Beiträge von Numerius Duccius Marsus

    Sisenna Caeparius Gracilis:


    Der Magistratus hatte sichtlich genug von dieser Unterredung, in der er sich immer mehr an die Wand gedrängt fühlte. Daher erwiderte er ganz verhalten: "Danke Legatus, das wäre es soweit von meiner Seite. Ich danke dir für deine Aufmerksamkeit." Und damit wurden alle später aufkommenden Punkte auf die Sitzung des Ordos verschoben. Witjon begleitete den Caeparius noch hinaus und empfing in seinem Officium dann auch schon den nächsten Bittsteller, der sich über die mangelnde Pflege des Kaiserkultes in der Provinz beschweren wollte. Witjon seufzte leicht und stellte sich auf eine lange Diskussion ein, die sich am Ende wirklich eine geschlagene Stunde hinzog. Bei Feierabend freute er sich nur noch auf das gemütliche Abendessen im Kreise seiner Familie und auf ein schmackhaftes Bier am Kaminfeuer.


    Prudentia Callista:


    Es war alles in Ordnung? Callista riss ungläubig die Augen auf, sagte jedoch nichts. Konnte nichts sagen. Sie wollte Elfleda gerne Glauben schenken, doch ihr Gefühl strafte die Worte der Geburtshelferin Lügen. Denn Callista fühlte sich müde. Nicht einfach so müde, nicht erschöpft. Nein, sie fühlte sich Lebensmüde. Sie konnte nicht mehr, wollte nicht mehr. Diese Geburt raubte ihr das letzte Bisschen Kraft, das sie noch besaß nach der andauernden Krankheit und Schwäche während des Winters. Es war zum Verzweifeln, wirklich! Langsam drohte Callista immer wieder abzudriften, während sich schwarze Räner um ihr Sichtfeld bildeten. War das etwa schon das Ende? Aber nein, da war wieder Elfleda. Angestrengt blinzelte sie, konzentrierte sich voll und ganz auf die Worte der Mattiakerin. Alles in Ordnung. Sie würde Kräuter holen. Gut, sollte sie nur machen, hauptsache es half irgendetwas.
    Alles in Ordnung, es war nur die Fruchtblase. Gut, ja das war wirklich gut. Endlich würde das Kind wieder vernünftig herausgeschoben werden. Vielleicht tat es dann ja auch nicht mehr so..."AAAAAARGH! UUUUUUUUAAAH!" kreischte die Prudentia schmerzerfüllt, als nach einigen Minuten wieder eine Wehe einsetzte. Alles in Ordnung, jetzt dauert es nicht mehr lange. Diese Worte versuchte die Gebärende sich immer wieder einzubläuen. Sie musste es schaffen, musste überleben. Oder zumindest das Kind gesund gebären. Lanthilda wischte mit einem kühlen Lappen den Schweiß von ihrer Stirn und ihrem Bauch und riss dann die Fenster auf, um frische Luft hereinzulassen.


    Es dauert noch geschlagene zwei Stunde, bis das Beinah-Geborene in der richtigen Position war, um lebendig den Mutterleib zu verlassen. Den Kopf konnte man bereits sehen und Callista hatte sich auch weit genug geöffnet, um es herauszulassen. Das Kind würde es womöglich überstehen. Doch um die Mutter stand es schlecht. Die junge Prudentia war nie eine sonderlich starke Frau gewesen. Immer hatte sie sich in ihr Schicksal gefügt, sowohl geistig als auch körperlich. Sie hatte sich in den Haushalt der Duccii integriert, hatte das Germanische ansatzweise erlernt und sich den hier üblichen Sitten angepasst. Doch letzten Endes hatte all das nichts genützt. Ihr Körper war schwach, weich, einer so krassen Anstrengung wie dieser nicht gewachsen. Und nun bekam sie die Quittung für ihren Kinderwunsch.
    Callista schrie jetzt lauthals, auch wenn das eher schwach klang im Vergleich zu Elfleda bei deren erster Geburt. Sie wollte nicht mehr. Nur noch das hier überstehen, dann wäre sie erlöst. Bitte, ihr Götter, bringt es zu Ende. Sie sollten die junge Frau befreien aus diesen Qualen. Ein weiteres schmerzerfülltes Stöhnen trieb das Spiel dem Finale entgegen. Das Neugeborene war schon beinahe zur Gänze aus ihr heraus. Noch ein, zwei Mal pressen, dann wäre es geschafft...


    Mit einem erleichterten Aufschrei presste Prudentia Callista das Kind aus ihrem Körper. Es ist vollbracht, dachte sie mit zur Decke gerichtetem Blick, als sie nach Luft schnappte. Ihre Fingernägel waren in die Bettdecke gekrallt, ihr Körper jedoch war schlapp auf die Matratze gefallen. So lag sie unbewegt da, unfähig den Blick zu heben. War das Kind wohlauf? Sie hörte kein Schreien? War es eine Totgeburt? Die Götter mochte ihr beistehen. Wenigstens ihr Neugeborenes sollte leben! Doch Callistas Kräfte schwanden, der schwarze Rahmen um ihr Sichtfeld zog sich enger zusammen, Schwindel drohte sie zu übermannen. Eine Leise Bitte entwich ihren Bitten. "El...da....Kind....lebt?"

    Zitat

    Original von Elfleda
    “Das Kind senkt sich nicht genug. Das wird noch lang dauern. Und sie öffnet sich nicht richtig.“ Und die Fruchtblase machte auch keine Anstalten, platzen zu wollen. “Was meinst du, wie lang hält sie durch?“


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    Lanthilda:


    Die Haushaltshilfe flüsterte ebenso leise wie die Mattiakerin. Besorgt schaute sie dabei drein, denn ein gutes Gefühl hatte sie nicht. "Um ehrlich zu sein..." Bedauernd verzog Lanthilda den Mund. "Sie ist zu schwach. Das schafft sie nicht."



    Prudentia Callista:


    Die Römerin hatte Schmerzen. Unglaubliche Schmerzen. Und sie fühlte sich so unglaublich schwach. Jede Wehe rang ihr mehr Kraft ab, als sie eigentlich aufbringen konnte. Sie tat ihr Bestes das Kind zur Welt zu bringen, doch es schien nicht herauskommen zu wollen. Hilfesuchend suchte ihr Blick nach Elfleda, die ihren Sorgen hoffentlich Linderung verschaffen konnte. "El....Elfelda," keuchte Callista, nachdem sie eine weitere Wehe überstanden hatte. "Was ist los? Ich...stimmt etwas nicht?" Schweiß stand ihr auf der Stirn und ihre Haut war schon ganz blass. Callista ging es mehr als dreckig und sie hatte bereits den Punkt erreicht, an dem sie die Hoffnung für sich selbst schon aufgegeben hatte. Hoffentlich würde wenigstens ihr Kind diese Tortur überstehen!


    Doch gerade, als die Mattiakerin zu einer Antwort ansetzen wollte, erfasste Callista erneut eine Wehe. Und diese war besonders schmerzhaft. Die Prudentia rang nach Luft und presste so stark so konnte. Und dann - endlich! - tat sich etwas. Die Wehe ging vorüber und ein Schwall Flüssigkeit ergoss sich auf die Laken in Callistas Schritt. Die werdende Mutter schnappte nach Luft. "Was...was war das?" Mit schreckgeweiteten Augen starrte sie die Frauen an, versuchte zu ergründen was sich gerade getan hatte. War etwas schief gelaufen? Verblutete sie? Sie konnte ja nicht ahnen - unwissend wie sie war -, dass ihre Fruchtblase soeben geplatzt war.


    ~~~~~~~~~~~~~


    "Nicht aufbauen?" platzte Witjon heraus, der einem überspannten Bogen glich. Innerlich bebte er bereits, was sich an seinem Körper bisher nur durch manche hektische Bewegung gezeigt hatte. "Also...klingt ganz sinnvoll. Vielleicht sollten wir uns wirklich wieder auf Marktstände und direkte Käuferwerbung während der Markttage konzentrieren." Allerdings interessierte ihn das gerade doch nur nebensächlich. Witjon zuckte also die Schultern und trank weiter seinen Met. Kurz zuckte er zusammen, als ein weiterer Schrei aus der oberen Etage zu hören war, da lenkte Lando schon wieder ab. "Hm? Lanthilda? Nä," schüttelte Witjon erstaunt den Kopf. "Seit wann das denn? Kriege ich hier gar nichts mehr mit?" Er zog die Stirn kraus und ließ sich bereitwillig von der schmerzhaften Prozedur oben ablenken. "Wie heißt er, wer ist er, und was macht er?"

    Er musste lachen, als Ragin auf Witjons Scherz einstieg und den Wetterfrosch mimte. Die nachfolgende Beteuerung überzeugte ihn zwar immer noch nicht ganz, genügte jedoch um momentane Zweifel oder Sorgen zu zerstreuen. "Na gut," winkte er daher ab und wandte sich zum gehen. "Dann mal viel Spaß beim Aufräumen. Man sieht sich nachher beim Essen." Er ging zur Tür und hatte diese bereits geöffnet, als ihm noch eine Stichelei einfiel. "Und mach hier lieber zügig klar Schiff, bevor Albin oder Sveija das sehen. Sonst gibt's versohlten Hintern." Er grinste hämisch und klopfte zum Abschied kurz auf den Türrahmen. Dann verließ er Ragins Zimmer und schlug die Richtung ein, die ihn an sein eigentliches Ziel führen würde: Das Arbeitszimmer.

    "Bitte?!" frage Witjon ungläubig, als Hungaricus ihn nach den uralten Sendedaten der Briefe fragte. "Öh..." machte er, schnappte sich eins der Schreiben und überzeugte sich selbst von den Daten. "Uff, das...die hat Valgiso mir doch eben erst 'reingegeben," stellte er verblüfft und zugleich erschrocken fest. "Da scheint geschludert worden zu sein. Ich bitte um Verzeihung Vinicius, das darf nicht vorkommen. Ich werde meine Scribae gleich dazu befragen." Er machte eine erste Miene und ärgerte sich innerlich bereits ganz ordentlich über die Verschlafenheit seiner Abteilung. Schon wieder so eine peinliche Sache, die ausgerechnet ihm passierte!

    Sisenna Caeparius Gracilis:


    "Eine Lösung wird sich schon finden," versuchte Witjon die peinliche Situation schnell zu entschärfen, während der Magistratus nur den Mund öffnete, ohne etwas herauszubringen. Er hatte offenbar auf das spendable Wesen des Statthalters gehofft und war damit vor die Wand gerannt. Witjon jedenfalls ging lieber direkt auf die nächsten Worte seines Vorgesetzten ein. "Die Sitzung findet an den ANTE DIEM XV KAL MAR DCCCLX A.U.C. (15.2.2010/107 n.Chr.) statt."


    Sim-Off:

    Okay, ich bin selbst dran schuld, aber das zieht sich hier schon viel zu lange hin. Wollen wir zum Ende kommen?


    Prudentia Callista:


    Während Elfleda im Haus herumstromerte und alles vorbereitete, war Callista mit ihrem Leid allein. Noch überkamen sie die Wehen unregelmäßig und nur für kurze Augenblicke. Das Kind wurde noch in die richtige Position gebracht, bevor die echte harte Arbeit losging. Unendlich wollte ihr das Verrinnen der Zeit erscheinen, bis die Germanin wiederkam. Diesmal hatte sie jedoch Verstärkung mitgebracht, über die Callista sehr froh war. Marga war da und Lanthilda ebenfalls und alle sorgten sich um sie. Die Prudentia entrang sich ein gequältes Lächeln und nickte, als die Bedienstete der Familie ermutigend auf sie einredete. War sie wirklich stark genug? Schmerzerfülltes Stöhnen zerriss ihre Gedanken, als die Wehen erneut einsetzten.
    "Danke, dass ihr da seid," sagte sie leise, als der Schmerz vergangen war. Und dann hieß es warten. Die Wehen kamen wieder und wieder und Callista litt, während die fleißigen Helfer unter Elfledas Leitung alles für das Wohl der werdenden Mutter und des Kindes im Speziellen taten.


    ~~~~~~~~~~~~~


    Ob er für das Gelingen der Geburt geopfert hatte?! "Selbstverständlich habe ich das!" erklärte Witjon nur gereizt und klang dabei feindlicher, als er beabsichtigte. Er war doch kein Narr. Nicht nur hatte er schon vor Monaten sein erstes Opfer in dieser Angelegenheit getätigt. Nein, er hatte auch viele Male später Frigg geopfert und auch Callistas Ahnenfigurinen, die sie Laren nannte und als ihre Schutzgötter verehrte. Jedenfalls wischte er etwaige patzige Reaktionen seines Vetters auf seine eigene Patzigkeit mit einer wegwerfenden Handbewegung weg und trank lieber noch einen Schluck Met. Er dachte über Landos Worte nach. In seinem Zimmer oben spielte sich wahrlich ein Drama ab, das wusste er wohl. Doch auch in ihm selbst wirbelte es kräftig. Sein Kopf spielte fröhlich Kreisel, während seine Gedärme im Reigen zu tanzen schienen. Wie gut, dass es Alkohol gab, der wenigstens den Anschein der Beruhigung weckte.
    Dann folgte er unschlüssig dem Blick seines Vetters und hörte mit halbem Ohr weiter zu, während das andere immer wieder zur Treppe hin horchte. "Hm? Ja, richtig." Witjon schmunzelte, als er den Scherz in Landos letztem Satz registrierte und schaute nachdenklich auf seinen Becher. "Wird langsam Zeit, dass Nachwuchs kommt. Die Sippe kann ja nicht ewig aus halbstarken Heranwachsenden und den Urgesteinen alter Zeiten bestehen." Er hob nun wieder den Kopf und warf seinem Sitznachbarn mit halb grinsend verzogenen Lippen einen Seitenblick zu. "Irgendwer muss ja mal loslegen."

    Draußen schien die Sonne an diesem milden Märztag. Die Fenster und Türen der Officien standen offen und so marschierte Witjon schnurstracks von seinem Arbeitszimmer in das seines Vorgesetzten herein, die Papyri und Tabulae unter dem Arm, die Valgiso soeben bei ihm abgegeben hatte. "Vinicius, du hast Post." Während er aufzählte, legte er dem Statthalter die Schreiben sorgfältig der Reihe nach auf seinen Schreibtisch. "Die Kanzlei schreibt, es geht um das Kommando der Ala. Die kümmern sich wohl drum. Dann hier einige Briefe von deinen Klienten aus Rom und Hispania. Ach und der Decemvir litibus iucandis Octavius hat bestätigt, dass du dein Erbe noch annehmen kannst."



    Legatus Augusti pro praetore
    Provincia Germania
    Marcus Vinicius Hungaricus

    Regia Legati Augusti
    Mogontiacum
    Provincia Germania



    G. POMPEIUS IMPERIOSUS PRIMICERIUS AB EPISTULIS
    LEGATO AUGUSTI pro PRAETORE VINICIO HUNGARICO S.D.


    Salve Legatus, ich schreibe dir im Auftrag des Procurator ab Epistulis Lucius Iunius Silanus.
    Der Procurator lässt dir ausrichten das ein Nachfolger für den Posten des Kommandanten der Ala II Numidia, Artorius Reatinus ein Tribun der Legio I, bereits am ANTE DIEM IV KAL DEC DCCCLIX A.U.C. (28.11.2009/106 n.Chr.) über seine Versetzung informiert wurde. Dementsprechend sollte sich der Tribun bereits auf dem Weg nach Germanien befinden und in Kürze eintreffen.
    Für den Fall das eventuell das Schreiben verloren gegangen sein könnte entsendet die Kanzlei zeitgleich mit diesem Brief noch einen Boten an die Legio I um den Verbleib des Tribunus zu klären.


    Im Auftrag des Procurator ab Epistulis


    Gaius Pompeius Imperiosus
    ~~Primicerius ab Epistulis der Admistratio Imperatoris~~


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    Ad
    Marcus Vinicius Hungaricus
    regia legati Augusti in Mogontiacum
    GERMANIA



    pontifex M. Aurelius Corvinus M. Vinicio Hungarico s.d.


    Gruß und Segen aus der urbs aeterna sende ich dir, patronus. Wie ich hörte, befandest du dich auf einer Inspektionsreise durch Germania. Ich hoffe, du bist inzwischen wohlbehalten wieder zurück und hast keinen Grund zur Klage. Ich lege dir eine Ausgabe der Acta bei, die dich sicherlich vor den üblichen Abschriften erreichen wird, und will dir ein paar Neuigkeiten berichten, über die du nicht in der Acta lesen kannst.


    Über den Kaiser hört man letztens kaum noch etwas. Genauso allerdings von Vescularius. Ich frage mich, ob dies die Ruhe vor dem Sturm darstellt und worauf wir uns gefasst machen müssen. Der Acta kannst du entnehmen, dass es darüber hinaus letztens viele Ernennungen am Kaiserhof gegeben hat. Die Kanzlei ist so voll besetzt wie nie. Wenn du mich fragst, schart Aelius Quarto Verbündete um sich. Es geht gar das Gerücht, dass es ein Treffen mit den Flaviern gegeben hat. Zweck und Absicht sind mir allerdings noch unklar. Ich vermute, dass es um die Beilegung des alten Streites des Exils wegen geht. Ich werde beobachten, wie sich die Dinge weiter entwickeln, und dir dann berichten.


    Mein Mündel Laevina hat inzwischen Tiberius Durus geehelicht, und zwei weitere Verbindungen zum Hause Tiberia stehen an. Manius Orestes hat auf der Hochzeitsfeier seine sponsalia mit Tiberia Arvinia bekannt gegeben, und mein Neffe Ursus, der inzwischen einen Sitz im Senat hält, plant, Tiberia Septima zu heiraten. Auch wenn ich vermute, dass deine Pflichten dich abhalten werden, so bist du doch bereits jetzt recht herzlich zu den Feierlichkeiten eingeladen.


    Mein anderer Neffe, Tiberius Avianus, wird in Kürze seine Amtszeit als quaestor consulum abgeschlossen haben. Für die kommenden Wahlen gedenke ich selbst, erneut zum Ädil zu kandidieren. Meine krankheitsbedingte, lückenbehaftete letzte Amtszeit war wenig befriedigend, sowohl für Rom als auch für mich selbst. Daher halte ich diesen Schritt für richtig. Gemeinsam mit mir will auch mein Verwandter Publius Imbrex kandidieren, allerdings zum vigintivir. Ich bitte dich, ihn nach Kräften zu unterstützen. Trotz seiner jungen Jahre zeigt er doch ein unerschütterliches Selbstvertrauen und eine Entschlossenheit und Zielstrebigkeit, die honoriert werden sollte. Ein Verwandter meiner Frau Celerina will ebenfalls kandidieren. Sein Name ist Flavius Piso, und ich habe auch ihn als sehr selbstbewusst und engagiert kennen gelernt. Beide Männer möchten übrigens Eintritt in ein stadtrömisches Priestercollegium finden und beweisen damit nochmals soziales Engagement. Ich bitte dich, auch ihn zu unterstützen.


    Doch nun genug von mir. Wie ergeht es dir und deiner Frau im kalten Germanien? Sicher habt ihr viel Schnee in diesem Jahr. Ich hoffe, dass sich wenigstens die Aufstände an den Grenzen des Reiches in Grenzen halten. Dein Klient Duccius Vala war übrigens kürzlich bei mir. Ich überlege derzeit, ihn nicht als scriba einzustellen. Nun denn, hast du Anweisungen oder Aufträge für mich? Dann will ich ihnen gern nachkommen. Die Götter mögen über dich und deine Familie wachen und euch ein gutes Jahr bescheren.


    Vale bene.


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    - senator et pontifex -




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    ROMA, KAL IAN DCCCLX A.U.C. (1.1.2010/107 n.Chr.




    Legatus Augusti Pro Praetore Marcus Vinicius Hungaricus,
    Regia Legati Augusti,
    Mogontiacum,
    Provincia Germania


    Mein lieber Patron!


    Wie ist der Winter im kalten Germania? Hat es schon geschneit? Ist der Rhenus zugefroren? Ich kann es mir gar nicht vorstellen, hier in Tarraco regnet es nur ab und zu und das Meer ist etwas zu kalt zum baden. Ansonsten ist es ein gewöhnlicher hispanischer Winter.


    Auch sonst tut sich nicht sonderlich viel in Hispania und das wortwörtlich. Dein Nachfolger ist leider ein ziemlich unfähiger Mensch, er ist völlig überfordert mit der Verwaltung seiner Provinz. Zum Glück organisiert sich der Geldadel Tarracos seine eigenen Vergnügen und ist nicht auf öffentliche Feste angewiesen. Sogar für die Feiertage braucht es manchmal schon einen Gönner, sonst müssten auch noch die Götter auf ihre Opfer warten, von den einfachen Leuten mal ganz abgesehen! Und dabei ist Sextius Magius Lateranus angeblich ständig in der Provinz unterwegs, um Steuern einzutreiben. Mit seiner Popularität steht es trotzdem nicht zum Besten. Gerüchten nach werden in Ebora die Verbrecher schon ohne Verhandlung verurteilt, weil die Beamten es dort leid sind, auf die Rechtsprechung des Proconsuls zu warten. Ach, früher war alles besser, als du noch hier warst!


    Wie geht es deiner Familie? Ich hoffe doch, nur gut! Unser Caius ist schon ein richtiges Energiebündel und hält meine Sklaven den ganzen Tag auf Trab. Dafür hat er es mit dem Lernen nicht so. Ich fürchte, er wird mal nach seinen Decima-Onkels schlagen und zum Militär wollen. Zum Glück habe ich noch eine Weile Zeit, ihm das auszureden!


    Beste Grüße auch an deine Familie!


    Deine treue Klientin,
    Decima Lucilla


    Ad M. Vinicius Hungaricus
    Mogontiacum


    Sp. Purgitius Macer s.d.


    Es ist lange her, dass ich Germania mit eigenen Augen gesehen habe und ich hoffe, es geht dir gut dort und du kannst die Amtsgeschäfte souverän führen. In Rom hört man wenig aus Germania, was wohl ein gutes Zeichen sein wird, denn dies trifft keineswegs auf alle Provinzen zu und dies wiederum ist der Grund, weshalb ich dir schreibe. Nachdem mehrere Statthalter gegenüber dem Senat und dem Kaiser klagten, dass die zu verwaltenden Gebiete zu groß seien und sie mehr Personal zu ihrer Unterstützung bräuchten, hat der Senat eine Inquisitio beschlossen, um der Ursache für diese Klagen auf den Grund zu gehen. Es sollen Zahlen und Fakten gesammelt werden, welcher Aufwand bei der Verwaltung einer Provinz entsteht und ob durch die Reform, die der vergöttlichte Iulianus seinerzeit durchgeführt hat, tatsächlich positive Effekte erreicht worden, oder ob eben jene Reform die Ursache der heutigen Klagen ist.


    Der Vorsitz der Inquisitio fiel mir zu und deshalb schreibe ich dir nicht nur aus persönlichem Interesse, sondern als offizieller Vertreter des Senates. Was kannst du mir über die Verwaltung Germanias sagen? Ist das Gebiet gut zu bereisen, gut zu verwalten? Hast du Alpen und Nordmeer schon beide selber gesehen? Werden die Steuern überall pünktlich eingetrieben und weist du, was die Legionen derzeit tun? Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass der Rhenus ein ewig langer Fluss ist, wenn man ihn von der Quelle bis ztu Mündung bereisen will, Belgica ein weites Gebiet ist, wenn man wie ich damals eine Rundreise macht, um die Städte kennen zu lernen und ich muss auch zugeben, dass ich Raetia damals weitgehend ignorieren musste und nur selten einen Fuß in diese Regio gesetzt habe. Sind deine Erfahrungen ähnlich?


    In Rom wurden gerade die neuen Magistrate vereidigt, auch dein Klient Aurelius Corvinus als Aedil war darunter. Ich hoffe, dass er mir mit seinem Wissen als Auctor der Acta Diurna ebenfalls beim Zusammentragen der Daten für die Inquisitio behilflich ist. Tiberius Durus hat seine Amtszeit nun beendet und von seiner umfangreichen Rechtsreform hast du sicher schon einiges mitbekommen. Es sind keine kleinen Fußstapfen, die er seinem Nachfolger hinterlässt. Der Kaiser hält sich zur Genesung noch immer in Misenum auf, aber es scheinen ihn in Rom auch nur wenige ernstlich zu vermissen. Sein Praefectus Urbi hat zwar einige große Kritiker, aber er scheint die Amtsgeschäfte ordentlich zu führen, soweit es nicht ohnehin die kaiserliche Kanzlei tut.


    Der Winter geht hier langsam zu Ende, aber ich weiß ja noch, dass er in Germania zuweilen länger dauert. Mögen es die Götter bei euch nicht zu kalt bleiben lassen.


    Sp. Purgitius Macer


    Ad
    Marcus Vinicius Hungaricus, Legatus Augusti pro Praetore
    Mogontiacum,
    Provincia Germania




    Salve Senator Vinicius Hungaricus,


    Aufgrund deiner Situation im winterlichen Germania, ist es durchaus möglich dich noch als Erben einzutragen. Da der Fall noch nicht abgeschlossen war, darf ich dir nun zu deinem Erbe gratulieren. Allerdings musst du mit deinem Bruder Senator Lucianus teilen.



    Mit freundlichsten Grüßen aus dem warmen Italia,




    Faustus Octavius Macer



    Zitat

    Original von Valgiso
    "Ich mach es mal wie Lucius Celeripes. Der sagt immer: 'Tach, Post' ... "


    "Das wären epistulae von M. Aurelius Corvinus F. Octavius Macer Decima Lucilla G. Pompeius Imperiosus ...nochmal F. Octavius Macer und eine tabula von Sp. Purgitius Macer"


    Mit einem amüsierten Grinsen nahm der Magister Officiorum die Schreiben entgegen und sortierte sofort aus. "Aurelius...Klient. Octavius...Erbschaft. Decima...Klientin. Nochmal Octavius...Erbschaft. Purgitius...hm, wohl auch persönlich." Er überflog die Zeilen des Octaviers und legte dann das veraltete Schriftstück zur Seite. "Sehr gut. Das gebe ich dann mal so weiter. Danke." Damit erhob er sich auch schon und klaubte die Papyri und Wachstafeln zusammen, um sie dem Vinicius in seinen Arbeitsraum zu bringen.

    "Herein!" erklang es von drinnen, wo Witjon gerade an seinem Beistelltischchen mit einem Becher und einer Karaffe voll Bier hantierte. Er schüttete sich etwas ein, stellte den Becher jedoch ohne zu trinken auf seinem Schreibtisch ab. "Valgiso, du brauchst nicht vor der Tür zu warten. Jeder andere, aber mein Scriba darf auch ohne Klopfen eintreten." Er zwinkerte seinem Angestellten freundlich tadelnd zu, um daraufhin aufmerksam zuzuhören. "Bittesehr, was hast du für mich?" Mit der Frage ging für Witjon die Antwort bereits einher, als sein Blick auf die Schreiben in Valgisos Fingern fiel.

    Skeptisch beäugte Witjon den Disput zwischen seinen Vettern und Tudicius Pudens. Ragin mischte sich zwar teilweise etwas unverschämt in das Gespräch ein, brachte jedoch immer gut durchdachte Anmerkungen oder Zweifel ein. Während der Diskussion betrat der Legatus Vinicius den Saal. Witjon grüßte ihn mit einem stummen Nicken und schickte dann einen Scriba zu diesem, der einen kurzen Abriss über die Geschehnisse geben würde.
    "Legatus, viel ist dir noch nicht entgangen. Neuaufnahmen in den Ordo wurden besprochen. Jetzt geht es um Vorbereitungen auf die Zeit der Eisschmelze. Tudicius Pudens setzt sich dabei besonders für die betroffene Landbevölkerung ein."
    Lando lieferte letztendlich einen Beitrag zur Entschärfung der sich aufheizenden Lage und lenkte bereitwillig in die Forderungen des Tudicius ein. Überrascht war er über den Vorschlag, die Stadtpatrone einzubeziehen. Daran hatte er gar nicht mehr gedacht. Ragin schien sich damit wohl auch zufrieden zu geben, ebenso wie die Duumvirn. Ganz davon abgesehen, dass es wohl aufgrund der Anwesenheit des Legatus keine sonderlichen Protestschreie oder neuerliches Murren gab.


    Witjon stimmte zufrieden ab:


    Arbeitskräfte für die Bauern: :dafuer:


    Instandsetzung des Hafens: :dafuer:

    "Vielleicht kann dein Bein uns ja demnächst das Wetter prophezeien," schmunzelte Witjon vergnüglich. Er bemerkte allerdings auch die Unsicherheit in Ragins Worten und, dass da wohl etwas nicht stimmte. "Hm," machte er mit skeptischem Gesichtsausdruck. Er verschränkte die Arme und zog die Augenbrauen zusammen. "Sicher, dass alles im Lot ist?" Wie hätte er auch ahnen können, dass man von so einem Sturz Angst vor Pferden bekommen könnte? Witjon war zwar als Junge oft genug gefallen, aber zum Glück nie so schlimm wie sein junger Vetter hier.