Beiträge von Numerius Duccius Marsus

    Witjon hatte sich mit seiner Familie Zeit für den Jahrmarkt genommen. So schlenderten Octavena, Camelia und er zwischen den Buden und Ständen einher. Witjon erfreute sich an dem Leuchten in den Augen seiner Tochter, die aus dem Staunen gar nicht mehr herauskam. Überall gab es etwas zu sehen: Funkelnden Schmuck, kunstvoll gezogene Kerzen, Talismane und Amulette, Spielzeug und Puppen. Und das viele Essen! An jeder Ecke gab es süßes Gebäck, Spezereien und natürlich eine ganze menge heißen Würzwein und Met. Witjon liebte diese kalten Tage, an denen man sich mit heißen Getränken wärmen konnte. Seine Tochter hatte offensichtlich ebenfalls Gefallen an dem Jahrmarkt gefunden. Sie stapfte durch den zertretenen Schnee und zog dabei ihre Eltern an den Ständen entlang und stellte in ihrem kindlichen Wissensdurst Fragen über alles, was ihr unbekannt war. Die winterliche Kälte schien ihr dabei nichts auszumachen, jedenfalls noch nicht. Dass sie alle in warme Pelzmäntel gehüllt waren, hatte daran sicher auch seinen Anteil.


    "Gug mal Papa, Hasen!", quietschte Camelia unvermittelt. Witjon sah in die Richtung, in die seine Tochter mit dem Finger zeigte und entdeckte Rutgers großen Stand der Kleinviehzüchter. Er warf Octavena einen amüsierten Blick zu, bevor er kurzerhand seine Tochter hochhob. Er trug sie zu der Hasenrennbahn und sie warfen gemeinsam einen Blick auf die vier Tiere.
    "Das sind aber große Hasen", sagte Witjon zu seiner Tochter, die beeindruckt nickte.
    "Machen die ein Wettrenn?", fragte Camelia mit großen Augen.
    "Jap", stimmte Witjon zu. "Was meinst du, welcher ist der schnellste?"
    Camelia legte den Zeigefinger an die Lippe. Sie dachte angestrengt nach.
    "Der da", sagte sie schließlich mit Bestimmtheit und zeigte auf Pulcher. Witjon nickte fröhlich.
    "Salve Rutger. Dreißig Sesterzen auf den da. Meine kleine Ildrun hier sagt, dass der gewinnt", rief er Rutger zu und zeigte auf Pulcher. "Wie heißt der?"

    Ungern hatte Witjon sich diesen Ausflug in den nordwestlichen Zipfel der Provinz aufdrängen lassen. Er hatte genug eigene Baustellen, die ihm Arbeit bereiteten, als dass er Zeit damit verbringen konnte, als Reisebegleiter seines Vetters zu fungieren. Allein die Aufsicht über die kaiserlichen Villae Rusticae in der Provinz machte ihm viel Schreibarbeit, ganz zu schweigen von seinem stetig expandierenden Handelskonsortium. So hatte Witjon diese Reise auch zum Anlass genommen, wenigstens vordergründig kaiserlichen Grundbesitz bei Nida und den dortigen Kaiserkult inspizieren zu wollen.


    Abseits des Lagers von Valas Leibgarde führte der duccische Statthalter seine Vettern zu einem Lager, wo man sie bereits erwartete. Witjon warf stirnrunzelnd einen Blick auf die Männer, die Vala begrüßte. Er hatte ja bereits geahnt, dass mehr hinter diesem Ausflug steckte als bloße Nettigkeit. Valas Worte bestätigten diese Ahnung. Beim Fingerzeig auf die Speere kam Witjon ins Schmunzeln. "Eine Jagd also? So willst du uns milde stimmen und deine holprige Rückkehr glätten?", versetzte Witjon weiter schmunzelnd, trieb jedoch sein Pferd an und griff sich einen der Speere, den er an Phelan weiterreichte. Den nächsten Speer, den er aufnahm, hielt er Vala hin. "Dann bringen wir unser Blut mal zum Kochen."

    Während des Wartens wurde nicht viel gesprochen. Witjon begrüßte den Klienten seines Vetters mit einem knappen Nicken, war aber zu angespannt für ein Gespräch. Er hoffte inständig, dass Phelans Frau diese Geburt überstehen würde, aber die Mienen der anderen Frauen machten ihm schnell das Gegenteil klar. "Oh nein...", entfuhr es ihm dann leise, als Phelan nach einiger Zeit wieder in die Halle heruntergestiegen kam. So hatte Witjon seinen Vetter noch nie erlebt: Das Gesicht bleich wie die Wand, die Miene versteinert, die Stimme ohne Ausdruck. Phelans Worte gaben den Wartenden die Gewissheit, dass die Nornen Calventia Fusas Lebensfaden durchtrennt hatten. Trotz des Wissens um die Gefahren einer Geburt erschütterte Witjon diese Nachricht sehr. Der duccische Pontifex jedoch ließ keine Reaktion zu, keine Beileidsbekundungen. Nach seiner Beteuerung, dass die Götter ihn verlassen hätten, stapfte Phelan schnurstracks durch die Türe hinaus und verließ die Villa. Witjon sah ihm sprachlos nach.


    Da kam Runa mit dem Neugeborenen ins Ergeschoss hinunter, gefolgt von Alpina, der treuen Hebamme. Witjon befahl Albin, die Türe zu schließen, damit der Säugling sich nicht gleich auch noch den Tod holte. Curio war es nun, der Runa in der Trauer um ihre Mutter tröstete. Witjon und die anderen standen hilflos dabei und betrachteten die Szene bestürzt. Schließlich legte Runa ihren Bruder Witjon in die Arme. Der kleine quengelte ein bisschen, schien aber ansonsten dankenswerterweise von diesem schrecklichen Moment nichts mitzubekommen.


    "Ich kümmere mich um ihn", versicherte Witjon zunächst einer aufgelösten Runa, die schnellstens die Villa verlassen wollte. Bestürzt stellte Witjon fest, dass die sonst so temperamentvolle Duccia nach dem Tod ihrer Mutter die Flucht ergriff.


    "Danke, Curio. Kümmere du dich erstmal um Runa", antwortete Witjon daraufhin dem Helvetier, der mit der Sorge um seine Ehefrau wohl vorerst genug zu tun haben würde.


    Schließlich trat Alpina an Witjon heran. "Natürlich, Octavena und ich werden uns seiner annehmen", entgegnete er der besorgten Hebamme zunächst. Anerkennend nahm er dann zur Kenntnis, dass Alpina die Übersicht behielt und sich sogleich um das Kindeswohl sorgte. Deshalb bejahte er ihre Frage auch: "Danke. Die Amme kann im Schlafsaal der Bediensteten unterkommen, wenn sie wünscht. Ich möchte den Jungen ungern aus dem Hause geben, wenn er so klein ist." Und wie um die letzten Worte zu bestätigen, quäkte der Säugling in Witjons Armen nun etwas vehementer. Behutsam schaukelte Witjon das Kindlein. "Schhh, schhhh", machte er im Versuch, den Kleinen zu beruhigen. Er sah erneut Alpina an. "Ich glaube, wir brauchen die Amme recht zügig. Du kannst unseren Wagen nehmen, wenn du willst. Ich lasse dir schnell die Pferde anspannen."

    Phelans Frau lag in den Wehen und so leistete Witjon seinem rastlosen Vetter Gesellschaft. Es war stets schwer für den Mann, wenn die Niederkunft seiner Frau ihren Lauf nahm, denn die Hebamme und die anderen Weiber verweigerten für gewöhnlich das Beisein jeglicher männlicher Personen bei der Geburt. Das war ja auch gut so, aber Witjon hatte sich in diesen Stunden des unerträglichen Wartens immer dermaßen hilflos gefühlt, wie er es noch niemals sonst erlebt hatte. Phelan musste es nun genauso gehen, weshalb Witjon darum bemüht gewesen war, seinen Vetter abzulenken. Mit Bier, mit Brettspielen, mit dummen Witzen. Nichts hatte geholfen. Irgendwann schwiegen sie nur noch, während sie angespannt warteten. Die Schreie der Gebärenden und die Unruhe in und um das Zimmer der Eheleute trugen nicht zu einer Entspannung der Lage in der großen Halle bei, in der der werdende Vater herumtigerte.


    Gerade als Phelan den armen Albin wegen irgendeiner Kleinigkeit zu rufen begann, erschien dann Runa und stammelte beunruhigende Worte. Witjon packte Phelan an der Schulter und sagte mit sanftem Druck: "Geh schon, sieh nach deinem Weib!" In Witjon rief dieser Moment nämlich sogleich die Erinnerung wach an den Tag, an dem sein Sohn geboren und seine Frau von ihm genommen worden war. Ein Blick in Runas ernstes Gesicht vergrößerte Witjons Sorgen nur. Da half es auch nur wenig, dass das Kind ein gesunder Junge war, was Witjon zwar glücklich stimmte, aber angesichts des womöglich bevorstehenden Leids irgendwie seltsam unpassend wirkte.

    Sim-Off:

    8o Stimmt! Das macht's ja nur noch schlimmer...


    "Da hast du Recht", gab Witjon zu. "Die Sklaven können wir während der Feiertage nicht heranziehen. Wir werden wohl einige Leute für die Festlichkeiten anwerben müssen. Aber das sollte die Stadtkasse verschmerzen können." Mit einem schmalen Grinsen sah er zum Quaestor herüber, der den Mund verzog.


    "Deinen Vorschlag zur terminlichen Gestaltung, Helvetius, möchte ich folgendermaßen auch programmatisch konkretisieren:
    - Tag eins der Saturnalien: Offizielle Feierstunde zur Begrüßung des Statthalters und seiner Familie im Sitzungssaal der Curia. Die Duumvirn halten Reden, es gibt ein Bankett und künstlerische Vorführungen - Tänzer, Musiker, so etwas in der Art.
    - Tag zwei: Gaukler und Schauspieler in der Basilica.
    - Tag drei:..."

    Witjon stutzte kurz, bevor er mit einer wegwerfenden Handbewegung fortfuhr: "Na, da fällt uns auch noch etwas ein. Zusätzlich fände ich es jedenfalls sehr stimmungsvoll, wenn wir auf dem Forum den Krämern und Handwerkern für die Saturnalienzeit dauerhafte Standplätze anbieten würden. Nicht als normaler Markt, sondern sozusagen als Saturnalienmarkt mit Fressbuden, Verkaufsständen für Souvenire, die typischen Filzmützen, heißen Würzwein und derlei Sachen."


    Sim-Off:

    Siehe PN.

    http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/e-roemer-maenner/29.jpgVolusus Palfurius Bolanus zeigte lediglich ein äußerst schmales Lächeln, als er vom neuen Statthalter derart gelobt wurde. Ihm war es offensichtlich unangenehm, in großer Runde so hervorgehoben zu werden. "Ich bin lediglich meiner Arbeit nachgegagenen, wie es jeder gute Beamte unserer Provinzverwaltung tut", gab er sich betont bescheiden.
    Witjon registrierte erleichtert, dass Vala die vorangegangene Einweihung in die personalen Strukturen der Verwaltung behalten hatte. Er erwartete natürlich nicht, dass der Statthalter jeden einzelnen Scriba mit Namen kannte, aber die wichtigsten Beamten sollte er dann doch auf Anhieb benennen können.

    http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/e-roemer-maenner/23.jpg
    Der Legatus Iuridicus zeigte sich daraufhin erfreut über das persönliche Schreiben des Imperators, das ihm überreicht wurde. Er freute sich stets über kaiserliche Aufmerksamkeit. Erst recht, wenn die gesamte Belegschaft mit ansah, dass jene ihm zuteil wurde. Sobald er die Schriftrolle allerdings in Händen hielt, wurde Veturius bewusst, dass diese auch Befehle enthalten konnte. Bona Dea, womöglich eine Amtsenthebung auf Bestreben des neuen Statthalters? Oder nur eine Versetzung? Kaeso Veturius Gratus schluckte seine Befürchtungen herunter und erwiderte höflich: "Vielen Dank, Legatus Augusti Duccius." Woraufhin er das kaiserliche Siegel brach und die Zeilen studierte. Schließlich sah er auf und erklärte etwas kryptisch: "Nun, du wirst auf meine Unterstützung als Legatus Iuridicus wohl verzichten müssen. Unser geliebter Princeps bedarf meiner Dienste andernorts..."

    Zufrieden nahm Witjon zunächst zur Kenntnis, dass Curio seinen Änderungsvorschlag bezüglich der ersten beiden Absätze anstandslos übernahm. Anschließend ging der helvetische Decurio auch auf Witjons anderen Anmerkungen ein. Nachdenklich fuhr der Duccier sich durch den Bart - diese Geste drückte üblicherweise aus, dass er sich intensiv mit einem Thema auseiandersetzte - und hielt kurz Rücksprache mit seinem Sitznachbarn, den man verhalten Nicken sah.


    Letztlich antwortete Witjon auf Curios Bedenken: "Deine Argumente, Helvetius, vermögen mich zu überzeugen. Es ist wahrhaftig so, dass das geschriebene Wort stets die Kontrolle erleichtert. Die Erinnerung des Menschen hingegen - und die vieler Menschen sowieso - ist trügerisch und verleitet zu fehlerhaften Einschätzungen. Ich befürworte deshalb die Pflicht, den Bericht über die vergangene Amtszeit in Schriftform den Duumvirn zu überreichen."


    Soviel zunächst dazu. Jedoch konnte Witjon sich noch nicht ganz von der Idee der Rede vor dem Volk lösen. Deshalb sprach er weiter: "In Ansehung der Bedeutung, die bei uns die Rede vor den Wählern noch immer hat - im Gegensatz zu den Senatoren, die ja bloß noch vor ihren eigenen Reihen sprechen - bin ich allerdings noch immer der Meinung, dass wir jedenfalls in deinen Dekretentwurf einbringen müssen: Der scheidende Magistrat sollte seine Amtstaten auch auf dem Forum vor dem Volke rechtfertigen." Und weil Witjon es für wichtig hielt, fügte er noch hinzu: "Beispielsweise mit einer Frist binnen einer Woche nach Einreichung des schriftlichen Berichts, damit die Duumvirn bei Abweichungen in den Res Gestae vor dem Volke sogleich korrigierend einschreiten können. So kann zudem vermieden werden, dass den Municipes Lügen aufgetischt werden, um Fehler zu verschleiern."

    Sim-Off:

    Entschuldige bitte die einmonatige (!) Wartezeit. Ist echt ungünstig momentan, dass zwei von drei Ratsmitgliedern solche Zeitprobleme haben. -.^


    Witjon musste etwas länger über Curios Vorschlag nachdenken. Die Weihe des Apollotempels war gewiss ein passender Termin. Andererseits schätzte Witjon seinen Vetter Vala auch so ein, dass ihm der wesentlich ausgelassenere Rahmen der Saturnalientage als Begrüßungsfest für seine Person besser gefallen könnte. Diesen Gedanken besprach er sodann auch mit seinen Sitznachbarn. Auch sonst kam kurzzeitig etwas Unruhe unter den Decuriones auf, als sich einige halblaut über Terminvorschläge zu unterhalten begannen.


    Letztlich sah Witjon überrascht auf, als es Curio selbst war, der einen weiteren Vorschlag machte. Dazu wollte Witjon sich nun doch mal äußern: "Ich denke, die Saturnalien könnten tatsächlich einen besseren Aufhänger für die Begrüßung des Statthalters bieten. Ich schlage zum Beispiel vor, eine offizielle Begrüßung an einem Tag in der Basilica durchzuführen. Zusätzlich könnte man an ein oder zwei weiteren Tagen in den Tabernae der Stadt besondere Feierstunden veranstalten."


    Als Witjon sich auf seinem Platz wieder niederließ, dachte er insgeheim, dass der neue Statthalter gewiss auch voller Freude an einem Trinkwettbewerb teilnehmen würde. Deshalb ergänzte er noch kurz: "Wir sollten ihn außerdem zum Rex Bibendi Mogontiaci ernennen, he he."

    Witjon war kein Machtmensch von Valas Format. Sollte heißen: Er war nicht dermaßen skrupellos und versessen auf die absolute Kontrolle wie sein Vetter. Deshalb begann ihn die Belehrung über die vermeintlich richtige Familienpolitik, der er sich durch Valas Rede zunehmend ausgesetzt sah, alsbald zu nerven. Er runzelte merklich die Stirn angesichts der Mahnung über die Vergänglichkeit allen Erfolgs und aller erreichten Annehmlichkeiten, die die Sippe sich erkämpft und erarbeitet hatte. Schließlich seufzte er nur. An diesem fröhlichen Abend hatte er keine Lust, sich weiter Kritik an seiner Führung anzuhören. Deshalb sagte er: "Ernsthaft Alrik, du kommst hierher, platzt ohne Ankündigung in diese Hochzeit hinein und denkst nun, du müsstest mir am besten gleich noch deine Ansichten über Sippenführung überstülpen. Ich aber habe hier jahrelang daran gearbeitet, die Wurzeln zu festigen, denen du deinen Aufstieg verdankst. Du solltest einmal überlegen, ob etwas Zurückhaltung nicht angebrachter wären." Dies sprach er ohne Ärger, aber erkennbar verdrossen. Witjon erhob sich und sagte weiter: "Ich denke wir führen dieses Gespräch lieber an einem anderen Tag fort. Ich werde mir heute nicht die Laune verderben lassen." Dass sein Vetter zu einem späteren, höchst unerwarteten Moment erneut das Gespräch mit Witjon und Phelan suchen würde, konnte der duccische Sippenführer zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen.

    Der neue Statthalter der obergermanischen Provinz fand zum Amtsantritt sogleich die passenden Worte. Es war stets vorteilhaft, den zukünftigen untergebenen Beamten Honig ums Maul zu schmieren, was Vala auch unverhohlen tat. Sodann konnte er mit seiner patrizischen Ehefrau punkten und schwor die Provinzbeamten schließlich auf eine gedeihliche Zusammenarbeit ein - selbstredend im Wege einer angemessenen Hierarchie.


    Auf die kurze Rede des Statthalters folgte artiger Applaus der Belegschaft. Besonders die anwesenden Männer höheren Standes, die Equites, Mitglieder des Ordo Senatorius und nicht zuletzt der einzige andere Senator im Raum, der Legatus Iuridicus, zeigten sehr deutlich ihre Zuneigung zu diesem bestimmt aber freundlich auftretenden Statthalter. Witjon dagegen registrierte vor allem das anerkennende Lächeln, das Tiberia Lucia ihm zwischenzeitlich zuteil werden ließ. Es war schon bemerkenswert, wie schnell man ausschließlich aufgrund eines anderen Auftretens andere Menschen beeindrucken konnte.


    http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/e-roemer-maenner/23.jpg "Werter Legatus Augusti Pro Praetore Duccius", ergriff der Legatus Iuridicus Kaeso Veturius Gratus letztlich das Wort, womit er den höflichen Applaus der Anwesenden langsam zum Abklingen brachte. "Wir alle heißen dich und deine Familie herzlich willkommen in Germania Superior. In unser aller Namen danke ich dir für deine Worte voll des Lobes über die hiesige Administratio. Ich bin sicher, dass hier jeder deinem Vertrauensvorschuss entsprechend seine Pflichten erfüllen wird."
    Und dann stellte er die einzelnen Personen vor. "Den Procurator Rationis Privatae kennst du ja bereits, hö hö." Es folgte die Vorstellung der einzelnen Schreiber, allen voran deren direkter Vorgesetzter: "Dies ist im übrigen der Princeps Praetorii Volusus Palfurius Bolanus." Mit der nötigen Ehrerbietung entboten die Genannten dem Statthalter sowie dessen Frau ihren Gruß. Auch der etwas in die Jahre gekommen Flamen Divi Augusti und der Procurator Augusti wurden vorgestellt, wobei letzterer eine recht gleichgültige Miene aufsetzte. Er schien als einziger im Raum kein großer Fan des duccischen Statthalters zu sein.


    Schließlich trat Witjon an die Seite des Legatus Iuridicus und erklärte feierlich: "Geschätzter Vetter, auch wenn wir in der bedauernswerten Abwesenheit deines Vorgängers gewiss pflichteifrig wie stets unseren Aufgaben nachgegangen sind, so blicken wir doch erwartungsvoll darauf, dass du die Leitung unserer Geschäfte übernimmst. Denn lange genug war diese Provinz ohne Aufsicht eines fähigen kaiserlichen Stellvertreters und es gibt wahrlich Aufgaben in diesen Tagen, die deine Aufmerksamkeit verlangen."
    Womit er sich Tiberia Lucia zuwandte und weiter sprach: "Und mit deiner Gattin kehrt der leuchtende Glanz des stadtrömischen Adels in Mogontiacum ein. Auch dir, Tiberia, noch einmal ein herzliches Willkommen in Mogontiacum. Unsere Stadt ist zwar nicht vergleichbar mit der Urbs Aeterna, aber du wirst feststellen, dass es auch in der Provinz eine ganze Menge Annehmlichkeiten gibt, die einem das Leben erleichtern."

    "Eine hervorragende Idee", meldete Witjon sich zu Wort. "Gibt es nicht demnächst einen Feiertag, den man als Aufhänger für ein Fest nutzen kann? Und vielleicht hat der Statthalter ja das Bedürfnis, durch die Organisation von Spielen - seien es Gladitoren oder beispielsweise einen Reitwettkampf - selbst auch etwas Eindruck bei den Leuten von Mogontiacum zu schinden..."
    Die Frage nach den Feiertagen richtete er dabei speziell an die Mitglieder des hiesigen Cultus Deorum.

    Curios Entwurf traf auch bei Witjon auf Zustimmung. Jedoch gab es durchaus einige Punkte, über die man diskutieren konnte. Und da schaltete Witjon sich nach der allgemeinen Zustimmung seines Vetters ein:


    "Ich begrüße die Intention deines Entwurfs, Decurio Helvetius. Die Idee, die Nachweispflicht der Magistrate über ihre Taten zu konkretisieren und nachprüfbar festzuhalten, ist lobenswert und trägt zur Handlungsfähigkeit unseres Municipiums bei. Ich möchte gerne direkt in die Arbeit am Entwurf einsteigen und habe dazu ein paar Fragen.


    Erstens: Ich mag knappe Texte. Der Absatz I ist ja nun lediglich deklaratorischer Natur und findet sich sinngemäß ja auch in unserer Lex wieder, richtig? Man könnte Absatz II also auch so formulieren:
    'Um ihre Rechenschaftspflicht gemäß der Lex Municipalis zu erfüllen, müssen die Magistrate nach dem Ende ihrer Amtszeit einen schriftlichen Bericht anfertigen und diesen an die amtierenden Duumvirn übergeben.'


    Zweitens frage ich mich, ob wir tatsächlich von jedem Magistrat einen schriftlichen Bericht haben wollen, oder ob nicht der scheidende Amtsträger lieber Rechenschaft ablegen sollte vor denen, die ihn gewählt haben: Den Municipes. Auf dem Forum könnten die Magistrate zu einem bestimmten Termin reden, was doch dem Gedanken der Rechenschaft vor dem Wähler noch näher käme."


    Witjon sah mit einem schmalen Lächeln in die Runde. "Diese Gedanken möchte ich einfach zur Debatte stellen."

    Ich habe bisher nur mal kurz reingeschaut, bin aber gleich sehr beeindruckt gewesen von dem Umfang der historischen Erklärungen. Besonders die ausführliche Darstellung der Bauhistorie der einzelnen Gebäude hat mich sehr überzeugt. Danke für's Präsentieren! :D

    Zitat

    Original von Petronia Octavena
    [...] ein feines Grinsen erschien in ihrem Gesicht. "Natürlich." Sie schnalzte gespielt missbilligend mit der Zunge ehe sie seine Hand zurück drückte. "Auch wenn ich damals sehr aufgeregt war, würde ich das nie vergessen."


    [...] "Gleich kannst du wieder spielen gehen, einen Moment noch", erklärte sie Camelia dabei leise und nickte an ihren Mann gewandt in Richtung der sich bildenden Schlange. "Wollen wir uns dann auch mal einreihen?"


    Witjon zwinkerte seiner Frau glücklich zu. Er genoss für den kurzen Moment die Vertrautheit, die zwischen Octavena und ihm herrschte. Mit Blick auf das Brautpaar dieses Tages hoffte er sodann, dass Runa und Curio ebenfalls so gut als Paar zusammenwachsen würden. Bei diesem Gedanken beschlich ihn allerdings das Gefühl, dass die beiden dabei keine so großen Schwierigkeiten haben würden, denn bereits jetzt wirkten sie recht vertraut im Umgang miteinander. Die Zeremonie brachten beide jedenfalls recht souverän zum Ende und die neue Zweisamkeit wurde mit einem Kuss besiegelt. Witjon stimmte in den Applaus mit ein und musste lachen, als auch seine Tochter fröhlich mitklatschte.


    "Jep, das müssen wir wohl", bejahte Witjon schließlich Octavenas Frage nach der Gratulantenschlange und reihte sich dort ein. "Hier, Ildrun, das darfst du gleich Runa übergeben", wies er seine Tochter daraufhin an und gab ihr einen kleinen Blumenstrauß. Die kleine strahle beim Anblick der Spätsommerblüten bis über beide Ohren. Seiner Frau hatte Witjon zuvor ein Leinentuch anvertraut, in das ein Geschmeide eingewickelt war. Witjon selbst hatte ein Schriftstück dabei, das er Curio übergeben wollte.


    Als sie endlich an der Reihe waren, umarmte Witjon zunächst die Braut herzlich, wobei er sie auf beide Wangen küsste. "Meine herzlichsten Glückwünsche, Runa. Ich freue mich sehr für euch beide. Mögest du ewig so strahlen wie an diesem Tage." Und Curio umarmte er ebenfalls, allerdings ohne Wangenbussi. :D
    "Helvetius", sagte er feierlich, "willkommen in der Familie." Er trat einen Schritt zurück und gab Octavena damit Gelegenheit zur Gratulation. Dann schob er die kleine Ildrun vor, die mit schüchternem Blick den Blumenstrauß hochhielt. "Neben diesem Strauß soll dich, Runa, noch dieses Geschmeide verzücken", verkündete Witjon und warf seiner Frau einen auffordernden Blick zu. In das Leinentuch war eine goldene Kette eingeschlagen. Diese zierte ein Anhänger bestehend aus einer Wölfin und einem Widder, die ineinander verschlungen waren. Dass die Kette aus der sippeneigenen Goldschmiede stammte war überflüssig zu erwähnen.
    "Und dies", fuhr Witjon nach übergabe des Schmucks fort, "soll euer Fortkommen im Alltag erleichtern." Mit diesen Worten überreichte er Curio eine Schriftrolle, die die Übereignung einer Sänfte für zwei Personen von Witjon an Curio auswies. Er ließ dem Brautpaar kurz Zeit die Worte zu überfliegen, woraufhin er erklärte: "Für einen Civis gehört es sich ja, dass er in seine Toga gekleidet würdevoll von Ort zu Ort vorankommt. Und wenn ihr sie einmal nicht benötigt, könnt ihr die Sänfte ja an eure Nachbarn verleihen." Er grinste schmal.

    Die Umstellung vom laxen Studentenalltag auf das Referendariat hat sich als unerwartet stressig erwiesen, woraufhin mir in den letzten Tagen jegliche Kreativität flöten gegangen ist. So langsam sollte ich mich daran gewöhnt haben und mit etwas besserem Zeitmanagement müsste ich zukünftig wieder regelmäßig schreiben können. -.^