JAAAAA!!!! ENDLICH!
Jetzt hab ich auch Weihnachtsferien!
Ich wünsche Euch allen ein ein frohes, besinnliches Fest!!!
JAAAAA!!!! ENDLICH!
Jetzt hab ich auch Weihnachtsferien!
Ich wünsche Euch allen ein ein frohes, besinnliches Fest!!!
Dieser Thread ist für alle offen, die sich vom Überleben und der Rückkehr Flavia Celerinas selbst überzeugen wollen.
Merke: Zeitlich gesehen spielt dieser Threat einige Tage vor den Saturnalien.
Je länger ich darüber nachdachte, konnte ich es selbst nicht fassen. Ich lebte noch und ich war wieder zurück!
Die Sklaven, die mich am Eingang empfangen hatten, brachten mich in mein cubiculum. Erst war es ihnen unheimlich gewesen in meiner Nähe zu sein, weil sie davon ausgegangen waren, ich sei tot. Doch als sie sich selbst davon überzeugt hatten, daß ich es wirklich war, waren sie beruhigt.
Einige weitere Sklaven hatte ich angewiesen, meine Familie von meiner Rückkehr zu unterrichten.
In meinem cubiculum fand ich alles so vor, wie ich es verlassen hatte. So als wäre rein gar nichts geschehen.
Doch schon kurz danach wurde es mir schmerzlich bewußt, welchen Verlust ich hinnehmen mußte. Meine Ylva war tot und auch Chimrion war nicht mehr. Verbrannt in jenem Lagerhaus in Ostia, nachdem sie ihn brutal niedergestochen hatten.
Briseis, eine der Skavinnen, die mich zu meinem cubiculum begleitet hatten, blieb bei mir, um mich zu versorgen. Sie war zwar umsichtig und auch freundlich, aber Ylva konnte sie nicht ersetzten! Ylva war mehr für mich gewesen!
"Ich möchte mich ausruhen. Bitte verdunkle etwas den Raum, aber entzünde ein Licht."
Ich fürchtete die Dunkelheit, seit meiner Entführung. Ich konnte sie nicht mehr ertragen. Aber auch das Tageslicht, welches mir meine Wunden aufzeigte, konnte ich ebenso wenig ertragen.
Mit offenen Augen lag ich auf meinem Bett und starrte ins Nichts. Meine Erlebnisse gönnten mir keine Ruhe. Die Bilder die sich in meinen Geist eingebrannt hatten, wollten mich nicht loslassen.
Das Jubelgeschrei an Deck war es schließlich, welches mich doch noch aus der Kabine trieb. Auch wenn mir die Blicke der Soldaten etwas unangenehm waren, so hatte ich ein Bedürfnis, nach frischer Seeluft. Man hatte mich mit neuer Kleidung versorgt, die zwar nicht ganz dem römischen Modeempfinden entsprach, aber ich war dankbar dafür gewesen.
Kurz nachdem ich das Schiff bestiegen hatte, wurde mir mitgeteilt, daß einer der Soldaten das kleine Mädchen doch gefunden hatte. Bei der Ankunft der Classis hatte sie sich versteckt, weil sie genauso mißtrauisch war, wie ich, beim Anblick der Soldaten.
Später, wenn wir Misenum erreicht hatten, wollte ich mich dafür einsetzen, daß man sich nach ihrer Familie erkundigte und sie wieder zu den Ihren brachte.
Eine frische Brise wehte auf dem Deck. Die Soldaten feierten ausgelassen, was ihnen nach allem auch zustand!
Man konnte bereits den Hafen Misenums erblicken. Die herrliche Gegend um Misenum, die große Bucht die im Hintergrund von dem allmächtigen Vesuvius beherrscht wurde. Ich liebte diese Gegend. Besonders hatte ich den Wein geschätzt, der von dort kam. Baiae und Puteoli, zwei Städtchen die ich besonders schätzte. Unter anderen Umständen, hätte ich dort etwas verweilt, doch der Drang, nach Rom zu kommen, war stärker.
Von der Jubelfeier der Soldaten konnte ich mich nicht recht anstecken lassen. So viel war geschehen. Gorgus hatte mich zwar nicht getötet, aber meinem Körper und meiner Seele großen Schmerz zugefügt. Die Wunden an meinem Körper würden schnell verheilen, wenn sie gut versorgt wurden. Aber was war mit den Wunden in meiner Seele?
Intuitiv legte ich meine Hand auf seine. "Aber bitte, du fällst mir nicht zur Last. Es ist das Mindeste, was ich für dich tun kann!" Schließlich entschied der Centurio sich doch dafür, ein Getränk zu sich zu nehmen.
Einen der Sklaven wies ich an, den Centurio ins Atrium führen zu lassen, um ihn dort versorgen zu lassen. Auch ich begab mich dort hin und freue mich, wieder zurück zu sein.
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Cleomedes hatte man losgeschickt, um die gute Nachricht auch in die Villa Aurelia zu tragen. Er war sofort losgeeilt und war nun völlig außer Atem, als er an der Tür der aurelischen Villa angekommen war. Dreimal klopfte er fest an die Tür und wartete, bis man ihm öffnete.
"Ja, das hätte es," antwortete ich nachdenklich. Das hätte es tatsächlich. Doch als ich bereits die Hoffnung aufgegeben hatte, kam doch noch die Rettung.
Auf dem Heimweg hatte ich oft an den Piraten gedacht. Julia hatte ihn Gorgus genannt. Der Centurio hatte mir berichtet, er habe überlebt. Oft kam mir der Wunsch in den Sinn, mir den Mistkerl anzuschauen, wie er in Ketten lag. Aber ich konnte es dann doch nicht. Ich mußte diese Bestie aus meinem Kopf bekommen, damit ich weder leben konnte.
Als Decimus Verus etwas aus seinem Beutel nahm, sah ich erstaunt zu ihm. Ein Kunstwerk? Ein filigran geschnitztes Schiff aus Holz kam zum Vorschein. Er überreichte es mir. Ich war mehr als sprachlos. Die Männer hatten ihr Leben für meines riskiert und nun das!
"Centurio, aber das… ihr habt so viel für mich getan! Danke, ich werde es in Ehren halten! Vielen Dank!" Die Hände des Centurios zitterten. Er war auch noch gezeichnet von dem Gefecht.
Dann ging endlich die Tür auf und ein erstaunter Ianitor blickte mit entgegen.
"Ja, Acanthus! Ich lebe! Den Göttern sei dank und auch den tapferen Männern der Classis!" Acanthus rief sofort einige Sklaven herbei, die mindestens genauso erstaunt schauten. "Unterrichte bitte meine Verwandten von meiner Rückkehr und schicke auch einen Boten zur Villa Aurelia um die frohe Botschaft zu verkünden!" Dann wandte ich mich zu dem Centurio. "Centurio, bitte tritt doch ein! Darf ich dir noch eine Erfrischung kommen lassen?"
In Misenum hatte sich ein Arzt meiner angenommen und die gröbsten Wunden versorgt. Doch die tiefe Narbe, die diese Entführung in meiner Seele hinterlassen hatte, war er nicht im Stande heilen zu können.
Mein Retter hatte es sich nicht nehmen lassen, mich persönlich nach Hause zu bringen. Die Reise von Misenum nach Roma war lange und beschwerlich gewesen. Dann war auch noch ein Unwetter dazugekommen, was in dieser Jahreszeit nichts Ungewöhnliches war. Die Götter hatten mich in den letzten Wochen auf eine harte Probe gestellt. So bestand ich auch diese geduldig.
Als wir die Villa Favia erreicht hatten, standen mir Tränen in den Augen. Ich war froh, noch am Leben zu sein und endlich wieder zu Hause zu sein. Doch wie würde mein Leben nach der Entführung weitergehen? Das hatte ich mich die letzten Tage immer wieder gefragt. Ylva war tot und Chimerion auch. Beide Sklaven hatte ich verloren und mit ihnen zwei wichtige Vertraute, die ich gerne freunde genannt hätte. Doch dafür war es nun zu spät!
"Danke, es geht mir den Umständen entsprechend gut. Ich bin froh, wieder daheim zu sein!" Ein gequältes Lächeln zeichnete sich auf meinem Gesicht ab. Gerne hätte ich meine Dankbarkeit etwas offener gezeigt, aber danach war mir nicht zumute.
Decimus Verus hatte an der porta geklopft und es würde nicht lange dauern, bis Acanthus, der flavische Ianitor öffnen würde.
Endlich verließ ich die Hütte, die beinahe mein Grab geworden wäre. Draußen bot sich mir ein Bild des Schreckens. Der Stand war übersät mit Leichen. Die Frauen der Piraten. Sie hatten sie alle getötet, bevor sie ausgelaufen waren. Julia war wohl auch unter den Toten. Das hatte das Mädchen nicht verdient!
Am abscheulichsten allerdings war der Anblick Ylvas! Die Piraten hatten ihren toten Körper aufgehängt. Wahrscheinlich als Abschreckung.
Ich bat die Soldaten darum, ihren Leichnam abzunehmen und zu verbrennen. Das war das letzte, was ich für sie tun konnte.
Mit gemischten Gefühlen betrat ich das Schiff. Zu tief saß immer noch der Schrecken meiner Entführung. Der Centurio stellte mir seine Kabine zur Verfügung, die ich kein einziges Mal verließ, bis wir den Hafen von Misenum erreichten.
Es gab besondere Momente im Leben, in denen alles so war, wie es sein sollte. An die man sich im Nachhinein besonders gerne zurück erinnerte, weil alles zueinander gepaßt hatte. Einen solchen Moment erlebte ich gerade und ich war mehr als glücklich deswegen, nicht nur, weil ich das mir gesteckte Ziel erreicht hatte. Nein, auch weil ich das Gefühl in mir spürte, daß so alles seine Ordnung hatte. Ich wünschte mir, dieser eine Moment könne ewig währen. Doch wie alles im Leben hatte auch er ein Ende gefunden, mit der Option, ihn beliebig oft zu wiederholen. Wir waren jetzt verlobt und bald würde die Hochzeit folgen! Danach würde es noch vieler solcher Momente geben können.
Nachdem er nun um meine Hand angehalten hatte, konzentrierte ich mich auf mein neues Ziel, welches ich anzustreben gedachte: die Hochzeit! Ich kannte mich, in solchen Dingen ich mich wenig in Geduld üben. Lieber heute als morgen hätte ich die Hochzeit gesehen, was natürlich nicht möglich war, denn etliches mußte vorbereitet werden, damit es eine Hochzeit wurde, über die die Gäste noch in Jahren schwärmen würden.
Als nächstes standen erst einmal die Saturnalien an. In wenigen Wochen war es schon so weit. In diesem Jahr hatte ich einige Geschenke mehr zu besorgen. Je mehr ich daran dachte, desto größer wurde die Vorfreude. "Ja, so wird es am besten sein," antwortete ich ihm lächelnd und stellte mir die Szenerie bereits bildlich vor, wie die zukünftige Herrin des Hauses ihren Antrittsbesuch machte.
All meine Vorfreude wurde durch seinen Kuß um ein vielfaches unterstrichen, den ich erwiderte. Ich war selig! Konnte es etwas Schöneres geben? Im Augenblick nicht.
Seine Umarmung die eine gefühlte Ewigkeit gedauert hatte, was letztlich doch auch viel zu kurz gewesen war, löste sich.
Es hatte in der Tat abgekühlt. So war eben der Herbst! Er bescherte diesem Abend ein baldiges Ende. Auch wenn es mir im Augenblick seines Kusses alles andere als kalt gewesen war, so mußte ich nun seine Frage mit Ja beantworten. "Ich fürchte, es wird langsam ungemütlich im Freien. Wir sollten besser aufbrechen." Ich dachte kurz darüber nach, ihn noch zu mir nach Hause zu bitten, damit dieser Abend nicht ganz so abrupt enden würde,so ließ ich davon ab. doch mußte ich mir eingestehen, daß dies nicht sehr schicklich war.
Er kannte Decimus Serapio nicht, was mich wieder vorsichtig werden ließ. Zweifel stiegen wieder in mir auf. Doch er rechtfertigte sich damit, daß seine Familie groß und ehrenwert sei, was für mich plausibel klang. So wollte ich ihm Glauben schenken. Er fragte nach meinem Namen und meiner Herkunft, meine Familie. Meine Familie! Ich hatte schon die Hoffnung aufgegeben, sie wieder zu sehen. "Mein Name ist Flavia Celerina. Mein Verlobter ist der Senator Aurelius Corvinus." Das klang alles so unwirklich. Ich hatte bereits mit allem abgeschlossen und nun war die Rettung gekommen, die mich in mein altes Leben zurückbringen wollte. Aber da gab es noch jemanden, dessen Leben auch gerettet werden mußte!
"Das Mädchen, Julia, lebt sie noch? Sie hat sich um mich gekümmert. Ich würde sie gerne mitnehmen. Ich glaube, sie hat niemanden mehr."
Ich hatte sie nie danach gefragt, was mit ihrer Familie war. Vielleicht vermisste sie jemand und wartete schon lange auf ihrer Rückkehr.
"Ja, bitte. Ich möchte heim!"
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~Acanthus~
Der Ianitor verneigte sich kurz, als der junge Herr an ihm vorüber schritt. Im nächsten Moment schickte er nach einem Sklaven, der Dido von der Ankunft ihres Herrn unterreichten sollte.
Acanthus sah den beiden Hunden noch nach, die einer der Hauskatzen nachstellten. Glücklicherweise handelte sich es nicht um Saba, der edlen Katze der Celerina, sonst hätte es mit höchster Wahrscheinlichkeit einen riesen Ärger gegeben. Als er sah, wie die Hunde dann auch noch einen Sklaven zu Fall brachten, schüttelte er den Kopf und grinste schelmisch. Das konnte ja wieder heiter werden, wenn dominus Serenus nun wieder da war! Das brachte Stimmung in die altehrwürdigen Hallen!
Längst nachdem der junge Herr entschwunden war, nahmen sich einige Sklaven der Gepäckstücke des jungen Serenus an und brachten sie in sein cubiculum, welches von einigen sklavischen Händen im Handumdrehen wieder auf Vordermann gebracht wurde.
Was aus Chimerions Mund drang hatte etwas Aufrührerisches. Wenn jeder selber darüber befinden konnte, wie sein Leben auszusehen hatte, würde dies im Chaos enden. Als er dann auch noch diese Sekte ansprach, wurde ich mit einem Mal blaß.
"Chimerion, hast du etwas mit diesen Leuten zu tun? Diesen Christianern?" In meiner Stimme klang eine ordentliche Portion Angst mit. Momentan war es zwar recht ruhig um diese Sekte, aber trotzdem konnte es gefährlich werden, wenn man mit diesen Leuten in Verbindung gebracht wurde.
"Chimerion, du kannst frei im Geiste sein! Niemand zwingt dich, deinen Gedanken Einhalt zu gebieten. Aber sage mir, leidest du hier etwa, weil ich ungerecht zu dir bin oder bist du unglücklich? Gebe ich dir nicht alles, was du brauchst? Kleidung, Essen, ein Dach über dem Kopf, Zugang zur Bildung. Du hast Zugriff zu mehr Luxus, als es sich ein Freier, der in der Subura lebt, jemals leisten kann! Darüber solltest du einmal nachdenken, Chimerion!"
Kaum hatte ich versucht, wieder in meine alte, angestammte Rolle zu schlüpfen, gelang es ihm, mich erneut zu erweichen. Ich war einfach sprachlos! Er hatte die echte Celerina gesehen und ich brauchte mich nicht mehr zu verstellen. Er würde mir zuhören und nichts ausplaudern. Ich kämpfte in mir, Sollte ich ihn nun fortjagen, auf daß er nicht meinen Zorn zu spüren bekam oder sollte ich ihn umarmen, für diese Aufrichtigkeit, die er mir zuteil werden ließ? Ich tat nichts von beidem, noch nicht!
"So, du hast also die echte Celerina gesehen! Du verstehst sicher, daß ich es nicht zulassen kann, immer so offen mit dir zu sein. Nicht in der Öffentlichkeit. Aber ich wäre froh, dich als meinen Vertrauten zu sehen, der bei mir ist, wenn ich ihn brauche und der mir keinen Honig ums Maul schmiert, nur um einen Vorteil dadurch zu haben. So wie die anderen alle." Mein strenger Blick hatte sich wieder entspannt und bald lächelte ich auch wieder.
"Bitte bleib bei mir heute Nacht, Chimerion! Du mußt auch nicht auf dem Boden schlafen. Hier ist genug Platz für uns zwei!" Ich rutschte etwas zur Seite, um ihm Platz zu machen.
ZitatOriginal von Titus Decimus Verus
Verus verzog leicht das Gesicht. Sie war ja fast nackt.
"Ganz ruhig! Wir sind Soldaten Roms und hier um dich zu retten. Die Piraten sind geschlagen. Du brauchst keine Angst haben. Ich bin Centurio Decimus Verus, ein Bürger Roms."
Er reichte ihr seine Hand. "Komm', wir bringen dich zurück nach Hause..."
Verängstigt saß ich in der einen Ecke der Hütte. Der Mann sprach langsam und freundlich auf mich ein. Soldaten Roms, sagte er, seien er und seine Kameraden. Centurio Decimus Verus, sei sein Name.
Ich kannte mal einen Decimer. Kurz vor meiner Entführung, hatte ich ihn auf dem Sklavenmarkt in Rom kennegelernt. Doch das schien nun so ewig weit zurückliegend, so als wäre es in einem anderen Leben gewesen.
Schließlich reichte er mir seine Hand. Ich zögerte erst. Was wenn das nur wieder eine Falle war? Aber er sagte, er wolle mich zurück nach Hause bringen. Nach Hause! Ich sehnte mich so sehr danach, endlich wieder nach Hause zu kommen. Dann war alles wieder wie früher. Ylva und Chimerion würden da sein und… nein, würden sie nicht! Sie waren ja beide tot.
Ich ergriff mit der einen Hand nach Verus´Hand. Mit der anderen hielt ich mich mit der Decke bedeckt. Außer dieser Decke hatte ich nichts, was meinen zerschundenen, mit blauen Flecken und Platzwunden übersäten Körper bedeckte.
Beim aufstehen plagten mich solche Schmerzen, so daß ich beinahe wieder zusammen gefallen wäre. Ich wusste nicht, ob ich mich lange genug auf den Beinen halten konnte.
"Decimus Verus, sagst du? Kennst du einen Decimus Serapio?"
Ich döste dahin, in der trostlosen Einsamkeit. Nur der Wind war zu hören, der durch die tote Piratensiedlung pfiff. Hier und da ließ er eine Tür gegen den Türrahmen schlagen. Der unheimliche Rhythmus des Todes.
Ich versuchte zu schlafen, damit das endlos scheinende Warten auf den letzten Atemzug nicht zu unerträglich wurde. Irgendwann gelang es mir sogar. So bemerkte ich nichts von den Stimmen, die vom Strand herrührten, spürte nichts von dem Leben, das in die Lagune zurückkam. Meine Retter nahten! Und ich schlief.
Als ich die warme Hand an meinem Hals spürte, glaubte ich erst zu träumen. Ich träumte, es wäre ein schöner warmer Frühlingstag, an dem Marcus und ich zusammen im Garten waren. Endlich verheiratet! Wie sehr hatte ich mir gewünscht, dies endlich sagen zu können. Doch dann besann ich mich. Das war nicht Marcus´ Hand und dies war auch nicht der aurelische Garten im Frühling. Dies war der Vorhof zur Hölle.
Ich vernahm eine Stimme, die aber so weit weg schien, daß ich nicht verstehen konnte. Die Piraten waren zurück, glaubte ich und in der Panik nahm ich alle meine Kraft zusammen und vergaß den Schmerz. Ich versuchte, mich in Sicherheit zu bringen, in die Ecke der Hütte, dort wo ich mich zusammenrollen konnte, um mich gegen die Schläge zu schützen. "Nein, bitte tu mir nichts! Bitte, nicht schon wieder!", wimmerte ich.
Ich hatte es tatsächlich geschafft, mich in die Ecke zu retten und versuchte mich mit der verschlissenen Decke mich vor den Blicken des Mannes zu schützen. Angsterfüllt besah ich mir ihn, der so freundlich zu schauen schien. Er trug die Uniform der Classis. Nein, sie würden mich nicht noch einmal täuschen, diese Verbrecher! Oder waren es diesmal doch die Echten?
ZitatOriginal von Faustus Decimus Serapio
Natürlich dachte ich keinen Moment an Annäherung, als ich den jungen Decimer fragte, ob er mich beim Geschenke besorgen begleiten wolle. Schließlich war ich seit einigen Tagen verlobt! Ich war da eher etwas praktischer veranlagt. Zwei paar Augen sahen schließlich mehr, als nur eines und wenn man sich dann auch sogleich noch eine Zweitmeinung einholen konnte, umso besser.
Leider litt ich unter dem Vorsatz, alles was ich kaufte, müsse einer gewissen Originalität entsprechen, was es mir wirklich nicht leichter machte, etwas Passendes zu finden.
Erfreulicherweise konnte Serapio etwas Zeit erübrigen, was mich sehr erleichterte, denn nun würde ich all meine Sorgen los sein. Das hoffte ich zumindest.
"Na, dann, wollen wir gehen?" Ein freundlicher, aber bestimmter Blick und schon stürzten wir uns ins Getümmel. Meine Sklavin, die sich die ganze Zeit über im Hintergrund aufgehalten hatte, musste zusehen, damit sie uns nicht aus den Augen verlor.
Ich konnte mich glücklich schätzen, von so einem netten und durchaus gutaussehenden jungen Urbaner begleitet zu werden. Das gab einem gleich das Gefühl, von noch mehr Sicherheit. Es stimmte also doch: Cohortes Urbanae, deine Freunde und Helfer!
Kaum hatten wir den Sklavenmarkt verlassen, tat sich vor uns eine unermessliche Vielfalt von Läden und Marktständen auf, mit allerlei Nützlichem und Unnützem. Die Auswahl kannte hier keinerlei Grenzen. Nun blieben nur noch einige nebenächliche Fragen offen, wie zum Beispiel, was kaufte ich für wen und wo mußte ich schauen, ach ja und wer trug den Einkauf dann nach Hause? Nun ja, ich hatte Ylva dabei. Sie konnte vielleicht auch dies und das tragen, aber beileibe nicht alles!
"Das muß ja schrecklich aufregend gewesen sein, während des Feldzuges in Parthien, nicht wahr?", begann ich, um unser Gespräch in Gang zu bringen.
Während wir weiterschlenderten, hielt ich bereits Ausschau, was ich meiner Ylva schenken konnte. Für sie wäre eine hübsche Tunika angebracht gewesen. Eine aus Seide. So etwas hatte sie sich schon immer gewünscht Oder doch lieber ein Parfum?
Und Chimerion, was konnte ich ihm denn schenken? Ach herrje, das konnte schwierig werden. Für ihn wollte ich nicht auch noch eine Tunika kaufen. In letzter Zeit war mit aufgefallen, daß ihm mein Modestil nicht ganz dem seinen entsprach. Am Besten, ich fragte mal ganz unauffällig und dezent bei meiner Begleitung nach. Das konnte nicht schaden!
"Decimus Serapio, was schenkst du deinem Sklaven zu den Saturnalien?" Männer wußten bestimmt besser, was man anderen Männern schenken konnte.
Sehr spät, mitten in der Nacht, hatte mich die aurelische Sänfte zurückgebracht. Trotz der späten Stunde war ich noch so aufgekratzt, was nicht alleine nur am Wein gelegen hatte. Ich war an meinem Ziel angelangt. Hatte das erreicht, was ich angestrebt hatte. Mir lag alles zu Füßen. Die langersehnte Verlobung. Er hatte mich gefragt und ich hatte ja gesagt. Auch wenn dieser Abend einen leicht bitteren Beigeschmack hatte, so war ich doch selig.
Lachend und unendlich beglückt, trat ich den Weg zu meinem cubiculum an. Meine Ylva, die im Gegensatz zu mir recht ermüdet schien, folgte mir. Sie gab sich Mühe, zu lächeln, obwohl sie wußte, daß ich es sehen würde, ihr Lächeln war nicht echt.
Vor meinem Schminktisch nahm ich Platz, streifte die goldenen Ohrringe ab, nahm das Collier ab. Während ich noch von diesem furiosen Theaterabend schwärmte, begann Ylva damit die, mit roten Korallen besetzten, goldenen Fibeln zu öffnen und entkleidete mich. Sie legte mir mein Nachtgewand an und ließ den Kamm aus Elfenbein durch mein Haar gleiten.
Der Sergier war ab dem Moment, da Marcus mich gefragt hatte, ob ich seine Frau werden wollte, wie aus meinem Gedächtnis gestrichen worden. Er und dieser ominöse Abend waren unendlich weit weg.
"Ach Ylva, bald schon werde ich seine Frau werden! Ist das nicht einfach wundervoll? Und dann werden wir in die Villa Aurelia ziehen. Freust du dich, Ylva?" Meine strahlenden Augen blickten in die müden Augen meiner Sklavin, die nun versuchte, ein freudiges Gesicht zu machen. "Ja, Herrin. Das ist es! Ich freu mich für dich!" Ich seufzte vor Glück. "Ach, Ylva!"
Beschwingt näherte ich mich meinem Bett, wollte mich schon hinlegen, als mich ein Schreck durchfuhr. Eine rote Rose lag auf meinem Bett. Ich nahm die Rose, roch daran. Dieser Duft kam mir so seltsam bekannt vor. Es war der gleiche Duft der Rose, die auch der Platzanweiser im Marcellustheater getragen hatte, der mich zu Sulla gebracht hatte. Mit einem Mal fröstelte es mich.
Wie war diese Rose nur hierher gekommen? Ich wandte mich zu meiner Sklavin um. "Ylva, sieh nur! Wie kommt diese Rose hierher?"
Die Sklavin brauchte auch nicht lange, um zu verstehen. In ihr reflektierten sich wieder die kompromittierenden Szenen, denen ich mich, mitten in der Öffentlichkeit hingegeben hatte. Nur ihr war es zu verdanken, daß es nicht zum Schlimmsten gekommen war.
Ylvas Ausdruck änderte sich. Mit einem Mal war sie hellwach. "Ich weiß nicht, Herrin. Ich war doch den ganzen Abend bei dir! Aber wenn du wünschst, werde ich es morgen früh in Erfahrung bringen."Ich ließ die Rose sinken und trat zum Fenster. Dieser Abend, den ich am liebsten aus meinem Gedächtnis getilgt hätte, war wieder so präsent, als wäre es erst vor wenigen Stunden gewesen, als ich den Sergier verlassen hatte.
"Ich weiß, von wem sie stammt. Aber wie konnte sie hierher gelangen? Finde es sofort heraus, wer diese Rose dort hingelegt hat! Los, geh und bringe mir den Übeltäter!" Eine explosive Mischung aus Furcht und Zorn breitete sich in mir aus.
Ylva kannte mich. Sie wußte, der größte Fehler, den sie begehen konnte, war zu widersprechen. So verneigte sie sich kurz und verließ mein Zimmer, um die schuldige Sklavin zu wecken und sie zu mir zu bringen.
Als sie fort war, legte ich die Rose auf meinem Schminktisch ab und wartete.
Ich wunderte mich über die Frage meines Sklaven. Natürlich, mein Stand, meine Herkunft, das war nicht selbst erarbeitet. Dies hatten meine Ahnen getan und auch ich war dazu berufen, in einer gewissen Weise meinen Teil dazu beizutragen, indem ich das tat, was von mir verlangt wurde.
"Dieses Schicksal ist mir vorher bestimmt, Chimerion und glaube mir, das Schicksal hat es bisher gut mit mir gemeint." Oh ja, das hatte es! Es hätte mich weitaus schlimmer treffen können, hinsichtlich meiner ersten Ehe. "Ich wurde dazu erzogen, dieses Leben zu leben und ich kann mir nicht erlauben,mich meinen Träumen hizugeben, so wie ich es vielleicht gerne tun würde. Ich war fast noch ein Kind, als ich zum ersten Mal verheiratet wurde. Mit einem Mann, der mein Vater hätte sein können. Diese Ehe war die Hölle! Das Schicksal hat mich von meinem abscheulichen Ehemann befreit. Und nun führt mich das Schicksal zu einem Mann, mit dem ich vielleicht glücklich werden kann. Wer weiß das schon. Wir alle müssen unser Schicksal tragen, Chimerion! Du und auch ich. Wir müssen das tun, wozu wir bestimmt sind."
Natürlich wünschte er sich seine Freiheit. Das hatte ich bereits in seinen Augen gesehen. Aber war ich bereit dazu, sie ihm zu geben? Er würde mich verlassen wollen. Ganz sicher! Nein, das wollte ich nicht. Nein, ich wollte ihn nicht verlieren. Er sollte bei mir bleiben!
Mein Gesichtsausdruck änderte sich mit einem Mal. Sah ich eben noch wie die schwache, Mitleid erregende Celerina aus, wandelte ich mich binnen Sekunden wieder in die Celerina, die Herrin über diesen Sklaven war. Natürlich konnte ich ihm nicht sagen, wie wichtig er für mich war und wie sehr ich ihn brauchte. Ich hatte bereits genug Schwäche gezeigt, indem ich mich vor ihm offenbart hatte.
"Deine Freiheit? Eines Tages vielleicht, Chimerion. Diene mir gut und dann werde ich dich eines Tages vielleicht frei lassen." Darüber wollte ich mir jetzt noch nicht den Kopf zerbrechen, was in zehn oder fünfzehn Jahren war.
"Wie kommst du eigentlich darauf, es könne mein Schicksal erleichtern, wenn ich dich frei ließe?"
Irgendwie war es mir gelungen, die Nacht zu überstehen. Ich war in einem tiefen Schlaf gefallen, der erst am darauffolgenden Tag endete.
Meine Augen öffneten sich langsam. Das erste, was ich sah, war abermals der schmutzige, blutbeschmierte Boden der Hütte. Es waren die Reste von Ylvas eingetrocknetem Blut.
Der Schmerz in meinen Gliedern hatte etwas nachgelassen. Doch fiel es mir immer noch schwer, mich zu bewegen. Mein Körper wurde von einem verschlissenen Tuch bedeckt. Es gab etwas Wärme ab.
Mir war diese Stille aufgefallen, die draußen vor der Hütte herrschte. Es war eine Totenstille. Auch das Mädchen war fort. Ein Gedanke beschlich mich. Man hatte mich zurückgelassen. Zurückgelassen zum Sterben. Zum Sterben....
Meine Augen waren wieder zugefallen. Wenn noch ein winziger Rest Hoffnung in mir gewesen war, dann war auch dieser nun endgültig verloren gegangen.
Wie lange noch? Wie lange würde mein Herz noch schlagen, würde das Blut durch meine Ader fließen, würde ich diesen Schmerz spüren?
Woran würde ich sterben? Aufgrund meiner Verletzungen? Verhungern? Verdursten? Oder würde es gar eine Mischung aus allem sein? Und was würde dann aus meinem Körper werden? Niemand würde diesen Körper einäschern. In keinem Mausoleum würde eine Urne mit meiner Asche stehen. Niemand würde eine Totenmaske meines Antlitzes nehmen. Verdammt, vergessen zu werden!
Was hatte Marcus getan, als er von meinem Verschwinden gehört hatte? Mein Marcus! Zum ersten Mal, seit dem man mich in mein Unglück gestoßen hatte, dachte ich an meinen Verlobten. Der arme Marcus, nun würde er ein weiteres Mal in die Verlegenheit kommen, sich eine neue Verlobte zu suchen! Mein Ring! Mein Ring, den er mir zur Verlobung geschenkt hatte... Sie hatten ihn mir vom Finger gerissen, in Ostia, in diesem Lagerhaus, als sie begonnen hatten, mich zu töten...
So siechte ich dahin, auf den Tod wartend.
Einem Kinde gleich, lag ich in den tröstlichen Armen meines Sklaven, der mich umschloß. Diese menschliche Wärme war wohltuend.
"Das ist alles nur Fassade, Chimerion. Was dahinter steht, sieht niemand. Es darf niemand sehen. Ja, ich sollte glücklich sein, weil ich alles Materielle habe, was ich brauche und sogar mehr habe, als ich wirklich bräuchte. Und ich werde bald heiraten. Auch deshalb müßte ich glücklich sein, denn ich werde die Frau eines angesehenen Senators sein. Ich werde die Herrin von einer Unzahl von Sklaven sein. Aber auch das wird nur Fassade sein, Chimerion. Niemand interessiert sich dafür, wie es in mir aussieht. Was ich fühle. Von mir wird verlangt, eine Rolle zu spielen. Wahrlich eine sehr attraktive Rolle. Allerdings auch eine Rolle die von Zwängen geprägt sein wird."
Ich sah auf, um in Chimerions Augen sehen zu können. Ich blickte eine ganze Weile hinein, ohne etwas zu sagen. In den Augen der Menschen sah man die Wahrheit.
"Was würdest du dir wünschen, wenn du könntest, Chimerion" Natürlich hätte mir klar sein sollen, daß es die Freiheit sein würde, die er sich wünschen würde. Aber daß er mich verlassen wollte, konnte und wollte ich nicht akzeptieren.