Beiträge von Numerius Duccius Marsus

    "Na, dann sagen wir... 55.000 Sesterzen?", warf Witjon schließlich ein, als lange Zeit nur betretenes Schweigen und schüchternes Räuspern herrschten.


    "Das sind, wenn jeder Decurio 500 Sesterzen gibt, 50.000 und weitere 5.000 aus der Stadtkasse - die notfalls eben durch spätere Erhebungen wieder eingetrieben werden können. Hm?" Bei hundert Decurionen musste es doch möglich sein, mal langsam ein paar konkrete Vorschläge zusammenzuraffen und dann eine Einigung zu finden.

    Zitat

    Original von Marcus Petronius Crispus
    "Mach' mir ein Angebot!"


    Witjon hatte gehofft, dass Crispus das sagen würde, denn er war darauf vorbereitet ein Angebot zu unterbreiten. So setzte er sich auf der Bank kurz zurecht und sammelte kurz seine Gedanken, um das zuvor Erdachte wirkungsvoll zu präsentieren:


    "Neben der Aufnahme in meinen Haushalt und der Anerkennung Octavenas als vollwertiges Mitglied meiner Sippe biete ich dir folgenden Muntschatz. Ein Pferd aus unserem Gestüt, drei Lagen Werkzeug, eine Lage Feinkeramik, drei Säcke Saatgut deiner Wahl, drei Kaninchenpelze, einen Fuchspelz, zwei Barren aus Eisen und einen Pokal aus gänzlich durchsichtigem karthagischen Glas."


    Das alles zusammen war mehr wert als jeder normale Handwerker in Mogontiacum jemals in seinem Leben verdienen konnte. Allerdings war es noch lange nicht so viel, wie Lando einst für eine Fürstentochter zu zahlen bereit gewesen war. Witjon war sich sicher, dass Octavena auch lange nicht so viel wert war, aber wenn man den Petronius schonmal beeindruckte, dann auch richtig. Und Octavena hatte Witjon schließlich derart in ihren Bann geschlagen, dass er - auch wenn er es sich noch nicht eingestehen wollte - sie so sehr begehrte, dass er sie haben musste. Komme was wolle!

    http://www.kulueke.net/pics/ir…manen-maenner-jung/18.jpg Arbogasts Stirn blieb weiterhin stark gerunzelt. Er machte jetzt außerdem den Eindruck, als suche er noch etwas oder jemanden hinter Haakon, indem er ein Stück zur Seite trat und den Kopf reckte, aber offenbar sah er nur den einen Fremden in seinem Hof und war darob nicht absolut zufrieden.


    "On wo is dä andere? Volkram het jesat, et würdn zwuo Kerle kumm..."


    Jetzt wirkte Arbogast nicht mehr nur skeptisch als vielmehr misstrauisch. Die drei anderen Männer hatten nun aufgehört zu arbeiten und sahen sich die Szene aufmerksam an. Dabei fiel einer von ihnen auf, der irgendwie nervös wirkte. Die anderen beiden sahen nur zu, machten aber einen wachsamen Eindruck. Man musste ja immer auf alles gefasst sein.




    "Sehr gut." Witjon erwiderte das Lächeln erleichtert. Er hatte schon befürchtet, dass dieser Punkt bei Crispus zu einem großen Problem werden könnte, aber offenbar war dem nicht so. Selbst wenn dem Petronier schon der Gedanke an die Hochzeitsnacht unangenehm war, so konnte dies wohl nicht seine Bereitschaft trüben, diese Ehe zu ermöglichen. Witjon war überrascht, wie wenig kompromissbereit er sich selbst hatte zeigen müssen. Gut, dachte er, ich bin wichtig genug, dass man wegen einer Ehe mit mir allerlei Dinge in Kauf nimmt.


    "Allerdings gibt es da noch etwas zu bereden: Den Muntschatz!", erklärte Witjon und sagte auch sogleich, was er meinte: "Unter den Männern der Stämme wird über den Muntschatz verhandelt, den der Vater der Braut vom Mann erhält. In diesem Fall würdest du eben an Octavenas Vaters Stelle treten. Das heißt, falls du nichts dagegen hast, können wir sogleich damit beginnen. Willst du ein Angebot machen, oder soll ich sagen, was ich mir vorstelle?" Er schmunzelte. Das war das erste Mal, dass er überhaupt um eine Frau feilschen musste. Bei Callista hatte es ja eine Mitgift gegeben nach römischer Sitte.

    http://www.kulueke.net/pics/ir…manen-maenner-jung/18.jpg Arbogast runzelte skeptisch die Stirn.


    "Er?", wiederholte er in ganz unschuldigem Ton. Einer der Männer, die mit dem Färben beschäftigt waren, hob unauffällig den Blick, hielt jedoch nicht inne. Arbogast fixierte den vermeintlichen Markward.


    "Volkram is en Fraint fon mer. Het dä jesat worum er hi sinn sollt?"


    Vorsicht ist besser als Nachsicht. Das war ja bekannt. Und Arbogast war niemand, der einfach irgendwem hier irgendwas erzählte, ohne sich vorher halbwegs abzusichern, dass es nicht der Falsche war, dem er das Falsche auftischte.



    Lysander


    "In Ordnung", brüllte Lysander zurück im Versuch nun gegen den Ochsenkarren anzukämpfen. Er würde sich wohl beim Aedil beschweren müssen. So ging das nicht weiter mit all diesen Krawallmachern.


    "Dann melde ich mich einfach bei dir, wenn ich soweit bin", ließ er schließlich den Scriba wissen. Eine Woche beziehungsweise eine Woche und ein kleines Weilchen sollten wohl Zeit genug sein, fand der Architekt. Selbst in seinem Alter.

    http://www.kulueke.net/pics/ir…manen-maenner-jung/18.jpg Zwei der Männer sahen nicht einmal von ihrer Arbeit auf, als Haakon sie ansprach. Der Hof war teilweise überdacht* und dort gingen sie auch zu Werke, denn im Schnee ließ sich schlecht färben. Einer der drei hob jedenfalls den Blick. Bevor er jedoch etwas sagen konnte, trat jemand aus dem Hauseingang und ergriff das Wort.


    "Dat ben ek", sprach's und musterte den Fremden kritisch.


    "Wea will dat wissn?", fragte er dann, während er langsam näher kam.




    Sim-Off:

    *Der geneigte Mitschreiber hat natürlich den Winter auch schon nicht mehr auf dem Schirm gehabt...


    Das Gesagte musste Witjon kurz sortieren. Ladenverkäufer, Vicihändler, Kaufleute. Er kaute einen Moment auf seiner Unterlippe herum, wobei ihn die Barthaare an der Oberlippe kratzten.


    "Ladenbesitzer sollen gar keine Möglichkeit haben, den Markt zu nutzen? Hmm...grundsätzlich wäre das jedenfalls günstig für diejenigen, die keinen festen Verkaufsplatz haben. Ich denke, man kann da schonmal unter den Vicani und fahrenden Händlern über eine gewisse Kontingentierung nachdenken. Vielleicht mit einem kleinen Vorteil für die Vicani. Und die Ladenbesitzer...für die sollte es zumindest teurere Standgebühren geben und vielleicht die Notwendigkeit einer Erlaubniserteilung durch den Aedil für einen Marktstand. Jedenfalls klingt dein Vorschlag schonmal nach einer sinnvollen Differenzierung."

    Zitat

    Original von Marcus Petronius Crispus
    "Ist das wirklich nötig?"


    fragte er deshalb etwas unsicher.


    Witjon machte eine ernste Miene. "Das ist mir sehr wichtig. Nur so kann ich vor meiner Sippe sicherstellen, dass diese Ehe auch rechtsgültig durchgeführt wird."


    Sonst wäre das ganze Brimborium, der Brautlauf, die Vermählungszeremonie, einfach alles ... für die Katz.


    "Ja, machen wir es ruhig so. Erst der Gode, dann du", stimmte Witjon zu.


    "Die Göttinnen der Geburt, natürlich", sagte Witjon dann. Er musste sich ein Aufstöhnen verkneifen, denn die kannte er nicht einmal alle auswendig. Da würde er wohl bei Phelan oder einem anderen Aedituus Rat einholen müssen.


    Schließlich wollte Witjon die Heirat schon per Handschlag besiegeln, als ihm noch etwas einfiel: "Ach, beinahe hätte ich zwei wichtige Dinge vergessen! Direkt vor der Vermählung findet noch der sogenannte Brautlauf statt, bei dem sich die Braut in die Obhut der Sippe des Mannes begibt. Das ist insofern wichtig als besonderes Augenmerk auf die Freiwilligkeit dieses Geschehens gelegt wird. Anders, als das beim römischen Brautraub der Fall ist. Während des Brautlaufs wird dann auch der Muntschatz, also dasjenige, was ich dir sozusagen als 'Mitgift' zu erbringen habe, übergeben. Zumindest das, was entsprechend transportabel ist."
    Bei dem was er darauf folgend sagte, druckste Witjon dann ein bisschen herum: "Und...zweitens geht es um eine...etwas...delikate Angelegenheit. In der Hochzeitsnacht nämlich...also..." Witjon musste sich räuspern. Bei Donars Hammer, er stellte sich an wie ein grüner Schuljunge! "Der Vollzug der Ehe muss unter Zeugen stattfinden. Das heißt, ein oder zwei Vertreter der beiden Sippen sind während der ersten...Vereinigung der Eheleute zugegen, um bezeugen zu können, dass...naja den Vollzug eben." Er verzog den Mund zu einer Grimasse, die ein schiefes Grinsen sein könnte oder auch nur eine Art peinlich berürter Gesichtsausdruck. Witjon schämte sich nicht für diesen Brauch seines Stammes beziehungsweise aller Stämme, aber er hatte ein wenig Sorge vor der Reaktion, die der Petronier nun zeigen könnte.

    Zitat

    Original von Marcus Petronius Crispus
    "Latein wäre schon gut für Octavena. Wenn der Gode außerdem auch die römischen Götter anruft, wären wir im Geschäft."


    entschied er schließlich. Zwar behauptete er selbst immer, dass die germanischen und römischen Götter sowieso im Wesentlichen die Gleichen waren, trotzdem wollte er lieber auf Nummer Sicher gehen - außerdem sollte für die römischen Gäste auch etwas dabei sein, was sie wiedererkennen konnten.


    Witjon kratzte sich nachdenklich am Kinn. Der Gode und römische Götter? Er ahnte, dass das nicht gut gehen würde. Witjon hörte den Goden bereits nörgeln: 'Wieso römische Götter? Sind dem Herrn Witjon Wodan, Donar und Frigg jetzt nicht mehr gut genug? Und was soll ich da überhaupt sagen?' Nein, das wollte er lieber anders machen.


    "Hmm...ich würde mich eigentlich vielmehr geehrt fühlen, wenn der hiesige Pontifex die römischen Götter anrufen würde." Er grinste schief. Sie beide wussten, wer damit gemeint war.
    "Zudem unserem Goden die römischen Götter und ihre Kulte nicht so sehr liegen, da befürchte ich diverse Fehlerquellen. Und ich möchte bei meiner Hochzeit keine gereizten Götter riskieren, auch zu Octavenas Bestem. Immerhin...meine erste Frau starb schon im Kindbett. Da will ich Iuno lieber besonders milde stimmen. Vielleicht bringe ich ihr vor der Hochzeit auch noch ein besonderes Opfer dar, was meinst du?" Dass er damit unbewusst ausgedrückt hatte, dass für ihn diese Vermählung bereits feststand, fiel Witjon dabei nicht gleich auf.

    Zitat

    Original von Marcus Petronius Crispus
    Die Antwort ließ Crispus tatsächlich ein wenig erschrecken - 'könnte' klang doch sehr unbestimmt. Als er dann aber auf die Gebräuche zu sprechen kam, wirkte das ganze doch schon wieder so, als ob der Konjunktiv nur auf die Bedingungen abzielte, nicht aber grundsätzlich zu verstehen war. Die Bedingungen selbst kamen dem Alten dabei erstaunlicherweise doch berechtigt vor - immerhin war es Marsus' Familie, in die Octavena einheiraten sollte. Von einem Brautraub wusste er sowieso nichts - oder meinte er den Brautzug? Und überhaupt, was meinte er denn mit diesen Sitten?


    Bei Heila hatten sie auf so eine Zeremonie verzichtet - sie waren ja faktisch sowieso schon Ewigkeiten zusammen gewesen, hatten sogar einen Sohn gehabt. Fast etwas peinlich, dass er in all den Jahren nie auf einer germanischen Hochzeit gewesen war. Er räusperte sich und sagte


    "Wie läuft denn so eine Hochzeit bei euch ab?"


    Witjon hatte befürchtet, dass Crispus diese Frage zunächst stellen würde. Dennoch setzte er zu einer Erklärung an.


    "Zunächst einmal erbitten beide Brautleute von der Sippe des jeweils anderen das Einverständnis zur Vermählung. Die Erlaubnis erteilt das Sippenoberhaupt oder ein Stellvertreter. Dann verbrüdern sich die beiden Sippen, indem deren beide Stellvertreter sich einander symbolisch die Hand geben. Es folgen Anrufungen an die Götter und die Naturgeister, die ein Gode durchführt. Dabei wird für Fruchtbarkeit, Beständigkeit und all das gebetet, was eine Ehe stärken und bewahren soll und um den Schutz vor Unheil natürlich auch. Schließlich werden noch die Ahnen der Brautleute angerufen."


    Er legte kurz eine Pause ein, während der Witjon die Maserung des Bodens betrachtete.


    "Dann werden ein Bock und eine Henne geopfert. Das Blut des Bocks wird dem Mann auf die Stirn gestrichen und das der Henne der Braut, als Zeichen der Fruchtbarkeit. Nun werde erneut die Götter angerufen, um ihre Aufmerksamkeit auf das Zeugnis zu lenken, das das Brautpaar nun einander ablegt. Der Gode erklärt daraufhin beide zu Ehemann und Eheweib."


    Witjon machte wieder eine kurze Pause um zu ergründen, ob der Petronier ihm soweit folgen konnte.


    "Und dann werden Schwer und Ring getauscht. Der Mann schenkt dem Weib sein Schwert als Zeichen seiner Wertschätzung und Treue und steckt ihr einen Ring an den Finger. Ebenso hält es die Frau. Und am Ende...springen beide Hand in Hand über ein Feuer."


    Er grinste verschmitzt. Das war vielleicht das am wenigsten einleuchtende an der ganzen Zeremonie.


    "Achja, gewöhnlich wird natürlich alles in den Worten meiner Ahnen gesprochen, aber ich denke das würde Octavena wohl kaum so schnell lernen. Insofern wäre Latein auch in Ordnung für mich...dann verstehen die römischen Gäste immerhin auch alles."

    Der Vicus Navaliorum beherbergte nicht nur die Landestege von Mogontiacum, über die täglich Waren die Frachtkähne verließen. Hier fanden sich auch all jene Betriebe, die in der Stadt niemand zum Nachbar haben wollte. Besonders Färber und Gerber hatten sich in diesem Vicus ihre Werkstätten eingerichtet.


    So auch Arbogast, Färber von Beruf. Arbogast besaß ein Streifenhaus, das in einer der Straßen lag, die direkt zum Rhein hinunterführten. Die Front des Streifenhauses hatte allerdings nur eine Tür, die in die Wohnräume des Besitzers führte. Die Färberei lag dagegen im Hof, der sich an das Streifenhaus anschloss. Zu diesem gelangte man über eine kleine Gasse, die zu einem Tor führte, das Einblick in den Hinterhof gewährte.


    Über all dem wehte der Gestank des Färberhandwerks: Urin. Es wurde in der gesamten Stadt gesammelt und von den Färbern verwendet. Die ganze Straße stank danach und auch die Leute, die hier arbeiteten. Auf dem Hof waren drei solcher Männer damit beschäftigt, Stoffe zu sortieren und in verschiedenen Bottichen in farbige Substanzen zu tauchen. Einer pfiff eine fröhliche Melodie, ein anderer gähnte. Alles in allem ein ganz normaler Arbeitstag.


    IUDICIUM PUBLICUM PROVINCIAE GERMANIAE SUPERIORIS
    IUDICATIO
    IUD PUB I/DCCCLXIII



    IM VERFAHREN


    CIVITAS MOGONTIACUM
    gegen die Peregrini
    PHILONICUS, SILUS, PAULINUS, SCIPIO und GERMAR
    sowie den Cives Romani
    SERVIUS VIPSTANUS SALONIUS



    HAT DAS IUDICIUM PUBLICUM DURCH:
    Iudex Prior Mamercus Apustius Gratus
    Iudex Potitus Cassius Plancus
    Iudex Cossus Arrius Verrucosus


    PRIDIE KAL IUN DCCCLXIII A.U.C. (31.5.2013/110 n.Chr.)


    NACH MÜNDLICHER VERHANDLUNG FÜR RECHT ERKANNT:


    Die Angeklagten Philonicus, Silus, Paulinus und Scipio werden des Bandendiebstahls gemäß §§ 86 (2), 48 (2) des Codex Iuridicalis schuldig gesprochen.


    Der Angeklagte Germar wird des Bandendiebstahls und der Bestechung gemäß §§ 86 (2), 48 (2); 108 (2) des Codex Iuridicalis schuldig gesprochen.


    Der Angeklagte Servius Vipstanus Saloninus wird der Bestechlichkeit gemäß § 115 des Codex Iuridicalis schuldig gesprochen.


    DAS GERICHT VERHÄNGT DAHER FOLGENDE STRAFEN:


    Den Angeklagten Philonicus, Silus, Paulinus und Scipio wird eine Geldstrafe in Höhe von 800 Sesterzen auferlegt.


    Dem Angeklagten Germar wird eine Geldstrafe in Höhe von 1500 Sesterzen auferlegt.


    Dem Angeklagten Servius Vipstanus Saloninus wird eine Geldstrafe in Höhe von 1000 Sesterzen auferlegt.


    Mangels Liquidität werden die Strafen für alle Angeklagten in Opus Publicum zugunsten der Civitas Mogontiacum umgewandelt. Sie kann die Angeklagten gemäß § 53 (4) des Codex Iuridicalis als Sklaven verkaufen.



    SCITUM PER SIGNUM LEGATI:




    http://imageshack.us/a/img809/4583/richter4k.jpg
    Mamercus Apustius Gratus


    Ja. Das war das, was der Iudex Prior am liebsten von allen Verurteilten gehört hätte. Aber dem war leider nicht so, weshalb er differenzieren musste:


    "Nun gut. Dem Antrag auf Umwandlung der Strafen in Opus Publikum wird hiermit in den Fällen von Philonicus, Silus, Paulinus und Scipio stattgegeben."


    Dann ging sein Blick zu den anderen beiden Männern, die wohl etwas klüger waren, was ihnen jedoch jetzt vermutlich auch nicht mehr wesentlich helfen würde.
    "In den Fällen von Germar und Vipstanus wird die Civitas prüfen, ob die beiden Verurteilten in der Lage sind ihre Strafzahlung zu erbringen. Die endgültige Ausstellung des Urteils wird solange vertagt, damit der Antrag von Petronius vollständig einbezogen werden kann."


    Der Iudex Prior erhob sich von seinem Stuhl und mit ihm seine Berater. "Die Verhandlung ist damit geschlossen." Womit er die Aula verließ, die anderen Iudices im Schlepptau.


      [*]Ausbildung von Agrimensores in Mogontiacum
      [*]Katasterkarten zur Steuererhebung
      [*]Quaestor zusammenstauchen...
      [*]Brief an Imperator: Lex Provincialis Germaniae Superioris erlassen - Massulas Aufgabe
      [*]Instandsetzung der Straßen: Massulas Berichte vergleichen mit eigenen Sichtungen
      [*]aufmerksames Auge auf Confluentes gerichtet halten?


    Witjon betrachtete die Wachstafel, auf der er einige der Arbeiten notiert hatte, die auf ihn warteten. Bald wandte er den Blick ab und sah zum Fenster. Draußen ging seit den ersten Morgenstunden dieses Tages ein ekelhafter Nieselregen auf die Civitas nieder und durchnässte alles und jeden. Wer keinen ordentlichen Umhang besaß oder dauerhaft unter einer Überdachung gehen konnte, hatte echt Pech.


    Boshaft grinsend trug Witjon seinem Scriba auf, den Quaestor von Mogontiacum vorzuladen. Sollte der sich doch im Regen in die Regia aufmachen. Es war eben sein Pech, dass sein Amtsvorgänger Mist verzapft hatte. Varius Celer würde das nun ausbaden müssen. Danach konnte Witjon sich immer noch um die Begutachtung der Provinzstraßen kümmern...wenn das Wetter wieder besser wurde.

    Witjon hörte bedächtig zu und versuchte sich die einzelnen Punkte halbwegs zu merken. Pacatus hatte sich schon so seine Gedanken gemacht, aber offenbar auch noch nicht allzu konkret. Und ausgerechnet Witjon sollte jetzt seinen Senf dazu geben?


    "Also, das 'ob' kann ich schonmal bejahen. Ich halte es für wichtig, dass wir langsam mal einen Rahmen bekommen für die groben Abläufe und Regeln des Marktes. Die Frage des 'wie' ist dagegen eine andere. Da kommt es eben darauf an, ob und aus welchem Grund die eine Handwerks- oder Kaufmannsgruppe gegenüber einer anderen benachteiligt oder bevorteilt wird. Und das wird passieren, das hat man schon an von dir genanntem Krach gesehen. Ich kann dir also sagen: Eine Marktordnung ist auch in meinem Sinne. Nur: Wie viel Ordnung ich will, das werden wir an den einzelnen Punkten feststellen müssen, denke ich."

    Volkram der Krämer
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    Luft! Volkram rang nach Atem, als Haakon seinen Griff lockerte. Dennoch stellte er natürlich weiter Fragen. "Arbogast, joa...den finsch en seen Hous im Vigus Navaliorum." Er hielt kurz inne, um sich mit dem Handrücken über die Stirn zu fahren und den Schweiß fortzuwischen. Dann fuhr er fort: "Hinarm Doar rechts rin on dann de negsde links. Arbogast het do ne klene Faperei." Dass Volkram seinen Peiniger damit direkt in das stinkende Viertel der Färber schickte, war nur ein schwacher Trost für den so Bedrängten. Der Krämer war froh, wenn er diesen Mistkerl wieder los war.



    Volkram der Krämer
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    Volkram stand der Schweiß auf der Stirn. "Ich..." Er starrte Haakon erschrocken an, während dieser eine genauere Erklärung brüllte. Dann folgte ein Schlag, der Volkram den Atem raubte. Er sackte in Haakons Griff zusammen, nur um sofort wieder hochgerissen zu werden.


    "Vic... No..Nov...? Ja, jaa..." Volkram musste schwer schlucken und schaffte es sich zusammenzuraufen: "Ballomar, dä is of de Fluxt. De hätt Unterschluff jefonn...bei...äh...Arbogast! Vun do will de to Jermania Machna opbroaken..."
    Volkram musste nach Luft schnappen. Das war dem Kerl hoffentlich Information genug, um ihn nicht mehr so feste zu packen.





    Als Erwiderung auf Crispus' Einschätzung nickte Witjon nur. Er wusste nicht, wie viel Engagement der Petronier tatsächlich in eine Vermählung seiner Nichte gesteckt hatte. Witjon gegenüber hatte er sich jedenfalls nicht immer sehr geradeheraus gezeigt, aber das lag vielleicht auch einfach an der Art des Alten, gelegentlich um den heißen Brei herumzureden.


    "Ich könnte", pflichtete Witjon schließlich bei, als Crispus ihm eine angemessene Mitgift anbot. Jedoch schwang noch eine gute Portion Zögern in seiner Stimme mit. "Allerdings habe ich eine Bedingung: Die Hochzeit soll nach den Bräuchen meiner Vorväter stattfinden."


    Bevor der Petronier jetzt entsetzt protestieren konnte, hob Witjon sogleich die Hände in die Luft und sprach weiter: "Lass mich das erklären. Du erinnerst dich an meine erste Frau, Prudentia Callista? Damals gab es einige Verstimmungen und Missverständnisse bei der Hochzeit. Meine Sippe hat den Großteil der römischen Ehebräuche nicht verstanden oder war entsetzt darüber. Zum Beispiel über den Brautraub, wie er bei Römern üblich ist. Das stellt nach ubischem Recht ein schweres Verbrechen dar. Und das muss ich ehrlich gesagt nicht noch einmal so haben."


    Kurz konnte man einen Schimmer Bedauern in Witjons Blick wahrnehmen, als er die Bilder seiner weinenden Mutter und seiner entsetzten Vettern wieder vor Augen hatte. Nein, das musste nicht noch einmal geschehen, wenn er eine andere Lösung finden konnte.
    "Deshalb mache ich dir folgenes Angebot: Nach römischem Recht ist die Ehe als Vertrag gültig, egal nach welchen Riten sie geschlossen wird. Wir melden die Vermählung ordnungsgemäß beim Eheregister und ich lasse die Hochzeitsfeier nach meinen Vorstellungen vorbereiten. Natürlich werden deine Gäste und du frühzeitig über den Ablauf und den Sinn dahinter informiert.
    Nach den Gepflogenheiten meiner Ahnen ist es zudem üblich, dass nicht die Frau eine Mitgift einbringt, sondern der Mann sein zukünftiges Weib deren Vater sozusagen abkauft. Sprich: Ich zahle dir - in Ermangelung der Anwesenheit von Octavenas Vater - einen angemessenen Brautpreis."

    Witjon hielt kurz inne und sah Crispus erwartungsvoll an.
    "So hätte deine Nichte einen Mann, ich endlich mein Weib und du bekämst einen ordentlichen Bonus für deine Haustruhe..."