Beiträge von Flavia Celerina

    Das Sonnenlicht blendete mich etwas, als die Sklavin die beiden Flügeltüren zum Garten hin öffnete.
    Ylva und die beiden Sklaven waren hinter mit zum stehen gekommen. Dort sollten sie warten, bis das mein Gastgeber in Erscheinung getreten war.
    Ich trat an der Sklavin vorbei, hinaus in den Xystus, der ohne Zweifel mit allerhand Hingabe und Phantasie gestaltet worden war. Von hier aus konnte man bereits schon die dahinterliegende, weitläufige Gartenanlage erahnen. Der Duft der verschiedensten Blumen, die hier erblühten und deren Namen ich gar nicht alle kannte, verzauberte mich auf Anhieb. Mit großem Interesse sah ich mich um, betrachtete die verschiedenen Pflanzenarten und roch an den Blüten, um deren süßen Duft einzufangen.
    Die Sklavin indes hatte ich völlig außer Acht gelassen. Sie war wieder zu dem geworden, was sie ursprünglich sein sollte- nebensächlich. Hätte ich mehr auf sie ein Auge gehabt, wäre mir nicht entgangen, wie sie da stand und mich anstarrte. Doch das, was ich sah, überwältigte mich vollends und ich dürstete bereits nach mehr. Apropos dürsten… man hatte mir noch gar nichts angeboten!
    Ich sah kurz auf und blickte zu der Sklavin hinüber, die mich unvermindert anstarrte. "Gibt es für die Gäste dieses Hauses keine Erfrischungen?"

    Diese Sklavin würde ich im Auge behalten! Diese Unverfrorenheit und der Trotz, der aus ihr sprach, war für mich auf Dauer nicht hinnehmbar. Ich war es gewohnt, von Sklaven umgeben zu sein, die bedingungslos und in voller Demut das taten, was von ihnen verlangt wurde. Lediglich meiner Ylva gestand ich einige Freiheiten zu. Es war für mich schon etwas befremdlich, wenn ich nun erleben mußte, wie die Sklaven dieser Villa buchstäblich auf den Kopfen ihrer Herren tanzten. Doch eigentlich war es ja nur diese hier, die mir unangenehm aufgefallen war. Nun, ich wollte daraus keine Staatsaffaire machen und mich schon gar nicht bei Corvinus über dieses Ding beschweren. Dafür war sie in meinen Augen einfach zu unwichtig.


    So erwiderte ich nichts auf ihre impertinente Antwort, sondern folgte ihr mit einem angemessenen Abstand. Ylva hatte ich zuvor noch ein Zeichen gegeben, damit sie und die beiden Sklaven mir folgten.

    Ylva sah die fremde Sklavin verlegen an. Es hatte ihr ja unendlich leid getan, so kalt und gefühlsarm zu wirken. So war sie eigentlich gar nicht und so wollte sie auch nicht sein. Etwas anderes hätte ihre Herrin aber auch nicht zugelassen. Sie kannte sie nun schon einige Jahre und wußte genau, was sie zu tun hatte, damit sie letztlich keine Schläge erntete. Hoffentlich lehnt sie sich nicht gegen sie auf, dachte sie sich. Wenn Celerina erst einmal außer sich war, dann war es höchste Zeit, sich aus der Gefahrenzone zu entfernen, um Land zu gewinnen! Aber zum Glück hatte sich die Sklavin besonnen und fügte sich. War nur zu hoffen, daß dies die Flavia wieder besänftigte. Sie stand noch immer in voller Pracht da und lauerte nur auf die Herausforderung der Sklavin, die aber nicht kam. Ohne das man es hören konnte, atmete Ylva erleichtert auf.


    Ein selbstgefälliges Lächeln kam über meine Lippen und ich ergötzte mich an dem Anblick der Sklavin, wie sie klein bei gab. Es gab nichts Besseres für einen Sklaven, zu wissen, wo sein Platz war. Sie hatte sich wieder daran erinnert, was ihr Glück war. Zwar konnte ich noch ein Quäntchen Trotz aus ihrem Tonfall entnehmen, doch störte mich dies nicht sonderlich. Nein, dies machte doch den Reiz des Ganzen aus. Ich belegte sie unablässig mit meinem strengen Blick, der ihr zu bedeuten geben sollte, daß ich nicht zu derartigen Späßen aufgelegt war.
    Mit meiner Sklavin war ich vollauf zufrieden. Sie hatte mich nicht enttäuscht. Trotzallem würdigte ich sie keines Blickes. Ich wußte sie an meiner Seite, das war durchaus ausreichend.
    "Nun Sklavin, worauf wartest du noch?" fragte ich sie verächtlich. Schließlich wollte ich hier keine Wurzeln schlagen.

    Mein Herz pochte voller Erwartung, bei dem Geräusch der nahenden Schritte. Geschwind erhob ich mich. Noch einmal sah ich an mir herab, um mein Äußeres zu überprüfen. Hilfesuchend blickte ich zu Ylva hinüber, die mich aber mit ihrer beschwichtigenden Geste ungemein beruhigte. Den beiden Sklaven gab ich ein Zeichen, damit die hervortraten. Es sollte alles perfekt sein, etwas anderes war nicht akzeptabel!


    Ich wollte schon auf ihn zugehen, als ich plötzlich erstarrte. Das Lächeln wich augenblicklich aus meinem Gesicht und mein Mund blieb für eine gefühlte Ewigkeit geöffnet. Was…was war das? Wer war das? Eine blonde Frau, ohne Zweifel eine Sklavin, gekleidet in eine eher durchschnittlichen Tunika, die ihr aber nicht im Geringsten stand und diese Frisur… etwas durchwühlt für meinen Geschmack, so als hätte sie sich vor gar nicht allzu langer Zeit mit einem Sklavenjungen im Stall vergnügt. Wie sie mich anstarrte! Einfach unverschämt! Ich selbst faßte mich sogleich wieder und schloß meinen Mund. Vor diesem unverschämten Ding wollte ich mir doch keine Blöße geben. Den Ton, den sie mir gegenüber anschlug, war alles andere als höflich und zuvorkommend. Als Krönung des Ganzen fragte die vorlaute Göre auch noch nach meinem Namen. Ich kochte vor Wut, doch konnte ich mich noch beherrschen. Es galt die Contenance zu wahren, vielleicht hatte man sie ja auch nur geschickt.
    Wortlos gab ich Ylva ein Zeichen, um nicht mit dieser Sklavin sprechen zu müssen. Inständig hoffte ich, sie würde sich dieses Mal gleich einer zivilisierten Aussprache bedienen. Sie trat sogleich hervor. "Meine Herrin ist einer Einladung deines Herrn gefolgt. Ihr Name ist für dich sicher nicht relevant." Beeindruckt von ihrer Ausdrucksweise, was ich mir allerdings in keinster Weise anmerken ließ, stand ich wieder erhaben da. Einen Augenblick besah ich mir noch das blonde Geschöpf vor mir. Mittlerweile belustigte mich ihr Auftreten. "Nun, und was bist du?" Die Provokation, die in dieser Frage steckte war unverkennbar und selbstverständlich gewollt.


    Acanthus hörte sich an, was der Besucher zu sagen hatte.
    "Sei Willkommen! Ich werde den dominus von deinem Besuch informieren lassen. Folge bitte bitte dem Jungen ins Atrium und warte dort!"
    Acanthus rief einen Sklavenjungen herbei, der schon des öfteren bei ihm herumgelungert hatte. Nun ja, man konnte sich nicht früh genug um Nachwuchs kümmern! Dem Jungen gab er Anweisungen, was er tun sollte und bat den Besucher mit einer einladenden Geste, dem Jungen ins Atrium zu folgen.


    Das überaus kräftige Klopfen an der Tür, war Acanthus natürlich nicht verborgen geblieben. Es gehörte schließlich zu seinen Aufgaben, denjenigen, die klopften, zumindest zu öffnen. Ob er ihnen letztlich auch Einlaß gewährte, hing von anderen Faktoren ab. Wenn er darüber sinnierte, kam es stets zum Schluß, einen verantwortungsvollen Posten inne zu haben. Nicht daß er deswegen seine Arbeit liebte, oh nein! Es war mehr eine Haßliebe, die ihn täglich wieder zur flavischen porta trieb.


    Er öffnete die Tür und erblickte einen Legionär, der sich vor ihm postiert hatte. Er musterte ihn von oben bis unten und fragte schließlich: "Wer bist du und was willst du?"

    Minervinas beschwichtigende Worte stimmten mich wieder versöhnlich, für den Augenblick jedenfalls. Doch eines wußte ich, dies würde noch ein Nachspiel haben!
    Es freute mich ungemein, meinem Besuch mit den herrlichen Speisen eine Freude zu bereiten. Ich persönlich hatte eine Schwäche für Meeresfrüchte, was wohl in meiner Jugend begründet gewesen sein mußte. Bereits als Kind hatte ich ständig in der Nähe des Meeres gelebt. So war es nicht verwunderlich, daß Fisch, Muscheln und Krabben des öfteren auf unserem Speisezettel gestanden hatten.
    Ich bediente mich an den Speisen und nahm mir einige von den eingelegten Muscheln, die ich so liebte. Auch der Wein war exquisit und passte sehr gut zum Essen. "Es freut mich, daß es dir mundet!"antwortete ich ihr und war froh, Minervinas Geschmack getroffen zu haben.
    Zu einem guten Essen gehörte natürlich auch ein gutes Tischgespräch. Minervina war sich dessen auch bewußt und begann ihrerseits mit einem Kompliment. Kleider, Schmuck und - wenn man nur unter Frauen war, auch Männer, waren meine allerliebsten Gesprächsthemen. Der Aurelia war mein Collier aus roten Korallen aufgefallen, welches ich mir an jenem Abend erwählt hatte.
    "Oh, das Collier, ja! Ist es nicht einfach fantastisch? Es gehört zu meinen liebsten Stücken. Mein verstorbener Mann hat es mir vor vielen Jahren schon geschenkt und ich trage es immer noch gern!" Allerdings nicht, weil er es mir geschenkt hatte. Nein, ich mochte es, weil mir die Farbe der Korallen so gut gefiel. Die Kombination aus rot und gold hatte eben etwas!
    Seit ich sie begrüßt hatte, ertappte ich mich ständig dabei, wie ich immer wieder auf diese wunderschöne Tunika starrte. Dieser Stoff mußte wirklich ein Traum sein. "Ich bewundere schon die ganze Zeit dein herrliches Gewand. Sag, ist es von Gucchius?" Ich hatte dergleichen in ganz Rom noch nicht gesehen.

    Ich folgte dem zuvorkommenden schwarzen Sklaven, der trotz allem etwas befremdlich auf mich wirkte, ins Atrium. Was hatte er nur mit seinem Fuß, oder war es gar eine angeborene Schwäche? Irritiert sah ich ihm nach, als er humpelnd das Atrium verließ.
    Ich nahm auf einem Stuhl Platz und wies Ylva an, den beiden Sklaven, die das Geschenk trugen, mitzuteilen, wie sie sich effektvoll im Atrium zu postieren hatten.
    Mittlerweile war ein weiterer aurelischer Sklave erschienen, der mir eine Erfrischung anbot. Diese nahm ich dankend an und genoß einen Schluck davon. Dann wartete ich und wartete. Langsam kam diese innere Unruhe wieder zurück. Warum ließ er mich nur so lange warten? Sicher war er mit überaus wichtigen Dingen beschaftigt! Womöglich kam mein Besuch sogar ungelegen? Nein, sagte ich mir, er hat dich doch eingeladen und sicher brennt er bereits darauf, dich endlich wieder zu sehen!
    Zu meiner Beruhigung, hörte ich letztendlich herannahende Schritte.

    So langsam versiegte die Schlange der Wiegewilligen. Der Abend war auch schon etwas vorangeschritten und diejenigen, die das Glück hatten, noch einen Platz zu ergattern, wurden langsam unruhig. Ein Raunen ging durch die Menge. Wann geht´s denn endlich los. Wie lange dauert das denn noch? Diese verdammten Nachzügler ziehen alles noch unnötig in die Läge! Eigentlich müßte ich ja längst schon wieder zu Hause sein!
    Trotz des vielen Geschwätzes um uns herum, war die Frage der Claudia an mein Ohr gedrungen. Es war nur verständlich, zu erfahren, wie viel Zeit man an solch einem Abend investieren mußte. "Für gewöhnlich eine Stunde, doch bei esonders schwieriegen Fällen kann es auch einmal länger dauern. Aber es steht uns frei zu gehen, wann immer wir wollen," antwortete ich ihr und lächelte dabei vertrauensvoll.
    Dann endlich konnte sich die magistra von ihrer Wiegesklavin losreißen. Beschwingt trat sie vor die Menge und wartete, bis absolute Ruhe herrschte. Dies war, wie man sich nur unschwer vorstellen konnte, gar nicht so einfach. Aber es gelang ihr dennoch! Ihre bloße Anwesenheit bewirkte bei ihren Teilnehmerinnen ein rasches Verstummen, ein Phänomen dessen Erklärung ich noch heute auf der Spur war.
    Dann, nachdem sie ein freundlich zuvorkommendes Lächeln aufgelegt hatte, begann sie.
    "Guten Abend und herzlich willkommen zu eurem CP-Treffen! Ich freue mich über euer zahlreiches Erscheinen!"
    Wieder herrschte einen Moment gebannte Stille. Dann fuhr sie fort.
    "Unser heutiges Thema beschäftigt sich mit der Frage: Wie kann ich erfolgreich Eßfallen in meiner Freizeit verhindern? Überall lauern sie auf uns, ob während eines spannenden Gladiatorenkampfes oder zu Hause beim Weben: die unbändige Lust auf etwas eßbares!" Diesemal ging wieder ein Raunen durch die Menge. Dies war einmal mehr ein Zeichen dafür, daß das heutige Thema wieder einmal voll aus der Realität gegriffen war.
    "Doch bevor wir in unser heutiges Thema einsteigen, möchte ich gerne von euch wissen, wie eure vergangene Woche war!" Erwartungsvoll schaute sie in die Menge.

    Solange Ylva noch mit dem Ianitor zu tun hatte, nutzte ich die Zeit dazu, um mit Hilfe eines kleinen Handspiegels mein Äußeres noch einmal zu überprüfen. Das Letzte, was ich zu solch einem Anlaß gebrauchen konnte, war eine zerstörte Frisur oder verschmierte Schminke. Glücklicherweise war alles noch so, wie es sein sollte.
    Langsam wurde ich ungeduldig. Warum dauerte das nur solange? Hoffentlich bediente sich meine Sklavin diesmal einer zivilisierten Sprache. Irgendwann einmal musste es sie doch begreifen, was ich ihr ständig predigte. Ob meine Tunika auch richtig saß? Und das Geschenk? War es zu mickrig oder gar zu protzig. Vielleicht gefiel es ihm ja gar nicht! Hoffentlich hatte Ylva nicht alles zerstört, indem ich sie losgeschickt hatte, um etwas angemessenes zu besorgen.
    Ich spürte meinen rastlosen Herzschlag. Nur nicht zappelig werden, sagte ich mir. Sei erhaben, wie einst Cleopatra vor Iulius Caesar.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit kehrte Ylva an meine Sänfte zurück und berichtete mir. Dann half sie mir beim Entsteigen der Sänfte. Bevor ich zur porta schritt gab ich den beiden Sklaven, die mein bescheidenes Mitbringsel trugen, einen Wink, damit sie uns folgten.
    Es war ein erhebendes Gefühl durch die porta zu schreiten. Ob ich schon am Ziel meiner Träume war, konnte sich womöglich heute schon entscheiden. Zumindest war dieser Besuch ein weiterer Schritt dahin.

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    Ylva mußte nicht lange warten, was ihr sehr entgegen kam. Schließlich wußte sie um die Ungeduld ihrer Herrin. Der Ianitor öffnete sogleich die Tür. Zu iher Überraschung wußte er sogar noch ihren Namen, was ihr sehr schmeichelte. Beinahe wäre sie sogar rot geworden, doch dann fragte der Nubier schon nach dem Zweck des flavischen Besuchs.
    "Aurelia Minervina?" fragte die Sklavin unsicher. Ihre Herrin hatte ihr lange genug eingebläut, mit niemandem über das wahre Ziel der Flavierin zu sprechen. Doch dies war der aurelische Ianitor und dem durfte sie doch sicher über die wahren Besuchsabsichten ihrer Herrin informieren. Unschlüssig sah sie sich noch einmal zu der Sänfte um. Celerinia konnte sie nun keinesfalls fragen. Sie würde vor Wut explodieren. Also traf sie eine eigene Entscheidung, was ein sehr ungewohntes Gefühl in ihr hervor rief.
    "Ähm, nää,... ähm isch mein, nein! Meine Herrin wünscht, den Herrn Aurelius Corvinus zu besuchen," antwortete sie schließlich schüchtern. "Sie wird bestimmt schon erwartet," fügte sie noch schnell hinzu.

    Das kürzlich geführte Gespräch mit meinem Onkel völlig außer Acht gelassen, ließ ich alles vorbereiten, um die flavische Vila zu verlassen. Ich hatte die ganze Oranisation Ylva überlassen. Sie sorgte dafür, daß eine Sänfte, inclusive Träger bereit stand, sie hatte meine Garderobe herausgesucht und sie war es auch, die eine Kleinigkeit besorgen sollte, die ich meinem Gastgeber als Dank für seine Einladung überreichen wollte.
    Unter einem Vorwand verließ ich denn auch die heimatliche Villa. Außer Ylva und mir wußte niemand, wohin mich mein neuerlicher Ausflug hinführen sollte. Selbst die Träger ließ ich noch im Unwissen. Sobald ich die Villa verlassen hatte, sollten sie erfahren, wohin es ging.
    Hätte mich jemand nach meinem Ziel gefragt, so hätte ich geantwortet, daß es eine Freundin war, die ich zu besuchen gedachte.


    Ich war mit meiner Sklavin vollauf zufrieden. Sie hatte sich einmal mehr alle verfügbaren Beine ausgerissen, um meinen Anforderungen vollkommen gerecht zu werden. Auch die Zusammenstellung meiner Kleidung entsprach meiner vollsten Zufriedenheit. Ich trug eine azurfarbene Tunika, die aus mehreren Lagen eines dünnen feinen Stoffes bestand. Jede einzelne Lage des Stoffes wäre für sich durchsichtig gewesen, doch die Gesamtheit der übereinanderliegenden Lagen ließ dies nicht mehr zu. Dezente, mit einem Goldfaden versehenen Stickereinen waren überall daran angebracht und rundeten so das prachtvolle Gewand ab.
    Den goldenen Schmuck, in den einige tropfenförmige Aquamarine eingelassen waren, hatte Ylva passend zur Tunika ausgesucht.
    Das "kleine" Mitbringsel, welches sie besorgen sollte, hatte sie verpacken lassen. Zwei Sklaven mussten es hinter meiner Sänfte hertragen, da die Ausmaße des Geschenkes doch etwas größer ausgefallen waren, als geplant.
    Nun war die Strecke zur aurelischen Villa nicht sonderlich weit. Daher dauerte es nicht lange, bis sich meine Sänfte ihrem Ziel genähert hatte.
    Ich schickte Ylva voraus, auf daß sie mich an der porta anmelden konnte. Dies tat sie ohne weiteres. Schließlich war es nicht das erste Mal, daß ich sie zur Villa der Aurelier geschickt hatte.
    Sie klopfte dreimal an und wartete. Derweil hatte sich meine Sänfte der porta so genähert, daß sie für den aurelischen ianitor ersichtlich sein mußte.

    Sim-Off:

    Entschuldigung, daß du warten mußtest! ;)


    Man mußte nur wissen, wie man mit den Menschen, die einem umgaben, zu sprechen hatte. Die Wiegesklavin hatte offensichtlich verstanden und das war auch gut so! Sie hatte Antonia auf noch einige freie Plätze aufmerksam gemacht, die sich mitten im Getümmel der bereits gewogenen Teilnehmerinnen befanden. Dort herrschte ein Geschnatter, wie auf einem Gänsehof. Man hatte sich natürlich viel zu sagen, was denn so alles in der Woche passiert war. Die Einen klagten über ihr Leid, da sie es auch diesmal wieder nicht geschafft hatten, einen Erfolg zu erzielen. Andere wiederum stahlten über ihr ganzes Gesicht, denn sie hatten die Woche dazu genutzt, um wieder einen Schritt nach vorne zu machen, zum großen Ziel hin. Ja, so eine Woche konnte manchmal sehr lange sein!
    Antonia streifte mich mit ihrem Blick und ich erwiderte ihn lächelnd. "Wollen wir?" fragte ich sie und deutete dabei auf zwei Korbsessel, die schön mittig standen, damit man auch wirklich alles mitbekommen konnte, wenn das Treffen erst einmal begonnen hatte. Ich war mir gewiß, Antonia würde jetzt keinen Rückzieher mehr machen, dafür war sie zu sehr gefangen von der Vorstellungen, heute noch ein Teil des Ganzen werden zu können und dann selbst den Erfolg zu haben.

    Meine Geduld hatte bald schon ein Ende! Keinen Deut länger wollte ich an diesem furchbaren Ort verweilen, an dem mich alle angafften, als wäre ich die Kaiserin persönlich. Echauffiert winkte ich Ylva herbei, die die ganze Szenerie im Hintergrund mitverfolgt hatte. Irrte ich mich oder grinste sie tatsächlich so unverschämt? Na, warte! Mit dir werde ich auch noch ein Hühnchen zu rupfen haben, dachte ich erbost. "Grins nicht so dämlich! Sie zu, daß du mir diese Gaffer vom Leibe schaffst!" Der Ton, in der ich sie angefaucht hatte, ließ keinen Zweifel mehr übrig, wie bitterernst es mir war. So schluckte sie nur schnell und nickte eifrig. Selbstredend war das unverschämte Grinsen längst aus ihrem Gesicht verschwunden.
    Callistus indes beschwor noch einmal den Händler. Wie erwartet, begann Fronto wieder von neuem zu jammern. "Aber mein Herr, wie kannst du nur an meinen Worten zweifeln? Diese edlen Tuniken wurden von meiner Sklavin hergestellt und die kommt aus Parthien, also handelt es sich hierbei um parthische Tuniken!" Für mich war eines wieder einmal völlig klar geworden, alle Händler waren Gauner und Fronto war noch ein gerissener dazu. Doch ihn wollte ich lehren, was es hieß, sich mit einer Flavia anzulegen!
    "Callistus, mein Lieber! Laß und endlich gehen! Diese Laden widert mich an!" Dabei bedachte ich den Händler mit einem tödlichen Blick und richtete noch einmal einige warnende Worte an ihn. "Ich erwarte deine Skalvin noch heute! Wehe sie kommt nicht, dann kannst du dieses elende Loch von einem Laden dicht machen!"
    Das Publikum in Frontos Laden hatte sich doch merklich reduziert. Ylva war augenscheinlich doch erfolgreich gewesen. Nichts anderes hatte ich von ihr erwartet und das wußte sie auch, meine Ylva.

    Sim-Off:

    Entschuldigung für die lange Warterei! ;)


    Wieso beschlich mich nur plötzlich das Gefühl, all diese Argumente, so oder so ähnlich, bereits schon einmal gehört zu haben. Lange war es her gewesen. Damals war ich noch mehr ein Kind als eine Frau. Mein Pflegevater war es, der sie damals an mich gerichtet hatte. Der einzige Unterschied darin bestand, damals hatte ich nicht den Mut, etwas dagegen zu setzen. Ja, damals war ich eben noch das naive unerfahrene Mädchen, das alles glaubte und letzlich aucu tat, was man ihm sagte und was mein Vater sagte, war schlußendlich Gesetz.
    Mein Onkel wiederum wahrte den Schein, es gäbe tatsächlich eine Wahl, die ich treffen könnte. Nur wie sollte ich eine Wahl treffen, wenn mir die in Frage kommenden Kandidaten völlig fremd waren?
    Ohne den Blick von ihm abwendend, ließ ich meine Hand zu dem bereitstehenden Obstkorb gleiten und zupfte gekonnt einige Trauben von dem Stängel ab. Die süßen blauen Früchte, die unverkennbar vom Fuße des Vesuv stammen mußten, verschwanden eine nach der anderen in meinem Mund. Höchstwahrscheinlich waren sie sie in den Weingärten der in Baiae lebenden Flavier erwachsen. Nachdem auch die letzte Restsüße des edlen Fruchtfleisches meinen Geschmacksknospen entzogen worden war, konnte ich endlich dazu übergehen, Aquilius Fragen zu beantworten. "Nun, unglücklicherweise war es mir noch nicht vergönnt, einige weitere in Frage kommende Aspiranten in Augenschein zu nehmen," antwortete ich unschuldig lächelnd. Wie hätte ich dazu auch fähig sein sollen? So nötig hatte ich es nun schließlich auch wieder nicht. Natürlich war es immer besser eine Auswahl zu haben, ja förmlich aus dem vollen schöpfen zu können. Ich war jedoch nicht die Art von Frau, die sich an jeden Erstbesten heran machte, um ihn auf Herz und Nieren zu prüfen. Jedoch der Eine, der mir ganz zufällig über den Weg gelaufen war, hatte meine Erwartungen bestens ausgefüllt. Warum also noch lange suchen, wann das Gute doch bereits auf der Hand lag?
    Doch eines musste man Onkelchen lassen! Er wartete in der Tat gelegentlich mit ganz vorzüglichen, ja um nicht zu sagen mit brillanten Einfällen auf! Ein Fest! Ja, das war es! Ein Fest auf dem ich die potentiellen Bewerber ganz genau unter die Lupe nehmen konnte! Natürlich waren das alles klangvolle Namen. Doch was hatte ich davon, wenn sich hinter dem klangvollen Namen, der über die besten Beziehungen zum Kaiserhaus verfügte, ein dickbäuchiger, in die Jahre gekommener Langweiler verbarg? Das hatte ich doch bereits schon einmal! Nein Danke! Darauf wollte ich diesmal verzichten.
    Eins stand bereits jetzt schon fest! Jeder einzelne Bewerber würde es mit einer harten Konkurrenz zu tun bekommen. Der Aurelier hatte die Meßlatte erdenklich hoch angesetzt.
    "Ich muß schon sagen Onkel, das ist eine wahrhaft exzellente Idee! Ein rauschendes Fest, bei dem wir die erlesenste Gesellschaft Roms einladen. Selbstverständlich hätte ich nichts dagegen, wenn sich auch einige Damen unter den Geladenen befänden." Dann wäre es nicht zu offensichtlich, wer die goldene Gans des Abends war. Womöglich konnten auf diese Weise auch andere Verbindungen entstehen. Wenn ich mich recht entsann, war meine neue Freundin, Aurelia Minervina auch noch nicht versprochen. Sollte ihr Bruder nicht bald wieder in Rom sein? Diesen Aurelier hatte ich auch noch nicht kennengelernt!

    Zitat

    Original von Flavia Celerina
    Ich werde morgen mit meinem Gefolge in See stechen und gen Kreta segeln, um auf dem flavischen Anwesen etwas Ruhe zu finden. Darob werde ich zwei Wochen absent sein. :D


    *verträumt guck, gefolgt von einem tiefen Seufzer*
    ...bin wieder da! :)

    Das war in der Tat ein schönes Kompliment, welches mit einem Lächeln belohnt wurde. Denn schließlich hatte man ja auch, was den Besitz eines Haustieres anging, einen Ruf zu verlieren. Konnte man nicht von einem Haustier auf den dazugehörigen Herrn schließen? Wenn man danach gehen wollte, mußte mein Tier einer erlesenen Zucht entstammen.
    Ich genoß diesen kleinen Spaziergang in vollen Zügen, denn einen solch angenehmen Begleiter an der Seite zu haben, kam leider nur sehr selten vor. Bei dem Aurelier hatte ich das Gefühl, ihm so manches anvertrauen zu können, was ich bislang stets vor der Außenwelt zurückgehalten hatte. Dabei kannten wir uns doch noch gar nicht so lange. Doch ich hatte von solchen Menschen schon gehört, die doch eigentlich fremd waren, jedoch auf eine besondere Weise sehr vertraut waren. Seelenverwandte nannte man sie und ich war auf einen solchen gestoßen.
    So entsprach auch seine Reaktion auf die Geschichte mit dem Löwen der meinen. Auch ich hatte starke Bedenken, daß eine Villa der richtige Platz für einen Löwen war.
    "Nun, so wie ich hörte, soll sich einer von Aristides´ Sklaven um das Tier kümmern. Aber ein Gutes hat ja solch ein Tier. Man kann mit ungehorsamen Sklaven kurzen Prozess machen," sagte ich, wobei der letzte Teil meiner Bemerkung eher eine sarkastische Note hatte.


    Der Abend war schon fortgeschritten und angesichts der angeregten Unterhaltung hatte ich gar nicht bemerkt, wie spät es schon geworden war. Da die Sklaven uns den Weg mit ihren Fackeln leuchteten, war mir auch das Hereinbrechen der Dunkelheit gar nicht so bewuß gewesen.
    Wenn man genau hinsah, konnte man bereit das Tor des Parks erkennen. Innerlich empfand ich es sehr bedauerlich, daß sich dadurch auch unser kleiner Spaziergang seinem Ende zu neigte. Die Einladung, die der Aurelier sodann aussprach, erhellte mein Inneres wieder und voller Freude darüber wollte ich schon meinen Gefühlen freien Lauf lassen. Jedoch zwang ich mich dazu, mein Temperament zu zügeln, so wie es sich für eine Dame meines Standes geziemte.
    "Oh, es wäre mir eine Freude, deiner Einladung zu entsprechen. Du hast mich wirklich sehr neugierig gemacht."


    Vor uns hörte man schon ein quitschendes Geräusch, welches von den Scharnieren des eisernen Tores herrührte, als dieses von einem der Sklaven geöffnet wurde.

    Die Wiegesklavin grinste über beide Ohren und zwinkerte ihrem Gegenüber aufmunternd zu, so als wollte sie gleich waren wir nicht alles ein erstes mal hier sagen.
    Ich indess kannte ja nun bereits meine Verwandte ein wenig. Um ihre positive Stimmungslage nicht ganz zum kippen zu bringen, beschloß ich, einzugreifen und sprach die Wiegesklavin direk an. Deren Grinsen versiegte so schnell, wie ein Rinnsal in der Wüste.
    "Nun, wie du wohlweißlich schon vermutet hast, möchte sich meine Verwandte hier einmal umsehen und schnuppern. Soviel ich weiß, ist das doch durchaus die gängige Praxis, wenn man zum erstenmal hier ist, nicht wahr?! Desweiteren wünschen wir eine umfangreiche Beratung durch die magista im Anschluß an diese Veranstalltung. Nun, dann werden wir sehen, wie sich meine verehrte Verwandte entscheidet." Dem folgte ein herablassendes Lächeln meinerseits.
    Die lästige Fettel hinter uns, hatte natürlich nichts besseres zu tun, als ihre Ohren ganz weit aufzusperren, damit sie auch ja jedes Wort, welches gesprochen wurde, hören konnte. Lässig wandte ich mich zu ihr um, bedachte sie mit einem arroganten Lächeln. "Nun, haben wir auch jedes Wort verstanden?" Die Gute wurde puterrot und war, den Göttern sei Dank, völlig sprachlos.