Beiträge von Numerius Duccius Marsus

    "Roma, Baiae, Cremona, Alexandria gar!", wiederholte Witjon schwärmerisch die genannten Stadtnamen. Beeindruckt zog schürzte er die Lippen. "Flavius, man kann dir deine Wohnorte und Reisen wahrlich neiden. Sofern man die wärmeren Gefilde des Reiches schätzt, freilich." Das sagte er ohne Spott. "Ich selbst war niemals außerhalb Germania Superiors", bekannte Witjon sodann.


    "Mein Bruder war auch fasziniert vom Exercitus. Er ist schließlich sogar Praetorianer geworden", entgegnete Witjon auf die Erläuterungen des Flaviers zur Militärhistorie seiner Familie. "Womit ich selbstredend nicht den Vergleich ziehen will zu den militärischen Ehren, die die Flavii zweifellos bereits erlangt haben. Immerhin ist beispielweise der Name Flavius Felix sogar in dieser nördlichen Provinz gut bekannt und berühmt. Es ist wahrlich eine große Tugend, sich in den Dienst des Heeres zu stellen und somit gleichsam der Res Publica Dienst zu leisten." Witjon bekam das Gefühl, dass er bei diesem jungen Mann mit Schmeicheleien Boden gewinnen konnte, weshalb er sich entsprechend äußerte.


    "Da wären wir", erklärte er, als sie auf dem Vorplatz des Gestüts angelangt waren. "He, Pepino!", rief Witjon einen der Stallburschen. "Hol Leif her!" Der Stallbursche nickte und rannte los. Witjon wies derweil auf eine eingezäunte Weide, auf der fünf Hengste standen. "Dies dort, werter Flavius, sind einige unserer besten Tiere. Diese Hengste sind ausdauernd, gut zugeritten und können mit Kampflärm und Feuer umgehen. Sie schrecken nicht gleich zusammen und gehen durch, wenn es unbequem wird." Er trat an den Zaun heran. "Hättest du gern ein Tier von ruhigem Gemüt? Oder darf dein Pferd auch etwas temperamentvoller sein?"

    Wohl wenig überraschend muss ich mir für die letzten Wochen eine gewisse Schreibmüdigkeit diagnostizieren. Neben gutem Wetter und beruflichen Zeitfressern kam noch die Tour de France hinzu, die mich doch momentan vom IR stark ablenkt. Ich versuche mich nunmehr etwas zu disziplinieren und mir zwischendurch etwas Zeit und Motivation für kreative Schreibtätigkeit zu nehmen. Tut mir leid für alle, die warten mussten.

    Witjon grinste ebenfalls. "Hr hr hr, Quintus. Duccius. Firmus.", sagte er mit kurzen Pausen zwischen den Namensbestandteilen, so als male er sich im Geiste bereits die erste ernsthafte Schelte aus. Er nickte belustigt. "Joa, das passt." Amüsiert sah er seine Frau an, die im Schimpfen schon einige Übung hatte, leider gelegentlich auch mit ihm. Natürlich nie zu Recht.


    Octavenas Erstaunen über sein Angebot amüsierte Witjon ebenfalls. Er war ja stets für Scherze zu haben, aber noch mehr genoss er es, wenn er seine Frau ernsthaft überraschen konnte. "Ja, wirklich", bekräftigte er deshalb auf ihre Nachfrage. "Natürlich kannst du dich dafür entscheiden, einen Namen aus der Familie auszuwählen. Und völlig abwegige Namen werde ich dir im Zweifel wortreich ausreden." Witjon zwinkerte Octavena fröhlich zu. "Aber da du meinen Vorschlag für den lateinischen Namen bereits ohne Widerspruch übernommen hast, dachte ich mir, du möchtest vielleicht auch etwas beitragen. Und da mein Erstgeborener bereits den Namen meines Großvaters trägt, schadet ein wenig Kreativität beim zweiten Sohn wohl nicht." Er zuckte mit den Schultern. Anders als beispielsweise der alte Albin war Witjon nicht so rigoros, was die Einhaltung von Familientraditionen anging. Das hatte er ja schon bei seiner ersten römisch-germanischen Hochzeit gezeigt und mit der zweiten ähnlichen Heirat fortgesetzt. In Sachen Namensgebung wollte er da keine Ausnahmen machen. "Du kannst dich ja zum Beispiel in anderen Familienzweigen umsehen, ob dir dort ein schöner Name ins Auge springt." Das schlug Witjon vor, da er annahm, dass Octavena wohl nicht so viele germanische Namen kannte wie er. Und beeinflussen wollte er sie nicht, indem er ihr solche nannte, die er schön fand.

    Ich könnte einem Accountwechsler wohl einiges abgewinnen. Momentan benutze ich neben Firefox für meine Haupt-ID noch Seamonkey für andere IDs, weil man da einen Profilwechsler nutzen kann. Komfortabler wäre natürlich, nur noch Firefox benutzen zu müssen.

    http://www.kulueke.net/pics/ir…ia/villa_weiden_klein.pngWitjon nickte verstehend. Natürlich, ein Tier, welches zuverlässigen und bequemen Transport garantierte. Wenn er sich allerdings die Figur des Flavier so ansah, konnte er sich nicht vorstellen, dass diesem das Reiten insgesamt eine Bequemlichkeit sein konnte. Dennoch, der Flavier war Kunde. Insofern war dessen Wunsch Witjon Befehl. Wenig Verständnis hätte er freilich für die Überlegungen zu Stand und Geschlecht. Es wäre Witjon niemals eingefallen, sich einem Patrizier anzubiedern. Vielmehr nutzte er seit jeher jede erdenkliche Möglichkeit, ganz alltägliche Geschäfte im Gestüt zu erledigen, um auch einmal Abwechslung von der Schreib-und-Lese-Tätigkeit in der Provinzverwaltung zu bekommen. Aber da Witjon Gedanken nicht lesen konnte, wies er dem Flavius einfach den Weg zurück auf den Hauptweg zur Villa, während er sagte: "Wenn du mich zu den Weiden begleiten würdest?" Ihm schwebten bereits zwei verschiedene Tiere vor, die gut zum Flavier passen könnten.


    Er führte also Gracchus Minor auf den Weg am Haupttor der Villa vorbei auf das Gestüt und die Weiden zu. Kurz dachte er über die Empfehlung nach. Iulius Licinus war offenbar ein zuverlässiger Freund der duccischen Pferdezucht. Soweit Witjon wusste, hatte der Iulius ein ganz gutes Verhältnis zu Vala.
    "Ich nehme an du bist zum ersten Mal in Mogontiacum?", fragte Witjon den Flavier. Soweit er sich erinnern konnte, hatte er in den letzten Jahren nicht von dem Aufenthalt eines jungen Flaviers in der Stadt gehört. Da es sich um einen Patrizier handelte, bekam man so etwas ja gemeinhin mit. "Darf ich fragen wie es kommt, dass du als Patricius das Tribunat absolvierst?"

    Witjon staunte nicht schlecht, als der Centurio mit der verletzten Seherin über die Türschwelle trat. Unerwartet erschien Runa im Laden und übernahm die Kontrolle über die Situation. Gleich begann sie den Tiberius herumzukommendieren. "Äh...", machte Witjon konsterniert. Wo kam Runa denn so schnell her? Er schritt jedenfalls nicht ein, während Runa dafür sorgte, dass Luna versorgt wurde. Da Runa nun auch den Namen des Centurios aussprach, fiel es Witjon wie Schuppen von den Augen. Natürlich, die öffentliche Auspeitschung! Stirnrunzelnd betrachtete Witjon, wie der Tiberier sich stammelnd von Runa herumscheuchen ließ. Er schloss die Tür und wusste dann nicht so recht wohin mit sich selbst. Alpina hatte sich nun auch dem Centurio zugewandt.


    "Äh, ich glaube.... ich gehe dann besser", bemerkte Witjon und sah dann etwas unschlüssig drein. Das Ringelblumenöl! Er konnte ja nicht mit leeren Händen nach Hause gehen. Also ging er zurück zur Ladentheke und zückte seinen Geldbeutel. "Alpina, ähm, was bekommst du also für das Öl?" Da der Centurio Alpina offensichtlich einfach ignorierte, nutzte Witjon die Chance um sich aus dem Staub zu machen. Mit dieser Seherin wollte er nichts zu schaffen haben.

    Neugierig warf Witjon einen Blick auf Albin, der einen jungen Mann im Schlepptau hatte. Der Fremde machte einen unsicheren Eindruck in seiner Gangart, schien er doch stets vorsichtig einen Schritt vor den anderen zu setzen. Hinzu kam eine gewisse Leibesfülle, die seiner Erscheinung nicht gerade zuträglich war. Da Albin den Fremden allerdings als laticlavischen Tribun vorstellte, dazu noch als Abkömmling der Flavii, gemahnte Witjon sich zu respektvoller Höflichkeit. Er unterbrach die Besprechung mit seinem Sekretär, der ebenfalls neugierig die Vorstellung des Fremden verfolgte.


    "Salve Tribunus Flavius", erwiderte Witjon die Begrüßung des Jüngeren. "Ich bin Numerius Duccius Marsus, Procurator Rationis Privatae Germaniae Superioris, Herr dieses Landguts und Oberhaupt der Duccier in Mogontiacum. Und dies ist mein Secretarius Marcus Caesius Tucca." Ob des Salutierens zog er verwundert die Augenbrauen hoch, was sein Gegenüber freilich wegen des Augendefekts in seiner Miene nicht erkennen konnte. So wenig ein Mensch die Gedanken eines anderen kennen kann, so wenig kannte Witjon allerdings die körperlichen Defizite des Flaviers. So fuhr er schlicht fort.


    "Für den Erwerb eines Reittieres bist du bei mir genau richtig. Ich gehe davon aus, dass du ein Pferd benötigst, das den Anforderungen des Dienstes in der Legion genügt. Nun, Mars liebt dich, denn unsere Pferde sind ausdauernd und kräftig und werde in jungen Jahren geschult mit Lärm und starker Belastung umzugehen." So rühmte Witjon zunächst einmal die begehrte Ware, wie es ein jeder Kaufmann zu tun pflegte. Der Ruf des duccischen Gestüts reichte bekanntlich weit über die Provinzgrenzen hinaus. Witjon hielt es für seine geschäftsmäßige Pflicht, jeden potenziellen Käufer stets an die Qualität duccischer Pferde zu erinnern.


    "Bist du auf eine bestimmte Empfehlung hier?", fragte er abschließend. Man musste ja auch ein bisschen Kundenforschung betreiben.

    Achso. Na, ich will niemandem irgendwas aufdrängen. Für die Chronik ist ja der Quaestor zuständig. Da ist es auch nicht schlimm, wenn das mal liegenbleibt und der nächste gewählte Amtsträger was zu tun bekommt.


    Selbiges gilt für die Erbschaften. Es hat bisher noch immer so funktioniert, dass die Erbschaften bis zur Wahl des nächsten Vigintivirs liegen bleiben und dann erst bearbeitet werden. Manchmal findet sich ein Freiwilliger zwischendurch, aber dazu musst du dich jetzt nicht verplfichtet fühlen.


    Alles, was mit einer kleinen Eintragung schnell erledigt ist, bedarf momentan eigentlich keiner Hilfe. Es gibt keinen Tag, an dem nicht wenigstens ein Spielleiter mit vollen Modrechten mal online ist. Sollte etwas liegenbleiben, dann nur weil es übersehen oder vergessen wird. Insofern wäre mir persönlich (ich weiß nicht wie meine Kollegen das so sehen) ein Erinnerungsservice lieber als ein zusätzlicher Helfer. Ich lasse mir nämlich gerne einmal mehr auf die Füße treten, wenn ich etwas übersehen habe, als dass der Betroffene sich im Stillen ärgert. Böse bin ich deshalb niemandem, ich mache die Eintragungen ja gerne.

    Zitat

    Original von Herius Claudius Menecrates
    Meinung:
    Für mich - möglicherweise auch für andere Spieler - ist es schön, wenn Änderungen/Eintragungen SimOff weitgehend zeitnah erfolgen.
    Bsp. für nicht so zeitnah sind:
    - Inhaberwechsel Betrieb --> ausgespielt am 4.6., angemeldet in der WiSim am 9.6. und 18.6.
    - Eintragung Tabularium meines Custos Corporis --> Ansuchen abgeschickt am 12.6.


    Wir bemühen uns stets um zügige Bearbeitung, gerade was technische Sachen angeht. Aber danke nochmal für den Hinweis, mich wurmt so etwas auch immer.


    Bei dem Inhaberwechsel hatte ich allerdings erwartet, dass der aktuelle Aedil das übernimmt. Dabei habe ich übersehen, dass der in dem Zeitraum abgemeldet war, sonst hätte ich es gleich gemacht, sorry. -.^


    Für die Eintragung im Tabularium wäre eine PN an die SL oder ein Vermerk im Thread allerdings hilfreich gewesen, sonst werden wir auf so etwas nicht aufmerksam. Wir sind ja keine Hellseher. :D


    Zitat

    Mithilfe:
    Ich bin im Augenblick Amtsträger. Ihr könnt mir SimOff-Aufgaben übertragen, wenn euch das hilft bzw. entlastet.


    Hmm... Naja, bei den Erbschaften liegt eigentlich immer etwas auf Halde und unsere Chronik ist eine Dauerbaustelle. Interesse?

    Witjon war aus Neugierde auf die Via Nidae herausgekommen. Zusammen mit zwei Apparitores und einem Scriba war er aus dem Statthalterpalast über die Rheinbrücke auf das rechtsrheinische Stadtgebiet gekommen, um sich die Kreuzigung anzusehen. Nicht, weil er Gefallen an der grausamen Art fand, mit der die Verurteilten hingerichtet wurden. Vielmehr ging es ihm darum, die Reaktion der Bewohner Mogontiacums zu beobachten. In der Vergangenheit hatte es lange keine Massenkreuzigungen mehr gegeben. Die letzte hatte im Rahmen der Kämpfe gegen die Räuber von Borbetomagus stattgefunden. Damals hatte sie noch der Primus Pilus Marcus Petronius Crispus beaufsichtigt. Das war lange her.


    Anders als damals waren die Menschen heute aufgewühlter. Witjon konnte sich die Streitereien nicht recht erklären. Die Leute lebten seit gut hundert Jahren weitestgehend friedlich unter römischer Herrschaft. Die Provinz war regelrecht aufgeblüht, die Wirtschaft boomte. Überall an römischen Straßenkreuzungen waren Marktorte entstanden und bei Legionslagern und Kastellen hatten sich pulsierende Handwerker- und Marktstädte entwickelt. Die Leute lebten gut und selbst die Gebiete jenseits des Rheins bis zum Limes waren durch ausgedehnte kaiserliche Latifundien in Infrastruktur und Wirtschaftskraft gewachsen.


    Doch das alles sah ein Teil der Leute offenbar nicht. Sie schmähten Rom, grollten der Legion wegen der harschen Reaktion auf die Attacke der Dorfbewohner. Witjon bedachte all dies mit einem missbilligenden Stirnrunzeln. Er hatte auch manchen Groll gegen seine Sippe vernommen. Auch dies verstand er nicht. Er konnte nicht nachvollziehen, welche Veränderung manche Menschen sich von den Duccii erhofften. Im Grunde war die Sachlage klar. Es hatte einen Angriff auf römisches Gebiet gegeben und die römischen Truppen hatten eine Strafexpedition durchgeführt. Die Aggressoren waren besiegt und wurden nun zur Abschreckung weiterer Angreifer hingerichtet. So war es schon immer gehandhabt worden, nicht nur von den Römern. Witjon fragte sich, was wäre wohl die Reaktion der Menschen gewesen, die nun auf Rom schimpften? Hätten sie - angenommen, sie stünden nicht unter römischer Hoheit - ihr Stammesgebiet nicht gegen Angriffe verteidigt? Hätten sie nicht Rache genommen für erlittenes Unheil? Hätten sie nicht Sklaven genommen und Männer hingerichtet?


    Witjon ließ seinen Blick über die Menge schweifen. Er erblickte Runa, die sich ebenfalls das Geschehen ansah. Besorgt erinnerte er sich an ihr Verhalten auf dem Forum vor einigen Tagen. Er schob sich also zwischen den Leuten durch - die Streiterei zwischen zweien schlichtweg ignorierend, sollten sich doch die Milites darum kümmern - und legte Runa sacht eine Hand auf die Schulter. Witjon hatte bemerkt, dass sie sich ganz in germanischer Tracht gekleidet hatte. Witjon dagegen trug zwar die römische Tunika. Sie stand jedoch im Kontrast zu seinen Bundschuhen nach germanischer Machart sowie zu seinem langen Haupt- und Barthaar, das er entgegen römischer Haarmode zu tragen pflegte.


    Aulus Iunius Seneca, dem Praefectus Alae, warf er zudem einen sorgenvollen Blick zu. Er grüßte den Militärführer mit einem respektvollen Nicken und hoffte darauf, dass er im Fall einer größeren Streiterei einschreiten würde.

    Witjon schmunzelte. "Ja, meine holde Gattin ist eine sehr weise Frau", bemerkte er ohne Ironie. Dass juckende Haut auf Dauer unangenehm war, verstand sich von selbst. Witjon ersparte der Kräuterfrau Erfahrungsberichte über aufgekratzte Haut, blutige Beine und trockene Hautschuppen unter Fingernägeln und auf Bettlaken.


    "Den Göttern sei Dank, dass du dich so gut auskennst", frohlockte Witjon angesichts des Ringelblumenöls, das Alpina ihm dann präsentierte. Er wiederholte die Gebrauchsanweisungen, um sie sich besser einprägen zu können: "Morgens und abends, alles klar. Du wirst in jedem Fall von mir hören, ob das Öl nun Gutes bewirkt oder nicht." Er zwinkerte Alpina glücklich zu. Daraufhin wollte er noch weitere Fragen äußern, wie etwa: Was bedeutet 'mazerieren'? Und: Was schulde ich dir für dieses Öl?


    Doch es kam anders. Draußen auf der Straße waren Hufgeräusche deutlich vernehmbar. Der oder die Reiter hielten offenkundig vor der Taberna Medica, denn da Hufgetrappel verstummte direkt vor der Casa Helvetia. Einen kurzen Moment später donnerte jemand mit der Faust gegen die die Tür. Es klang dringlich. Überrascht sah Witjon Susina Alpina an, bevor er sich der Tür zuwandte. Er öffnete die Tür schwungvoll und hielt sich in körperlicher Anspannung bereit für jede Widrigkeit.


    Vor der Tür stand ein Mann, der in seinen armen eine Gestalt hielt. Eine Frau offenbar und es schien ihr nicht besonders gut zu gehen, so nahm Witjon an. Weshalb sonst würde der Mann sie sonst zu einer Kräuterfrau tragen? Sorgen und Ängste las Witjon im Gesicht des Mannes, weshalb er keine Gefahr für Alpina und ihren Laden vermutete. Kurz kniff Witjon seine Augenlider zusammen, denn er meinte das Gesicht des Mannes bereits einmal andernorts gesehen zu haben. Er trat beiseite und warf Alpina einen fragenden Blick zu, bevor er wieder neugierig den Mann mit seiner weiblichen Last betrachtete.


    "Salve", brachte er schließlich mit einem fragenden Unterton hervor und bedeutete dem Mann gleichzeitig, einzutreten. Nur langsam dämmerte es Witjon dabei, woher er den Mann kannte. Er musste ihn bei einer öffentlichen Angelegenheit gesehen haben. In der Regia? Auf dem Forum?

    In einem Weiberhaushalt. Witjon nickte schmunzelnd. Er wusste, dass Helvetius Curio sich wegen der Gesundheit überraschend auf sein Landgut zurückgezogen hatte. Was mit Ursicinas Vater war, wusste Witjon allerdings nicht. Soweit ihm bekannt war, tat er seinen Dienst bei der Legio Secunda. War er auf Patrouillendienst? Nun, er würde nicht nachfragen, jedenfalls nicht heute. Vielleicht konnte Runa ihm ja beizeiten Auskunft darüber erteilen.


    "Salve Ursicina", erwiderte Witjon freundlich den verhaltenen Gruß des Mädchens. "Eine reizende Tochter hast du", bemerkte er und zuckte dann die Schultern. "Ach, welche erfreulichen Grund soll einer schon haben, wenn er zu einer Heilkundigen geht?" Im selben Moment begriff Witjon erst, worauf Alpina anspielte. "Oh, nein!", lachte er. "Mein Weib ist nicht schon wieder schwanger. Jedenfalls noch nicht." Er zwinkerte der Hebamme fröhlich zu. "Aber es geht ihr hervorragend und unserem Sohn ebenfalls. Vielen herzlichen Dank noch einmal für deine Hilfe."


    Nun wollte er aber auf den eigentlich Grund seines Besuchs zu sprechen kommen: "Also eigentlich bin ich hier, weil ich eine Salbe oder etwas in der Art benötige. Weißt du, ich habe bei diesem warmen Wetter immer so schrecklich trockene Haut an den Beinen. Das juckt dann. Und weil es juckt, kratze ich mich, und das ist auf dauer auch nicht gut. Deshalb hat Octavena die Geduld mit mir verloren und mich zu dir geschickt." Er grinste leutselig.

    "Er wird schon wissen, was er tut", erwiderte Witjon auf die zweifelbehafteten Bemerkungen seines Vetters, des Statthalters. Zwei Zeugen mussten eben reichen. Wenn sie keine Anhaltspunkte für die Unglaubwürdigkeit ihrer Person oder die Unglaubhaftigkeit ihrere Aussage boten, dann würden sie Witjon genügen. Sofern ihre Aussagen die Tatsachen bewiesen, die zur Erfüllung der angeklagten Straftatbestände erforderlichen waren.


    Ebenso wie Vala horchte der Procurator Rationis Privatae überrascht auf, als der Angeklagte davon sprach, erwischt worden zu sein. Der Statthalter sprach aus, was er dachte. Bevor hierauf irgendwer eingehen konnte, platzte allerdings Aciliana Phryne in den Prozess. Missbilligend runzelte Witjon die Stirn. Dieses Weib war doch stets für eine unangenehme Überraschung zu haben. Vala ging jedoch angemessen mit der Situation um, wofür er von Witjon ein verhaltenes Nicken erntete.


    "Hören wir uns einfach die Zeugen an", riet Witjon angesichts der Bedenken seines Vetters. "Immerhin ist er gefasst worden. Und dein Praefectus Castrorum scheint ja auch involviert zu sein, also war die Legio wohl nicht ganz untätig." Und hoffen wir, dass das dieses Verfahren kein allzu nervtötendes Theater werden würde, betete Witjon stumm zu Wodan-Iuppiter-Zeus-undwersonstnochhelfenkönnte.

    Der nächste Kunde, der eintrat, war Alpina sehr gut bekannt. Er strich sich gerade die langen Haare aus dem Gesicht, als er das Ladenlokal der Kräuterfrau betrat. Wie er die Obstetrix da so gedankenversunken in sich hinein lächelnd antraf, verharrte er einen Augenblick. Er wartete ab, bis sie ihn bemerkte und entbot Alpina dann einen freundlichen Gruß: "Salve Susina Alpina!" Lächelnd trat er ein und sah sich neugierig um. Er war noch nie hier gewesen, weshalb er die verschiedenen Eindrücke kurz auf sich wirken ließ. Eine Vielzahl von Gerüchen drang auf seine Nase ein, die von den viele Kräutern ausgingen. Tinkturen und Öle standen in Regalen. Beeindruckt hob Witjon die Augenbrauen. "Schön hast du's hier. Wie geht es dir? Und wie geht es deiner Tochter Ursicina? Wie alt ist sie jetzt?" Erstmal Smalltalk machen, dachte Witjon sich. Immerhin kam es nicht besonders häufig vor, dass ein Mann seines Ranges eine Taberna Medica betrat. Er hoffte, dass seine Präsenz Alpina deshalb nicht zu sehr überraschte. Vielmehr versuchte er einen ganz normalen Umgang mit der Hebamme zu pflegen, der er eine ganz erhebliche Verantwortung für sein persönliches Familienglück zuschrieb.

    Witjon war erleichtert und glücklich, dass Octavena sein Geschenk gefiel. Im Grunde genommen hatte Witjon sich gar keine Sorgen machen müssen, denn welche Frau freute sich nicht über Schmuck? Dennoch, er war erleichtert und lächelte deshalb auch über das ganze Gesicht angesichts Octavenas Grinsen. Umso mehr freute Witjon sich, dass seine Frau seinen Stolz über die gemeinsamen Kinder aufrichtig teilte.


    "Wir sollten ihm langsam wohl einen Namen geben", bemerkte Witjon in Anknüpfung an Octavenas Worte über ihren Sohn. Er warf einen frohen Blick auf das schlafende Kindlein. "Was hälst du von Quintus als Praenomen?" Quintus, wie sein Bruder Quintus Duccius Eburnus. Wo er wohl steckte? Witjon hielt es für mehr als angebracht, seinen zweiten Sohn nach seinem Bruder zu benennen.
    Er erwiderte den sanften Händedruck seiner Frau. "Und weil er so gesund und munter ist... wollen wir ihm den Cognomen Firmus geben? Vielleicht wird er dann einmal ein erfolgreicher Wettkampfringer." Er grinste breit. Ja, das war eine amüsante Vorstellung.


    "Und natürlich möchte ich ihm auch einen germanischen Namen geben. Möchtest du dich diesmal an der Auswahl beteiligen?" Dieses Angebot hatte Witjon seiner Frau schon länger machen wollen. Er hatte das Gefühl, Octavena noch stärker in die Sitten und Gebräuche seiner Ahnen integrieren zu müssen. Andernfalls kam er sich vor, als schließe er sie aus einem bestimmten Teil seines Lebens aus. Da war es vielleicht ein guter Anfang, sie an der Auswahl eines germanischen Namens für ihren gemeinsamen Sohn zu beteiligen.