Beiträge von Flavia Celerina

    Das waren doch recht gute Nachrichten! Im Grunde war es mir gleich, wieviel der Verkauf der lutetischen Villa eingebracht hatte. Auf das Geld war ich nicht angewiesen. Nun war auch die letzte Verbindung, die mich noch an Lutetia gebunden hatte gekappt. Ich war hochzufrieden mit Olorian. "Es ist schön, zu hören, daß du alles erledigen konntest. Ich bin sehr zufrieden mit dir!" Ich lächelte ihm wohlwollend zu. "Auch wenn ich in vielen Dingen anders dachte, als es mein Mann tat, so befinde ich seine Entscheidung für gut, dir die Freiheit geschenkt zu haben. Nun bist du in Rom. Hast du dir schon Gedanken um deine Zukunft gemacht. Ich meine,..." Die Tür ging plötzlich auf und Ylva trat mit einem Tablett ein. Sie servierte uns die Getränke und trat wieder in den Hintergrund. "Danke Ylva! Ich meine, was gedenkst du jetzt zu tun?" Ich sah mein Gegenüber forschend an, nahm dan einen Schluck und genoß das kühle SAft-Wasser-Gemisch.
    "Nun, ich will dich zu nichts drängen, doch ich könnte noch einen fähigen vilicus in meinem Haushalt gebrauchen, gegen eine gute Bezahlung versteht sich!" Irgendjemand mußte sich schließlich um die Rechnungen und den ganzen Papierkram kümmern!

    Ich sah der Sklavin noch kurz nach, als sie endlich den Platz räumte. Nun konnte Corvinus sich wieder voll und ganz mir widmen. Selbstredend war mir seine Verärgerung nicht entgangen, auch wenn er es geschickt vor mir verbergen wollte. Doch nun gut! Keinen einzigen Gedanken wollte ich mehr an dieses Ding verschwenden.
    Stattdessen griff ich nun auch einmal zu diesem Käsegebäck, welches er bereits gekostet hatte. Alles sah sehr appetitlich aus und entsprach auch voll meinen Vorlieben. Am Nachmittag waren es eher die leichten Dinge, denen ich den Vorzug gab. "Mhhm! Das Käsegebäck ist einfach vorzüglich! Ich stimme dir voll und ganz zu! Deine Köchin ist eine Meisterin ihres Faches!" Wobei der flavische Koch auch nicht zu verachten war!
    Allmählich hatte ich den Eindruck, unser Gespräch folgte einer besonderen Richtung, nämlich der der Partnerwahl. Seine Fragen wurden eindeutiger und ich konnte mich nicht mehr länger einer klaren Antwort entziehen. "Du sagst es! Nun ich will ganz ehrlich sein. Ja, ich strebe eine erneute Ehe an, obwohl mir die vorherige ein Greul gewesen ist. Auch wenn ich ein gebranntes Kind bin, suche ich vielleicht genau deswegen wieder das Feuer! Doch diesmal möchte ich nicht in eine Ehe hineingedrängt werden, in der ich am Ende nur unglücklich bin." Forschend sah ich in sein Gesicht. Ich wollte jede seiner Regungen genau erkennen können. Womöglich machte ich mich hier gerade zum Gespött von ganz Rom. Frauen, die Ansprüche stellen, waren nicht so breit gesäht, in dieser Stadt.
    "Nun, ich erwarte von meinem Mann, daß er ähnlichen Interessen nachgeht, wie ich es tue, so daß diese Ehe nicht nur eine Zweckgemeinschaft bleibt, sondern auch mehr daraus erwachsen kann. Er sollte mich nicht nur als Statussymbol sehen. Vielmehr sollte er in mir das erkennen, was ich wirklich bin!"
    Ich hoffte, ich hatte ihn damit nicht zu sehr verschreckt. Anderenfalls hätte ich mich dann wirklich fragen müssen, ob er der Richtige war!

    "Oh, bitte!" entgegnete ich gleich, "bitte steh doch auf." Ich deutete auf den freien Stuhl, der an der anderen Seite des Tischchens stand. "Bitte nimm doch Platz! Du hast sicher eine anstrengende Reise hinter dir!"
    Ylva hatte sich neben der Tür postiert. "Bring uns etwas zu trinken, Ylva! Verdünnten Wein und für mich Wasser und Saft!" Meine Sklavin setzte sich sofort in Bewegung und verließ den Raum. Dann kehrte mein Blick wieder zu Olorian zurück. "Nun, was gibt es Neues? Hast du alles erledigen können und einen guten Käufer für die Villa finden können?" Voller Erwartung sah ich zu ihm hinüber, was er mir berichten würde. Er sah müde aus, was angesichts einer so langen Reise nicht verwunderlich war.

    Man hatte mich von der Ankunft des vilicus meines verstorbenen Mannes unterrichtet. Ich war neugierig auf seine Neuigkeiten die er aus meiner alten Heimat, die nie wirklich eine für mich gewesen war. Da ich solch vertrauliche Dinge nicht in der Öffentlichkeit eines Atriums besprechen wollte, schickte ich ihm Ylva, meine treue Sklavin entgegen. Sie sollte Olorian zu meinem cubiculum führen. In meinen eigen Räumen war der geeignetste Platz, ihn zu empfangen. Außerdem wllte ich ihm ein Angebot unterbreiten. All die Jahre hatte er meinem Mann gut gedient und er war zufrieden mit ihm gewesen. Selbst nach seiner Freilassung hatte es Olorian nicht in die Fremde gezogen, sondern er hatte es vorgezogen weiter in den Diensten meines Mannes zu stehen.
    Als Ylva von der Ankunft Olorians hörte, war sie kaum noch zu halten. Ich konnte ihre Freude ihrem Gesicht ablesen. Die beiden kannten sich noch aus ihrer gemeinsamen Zeit in Lutetia. Allerdings war mir nie bewußt gewesen, wie die beiden zueinander gestanden hatten.


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    Neugierig lief Ylva durch die Gänge der Villa, bis sie endlich ein bekanntes Gesicht von früher entdeckte.
    "Da gibt´s ja nicht! Olorian! Schön, dich wieder zu sehn! Die Herrin schickt mich. Ich soll dich zu ihr bringen. Sag mal wie geht´s dir denn?"
    Die Germanin strahlte über das ganze Gesicht, dann bat sie ihn, ihr einfach zu folgen, zum cubiculum ihrer Herrin.

    Ylva war es gar nicht bewußt, wie viel sie auf den Neuankommling einredete. Sie hatte so viel zu erzählen und der Weg zum cubiculum war einfach nicht weit genug, um alle Neuigkeiten an den Mann zu bringen.
    "So hier sind wir," sagte sie grinsend und klopfte an.


    "Herein!" Ich hatte das Klopfen gehört und ich wußte auch, wer gleich entreten würde. Der vilicus würde mir Bericht erstatten und somit konnte ich dann auch diese letzte Kapitel meines früheren Lebens abschließen. Ich nahm auf einem Stuhl Platz und starrte zur Tür, die sich in diesem Moment öffnete.

    Selten hatte ich mich in letzter Zeit so amüsiert! Der junge Mann hatte wirklich Humor! Die Frau, die ihn einmal bekommen sollte, war wirklich zu beneiden. Ob sein Onkel auch über soviel Humor verfügte, mußte ich unbedingt noch herausfinden!
    Doch dann wandte er sich meiner Frage, bezüglich seiner Pläne zu. Das klang alles sehr zielstrebig und vernünftig. "Du bist, so scheint mir, ein sehr ehrgeiziger junger Mann, der es noch weit bringen wird. Dessen bin ich mir sicher. Männer, die wissen, was sie wollen, habe ich schon immer bewundert! Mit der richtigen Motivation, wird es dir gelingen, was du anstrebst."
    Ich bemerkte, wie er aus heiterem Himmel erötete, als er darüber sprach, auch eine Familie gründen zu wollen. Warum er plötzlich so genant wurde, konnte ich mir nicht erklären. Sollte ich etwa in ihm Hoffnungen geweckt haben oder war er in seinem Innersten einfach nur ein schüchterner Mensch. Nun, ich wollte nicht mit ihm spielen, um ihm falsche Hoffnngen machen, noch wollte ich ihn vor vollendete Tatsachen stellen. So blieb ich sachlich, korrekt und spielte die Ahnungslose. "Diejenige, die du einmal zu deiner Frau erwählst, kann sich wirklich glücklich schätzen."

    "Neiinnn, natürlich nicht!" Konnten diese Augen lügen? Ich konnte jedenfalls fast nicht mehr an mich halten und mußte sogar kichern, was ich eigentlich immer vermeiden wollte. Doch diesmal hatte ich gar keine andere Wahl.


    Als er sich dann so gespielt empörte konnte ich wirklich nicht mehr. Ich lachte lauthals. "Das wäre geradezu skandalös! Den Kerl müsste man einsperren lassen, wenn man ihm habhaft werden würde!" Ach ja, es war richtig lustig! Genau das konnte man nach einem 'anstrengeneden' Tag in den Thermen gebrauchen. Deswegen war ich auch froh, daß er nicht weiter nach Lucanus fragte, sondern es dabei beließ. "Das werde ich machen! Da wird er sich bestimmt auch freuen," antwortete ich mit gedämpfter Stimme.

    Eine Weile herrschte betretenes Schweigen. Doch ich brach es mit einer Frage. "Was sind jetzt deine Pläne, nach deiner Rückkehr?" Neuigkeiten interessierten mich immer!

    Eigenartig, diese Probleme hatte ich mit Katzen nicht! "Du darft vielleicht nicht zu grob zu ihnen sein und sie zu nichts zwingen. Du mußt ihnen auch Freiraum lassen und sie nicht bedrängen. Dann sind sie meist sehr brav. Wenn nicht, dann bist du an ein wahres Biest geraten." Mir war natürlich die Zweideutigkeit seiner Worte nicht verborgen geblieben. Im Grunde genommen hatte er ja recht, Frauen waren nun mal gelegentlich wie Katzen, entweder liebe brave Kätzchen, die unentwegt schnurrten, oder wilde Bestien, die ihre Krallen zu gebrauchen wußten. Welchen Typ Frau er wohl den Vorzug gab? Eher die brave Häusliche oder die Unzähmbare? Auf Anhieb konnte ich ihn nicht genau einschätzen.


    "Nun, vielleicht war es ja wirklich meine Schuld, daß Minervina nicht so viel Zeit für dich aufbringen konnte, wie es nötig gewesen wäre! Zwei unverheiratete junge Damen haben in dieser Stadt viele Möglichkeiten, sich die Zeit zu vertreiben." Ich lächelte keck und dachte da an so einige schöne Nachmittage, die wir zusammen verbracht hatten. Der Dauerbrenner bei unseren Treffen, waren natürlich immer die Männer gewesen. Wir hatten sie, je nach Aussehen, insgeheim in einer Skala von eins bis zehn bewertet. Nun ja, schauen war doch erlaubt! Ja, und dann war diese Theateraufführung gewesen. Ein wundervoller Abend, auch wenn ich nicht alles von dem Theaterstück mitbekommen hatte. Andere Dinge waren an jenem Abend wesentlich interessanter gewesen. "Ja, richtig! Kresh hieß das Stück. Oh ja, es war ein wunderschöner Abend!" Ich schwelgte gerne noch in Erinnerungen.


    Ich war erstaunt. als der Aurelier mir erzählte, er sei ein Freund meines Bruders. Doch als er nach seinem Befinden fragte, seufzte ich nur. "Nun, er ist auf dem Wege der Besserung. Er hat sich in den letzten Monate nixcht sehr wohl gefühlt und war auch oft krank. Nichtas schlimmes! Doch die Krankheit hielt ihn des öfteren von seinen Aufgaben ab." Ich sprach nicht gerne darüber, weil ich mir einfach zu viele Sorgen um Lucanus machte.

    "Ist sie nicht," antwortete ich grinsend, während ich kurz aufgesehen hatte. Dann schrieb ich weiter. Das Schreiben ging mir leicht von der Hand. Ich drückte einfach nur das aus, was ich in diesem Augenblick empfand.


    Als ich dem Jungen schließlich meinen Brief übergeben hatte und ich sah, wie er sich über die Münzen freute, da hatte er wirklich mein Herz berührt. Ich sah ihm noch kurz nach, bevor ich mich selbst wieder zu meinem cubiculum begab. Der Junge war irgendwie niedlich und in diesem Moment wünschte ich mir nichts sehnlicheres, als auch einmal solch einen Jungen haben zu dürfen. Aber bis dahin würde sicher noch viel Zeit vergehen.
    So wandte ich mich wieder um. Das Kompliment, welches Cavarinus mir machte, ließ mich noch einmal zurückblicken. Noch einmal lächelte ich ihm zu. "Danke schön!" Dann verließ ich endgültig das Atrium.

    Es freute mich, daß sie dem Treffen etwas abgewinnen konnte. Es verstand sich ja von selbst, ich würde ihr natürlich behilflich sein, sie unterstützen und ihr auch ein Ohr leihen, wenn sie jemanden brauchte, dem sie etwas anvertrauen wollte. "Oh, ich habe etwas vor sechs Jahren damit angefangen. Etwas mehr als ein Jahr habe ich dazu gebraucht, das zu erreichen, was ich wollte und seitdem halte ich mein Erreichtes," flüsterte ich ihr ins Ohr.
    Nach der Fehlgeburt, die ich damals erlitten hatte, ging es mir nicht gut. Das lag zum einen an dem Verlust, den ich hinnehmen mußte, zum anderen aber auch an meiner ruinierten Figur, die nicht alleine nur wegen der Schwangerschaft in diesem desolaten Zustand war. Der Frust und die Trauer steuerten ihren Teil noch hinzu. Diese Treffen waren es, die mich damals wieder aufgefangen hatten. Allerdings war es für mich heute immer noch schwer, über diese Sache zu sprechen. Möglicherweise war Antonia ja die Richtige, an die ich mich wenden konnte- irgendwann einmal!
    Nun saßen wir erst einmal hier und hörten uns an, was gesprochen wurde. Die magistra hatte längst zu ihrem Thema übergeleitet und sprach ein nicht zu unterschätzendes Problem an, das uns das Abnehmen manchmal richtig erschweren konnte. "So ein Gladiatorenkampf ist ja unglaublich spannend, was tut ihr, damit ihr vor und in den Pausen nicht ständig ans Essen denken müßt?" Sogleich kam eine Antwort aus der Menge "Ich ess schon zu Haus was, dann hab ich keinen Hunger mehr!" "Ach ja, des hab ich auch scho oft probiert, aber essen tu ich trotzdem immer was! Die Nüss, die sind immer so lecker!" erwiderte eine recht korpulente Dame, die in der ersten Reihe saß.

    Die magistra hörte aufmerksam zu und nickte bedächtig, bis sie dann schließlich wieder das Wort ergriff. "Es ist schön, zu hören, daß du dir bereits Gedanken über dein Ziel gemacht hast. Nun, wie du das erreichen kannst, werde ich dir nachher noch einmal genauer erläutern. Aber, wie du bereits selbst bemerkt hast, ist es möglich, sein Ziel zu erreichen." Der magistra war es natürlich nicht entgangen, welchen Körperumfang die Claudierin mit gebracht hatte. Aber in diesen Zeiten war es normal, daß auch Frauen, die eigentlich schon schlank waren, noch schlanker werden wollten. Nun, solange dieses Vorhaben nicht krankhaft war, konnte es der magistra nur recht sein.
    Sie lächtelte, angesichts der letzten Bemerkung der Claudierin. "Es kommt nicht darauf an, wie wenig man ißt. Wichtig ist, ob man das Richtige ißt. Und etwas Bewegung tut unserem Körper gut. Doch was ist Bewegung? Was kann Bewegung sein?" Eine unscheinbare Frau, die etwas weiter hinten saß und schlank war, meldete sich. "Mir hat geholfen, daß ich öfters einmal zu Fuß gegangen bin. Das mache ich heute nur noch, wenn ich in der Stadt unterwegs bin!"


    Ich hatte die ganze Zeit mehr oder weniger nur unbeteiligt gelauscht. Hin und wieder sah ich zu Antonia hinüber. Ich konnte nicht so genau einschätzen, was in ihr vorging. Als die magistra sich schließlich an sie wandte, war ihre Anspannung nicht mehr zu übersehen. Ich zwinkerte ihr nur aufmunternd zu. Hier passierte nichts, was sie nicht wollte!
    Nach einiger Zeit, fragte ich sie leise: "Und, was meinst du?"


    Puh, da hab ich ja dieses Jahr noch mal Glück gehabt! :D

    Das konnte ich nun gar nicht nachvollziehen! "Wieso hattest du nicht viel Glück mit Katzen?" Vielleicht lag es einfach auch daran, daß er ein Mann war. Männer taten sich im Allgemeinen oft schwer mit solch zarten Wesen. Wahrscheinlich war dies auch der Grund, daß er sich mit meiner Vorliebe für alles ägyptische nicht anfreunden konnte. Es war wirklich ein Jammer!
    "Sag niemals nie!" antwortete ich grinsend seiner Absage. Vielleicht kam er ja doch noch als Reisebegleiter in Frage, wenn dann auch nicht das Ziel Aegyptus heißen sollte, denn in ihm hatte ich einen äußerst charmanten und redegewandten Gesprächspartner gefunden.


    "Geh die arme Minervina nicht so hart an! sie hat es sicher nicht böse gemeint. Wenn eine junge Frau in einer Stadt wie dieser lebt, dann vergißt sie nun hin und wieder gerne mal etwas." Diesmal war ich es, die schelmisch grinste.
    Doch als das Gespräch auf unsere Familien kam, wurde ich wieder etwas ernster. "Nun, Aurelia Prisca und Aurelia Helena habe ich einmal getroffen. Wir waren gemeinsam bei einer Theateraufführung, die mein Onkel Flavius Gracchus ausgerichtet hat und Marcus kenne ich nun schon etwas besser." Ich mußte errötet gewesen sein, da ich doch mit so wenigen Worten preisgegeben hatte, wie es um Corvinus und mich stand. Doch dann lenkte ich schnell ab."Flavius Lucanus ist übrigens mein Bruder. Ich weiß nicht, ob du ihn kennst. Er weilt schon etwas länger in Rom, als ich es tue. Möglicherweise hast du ihn einmal getroffen?"

    Neugierig beschnupperte sie meine Hand und schmiegte sich an mich. Offenbar hatte sie Vertrauen zu mir gefaßt. Nachdem sie sich gestreckt hatte, konnte man ihren wunderbaren schlanken und wohlgeformten Körper sehen, Sie war ein wahres Prachtexemplar! Sie besaß ein seidiges Fell, eine gleichmäßige Fellfarbe und war in ihrem Wesen erhaben, eine direkte Nachkommin derer, die einst das Herz des Pharaos beglückt haben mußten. Ohne Zweifel, diese Katze war ein prachtvolles Geschenk!


    Cavarinus überlegte nicht lange. Er hatte einen Namen für sie gefunden und ich mußte zugeben, er gefiel mir. "Saba! Ein wunderschöner Name für dieses wunderschöne Tier! So soll es es sein! Ich werde sie fortan Saba rufen!"


    Dann kam auch schon die Sklavin, die mir mein Schreibzeug brachte. Eilig setze ich mich an den Tisch, der zu einer kleinen Sitzgruppe gehörte und begann zu schreiben.



    Liebster Macus!
    Du weißt immer wieder auf´s Neue, wie du mir eine Freude bereiten kannst. Ich war hocherfreut, als die kleine Saba ihrem Korb entstiegen ist. Sie ist ein wundervolles Tier, so wie ich es mir schon immer gewünscht hatte. Du hast mir mit Deiner Überraschung einen Herzenswunsch erfüllt!
    Meinen herzlichsten Dank für dieses wunderschöne Geschenk!


    In Liebe und Verbundenheit


    Flavia Celerina




    Nachdem ich fertig war, rollte ich das Pergament zusammen und reichte es dem Jungen. "So! Diesen Brief bringst du deinem Auftraggeber! Dafür bekommst du von mir auch eine Belohnung!"Ich lächelte ihn verheißungsvoll an. Dann begann ich, in meinem Geldbeutel zu suchen und klaubte einige Münzen hervor. "Diese fünf Asse sind für dich! Hier, nimm sie! Und nochmals vielen Dank! Diomedes wird dich wieder zur porta bringen! Au wiedersehen, Cavarinus!"
    Diomedes brachte den Jungen schließlich zur Tür. Ich sah ihm noch kurz nach und widmete mich dann wieder meiner neuen Katze.

    "Uiiiii!" Ein spitzer Schrei, voller Entzückung, ertönte plötzlich aus meinem Mund. Diomedes wollte sich schon besorgt auf den Korb stürzen, doch dann sah er, was ich aus dem Korb zu Tage förderte. Verzückte, wohlige Laute, die für einen unbeteiligten völlig absurd und befremdend wirken mußten, kamen aus meiner Kehle. Ich konnte einfach nicht anders! Sobald ich eine Katze sah, konnte ich nicht mehr an mir halten! So, als wäre ich gerade einmal so alt, wie Cavarinus hier, freute ich mich!
    "Oh bist du aber eine Süße!" Ich strich ihr über ihr samtweiches geschmeidiges Fell und sie dankte es mir mit einem Schnurren. "Na wie heiß denn mein kleines Miezekätzchen? Aus Aegyptus kommst du, nicht war, meine Schöne?" Ich sah kurz auf und bermerkte Cavarinus Anwesenheit. Was mußte er nur von mir denken? Er musste mich wahrscheinlich für verrückt halten. Wer sprach den sonst schon mit einer Katze. Schließlich konnte sie ja auch gar keine Antwort geben, außer vielleicht Mau. Doch ich rettete die Situation, indem ich ihn einbezog. "Hättest du eine Idee für einen schönen Namen, den ich der Katze geben könnte?" Kinder konnten ja manchmal ganz schön erfinderisch sein.


    Ich mußte einen Brief schreiben! Jetzt sofort! Der Junge konnte ihn ja dann wieder mitnehmen und überbringen.
    Ich rief eine Sklavin herbei, damit sie mir Tinte und Pergament brachte.
    "Du kannst sicher einen Brief an deinen Auftraggeber überbringen, nicht wahr?"

    Die Frage nach dem Befinden meines Bruders bereitete mir ein wenig Unbehagen. In den letzten Wochen und Monaten hatte er etwas gekränkelt. Die Ärzte hatten versichert, es wäre nichts Ernstes. Doch bereitete er mir dennoch Sorgen. Seitdem war er so antriebslos gewesen und nur wenig konnte ihm wirklich Freude bereiten. "Nun, mein Bruder hatte in der letzten Zeit mit einigem zu kämpfen gehabt. Aber ich glaube, sagen zu können, er befindet sich wieder auf dem Wege der Besserung!" Darauf hoffte ich einfach, auch wenn mir niemand versichern konnte, daß es jemals wieder so werden würde, wie früher.
    Immer noch betroffen, vom derzeitigen Zustand meines Bruders, lauschte ich der Zurechtweisung dieser unfähigen Sklavin. Ich beobachtete sie und wollte sehen, was sie tat. Was ich sah, war bodenloser Zorn, der in ihren Augen loderte. Zu guter letzt antwortete sie auch noch. Ich fragte mich, wie Corvinus solche Arroganz einer Sklavin durchgehen lassen konnte. Doch das war nicht meine Sorge. Der Aurelier indes, schickte sich an und goß mir dem Becher mit Saft und Wasser ein. Anschließend bot er mir die schön angerichteten Häppchen an. "Ich danke dir! Das sieht ja unglaublich verführerisch aus!" Der Einfallsreichtum des aurelischen Koches mußte in der Tat famos sein. Sogleich nahm ich mir eine Kirsche und führe sie zu meinem Mund. Schnell breitete sich die Süße der Frucht in meinem Mund aus. Während ich mir noch eine weitere Kirsche angelte, traf mich seine direkte Frage sehr überraschend. Was sollte ich ihm antworten? Das was ich tatsachlich meinte oder das was einfach nur schicklich gewesen wäre? Was würde er von mir denken, wenn ich hier und jetzt vor ihm meine geheimsten Wünsche ausbreiten würde? Nein, das konnte ich einfach nicht, auch wenn ich gewollt hätte.
    "Streben wir nicht alle nach Glück und Zufriedenheit?" begann ich unverfänglich mit einer Gegenfrage. "Genau das ist es, was ich mir für die Zukunft wünsche, glücklich und zufrieden zu sein. Den richtigen Mann an meiner Seite zu haben wäre natürlich das größte Glück überhaupt. Mein Onkel wollte mich diesbezüglich unterstützen." Er wollte seine guten Kontakte dazu nutzen, um einen geeigneten Kandidaten zu finden. Ich baute da einfach auf seinen guten Geschmack, wobei ich insgeheim hoffte, seine Wahl würde Corvinus mit einbeziehen.

    "Cavarinus! Das ist aber ein schöner Name!" Der Name erinnerte mich an meine Zeit in Gallien. Dort hatte ich ihn schon einige Male gehört.
    Der Junge hob den Korb auf und wollte ihn mir schon überreichen. Von einem geheimen Verehrer, sagte er. Ich mußte unweigerlich schmunzeln. Er nahm seinen Auftrag sehr ernst, so schien es mir jedenfalls. Dann zögerte er plötzlich und steckte mir einen Brief zu, mit der Aufforderung, ich müsse ihn zuerst lesen, bevor ich den Korb öffnete. "Oh, ja natürlich! Danke, Cavarinus!"
    Ich öffnete den unversiegelten Brief und begann zu lesen.
    Mein Herz begann schneller zu schlagen. Die wunderschönen Zeilen betörten mich. Poesie hatte man mir gesandt! Verträumt begann ich zu lächeln. Die Welt um mich herum war vergessen. Zeile für Zeile las ich das kleine Gedicht und ließ jedes einzelne Wort zerschmelzen. Der Brief trug zwar keine Unterschrift, doch ich wußte genau, wer der Verfasser dieser Zeilen war. So, als könnte ich noch seinen Duft erhaschen, führte ich das Pergament an meine Nase und sog den Duft ein. Ja, jetzt wußte ich es genau! dieser Tag war ein schöner Tag! Das mußte die Überraschung sein, von dem er gesprochen hatte! Ich freute mich, wie ein kleines Kind! Aufgeregt war ich und brannte darauf, endlich den Korb öffnen zu dürfen.
    Dann hatte ich wieder Augen für den Jungen, der vor mir stand und mich die ganze Zeit beobachtet haben mußte.
    "Sehr schön! Vielen Dank Cavarinus! Darf ich jetzt den Korb öffnen?"

    "Ein Junge, sagtst du? Wo ist er?" fragte ich verwundert die Sklavin, die mich über das Erscheinen eines Boten unterrichtet hatte. Eigentlich hatte ich mich etwas ausruhen wollen. Die Fenster in meinem cubiculum hatte ich abdecken lassen, damit die Hitze nicht so eindringen konnte. So war es einigermaßen erträglich. Als die Sklavin erschienen war, hatte ich mir schnell eine Tunika übergezogen und war ihr gefolgt. In erster Linie war es meine Neugier, die mich trieb. Ich wollte wissen, was sich in diesm Korb verbarg und natürlich auch, wer ihn geschickt hatte.
    Als ich des Atrium betrat, fiel mir zuerst Diomedes ins Auge. Nun, der custos war wirklich nicht zu übersehen! Eine Augenweide war er nicht gerade, doch auf ihn konnte man sich verlassen. Mein Blick schweifte wieder von dem massigen Sklaven ab und landete auf jenem kleinen Jungen, der auf den ersten Blick eigentlich ganz harmlos aussah! Wegen dem Knirps machte man einen sochen Aufruhr? Nun ja, dachte ich und ging auf den Jungen zu.
    "Na, wer bist denn du? Ich bin Flavia Celerina. Man sagte mir, du hättest etwas für mich!" Ich versuchte ruhig und freundlich zu sprechen, um dem Jungen keine Angst einzujagen.


    Das wurde ja immer kurioser! Ein geheimer Verehrer! Acanthus war am Ende seiner Weisheit angelangt. Was sollte er nur tun? Eigentlich sah der Junge ja ganz niedlich aus. Ob er ihm auch vertrauen konnte? Der Ianitor wollte auf Nummer sicher gehen und ließ Diomedes herbeirufen.
    Der glatzköpfige custos erschien nach einiger Zeit. Sein Anblick mußte jedem, der ihn nicht kannte, Angst und Schrecken einflößen. Er sollte dafür sorgen, daß der Flavia nichts geschah, wenn sie den Korb öffnete.


    "Diomedes wird dich zu der domina bringen! Folge ihm einfach!"