sie aus meinen Worten entnahm, welche Macht ich über sie und auch über ihr Kind hatte, auch wenn sie nicht meine persönliche Sklavin war.
Vielleicht konnte dereinst ihr Kind der Spielgefährte unseres Kindes werden, wenn es denn erst einmal gezeugt war. So schwer konnte das doch nicht sein! Doch im Augenblick schien dies für mich unerreichbar. Ich sah nur wieder den schwangeren Bauch der Sklavin. Und da war es auch wieder, dieses widerliche Gefühl. Diese Sklavin hatte, was ich nicht hatte und wonach ich mich so sehr sehnte. Bald schon würde sie ein Kind haben, von irgendeinem anderen Sklaven oder vielleicht kannte sie sogar gar nicht den Vater, aber sie hatte dann ein Kind. Mein triumphierendes Lächeln wurde im Keim erstickt. Zurück blieb dieses Gefühl von Neid. Neid auf eine Sklavin.
Währenddessen bemerkte ich eine Veränderung am Wesen der Germanin. Wirkte sie eben noch verkrampft, erwuchs nun so etwas wie Stolz in ihr, der seine Blüte in der Nennung ihres Namens und des Volkes hatte, von dem sie stammte. Selbstredend konnte ich nicht viel mit dem Begriff Chatten anfangen. Womöglich hatte ich ihn auch schon einige Male gehört. Doch was die Stärken oder die Schwächen dieses Volkes ausmachten, konnte ich nicht sagen. Für mich waren das alles samt Germanen und die wiederum waren, ganz der öffentlichen Meinung entsprechend, Barbaren.
"Siv, so heißt du also. Aha." Den Namen mußte ich mir gut merken, damit ich mich später bei Marcus noch über sie beklagen konnte, was ich zweifelsfrei tun würde, es sei denn, sie konnte mich durch irgendetwas so verblüffen und zum guten stimmen, daß ich davon absehen konnte. Im Augenblick jedoch sah ich dafür keine Veranlassung.
"Hat dieser Name irgendeine relevante Bedeutung? Und dieser Barbarenstamm, von dem du kommst. Sollte man den kennen?" Natürlich war ich mir bewußt, mit diesen Fragen meine Unwissenheit preiszugeben. Aber mal ganz ehrlich, war es denn sooo wichtig zu wissen, wer diese Chatten waren? Ganz bestimmt käme ich nicht in die Verlegenheit, in den nächsten Monaten oder gar Jahren nach Germanien zu reisen. Meine Zeit in Gallien war da schon ausreichend gewesen und mein Bedarf an Barbaren gedeckt. -
In den kommenden Tagen werde ich eher weniger anwesend sein und vom 26.12.-2.1. werde ich, aufgrund guter Skibedingungen und leckerem schweizer Racelette gar nicht da sein.
Bleibt mir noch eins: Ich wünsche euch frohe Weihnachten und einen guten Rutsch!
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Endlich! Wir waren allein und ungestört. Ich konnte es noch gar nicht fassen. Wie sehnlichst hatte ich diesen Moment herbei gewünscht! Nun war er da.
Die Sklaven würden wahrscheinlich keine Minute zögern, um ihre Freiheiten zu genießen, die ich ihnen gegönnt hatte. Hoffentlich taten sie es lange und ausgiebig, damit ich erst morgen früh mit ihnen wieder rechnen mußte.
Ich hatte eine gute Wahl getroffen, als ich mich für die Casa unserer Familie entschlossen hatte. Sie lag nett und ruhig am Rande der Stadt, wie eine Oase der Ruhe im Tumult der Geschäftigkeit. Auch Chimerion waren die Schönheiten der Casa aufgefallen. Er blickte zum Fenster hinaus. Zweifellos mußte selbst dieser verwahrloste Garten in seinen Augen ein Kleinod sein. Und gewiß, durch seine Verwilderung hatte er gewisse Reize. Im Sommer bot er mit Sicherheit einige schöne Plätze, an denen man zum Träumen eingeladen wurde.
"Ja, das ist es," antwortete ich. "Mein Bruder hat hier seine letzten Wochen verbracht, bevor er starb", bemerkte ich nachdenklich. Trotz seiner schweren Krankheit waren es wohl friedvolle letzte Stunden gewesen, die er hier verbringen durfte.
Doch an Tod und Krankheit wollte ich nun nicht denken. Ich schob diese Gedanken beiseite und streckte meine Arme nach meinem Liebsten aus.
"Oh, mein Orpheus, bitte komm doch endlich zu mir!" Ich konnte nicht mehr länger warten, bis er endlich zu mir kam und wir wieder vereint waren. -
Zitat
Original von Tiberia Septima
Da es während der Zeremonie ausgesprochen unhöflich wäre zu sprechen, begnügte sich Septima mit Blickkontakten und lächelte Aurelius Corvinus und seiner Frau Celerina freundlich zu. Ein Nicken ersetzte die wörtliche Begrüßung und innerlich freute sich Septima schon darauf, mit der Frau des Senators Aurelius ein paar mehr Worte als bei der Opferfeier zur Amtseinführung von Durus sprechen zu können. Bereits diese kurze Begegnung hatte Septimas Neugier auf Celerina geweckt.Doch vorerst galt es, die Vermählung von Manius mit der jungen Aurelia zu ende zu bringen. Immer mal wieder, ging Septima Blick wieder in Richtung von Aurelius Ursus. Vielleicht war es ihr vergönnt, ihren Zukünftigen genauer betrachten zu können, ehe sie ebenfalls von einer probnuba die Hände ineinander gelegt bekommen würden.
Bis die Zeremonie los, hatte ich die Zeit noch genutzt, um mit meinen Verwandten einige Worte zu wechseln. Es war so schön Antonia einmal wieder zu treffen. Irgendwann sollte ich sie einmal besuchen, dachte ich mir. Doch dann war es an der Zeit, zu schweigen und aufmerksam den Fortgang der Vermählung zu verfolgen. Auch wenn ich kein großes Bedürfnis danach hatte, kehrte ich zurück an die Seite meines Mannes. Was hätte es für einen Skandal gegeben, wenn wir nicht an einen Ereignis wie diesem Einigkeit demonstriert hätten?
So harrte ich der Dinge die da noch kommen sollten und dann...
fiel mir diese junge Frau wieder auf, die ich erst kürzlich kennen lernen durfte. Damals, es war bei der Opferfeier zur Amtseinführung unseres Bräutigams, hatten wir, ähnlich wie zum jetzigen Zeitpunkt, wenig Gelegenheit gehabt, uns auszutauschen, denn nach der Zeremonie war sie reaktiv schnell wieder verschwunden. Doch diesmal war die Chance weitaus größer, einmal einige Worte mehr miteinander wechseln zu können. Sie hatte mich auch gesehen und lächelte mir zu. Oder lächelte sie Marcus zu??? Ich erinnerte mich wieder, in welcher Art und Weise sie mit meinem Mann auf jener Opferfeier geflirtet hatte! Auch wenn sie es nur mit ihren Augen getan hatte. Wehe, sie würde es wagen! Nun ja, genau aus diesem Grund mußte ich mit ihr sprechen! Später. -
Während die Sklaven ihrer Tätigkeiten nachgingen, spazierte ich durch den kleinen Garten. Er war nicht so gepflegt, wie sein Pendant in Rom. Felix´ Rosen fehlten vollständig. Erleichtert atmete ich auf. Ich hatte es tatsächlich gewagt! Ich hatte Rom und meinem Mann den Rücken gekehrt, wenigstens für einige Tage. Eine Auszeit, um wieder zu mir selbst zu finden und um ungestört zu sein, mit dem, den ich insgeheim liebte. Damit die Sklaven nicht mehr als nötig Zeuge dessen werden konnten, hatte ich mir für sie etwas einfallen lassen. Auch sie sollten diese Tage in Ostia genießen können.
Nach einer Weile vernahm ich Mareis fröhlich rufende Kinderstimme. Offenbar hatte sie schon einiges auf ihrer Entdeckungstour durch das Haus gefunden. Ich schlenderte langsam zurück zum Haus, erblickte das kleine Mädchen welches auf erfindungsreiche Art und Weise eine kleine Erfrischung hinaus in den Garten gebracht hatte. Ebenso entdeckte ich die Vogelhäuser, die nun freilich unbewohnt waren. Doch sobald der Winter gegangen war, würden die Vögel zurückkehren und es sich wieder wohnlich machen.
Ich bediente mich selbst, nahm mir etwas zu trinken und angelte nach einigen Nüssen und Trauben.
"Das ist eine nette Idee, Marei!", meinte ich lächelnd und kostete die Trauben. "Wenn du möchtest kannst du auch Charis und Phraates etwas anbieten. Komm, laß uns nachschauen, ob sie schon fertig sind!" Mich fror ein wenig, doch zu meiner Zufriedenheit stellte ich fest, daß mein cubiculum bereits fertig war. Wohlwollen nickte ich den beiden zu und ging weiter, sie hatten sich mittlerweile mit anderen Dingen im Haus beschäftigt. Bevor ich jedoch weiter in meinem cubiculum verschwand, wandte ich mich noch einmal um und ging zu meinen Sklaven. Mittlerweile hielt ich ein mittelgroßes ledernes Säckchen in Händen.
"Das habt ihr gut gemacht! Damit auch für euch diese Tage in Ostia zu einer Abwechslung werden, möchte ich euch das geben!" Ich warf Charis das klimpernde Säckchen zu, in dem sich eine beträchtliche Summe Sesterzen befanden.
"Wenn ihr hier fertig seid, dürft ihr euch in die Stadt begeben. Für den Rest des Tages seid ihr entlassen. Ich erwarte euch erst wieder morgen früh!" Dann kehrte ich zurück in mein cubiculum, in dem Chimerion schon auf mich wartete. Ich schloß die Tür, dann floh ich in seine Arme.
"Oh Liebster! Endlich!" -
"SAAABAAA!!!" schrie ich aus vollem Halse, wie es für eine Frau meines Standes doch recht unüblich war. Doch das interessierte mich nicht im Geringsten. Nur das Wohl meiner Katze stand im Vordergrund. Und sollte ich tatsächlich davon Wind bekommen, wer dafür verantwortlich war, daß Saba entwischen konnte, dann konnte der sich warm anziehen! Heute war ich zu keinerlei Späßen aufgelegt. Je länger sich die Suche hinzog und ich im ungewissen war, desto missmutiger wurde ich. Wild hektisch sah ich mich nach allen Seiten um, reagierte auf jedes Rascheln in den Büschen. Doch der Erfolg blieb aus. Die schlimmsten Vorahnungen beschlichen mich, was mit meiner Katze geschehen war. Vielleicht hatte man sie sogar geraubt, wegen ihres zarten Fells.
Plötzlich hörte ich jedoch das Rufen eines Kindes. Wenn ich mich nicht irrte, war das Marei. ZU meinem Bestürzen wandelte sich ihr Rufen in ein Jammern. Nun ging ich nicht mehr ich rannte! Auch wenn dies unschicklich war. Das Leben meiner Katze war in Gefahr!
Ich näherte mich dem Ort, woher die Stimme kam. Es war dort, wo Marcus die Orchideen hatte pflanzen lassen. Die schönen Orchideen! Meine Lieblingsblumen! Wunderbare exotisch anmutende Pflanzen, die einen langen beschwerlichen Weg hinter sich gebracht hatten, ehe sie hier in Rom an die Villa Aurelia verkauft worden waren. Genau deshalb waren sie teuer und wertvoll. Bereits die unsachgemäße Pflege führte zu einem herben Verlust.
Statt wunderbar blühender Exoten fand ich ein Schlachtfeld vor. Jemand war durch die Orchideenbeete getrampelt und hatte alles zerstört! Und wenn ich sage alles, dann meine ich auch alles. Zertretene Knollen, abgebrochene Stiele. Niedergetrampelte Blütenstände.
"Oh Flora! Welcher lebensmüde Crétin war das?", rief ich entsetzt. Ich sah mich um, als wäre ich an einem fremden Ort gelandet und wurde nun dem vollen Ausmaß der Zerstörung gewahr. Fast alle Orchideen waren im Mitleidenschaft gezogen worden. Vor mir hörte ich wieder das Rufen Mareis. Was konnte ein Monstrum, das meine Orchideen zerstörte, denn nun noch meiner Katze antun? Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter. Noch einmal rief ich mit fester Stimme nach meiner Katze und setzte dann meinen Weg fort. Ich mußte ja nur den Zerstörungen folgen. Schließlich erreichte ich Marei, die neben einem Baum stand. Dort erblickte ich auch dann vermaledeiten Parther, der im Begriff war, meine Katze zu töten.
"Du widerliche Kreatur! Laß sofort meine Katze in Frieden! Hilfe! Dieser Barbar will meine Katze umbringen!" Ich war ganz hysterisch. Um meinen Worten Nachdruck zu verleihen, stürzte ich mich nun auf den Irren, um Saba zu befreien. -
Chimerion sprach etwas an, was ich die letzten Tage immer wieder zu unterdrücken versuchte. Es durfte einfach nicht geschehen, daß Marcus Wind von unserem Beisammensein bekam. Nicht auszudenken, wenn er davon erfuhr. Ich hatte versucht, so vorsichtig wie möglich zu sein. Nicht einmal Charis hatte ich eingeweiht. Nicht etwa, weil ich ihr nicht vertraute. Je mehr davon wußten, desto größer war die Wahrscheinlichkeit, daß mein Geheimnis bald keines mehr war.
"Er darf es nicht erfahren, Chimerion. Wir müssen vorsichtig sein." Bei dem Gedanken, was dann die Konsequenzen sein konnten, schüttelte es mich und ich schmiegte mich noch enger an Chimerion.
"Ja, es ist vielleicht besser so.", sagte ich nachdenklich. Tagsüber konnten wir uns hinter unseren Rollen verstecken. Er als Sklave und ich als seine Herrin. Doch ich dürstete förmlich danach, wenn wir dann wieder unter uns sein konnten, wenn wir wir waren. Warum mußte nur alles so kompliziert sein?
"Bitte laß uns nicht weiter über ihn sprechen. Er soll nicht auch jetzt noch beschäftigen. Du bist bei mir und alleine das ist wichtig! Und vertrau mir, ich werde es nicht zulassen, falls er dich jemals zu so etwas zwingen sollte." Ich sah es Chimerion an, wie sehr ihm dieser Gedanke zuwider war. Sanft liebkoste ich ihn und vergrub mein Gesicht an seiner Brust. Angesichts der Tatsache, daß er meine Gefühle erwiderte, war ich so glücklich und gleichzeitig war ich doch die unglücklichste aller Frauen, da sich unsere Liebe niemals voll entfalten durfte. Doch Chimerion brachte mich plötzlich auf eine Idee. "Ja, Liebster. Mit dir allein, zum Ende der Welt. Wo uns niemand danach bemisst, wer oder was wir sind. Einige Tage, nur mit dir! Das wäre schön!" -
Es gab Menschen, die mochte man einfach nicht, ohne dies genau bestimmen zu können. Mir war nicht im geringsten klar, was es von Anfang an bei dieser Sklavin gewesen war. Doch eines war offensichtlich, ich mochte sie nicht uns sie mochte mich nicht. Wobei mich das nicht im geringsten tangierte, ob die Sklaven mich mochten oder nicht. Diese hier brachte auch noch eine ordentliche Portion Impertinenz mit, was ich einfach nicht ignorieren konnte. Doch wer war ich, daß ich mich von diesem Weibstück provozieren ließ?
Die Sklavin übergoß mich mit einem Schwall bizarr anmutender Worte, deren Bedeutung ebenfalls so fremd wie uninteressant schien. Wahrscheinlich war es eine weitere Unverschämtheit, die andere meiner Familie längst zum Anlaß genommen hätten, dieses Ding mit Hilfe der Peitsche wieder auf den rechten Weg zu bringen. Ich hingegen lächelte ihn nur kühl entgegen.
"Hör zu Sklavin!" begann ich langsam, damit sie auch jedes meiner Worte begriff. "Wenn ich will, kann ich dir dein zukünftiges Leben und das deines Kindes zur Hölle machen. Vergiß das niemals! Hörst du? Wenn ich mit dir rede, verlange ich eine ordentliche Antwort. Und außerdem ist es wohl Usus, daß du mich Herrin nennst! Das dürfte sicherlich nicht zu viel verlangt sein! Meinst du nicht auch? Also, was liest du?" Das Lächeln war längst verschwunden. Ich bedachte sie nun mit einem festen Blick. An und für sich war es mir völlig gleich, was diese Barbarin las. Hier ging es um das Prinzip!Auch mit der Frage nach ihrer Schwangerschaft ließ sie mich einfach abblitzen, als wäre ich ein dahergelaufenes Nichts. Eines wurde mir immer klarer. Sie mußte sich ihrer Sache völlig sicher sein, wenn sie mir gegenüber mit solchen vorlauten Tönen entgegentrat. Womöglich hatte sie sogar bei Marcus ein Stein im Brett, was mich noch mehr verunsicherte. Dieser Mann wurde mir von Tag zu Tag fremder!
"Nun, im Grunde ist es mir vollkommen gleich, wann dein Balk zu Welt kommt." Das war es durchaus nicht, doch dies mußte die Sklavin ja nicht wissen. "Die Hauptsache wird sein, es wird dereinst ein besserer Sklave, als seine Mutter werden!" meinte ich noch ruhig.
"Ach, wie war doch gleich noch dein Name?" Den hatte ich vollkommen vergessen, wenn ich ihn denn je erfahren hatte. -
Dann drück ich nochmal ein Auge zu!
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Im Laufe des Vormittags erreichte der kleine Zug, bestehend aus einem Wagen und drei Reitern Ostia. Die Sklaven hatten sich erst durchfragen müssen, bis wir die Casa erreicht hatten. Doch nach einigem Suchen hatten wir doch noch unser Ziel erreicht. Ich selbst war hier noch nie gewesen.
Die Casa stand seit Jahren leer, trotzdem gab es einen Verwalter der sich um das Haus kümmerte, damit es nicht dem Verfall preis gegeben wurde. Nur gelegentlich zogen sich Mitglieder hierher zurück, um Ruhe und Erholung zu haben, so wie mein geliebter Bruder Gnaeus, der vor mehr als einem Jahr genau hier auch verstorben war.
Von der Casa aus genoß man einen herrlichen Blick über die Stadt und das Meer. Ich freute mich, endlich hier zu sein und beschloß, meine Sorgen, die ich in Rom hatte, vor der Tür zu belassen.
Meine Sklavin Charis stieg ab und näherte sich der Tür. Sie war nicht abgeschlossen. Dem Verwalter der Casa hatte ich im Vorfeld eine Nachricht zukommen lassen, daß ich anreisen würde.
Schließlich trat sie an den Wagen heran, öffnete die Tür und half mir beim Entsteigen. Meinem Forschertyp entsprechend betrat ich die Casa, in der es wider erwarten, recht sauber und ordentlich war. Die Möbel waren mit Tüchern verhangen. Nachdem die Sklaven ein wenig gelüftet und die Tücher entfernt hatten, konnte es hier durchaus gemütlich werden.
"Für die nächsten Tage wird dies unser Zuhause sein! Charis, du wirst mein cubiculum herrichten und dich umsehen, was noch alles getan werden muß. Phraates du hilfst ihr dabei! Chimerion, du kümmerst dich um die Pferde. Danach erwarte ich dich in meinem cubiculum. Und du Marei, wirst die Casa für mich entdecken und berichtest mir hernach beim Essen, was du alles gefunden hast!"
Dann atmete ich erst einmal erleichtert auf und suchte den Weg in den Garten.