Seit jenem verhängnisvollem Spaziergang, bei dem Saba, der ganze Stolz ihrer Herrin, lediglich den flavischen Garten erkunden wollte, was ihr dann allerdings im Nachhinein als Fluchtversuch unterstellt wurde, fristete die Nachkommin der edelsten ägyptischen Tempelkatzen ihr Dasein an einer mit Edelsteinen besetzten Kette. Den ganzen Tag döste sie vor sich hin, aß das feine Fresschen, was ein Sklave, den ihre Herrin speziell für Sabas Ansprüche abkommandiert hatte, ihr servierte. Nur sehr selten gab es eine Gelegenheit, bei der die Katze nach draußen durfte und wenn dies einmal geschah, so hatte sie stets ihr Halsband zu tragen an dem immer auch die vermaledeite Kette befestigt war.
Am Anfang trauerte Saba ihrer verlorenen Freiheit noch nach. Stundenlang saß sie miauend an der Tür, darauf hoffend, daß wenigstens einer der Menschen mit ihr Erbarmen hatte und öffnete. Als sie einsehen mußte, daß niemand ihr diesen Gefallen tat, begann sie an der Tür zu kratzen. Nein, Saba war gefangen und mit der Zeit lernte sie, es zu akzeptieren.
Erst als ihre Herrin umzog und plötzlich alle ihre Möbel, Kleider und Sachen verpackt und weggebracht wurden, schöpfte sie wieder Hoffnung. Auch Saba wurde nicht zurückgelassen, Ihr Herrin höchstpersönlich war, es, die sie in ein Weidenkörbchen steckte und sie mitnahm.
Als sie wenig später wieder das Tageslicht erblickte, war alles anders. Es roch anders, es sah anders aus und wie sie wenig später merkte, war auch ihr Essen etwas anders. Ihre Herrin hätte nicht nur den Koch gewechselt, nein sie war komplett umgezogen. Mit dieser Tatsache war Saba anfangs gar nicht zufrieden gewesen. Wie jede Katze, mochte sie keine Veränderungen. Schon gar nicht, wenn sie in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt war.
Doch eines Tages geschah es! Ihr Sklave, der sie gebürstet hatte und sie dafür kurzzeitig von ihrer Kette befreit hatte, ließ sie einen Augenblick aus den Augen, als man nach ihm rief und er das Zimmer verließ. Dabei ließ er die Tür einen Spalt breit offen. Saba zögerte nicht lange. Dies war die Chance, um ihre neue Umgebung zu erkunden!
Flink, wie sie war, huschte sie hinaus. Das war so aufregend! All diese neuen Düfte. An allem, was ihr interessant erschien, schnupperte sie, und lief dann weiter, bis sie schließlich den Weg in den Garten fand.
Herrlich, diese frische Luft und die Sonnenstrahlen, die ihr weiches Fell erwärmten! Apropos Fell! Sie wollte unbedingt diesen widerlichen Menschengeruch loswerden und so beschloß sie, sich erst einmal zu putzen. Sorgfältig, wie sie das von ihrer Mutter gelernt hatte, strich sie mit ihrer rauen Zunge über ihr gepflegtes Fell. Sie blieb aber nicht lange am Ausgang sitzen, denn schließlich wollte sie nicht gleich wieder eingefangen werden. Nein, heute war ihr ganz persönlicher Glückstag und den wollte sie ausgiebig genießen. Sie stellte ihren Schwanz senkrecht nach oben und eilte zielstrebig dem Garten entgegen, vorbei an gutriechenden Blumen und dichtem Sträucherwerk, in dem man sich hervorragend verstecken konnte, wenn Gefahr drohte. Manchmal schnupperte sie an einer der Blumen, aber meistens mußte sie dann niesen. Was die Menschen nur an solchen Dingern mochten? Das blieb ihr ewig ein Mysterium.
Doch plötzlich blieb sie wie angewurzelt stehen. Da war etwas! Ein Mensch! Saba kannte ihn. Das war einer von denen, die sie nicht mochte. Dieser Tölpel! Er wollte sie doch tatsächlich mit miez, miez locken! Darauf fiel allerhöchstens eine unerfahrene und verspielte Jungkatze herein!
Saba sträubte warnend ihr Fell und begann zu fauchen. Das dumme an Menschen war, daß sie einfach kein kätzisch verstanden, da konnte man sich noch so viel Mühe geben. Selbst die dümmsten Hunde wußten, was ein kätzisches Fauchen zu bedeuten hatte, nämlich nichts Gutes!
Als der Mensch immer näher kam, begann sie zu knurren und verschwand dann in einem der Büsche. Dort wähnte sie sich in Sicherheit, bis… ja bis plötzlich jemand heftig an ihrem Schwanz zu ziehen begann.
Innerhalb von Sekunden verwandelte sich das brave Stubenkätzchen in eine gefährliche wilde Bestie, kreischte laut und drohend auf, fuhr ihre Krallen aus und schlug sie in die Hand des Angreifers. Auch ihre spitzen Eckzähne ließ sie aufblitzen und biß ordentlich zu. Hier ging es, wenn nicht um ihr Leben, dann zumindest um ihrem freien Tag!
Beiträge von Flavia Celerina
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Den Ianitor bedachte ich mit einem freundlichen aber kurzen Nicken, nachdem ich der Sänfte entstiegen war. Es bedurfte keinerlei Worte. Mittlerweile durfte ich wohl auch dem letzten der aurelischen Sklaven bekannt sein. Ohne mich auch noch einmal umzudrehen, passierte ich die porta, wohlwissend, daß meine Leibsklavin sich um alles Wichtige, was die neue Sklavin betraf, kümmern würde. Doch bevor ich weiter zum atrium schritt, hielt ich doch noch einmal und dreht mich zu den Sklaven um.
"Ach Charis, bring mir die Kleine hinaus in den Garten, wenn du mit ihr fertig bist!" Bis dahin verweilte ich noch in meinem cubiculum und ruhte mich von den Strapazen des Einkaufs aus. -
Sim-Off: Upps, beinahe vergessen
Wie ich sogleich feststellen durfte, wußte er sofort, worauf ich hinaus wollte. Das ersparte mir vieles an Erklärungen. Doch im gleichen Atemzug brachte er es auf geschickte Art und Weise fertig, mich zum Erstaunen zu bringen. Meine Pferde standen bereits wieder im Stall? Aha, nun diese Tatsache nahm mir sozusagen den Wind aus den Segeln und ich mußte mir eingestehen, daß nicht jeder Peregrinius auch gleich ein Halsabschneider war.
"So, so! Im Stall sind sie bereits! Dann kann ich also beruhigt sein." Der Hauch eines Lächelns huschte über mein Gesicht. "Du warst zufrieden mit meinen Pferden, ja? Und dein Hengst, äh ich meine natürlich mein Hengst, er hat dir stets treue Dienste geleistet?" Ich überlegte, wie ich seine Aussage für mich nutzen konnte. Wenn halb Rom davon sprach, wie gut meine Pferde waren, dann konnte ich mich bald über ein gut gehendes Geschäft kaum mehr beklagen können.
"Was ist eigentlich mit Sirius, dem schwarzen Hengst, den mein Sklave geritten hatte? Ist er ebenfalls wohlauf und steht bei den anderen Pferden wieder im Stall?" An diesem schwarzen Hengst hatte mein Herz besonders gehangen. Wie dumm von mir, daß ich ihn an Chimerion verschenkt hatte, diesen untreuen Lump! -
Ach Gott, ein 72er Jahrgang!
Dann droht dir ja auch demnächst die 4 vor der null:D
Damals waren so Mörderkracher wie das da in den Charts --->
aber auch für die etwas zartbeseiteteren Gemüter gab es damals etwas --->
Ja, ja, wie die Zeit vergeht... sind wir siebziger denn nicht einfach rattenschaf?
Ach ja, was ich noch sagen, äh schreiben wollte:Herzlichen Glückwunsch ... und feier schön!
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Gönnerisch lächelte ich dem jungen Ding zu. Natürlich war es gänzlich ungewohnt für sie, überhaupt etwas zu bekommen. Nur so wie sie jetzt war, konnte ich sie unmöglich mitnehmen, geschweige denn in der Öffentlichkeit herzeigen. Wenigstens war ihr die Villa Aurelia ein Begriff, wie ich ganz erfreut feststellen durfte. Dennoch würde es in der nahen Zukunft unumgänglich werden, das Mädchen in seine Schranken zu weisen. Für eine Sklavin war sie eindeutig zu gesprächig und vor allem Vorlaut.
"Möchtest du denn eine Tunika in rot und gelb? Oder magst du eine andere Farbe lieber? Nun gut, wir werden sehen! Dann laßt uns gehen!"
Ich begab mich wieder in meine Sänfte und nachdem die Träger wieder ihren Dienst versahen, setzte sich mein kleiner Zug wieder in Bewegung. Meine Leibsklavin Charis nahm sich nun Marei an, die dafür Sorge zu tragen hatte, daß das Kind nicht entschwand.
"So, Marei heißt du also! Ich bin Charis", sagte die Sklavin schließlich, wobei man nicht abschätzen konnte, ob sie der Neuen wohlgesonnen war, oder auch nicht. Im Gegensatz zu ihrer Herrin, war sie nicht restlos auf Kinder versessen. Marei war eine Sklavin, genauso wie sie auch. Sie war nur etwas jünger, viel jünger. Mehr nicht! -
Aus unerfindlichen Gründen hatte ich wohl die Einladung der Iunierin überhört. Daran waren wohl einzig diese Ägypter schuld, die mir immer noch im Kopf umherschwirrten und denen ich in gewisser Weise noch nachtrauerte. Dabei war ich nicht unbedingt darauf erpicht gewesen, auf meine Einladung zu bestehen. Schließlich gab es noch tausend andere Gelegenheiten sich zu treffen.
"Entschuldige bitte, offensichtlich ist mir deine Einladung entgangen. Nun denn, dann treffen wir uns demnächst bei dir und ein anderes Mal in der Villa Aurelia.", meinte ich zu der jungen Iunierin. Die andere junge Dame, die wohl auch von den Iuniern war, machte keinen besonders gesunden Eindruck. Beiläufig bekam ich mit, wie sie über Kopfschmerzen und Übelkeit klagte. Bona Dea, sie war doch nicht etwa schwanger? Oder hatte sie einfach nur etwas über den Durst getrunken?
"Hast du es schon einmal mit Kamille probiert? Das wird dir helfen!" , flüsterte ich ihr zu. Kamille half auf jeden Fall in beiden Situationen. So konnte sie also nichts falsch machen.Prisca indes hatte wohl Gefallen an dem Gedanken bekommen, sich in die Hände von erfahrenen ägyptischen Masseuren zu begeben. Wie schade nur, daß diese leider in Baiae weilten! Oder etwa doch nicht? Von weitem drangen die Geräusche einer tumultartigen Auseinandersetzung zu mir. Natürlich sah ich nach, was in unmittelbarer Umgebung vor sich ging. Ich wollte meinen Augen kaum trauen, was ich dort sah! Die Götter mußten mich erhört haben! Selbstverständlich kannte ich diesen muskulösen Körper, wohlgeformt und gottgleich. Das war einer der Ägypter aus Baiae! Wo einer war, waren vielleicht noch mehr!
"Ja, meine Liebe! Darüber sollte man ernsthaft nachdenken! Schau dir den Sklaven da drüben an! Das ist einer der legendären Drei aus Baiae! Wie der nur nach Rom gekommen ist?", meinte ich zu Prisca.
Minos, der Dummkopf stand immer noch da und wartete. Von mir aus konnte er dort stehen bleiben bis er schwarz wurde. Oder nein! Ich hatte eine bessere Idee! Inzwischen war neben dem Becken ein untersetzter Wicht aufgetaucht, der mehr stotterte, als sprach. Er entschuldigte sich vielmals für meine Unannehmlichkeiten. Tja, dafür war es ein wenig zu spät!
"Ich darf wählen sagst du? Nun gut, dann wähle ich den Ägypter und diesen kretischen Schwachkopf hier! Sie sollen beide zeigen, was sie können. Der der mich am besten zufrieden stellen kann, werde ich dir dann abkaufen! Äh, hast du noch mehr Ägypter, womöglich solche, die vorher in Baiae tätig waren?“ -
Upps, ich hatte ja ganz vergessen, mich abzumelden!
Das größte Weinfest der Welt jährt sich zum 593. mal. Da mußte ich einfach hin!
Für die kommende Woche muß ich leider auch kürzer treten. Bin nur bis Donnerstag im Land, danach bis Sonntagabend absent. -
Ich mußte einfach grinsen, als die Kleine den Mund aufmachte. Die wandelnde Straßenkarte auf zwei Beinen! Wirklich orginell! Trotzallem fiel mir auf, daß sie noch immer sehr vorwitzig war und ungefragt das Wort ergriff.
"So, Merei heißt du also! Nun gut Marei, das werden wir Schritt für Schritt ändern! Zuerst einmal werden wir dir ein paar neue Kleider kaufen, denn so kannst du unmöglich herumlaufen. Dann wirst du dein neues Zuhause kennenlerne, die Villa Aurelia. Und glaube mir, dort wirst du alles lernen, was eine gute Sklavin wissen muß: Lesen, Schreiben, Haus- und auch Gartenarbeiten!"
Charis hatte dem Mädchen einen warnenden Blick zugeworfen, denn es ziemte sich nicht für einen Sklaven, seinen Herrn unaufgefordert anzusprechen. Diesmal ließ ich dies allerdings noch durchgehen. Das Mädchen wußte es einfach nicht besser!
"Mein Name ist Flavia Celerina. Ich bin die Gemahlin des Senators Aurelius Corvinus und du gehörst nun zu meinem Haushalt. Deshalb darfst du mich von nun an Herrin oder auch domina nennen!" -
Nachdem ich den Zuschlag für das Mädchen erhalten hatte, schickte ich meine Leibsklavin Charis nach vorne zu dem Podest, um einerseits die Rechnung zu begleichen und andererseits das Kind zu holen. Ich hatte vor, die Kleine erst einmal neu einkleiden zu lassen. Den Fetzen den sie trug, war alles andere als akzeptabel. Außerdem wollte ich mir Zeit nehmen, um sie näher kennenzulernen.
Meine Mitbieterin sah kurz zu mir herüber und beglückwünschte mich. Ob ich tatsächlich zu beglückwünschen war, würde die Zeit noch zeigen. Ich hatte die Kleine nicht des Bedarfs wegen gekauft. Es war viel mehr eine Laune gewesen.
"Danke sehr!", antwortete ich kurz und lächelnd, sah dann aber wieder in die Richtung zu meiner Sklavin, soeben dem Sklavenhändler die Sesterzen übergeben hatte und nun das Mädchen zu mir brachte.
Ich musterte das Mädchen ganz genau und als sie endlich vor mir stand, sprach ich sie auch an.
"So, du bist also mein neuestes Schmuckstück in meiner Sammlung! Wie ruft man dich?"Sim-Off: Überwiesen!
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„380 Sesterzen!“,
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Nun ja, langsam aber sicher mußte ich mich entscheiden, was ich wollte! Ach was soll’s, dachte ich.
„350 Sesterzen!“, rief ich. -
Irgendwie wurde sie auf mich aufmerksam und war ganz plötzlich lammfromm. Die Kleine machte sogar eine Verbeugung! Das bewog mich natürlich noch mehr, ein wenig Geld locker zu machen. Ganz gleich, was Marcus dazu sagen würde, wenn ich nach Hause kam und ihm mitteilte, dass ich ein Kind bekommen hatte!
Wirklich sehr amüsant, das Ganze! Auch die junge Frau, die die ganze Zeit mit der kleinen Göre mehr gestritten als erzählt hatte, grüßte mich freundlich. Ich kannte sie gar nicht. Sie bot für Decimus Livianus, den Senator. Wahrscheinlich auch nur irgendeine Sklavin. Nun ja, ich hatte einen guten Tag und erwiderte ein ebenso freundliches Lächeln.
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Herzlichen Glückwunsch und alles Gute!
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Eigentlich hatte ich nicht vor gehabt, den Sklavenmarkt zu besuchen. In letzter Zeit war ich nicht gerade zufrieden mit dem Angebot. Sklaven die unzuverlässig waren, solche denen man erst noch alles beibringen mußte und solche, die aufmüpfig waren. Nicht gerade das, was man sich unter guten Sklaven eben vorstellte. Trotzdem kam ich hier vorbei und warf einen flüchtigen Blick auf das Angebot des Tages. Nun ja, es war nicht gerade berauschend, was ich dort sah. Doch da stand dieses Kind! Und die Götter alleine wissen warum, bei Kindern konnte ich einfach nicht anders. Die Kleine war zwar sehr vorlaut, doch mußte ich innerlich lachen, als ich mir ihre Versteigerung eine Zeit lang mit ansah. Was für ein loses Mundwerk sie doch hatte! Ach nein, das war nichts für mich! Oder vielleicht doch? Bestenfalls konnte sie als Geburtstagsgeschenk für den kleinen Gracchus Minor herhalten.
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Zitat
Original von Germanica Calvena
Kurz seufzte Calvena auf und trug, wie sie es versprochen hatte, einem Thermensklaven auf, wein für die Damen zu bringen, ehe sie sich, von dem nun etwas unsicheren Minos, fortführen ließ. Das sich Unheil in ihrem Rücken zusammen braute, ahnte sie noch nicht, würde sie wohl aber zu spüren bekommen.
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Da ging er nun dahin, mit diesem Weibsstück! Für mich war diese Angelegenheit keinesfalls erledigt! In diesen Dingen konnte ich unglaublich nachtragend sein. Ich verfügte über Mittel und Wege, die zur gegebenen Zeit dazu führten, daß die Germanicerin noch an mich denken sollte. Vorerst machte ich gute Miene zum bösen Spiel, folgte der quirligen Unterhaltung der anwesenden Damen und versuchte, mich nach besten Kräften auch daran zu beteiligen.
Die Erwähnung der Ägypter, die ich in den Thermen von Baiae erleben durfte, hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Sie trug einerseits dazu bei, den unschönen Zwist um Minos vergessen zu machen und andererseits, mich wieder ins Gespräch zu bringen.
Prisca war es, die sofort darauf ansprang und sich nach den Ägyptern erkundigte.
"Nun, das will ich dir gerne sagen, meine Liebe! Zum einen entsprach ihr Äußeres, in jeder Hinsicht meinem Geschmack. Als wäre Osiris selbst in der Gestalt eines Jünglings vom Pantheon herabgestiegen. Und alle waren sie, ähnlich wie dieser kretische Nichtsnutz, wahre Könner ihres Metiers. Allerdings haftete ihnen noch das gewisse etwas an, Was Minos niemals wird bieten können! Ein Hauch von Orient, der Zauber ihrer Exotik. Im Übrigen, römische Männer mögen so etwas! Ich meine den Zauber der Exotik. Dein Onkel zum Beispiel,…"
Glücklicherweise wurde nun der Wein serviert, denn im Eifer des Gefechtes war mir gar nicht aufgefallen, wie sehr ich wieder aus dem Nähkästchen zu plaudern begonnen hatte. Das waren doch sehr persönliche Dinge, die hier direkt an der Nachrichtenbörse Roms nichts zu suchen hatte.
Zu meiner Überraschung stellte ich fest, daß Antonia bereits wieder im Begriff war, die Thermen zu verlassen. Das war sehr Bedauerlich. So waren wir gar nicht in Genuß gekommen, mit einander ins Gespräch zu kommen. Aber ich war mir sicher, man würde sich bald wieder treffen. Ich grüßte sie noch zum Abschied und gab mich dann wieder der Konversation hin. Man sprach über das Übliche, Männer, Mode, Katastrophen…
Ach ja, die Suche nach einem passenden Mann hatte ich erfolgreich gemeistert. Nun konnte ich denen, die noch suchend waren, hilfreiche oder weniger hilfreiche Tipps geben. Die junge Dame, die sich mit Prisca unterhielt, schien mir da ein passendes Opfer zu sein.
"Ach weißt du, mit den Männern ist es wie mit einer Tunika. Er sollte in jedem Fall deinen Ansprüchen genügen und natürlich sollte er auch zu dir passen! Du solltest dich wohl fühlen, wenn du in seiner Nähe bist." Ehrlich gesagt kannte ich den jungen Aurelier nicht, der gerade in Germanien weilte, doch mußte ich sowohl Prisca, wie auch der Iunierin zustimmen. "In der Tat! Germanien ist ein schreckliches Land! Ich war zwar nie dort gewesen, doch lebte ich einige Jahre in Gallien, was unwesentlich besser ist, als Germanien. Die Leute dort sin so…. anders!"Mittlerweile war man im Becken auf die Ludi Romani gekommen. Nun ja, ich machte mir nicht viel aus Gladiatorenkämpfen oder Wagenrennen. Ich mochte lieber das Theater. Essentiell war man sich allerdings einig geworden, daß man sich wieder einmal treffen sollte.
Inzwischen war meine Konkurrentin wieder aus Minos Händen entlassen worden. Siewirkte ganz entspannt und betört. Der Kreter indes verharrte in der Nähe des Beckens und musterte mich. Mir schien, als wartete er auf etwas. Hatte er nicht noch kürzlich großmäulig behauptet, alle Hände voll zu tun zu haben? Nun denn! Ich ließ ihn erst einmal schmoren!
"Was meinst du Prisca, wäre die Villa Aurelia nicht ein wunderbarer Ort, andem wir uns alle treffen könnten? Der Garten bietet enorm viel Platz, für ein nettes kleines Fest!" -
War ich zu Beginn noch unsicher gewesen, ob es richtig war, was ich hier tat, so war ich mir beim Anblick dieser Wunden wieder ganz sicher, das Richtige zu tun. Denn letztlich tat ich es auch für mich, um mein Gewissen zu erleichtern. Zwar hätte mir jeder nur bestätigen können, daß ich nicht im Unrecht gehandelt hatte, als ich Chimerion bestrafen ließ. Höchstwahrscheinlich hatte man mir sogar geraten, ihn noch härter zu maßregeln.
Meine Hand fuhr vorsichtig über seine Stirn. Wie ich mir schon dachte, war sie kochendheiß. Er fieberte und wenn sich niemand um ihn kümmerte, dann war er spätestens in einigen Tagen tot. Jetzt galt es, zuerst einmal, den geschundenen Rücken zu versorgen. Dafür hatte ich speziell ein Balsam aus Kamille und Calendula hergestellt, die ich nun mit Hilfe eines hölzernen Stäbchens auftragen wollte. Bevor es aber dazu kam, schien er endgültig aus seinem Schlaf zu erwachen. Schwerfällig waren seine Versuche, einige Worte zu formulieren. Undeutlich waren sie anfangs, doch mit der Zeit gewannen sie an Klarheit. Anfangs versuchte ich ihn noch zu beschwichtigen, indem ich ihn leicht an seiner Wange berührte. Schreckte jedoch zurück, als er glaubte, seine Mutter sei bei ihm.
Niemals war es mir in den Sinn gekommen, daß meine Sklaven, die in Freiheit geborenen waren, einst auch die Töchter und Söhne von Müttern und Vätern gewesen waren. Daß es Menschen gab, die sie einst geliebt hatten, und die alles gegeben hätten, um ihnen ein besseres Leben zu bieten. Das Schicksal hatte anders entschieden.
Dieser Sklave hier, so elend wie er da lag und litt, erinnerte mich frappierend an mich selbst. Erst wenige Monate zuvor hatte ich selbst so dagelegen, geschunden und fast dem Tode nah. War ich am Ende nicht besser, als die Verbrecher, die mir das angetan hatten? Diese Frage lastete bleischwer auf mir. Doch ich glaubte, sie mit ja beantworten zu können. Ich war besser! Denn im Gegensatz zu den Piraten ließ ich mein Opfer nicht im Stich. Ich war hier, um so etwas wie Vergebung zu erhalten und mich meiner Verantwortung zu stellen. Ich war die Herrin dieses Sklaven, nicht seine Mutter! Aber hatte er nicht ein wenig Wärme verdient nach alldem, was heute mit ihm geschehen war? Was wenn ich darauf einging? Ließ ich ihn dann noch mehr leiden, weil ich die Grausamkeiten gegen ihn noch um ein vielfaches erhöhte oder gab ich ihm ein Gefühl der Geborgenheit? Die ursprünglichste Form der Geborgenheit, der eines Kindes, in den Armen seiner Mutter.
"Ja… mein Sohn..., ich bin ganz nah bei dir," antwortete ich gütig und strich ihm erneut ganz sanft über den kahlgeschorenen Kopf. Sein jämmerlicher Anblick und der verzweifelte Versuch nur ein klein wenig Zuwendung zu finden, rührte mich zu Tränen. Leise schluchzend wischte ich sie mir aus dem Gesicht und wandte mich wieder seinem Rücken zu.
"Das wird jetzt ein kleines bißchen weh tun. Ich trage jetzt eine Salbe auf deinen Rücken auf. Die wird dir helfen!" Ganz vorsichtig, damit ich ihn nicht noch mehr als nötig Schmerzen zufügen mußte, trug ich nun den Balsam großflächig auf. -
Auch wenn die Entfernung zwischen den Villen nur wenige Schritte betrugen, war ich doch froh um die Sänfte, in deren Inneren ich vor unliebsamen Blicken geschützt war. Niemand sollte mein verheultes Gesicht zu sehen bekommen und daraus womöglich Schlüsse ziehen können.
Auch als ich dann in der aurelischen Villa zurück war, hielt ich mich nicht länger als irgendwie nötig außerhalb meiner Räume auf. Ich wollte allein sein und niemanden sehen. Meiner Leibsklavin gab ich für den Rest des Tages frei.
Bevor ich mich in mein cubiculum zurückzog, gab ich Anweisung, Chimerion in einem separaten Raum unterzubringen, der sich allerdings auch im Sklaventrakt befand. Meine Intention war es, ihm einfach etwas Ruhe zu gönnen, nicht die Isolation zu den anderen Sklaven stand im Vordergrund. Später, wenn er wieder einsatzfähig war, wollte ich erneut drüber entscheiden, wo er verbleiben sollte.
Als allererstes befreite ich mich von meinen Kleidern und streifte mir eine recht einfache Tunika über, in der ich mich viel wohler fühlte. Den Rest des Nachmittages beschäftigte ich mich einmal wieder mit meinen Kräutern. Einfach deshalb, um nicht mehr in die Verlegenheit zu kommen, nachdenken zu müssen. Ich hatte heute eindeutig zu viel Blut gesehen, als daß ich mich zufrieden zurücklehnen konnte.
Die Tiegel und Töpfe in denen sich diverse getrocknete und frische Kräuter, Essenzen und Balsame befanden, hatten den Umzug gut überstanden. Wie besessen machte ich mich daran, aus verschiedenen Heilkräutern ein Balsam herzustellen. Damit vergingen einige Stunden. Stunden in denen ich nicht über meinen Sklaven nachdenken mußte.Gegen Abend klopfte ein Sklave an meine Tür, der mich zur cena geleiten wollte. Doch ich lehnte ab. Ich hatte keinen Hunger. Erst viel später, ließ ich mir doch noch eine heiße Hühnerbrühe kommen. Die Köchin mußte mich deshalb wahrscheinlich verflucht haben. Mit Sicherheit hatte sie nur auf Nachzügler wie mich gewartet. Allerdings rührte ich die Suppe nicht an.
Zusammen mit einem Becher gemischten Wein, einem brennenden Lämpchen, einem Tuch und einem Töpfchen mit dem angerührten Balsam, welches alles auf einem Tablett Platz gefunden hatte, verließ ich mein Zimmer. Ich hatte mir eine Palla übergezogen und mir das Tuch etwas tiefer ins Gesicht gezogen, damit mich niemand sofort erkannte, falls mir jemand begegnen sollte.
Vereinzelt brannten auf den Korridoren noch kleine Öllämpchen, so daß ich nicht gänzlich im Dunkel tappen mußte. Da die Villa Aurelia wohl wie die meisten herrschaftlichen Häuser aufgeteilt war, fiel es mir nicht schwer, meinen Weg zu finden. Es herrschte eine fast unheimliche Ruhe. Die meisten Bewohner, ob es nun Herren oder Sklaven waren, schliefen bereits.
Vor der Tür im Sklaventrakt machte ich halt, balancierte das Tablett mit einer Hand um mit der anderen die Tür zu öffnen. Im Inneren herrschte Stille, nur ein leises Röcheln war zu hören. Ich trat ein und leuchtete mir den Weg. Mein Tablett stellte ich ab und besah mir den Sklaven, der vor mir lag.
Augenscheinlich schlief Chimerion schon oder immer noch. Sanft strich ich ihm über seinen Kopf, wo gestern noch sein langes Haar war, ehe ich mir den Verband ansah, den man ihm am Nachmittag auf seinen Rücken angelegt hatte. Sachte entfernte ich den Stoff und besah mir die Wunden, die immer noch zu bluten begannen. Dieser Anblick hatte etwas schockierendes. Er mußte schreckliche Schmerzen erlitten haben.
Das war mein Werk! -
In den nächsten Tagen werde ich leider nicht viel zum posten kommen. Aber ab nächsten Montag sieht es wieder besser aus!
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Gespannt sah ich zu dem Custos mit der Peitsche, der augenblicklich mit seinem Werk begann. Der andere schickte sich an, laut jeden einzelnen Schlag zu zählen. Meine Haltung verkrampfte sich, als mein Blick auf Chimerion ruhen blieb.
Die ersten Schläge verursachten bei ihm lediglich nur ein Zucken. Noch hatte er sich gut unter Kontrolle und schrie nicht. Meine Finger ballten sich zu Fäusten. Mit jedem Schlag versuchte ich sie fester zu drücken, so daß es schon schmerzte. Mein Gesicht war wie das einer Statue. Keine Regung ließ ich zu. Kein Zucken kein nervöser Wimpernschlag, nichts. Noch nichts.Das monotone zählen und der darauf folgende Peitschenhieb setzte sich erbarmungslos fort. Das Zählen des custos ging irgendwann an mir vorbei. Ich sah nur noch, wie sich Schlag für Schlag Chimerions Rücken veränderte. Erst die roten Striemen, dann das Blut, welches erst in feinen Rinnsalen und dann verstärkt der Schwerkraft folgte.
In meinem Inneren schrie ich, die beiden custodes mögen doch ihr Werk beenden. Doch dieser Schrei drang nicht bis nach außen vor. Ich ließ es geschehen und ich war mit einem Mal schockiert über mich selbst. Wie konnte ich nur! Hätte es keinen anderen, keinen besseren Weg gegeben, als diesen?
Nach mehr als vierzig Schlägen verlor Chimerion das Bewusstsein und in mir stieg bereits die Hoffnung empor, man möge ihm die letzten Schläge erlassen. Doch die custodes waren ohne Erbarmen. Ich war ohne Erbarmen, denn ich tat nichts, schritt nicht ein, sprach klein Machtwort. Ich ließ es geschehen. Meine Kehle fühlte sich staubtrocken an. Ich konnte gar nicht sprechen. Nur ein leichtes Zucken um meine Mundwinkel war zu vermelden, mehr nicht.
Die beiden Sklaven holten Chimerion mit Hilfe eines Eimers mit kaltem Wasser wieder zurück aus der Bewußtlosigkeit, hernach setzten die Schläge wieder ein, bis zur Erfüllung der Strafe. Erst dann zog die Ohnmacht ihn wieder hinab ins Dunkel.
Voller Stolz verkündete der custos die Vollendung seines Tuns und mir war so, als hörte ich eine gewisse Erwartungshaltung bei ihm heraus, als wolle er sich noch weiter fort an dem Elend seines Opfers gütig tun. Selten hatte ich ein Subjekt wie dieses erblickt, welches gierig darauf wartete, noch mehr quälen zu dürfen.
Ich jedoch war innerlich immer noch sehr ergriffen und antwortete nur zögerlich.
"Ja.. Gut… Ich will nach Hause.. Sofort.. Nehmt ihn ab… und… und macht ihn transportfähig!"
Ohne den umherstehenden Sklaven auch nur noch eines Blickes zu würdigen, floh ich von diesem grausamen Ort. Meine Sklaven folgten mir, ohne daß man sie dazu auffordern mußte. Sie hatten erlebt, zu was ich fähig war. Ich stieg in die bereitstehende Sänfte, zog die Vorhänge zu, damit mich niemand sehen konnte und begann leise bittere Tränen zu vergießen. -
Die Sänfte zog an geschäftig vorübergehenden Passanten und Umherstehenden, die nach dem Delinquenten Ausschau hielten, vorbei. Gelangweilt sah ich nach draußen, damit ich meinen Augen etwas Abwechslung bieten konnte und sie nicht wieder vor Müdigkeit zufielen. Den Göttern sei Dank, war es noch nicht so heiß und schwül.
Von den Strapazen des zum Tode Verurteilten bekam ich recht wenig mit, außer wenn einmal wieder die Sanfte ins Stocken geriet. Allerdings störte mich das herzlich wenig.
Schließlich passierten wir das Stadttor. Am Straßenrand kündeten einige gekreuzigte Kadaver davon, was an dieser Straße Usus war. Dementsprechend schlecht war der Geruch an Ort und Stelle. Meine Nase war in diesen Dingen sehr empfindlich. Aber ich hatte vorgesorgt. Meine Sklavin hatte mir am Morgen ein in wohlriechende Essenzen getauchtes Tuch gereicht, welches ich mir nun vor die Nase hielt. Ich gab den Sänftenträgern die Anweisung, meine Sänfte so abzustellen, damit ich alles sehen konnte, ohne mein Fortbewegungsmittel dafür verlassen zu müssen. Das war um ein Vielfaches bequemer. Außerdem haßte ich es, vom Pöbel begafft zu werden.
Von weitem erkannte ich auch den Sklavenjäger wieder, der sich nun als Henker nützlich machte. Auch eine Art, sein Geld zu verdienen! Doch eines mußte man ihm lassen, er machte seine Arbeit zuverlässig und es gab kaum Grund zur Klage.Endlich zogen sie das Kreuz mit dem daran festgebunden Sklaven nach oben. Für wahr, kein schöner Anblick, doch es verschaffte mir Genugtuung. Es war nur zu hoffen, daß Marcus auch den Parther gleich nebenan kreuzigen ließ. Doch offensichtlich hatte er anderes mit ihm vor. Womöglich war der Parther für die Löwen bestimmt. Ich vertraute da ganz auf meinen Verwandten, der schon wußte, was zu tun war.
Auch wenn es mir auf die Dauer lästig wurde, verharrte ich noch eine Weile an der Hinrichtungsstelle. Marcus hatte sich verständlicherweise absentiert. So lag es an mir, die Sklaven wieder nach Hause zu führen. Doch heute wollte ich ihnen genügend Zeit einräumen, sich wieder auf die wesentlichen Dinge ihres Daseins zu konzentrieren.