Beiträge von Flavia Celerina


    Diomedes führte den Jungen ins Atrium. "Einen Moment noch, ich laß sie holen. Du wartest hier und fingerst nichts an, klar!". Diomedes beauftragte eine Sklavin damit, die domina zu unterrichten. Er selbst postierte sich in der Nähe des Jungen, damit er ihn auch genau beobachten konnte. Keine Sekunde ließ er ihn aus den Augen. Misstrauen war sein zweiter Vorname! :D


    Der Ianitor war sich noch seiner Sache sicher und freute sich, endlich einen dieser Lausebengels erwischt zu haben. Doch die Freude bröckelte, als der Junge sich stotternd zu verteidigen versuchte. Spätestens als der Name Flavia Celerina fiel, war ihm klar, daß dies keiner der Übeltäter war. Sofort ließ er ihn los.
    "So, ähm.. ja! Der Korb ist also für domina Celerina!" Der Ianitor brauchte einen Moment, um sich wieder zu sammeln. Dann blickte er wieder misstrauisch zu dem Jungen hinunter. "Und wer schickt dich, wenn ich fragen darf?" Trotz allem konnte Acanthus nicht jedem hergelaufenen Straßenjungen einfach Einlaß gewähren. Möglicherweise lauerte in diesem Korb da ja eine Gefahr!


    Acanthus vernahm jenes zarte Klopfen und seine Mundwinkel dehnten sich zu einem breiten Lächeln. Diesmal würden sie ihn nicht foppen, das schwor er sich! Seit geraumer Zeit machten sich so ein Paar Rotzbengel einen Spaß daraus, anzuklopfen, um dann, sobald er geöffnet hatte, das Weite zu suchen. Bisher war Acanthus jedesmal darauf hereingefallen. Das fuchste natürlich den Ianitor sehr und er schwor sich, beim nächsten Mal etwas gewiefter zu sein.


    Wie immer öffnete er die Tür. Diesmal war er schneller gewesen, der Bengel stand immer noch da. Der Ianitor wartete nicht lange und ergriff den Jungen am Arm.
    "So Freundchen! Hab ich dich! Na, wolltes du mich wieder ärgern, was?!"

    Sein Einwand erstaunte mich. Katzen sind zickig? Das war doch reichlich provokant! Fand er mich auch zickig? Es konnte durchaus sein, daß er diesen Eindruck von mir gewonnen hatte. Diese Überlegung ließ ich aber völlig außer Acht, als ich ihm antwortete. "Ich würde sagen, es kommt dabei immer auf den Betrachter selbst an und welche Erwartungen er an eine Katze stellt. Fordert er zu viel oder gar das Unmögliche, dann wird sie enttäuschen." Ich trank noch ein wenig von meinem Getränk und griff noch einmal bei den leckeren Köstlichkeiten zu, die noch auf dem Tisch standen.
    "Nun, ich suche nicht nach einem Begleiter, der mich nur wegen meiner selbst begleitet. Er sollte auch ein gewisses Interesse mitbringen. So jemanden zu finden, hat sich bislang als sehr schwierig herausgestellt." Ich lächelte verschmitzt zurück.


    Meine Vermutung hatte sich als bestätigt! "Oh ja, genau diese Flavia bin ich! Ich habe deine Schwester bei einem Spaziergang mit meinem Bruder kennengelernt und nachdem ich sie noch einige Male getroffen hatte, habe ich sie auch einmal zu mir eingeladen. Sie ist eine äußerst angenehme Gesprächspartnerin. Wie sich herausgestellt hat, verfügen wir beide über einen ähnlichen Mdegeschmack. Ja, in dieser Zeit sind wir richtige Freundinnen geworden." Natürlich konnte ich nicht ahnen, wie sehr ich sie vom Briefe schreiben abgehalten haben mußte. "Oh, das tut mir aber leid! Hätte ich nur ahnen können, was meine bloße Anwesenheit bei ihr angerichtet hat," antwortete ich schließlich mit gespielten Bedauern.

    Das klang ja äußerst verheißungsvoll. Ich war schon immer ein Freund von Überraschungen, natürlich nur, wenn es angenehme Überraschungen waren. Wenn sich ein anderer Mensch Gedanken machte, sich bemühte, etwas zu arrangieren, was dann liebevoll auf den zu Überraschenden abgestimmt war, dann war das in meinen Augen ein Zeichen größter Zuneigung. "Ich bin, was die Zukunft angeht, äußerst zuversichtlich, und ja, ich liebe Überraschungen." Was nicht zuletzt meiner positiven Grundeinstellung, der Zukunft betreffend, zu verdanken war. Die dunkeln Jahre hatte ich hinter mir gelassen. Das war endgültig vorbei. Schlimmer konnte es nicht mehr werden. So war alles, was vor mir lag, positiv. Außerdem hatte ich keinen Grund zur Sorge. Alles lief doch hervorragend in meinem Leben. Ich hatte ein Heim, in dem ich als das, was ich war, akzeptiert wurde und in dem ich mich wohlfühlen konnte. Mit meinen Finanzen war ich auch zufrieden. Wenigstens das hatte mein verstorbener Ehemann für mich getan. Außerdem saß ich jetzt hier und genau das war es doch, was ich wollte, nicht mehr und nicht weniger. Natürlich würde ich alles tun, was notwendig war, um das zu erreichen, was ich wollte. Aber lag nicht genau darin der Reiz, am Ende des Tages zu sehen, was man geerntet hatte?
    Da er mich nun mit Komplimenten überschüttete bewies er mir nur wieder, daß der Weg, den ich eingeschlagen hatte, der richtige war! Ich quittierte das Kompliment mit einem Lächeln. "Ich danke dir für diese liebenswürdigen Worte." Es war so wohltuend in seiner Nähe zu sein. Nach derartigem hatte ich mich all die Jahre gesehnt und wie er mich ansah. Vielleicht war dies der Zeitpunkt, da ich innerlich spürte, nein da eine Stimme in mir laut wurde, die sagte ja, er ist es, den du gesucht hast. Den Mut, dies laut auszusprechen, hatte ich beileibe nicht. Ich lebte in der Hoffnung, ich würde die gleiche Wirkung auf ihn haben.
    Selbstverständlich war es schön, zu hören, daß es Minervina gut ging. Auch erfuhr ich, daß ihr Bruder nach Hause zurückgekehrt war. Doch wieso nur erschien mir diese Information plötzlich so nebensächlich? Er nutze seine Antwort, um sich nach meiner Familie zu erkundigen. Daß er damit bei mir auf einen dunklen Fleck in meiner Vergangenheit gestoßen war, konnte er natürlich nicht einmal ansatzweise ahnen. "Wie bitte?... Meine Verwandten?" Der Stich, der mich mit dieser Frage in mein Innerstes getroffen hatte, war heftig. Alte Wunden, die eigentlich hätten langst verheilt sein sollen, brachen wieder auf. "Mein Bruder ist der einzige nähere Verwandte, der mir geblieben ist und mein Onkel natürlich, Flavius Aquilius. Wir drei sind sozusagen die letzten Vertreter der hispanischen Linie." Ich hatte es mit Absicht vermieden, den Mann, der mein leiblicher Vater gewesen war, zu erwähnen. Er war für mich wie ein rotes Tuch und außerdem war er tot, weswegen ich nicht sonderlich betrübt war.
    Dann, ich hatte eigentlich schon gar nicht mehr damit gerechnet, geschweige denn hatte ich sie vermißt, kehrte die Sklavin wieder zurück. Diesmal war sie bepackt mit einem großen Tablett, auf dem sich allerlei Leckereien befanden und auch die ersehnten Getränke. Die 'Ärmste' mußte völlig überfordert sein, sonst hatte sie das Tablett sicher etwas sanfter abgestellt. Das Klirren des Geschirrs klang beängstigend und völlig irritiert sah ich zu ihr auf. Ich verkniff mir jeden Kommentar, da ich Corvinus nicht bloß stellen wollte. Solch eine Sklavin taugte bestenfalls zur Feldarbeit, ein wahrer Bauerntrampel! "Für mich bitte Saft und Wasser gemischt," antwortete ich bedächtig auf das, was wohl als Frage gemeint war.

    Ursus, du alter 68er :D



    Herzlichen Glückwunsch auch von mir! :wink:


    Feier schön, man wird nur einmal vierzig [SIZE=7]und dann mußt du mir erzählen, wie es so war, damit ich weiß , was in zwei Jahren auf mich zukommt![/SIZE]

    Im Grund war ich froh darüber, dass er dieses schwierige Thema nicht weiter aufgegriffen hatte. So versanken meine Erinnerungen an die dunklen Jahre wieder in der Versenkung und dort konnten sie auch bleiben!
    Ich erwiderte sein Lächeln. Jetzt brauchte ich etwas, was diese trübselige Stimmung einfach hinfort wusch. Krampfhaft überlegte ich und wie es immer so war, wenn man etwas erzwingen wollte, geschah genau das Gegenteil dessen, was man eigentlich wollte. Doch bei dieser Gelegenheit fiel mir etwas anderes ein, etwas, was ich ihn noch fragen mußte. Doch dazu wollte ich später noch kommen. Zuerst beantwortete ich ihm seine Frage. "Es ist das Wesen der Katze an sich, das mich fasziniert. Sie ist so freiheitsliebend, beugt sich keiner Norm und sie ist im Vergleich zu einem Hund nicht so dumm und tut alles, was man von ihr verlangt. Eine Katze entscheidet spontan, ob sie gehorcht oder nicht. Doch meistens hat sie ihren eigenen Kopf. Natürlich finde ich durchaus auch die Kulte um die Katengöttin interessant. Ich selbst habe leider noch keiner derartigen Zeremonie beigewohnt. Aber wie heißt es so schön, sag niemals nie!" Meine Stimmung hatte ihr altes Niveau wieder erreicht und die dunklen Gedankenfetzen waren längst verschwunden. Ich fand es auch in gewisser Weise nett von ihm, wie er versuchte, mich wieder aufzumuntern. "Nun, der Möglichkeiten gibt es viele, um nach Aegyptus zu reisen. Es ist keine Frage des Geldes oder der nötigen Zeit. Nein, vielmehr ist es ein geeigneter Reisebegleiter, an dem es mir mangelt." Dies sollte natürlich keine Aufforderung sein, auch wenn es auf den ersten Blick so aussah. Für mich stand fest, dass ich Aegyptus nicht alleine bereisen wollte. Alleine schon, um einen Gespächspartner zu haben.
    "Entschuldige bitte, wenn ich noch einmal nachfrage, aber sagtest du nicht, dein Name wäre Aurelius Ursus? Du musst der Bruder von Minervina sein, nicht war? Natürlich! Wieso ist mir das nicht gleich aufgefallen?" Erst kürzlich hatte Corvinus einen Aurelius Ursus erwähnt. Ja, tatsächlich! Das musste er sein!

    Erwartungsvoll versuchte ich aus seinem Gesicht zu lesen. Hatte ich das richtige Geschenk mitgebracht? Der Oleander hatte mich schon immer fasziniert. Es gab ihn in verschieden Blütenfarben. Doch weiß erschien mir die schönste zu sein. Es lag so viel Reinheit darin, die durch die toxische Wirkung der Blätter und Blüten unterstützt wurde.
    Seine Reaktion ließ keinen Zweifel übrig. Ich hatte die richtige Wahl getroffen, da war ich mir nun ganz sicher! "Oh, ich liebe es, anderen eine Freude zu machen. Es freut mich, daß dir der Oleander gefällt. Er gehört zu meinen persönlichen Lieblingen. Ich denke, der xystus ist der perfekte Platz dafür. Dort wird er sich sicher wohl fühlen."
    Ich nahm in einem der Korbstühle Platz, der etwas im Schatten stand. Zuviel Sonne war auf die Dauer nicht gut für meinen Teint. Corvinus tat es mir gleich und ergriff den Becher. Bereits bevor er davon gekostet hatte, war ihm aufgefallen, welche Art von Flüssigkeit sich darin befand. Wie ich bereits erwartet hatte, war er nicht sonderlich erfreut dewegen. Ich bemerkte diesen Anflug von Schamgefühl und Zorn in seinem Antlitz. Die Art, wie er anschließend seine Sklavin anschaute, war Genugtuung für mich. Sogleich gab er ihr präzise Anweisungen, was sie zu tun hatte. "Heutzutage ist es so schwer geworden, an qualifiziertes Personal zu kommen," antwortete ich mitfühlend und mein Blick schweifte dabei zu der Sklavin hinüber, die wie es schien, erst unentschlossen war, ob sie den Anweisungen ihres Herrn Folge leisten sollte. Letztendlich setzte sie sich doch in Bewegung und verschwand wortlos.


    Endlich war Zeit, sich näher zu unterhalten. Unser letztes Zusammentreffen lag schon einige Tage zurück. Gerne erinnerte ich mich noch an den lauen Sommerabend zurück, da Corvinus mich nach Hause begleitet hatte. Der Spaziergang durch die horti Menenniae, hatte diesen Abend für mich unvergeßlich gemacht. Danach hatte ich auf den Tag gefiebert, an dem sich unsere Wege wieder kreuzen würden. Nun war ich hier und es gab nichts, was mir die Freude an meinem Besuch hätte verderben können. Selbst nicht eine kleine dumme Sklavin, die vergessen zu haben schien, wo ihr Platz war.
    "Mir geht es genauso! Ich danke den Göttern, daß sie uns zueinander geführt haben. Mein Geschenk kam von Herzen. Deine Einladung ist auch wie ein Geschenk für mich. Also sorge dich nicht!" Sanft lächelte ich. Was hätte ich auch andere tun können. Alleine seine Anwesenheit verzauberte mich. Ja, in diesem Moment war ich glücklich.
    "Oh, nein! Rom ist alles andere als langweilig! Es gibt noch so vieles, was bislang noch unentdeckt geblieben ist." Zum Beispiel hatte ich noch nicht alle öffentliche Gärten gesehen. So manches hatte mir ja mein Bruder schon gezeigt, doch bei weitem nicht alles.
    "Das freut mich zu hören! Dieser Mann ist wirklich ein Glücksgriff! Er hat übrigens auch diese Tunika entworfen und geschneidert. Es ist einfach beruhigend zu wissen, daß es exklusive Maßanfertigungen sind, die man am Körper trägt. Nichts ist schlimmer, finde ich, als bei einer öffentlichen Veranstaltung jemandem zu begegnen, der das Gleiche trägt." Schon immer hegte ich eine Abneigung gegen Mode von der Stange. Es war genau die Exklusivität meiner Garderobe, die mir stets wichtig war. Nur so konnte man sich seine Originalität bewahren. "Wie geht es eigentlich Aurelia Minervina?" Es waren schon einige Wochen vergangen, seit ich die Aurelia, mit der ich mich angefreundet hatte, das letzte Mal getroffen hatte.

    Mein früheres Leben war nicht gerade ein Zuckerschlecken gewesen. Zwar lebte ich in einer reich ausgestatteten Villa, hatte alles, wonach sich andere Frauen nur sehnen konnten. Doch dies war alles nur Fassade gewesen. In Wirklichkeit war die Villa meines Gatten ein Gefängnis gewesen, in dem ich acht lange Jahre einsitzen mußte. Als man mich mit fünfzehn Jahren verheiratete und von zu Hause fortbrachte, in ein fremdes Land, in eine fremde Stadt, nahm ich dies, ohne zu murren, hin. Damals war ich noch so naiv, zu glauben, ich sei am Ziel meiner Träume angekommen. Doch das änderte sich schnell. Mein Ehemann war mehr als doppelt so alt gewesen, als ich es war. Er hätte mein Vater sein können. Ich merkte schnell, daß ich nur schmückendes Beiwerk war. So etwas wie Liebe, gab es nicht. Und dann war da noch die Fehlgeburt…
    Das Beste, was mir passieren konnte, war der Tag, an dem die Götter beschlossen hatten, seinem Leben ein Ende zu setzen. Von da an war ich frei! Da begann ich zu leben! Ich konnte das Haus ohne schlechtes Gewissen verlassen und ich beschloß, Lutetia den Rücken zu kehren!


    Einen Moment verharrte ich noch in diesen Erinnerungen. Wann wüde ich mich endlich frei machen können, von der Vergangenheit?
    "Von Luteia habe ich nicht allzu viel gesehen. Ich glaube, die Besuche in der Stadt kann ich an beiden Händen abzählen. Und in Massalia war ich nur auf der Durchreise. Meine Sklavin und ich verweilten nur einige Tage dort, da wir auf unser Schiff nach Ostia warteten. Aber ich kann dir versichern, Massalia ist eine bemerkenswerte Stadt. Ein Besuch lohnt sich!" Vielleicht konnte man es spüren, meine Gelassenheit war etwas abgekühlt und hatte der Ernsthaftigkeit Platz gemacht.


    "Nach Aegyptus zu reisen, war bereits ein Kindheitstraum von mir. Das, was ich davon gehört habe, hat schon immer meine Phantasie beflügelt. Die alten Bauwerke, die Menschen und vor allem ihre Geschichte und Kultur. Außerdem habe ich eine Schwäche für Katzen. Nicht diese Streuner, die allerorts herumlungern. Nein, es ist die Bastet, der Inbegriff aller Katzen!" Ich bezweifelte, daß er meine Vorliebe nachvollziehen konnte. Schließlich war er ein Mann!

    Zu meiner großen Überraschung erschien endlich mein Gastgeber. Ich dachte schon, er wolle mich mit dieser unfähigen Sklavin versauern lassen. Überaus freundlich und zuvorkommend war seine Begrüßung und längst hatte ich die Unverschämtheiten jener Sklavin vergessen. "Die Freude ist ganz auf meiner Seite! Ich bin glücklich, hier sein zu dürfen, Nochmals vielen Dank für die freundliche Einladung!" Jetzt lächelte ich wieder über das ganze Gesicht und konnte mich wieder auf das freuen, weswegen ich eigentlich hergekommen war. Natürlich war ich auch schrecklich neugierig, auf das, was er mir zeigen wollte. Wenn er schon darauf brannte, es mir zu zeigen, dann loderte ich bereits. Doch ich musste mich noch ein wenig gedulden. In Anbetracht dieses wundervollen Gartens, wäre das zu schaffen, dachte ich, denn ich war mir gewiß, die Besichtigung des Gartens würde noch so manche Überraschung zu Tage fördern.
    "Oh, eine Stärkung klingt gut," erwiderte ich freundlich. Außerdem war ich ja noch immer durstig. An solch heißen Tagen, wie es der heutige war, musste man einfach viel trinken, damit man sich auch weiterhin wohl fühlte.
    Aber das Kompliment, welches er mir dann machte, war einfach entzückend. Der Vergleich, den er zog ehrte mich. "Du bist so überaus charmant!" Währendessen gab ich den beiden Sklaven, die mich begleitet hatten, ein Zeichen, damit sie vortraten. Immer noch trugen die beiden das Geschenk, welches ich dem Aurelier zu übergeben gedachte.
    "Ich habe mir erlaubt, dir als Zeichen meiner Dankbarkeit, ein kleines Geschenk mitzubringen. Ich hoffe, es gefällt dir!" Genau in diesem Augenblick, stellten die Sklaven das Geschenk vor Corvinus ab. Natürlich verbarg sich unter dem Tuch eine Pflanze, die in einem großen schweren Kübel eingepflanzt war. Einer der Sklaven entfernte das Tuch und zum Vorschein kam ein weißblühender nerium oleander.
    Vom Verschwinden der blonden Sklavin hatte ich nichts bemerkt.Sie war wieder in der Bedeutungslosigkeit verschwunden, so wie es sich für jemanden ihres Standes gebührte. Als sie dann doch plötzlich neben mir stand und mir einen Becher andbot, nahm ich diesen, ohne sie zu beachten. Ich nahm einen Schluck und war doch sehr überrascht, nur Wasser erhalten zu haben. Doch ich sagte nichts, noch nichts. Corvinus hatte sie auch einen Becher geben, wahrscheinlich mit dem gleichen Inhalt. Ich war gespannt auf seine Reaktion!

    Die Dolmades hielten, was sie versprachen! Ihr Geschmack war einfach köstlich! Auch der Käse und die Oliven sahen verlockend aus. So nahm ich mir von allem ein bißchen. Dann wurde es still an unserem Platz, ein Zeichen dafür, daß es uns beiden schmeckte. Wäre da nur nicht das Wissen um Ylva Anwesenheit hinter mir. Ich konnte ihren Blick regelrecht spüren. Das störte mich einfach und auf lange Sicht würde es mir auch den Appetit verderben. Außerdem gab es keinen Grund mehr für mich, böse auf sie zu sein. Ihre Strafe hatte sie ja bereits erhalten."Ylva, du kannst gehen, bevor ich es mir wieder anders überlege!" Sie hatte ja immer noch die Münzen, die ich ihr gegeben hatte. Hinter hörte ich ein leises "Danke, Herrin," und einige Schritte, die sich von mir fort bewegten. Das arme Ding, sie hatte ja heute auch noch nicht viel gegessen!


    "So, in Griechenland warst du als auch! Du bist in der Tat ein Weltreisender. Ich habe außer Hispania , Lutetia, Massalia und natürlich Rom noch nichts gesehen. Doch ich träume davon, einmal nach Ägypten zu reisen. Dieses Land fasziniert mich einfach! Nicht nur wegen der Katzen!"

    Es hatte einige Zeit in Anspruch genommen, bis das mein Haar wieder gebändigt war. Ich konnte mir nicht erklären, was in Ylva gefahren war! Sie stotterte etwas davon, daß sich mein Haar nach dem Themenbesuch nicht sonderlich gut frisieren ließ, warum auch immer. Für diese grottenschlechte Ausrede hatte ich ihr eine Ohrfeige verpaßt. Irgendwie mußte ich mich ja abreagieren! Bevor ich mich diesmal der Öffentlichkeit zeigte, überprüfte ich noch einmal mein Aussehen. Dergleichen sollte mir nicht ein zweites Mal passieren. Diesmal war ich mit meinem Spiegelbild zufrieden. Das war auch gut so, denn sonst hätte der Aurelier noch länger warten müssen und das wollte ich nun gar nicht verantworten müssen.
    Beschwingt und wieder gut gelaunt kehrte ich an unseren Platz zurück. "So da bin ich wieder," bemerkte ich nur kurz. Keinesfalls wollte ich länger über diese peinliche Situation nachdenken.


    Ylva war ihrer Herrin mit einem gewissen Abstand gefolgt. Mit der einen Hand hielt sie sich ihre Backe, die immer noch schmerzte. Mit der Ohrfeige hatte sie ja gerechnet, nur daß sie so schmerzhaft sein würde, damit hatte sie nicht gerechnet. Nachdem Celerina wieder Platz genommen hatte, blieb sie Sklavin hinter ihrem Stuhl stehen.


    "Oh, das sieht ja lecker aus!" Endlich hatte ich die Muse, mir die Speisen zu betrachten. Ich ließ es nicht nur beim betrachten, nein ich griff auch zu. "Gefüllte Weinblätter! Wie köstlich! Die Griechen nenn sie glaube ich Dolmades! Dafür könnte ich sterben!" Das war natürlich völlig übertrieben, doch ich liebte diese kleinen Röllchen abgöttisch.

    Sei-fe? Was war das denn? Man konnte es zum reinigen benutzen? Welch Kuriositäten die Provinzen doch hervorbrachten! Bei meinem nächsten Marktbesuch wollte ich unbedingt Ausschau halten, nach dieser Sei-fe. "Hast du diese Sei-fe denn auch selbst einmal probiert? Woraus wird sie gemacht?" Mein Wissensdurst konnte kaum gestillt werden. So sog ich jede Information in mich auf, die ich bekommen konnte.


    Ylva indes versuchte das Lächeln des Aureliers zu erwidern. So nett wie er, waren nur die wenigsten römischen Herrn zu ihr gewesen. Daß ihm die Nemter nicht bekannt waren, machte ihr nicht viel aus. Die wenigsten, mit denen sie tagtäglich zu tun hatte, interessierten sich überhaupt für sie. In der Zwischenzeit war die Bedienung erschienen und nahm die Bestellung auf. Daß man unter anderem einen Handspiegel bestellt hatte, war Ylva entgangen. Zu sehr hatte sie die Reaktion des römischen Herrn aus dem Gleichgewicht gebracht. Dadurch fühlte sie sich mit einem Mal auch bestärkt, noch etwas zu sagen, obwohl Celerina ihr das nicht ausdrücklich erlaubt hatte. "Die Nemeter sind Verbündete der Römer, glaub ich.. Sie leben links und rechts des Rhenus bis hinunter zum Lacus Brigantinus." Als Ylva sah, wie Celerina sie anstarrte, verstummte sie und sah verlegen zu Boden.


    Ylva war stets für eine Überraschung gut. Erst wollte sie nicht sprechen und wenn sie wieder schweigen sollte, sprach sie! Wenigstens diesmal in einer verständlichen Sprache, damit man sich nicht auch noch für sie schämen mußte. Doch ich wollte gar nicht so sein. Um Störungen dieser Art aus dem Weg zu gehen, zückte ich meinen Geldbeutel und gab ihr einige Münzen. "Ylva, ich benötige dich im Augenblick nicht. Du kannst dir eine Erfrischung holen, aber du bleibst in der Nähe, verstanden?"


    Genau in diesem Moment erschien auch schon schwungvoll die Bedienung mit einem vollbeladenen Tablett. "Sooo, da hätten wir einmal den verdünnten Wein für den Herrn und den verdünnten Pfirsichsaft für die Dame und einen Vorspeisenteller für zwei Personen. Und zu guter letzt auch noch den Handspiegel. Ist´s recht so?" Sie stellte alles auf den Tisch und lächelte freundlich. Dann verschwand sie wieder genauso schwungvoll, wie sie gekommen war.
    Ylva wollte sich schon umdrehen und gehen, doch dann sah sie den Handspiegel. Sie wusste genau, was jetzt kommen würde! Wenn Celerina erst einmal das Chaos auf ihrem Kopf entdeckt hatte, dann war nicht mehr gut Kirschen essen mit ihr. Sollte sie ihr nicht lieber gleich beichten? Doch zu spät. Bevor die Germanin noch länger darüber nachdenken konnte, ertönte bereit ein Schrei.


    „OH ihr Götter!!! Was ist das!!! Ylva!“
    Ylva schloß die Augen und blieb. Ihre Chance war vertan. Nun gab es kein Entrinnen mehr für sie. "Es tut mir leid Herrin, aber.." Sie konnte ihren Satz nicht mehr zu Ende führen, da die Flavierin sie unterbrach.


    "Es tut dir leid, es tut dir Leid? Papperlapapp! Du kommst jetzt sofort mit mir und dann wirst du das in Ordnung bringen! Du machst mich vor aller Welt lächerlich!"
    Ich sprang mehr als wütend auf und wollte schon ins Innere des Lokals gehen, damit diese nichtsnutzige Sklavin meine Frisur ordentlich zu Recht machte. "Du entschuldigst mich für einen kleinen Moment, Aurelius?" Schon war ich mit meiner Sklavin verschwunden.

    Solche Geschichten waren es, die ich mir sutndenlang anhören konnte. Geschichten, in denen es um fremde Länder, fremde Völker und deren Eigenheiten ging. Mir sagten zwar diese Namen wie Mattiaker oder Hermunduren nicht sonderlich viel, aber spannend war es allemal! "Das ist ja ungemein aufregend! Aber sag doch, stimmt es, dass die Menschen sich dort mit Tierfett einreiben und in Bärenfellen herumlaufen?" Man hörte ja wirklich die unglaublichsten Geschichten. Wenn das stimmt, mussten diese Leute doch furchtbar stinken! Als er mich dann jedoch auf meine Sklavin verwies, die es hätte wissen müssen, sah ich etwas verwirrt zu Ylva hinüber, die immer roter wurde. Ich fragte mich, was sie nur hatte. Störte es sie etwa, dass wir uns über ihre Leute unterhielten? "Was ist los mit dir? Nun erzähl schon dem Herrn, woher du kommst und zu welchem Stamm du gehörst!" Dieses Ding! Manchmal mußte ich mich doch noch über sie wundern, obohl sie doch nun schon so lange bei mir war.


    Ylva trat heran. Es mußte ihr unglaublich peinlich gewesen sein. Den Ort ihrer Herkunft kannte sie nur aus Erzählungen. Sie war bereits als kleines Mädchen in die Sklaverei geraten und ihre Erinnerungen an eine Zeit, da sie frei war, waren längst schon verblasst. "Aus Noviomagus, Herr. Isch komm aus Noviomagus. Des is am Rhenus gelege. Isch mein, das liegt am Rhenus. Und ich glaub, mein Stamm waren die Nemeter."
    Ja, ja, die gute Ylva! Manchmal stand ihr Mundwerk nie still und nun tat sie so mädchenhaft. Aber es gab wichtigeres, worüber man sich Gedanken machen mußte.
    Mein Begleiter hatte ein schönes Plätzchen gefunden, wo wir dann auch Platz nahmen. Er hatte in keinster Weise übertrieben! Dieses Lokal hatte etwas! Ich liebte es einfach, draußen zu sitzen. Auch wenn dies bedeutete sich längere Zeit der Sonne aussetzen zu müssen, die dann den Teint wieder zu stark bräunte, was wiederum zur folge hatte, daß man sich stärker schminken mußte.
    Unglücklicherweise trug er keinen Spiegel bei sich, was auch nicht sehr verwunderlich war. Aber der Tip mit der Bedienung war gut. Sobald sie auftauchen würde, um die Bestellungen aufzunehmen, würde ich danach fragen. "Oh, ja! Etwas essen könnte ich durchaus. Eine Kleinigkeit vielleicht. Ein Saft, mit Wasser verdünnt wäre gut! Mein Bruder ist ein großer Freund von Birnensaft! Meinst du, hier gibt es so etwas?" Was er über jenes germanische Getränk erzählte fand ich auch sehr spannend! Met, das hatte ich noch nie gehört, geschweige denn getrunken. "Da hört sich interessant an. Ja, das würde ich gerne einmal probieren."

    Ich nickte zustimmend, obwohl ich mich nie richtig in Lutetia heimisch gefühlt hatte. Doch der Grund dafür lag weniger an der Stadt, als an meinem Gemahl. "Gut kochen können sie in der Tat! Und ein Händchen für exzellente Mode haben sie auch. Und um aus den Gassen wieder herauszukommen gibt es einen einfachen Trick, stets sollte man nach Norden gehen, dann gelangt man zur Sequana, dem Fluß an dem die Stadt liegt." Ich lächelte wieder. Nie war ich in die Verlegenheit gekommen, mich in den Gassen der Stadt zu verirren, was aber auch daran lag, da ich nur sehr selten das Haus verlassen hatte. An die Vergangenheit in Lutetia wollte ich mich nicht mehr erinnern. Zuviel war geschehen und weh hatte es auch getan. Das war nun vorbei und ich richtete meinen Blick wieder nach vorne.
    Aufmerksam verfolgte ich seine Erzählung vom tiefverschneiten Germanien, den dunklen Wäldern und den urigen Menschen. Ein wenig war ich wieder an Lutetia erinnert. Der Winter konnte dort auch sehr hart sein. "Das ist wirklich sehr faszinierend. Nun die Mentalität dieser Leute ist mir nicht so fremd. Ylva ist manchmal auch brummig und etwas ungestüm. Bist du denn auch einigen von den wilden Stämmen begegnet, die jenseits der Grenze leben? Entspricht es der Wahrheit, daß diese Menschen ihren Wein aus den Schädeln ihrer Feinde trinken?" Ich hatte ja so manche Schaudergeschichte über die Barbaren gehört, die einfach unglaublich klangen.
    Das Lokal war bereits in Sichtweite gerückt. Ich war zwar immer noch wegen meiner Frisur beunruhigt, doch zog ich es vor, wieder weiter zu gehen. Vielleicht war es ja wirklich so, wie er es sagte. Ich konnte mir gut vorstellen, wie verwildert und zerzaust die germanischen Frauen aussahen. Jüngstes Beispiel war ja jene Sklavin gewesen, der ich in der auelischen Villa begegnet war. "Ach mach dir keine Sorgen! Du wirst sehen, es dauert nicht lange und du wirst wieder auf dem Laufenden sein! Du hast nicht zufällig einen Spiegel dabei, nein?"

    "Oh ja, Corvinus habe ich bereits kennengelernt," antwortete ich und ich hatte so das Gefühl, daß es ihm unangenehm war, da sein Onkel nun zum Gegenstand unseres Gesprächs geworden war. Vielmehr zeigte ich Interesse für seine eigene Geschichte. "Germanien? Aha, das klingt ja interessant! Ich selbst war noch nie in Germanien. Bevor es mich nach Rom verschlagen hatte, lebte ich mit meinem verstorbenen Ehemann in Lutetia. Ich selbst stamme aber aus Hispania. Ach ja, Ylva hier, stammt aus Germanien." Ich wies auf meine Sklavin und gebot ihr, einen Schritt heran zu treten.
    Ylva ließ sich nicht lange bitten. Sie wußte zwar nicht, ob sie etwas sagen sollte oder ob sie einfach für die eventuellen Fragen des Aureliers bereit stehen sollte. Wobei sie auf Letzteres nicht sehr erpicht war. In Gegenwart Fremder war sie immer etwas zurückhaltend.
    Das Lokal, welches er empfehlen konnte, war mir noch nicht bekannt. Doch ich ließ mich, gerade was neue Lokalitäten betraf, gerne überraschen. Er bot mir seinen Arm an und ich hakte mich gerne ein. "Das hört sich verlockend an! Nach meinem Thermenbesuch könnte ich nun gut und gerne etwas essen!" Sogleich setzten wir uns in Bewegung. Ylva folgte uns mit einem angemessenen Abstand. Es war doch wirklich erfreulich, wie dieser Tag in den Thermen nun doch noch einen gelungenen Abschluß fand! Allerdings verwirrte mich dann doch die Frage des Aureliers. Abrupt blieb ich stehen und sah ihn forschend an. Meine Frisur? Was war denn mit meiner Frisur. Ich sah zu Ylva hinüber, die aus heiterem Himmel errötete. "Meine Frisur? Was bitte, ist mit meiner Frisur? In der Regel trage ich stets die neuesten Frisuren. Nachdem ich hier angekommen war, habe ich meinen Friseur aus Lutetia nachkommen lassen und hier einen erfolgreichen Betrieb gegründet. Rom liebt Vidalus´ Kreativität!" Ein seltsames Gefühl beschlich mich, daß es wohl besser gewesen wäre, einen Handspiegel mitzunehmen.

    Mit einem Mal waren alle meine Sorgen und Nöte wie fort gewischt! Der bis dahin unbekannte Mann, der mich einfach so angesprochen hatte, erwies sich als ein interessanter Gesprächspartner. "Ja unsere beiden Familien verbindet so einiges", sagte ich lächelnd, zumal mich selbst schon die Freundschaft mit Minervina verband und auch gegen Corvinus´ Gesellschaft war ich nicht im geringsten abgeneigt. Als er nun erläuterte, wie er im Stammbaum der Aurelier verwurzelt war, staunte ich. "Ach ja wirklich? Corvinus ist dein Onkel? Das ist aber sehr interessant! Ich wußte gar nicht.. Du sagtest, du wärest lange fort gewesen von Rom! Wohin hat es dich denn verschlagen, wenn ich fragen darf." Ich trat etwas näher heran, damit ich mich besser mit ihm unterhalten konnte. Geschichten aus fremden Ländern oder Städten mochte ich besonders gerne. Ich stellte mir dann immer vor, wie es dort war, auch wenn ich selbst noch nicht an jenen Plätzen gewesen war. Es war doch etwas anderes, wenn man nur die Beschreibungen fremder Länder aus Büchern kannte. Dann war mir ein Bericht aus erster Hand viel lieber. Doch auf die Dauer war das simple herumstehen äußerst unbequem. Unauffällig sah ich mich nach einer Möglichkeit um, wo man sich setzen konnte und sich ungestört unterhalten konnte. Dabei fielen mit gelegentlich Passanten auf, die mich so seltsam ansahen. Einige gristen auch und ich fragte mich, weswegen grisen die so blöde? Doch davon ließ ich mich nicht weiter stören. "Sollen wir uns nicht irgendwo setzen?"

    Immer noch unschlüssig, was jetzt zu tun war, sah ich mich um. Sollte ich noch ein wenig einkaufen gehen? Ach nein, das war langweilig! Oder eine Kleinigkeit essen gehen? Alleine machte so etwas nur halb so viel Spaß! Im Circus war zur Zeit auch nicht viel los. Ich seufzte. Nun lebte ich schon am Nabel der Welt und trotzdem wußte ich nicht recht, wie ich mir die Zeit vertreiben konnte! Oder sollte ich doch besser zur Villa zurückkehren und einmal wieder der Bibliothek einen Besuch abzustatten. Ach nein, das konnte ich doch jeden Tag machen. Jetzt war ich in der Stadt und jetzt wollte ich auch etwas erleben!
    Eigentlich dachte ich an nichts böses, nichts was mich in irgendeiner Weise irritieren konnte. Fast hatte ich mich schon entschlossen, doch noch Gucchius einen Besuch abzustatten und etwas Geld auszugeben, als urplötzlich dieser Mann vor mir auftauchte, der mein Idyll mit einem Mal zunichte machte, indem er mich ansprach. Ich verstand erst nicht recht, was er eigentlich von mir wollte. Sah ich etwa so hilflos aus oder machte ich etwa den Eindruck, Opfer eines Verbrechens geworden zu sein? "Wie bittte, was, wer ich?" Der Mann machte nicht unbedingt den Eindruck, als wolle er sich mit mir einen Spaß erlauben. Aber irgendetwas mußte ihn doch bewogen haben, mich anzusprechen.
    "Nein, ich denke, ich brauche keine Hilfe. Besten Dank auch!" Dann stellte er sich vor und ich traute kaum meinen Ohren. Schon wieder ein Aurelius! Das war doch wirklich seltsam! Wenn ich in dieser Stadt jemandem begegnete, dann war es mit Sicherheit einer der Aurelier. Nunja Aurelier gab es ja viele. Ich fragte mich, ob er näher mit den mir bekannten Aureliern verwand war.
    "Sehr angenehm! Mein Name ist Flavia Celerina. Entschuldige wenn ich so aufdringlich bin, doch bist du mit Corvinus von den Aureliern verwand?"


    Kurz nach dem Aufstehen, hatte ich beschlossen, den öffentlichen Thermen einen Besuch abzustatten. Aus unzähligen Berichten von Freundinnen und Bekannten, war es mir zu Ohren gekommen, daß die thermae über besonders fähiges und was noch viel wichtiger war, über ansprechendes Personal verfügte. Es ging doch nichts über einen begnadeten Masseur, der nicht nur wußte, was er mit seinen Händen zu tun hatte, sondern auch noch die Staue eines Adonis besaß.
    Ylva begleitete mich. Auch wenn ihre Talente vielseitig waren, so verzichtete ich doch besser darauf, von ihr massiert zu werden. Nein, diese überaus wichtige Aufgabe wollte ich doch lieber einem Profi überlassen! Aus sicherer Quelle wußte ich, an wen ich mich zu wenden hatte. Minos hieß der Gute und ich hoffte inständig, sein Name würde halten, was er versprach! Minos würde mich erwarten, nachdem ich dem frigidarium entstiegen war. Doch bis dahin sollten noch einige reizvolle Stunden vergehen. Das Beste kommt erst zum Schluß, sagte meine Ziehmutter immer, und ja, sie hatte recht damit!


    Meine Sklavin war mir beim Auskleiden behilflich gewesen. Im apodyterium verstaute sie meine Sachen in einer der dafür vorgesehenen Nischen. Während meines Bades hatte sie die Aufgabe, über meine Wertsachen zu wachen. Mit meinen hölzernen Badeschuhen, den notwendigen Badeutensilien und der entsprechenden Badekleidung einer Dame, betrat ich das caldarium. Mein Körper reagierte sofort auf die Hitze, die in diesem Raum herrschte. Mit einem Seufzer ließ ich mich in das warme Wasser gleiten. Wie wohltuend es doch war. Gelegentlich übergoß mich einer der Sklaven mit warmem Wasser. Ewig hätte ich dort verweilen können, wäre mir die Wärme mit einem mal nicht zu viel geworden.
    Nachdem ich eine Erfrischung zu mir genommen hatte, begab ich mich in das tepidarium, in dem eine etwas mildere Wärme herrschte. Dieser Raum diente alleine dazu, um den Übergang ins frigidarium etwas angenehmer zu machen. Dort angekommen, ließ ich es mir nicht nehmen, ins kalte Wasser zu springen. Das hatte ich schon in Kindertagen gerne getan und es ließ sich mir einfach nicht austreiben. Nachdem ich mich ausreichend abgekühlt hatte, trat ein Sklave an mich heran und reinigte mich, indem er meinen Körper erst mit Öl einrieb und dieses dann mittels eines strigilis mit samt dem Schmutz wieder abschabte.
    Und dann endlich kam- ja ganz richtig- Minos, mein griechischer Held. Ein vom Parthenon herabgestiegener Halbgott, lediglich mit einem Lendenschurz bekleidet, welcher, wenn man genau darüber nachdachte, auch überflüssig war. Sein braungebrannter muskulöser Körper, die kräftigen Hände und seine kurzen schwarzen Locken regten meine Phantasie an. Oh, wie hatte ich mich auf diesen Moment gefreut! Seine strahlendweißen Zähne blitzen kurz auf während er lächelte, als er mich kommen sah. Er verbeugte sich kurz und sagte fragend "Domina Flavia?" Ich nickte freudestrahlend "Genau die bin ich!" Er geleitete mich zu einer Bank, auf die ich mich legte. Sogleich begann er mit seinen göttlichen Händen, wonach es mich verlangte. Oh ihr Götter! Es war lange her, seit ich mich in solch vollkomme Entspannung genießen durfte. Für mich war klar, dies war nicht mein letzter Besuch… Oh, Minos, mein Stier, wie gerne hätte ich ihn mit nach Hause genommen! Wahrscheinlich verfügte er noch über viel mehr ungeahnte Fähigkeiten, die hier leider im Verborgenen bleiben mußten. Viel zu kurz war jener Genuß. Dummerweise hatte ich nur für eine Stunde bezahlt!
    Mit einem entspannten und leicht verträumten Gesichtsausdruck ging ich zurück zum apodyterium, wo meine Ylva auf mich wartete. Sie hatte die Zeit damit verbracht, indem sie das eine oder andere Schwätzchen mit den anderen Sklaven hielt. Auch eine Möglichkeit, den Tag zu verbringen.
    Sie tat, was sie immer zu tun hatte. Nach dem Ankleiden widmete sie sich meiner Frisur. Aus irgend einem Grund dauerte es diesmal länger, als sonst. Aber ich sagte nichts, mir war es gleich. In meinem Geiste war ich immer noch bei Minos und seinen begnadeten Händen. Irgendwann waren wir bereit, zu gehen. Einige der Sklaven sahen mich so unverschämt an und grinsten. Unter normalen Umständen hätte ich ihnen den Marsch geblasen, doch nicht heute. Minos hatte mich noch in seinen Fängen und so ließ ich es durchgehen.
    Mehrere Stunden waren während meines Thermenbesuches vergangen. Auf dem Vorplatz blieb ich stehen, um darüber nachzudenken, was ich jetzt noch mit dem Rest des Tages anfangen sollte. Richtig Lust, um nach Hause zu gehen hatte ich nicht. Aber was konnte man den noch unternehmen? Und vor allem mit wem?


    Sim-Off:

    Reserviert! ;)

    Sim-Off:

    Ja mei! Fast wie im richtigen Leben! :D


    Die magistra hatte ihre Notizen gemacht und als wieder Ruhe eingekehrt war, schenkte sie der Menge wieder ihr strahlendes Lächeln. Nun wollte sie ans Analysieren gehen. Sie pickte aus ihren Notizen zuerst die Frau heraus, die sich als erstes gemeldet hatte.
    "Du bist Asinia Sabina, nicht wahr? Das sind ja wirklich wundervolle Nachrichten! Nun, verrate uns doch mal, wie du es geschafft hast, nach der Entbindung so viel abzunehmen?" Die Frau überlegte kurz und fing dann an zu erzählen. "Na ja, das war jetzt schon meine dritte Entbindung. Bei den zwei Geburten davor hatte ich so meine Schwierigkeiten, das Gewicht wieder runter zu bekommen. Aber diesmal hab ich´s mit CP probiert und ich muß sagen, ich war und bin an keinem Tag hungrig! Man muß eben einfach durchhalten, auch wenn´s an manchen Tagen schwer fällt! Dann wird man am Ende mit dem Erfolg belohnt." Die magistra nickte bedächtig. "Ja, danke! Genau, durchhalten ist das Stichwort! Auch wenn´s manchmal schwerfällt, wie Asinia Sabina gesagt hat!" Dann fiel der Blick auf die Frau, die bei der Hochzeit ihrer Schwester zugenommen hatte. Auch sie lächelte sie freundlich an. "War die Hochzeit schön?" fragte sie sie ganz überraschend. Die Frau schien etwas irritiert zu sein. "Äh, ja...ja war sie. Meine Schwester hat geheiratet!" Die magistra nickte erneut. "Und du hast das Essen richtig genossen?" Die Frau nickte ihrerseits, obwohl sie nicht wußte, was jetzt noch kommmen würde. "Ja, hab ich, ja!" "Wie oft wird deine Schwester noch heiraten?" Die Frage klang auf Anhieb etwas provokant und die Frau überlegte sich, ob sie darauf antworten sollte. "Na ich hoffe doch, sie heiratet nur
    einmal!"
    Die magistra lächelte immer noch. "Genau! Sie heiratet hoffentlich nur einmal. Dir hat das Fest gefallen, du hast das Essen genossen und gut, du hast etwas zugenommen! Wie geht es ab heute wieder für dich weiter?"
    Die Frau überlegte kurz und meinte dann:"Mhhm, ich werde mich wieder an die Vorgaben halten und werde die Festtage mit etwas mehr Bewegung ausgleichen." Die magistra nickte eifrig. "Das ist wirklich ein guter Vorsatz! Genau! Mehr Bewegung haben! Das kann schon dadurch passieren, indem wir mal die Sänfte zu Hause lassen und zu Fuß gehen!"
    Nachdem die magistra noch einige weitere Problemfälle abgearbeitet hatte, fiel ihr suchender Blick auf Antonia.
    "Du bist heute zum ersten Mal hier, nicht wahr? Was sind deine Erwartungen?"