Beiträge von Flavia Celerina

    Er zögerte nicht und entblößte sich. Wieder kam der muskulöse Körper zum Vorschein, den ich bereits im Atrium bewundert hatte, nur diesmal konnte ich auch noch etwas mehr bewundern, was mir durchaus gefiel.
    Er befreite schließlich auch mich von meinen Kleidern und begann nun meinen Leib mit Küssen zu übersähen. Allmählich schob er seinen Körper über meinen bis wir eins waren und in glühender Leidenschaft vergingen.


    Ich ließ mich keineswegs dabei stören, als urplötzlich die Tür aufging und eine erstaunte Ylva eintrat. "Es hat ein bißchen länger ge..oh!" Sie errötete bei dem Anblick, stellte die Schale mit Obst an ihren Platz und vermied jeden Blickkontakt mit ihrer Herrin und dem Thraker, bis sie schließlich wieder ihren üblichen Platz eingenommen hatte.


    Äußerst erhitzt ließ ich mich in meine Kissen zurück fallen. Ich mußte schon sagen, mein neuer Sklave verfügte über sehr viele Talente. Er war ein wahrer Glücksgriff! Meine Blicke ruhten noch auf dem nackten Körper.
    "Reiche mir meinen Becher. Ich habe Durst!"

    Auf meinem Gesicht stand ein verschwörerisches Lächeln. Es hatte in der Tat viele Vorteile, wenn die Freundin, der man sich anvertrauen konnte, unter einem Dach wohnte, Bald nun, kam eine weitere potentielle Freundin hinzu. Ich zweifelte keinen Augenblick daran, daß Epicharis nicht auch eine weitere Vertraute werden konnte. Dann konnten wir Frauen wieder das Ruder übernehmen, jedenfalls dann, wenn es um häusliche Dinge ging.
    Einen Vorteil, den Antonia dabei genießen konnte, war die Tatsache, daß sich Klein-Manius sofort bei der Damenwelt einschmeicheln konnte. Freudig strahlend nahm ich ihn wieder. "Auf daß du mir diesmal sauber bleibst!" :D Der kleine Flavius beantwortete diese Ansage sofort mit einem glucksenden Laut. Ich konnte nichts machen, er fühlte sich einfach bei 'Tante Celi' pudelwohl. Er hatte schon früh gelernt, wie man Frauen den Kopf verdrehen konnte. Wahrscheinlich lernten das alle Männer schon in diesem Alter, die einen mehr und die anderen weniger gut. Manius Minor schien aber einer von den besseren Schülern zu sein. Kaum war er auf meinem Arm, schon hatte er meine Ohrringe entdeckt und begann damit zu spielen.


    Antonias Frage, was aus dem Aurelier geworden war, wunderte mich nicht. Schließlich hatte ich ihr damals, nachdem ich ihn kennen gelernt hatte, davon erzählt. "Oh, der Aurelius ja. Ich habe ihn seit damals noch mehrmals getroffen. Er ist wirklich ein sehr interessanter Mann, kann ich dir sagen und außerdem überschneiden sich unsere Interessen. Ich würde ihn gerne heiraten, Antonia. Doch ich weiß noch nicht, wie ich ihn Aquilius schmackhaft machen soll. Du verstehst, was ich meine, nicht wahr meine Liebe? Mein Onkel weiß von alle dem noch nichts und wie nahe ich dem Aurelier mittlerweile schon stehe. Ich möchte meinen Onkel aber auch nicht verärgern. Hättest du einen Rat für mich?"
    Klein-Manius hatte in der Zwischenzeit wahre Freundschaft mit meinen Perlenohrringen geschlossen und lutschte jetzt daran. "Aber Manius, du kleiner Schlingel!"rief ich, als mir sein schmatzen auffiel.

    Oh, oh! Man weise mir das nächste Fettnäpfchen, auf daß ich hinein treten kann! Wie konnte ich das nur vergessen! Selbstverständlich sollte dies keine Anspielung sein. Ich hatte mir nichts Hintergründiges dabei gedacht, als ich die campanischen Trauben auftischen ließ. Die sonnengereiften Früchte, die in der vulkanischen Asche am Fuße des Vesuvs ihre Wurzeln hatten, bevorzugte ich, da sie ein besonderes Aroma besaßen, welches mir außerordentlich zusagte. Wahrscheinlich musste es für ihn die Hölle sein, mit familienfremdem Obst konfrontiert zu werden. Daß er sie trotzdem zu sich nahm, war sicher nur der heldenhafte Beweis seiner Verbundenheit zu mir.
    "Ein Weingut? Tatsächlich bin ich noch nicht in ihren Genuß gekommen, sonst hätte ich wahrscheinlich keine andere Sorte mehr angerührt!" antwortete ich schmunzelnd. Das entsprach zwar nicht ganz der Wahrheit, denn gerade im Bezug auf Trauben liebte ich die Abwechslung. Daher war ich auch nicht abgeneigt, die Trauben aus seinen Weinbergen zu kosten.


    Seine Antwort, bezüglich der Gästeliste befiedigte mich nur teilweise. Woher hätte mein Onkel auch wissen sollen, welchen Namen ich hören wollte? Mir war nicht bekannt, ob der Aurelier jemals etwas in Aristides Leben zu tun hatte. Doch ich würde es herausfinden, indem ich meine Fühler ausstreckte!
    "Nun, das will ich doch schwer hoffen! Lieber ein interessantes Fest, bei dem die heiratsfähigen Patrizier Schlange stehen, als ein durch Langeweile durchtränkter Tag, der einem endlos erscheint." Und wenn die Herren mir überdrüssig wurden, wusste ich, wie man sie auch wieder loswurde.
    Ach, es war doch ein wahrlich zufrieden stellendes Gefühl, so behütet und gut aufgehoben zu sein! Die Ankündigung meines Onkels, mich gut versorgt sehen zu wollen, hatte etwas Beruhigendes. Gleich was passierte, war ich abgesichert. Von dem Erlös, der verkauften Villa in Lutetia hatte ich mir neuerlich ein Gestüt zugelegt. Es stand dort alles noch am Anfang und wenn noch etwas Zeit verging, würde die Equaria Flavia auch einen ordentlichen Gewinn abwerfen, dessen war ich mir gewiss. "Ein Betrieb hört sich gut an! Ich bin schon immer der Meinung gewesen, Geld ist nicht nur dazu da, es massenhaft auszugeben. Bevor man es unter die Menschheit bringt, sollte man ihm die Möglichkeit geben, sich zu vermehren. Ich werde gerne darauf zurückkommen! Im Übrigen habe ich mir erst vor wenigen Tagen einen Herzenswunsch erfüllt. Ich bin nun Eigentümerin eines Gestütes. Wenn es dich also nach einem Pferd oder gar nach Stutenmilch verlangt, so laß es mich wissen!" Bei letzterem war ich mir da allerdings nicht so sicher, ob ihn jemals danach verlangen würde!

    Nicht nur ich hatte geschrieen, auch meine Ylva stieß einen Schrei aus, als man sie plötzlich mit einem Messer bedrohte. Wie aus dem Nichts hatten sich die drei Soldaten plötzlich als gemeine Banditen entpuppt.
    Die Antwort des vermeintlichen Optios schockierte mich und weniger noch durch sein plötzliches Entkleiden, als durch die Tatsache, einer Mörderbande in die Hände gefallen zu sein, überkam mich eine unbändige Angst.
    Die donnernde Stimme aus dem Hintergrund, sorgte dafür, dass ich erneut erzitterte. Wie viele Banditen waren das? Ich traute mich gar nicht, sie alle zu zählen!
    Der Mann mit der lauten Stimme trat auf mich zu und begutachtete mich, wie ein Stück Fleisch. Sein Willkommensgruß klang alles andere als freundlich. Was hatte er mit mir nur vor? Auf irgend eine Art mußte er meinen Namen erfahren haben. Wer wußte schon, wie lange seine Männer mich schon beschattet hatten, um uns anschließend in die Falle zu locken. Es war anzunehmen, er war auf ein Lösegeld aus, welches er von meiner Familie im Gegenzug für mein Leben fordern würde.


    Dann wandte er sich von mir ab und schritt er auf meine beiden Sklaven zu. Chimerion wurde von einem seiner Kumpane festgehalten, Ylva hielt man ein Messer an die Kehle. Meine Augen weiteten sich erschrocken, als er seinen Kumpanen danach fragte, warum Chimerion noch am Leben war. Ich wollte noch nein schreien, doch meine Stimme versagte, wahrscheinlich aus Angst.
    So musste ich mit ansehen, wie sie erbarmungslos meinen Leibwächter nieder stachen.
    "Chimerion!" schrie ich und lief zu ihm. Ich kniete mich zu ihm hin und berührte ihn und spürte, wie ihn merklich seine Lebensgeister verlassen wollten. Oh Pluto, sei gnädig mit ihm! Laß ihn nicht sterben!Ich mußte aber einsehen, wie gering die Chance war, in Anbetracht seiner Verletztung, diese zu überleben. "Chimerion, bitte! Oh nein, ihr Mörder!" schrie ich und sah zu Ylva die zitternd da stand. Tränen rannen an ihren Wangen hinunter. "Bitte verschont sie! Ihr bekommt alles, was ihr wollt! Meine Familie ist sehr einflussreich und begütert. Nennt einen Preis und ihr bekommt ihn, aber bitte tötet uns nicht!" Wieso beschlich mich das seltsame Gefühl, die Mörderbande war nicht hinter meinem Geld her gewesen?

    Jetzt aus der Nähe betrachtet, sah die Braut wirklich noch umwerfender aus! Der Schleider, die grandiose Frisur! Einfach göttlich. In ein paar Tagen, wenn die Feierlichkeiten beendet und wieder Ruhe eingekehrt war, wollte ich mir für die Claudia etwas mehr Zeit nehmen und sie besuchen. "In der Tat, das müssen wir! Aber ich bin sicher, in den nächsten Tagen wird sich eine Gelegenheit finden. Doch nichts desto trotz möchte ich dir meine herzlichsten Glückwünsche überbringen. Möge dir und Aristides viel Glück beschert sein." Sie war eine sehr angenehme Zeitgenossin und liebend gerne hätte ich mich länger mit ihr unterhalten. Doch ich war nicht die Einzige an diesem Tag, die der Braut ihre Glückwünsche entrichten wollte. Dafür hatte ich vollstes Verständnis! So trat ich etwas zur Seite und ließ mir von einem der Sklaven ein Getränk reichen.


    Unversehens stand Antonia in Begleitung eines jungen Mannes vor mir. Sie stellte uns gegenseitig vor. Auf diese Weise erfuhr ich, daß es sich bei ihm um einen ihrer Verwandten handelte. "Claudius Tucca! Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite." Ich musste gestehen, er war mein erster männlicher Claudier, den ich seit meiner Ankunft kennen gelernt hatte. Wenn ich mich recht entsann, war Antonia bis zu diesem Moment auch die einzige Claudia, die mir begegnet war. Interessant, befand ich. Gab es nur so wenige Claudier, oder waren sie derzeit alle absent, da sie aus irgendeinem Grund, Rom den Rücken gekehrt hatten? Ein Phänomen, dem man noch auf den Grund gehen sollte, allerdings nicht heute! Nun, dann begnügte ich mich mit den Claudiern, die anwesend waren. "Mein lieber Tucca, in welcher Beziehung stehst du zum einen zur Braut und zum anderen zu unserer lieben Antonia hier?"

    Anfangs war ich mir noch unschlüssig, ob ich sein Tun nicht sofort unterbinden sollte. Ich ließ mich immer mehr gehen und hatte längst die Oberhand verloren. Er hätte mit mir tun und lassen können, was er wollte. Allerdings, wollte ich mich tatsächlich auf die Gutmütigkeit eines Sklaven verlassen? Eines neuen Sklaven, der gerade einmal wenige Stunden in meinem Besitz war?
    Er näherte sich mir und noch ehe ich etwas dagegen sagen konnte, zerschmolz ich unter seinen Berührungen. Meine Hände umfaßten seinen Körper. Seine Tunika störte mich! Ich wollte seine Haut berühren können.
    "Zieh dich aus!" wisperte ich ihm ins Ohr, während ich an der Tunika zerrte. Genaugenommen störte mich auch meine Tunika, auch wenn der Stoff recht dünn war. Jedoch stand es außer Frage, daß ich es war, die die Tunika entfernte. Meine Ylva war immer noch nicht zurück. Normalerweise wäre ich deswegen längst ungehalten gewesen. Doch im Augenblick fehlte mir da eindeutig die Aufmerksamkeit. "Befreie mich von meinen Kleidern!" Wenn Ylva nicht da war, mußte er eben ran!
    Ich spürte in mir das Verlangen. Es war schon eine Ewigkeit her, seit ich das Bett mit einem Mann geteilt hatte. In Lutetia hatte ich Enthaltsamkeit geübt. Jetzt brach all das durch, worauf ich jahrelang verzichtet hatte. Mein Mann war tot, ich war noch nicht wieder verlobt und ich wußte, wie man diverse Schönheitsfehler auch wieder beseitigen konnte. Es war prima, Witwe zu sein!

    Warum sollte ich den leisesten Zweifel hegen, an der Geschichte des Optio könne etwas nicht stimmen? Womöglich war einer meiner Verwandten aus Hispania bei seiner Ankunft in Italia in Schwierigkeiten geraten, so vermutete ich jedenfalls. Da war es nur selbstverständlich, daß ich mich persönlich darum kümmerte, wenn ich denn schon einmal in Ostia weilte.


    Der Weg von der Taverne bis zum Hafen war recht kurz, genauso wie es der Optio gesagt hatte. Ylva, die hinter meinem Rücken die Augen verrollt hatte, wollte noch etwas sagen, ließ es dann aber doch bleiben. Ich konnte mir schon vorstellen, was sie hatte sagen wollen, denn ich kannte ihre übervorsichtige Art. Sie sah in allem etwas Verdächtiges und war ständig auf der Hut. Es freute mich ja, wie sehr sie um Wohlergehen bemüht war, doch manchmal war es mir auch einfach sehr lästig. Auch Chimerion folgte mir. Eher widerwillig, wie mir schien, denn er mußte schon wieder die Einkäufe schleppen.
    Der Optio führte uns zu einer Halle. Das fand ich dann doch etwas merkwürdig. Wieso sollte ich in diese Halle eintreten? Gab es im Hafen kein officium, wo man solche Dinge regelte? Doch in meiner Gutgläubigkeit verließ ich mich auf den Optio und folgte ihm schließlich auch in die Halle. Er rief nach meinem vermeintlichen Verwandten. Noch schöpfte ich keinen Verdacht, einer Horde Verbrechern auf den Leim gegangen zu sein.
    Da ich durch das Tageslicht geblendet war, sah ich erst nicht, was in der Halle geschehen sein mußte. Ich bemerkte eine Flüssigkeit am Boden, aber dachte mir nichts dabei. Meine Augen brauchten einige Zeit, bis sie sich an die neuen Lichtverhältnisse gewöhnt hatten.
    Endlich sah ich die leblosen Körper der toten Hafenarbeiter auf dem Boden liegen. Die Flüssigkeit, in der ich stand, war Blut. Dann laß ich den mit Blut geschriebenen Schriftzug an der Wand und realisierte, was hier vorgegangen sein mußte. Das Grauen packte mich und ich schrie vor Entsetzen auf. Dann hörte ich noch, wie hinter mir das Tor zur Halle zugeschagen wurde. Angsterfüllt sah ich den Optio an. "Optio, was geht hier vor? Ich verlange sofort eine Erklärung!"

    Ich seufzte auf und sah gequält zu Ylva und Chimerion. Warum mußte das ausgerechnet jetzt passieren? Ich hatte Durst und verlangte nach Ruhe. Doch ich blieb freundlich zuvorkommend. Der Optio tat auch nur seine Pflicht. Wahrscheinlich würde es auch nicht lange dauern und wir wären im nu wieder zurück.
    "Ach tatsächlich? Ein Flavier, sagst du?" fragte ich. Das konnte ich mir zwar nur sehr schwer vorstellen. Aber wenn es der Wahrheit entsprach? Falls tatsächlich einer meiner Verwandten in Schwierigkeiten war, dann mußte ich ihm sofort helfen! Dies konnte ich nicht auf die lange Bank schieben.
    "Aber natürlich werde ich dich begleiten. Wenn es sich wahrhaftig um einen Verwandten handelt!" Ich winkte meine Sklaven zu mir. "Chimerion, Ylva, wir werden uns später stärken! Zuerst werden wir dem freundlichen Optio behilflich sein."
    Ich wandte mich schon dem Optio zu, um ihm zu folgen und erwartete das gleiche auch von meinen Sklaven.

    Konnte es wirklich sein? Dieser Sklave spielte mit dem Feuer. Es war unglaublich! Nicht genug damit, daß er sich neben mir breit gemacht hatte. Ich konnte es ihm nun deutlich ansehen, nachdem ich meine letzte Frage gestellt hatte, was tatsächlich in ihm vorging und was er wollte. Seine Antwort bestätigte dies alles. Aber auch mir wurde bewußt, auf welch dünnem Eis ich mich befand. Wenn ich ihm nachgab, dann hatte ich all meine Autorität ihm gegenüber verloren. Es würde ihm zeigen, wie leicht ich zu knacken war und am Ende war er mein Herr. Nein, soweit durfte es nicht kommen. Andererseits waren da noch meine Gefühle, die mich verleiten wollten. Es war einfach zu verlockend! Nicht zu vergessen war dieser Hauch von Sehnsucht, der mich befiel. Ich schaltete alle Warnungen aus, die mich hätten zurückhalten können und rutschte etwas näher an ihn heran. "Meinst du etwa so?" fragte ich unschuldig. Ich war über meine eigene Durchtriebenheit schockiert. Oder aber hatte er mich einfach verhext, damit ich ihm zu willen sein sollte? Ja so mußte es sein! Er war es! Er hatte mich verführt und er tat es noch immer, durch sein Aussehen, wie er sich gab und was er sagte. Ich konnte nicht anders! Wenn er jetzt über mich herfiel, würde ich nicht schreien. Ich würde ihn gewähren lassen, bei allem, was er tat.
    Ich mußte verrückt sein!

    Wahrlich, mir schmerzten bereits die Füße von dem vielen umherlaufen. Für das nächste Mal hatte ich mir schon überlegt, die Händler nicht einfach nach Rom zur Villa kommen zu lassen. Dann hätte ich in einer wesentlich entspannteren Umgebung mein Geld lassen können. Womöglich hatte ich dann noch viel mehr gekauft. Wenn man auf eine Kusche und Sklaven, die die Einkäufe tragen mußten, angewiesen war, so war doch die Menge an Einkäufen doch recht limitiert.
    Fürs erste sollte nun der Tavernenaufenthalt für etwas Entspannung sorgen. Meine Ylva hatte bereits einen netten Tisch ausgemacht, an den wir uns setzen konnten. Ja, wir! Ich war überaus gewillt, meinen beiden Sklaven auch etwas Entspannung angedeihen lassen. Außerdem hatten sie sich beide eine Erfrischung, in Form eines Geränkes ihrer Wahl, verdient.Falls die beiden hungrig waren, konnten sie hier auch die Gelegenheit nutzen, eine Kleinigkeit zu essen. Ich selbst hatte keinen Hunger. Mich dürstete nur.
    Chimerion machte schon ein ganz grimmiges Gesicht, weil er die ganzen Schuhe tragen mußte, die ich gekauft hatte. Heute Morgen war das ganz anders gewesen. Seine Aufgabe als mein Leibwächter, mußte ihm so etwas wie Spaß bereiten, denn wie ein stolzer Hahn war er am Morgen vor mir her geschritten und hatte dafür gesorgt, daß mir auch ja niemand zu nahe kam. Sein Aussehen, die braungebrannten Muskeln und die ungewöhnliche Haartracht, die er trug, schüchternen die meisten Leute ein, die gaffend stehen geblieben waren, während ich an ihnen vorbei zog. Ich erinnerte mich, bei meinem letzten Besuch in dieser Stadt, hatte ich weitaus weniger Aufsehen erregt.


    Ich näherte mich dem freien Tisch und wollte mich gerade setzten, als ich hinter mir eine Stimme vernahm, die meinen Namen rief. Ylva und Chimerion sahen beide ganz überrascht auf. Sicher hatte niemand von uns damit gerechnet, jemand würde mich außerhalb Roms mit Namen ansprechen. Ich drehte mich mit einem fragenden Gesichtsausdruck um, erkannte aber gleich, daß es sich bei dem Mann um einen Soldaten handelte. Ein Optio Firlus hatte mich angesprochen und ich begann freundlich zu lächeln. "Was kann ich für dich tun, Optio Firlus?" Sicher war es nichts beunruhigendes, weswegen mich der Optio sprechen wollte. Aber natürlich fragte ich mich schon, woher er meinen Namen kannte. Wahrscheinlich würde sich alles ganz schnell aufklären und ich könnte dann anschließend mit meinen Sklaven etwas die Ruhe genießen.

    War das nicht der orangerote Schleier der Braut, den ich soeben entdeckt hatte? Das war er, Epicharis Flammeum! Die Braut war also mittlerweile eigetroffen. Ich war schon sehr gespannt, sie endlich persönlich kennenzulernen und sie aus der Nähe zu sehen. Bisher hatte ich nur von ihr gehört. Nur gutes, verstand sich. Eine weitere Frau würde sich nun der flavischen Männerwirtschaft hinzugesellen. Langsam aber unaufhaltsam gewannen wir Frauen wieder Land. Natürlich hatte das durchaus seine Vorzüge. Nie wieder öde Nachmittage, anregende Gespräche über Mode, Männer und was sonst noch interessierte und vielleicht eine neue Freundin, die man zu Einkaufen begleiten konnte.
    Ich späte noch einmal nach der Braut, um ihren genauen Standort auszumachen. Ich fand sie schließlich bei Gracchus stehend. Doch sie näherte sich bereits ihrem zukünftigen Ehemann. So beschloß ich, vorerst in Aristides Nähe zu verharren, Vielleicht konnte ich später einige Worte mit ihr wechseln.
    Ich sah mich noch etwas nach den anwesenden Gästen um und stellte fest, daß auch einige von Aristides Weggefährten aus der Legion anwesend waren.


    Jetzt konnte ich die Claudia aus der Nähe betrachten. Sie war eine wunderschöne Braut. Ich dachte daran, wie ich als Braut aussehen würde. Noch war nichts Offizielles arrangiert. Jedoch hatte ich für mich meine Wahl bereits getroffen. Unvermittelt ging mein Blick zu dem Mann, mit dem ich alt werden wollte. Wie gerne hätte ich es in die Welt hinausgeschrien. Doch nein, dies war Aristides und Epicharis Tag. Meiner würde noch kommen, da war ich mir gewiss.
    Nun hatte ich endlich Gelegenheit, die Braut anzusprechen. "Salve Claudia Epicharis! Mein Name ist Flavia Celerina. Wir kennen uns noch nicht. Doch das sollten wir schleunigst ändern!"

    Das wurde ja immer schöner! Jetzt hatte er den Platz neben mir eingenommen und es sich bequem gemacht. Ich fragte mich, was in mich gefahren sein mußte, weswegen ich sein Verhalten nicht strafte. Hätte ein anderer Sklave dies gewagt, so hätte er längst Bekanntschaft mit der Peitsche geschlossen. Chimerion hingegen, ließ ich gewähren. Vielleicht war es sein Aussehen oder einfach diese Art, wie er sich mir gegenüber verhielt. Dieser Sklave hatte keine Angst vor mir. Er erzitterte nicht, wenn ich meine Stimme erhob. Es wäre ein Leichtes für ihn gewesen, mich mit seinen Händen zu erwürgen oder über mich herzufallen. Doch das tat er nicht.
    Ich wollte unbedingt ergründen, was in seinem Kopf vor ging, wollte herausfinden was er wollte. Normalerweise galt mein Interesse nicht den Gedanken von Sklaven. Sklaven hatten keinen Willen! Sie hatten sich mit dem zufrieden zu geben, was man ihnen zugestand.
    "Ich kann mit dir anstellen, wonach mir ist?" stellte ich süffisant fest. "Wonach wäre dir, wenn du an meiner Stelle wärest und ich an deiner?" Eine seltsame Vorstellung! Ich hatte mir niemals meinen Kopf darüber zerbrochen, wie es sein mußte, Sklavin zu sein, doch nun konnte ich mich eines gewissen Reizes nicht erwehren. Dieses Gefühl konnte allerdings auch nur diejenigen treffen, die auf der Sonnenseite des Lebens standen. Doch das war mir im Augenblick nicht bewußt.

    Dieses geheimnisvolle Lächeln, welches sich nun auf Antonias Antlitz abzeichnete, förderte noch mehr mein Verlangen, an die Bezugsquelle ihrer Kosmetika zu kommen. Sie mußte einfach damit herausrücken, schließlich hatte ich sie ja auch mit zu CP geschleppt und ihr so mein Geheimnis preisgegeben! Also war es jetzt nur gerecht, wenn sie mir nun ihres verriet.
    Aber ich mußte nicht lange waten. Auf Antonia war eben einfach Verlaß! Wir Frauen mußten doch zusammen halten, egal was kam! Um ehrlich zu sein, hätte ich es sogar auch noch einmal auf mich genommen und Manius Minor auf meinen Arm genommen. Glücklicherweise verzichtete meine Verwandte auf derartige Gegenleistungen, was mich natürlich hoch erfreute. "Janpau L’Gautis? Nein, den kenne ich nicht! Hinter dem Isistempel sagst du? Da muß ich unbedingt hin! Ich danke dir für diese überaus wertvolle Information, meine Liebe!"
    Ach war es nicht schön, eine so nette Verwandte im gleichen Haus zu haben. Nun, da sie entbunden hatte, war sie auch wieder empfänglich für Fragen der Mode und allerlei Schönheitsartikel. Als ich sie noch vor einigen Wochen so dickbäuchig durch die Villa hatte gehen sehen, traute ich mich einfach nicht, sie anzusprechen. Ich konnte gut nachvollziehen, wenn man sich in seiner Haut nicht wohl fühlte.
    Unter uns gesagt, hatte ich den Eindruck gewonnen, sie müsse sich nach der Geburt erst wieder in ihre alte Kleidergröße hinein hungern. Dabei wollte ich sie aber gerne wieder unterstützen!

    Offenbar hatte der kleine Flavius bemerkt, daß er kurzeitig nicht das Objekt der Begierde war und nutzte sogleich eine Gelegenheit aus, um auf sich aufmerksam zu machen und was ihm letztlich auch gelang.
    Als mir Antonia ihr kleines Söhnchen ein erneutes Mal anvertrauen wollte, konnte ich natürlich nicht nein sagen. "Aber gerne doch!" Innerlich hoffend, nicht noch einmal Opfer natürlicher Vorgänge zu werden.

    ~Ein netter Tag in Ostia~


    Wie erfreulich, wir hatten endlich unser Ziel erreicht. Der Wagen hatte angehalten. Es war aber auch Zeit geworden. Der Text, den ich mir mitgenommen hatte, begann mich bereits zu langweilen. Ich wollte entlich shoppen gehen! Neugierig sah ich hinaus und wartete, bis man mit die Tür öffnete. Der Kutscher war bereits vom Wagen herabgestiegen und öffnete mir sogleich auch die Tür. Wie lange war es her gewesen, als ich vor Monaten hier angekommen war? Hierher hatte es mich, von den Gestaden Gallias kommen, erschlagen. Damals hatte ich noch in der Ungewißheit gelebt, ob meine Familie mich nach dem Dahinscheiden meines Mannes aufnehmen wollte. Sie hatte es getan. Nun kam ich unter anderen Voraussetzungen zurück, zu der Stadt am Meer.
    Mein Plan für den heutigen Tag sollte uns auch einen gewissen Freiraum einräumen, der es uns gestattete, ein wenig Erholung am Wasser zu finden. Doch nun galt es als vorrangiges Ziel, Versacia Donatella aufzusuchen. Mit meinen Sklaven im Schlepptau, suchte ich die verehrte Meisterin von Nadel und Faden heim und orderte einige exorbitante Roben bei ihr, mit denen ich in Rom Aufsehen erregen würde. Nachdem ich noch einige Schuhgeschäfte besuchte und mir mehrere neue geh bare Untersätze zulegte, befand ich, es wäre nun Zeit sich etwas der Entspannung hinzugeben. Eine Erfrischung käme nun genau recht! Die Sonne brannte bereits wieder auf mich herab. Zu dumm, wir hatten einen Sonnenschirm vergessen. Allerdings fragte ich mich auch, wer diesen hätte tragen sollen. Meine Sklaven trugen bereits die Ausbeute des heutigen Tages.
    "Ich möchte eine Erfrischung. Kommt, laßt uns eine Taverne aufsuchen, die meinen Ansprüchen entspricht!"
    Ylva hielt sogleich Ausschau nach einem geeigneten Platz. Sie kannte genau meine Vorlieben und sie wurde alsbald fündig. Eine gemütlich aussehende Taverne, etwas abseits der Hauptstraße.
    Dorthin begaben wir uns.

    Schrittweise kam ich zur Überzeugung, daß meine Bemühungen nicht ganz seinem Gusto entsprachen. Selbstverständlich wollte er die nicht offen zugeben. Wahrscheinlich war dies der derselbe Grund, weswegen ich mich bei meinem Besuch nicht über seine impertinente Sklavin beschwert hatte.
    Daß er die Austern nicht mochte, nun ja, das kam vor. Auch ich hatte für gewisse Speisen eine Abneigung. Womöglich hatte er mich aber auch durchschaut und meine Taktik hinter den Austern erkannt. Zur gegebenen Zeit wusste ich schon Mittel und Wege, wie er in den Genuß von Austern kam, ohne daß ihm bewußt war, diese zu konsumieren, falls dies denn notwendig sein sollte.
    Allmählich begannen ich mir einige essentielle Fragen zu stellen. Was, wenn nicht nur die Austern fehl am Platze war? Was, wenn er diese bezaubernde Farbe, die der Inbegriff einer Rose war, nicht mochte? Was, wenn diese ganze Inszenierung an seinem Geschmack vorbei schlitterte? Dies wäre die größte anzunehmende Kastastrophe! Und ja, es war eine Katastrophe! Man konnte sie apokryph seiner Äußerung entnehmen. Dies wäre doch nicht nötig gewesen! Ich besann mich und je länger ich das tat, verlor ich das Vergnügen, mich noch länger der Musik und den Tänzern zu widmen.
    Ein Klatschen in meine Hände, beendete schlagartig die Veranstaltung. Die tanzenden und musizierenden Sklaven sahen sich ganz verdutzt an, trollten sich aber dann und räumten schnellstens das Feld, da sie bereits glaubten, sich einen Fehltritt geleistet zu haben und nun meinen Zorn fürchteten. Nur die Serviersklaven und meine Ylva blieben noch. Ich hatte beschlossen, mich nun auf konventionellen Wegen weiter zu bewegen.
    "Mein lieber Marcus, was hälst du davon, laß uns doch nach all den leckeren Speisen nun etwas lustwandeln." So konnten wir uns wieder unserer gemeinsamen Leidenschaft hingeben - den Pflanzen. Ich machte schon Anstalten, mich zu erheben, meine Tunika glatt zu streichen und nach meinem Sklaven Ausschau zu halten. Ich entdeckte ihn schließlich im hintersten Hintergrund, an sich selbst hinunter schauend und fast schon würgend. Ich hoffte schon, er hatte sich nichts ernsthsaftes eingefangen!
    "Chimerion, komm!" Er sollte uns bei unserem Spaziergang begleiten. Corvinus sollte ihn kennenlernen!

    ~Prolog~


    Das Wichtigste im Leben einer Patrizierin waren drei Dinge: Erstens: mit einer guten Partie vermählt zu werden. Zweitens, aus dieser Beziehung heraus Kinder zu gebären. Drittens, stets auf dem Laufenden mit der aktuellen Mode zu sein. Ein nichteinhalten auch nur eines dieser Punkte, konnte den gesellschaftlichen Tod nach sich ziehen. Daher war die Frau von Welt gut beraten, wenn sie stets diese drei Punkte im Auge behielt. Punkt eins konnte selbst nach einer jahrelang bestehenden Ehe wieder akut werden. Ebenso Punkt zwei. Punkt drei hingegen war eine Konstante im Leben einer jeden Frau, die Teil der feinen Gesellschaft sein wollte. Um nicht der Mode hinterher hinken zu müssen, war es daher unabdingbar, sich auf dem neuesten Stand zu halten. Dieses Unternehmen trug von Zeit zu Zeit seltsame Blüten.
    Genau aus diesem Grund hatte bereits am frühen Morgen ein mit zwei Pferden bespannter Wagen die Stadt verlassen. Im Inneren des Wagens hatte eine junge Patrizierin und ihre Leibsklavin Platz genommen. Vorne auf dem Kutschbock, saß der Kutscher nebst einem weiteren Sklaven, dem Leibwächter jener edlen Dame. Die Kutschfahrt sollte zum einen der Erquickung dienen, zum anderen aber auch die Occasion bieten, die Kleidertruhe der Dame um einige neue wertvolle und außergewöhnliche Stücke zu ergänzen. Der dernier cri war ein Modehaus, dessen Sitz in Ostia war. Natürlich hätte man auch das Ladengeschäft in Rom aufsuchen können, doch dies hätte den Anschein des gewöhnlichen gehabt. Viel angesagter war es dagegen, die Ware aus Versacia Donatellas eigenen Händen zu beziehen. Außerdem bot die Stadt am Meer eine willkommene Abwechslung zum Mief der Großstadt.


    Während der etwa zweistündigen Fahrt, lenkte sich die Dame mit einer Schriftrolle ab, die sie ohne die Zustimmung des heimischen Bibliothekars, entwendet hatte. Die Sklavin nutzte diese freie Zeit zu ihrer Erholung und verfolgte mit ihren Augen die vorbeiziehende Landschaft.
    Trotz der Tatsache, daß man bereits am frühen Abend wieder die Heimreise antreten wollte, hatte die Dame die heimische Villa nicht ohne eine Kleidertruhe verlassen, in der sich Ersatzkleidung für alle Fälle befand.


    Der Tag versprach ein herrlicher Spätsommertag zu werden. Nicht das Geringste deutete darauf hin, welche Folgen er noch mit sich ziehen sollte. So Schritt der Sommertag unbesorgt weiter voran. Das Ziel war schon bald erreicht und in Sichtweite. Man konnte schon gut die Umrisse der Stadt erkennen und das weite, blaue Meer im Hintergrund…

    Alles was heute geschah, was man servierte, was ich noch geplant hatte, war wohl durchdacht gewesen. So natürlich auch die Speisen. Ich hatte die Sklavinnen angewiesen, ein besonderes Augenmerk auf meinen Gast zu haben. Nicht umsonst hatte ich mich für Austern entschieden. Wußte ich doch um ihre Wirkung. Damit konnte man nicht früh genug beginnen! Ich selbst genoß auch einige Austern, ging aber dann schnell zu den Artischocken über, die den Weg für die Drosseln frei machen sollten. Einfach köstlich, diese Komposition! Ich fragte mich, wie mein Gast das Mahl empfand.
    "Ich hoffe es schmeckt dir, mein Lieber! Wie findest du die Austern? Möchtest du nicht noch einmal zugreifen?" Sicher war sicher! Selbst wenn ich mein Ziel erreicht hatte, den Platz an seiner Seite eingenommen hatte, so ergab sich bereits ein neues Ziel. Jenes Ziel, welches nach geraumer Zeit Mama und Papa zu sagen pflegte.
    Corvinus Frage, hinsichtlich der Ähnlichkeit des Kleinen, hatte mich in Antonias Anwesenheit in einen Gewissenskonflikt gestürzt. Schließlich wollte ich sie nicht verärgern. Hier jedoch konnte ich meine freie Meinung kundtun.
    "Die Nase ist eindeutig von Gracchus, jedoch die Augen hat er von Antonia." Herrje, die Ärmste! So ganz ohne Augen! Ich mußte über diese Vorstellung grinsen. :D Offensichtlich begann der Rosenwein seine Wirkung zu entfalten.
    Ja, noch einmal mußte ich mir selbst ein Lob aussprechen. Doch damit war es nicht getan. Sein Kompliment ließ mich erstrahlen. Es hatte ihm bisher alles gefallen! Natürlich, ich hatte es gewußt, mein Geschmack versagte nie!
    "Oh, ich danke dir! Es freut mich, wenn es dein Gefallen gefunden hat!"
    Seine nächste Frage ließ mich aufschrecken. Hatte er einen der Sklaven bestochen, damit er ihm verriet, was ich noch geplant hatte? "Musik? Aber ja! Und nicht nur das!" Ich klatschte dreimal in die Hände und ein Ensemble aus drei Musikanten, ein Flötist, ein Lyraspieler und eine Tympanumspielerin, erschien, gefolgt von einer Gruppe junger Tänzer und Tanzerinnen. Die selbstverständlich auch, richtig, in roséfarbenen Tunkien oder Lendenschürzen auftraten.

    Da Corvinus mir die Möglichkeit eingeräumt hatte, mich auf diesen Nachmittag vorzubereiten, konnte ich mich natürlich kaum zügeln, noch einige Besonderheiten vorbereiten zu lassen. Doch dafür war noch Zeit. Schließlich wollte ich nicht mit all meinen Geheimnissen zu Beginn heraus rücken.
    Der erste Höhepunkt des Nachmittags waren die kleinen Häppchen, die ich reichen ließ. In der Tat handelte es sich um kandierte Rosenblätter. Doch dies war nur der Anfang, einer Kaskade kulinarischer Köstlichkeiten. Daneben wurde Austern, Artischocken und gefüllte Drosseln gereicht. Ein leicht verdaubarer Happen, eben.
    Auch ich nahm schließlich einen Schluck des Rosenweines, nachdem ich den ersten Schluck den Göttern geopfert hatte. Offenbar hatte ich mit diesem Wein seinen Geschmack getroffen. Er war auch wirklich äußerst vorzüglich. Ich hatte den Rosenwein speziell für seinen Besuch herstellen lassen. Wenn er nun auch mit den Speisen zufrieden war, so wollte ich dem Koch ein Lob aussprechen.
    Ich griff nach einem Rosenblatt und ließ es in meinem Mund zergehen. Es war unglaublich vorzüglich. Innerlich strahlte ich, ja dieser Nachmittag war einfach perfekt. Er würde ein weiterer wichtiger Schritt hin zur Villa Aurelia sein. Ich war, seit seiner Zusage so selbstsicher geworden und wähnte mich bereits an meinem Ziel angekommen zu sein. Zwar hatte noch immer kein Gespräch zwischen ihm und meinem Onkel stattgefunden und von Verlobung wurde auch noch nicht gesprochen, doch hätte ich mich denn wirklich so irren können? Dies war nicht nur das Resultat gemeinsamer Interessen. Dies war viel mehr! Es war die Planung der gemeinsamen Zukunft. Ich konnte mich schon ganz deutlich an seiner Seite sehen. Zwar kannten wir uns nur wenige Monate, aber was machte das schon? Wir waren uns sympathisch. Liebe würde sich eines Tages auch noch dazu gesellen. Da war ich mir sicher.
    Im Moment aber galt meine ganze Liebe meiner schönen Saba. Natürlich sollte sie auch nicht hungern. So nahm ich mir eine gefüllte Drossel und fütterte die Katze damit. Saba war nur exquisite Nahrung gewöhnt. Sogleich widmete sie sich der kleinen Köstlichkeit. Mit dem Happen im Maul verschwand sie unter der Kline und ließ es sich schmecken.


    Unsere Unterhaltung streifte natürlich auch den neuen kleinen Bewohner der Villa. Die Geburt des kleinen Flaviers war kein Geheimnis. Wahrscheinlich wußte bereits halb Rom davon, damit auch die andere Hälfte davon Kenntnis erhielt, hatte ich Vorsorge getroffen, um nicht zuletzt den stolzen Eltern eine Freude zu machen.
    "Oh ja, der kleine Gracchus. Ein liebes Kind und so niedlich. Ich habe Antonia vor einigen Tagen besucht und habe mir den kleinen Sonnenschein angeschaut." Ich hatte bei diesem Besuch so einiges über Kinder gelernt. Sie sahen nicht nur niedlich aus, nein von ihnen konnte zuweilen auch ein unangenehmes Odeur ausgehen. Hätte man mich vor meinem Besuch bei Antonia gefragt, ob ich Kinder wollte, so hätte ich mit Freuden ja gesagt. Nun war ich mir da nicht mehr so sicher. Aber, aber! Wofür hatte man denn Sklaven? "Natürlich mag ich Kinder! Ich hege sogar den Wunsch, selbst einmal Kinder zu haben."

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    Widerwillig suchte Ylva die Blumenbeete ab und zischte zwischendurch germanische Flüche vor sich her. Wenn die Katze jemals wieder auftauchen sollte, dann würde sie der Herrin vorschlagen, die Katze an die Kette zu legen, so wie man es bei einem ungehorsamen Hund machte.
    Wenn sie nicht fluchte, schrie sie nach der Katze. "Saba! Saba, komm raus du dummes Vieh!" Da aber Saba sich an einem ganz anderen Ort aufhielt, was Ylva aber nicht wissen konnte, hörte die Katze nicht ihre Rufe. Auch wenn sie sie gehört hätte, wäre sie ihnen sicherlich nicht gefolgt.
    Die germanische Sklavin seufzte enttäuscht. Da sah sie Olorian auf sich zu kommen.
    "Und, habt ihr sie gefunden?"

    Das war in der Tat eine besondere Ehre! Besonders, weil ich dann die Frau eines Senators sein würde. Bravo! Das sollte man doch eigentlich begießen! Unglücklicherweise war es noch keinem der Sklaven eingefallen, uns mit Getränken zu versorgen. Ein Fauxpas der noch seine Folgen haben sollte, so schwor ich mir. "Darauf müssen wir anstoßen!" Ich klatschte in die Hände und eine der Sklavinnen in den roséfarbenen Tuniken, die sich am Rande des Geschehens postiert hatten, eilte davon um die Getränke zu besorgen. "Ich habe mir auch erlaubt, einige Köstlichkeiten herrichten zu lassen." Daraufhin schnipste ich mit den Fingern und eine weitere Sklavin sprang auf, um den Imbiss zu holen. Kurze Zeit später kehrten beide zurück und versorgten und mit gewürztem Wein. Die Besonderheit dieses Weines war, daß er nach einem Hauch von Rosen schmeckte.
    Ich erhob meinen gefüllten Becher. "Auf die Zukunft!" Ich trank nicht sofort, denn ich wollte warten, bis er den ersten Schluck genommen hatte, um dann besser seine Reaktion beobachten zu können. Währenddessen strich ich Saba sanft über ihr seidiges Fell. Sie dankte es mir mit ihrem Schnurren. Corvinus hatte sie doch tatsächlich begrüßt. Der Umstand, daß er mit meiner Katze sprach, erfreute mich sehr. Wie sollte ich denn mit einem Mann zusammen leben, der meinen kleinen Liebling nicht mochte? Saba war zu einem wichtigen Teil meines Lebens geworden und sie begleitete mich fast überall hin.
    Es war für mich nicht schwer, zu erraten gewesen, wessen Geschenk sie war. Schließlich hatte ich nur ihm von meiner Vorliebe für Katzen erzählt. "Du schmeichelst mir! Nur du du konntest wissen, wie man mein Herz gewinnt," entgegnete ich lächelnd, mein Blick wich aber unvermittelt von ihm ab. Meine Augen waren auf der Suche nach meinem Sklaven. Ich hatte nicht bemerkt, ob er mittlerweile auch anwesend war. Womöglich hatte er ein Problem mit seiner Garderobe. Selbstverständlich war auch er mit einer roséfarbenen Tunika ausstaffiert worden.