Beiträge von Flavia Celerina

    Die meisten Gäste hatten mittlerweile das Schiff betreten. Umso schwieriger gestaltete sich das Durchkommen für Orestes der auf dem Weg zu uns war, was die Zeremonie etwas in die Länge zog. Doch dann war er da und es konnte weiter gehen.
    Gemeinsam mit Marcus brach ich den Speltkuchen und genoß ein kleines Stückchen davon. Allerdings fand ich ihn nicht sehr wohlschmeckend und doch recht trocken. Das anschließende Festmahl würde mich diesbezüglich hoffentlich entschädigen. Ach ja, das Festmahl! Dadurch dass ich recht aktiv in die Festplanung involviert war, wusste ich in etwa, was mich kulinarisch noch erwarten sollte.
    Nun nur noch ein letztes Opfer für Iupiter, dann war es vollbracht. Mittlerweile verspürte ich auch ein penetrantes Knurren in der Magengegend. Ich hatte heute noch nichts zu mir genommen. Am Morgen nach dem ich erwacht war, hatte ich andere Sorgen gehabt. Meine einzige Sorge jetzt noch, war das Vertuschen der peinlichen Magengeräusche, was aber durch die Geräuschkulisse im Hintergrund nicht sonderlich schwierig war. Ansonsten war ich zufrieden, mit dem wie der heutige Tag bislang verlaufen war.

    Zitat

    Original von Chimerion
    Deshalb setzte er eine gequälte Miene auf und hielt sich den Bauch. "Oh OOOh, ich glaube mit ist nicht gut, scheinbar habe ich zu viel gegessen..."meinte er an Celerina gewandt. "Wie lange gedenkst du zu bleiben? Wenn du heute Nacht hier bleibst, würde ich mich allein auf den Weg nach Hause machen und müsste mich nicht sorgen, ob du sicher zurückkommst."


    Hatte mein Blick noch auf den freudestrahlenden Gesichtern der Beschenkten geruht, wurde meine Aufmerksamkeit nun auf das plötzlich beginnende Stöhnen meines Sklaven gelenkt. Chimerion klagte über Bauchschmerzen und mir dünkte, als sei er etwas blaß um dir Nase herum. Er war doch nicht letztlich doch Opfer der flavischen Saturnaliencena geworden, die in diesem Jahr sehr gewöhnungsbedürftig ausgefallen war?
    Natürlich zögerte ich nicht lange, ihm die Erlaubnis nach Hause gehen zu dürfen zu erteilen, wobei er die dieser Tage eh nicht bedurfte.
    "Aber natürlich! Geh nur und kümmere dich nicht um mich!" Ich hatte seine Hand ergriffen und drückte sie noch einmal fest, bevor ich sie wieder los ließ.
    "Ich werde schon wieder nach Hause kommen. Notfalls wird man es mir sicherlich gestatten, hier zu nächtigen." Ich warf einen kurzen prüfenden Blick in Marcus´ Richtung. Er hätte bestimmt nichts dagegen.
    "Also geh nur!", wiederholte ich noch einmal und sah im besorgt hinterher, als er das triclinium verließ. Morgen, sobald ich zurück war, wollte ich gleich nach ihm sehen.

    Mit meiner vollen Aufmerksamkeit verfolgte ich den Disput zwischen Herrn und Sklave, was durchaus unterhaltend war. Leider hatte das, was nun vorgetragen wurde, nur noch wenig mit dem zu tun, weswegen ich eigentlich Marcus aufgesucht hatte. Aber das war nur nebensächlich. Viel interessanter waren gewisse Details, die zur Sprache kamen, war ich doch insgeheim eine Freundin ungewaschener Wäsche. Nur hätte ich mir noch eine Kleinigkeit zum knabbern gewünscht, um diese Vorstellung in ihrer Gänze auskosten zu können.


    Besonders pikant wurde es, als der Sklave versuchte, seinen Herrn zu erpressen, nur um eine andere Strafe zu erhalten, als die, die Marcus für sein Eigentum vorgesehen hatte. Seltsam diese Parther! In der Tat seltsam!
    Natürlich blieb Marcus hart und beugte sich nicht der Impertinenz des Sklaven. Jedoch schien Marcus recht peinlich berührt von jener Bemerkung, die Cassim machte, woraufhin er mich auf seine Pflichten verwies, welche noch auf ihn warteten. Ich fragte mich, welche Pflichten das denn noch sein konnten. Schließlich kam ich zur Überzeugung, daß es sich lediglich um eine Ausflucht handeln konnte.
    "Aber ja, äh, natürlich, äh." Fluchtartig verließ er nun seinen eigenen Raum, so daß ich ihm nur noch mit offenem Mund nachsehen konnte.
    Eigentlich war meiner Klage genüge getan. Ich hatte meine Rache bekommen. Der Parther war vor meinen Augen bloßgestellt worden und nicht nur der Parther. Sein Herr hatte auch einiges einstecken müssen, was von mir natürlich in keinster Weise beabsichtigt war. Als nächstes wollte ich hinter dieses Geheimnis kommen, von dem Cassim gesprochen hatte. Dafür gab es Sklaven, die darin geübt waren, solchen Mysterien auf den Grund zu gehen. Bis dahin zog auch ich mich nun in mein cubiculum zurück.

    Es versprach ein sehr angenehmer Abend zu werden, an dem alle gesellschaftlichen Zwänge gefallen waren und das war auch gut so. Was hätte es auch schöneres geben können, als diesen Saturnalienabend im Beisein meines Verlobten ausklingen zu lassen? Auch für Chimerion war dies eine willkommene Gelegenheit, die Sklaven in seinem zukünftigen Zuhause kennenzulernen, die er offenbar auch zu nutzen schien. Er unterhielt sich ganz angeregt mit einer blonden Sklavin, die ich bereits einmal gesehen hatte, deren Name mir aber nicht geläufig war.
    Marcus hatte in der Zwischenzeit das triclinium verlassen um wenig später mit einem sackähnlichen Behältnis wieder zu erscheinen. Natürlich konnte ich mir vorstellen, was sich darin befand. In gewisser Weise hatte ich ja den Ruf nach den Geschenken losgetreten. Ich selbst hatte eine ähnlich gefüllte Tasche unter meiner Kline liegen, die ich zu gegebener Zeit hervorholen wollte, sobald Marcus seine Geschenke verteilt hatte.
    Im Vorfeld hatte ich mich nach den Interessen von Marcus´ Verwandten erkundigt und hatte dementsprechend die Geschenke ausgewählt. Bei den Sklaven verhielt es sich ähnlich, zumindest bei denen, die mir bekannt waren. Für alle Fälle hatte ich aber auch für alle anderen einige zusätzliche Einheitsgeschenke dabei, damit niemand leer ausgehen mußte.
    Vorerst beobachtete ich nun, wie einer nach dem anderen beschenkt wurde. Wie mir schien, hatte sich Marcus große Mühe gegeben, um jedem, den er beschenkte, gerecht zu werden.
    Im Gegensatz zu den letzten Jahren fieberte ich dieses Jahr weitaus weniger einem Geschenk entgegen. Für mich war es das größte Geschenk, mit dem Leben davongekommen zu sein und hier liegen zu dürfen.

    Es tut mir sehr leid, euch nochmals vertrösten zu müssen. :(Voraussichtlich bis einschließlich übernächstes WE muß ich mich auf Sparflamme melden. Vorrangig werde ich nur im Hochzeitsthread posten können. Wenn es geht, auch etwas mehr. Versprechen kann ich aber nichts.

    Bei seinem Lächeln wusste ich es, ja ich war am Ziel aller meiner Träume angelangt und er mußte genauso fühlen. Dieser Mann würde mich nicht unglücklich machen! Ich hatte die richtige Wahl getroffen.Das war ich mir jetzt ganz gewiss! Auch ich erstrahlte nun vor Glück und geriet immer mehr in Feierlaune. Doch noch eine winzige Hürde war zu nehmen, die confarreatio, die nur patrizischen Paaren vorbehalten war.
    Hierfür führte mich Marcus auf das Schiff. Unsere Gäste folgten uns auch dorthin. Nun hatte ich längst meine furcht vor dem Schiff verloren. Hier widerfuhr mir nichts böses!
    An dem Heck des Schiffes hatte man eigens für uns zwei Stühle nebeneinander platziert, die durch das Fell eines geopferten Schafes miteinander verbunden waren. Dies sollte unserer Ehe besondere Fruchtbarkeit verleihen.
    Ich nahm auf einem der Stühle Platz. Nachdem auch Marcus sich gesetzt hatte, reichte uns eine Sklavin einen Teller mit einem Speltkuchen darauf. Diesen Kuchen hatten wir nun zu brechen. Ich sah Marcus noch einmal an und lächelte hoffnungsvoll dabei. Ich wünschte mir, diesem glücklichsten Tag meines Lebens würden noch viele folgen. Nun warteten wir noch auf Marcus´ Verwandten, der auch dieses Opfer noch zelebrieren würde, bevor wir dann zum Festmahl schreiten konnten.

    Zitat

    Original von Marcus Aurelius Corvinus


    Das Opfer wurde angenommen! Wäre mein Gesicht nicht von dem orangeroten flammeum verhüllt gewesen, hatte man mir sicher meine Erleichterung angesehen. Nun stand unserer Ehe nichts mehr im Wege. Jetzt war es an uns, unser beider Gelübde zu sprechen.
    Epicharis, die meiner Bitte nachgekommen war, meine pronuba zu sein, trat auf uns zu. Nach meiner Rückkehr war sie zu meiner wichtigsten Vertrauten gworden und nur die Götter wußren, wie sehr dankbar ich ihr war.
    Auch wenn ich das, was nun kam, bereits einmal hinter mich gebracht hatte, so war es doch ein bedeutender Moment, mit dem kleinen Unterschied, daß ich diesmal das Gelübde gerne sprach. Epicharis zwinkerte mir zu. Sie konnte es gut nachvollziehen, was es hieß, hier zu stehen, war doch ihre Hochzeit erst vor einigen Monaten gefeiert worden. Ja, mein Herz schlug wieder etwas heftiger, als sie unsere Hände ineinander legte. Jetzt war es an Marcus, den Schwur zu sprechen. Er ergriff auch meine andere Hand und begann die langersehnten Worte zu sprechen. Nun war ich am Ziel aller meiner Wünsche angekommen, nichts konnte noch verhindern, daß ich diesen letzten Schritt tat.
    "Vor den Augen der Götter gehe ich, Flavia Celerina, Tochter des Gaius Flavius Maximus, aus freien Stücken den Bund der Ehe mit dir ein. Wo du hingehst, da will auch ich fortan sein. matrimonio consentio."
    Diesmal fiel es mir leicht, diese Worte zu sprechen. Endlich könnte ich das finden, was mir in meiner ersten Ehe verwehrt geblieben war, Achtung, Wertschätzung und früher oder später auch… Liebe.

    Ich konnte es ihr nicht verübeln, daß sie mir nur zögerlich ihr Kind gab. Es war anzunehmen, daß sie in mir nur die herrische und unfreundliche Flavierin sah, wenn ich mir dabei unser letztes Treffen in Erinnerung rief. Fremden Sklaven gegenüber war ich nur seltenst auf Anhieb freundlich gestimmt. Außer sie schafften es, mich sofort durch ihr Auftreten und ihr Verhalten zu beeindrucken, was aber den wenigsten gelang.
    "Caius heißt du also, du kleiner süßer Wicht!", begrüßte ich das Kind mit herzlicher Stimme und einem freudigen Lächeln, als ich es entgegennahm. Seine kleinen Fingerchen, das zarte Mündchen und die süße Stupsnase! Dieser niedliche kleine Kerl erweichte mein Herz. Ich konnte mich gar nicht satt sehen an ihm und vergaß dabei fast, daß ja seine Mutter noch neben mir saß.
    "Soso!", stellte ich etwas zeitversetzt fest, den bissigen Unterton, den sie versucht hatte anzuschlagen, gänzlich ignorierend. "Mein Onkel ist einfach ein gutmütiger Mensch. Findest du nicht auch? Und bei diesem süßen Fratz hätte er auch gar keine andere Wahl gehabt!", sagte ich schließlich mehr zu dem Kind, als zu der Freigelassenen.
    Doch dann schaffte sie etwas, was ihr bislang nicht gelungen war und was den meisten Sklaven nur ganz selten gelang. Sie beeindruckte mich mit ihrer Aufrichtigkeit. Sie gab allen ernstes zu, Angst vor mir zu haben und bekräftigte dies mit einem einfachen und simplen Ja.
    Mein Blick ruhte einen Augenblick lang auf dem blassen Gesicht. Dabei fiel mir ein, ich hatte gänzlich ihren Namen vergessen und wußte gar nicht, wie ich sie ansprechen sollte.
    "Deine Aufrichtigkeit gefällt mir. Aber laß dir gesagt sein, du brauchst keine Furcht vor mir zu haben." Ich lächelte ihr zu. Es kein herablassendes Lächeln, sondern eines von der freundlichen Sorte. Dann legte ich ihr das Kind wieder in ihren Arm.
    "Ich bin froh, daß du bei mir bist. Den ganzen Tag allein zu verbringen ist so schrecklich. Die Erinnerungen kommen dann immer wieder zurück. Verstehst du? Bitte bleib noch ein Weilchen bei mir.", bat ich sie. "Wie war doch gleich dein Name?"

    Ich warf noch einen letzten Blick zurück, der meine Sklaven trafen. Selten in meinem Leben war mir das aufmunternde Nicken einer Sklavin so wichtig gewesen, wie in diesem kurzen Augenblick, in dem mich Charis ein letztes Mal, bevor ich in den Bund mit Marcus einging, bestärkte. Zu meiner Zufriedenheit konnte ich auch feststellen, dass Phraates meinen Anweisungen nachkam. Er mischte sich unter die aurelischen Sklaven. Später, wenn sich die Hochzeitsgesellschaft zum Feiern begab, hoffte ich auf seine Rückmeldung. Ich war schon ganz versessen darauf, zu erfahren, was noch auf mich zukommen sollte, später am Abend. Doch vorerst galt meine Aufmerksamkeit dem Voropfer, welches vor unseren Augen bereitet wurde.
    Wie immer, verfehlte auch diesmal der Duft des Weihrauchs nicht seine Wirkung. Auch wenn das Opfer unter freiem Himmel stattfand, so benebelte der Weihrauch doch ein wenig meine Sinne. Die Musik der Flöten, die Stimme des Priesters, der die erhabene Göttin anrief, ihre Statue, die vielen bunten Blumen, die man aus fernen Ländern herbeigeschafft hatte, das alles ergab ein Bild, welches beinahe unwirklich wirkte, dem ich mich dennoch, gerne ergab. Es verschaffte mir Genugtuung, die meine Ängste, die mich bei der Ankunft noch verfolgt hatten, gänzlich beiseite schoben. Ja, ich Flavia Celerina, was am Ziel angekommen. Hier stand ich nun, bereit für mein neues Leben und bereit dafür, das Gewesene abzuschütteln.


    Allem Anschein nach, stand die Göttin dem Voropfer nicht abgeneigt gegenüber. Nachdem die Hochzeitsgesellschaft zur Ruhe angehalten worden war, fuhr man fort, mit dem eigentlichen Opfer zu beginnen. Eine reichlich geschmückte Kuh wurde herbeigeführt. Mir tat das Tier ein wenig leid, da ich ja wußte, was ihm in wenigen Minuten widerfahren würde. Aber so war nun der Lauf der Dinge. Auch dieses Tier würde nur seiner Bestimmung folgen und sein Blut würde hoffentlich Iuno milde stimmen. Doch bevor es zu dem Unvermeidlichen kam, folgte der Priester den uralten Vorschriften, die Bestandteil der Opferung waren.
    Ich spürte eine angenehme Ruhe in mir und ließ mich betören von allem, was um mich war. Sogar ein versonnenes Lächeln zeichnete sich in meinem Gesicht ab, welches nur kurz im Augenblick der Tötung des Opfertieres aufzuckte.

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    Diomedes war voraus gegangen. Gelegentlich warf er einen Blick zurück, zu den beiden und grinste. Das Jungelchen, so nannte der nicht mehr ganz so frische Leibwächter den Parther, hatte aber auch ein Glück! Kaum war er da, hatte ihn die holde Weiblichkeit schon entdeckt und wardrauf und dran sieauch zu erobern. Natürlich hätte ihm die kleine Makedonierin auch zugesagt. Aber sie hatte ihn ja nicht einmal richtig beachtet, als sie losgezogen waren. Wenn er es aber realistisch sah, mußte er zugeben, er war schon ein wenig zu alt für die junge Sklavin.


    Diomedes hatte dafür gesorgt, daß sie den richtigen Teil des Marktes erreichten, dort wo die verschiedensten Gewürze und Kräuter aus allen Herrn Ländern gehandelt wurden. Dementsprechend lag ein würziger Geruch in der Luft, weshalb der Grieche einmal kraftvoll niesen mußte. "Aatschuuu!" Er wischte seinen Handrücken durch sein Gesicht und sah sich noch einmal zu Phraates um. "So Kleiner! Du bist jetzt dran!" Er winkte ihn zu sich heran und deutete dann auf die unzähligen kleinen und größeren Gewürzständen. Der Parther konnte sich nun nach Herzenslust austoben. Hoffentlich fand er auch, wonach sie Ausschau halten sollten.

    Ach nein! Wie süß! Er errötete, bei der Erwähnung von Charis´ Namen. Offenbar hatte mich der Schein nicht betrügt. Ich hatte mit meiner Vermutung mal wieder ins Schwarze getroffen. Männer waren doch manchmal so berechnend und dabei spielte es überhaupt keine Rolle, welchem Stand sie angehörten. Leicht amüsiert quittierte ich seine Antwort mit einem Lächeln. Charis allerdings war ganz und gar nicht zum Lächeln zumute. Doch dies entzog sich meinem Blick.


    Wovon ich allerdings weniger angetan war, war die Tatsache, daß der Sklave sich gerade aus dem Staub machen wollte und dies unverrichteter Dinge. Das Chaos, das er angerichtet hatte, lag immer noch mahnend und Anklagend auf dem Boden und wartete nur darauf, endlich entfernt zu werden.
    "He, du! Hier geblieben, Freundchen! Was ist mit dem Dreck dort auf dem Boden? Wegmachen! Aber sofort!" Meine Miene hatte sich gänzlich verändert. Das Amüsement hatte dem Groll Platz gemacht. Er würde es nicht wagen, sich einfach so zu entfernen!

    Charis´ Werk nahm langsam Gestalt an. In meinem Handspiegel konnte ich ihr Tun verfolgen, während ab und an meine Blick wieder zu dem Sklaven ging, der meine Leibsklavin mit solcher Wonne anstarrte, so daß ich mich fragen mußte, ob er nicht jene, die er in Pathien zurückgelassen hatte, schon längst vergessen hatte. Nun denn, wenn er seine Sache auf der Hochzeit gut machte, dann hatte er eine Belohnung verdient. Zum Beispiel konnte ich ihm erlauben, sich meiner Leibsklavin nähern zu dürfen.


    Nachdem ich ihm nun dargelegt hatte, was er zu tun hatte, hoffte ich, es sei auch alles richtig bei ihm angekommen. Davon mußte ich einfach ausgehen.
    "Ja, im Moment wäre das alles! Du kannst nun gehen Phraates." Mit meinen Fingern deutete ich eine Bewegung an, damit er sich entfernen konnte. Aber halt! Ein wenig Motivation sollte ich dem ehemals stolzen parthischen Ritter und jetzigem Sklaven noch mit auf den Weg geben!
    "Ach Phraates! Wie gefällt dir eigentlich Charis?" Ich spürte es genau, wie die Hände der Makedonierin bei der Erwähnung ihres Namens ins Stocken gerieten und sie erst nach einer kleinen Pause ihre Arbeit wieder aufnahmen. Zu dumm, ich konnte Charis´ Gesicht nicht in meinem Spiegel erkennen. Zu gerne hätte ich gewußt, was sie von dem Parther hielt.

    Während ich noch nach den bereits anwesenden Gästen Ausschau hielt und dabei auch das eine oder andere vertraute Gesicht dabei erhaschte, fuchtelte Charis noch immer an meinem Schleier herum. Genau das war es, was ich einfach nicht ausstehen konnte! Das hatte ich schon früher als Kind gehaßt, wenn meine Kinderfrau mich völlig entnervt anzukleiden versuchte und dabei eben genauso an meinen Kleidern herum zurrte, weil ich nicht stehen bleiben wollte. Im Gegensatz zu damals, verharrte ich, einem zahmen Lämmchen gleich auf der Stelle und wartete brav, bis man mich zur Schlachtbank führte. Wenn doch nur diese quälende Furcht nicht gewesen wäre, die sich in Form von Magenkrämpfen bemerkbar machen wollten! OH ihr Götter! Laßt mich nur noch diesen einen Tag überstehen, bat ich inständig.


    Doch da war er ja endlich! Rotorangefarben waren seine Umrisse unter meinem Schleier. Er eilte mit entgegen, schenkte mir ein erfrischendes Lächeln, von der Sorte, wie ich es nun brauchte. Dann nahm er meine Hand und drückte sie, als hätte er bereits ahnen können, wie es um mich stand. Die Götter meinten es gut mit mir, ich konnte es genau spüren, denn genau in diesem Moment ließ das Zwicken in meiner Magengrube nach. Das Kompliment, welches er mir nun machte ließ wenigstens zeitweise dieses dumpfe Gefühl verschwinden. Ich seufzte hörbar zufrieden und lächelte endlich. "Oh vielen Dank, Marcus! Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich freue, endlich hier bei dir zu sein!" In gewisser Weise stimmte das ja. Zum Glück hatte er keine Ahnung, welche Höllenqualen ich auf dem Weg nach Ostia hatte erleiden müssen. Das wußten nur Charis und ich und sonst würde es auch niemand erfahren. Da war ich mir ganz sicher!
    Von Marcus ließ ich mich nun einfach führen. Dabei streiften meine Blicke einige meiner Verwandten, darunter Epicharis, meine pronuba und ihren Gemahl Aristides. Schließlich erblickte ich Marcus´ Verwandten Orestes, jenen den ich bislang noch nicht wirklich hatte kennen lernen dürfen, und der nun das bevorstehende Opfer vollziehen würde.
    Mittlerweile hatten sich meine Herzschläge wieder beschleunigt. Nein, ein Zurück gab es definitiv nicht mehr!

    Alles hätte ich geglaubt, nur das nicht! Der Decimus stellte sich als ein Landsmann heraus! "Ja ist denn das die Möglichkeit? Wie klein die Welt doch ist!" Hispanier traf man nun hier nicht jeden Tag. Und Hispanier die sich auch noch mit diversen Duftwässerchen auskannten, noch viel weniger!
    Wenn ich recht darüber nachdachte, hatte ich bisher keinen einzigen Mann kennengelernt, der ein wahres Interesse an Parfums aufwies.
    Ganz professionell testete er den Duft, den ich erst auserkoren hatte. Doch sein Urteil, dem Parfum betreffend, klang überzeugend. "Ja, ich glaube du hast recht! Davon sollte ich lieber die Finger lassen." Zum Schluss bekam ich noch Kopfschmerzen davon, wenn meine Sklavin das Parfum auflegte. Da ließ ich mich doch viel lieber von ihm beraten, denn im Grunde waren es doch die Männer, weswegen wir Frauen Parfums benutzten. Genau aus diesem Grund schien ein Mann mir der beste Experte hierfür sein zu können.
    "Etwas blumiges, ja! Das scheint mir passend zu sein. Aber ich verlasse mich ganz auf dich! Du machst auf mich den Eindruck, als verstündest du etwas von der Materie!"
    Er reichte mir einen Duft. Alleine schon die Beschreibung machte mich neugierig. Ich sog den Duft ein und war begeistert davon. Wie treffend er doch den Duft charakterisiert hatte! "Frühlingshaft ist gut! Das paßt zu ihr!" meinte ich lächelnd. Ob es hier auch etwas für mich gab? Ich wollte ja nicht aufdringlich wirken. Aber ich konnte einfach nicht widerstehen! "Welchen Duft würdest du für mich aussuchen?"