Beiträge von Flavia Celerina

    Es ist ja nicht zu glauben! Dieser Parther treibt mich noch in den Wahnsinn!!!! :D


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    Der alte Sklave, seinen Namen wußte ich nicht einmal, neigte gehorsam seinen Kopf. "Ja, domina." Dann trat er zurück und beobachtete noch aus dem Hintergrund heraus, was weiter geschah.
    Ich indes besah mir noch einmal meine Sklaven, angefangen mit Chimerion, der heute Morgen sehr grimmig dreinschaute, über Charis, hin zu Phraates. Auf dem Parther ruhte mein nachdenklicher Blick einen Augenblick. Dem Alten gegenüber hatte ich erwähnt, mit zwei custodes reisen zu wollen. Ich fragte mich, ob der Parther da in der Tat der richtige war. Von nun an hatte er Gelegenheit sich zu beweisen. "Du!" sprach ich Phraates an. "Bist du nicht Kriegsgefangener gewesen? Du wirst ab heute neben Chimerion mein Leibwächter sein! Traust du dir das zu?" Ich erwartete keine Antwort von dem Parther, nur Taten.
    Schließlich fiel mein Blick auf die kleine Marei, die noch sehr unausgeschlafen wirkte und wie alle keinen Kinder quengelte, wenn man sie allzu früh weckte.
    "Keine Sorge Marei, du darfst mit in meine Sänfte. Unterwegs wirst du mich ein wenig bei Laune halten." antwortete ich sanft lächelnd. "Dann geht es nun los! Kommt mit!" Ich bedeutete der kleinen Sklavin, mir zu folgen und bestieg die Sänfte. Von den anderen Sklaven erwartete ich, daß sie meiner Sänfte zu Pferd begleiteten.
    Der kleine Zug setzte sich in Gang und verließ den Hof des aurelischen Anwesens, hinaus auf die Straße, durch die Stadt, der Porta Raudusculana entgegen.
    Wie geplant wartete vor der Stadt ein Wagen auf mich, in dem ich und die kleine Sklavin schließlich stieg.

    Erst im Nachhinein wurde mir bewußt, wie sehr ich mich hineingesteigert hatte und wie ich es nun regelrecht auskostete, diese Sklavin zurecht zuweisen. Im Allgemeinen war ich es nicht gewohnt, auf unverschämte Sklaven zu treffen. Meist waren es demütige gehorsame Wesen, die schwanzeinziehend und kuschend alles taten, was man von ihnen verlangte und alles über sich ergehen ließen. Dieses Exemplar allerdings nahm sich Dinge heraus, die schlicht und ergreifend unakzeptabel waren. Vielleicht hätte ich ihr einiges zugebilligt, sich etwas herauszunehmen, wenn sie sich bereits schon einmal bewehrt hatte.
    Nein, die Ohrfeige war durchaus angemessen und sie hatte gesessen. Und damit hatte sie wohl auch am wenigsten gerechnet. Doch sie sollte mich noch besser kennen lernen, sofern sie weiterhin ein solches Verhalten zu Tage legte. Aber vielleicht war das auch gar nicht mehr nötig. Denn die Quittung, die ich ihr damit verpaßt hatte zeigt Wirkung. Ihre Stimme zitterte und, wohl aus Angst, ich könne ihr noch mehr antun, hielt sie schützend ihre Hand über den Bauch.
    "Ach, du kannst lesen?" fragte ich sie ungläubig. Damit hatte ich nun am wenigsten gerechnet. Ich fragte mich, wo oder besser gesagt wie sie das gelernt hatte. Damit hatte sie nun tatsächlich meine Neugier geschürt. Vor allen Dingen interessierte mich, was sie las. Ich ging einfachmal davon aus, daß es nichts Hochtrabendes war, wofür sich eine Sklavin wie sie begeisterte. Da überhörte ich sogar fast ihre spitze Bemerkung, die sie bezüglich des Drecks machte. Natürlich war mir klar, wen oder was sie damit gemeint hatte. Doch meine Neugier obsiegte in diesem Augenblick. Ihr Glück!
    "Nun, und was liest du, wenn du rein zufällig in die Bibliothek hineinspazierst?" Ein gewisser provokanter, leicht lächerlicher Unterton in meiner Stimme war nicht zu überhören, hielt ich es doch immer noch für absurd, die Sklavin beschäftigte sich tatsächlich ernsthaft mit Literatur.
    Unvermeidlich war es aber auch, ihren Bauch zu übersehen, den sie noch immer mit ihren Händen zu schützen suchte. Auch das erregte mein Interesse, nicht nur weil ich mich so darüber echauffiert hatte. Natürlich war ich nicht eifersüchtig auf sie! Weshalb sollte ich auf eine Sklavin so etwas wie Eifersucht empfinden? Doch es beschäftigte mich schon.
    "Es ist bald soweit. Nicht wahr?" fragte ich plötzlich, wenn auch etwas harsch und deutete dabei auf ihren Bauch.

    "Ich weine vor Glück, Liebster! Denn du bist bei mir," erklärte ich ihm flüsternd in sein Ohr. Er alleine schien mir noch der einzige Fels in der Brandung zu sein, an dem ich mich festklammern konnte. Niemals wollte ich mich wieder von ihm trennen. Immer mehr entbrennte in mir der Wunsch, mit ihm weit fort von hier zu sein, an einem Ort, an dem uns niemand kannte. Ein einfaches und unkompliziertes Leben, danach sehnte ich mich. Im Grund bedeuteten mir all der Reichtum und der Luxus nicht viel. Auch wenn es nicht danach aussah, hätte ich gut und gerne darauf verzichten können. Aber auch Chimerion strebte nicht nach Materiellem.
    "Nimm dir, was du begehrst. Gleich was es ist, du sollst es haben," wisperte ich ihm zu.
    Er setzte sich und ich nahm sein Angebot an, neben ihn auf die Strohmatratze Platz zu nehmen. Auch ich winkelte meine Beine an und schmiegte mich an ihn. Wie er über meinen Mann und die Ehe, die wir führten, sprach, fand ich es doch schon fast amüsant.
    "Sich alle Mühe gegeben?" echote ich. "Weißt du, nach dem, was ich in meiner ersten Ehe erlebt habe, wollte ich nun einen Mann, der sich für mich interessiert und der zu mir paßt. Bei Corvinus hatte ich das Gefühl, das es so war. Es war zwar noch keine Liebe da als wir heirateten, aber ich hatte gehofft, das käme eines Tages." Chimerions letzte Bemerkung ließ mich entsetzt aufblicken.
    "Du meinst, er empfindet eigentlich gar nichts für Frauen, weil er sich eher Männern zugeneigt fühlt?" Darüber hatte ich noch niemals nachgedacht? Das erklärte einiges! Aber wie sollte es dann weitergehen? sollte ich den Rest meines Lebens mit einem Mann zusammen leben, der eigentlich am Morgen lieber an der Seite eines Mannes erwachte?
    "Ich weiß nicht, wie ich das schaffen soll! Ich will hier weg!" seufzte ich.

    Nun, da sie es gewagt hatte, diesen gemütlichen Abend auf so unflätige Weise zu stören, hatte sie selbstverständlich auch die Konsequenzen dafür zu tragen. In Zukunft würde es sich diese Sklavin zweimal überlegen, ob sie des Nachts in der Villa herumschlich und ihre Nase in Dinge steckte, die sie nichts anging.
    Um sie näher ins Visier nehmen zu können, schritt ich langsam auf sie zu, während sie sich zu äußern begann. Was von ihr kam hatte diesen aufmüpfigen und unbotmäßigen Ton. Alleine dafür hatte man sie züchtigen müssen, selbst dann wenn sie schwanger war.
    Je näher ich ihr kam, desto besser konnte ich auch ihre funkelnden blauen Augen sehen. Wie sehr mußte sie mich hassen! Ich fragte mich, wie Marcus nur solche Barbaren ins Haus holen konnte, die womöglich in der Nacht allen die Kehlen durchschnitten. Alles an ihr wirkte anmaßend, beginnend von ihrem Blick bis hin zu ihrer Haltung. Doch die Krönung des Ganzen war wohl ihr Gefauche. Sie stehle nicht, behauptete sie ganz schamlos und wie ich darauf käme? Das schlug dem Faß den Boden aus!
    Ich stand nun direkt vor ihr, konnte sie noch besser sehen, konnte fast schon ihre Wut spüren, die in ihr brodelte. Unvermittelt fiel mein Blick auf ihre Rundungen. Sie konnte es nicht mehr verleugnen, daß es bald so weit war. Wie widerwärtig! War sie am Ende noch stolz darauf, einem neuen Sklaven das Leben zu schenken? Doch nicht ihr Bauch war mein Ziel. Vielmehr war es das trotzige Gesicht, dessen eine Wange, meine flache Hand unvorbereitet traf. Diese Ohrfeige hatte sie mehr als verdient!
    "Wie ich darauf komme? Was wird eine Barbarin, wie du es bist, um diese Zeit in die Bibliothek führen? He? Oder wolltest du nur Staub wischen?" fragte ich hämisch. Diese kleine Barbarenschlampe wollte ich lehren, wie man sich der Herrschaft gegenüber gebührend verhielt. Marcus war einfach zu nachsichtig, mit seinen Sklaven. Schon vor Monaten, als ich ihr zum ersten Mal begegnet war, hätte man sich ihrer annehmen müssen. Doch nun hatte ich die Gelegenheit, all das nachzuholen. Sie würde sich noch wünschen wollen, niemals in der Villa umhergeschlichen sein, wenn ich mit ihr fertig war.
    "Nun, wenn du schon einmal hier bist, dort drüben liegt eine Schriftrolle am Boden. Heb sie auf!" Ich deutete auf den Platz an dem ich eben noch gesessen hatte, bevor ich sie bemerkt hatte. Dort lag noch immer die Schriftrolle am Boden, die ich vor Schreck hatte fallen lassen. Diesmal war es meine Augen, die funkelten und sie herausfordernd anstarrten.

    Ein wenig erleichtert war ich schon, als sich das Kind einsichtig zeigte. Auch wenn sie nun den Tränen nahe war, so geschah dies nur zu ihrem Besten und später einmal war sie mir dafür dankbar. Aufmunternd strich ich ihr über das kurze Haar, das sie tatsachlich wie einen Jungen aussehen ließ. Nun, es war nur eine Frage der Zeit, bis auch dies sich änderte.
    "So ist´s brav, Marei! Marei, woher kommt eigentlich der Name? Kannst du mir das sagen?" fragte ich, um sie damit abzulenken. Automatisch wollte ich wieder zu den Trauben greifen, mußte mir dann aber wieder in Erinnerung rufen, daß keine mehr übrig waren. Marei indes wollte bereits für Naschschub sorgen, was mit Sicherheit auch aus Eigennutz geschah, denn mir war nicht verborgen geblieben, wie sehr das Mädchen diese Früchte liebte. Da stand sie mir in nichts nach.
    "Ach laß nur, Charis wird uns mit Nachschub versorgen. Nicht war Charis?" Ich sah zu meiner Sklavin auf, die sich noch während sie nickte in Bewegung setzte. So konnte ich mich weiterhin mit meiner neuesten Errungenschaft ungestört unterhalten. Besonders erheiternd fand ich die Fragen, die sie mir stellte. ein Kind in ihrem alter wollte natürlich alleswissen, was es nicht verstand und diesem Wissensdurst wollte ich nicht bremsen.
    "Saison nennt man die Zeit, in der zum Beispiel etwas wächst. Die Trauben zum Beispiel, sie werden im Herbst geerntet. Und der Vesuv ist ein feuerspeiender Berg im Süden Italias. Diese Trauben wuchsen an seinen Hängen, was ihnen ein besonderes Aroma verleiht, findest du nicht auch?" Wahrscheinlich hatte die Kleine bisher noch nicht so oft die Gelegenheit gehabt, Trauben zu essen.
    Ah, da kam auch schon Charis mit einem gut gefüllten Korb Trauben. Sie stellte ihn vor mir ab und zwinkerte der kleinen Sklavin zu. Sicher konnte sie es kaum erwarten, zuzugreifen. Ich wollte sie nicht länger auf die Folter spannen und erlaubte ihr mit einer auffordernden Geste, sich zu bedienen.

    Es war früher Morgen gewesen, einige Tage nach der aurelisch-tiberischen Hochzeit. Charis hatte, meinen Anweisungen befolgend, all die Sklaven informiert, die mich auf meinen kleinen Ausflug begleiten sollten. Es war noch dunkel gewesen, als ich aufstand, eine Kleinigkeit aß und mich von meiner Leibsklavin ankleiden ließ. Bereits am Vorabend hatte sie alles nötige gepackt, was man für einen mehrtägigen Ausflug ans Meer so brauchte.
    Noch war es still in der Villa. Außer den Sklaven schlief wohl noch alles. Auf Fußzehenspitzen schlich ich durch die Gänge ins Atrium. "Deine Sklaven warten bereits draußen, domina!", erklärte mir ein alter Haussklave, der mir unterwegs begegnete. Diese Aussage hob meine Stimmung enorm, denn so wußte ich, daß wir bald aufbrechen konnten. Ein wenig schlechtes Gewissen plagte mich noch immer, denn ich hatte Marcus nicht in mein Vorhaben eingeweiht. Er würde von meiner Abreise erst von einem Sklaven erfahren, der ihn frühestens beim Frühstück mit dieser Mitteilung konfrontierte. Wie er darauf reagierte, darüber hatte ich mir noch keine Gedanken gemacht. Allerdings wollte ich auch nicht in der Haut des Sklaven stecken, der die Nachricht überbringen sollte.


    So trat ich denn hinaus in die Morgendämmerung zu meinen Sklaven, die dort nur noch auf mich warteten. Ich hatte nicht vor, eine lange Rede zu halten. Nur einige Erläuterungen wollte ich meinen Begleitern mitgeben.
    "Guten Morgen! Wie ich sehe, seid ihr bereits alle schon vollzählig. Ich möchte, daß ihr mich nach Ostia begleitet. Meine Familie besitzt dort eine Casa, in der wir uns einige Tage aufhalten werden. Außerhalb der Stadt wartet ein Wagen auf mich. Während mich eine Sänfte dorthin bringt, werdet ihr die Strecke bis Ostia mit meinen Pferden zurücklegen." Am Abend zuvor hatte ich einige meiner Pferde ausgewählt, die meine Sklaven benutzen konnten. Ach Sirius, der schwarze Hengst war dabei, den ich für Chimerion vorgesehen hatte. Ja, ich hatte alles bis ins Detail geplant und langsam wich die Hektik der Vorfreude auf ein paar schöne Tage am Meer, die ich mir und insgeheim auch dem, den ich liebte, gönnen wollte, fernab vom Trubel der Großstadt und von der Trübsal des Alltags.
    Der alte Sklave vom Atrium begegnete mir noch einmal und schließlich beschloß ich, daß er es sein sollte, der meinem Mann von meiner Absenz berichten sollte. "Du! Teile meinem Mann mit, ich bin für einige Tage nach Ostia verreist. Er braucht sich keine Gedanken zu machen. Ich habe zwei custodes und meine Leibsklavin dabei."
    Von mir aus konnte es nun los gehen. Ich freute mich schon, auf ein wenig Abwechslung.

    Schon am frühen Morgen war es ein heilloses Durcheinander gewesen. Meine Geduld war bald am Ende! Ich liebäugelte schon mit dem Gedanken, mich für den Rest des Tages entschuldigen zu lassen. So konnte ich unter keinen Umständen unters Volk! Charis, die ausgerechnet heute mit einer schlimmen Erkältung darnieder lag, mir durch eine andere Sklavin ersetzt worden, deren Namen ich längst schon wieder vergessen hatte. Dieses dumme Ding war einfach nur unfähig! Nichts machte sie richtig. Ich hatte schon selbst Hand angelegt an meine überaus umfangreiche Sammlung edelster Gewänder und auch ohne die Hilfe dieser Dilettantin hatte ich etwas Passendes gefunden. Eine hellblaue Tunika aus Seide, die mit kleinen goldenen Perlen bestickt war. Diese Farbe passte durchaus zu meiner Stimmung, die nicht minder eisig war.
    Das schlimmste jedoch stand mir noch bevor! Diese Unfähigkeit in Person sollte mir noch meine Frisur stecken, was allerdings in einer mittelgroßen Katastrophe endete.
    "Du dämliche Kröte! Verschwinde aus meinen Augen! Raus!!! Oh, ihr Götter! Warum straft ihr mich nur so??" wehklagte ich. Das tat ich so laut, daß meine gute Charis nebenan so gerührt war und sich aufraffte, um mir aus meiner Misere zu helfen.
    "Du hast etwas gut bei mir, meine Gute!", meinte ich nur zufrieden zu der halb tot wirkenden Makedonierin, die große Mühe hatte, sich auf den Beinen zu halten. Husten und Schnupfen zum Trotze, hatte sie es dennoch geschafft, mir eine ganz passable Frisur zu stecken. Danach schminkte sie mich noch. Den Schmuck konnte ich allein aussuchen. Schließlich schickte ich sie zurück in ihre Kammer, damit sie sich auskurieren konnte.
    Eine andere namenlose Sklavin, die mir eine Erfrischung gebracht hatte, berichtete mir, es hätten sich bereits die ersten Gäste eingefunden. Nun war aber Eile geboten. So gelangte ich, leicht verspätet, aber gut gestylt ins Atrium. Wie es sich gehörte, suchte ich zuerst den Weg zu meinem Gatten, der damit beschäftigt war, die eintreffenden Gäste zu begrüßen.
    "Salve Tiberius Durus! Senator Aelius! Welch ein schöner Tag für einen so schönen Anlaß!" meinte ich lächelnd. Man konnte der armen Laevina nur wünsche, daß die Götter ihr besser gesonnen waren! Doch dann ging für mich zumindest tatsächlich die Sonne auf, als ich meine flavische Verwandtschaft erblickte!
    "Salve Manius! Antonia, wie schön und Minimus! Es freut mich so sehr euch wieder einmal zu sehen! Es ist sehr lange her." Mir kam es wie eine Ewigkeit vor.

    Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus
    Mit einem leichten Plumpsen ließ er sich auf seinen Platz zurückfallen. Verlegen griff er nach seinem Becher und füllte ihn mit verdünntem Wein. Dann fiel ihm auf, daß er unhöflich war. "Möchtet ihr auch etwas trinken?" Er griff nach weiteren Bechern, um sie den beiden anzubieten. Eine gute Möglichkeit, seine eigene Verlegenheit zu überspielen und nach Worten zu suchen, die ihn aus dieser Peinlichkeit herausbrachten.


    "Bitte entschuldige, Celerina. Du sahst so glücklich und zufrieden aus. Und als Du dann noch auf Deinen Bauch deutetest, habe ich das gründlich mißverstanden. Vermutlich war der Wunsch der Vater des Gedankens. Ich hoffe, ich habe damit nicht unbeabsichtigt in ein Wespennest gestochen?" Manche Frauen reagierten sehr empfindlich darauf, wenn man einige Zeit nach der Hochzeit auf die ausbleibende Schwangerschaft hinwies.


    "Oh a bitte!" Einen ordentlichen Schluck unverdünnten Wein war nun das Beste, was mir noch widerfahren konnte. Die Situation war so peinlich gewesen. Niemand konnte erahnen, wie gerne ich im Erdboden versunken wäre. Daß es nun ausgerechnet Titus war, der ohnedies mehr als gebeutelt war, erhöhte nur noch mehr mein schlechtes Gewissen. Dann bemerkte ich auch noch Marcus Blick, den er mir zuwarf. Ich war definitiv zur falschen Zeit am falschen Ort!
    "Ich muß mich entschuldigen, Titus doch…" Ich hielt plötzlich inne konnte meine Begründung nicht fortsetzen, als sich die Tür öffnete. Denn just in diesem Moment betrat ein weiterer Rückkehrer das tablinum. Der junge Tiberus Avianus! Wie lange war es her, seit unserer letzten Begegnung. An unserer Hochzeit hatte er noch in Germanien geweilt.
    "Salve Tiberus!" Eigentlich konnte mir sein Erscheinen nur recht sein. So stand wenigstens nicht mehr dieses dumme Missverständnis im Raum.
    Doch wo es ein Rückkehrer gab, da war ein zweiter nicht weit! Kurz darauf öffnete sich ein weiteres Mal die Tür und diesmal war es Manius Orestes, der eintrat.
    "Salve Manius!" So, nun gab es keinen Zweifel mehr daran. Der Fokus war nicht länger mehr auf mich und meine Bemerkung gerichtet. Wenn ich mich jetzt ganz ruhig verhielt, blieb das auch so.

    "Nein, Marei! Nicht fürs wachsen.", wiederholte ich, nun in einem wesentlich sanfteren Ton. Es hätte mich nicht gewundert, wenn ich sie mit meiner festen Stimme eingeschüchtert hatte und sie nun Angst vor mir hatte. So war es nur verständlich, daß sie nachfragte, weshalb ihre Mutter ihr die Droge verabreichte.
    "Ja, das tut sie.", bestätigte ich nickend. Es entstand eine Pause, bevor ich ihr eine Antwort auf ihre Fragen geben konnte. Wenn es der Wahrheit entsprach, was das Mädchen behauptete, ihre Mutter sei eine lupa gewesen, so diente die Verabreichung der Droge lediglich der Ruhigstellung ihres Kindes. Dies jedoch konnte ich kaum meiner kleinen Sklavin erzählen.
    "Ich weiß nicht, warum, Marei. Aber glaube mir, es ist nicht gut und nein, ich erlaube es dir nicht, diese Milch wieder zu trinken!" Mir waren Mareis hilfesuchende Blicke zu meiner Leibsklavin nicht entgangen. Doch Charis wagte es nicht, sich ungefragt in irgendeiner Weise zu äußern. Mehr hatte ich von ihr auch nicht erwartet.
    Das Mädchen seufzte. Sicher mußte ich ihr ungerecht und grausam erscheinen. Aber eines Tages, wenn sie alt genug war, würde sie mir dankbar sein. Schließlich platze das Kind mit einer Frage heraus, welche mich amüsierte und die Stimmung wieder anhob, meine Stimmung jedenfalls.
    "Aber nein! Überhaupt nicht! Ich bin nicht… sauer! Ich hatte dir doch erlaubt, zuzugreifen! Und wenn du willst, kannst du so viel Trauben haben, wie du möchtest! Jeden Tag, nun ja, solange Trauben Saison haben. Diese hier stammen... stammten direkt vom Fuße des Vesuv!", antwortete ich lachend und deutete auf die leere Obstschale.

    Ein stummer Schrei! Hätte ich es doch nur laut herausschreien können! Doch da war ich machtlos.
    Er ging und ließ mich allein. Mir war jetzt klar, daß es niemals mehr etwas geben würde zwischen uns, als diese jämmerliche Farce, die unsere Ehe darstellte.
    Ich erwiderte nichts. Eigentlich wollte ich ihn weder morgen, noch sonst irgendwann wiedersehen. Was hätte ich dafür gegeben, ausbrechen zu können! Frei sein...


    Die ganze Nacht lag ich mehr oder minder wach. Ich hätte Trost bei Chimerion finden können, doch so aufgewühlt hätte ich ihm nicht unter die Augen treten können.
    Erst in den frühen Morgenstunden fand ich ein wenig Schlaf, so daß ich das Frühstück zwangsläufig verpasste.
    Nach dem Aufwachen und als mich Charis zu recht machte, verfolgte ich nur noch einen Gedanken. Was konnte ich noch tun? Was war die letzte Option, um nicht elend zugrunde zu gehen? Ich fand eine Antwort, die mir noch eine letzte Chance bot und die mir letztlich die Antwort auf meine Frage beantworten würde.

    Es war in der Tat eine neue Erfahrung für mich. Eine, die man in meinen Kreisen höchst selten machte. In den unteren Schichten war es sicher nichts ungewöhnliches, wenn die Notdurft in Gegenwart von anderen verrichtet wurde. Ich jedenfalls errötete, auch wenn ich Chimerion den Rücken zugewandt hatte, so wie er es gewünscht hatte. Etwas später vernahm ich sein Seufzen, doch ich wartete noch ein wenig, bis ich mich wieder umdrehte und mich zu ihm setzte.
    Was er mir nun gestand, war mehr, als ich erwartet hatte. Es ließ mein Herz schneller schlagen. Er liebte mich und dafür verzichtete er sogar freiwillig auf seine Freiheit. Allerdings schmerzte es mich auch, als ich bemerkte, wie es ihn belastete. Huren und Sklaven echote es in mir, als er bereits fortfuhr.
    Sein Versprechen rührte mich fast zu Tränen. Ich umarmte ihn und sah ihn, trotz meiner Tränen mit überglücklichen Augen an.
    "Du weißt gar nicht, wie glücklich du mich damit machst, Chimerion." Dann küsste ich ihn. In Zukunft sollte er sich nicht mehr als Sklave fühlen, auch wenn er seinem Stand nach einer war. Das schwor ich mir.
    "Bitte nenne mich nicht mehr Herrin, wenn wir unter uns sind. Ich möchte, daß es dir an nichts mehr fehlen soll. Du sollst alle Freiheiten haben, nach denen es dich verlangt. Wenn du die Villa verlassen möchtest, dann sei es dir zukünftig gewährt. Und an Geld soll es dir auch nicht mangeln!" Vielleicht konnte dies ein kleiner Ersatz sein, für sein großmütiges Opfer, welches er eingens für mich und unsere Liebe in Kauf nahm.
    Sein Lächeln, es war so lieblich, nach allem was geschehen war. Er nannte mich Eurydike, denn er war mein Orpheus. Er war das, was mir gefehlt hatte, die letzten Wochen über und er konnte es mir ansehen, daß ich nicht glücklich gewesen war.
    "Ach, ich wünschte, ich könnte mit dir fort von hier. Dorthin wo wir weder Sklave noch Patrizier sind. Das wünschte ich mir!"
    Noch scheute ich mich, ihm vom fortschreitenden Scheitern meiner Ehe zu berichten. Eigentlich wollte ich darüber nicht nachdenken müssen, wenn ich bei ihm war.
    "Corvinus, er beachtet mich kaum und die Hochzeitsnacht war eher ein Trauerspiel zu nennen. Ich weiß nicht, wie ich das durchstehen soll." Bedrückt senkte ich meine Augen. Bisher hatte ich mit niemandem darüber gesprochen. "Deshalb brauche ich dich so sehr, mein Orpheus!"

    Nein, mich wunderte nichts mehr. Er tat genau das, was ich von ihm erwartet hatte. Als ob ich seine Gedanken lesen konnte. Dabei waren wir doch erst kurz verheiratet und hatten uns davor kaum gekannt.
    Und Ich? Hätte ich ihn zurückhalten sollen? Ihn anzuflehen, bei mir zu bleiben? Einfach nur neben mir zu liegen und mir die Sicherheit zu geben, nicht mehr allein zu sein. Damit hätte er mir, wenn auch nicht Liebe, aber doch wenigstens seine Zuneigung beweisen können. Doch dazu war er, warum auch immer, nicht fähig. Ihm fehlte wohl auch das Verständnis dazu. Marcus war so kalt und sein Herz schien aus Stein zu sein.
    Es gab nur einen Menschen, der genau wusste, was mir nun gut tat. Der mich sofort in seinen Arm genommen hätte und mich schweigend gehalten hätte, bis zum Morgengrauen.
    "Ja, geh nur!", meinte ich nach einigem zögern und unterdrückte dabei meine Tränen.
    Warum straften mich die Götter nur so? Was hatte ich unrechtes getan? Ich wünschte mir ein anderes Leben, an dem mein Geliebter und ich eins hätten werden können.

    Mein Erstaunen war mir anzusehen und ich unterstirch es mit einen leisen "Aha!" Wie schön, eine Tiberia! Zwar kannte ich die junge Dame noch nicht, doch dies ließ sich schnell ändern.
    "Wie schön, dich kennen zu lernen, Tiberia Septima." Auf meine Verwandten angesprochen runzelte ich erst die Stirn, denn offen gestanden hatte ich kein Auge auf bekannte Gesichter gehabt, hätte die junge Tiberia mich nicht aus meinem Tagtraum herausgerissen.
    "Aja? Wen hast du denn schon aus meiner Familie kennen lernen dürfen?"
    Beiläufig bemerkte ich, dass nun auch mein Gatte seine Aufmerksamkeit auf die Tibererin gelenkt hatte. Ebenso nicht entgangen war mir, wie er sie ansah! Dabei fiel mir ein, ich hatte ihn gar nicht vorgestellt, was man mir wohl kaum als Vorsatz unterstellen konnte. Doch einer unserer Sklaven holte mein Versäumnis schnell nach.
    "Oh ja, wie gedankenlos von mir, dies ist mein Gatte, Senator Aurelius Corvinus."
    Ich konnte der jungen Tibererin in allem zustimmen. Natürlich war es nun recht ungünstig, die Unterhaltung weiter zu führen und ebenso konnte ich ihre Abscheu vor dem nun beginnenden Opfer verstehen. Mir ging es nicht anders. Das viele Blut, welches nun gleich fließen sollte und die Entnahme der Eingeweide verursachte bei mir immer ein in höchstem Maße blümerantes Gefühl in der Magengegend.

    Ich war bereit! Bereit alles zu gestehen, nun ja fast alles! Gewisse Umstände, besonders die, die mich manche Nacht aus meinem cubiculium trieben, wollte ich selbstverständlich außen vor lassen. Denn das war eine andere Geschichte und hatte weder mit meiner Entführung noch mit dem voranschreitenden Scheitern unserer Ehe etwas zu tun.
    Meine Intention war es, ich wollte Marcus daran teilhaben lassen, wie es mir ergangen war in den bangen Wochen meiner Entführung. Damit er verstehen konnte und vielleicht Verständnis hatte. Selbst die Konsequenz daraus, nämlich der Keim der dadurch in mir aufgegangen war und den ich erfolgreich hatte entfernen lassen, hätte ich im beichten wollen.
    Marcus jedoch schmetterte meinen Versuch einfach ab. Wobei ich ihm dabei gar keine Vorwürfe machen konnte, denn ich kannte ja nicht seine Absichten. War es der Versuch mich zu schützen, oder sich selbst oder war es einfach schnödes Desinteresse? Das letztere wahrscheinlich nicht. Ich fühlte mich allerdings dabei nicht sonderlich gut. Wieder einmal abgespeist worden zu sein, war nicht besonders förderlich für meinen Gefühlszustand.
    "Aber...", versuchte ich noch gegenzulenken. Doch ich beließ es schließlich dabei und schwieg dann. Ich hätte mich nicht gewundert, wäre er nun wieder gegangen, um mich allein zu lassen, wo ich doch genau jetzt jemanden gebraucht hätte.

    Zitat

    Original von Tiberia Septima


    Um dies hier zu überstehen, stellte ich mir vor, an einem ganz anderen Ort zu sein, zu einer anderen Zeit. Wie herrlich war doch dieser Tagtraum! Es war wieder Sommer und ich befand mich in einem wunderschönen Garten. Natürlich war ich nicht allein. Hand in Hand lustwandelte ich mit… nicht mit Marcus an den duftenden Blumenbeeten vorbei.
    Peinlich berührt, sah ich unauffällig zu meinem Mann. Er hatte doch davon nichts bemerkt? Nein, wie konnte er denn. Grenzte dies bereits an Ehebruch, wenn ich in Gedanken mit einem anderen Mann… zusammen war? Marcus war mit ganz anderen Dingen beschäftigt, die nichts mit mir zu tun hatten.
    Plötzlich traf mich ganz unvorhergesehen ein Schubs. Erschrocken sah ich zur Seite, woher diese Irritation ihren Anfang genommen hatte. Ich sah nur einen unsere Sklaven, einen anderen, fremden Sklaven und eine junge Dame, die offenbar gestolpert war, aber im letzten Moment von ihrem sklavischen Begleiter noch aufgefangen worden war.
    Sie hatte mich ganz aus der Fassung gebracht, so daß ich nicht einmal erbost die Stimme erheben konnte. Erst mein Tagtraum dann die jung Frau, die ich nicht einmal kannte.
    "Äh, keine Ursache! Es ist ja nichts Schlimmeres passiert. Du bist doch in Ordnung, nicht wahr?" erkundigte ich mich besorgt bei der jungen Frau. Dies war eine willkommene Abwechslung. "Ach, wo bleiben denn meine Manieren? Ich bin Flavia Celerina. Und mit wem habe ich das Vergnügen?"