Beiträge von Numerius Duccius Marsus

    "Nein, hat er nicht", gab Witjon zu, dass die Provinzoberen in Abwesenheit des Statthalters tatsächlich nicht so viel geschafft hatten wie sie sich gewünscht hätten. "Nun, einerseits mussten die Militäreinheiten ohne Oberkommando ihre Aktivitäten koordinieren. Aber darüber können die Militärs dir besser berichten. Andererseits ist viel Rechtsprechung liegen geblieben, denn der Legatus Legionis hat auch nicht alles alleine geschafft." Das waren wohl die beiden größten Sorgen des Statthalters. "Davon abgesehen kommen ein, zwei Stapel Anträge auf dich zu. Conubium, Bürgerrechtsverleihungen und solcherlei Gedöns. Die konnten wir ohne Siegel nicht einfach alleine ausfertigen."


    Alriks Kritik an der Vermählung von Curio und Runa nahm Witjon mit einem Stirnrunzeln auf. Ihm wollte nicht schmecken, dass sein Vetter nach jahrelanger Abwesenheitt in Mogontiacum auftauchte und direkt einmal klarstellen wollte, wie Witjon die Geschicke der Sippe zu lenken hatte.
    "Weißt du, Alrik", setzte Witjon betont entspannt zu einer Antwort an. "Du solltest das nicht so eng sehen. Unsere Sippe wird zwar formal von mir geführt. Aber ich rede Phelan ebenso wenig in seine endgültigen Entscheidungen herein, wie er sich das bei mir erlauben kann. Er ist der erste Duccius in Mogontiacum, der die Hochzeit eines seiner Kinder tatsächlich erlebt. Da soll er ruhig selbst entscheiden dürfen. Für alle anderen Zöglinge unserer Sippe werde ich natürlich selbst entscheiden."
    Damit hoffte Witjon, dass er Alrik zunächst einmal seinen Standpunkt über seine Aufgabe als Sippenoberhaupt klargemacht hatte. Er gab Entscheidungen vor, setzte aber nicht auf Teufel komm raus jede Maßnahme durch, die er für die beste hielt. Weiter sagte Witjon daraufhin: "Im Übrigen bin ich der Meinung, dass du deine Erwartungen an unsere Sippe mal ein gutes Stück herunterschrauben solltest. Hier in Mogontiacum kommt man ohne uns mittlerweile zwar nicht mehr aus. Aber was willst du denn noch erreichen? Ich bin zufrieden mit dem, was wir erreicht haben. Denn, bedenke stets: Einige von uns und die meisten unserer Eltern wurden noch jenseits des Limes geboren. Ich danke den Göttern, dass du es so weit gebracht hast, aber ich erwarte das nicht von jedem Duccius. Es gab schon genug von uns, die allein mit dem Überleben im römischen Reich ihre Schwierigkeiten hatten, verstehst du?" Bei diesen Worten war unverkennbar, dass Witjon es müde war, stets neue Höhenflüge zu unternehmen. Wo die Duccii heute standen war mehr als Witjon sich je erhofft hatte. Er hatte nun genug damit zu tun, diesen Status zu erhalten.


    Zum Punkt der überforderten Ehefrau schmunzelte Witjon: "Lass mich raten: Du hast sie kein bisschen darauf vorbereitet, was sie hier erwartet. Das sieht dir ähnlich. Aber für eine römische Patrizierin, die noch nie jenseits der Alpen gewesen ist, muss Germania Superior tatsächlich ein ziemlicher Schock sein."

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    Original von Duccia Silvana und Iullus Helvetius Curio
    Vermählungszeremonie


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    Original von Duccia Valentina
    Alrik war der neue Statthalter? Das war nicht nur eine mehr als beeindruckende Errungenschaft, die in ihrer Familie ihresgleichen suchte, sondern formulierte in ihren Gedanken auch die verwunderte Frage, ob er dann derjenige gewesen war, der die Hochzeit aufgehalten hatte und wieso. Vermutlich, weil er dabei sein wollte und das der schnellste Weg gewesen war, das zu bewerkstelligen. Dagny hatte aber keine große Gelegenheit, darüber zu sinnieren, denn die Gesellschaft setzte sich in Richtung Hain in Bewegung. Die Zeremonie wurde von den beiden Goden abgehalten, die Runa im Vorfeld ausgesucht hatte – unterstützt von einem römischen Priester, um der Herkunft und dem Glauben des Bräutigams Tribut zu zollen. Es war eine Trauung nach germanischer Tradition, die Dagny mit der gebotenen Andacht und einer gehörigen Portion Gerührtheit verfolgte.


    Witjon, Octavena und ihre Tochter Camelia betraten inmitten der anderen Gäste den Hain, in dem die Zeremonie stattfinden sollte, die die Vermählung von Runa und Curio besiegeln würde. Auf dem Weg winkte er sich Dagny heran und die vier nahmen Plätze in der ersten Reihe ein. Witjon und Octavena hatten ihre Tochter in die Mitte genommen - so war sie am besten unter Kontrolle zu halten -, während Dagny neben Witjon zum Stehen gekommen war. Zwischen der jungen Duccia, die vaterlos aufgewachsen war, und Witjon hatte sich über die Jahre eine väterliche Bindung entwickelt. Mit einem Seitenblick vergewisserte Witjon sich, dass sie mit dem ganzen Trubel klarkam und lenkte seine Aufmerksamkeit dann auf die Goden und das Brautpaar. Letzteres scharrte ja bereits seit viel zu langer Zeit mit den Hufen und nun, endlich, konnten sie den Bund der Ehe eingehen.


    Und es war eine angemessene Hochzeitszeremonie, soviel stand für Witjon fest. Die Goden riefen die Götter an und erbaten ihren Segen und sofort fand der duccische Sippenführer sich an seine eigene Vermählung erinnert. Auch heute wurden erst die "germanischen" und dann die "römischen" Götter angerufen. Witjon war zwar mittlerweile der Ansicht, dass es da keinen großen Unterschied mehr gab, sondern dass die verschiedenen Gottheiten - jedenfalls die Hauptgötter - einfach andere Namen bei den Völkern hatten, aber doppelt hielt ja bekanntlich besser. Insofern war es wohl in Ordnung, dass sowohl Goden als auch Pontifex ihre Gebete sprachen.


    Als das Brautpaar schließlich zum Ringtausch überging, nahm Witjon Octavenas Hand und drückte sie leicht. Er beugte sich ein wenig zu seiner Frau herab und flüsterte: "Dich will ich lieben. Und weder mögen uns Unbill trennen noch Missgunst uns entzweien... weißt du noch?"
    Das waren die Worte gewesen, die damals teil seines eigenen Eheschwurs gewesen waren und an sie hatte Witjon sich in diesem Moment wieder erinnert. Es wurde ihm warm ums Herz bei dem Gedanken, dass Octavena und er es bereits so lange miteinander ausgehalten hatten. Tatsächlich konnte man ihre Ehe wohl als Erfolg werten. Nur der gemeinsame Sohn fehlte noch, aber daran würden sie weiterhin arbeiten.


    Letztlich hoffte Witjon, dass er seine Tochter Ildrun und auch seine Groß-Groß-Nichte Dagny irgendwann einmal auch an einen Mann vom Format des Helvetius verheiraten konnte. Vielleicht nicht gerade so überstürzt wie das in Runas Fall geschehen war. Aber manchmal war es für Witjon jetzt schon schwer seiner Tochter etwas abzuschlagen, wie sollte das einmal in einigen Jahren sein? Sein Gedankengang wurde jäh unterbrochen. 'Ubi tu Gaia, ego Gaius', sprach Curio gerade und sah dann erwartungsvoll seine Braut an. Ebenso erwartungsvoll ruhte der Blick der Festgäste auf dem Brautpaar. Ging es jetzt mit der Prozession zur Casa Helvetia weiter? Durfte man schon applaudieren? Witjons Lippen formten sich zu einem feinen Grinsen.

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    Original von Petronia Octavena
    "Entschuldigt mich", murmelte Octavena an die anderen Frauen gewandt und schob sich dann durch die Menge. Bald erkannte sie, dass sowohl ihr Mann als auch sein Vetter mit der Ursprung der Unruhe sein mussten und zog unwillkürlich fragend die Brauen hoch. Zwei Neuankömmlinge waren erschienen, von denen sie aber weder den Mann noch die Frau erkannte, auch wenn beide geradezu überschwänglich begrüßt wurden.
    Vorsichtig schob Octavena sich etwas versetzt an dem letzten Hindernis vorbei hinter Witjon und berührte ihn mit einem neugierigen Blick kurz am Arm.


    Es war schon verrückt. Da tauchte Vala aus dem Nichts heraus als neuer Statthalter auf, nachdem er die Hochzeitszeremonie mir nichts, dir nichts zwangspausiert hatte und machte einen auf Tiefenentspannt. Die Braut dagegen war alles andere als entspannt, was Thorgall schließlich auch zum Ausdruck brachte. Witjon atmete tief durch im Versuch dieses Chaos zu verarbeiten. Die sanfte Berührung an seinem Arm half ihm sehr dabei.
    "Du bist es, meine Liebe", stellte er dankbar fest und schenkte Octavena ein Lächeln. "Hier spielen gerade alle verrückt", erklärte Witjon den Tumult zunächst etwas lapidar, bevor er zu einer ausführlicheren Erläuterung ansetzte: "Das hier ist Titus Duccius Vala, ein Vetter von mir, mit seiner Gattin Tiberia Lucia. Der Herr Consular wurde vom Kaiser zum neuen Statthalter dieser Provinz ernannt und hat sich darob spontan entschieden, dieses Durcheinander zu verursachen." Seinem Tonfall war eine Mischung aus Belustigung und Verärgerung über diese Zurschaustellung von Autorität zu entnehmen. Einerseits passte es zu Vala, der mit seiner "Mir doch egal, ich mach wie's mir gefällt"-Art schon immer irgendwo angeeckt war. Andererseits ärgerte es Witjon, dass der Vetter selbst vor der eigenen Sippe nicht zurückschreckte.


    "Ich glaube, jetzt geht's endlich mit der Zeremonie los", sagte Witjon letztlich. Die Gäste setzten sich nämlich in Richtung des Hains in Bewegung und zu Witjons fortwährendem Ärgernis kam nun auch noch eine Vorstellung zwischen Octavena und Vala samt Ehefrau zu kurz. Das würden sie später dringend nachholen müssen! Nun aber führte Witjon seine Frau erstmal zum Hain. Auf dem Weg dorthin fischte er sich noch ihre Tochter aus der Meute tobender Bälger. Jetzt kam der festliche Teil der Vermählung, dem Witjon unbedingt zusammen mit seiner ganzen Familie beiwohnen wollte.

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    Original von Publius Casca
    Da heißt, es bleibt für einen Civis noch die Legion in Mogontiacum oder die Urbanercohorten in Rom? Wahr?


    Wahr, wenn du einer Einheit beitreten willst, in die nur römische Bürger aufgenommen werden. Du darfst aber grundsätzlich als Civis auch allen anderen Einheiten (abgesehen von den Praetorianern) beitreten. Die Sperre gilt nur andersherum für alle Nichtbürger (=Peregrini).

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    Original von TIBERIUS AQUILIUS SEVERUS AUGUSTUS
    Der Kaiser zieht im RL um (nicht nach Konstantinopel - Rom bleibt also weiter Residenz!) und hat geheiratet (auch nicht die Prinzessin von Konstantinopel)!


    Oi, ja herzlichen Glückwunsch zur Vermählung! Das nenne ich mal einen guten Grund für IR-Abwesenheit. :)

    "Albin, mein Guter", grüßte Witjon seinen Verwalter. "Setz dich." Er wies auf einen Stuhl und kam dann gleich zur Sache. "Ich habe ein bisschen für dich eingekauft", verkündete er daraufhin und überreichte Albin die Übertragungsurkunde. "Damit vergrößern wir deinen Farbmischerbetrieb. Zwei Sklaven und einige Rohstoffe habe ich direkt dazu bekommen. Ich hab schon angewiesen, dass die Waren in die entsprechenden Lager überführt werden."

    Der Quaestor Mogontiaci hatte geantwortet. Witjons Angebot war angenommen worden. Er war nun stolzer Eigentümer eines Farbmischers. Zum Glück nicht lange, denn was sollte er mit dem Laden? Er würde Albin den Betrieb übertragen, was auf eine Vergrößerung des schon bestehenden Geschäfts mit Farbe hinauslief. Aber zuvor musste er dafür sorgen, dass das Municipium den vereinbarten Kaufpreis erhielt. Also wies er einige seiner Leute an, das Geld zu überbringen. Es dauerte einige Zeit, bis seine Getreuen zurückkehrten, aber sie brachten sogleich die restlichen Waren mit. Witjon war zufrieden. Er ließ daraufhin nach Albin schicken.

    Witjon war als Eques Imperii und Procurator Rationis Privatae ebenso standesgemäß gekleidet wie sein Vetter. Die Nachwirkungen der Hochzeitsfeier mochte man ihm am leicht müden Blick ansehen, ansonsten schaffte er es aber eine präsentable Erscheinung zu bieten. Für Tiberia Lucia musste er, nun in die römische Toga gewandet, einen krassen Gegensatz darstellen zu dem Witjon, den sie zuvor auf Runas Hochzeit kennen gelernt hatte. Als das Statthalterpaar das Atrium betrat, plauderte Witon gerade mit dem Princeps Praetorii. Ein leises Raunen ging durch die versammelte Beamtenschaft und alle wandten sich zu 'dem Neuen' um, der zukünftig die Geschicke Germania Superiors lenken würde.


    "Der Legatus Augusti Pro Praetore Titus Vala von den Duccii und seine Gattin Lucia von den Tiberii!"


    , verkündete ein Sklave mit gewichtiger Stimme. Der Legatus Iuridicus war als Mann vom höchsten Rang in der Provinzverwaltung nach dem Statthalter gewiss der richtige, um den Duccius nun offiziell willkommen zu heißen. Witjon wollte sich dagegen lieber nicht gleich in den Vordergrund drängen. Es mochte wohl früh genug dazu kommen, dass Alrik ihm besonderes Gehör schenken würde. Da musste er Missgunst und Neid der anderen Beamten nicht schon heute auf sich lenken.

    Alrik hatte sein Ziel erreicht und nahm die damit einhergehende Herausforderung nicht auf die leichte Schulter. Witjon gefiel das. Er hatte seinen Vetter teilweise noch ganz anders in Erinnerung. Manchmal war es schon seltsam, wie einen der Weg verändert, den die Nornen einem Mann weisen. "Dein Patron wird dir wohl auch einige Arbeit übrig gelassen haben, die noch zusätzlich zum Tagesgeschäft dazukommt. Wir, also die höheren Beamten aus seinem Stab, haben zwar das Gröbste erledigt in seiner Abwesenheit. Aber alles können und dürfen wir schließlich auch nicht entscheiden." So deutete Witjon an, dass für den neuen Statthalter noch alte Arbeit bereit lag, was er aber letztlich mit einem Schulterzucken fortschob. "Aber das können wir dann später noch besprechen, wenn du offiziell dein Amt antrittst." Womit die Sache für Witjon erstmal vom Tisch war.


    "Phelan?" Witjon zuckte erneut mit den Schultern. "Ich weiß auch nicht. Gelegentlich bringen ihn seine beiden Weiber einfach auf die Eiche. Und an anderen Tagen..." Witjon zögerte kurz, weil er zu dem wechselhaften Verhalten des Vetters keine vernünftige Einschätzung abgeben konnte. "Vielleicht ist es auch nur die Aufregung. Immerhin heiratet seine Tochter heute."


    Schließlich erzählte Alrik tatsächlich auch von sich selbst. "Alrun", wiederholte Witjon den Namen des Kindes, das Alrik seine Tochter nannte. "Der Name deiner Mutter. Und ein schöner obendrein." Er klopfte seinem Vetter anerkennend auf die Schulter. "Glückwunsch." Die alriksche Nachkommenschaft nutzte Witjon auch sogleich zur Problemlösung: "Mein Weib, Octavena, wird gewiss darauf bestehen deine Tochter zu sehen - ich übrigens auch. Ich schlage vor, deine beiden Frauen besuchen einmal meine beiden Frauen. Oder Tiberia lädt gleich alle Damen der Stadtelite ein. Gib einer Frau etwas Gewohntes zu tun und sie gewöhnt sich schnell an die äußeren Umstände, eh?" Witjon grinste schief. "Ich sag mal: Du hast es aller Widrigkeiten zum Trotz zu weit gebracht, da lässt du dir den Erfolg ja nicht von deiner missgelaunten Gattin verleiden." Wie hart besagte Widrigkeiten tatsächlich für Alrik gewesen waren, davon machte Witjon sich wahrlich keinerlei Vorstellung. Er konnte nicht einmal erahnen, was sein Vetter in Rom alles hatte durchmachen müssen.

    Quaestor Mogontiaci
    Memmius Arrius Caesulenus
    Curia Mogontaici


    Salve Quaestor Arrius,


    hiermit gebe ich dir gegenüber ein Kaufangebot für den städtischen Betrieb Pigmentarius inklusive 2 Sklaven, 313 Farben, 112 Tinte, 34 Kosmetika zum Preis von 1900 Sz ab.


    Vale bene



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    Villa Duccia| Mogontiacum | Germania Sup.


    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/wappenduccia/siegelwachsmarsus.png]

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus
    Seit Fr bis Montag abwesend. Sorry, habs vergessen hier zu schreiben.


    Schuldig im Sinne derselben Anklage. Stressiges Wochenende gehabt und heute und morgen geht's ähnlich weiter. Mittwoch sollte es besser werden.

    Phelan sprach sich sehr energisch gegen den Druiden aus. Er verteufelte ihn geradezu. Witjon runzelte grüblerisch die Stirn und musterte Myrddin Ariamir lange. Er wusste nicht so recht, was er hiervon halten sollte. Einerseits fürchtete er Unruhen, wenn sie diesen Mann unbehelligt ließen. Andererseits war er nicht derjenige gewesen, der mit einer Waffe auf andere losgegangen war. Den Legatus Iuridicus schienen ähnliche Gedanken zu bewegen und letztlich wurde die entscheidende Frage an Witjon gerichtet. Er gab einem Scriba einen Wink, woraufhin ihm eine Abschrift des Codex Iuridicalis gereicht wurde. Kurz überflog er die Abschnitte, die seines Erachtens am ehesten auf diese Situation passten. Am Ende schüttelte er zögerlich den Kopf.


    "Legatus, weder im Abschnitt über gemeingefährliche Delikte finden sich passende Regelungen, noch im Teil über Delikte gegen den öffentlichen Frieden." Er legte den Kopf schräg und verzog entschuldigend den Mund. "Die grünen Flammen gehen keinesfalls als Brandstiftung durch und auch eine Aufwiegelung des Volkes im Sinne der §§ 102, 103, oder 105 ist nicht ersichtlich. Der Angriff dieses einzelnen Mannes auf diesen hier, Myrddin Ariamir, erfüllt wohl kaum die entsprechenden Strafbarkeitsvoraussetzungen." Witjon warf einen Blick auf den Druiden. Da hatte Myrddin wohl Glück, denn die römischen Strafgesetze gaben derzeit keine Verurteilung wegen Magieanwendung her. Witjon fragte sich bei dieser Gelegenheit, warum das so war. Letztlich sagte er zum Legatus Iuridicus: "Nach Lage der Tatsachen können wir gegen diesen Mann keine Anklage erheben." Womit er meinte: Können wir schon, lohnt sich aber nicht.

    "Nach den ersten stressigen Tagen wirst du dir sicher etwas Zeit dafür nehmen können", erlaubte Witjon sich mit einem schiefen Schmunzeln zu glauben. Er fühlte sich von Alriks Lob geschmeichelt und aus seinem Schmunzeln war ein stolzerfülltes Grinsen geworden, während sein Vetter sich über die Pracht der Villa Duccia ausließ. "Tja, was soll ich sagen?", setzte Witjon anschließend zu einer Antwort über die Geschicke der Sippe und seiner Familie im Speziellen an. "Sieh dich um, uns geht es gut. Ich glaube so friedliche Zeit voller Prosperität hat unsere Sippe noch nie erleben dürfen. Zudem geht es meiner Frau und Tochter hervorragend. Ich kann mich also nicht beschweren." Den Seitenhieb wegen seiner nachlässiger Informationspolitik nahm Witjon achselzuckend hin. "Jaa, nun. Diese Hochzeit hat eine Vorgeschichte, die du dir lieber von Phelan im Einzelnen aufdröseln lassen solltest. Runa hat sich ziemlich duccisch gegen ihren Vater durchgesetzt, he he. Ich...hab' einfach vergessen, dir so kurzfristig noch zu schreiben. Wie hätte ich auch ahnen können, dass du just als neuer Statthalter deine Reise hierher antrittst? Darüber hättest du uns ja auch mal vorab informieren können." Der Vorwurf in seiner Stimme war nicht zu überhören. Auf der anderen Seite aber hakte Witjon die Sache nun ab mit den Worten: "Damit wären wir wohl quitt."


    Nun drehte Witjon das Frage-Antwort-Spiel um: "Und abgesehen davon, dass man dich nun also so ganz nebenbei zum Stellvertreter des Kaisers in dieser völlig unbedeutenden Provinz gemacht hat... wie geht's dir und deiner Frau sonst so?" Dass da ja noch eine Tochter war, wusste Witjon noch nicht. Und überhaupt, die Schwangerschaft hatte er irgendwie auch nicht mehr auf dem Schirm, berichtete Alrik in der Regel aus Rom nur von den wichtigsten politischen Veränderungen. Privatleben war ihm ja häufig nur einen Nebensatz wert.

    Es war verständlich, dass Octavena nicht gleich völlig überzeugt von Witjons Idee war. Wenn man so eine Nachricht erhielt, die Meldung über den Tod eines Verwandten - erst recht wenn es der eigene Vater ist -, dann war klares Denken zunächst nicht möglich. Witjon wusste das und deshalb ließ er seiner Frau nun erstmal Zeit. Er saß einfach neben ihr und war da. Das war das wenigste was er momentan tun konnte. Octavena schien auch schnell mit ihren Gedanken abzuschweifen und Witjon hinderte sie nicht. Das Kopfschütteln seiner Frau machte ihm schließlich deutlich, dass der Moment des Innehaltens vorüber war. Octavena zeigte zudem ihren Unwillen, hier nur untätig und zweifelnd herumzusitzen.


    "Ein bisschen Ablenkung schadet sicherlich nicht", stimmte Witjon zu und erhob sich, wobei er Octavena die Hand anbot. Er hoffte außerdem, dass Marga und Lanthilda sich entsprechend um die Hausherrin kümmern würden, mit dem nötigen weiblichen Einfühlungsvermögen. Vielleicht würde die kindliche Leichtigkeit ihrer beider Tochter dann ihr Übriges tun, um Octavena wieder ein klares Denken zu ermöglichen.

    Gerade hatte Witjon den Eindruck, dass Lucia nicht mehr die gesamte duccische Sippe für völlig niedere Barbaren hielt, da kam es schon wieder zum Gegenbeweis. Eigentlich hatte Witjon sein Bestes getan, um den kultivierten Provinzler heraushängen zu lassen, was offenbar auch gewirkt hatte. Aber dann trat dieser Eques wieder zu ihnen hinzu und Phelan rastete plötzlich total aus. Witjon erschrak, zuckte zurück, und wusste nicht wie ihm geschah. Wer war was? Phelan schrie ihn nun direkt an. Wie bitte? Alrik war Statthalter der Provinz Germania Superior? Hatte er das jetzt richtig verstanden? Witjon war baff. Unfähig zu einer verbalen Äußerung glotzte er nur Alrik an, dann Phelan und zuletzt Tiberia Lucia, die sich allerdings vor lauter Entsetzen hinter die Helvetier verkrochen hatte. Witjon blinzelte und sah nun Alrik eindringlich an. War es wahr? Konnte das stimmen?


    "Alrik?", fragte er daher nach, zunächst in seinem ubischen Dialekt. "Bes do det?" Woraufhin er bemerkte, dass er vom Lateinischen abgekommen war und schnellstens auf Latein - er wollte ja gegenüber Valas Frau nicht so ungebildet wirken - wiederholte: "Du bist der neue Legatus Augusti Pro Praetore? Ist es denn wahr? Bei Donars Hammer, meinst du das ernst?" Witjon war nahezu fassungslos. Nicht anders als so mancher Umstehender, der zudem das Gebrüll des duccischen Pontifex nicht verstehen konnte. Anders als Witjon, der angeblich vor der feinen römischen Gesellschaft kuschte, schien jener nämlich keinerlei Erinnerung an seine gute Erziehung zu haben. Höflichkeit hatte nichts mit Schiss zu tun, sondern mit Anstand. Und den ließ Witjons Vetter Phelan nicht zum ersten Mal an diesem Tage vermissen, als er erneut in Anwesenheit römischer Gäste in seinen germanischen Dialekt wechselte, ohne die Sprachbarriere zwischen ihm und den Gästen zu beachten.

    "Ist nicht wahr", setzte Witjon gerade zu einer verblüfften Antwort bezüglich Phelans Erzählung an, als der wie von der Tarantel gestochen aufsprang und einem weiteren Gast entgegen hastete. "Wiewas?!", stotterte Witjon noch, bevor er mitgerissen wurde und, völlig aus dem Tritt, äußerst unherrschaftlich hinter seinem Vetter herstolperte. Glücklicherweise konnte er sich schnell aus Phelans Griff herauswinden und bemühte sich dann möglichst würdevoll die restlichen Schritte zu Alrik und seiner Frau herüberzuschreiten. Überhaupt: Alrik? Alrik und seine Frau? Hier in Germania Superior? Seit wann das? Und wieso? Und überhaupt: Was machte der Kerl hier? Witjon war dermaßen verwirrt, dass er erstmal einen Moment brauchte, um die Tatsache zu verarbeiten, dass der duccische Senator in Mogontiacum war. Phelans ausufernde Überschwänglichkeit half zudem nicht unbedingt, diese Begrüßung irgendwie in geordnete Bahnen zu lenken.


    "Äh", machte Witjon hinter Phelan auf sich aufmerksam, etwas peinlich berührt von dessen Wildfangmanieren. Das entsetzte Gesicht der Tiberia war Witjon dabei nicht entgangen. Bitte, Frigg und Freya und alle Nornen, helft, dass Tiberia uns nicht gleich für völlige Schwachmaten hält, dachte Witjon im stillen Stoßgebet. Letztlich wandte er sich mit einem breiten aber möglichst würdevollen Lächeln in lateinischer Sprache an seinen Vetter: "Alrik...Vala, welch eine unerwartete Freude dich wiederzusehen. Herzlich willkommen zurück in der Heimat!" Sprachs und umarmte Alrik herzlich. "Gut siehst du aus, bei Donar. Und dies ist deine holde Gattin, ja?" - folgte darauf die Überleitung, bei der er sich an Tiberia Lucia wandte - "Lucia von den Tiberiern, es ist mir eine besondere Ehre, dich auf dem Landgut meiner Familia" - er vermied es stets, von seinem Landgut zu sprechen - "willkommen zu heißen. Mein Name ist Numerius Duccius Marsus, Procurator Rationis Privatae. Ich hoffe ihr hattet eine erträgliche Reise hierher?" Zur Begrüßung reichte Witjon Lucia betont unaufdringlich die Hand und bemühte sich obendrein um einen ruhigen aber freundlichen Ton. Die Nennung seines germanischen Namens sparte er sich dabei gleich ganz. Er hoffte, dass er das Bild des wahnsinnigen Barbaren widerlegen konnte, das Phelan einer Patrizierin aus reichem Hause gewiss soeben geboten hatte.

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus
    Da das Haus des preafecten bei der secunda ein eigenes Forum ist, könnte ich Mod-Rechte dafür haben?


    Ich würd mich auch gegen selbige für die ganze castra natürlich nicht wehren. ;)


    Für deine eigene Bude hast du jetzt die Rechte. Brauchst du die für die ganze Castra denn überhaupt? Oder genügt es, dass Vala die hat? ;)


    Witjon war noch voll und ganz im Begrüßungsgeplänkel und bemerkte deshalb die Ankunft des Eques Singularius nicht gleich. Er beantwortete erstmal gemächlich die an ihn gerichteten Fragen:
    "Danke Decria. Das Gut ist tatsächlich der ganze Stolz meiner Sippe, allem voran unser Gestüt. Helvetius, wir kommen hier auf etwa fünfundzwangzig Heredia, denke ich. Jedenfalls, wenn man die umliegenden Acker- und Weideflächen um Mogontiacum noch hinzuzählt." Dass seine Sippe noch weit mehr Grund ihr Eigentum nannte, mittlerweile auch außerhalb der Provinz, erwähnte Witjon dabei nicht.


    "Salve Decurio Helvetius Corvinus", erwiderte Witjon daraufhin die Begrüßung des Reitereioffiziers, der offenbar gut gelaunt und zu Scherzen aufgelegt war. "Herzliche Grüße zurück", lachte Witjon. "Du kümmerst dich hoffentlich gut um ihr Wohlergehen?"
    Ortwini wollte dann ebenfalls die Begrüßung erwidern. "Äh, Stamm? Nun...", setzte er an, da schallte plötzlich die Stimme des Eques Singularis über die Köpfe der Gäste hinweg. Wie alle anderen drehten Witjon und Ortwini sich überrascht und verwirrt zu dem Miles um, der lauthals Verwirrung stiftete. Die Mienen des Bräutigams und seiner Eltern versteinerten und Witjon war für den ersten Moment viel zu perplex, um selbst aktiv zu werden. Corvinus und Curio kamen ihm zuvor. Und Runa. Runa. Bei Donars Hammer, wenn es eines war, das duccische Frauen konnten, dann Ausrasten. Witjon hatte schon lange nicht mehr miterlebt wie eine Duccia ihrem Ärger richtig Luft machte. In diesem Fall wäre er glücklicher ohne diese Erfahrung gewesen. Bei der Wortwahl der Braut wurde Witjon obendrein blass. Sie beleidigte den Statthalter zwar nicht direkt, aber angemessen war ihre Ansage definitiv auch nicht. Zum Glück schritt Phelan eiligst ein und verhinderte schlimmeres. Einen dahingemetzelten Eques Singularis hätten Witjons Nerven nicht überstanden. Wobei schnell klar wurde, wessen Nerven tatsächlich nicht mehr standhielten, als Runa weinend davonstob. Witjon seufzte und tauschte augenrollend einen Blick mit Ortwini.


    Schließlich zeigte der Vater der Braut sich aber äußerst diplomatisch und der Reiter ließ sich sogar zu einer Zeitangabe hinreißen. Witjon war skeptisch. Curio war es letztlich, der zu Phelan hintrat und zum Praktisch überging: Was war nun zu tun? Witjon trat nun ebenfalls zu den beiden und machte einen Vorschlag: "Ich würde sagen es wird weiter Bier und Wein ausgeschenkt und wir lassen schonmal etwas Musik spielen, zur Überbrückung der Wartezeit. Aber wir müssen darauf achten, dass die Gäste nach dem Schock jetzt nicht schon zu viel trinken..."