Beiträge von Numerius Duccius Marsus

    Der Wirt nahm die Bestellung gern entgegen und machte sich bereits daran diese umzusetzen, als Haakon auch noch einen weiteren Humpen Met orderte. "Ich genehmige mir ein Bier, wenn's recht ist", erwiderte der Wirt daraufhin mit einem Schmunzeln. Er musste noch arbeiten. Da kam es nicht so gut, wenn er jetzt schon mit Met anfing.


    Wenig später stellte er zwei Humpen auf den Tisch und gab Haakon noch eine Holzschale. "Brot mit lukanischen Würsten, dabei gibt's Senf aus Gallia Lugdunensis. Guten Hunger und Prost", gab er seinem Gast zu verstehen und stieß mit ihm an. Das Brot war dunkel und sättigender als das labberige römische Fladenbrot. Und lukanische Würste, na die waren ja allgemein bekannt und für ihren guten Geschmack berühmt. Mit dem Senf schmeckten sie zudem noch besser.

    Der Pferdehändler hatte extra einen Pferch auf dem Forum errichten lassen, in dem einige seiner Tiere zum Verkauf präsentiert wurden. Witjon war auch hier. Er hatte Leif, den Aufseher der Hros, also der duccischen Ställe, mitgenommen und wollte sich Stuten ansehen, die frisches Blut in seine Zucht bringen könnte. So stand er am Pferch und sprach gedämpft mit Leif, während der Pferdehändler, ein kräftiger bärtiger Kerl, noch bei einem anderen Mann ein Schimmel anpries. Es war kalt und Witjon trug über einer dicken Hose und zwei Wollhemden noch einen dicken Mantel mit Schafspelzbesatz. Es hatte zwar seit einigen Tagen nicht mehr geschneit, aber eisig war es dennoch und so war noch viel Schnee liegen geblieben. Dafür war der Himmel klar und die Sonne schien hier und dort aufmunternd, was den Tag nicht ganz so kalt wirken ließ.


    Sim-Off:

    Ich hoffe es ist in Ordnung, dass ich mich so dreist hier einbaue? Wenn nicht, stiehlt Witjon sich sogleich wieder lautlos aus der Szene.

    Massula mochte den Statilier also nicht, interessant. Die Vorstellung eines Eierbären lenkte Witjon jedoch sogleich wieder von diesem Gedanken ab und pflanzte ein breites Grinsen auf sein Gesicht. "Eierbärentanz, das ist gut", grinste er weiter. "Massula hat also 'ne ordentliche Portion Stress, wie? Ist er grad da? Wenn er einen Moment Zeit hat, würde ich ihm mal kurz Heilsa sagen."

    "Danke, danke", sagte Witjon ganz bescheiden ob der Glückwünsche. "Tatsache, hier hat sich ja nichts verändert", stellte er dann überrascht fest. "Freut mich, dass ihr hier alle noch der Provinzkasse auf der Tasche liegen dürft", grinste er dann und ließ sich auf einem der Besucherhocker nieder.


    "Tja, was kannst du für mich tun? Wirklich gute Frage, Calvus. Ich denke..." Er dachte kurz nach. "Ja, ich denke du kannst mir einfach erst einmal einen Überblick verschaffen. Was hat sich in der Regia getan? Gibt es neue Regeln oder Gewohnheiten, die ich beachten sollte? Ihr habt hier jetzt ja so lange gearbeitet während ich fort war, da müsstest du ja eine vage Ahnung haben was hier auf mich zu kommt, nicht?"

    http://imageshack.us/a/img809/4583/richter4k.jpg Mamercus Apustius Gratus
    Eine Kontradiktion. Lucius' Worte hallten noch in Apustius Geist wider, als Gorgonius sich bereits wieder meldete. Das ganze war ja tatsächlich eine hochinteressante Auseinandersetzung. Apustius war begeistert. Er hätte nicht gedacht, dass dieser Jungspund eine dermaßen wohlfeil formulierte Rede hätte halten können. Auch wenn diese nicht völlig fehlerfrei in Bezug auf die Begründung der Anträge hinsichtlich des Strafmaßes erschien. Aber Gorgonius machte demgegenüber einen sehr souveränen und routinierten Eindruck. Naja, er war immerhin schon viele Jahre länger Advocatus als der Petronier.


    "Gorgonius, du hast das Wort", ließ der Apustier fürderhin verlauten, da dieser ihn doch derart erwartungsvoll fixiert hatte.

    Der derart Gerufene ließ ein unwilliges Brummen aus einem Hinterraum hören, bevor er einen Vorhang zur Seite schob und hinter die Theke trat.


    "Ah, Haakon." Er nickte seinem Gast zu, der tagsüber irgendwo unterwegs gewesen war. "Wie geht's, wie steht's? Was zu trinken? Hunger?"

    Es war Witjons erster Arbeitstag als Procurator Civitatium. Nachdem er sich kurz sein neues Officium angesehen hatte, klopfte er an die Türe bei den Schreibern und trat selbstbewussten Schrittes ein.
    "Salvete ihr eifrigen Scribae. Ich bin der neue Procurator Civitatium und möchte die Tintenkrieger der Regia gerne kennen lernen", verkündete er mit einem Blick in die Runde. Vielleicht kannte er ja sogar noch ein paar der Männer aus seiner Zeit als Magister Officiorum. Damals hatte ihn ja ein gewisser Fabius abgelöst, auf den später Massula als Magister Officiorum beziehungsweise dann Princeps Praetorii folgte, der zu der Zeit noch Valgiso genannt wurde.

    Am Tag nach seiner offiziellen Ernennung zum Procurator Civitatium war Witjon umgehend in der Regia erschienen um sein Officium aufzusuchen. Er ließ sich von einem Sklaven hinführen und betrat erwartungsvoll den Arbeitsraum, den er in Zukunft wohl täglich nutzen würde. Das Officium war nicht riesig, aber einem Eques Imperii durchaus angemessen. Witjon sah sich in Ruhe um. Ein breiter Schreibtisch aus dunklem Holz - Eiche vielleicht? - zog sofort den Blick des Eintretenden auf sich. Davor befanden sich zwei Stühle für Besucher, dahinter einer für den Procurator Civitatium. Am Fenster befand sich zudem ein Schreibpult, an dem man im Stehen Notizen machen oder Abschriften anfertigen lassen konnte. An den freien Wänden reihten sich zum größten Teil mit Wachstafeln oder Schriftrollen zugepflasterte Regale. Ja, hier konnte er wohl ganz gut arbeiten, dachte Witjon sich. Aber bevor er hier anfing sich die jüngsten Vorgänge in den Akten anzusehen, würde er wohl einen kleinen Antrittsbesuch beim Princeps Praetorii wagen. Der würde sich bestimmt freuen. So verließ er sein Officium bereits wieder nach wenigen Augenlicke und verschwand hinaus in die Gänge der Regia, die er in jungen Jahren bereits so oft als Scriba Provincialis durchquert hatte.

    http://imageshack.us/a/img809/4583/richter4k.jpg Mamercus Apustius Gratus


    Mit der Zeit trafen Schaulustige und die Parteien ein. Der Iudex Prior Mamercus Apustius Gratus betrat schließlich die Aula als diese sich gut gefüllt hatte, deren Herrichtung er nach einem prüfenden Blick für angemessen erklärte. Im Schlepptau befanden sich die anderen Iudices, die ihm zu den Richtersessel folgten. Sie ließen sich auf den gemütlichen Sitzgelegenheiten nieder, nicht zuletzt verwundert über die bequeme Ausstattung. Als sie alle saßen, ließ Apustius vom Gerichtsdiener für Ruhe sorgen und erhob seine Stimme.


    "Hiermit eröffne ich diesen Prozess. Meine Herren, wir verhandeln heute hier und jetzt in erster Anhörung die Klage der Civitas Mogontiacum in folgenden drei Anklagepunkten:
    Gegen Philonicus, gen. Manceps, Silus, Paulinus wegen Diebstahl und Bildung krimineller Banden gemäß §§ 86 (2) bzw. 104 (2), gegen den Peregrinus Germar, Sohn des Ratbod, gen. Hermipus wegen Diebstahl, Bildung krimineller Banden und Bestechung gemäß §§ 86 (2), 104 (2), 108 (2)
    sowie gegen den Civis Servius Vipstanus Saloninus wegen Missbrauch der Amtsgewalt und Bestechlichkeit gemäß §§ 113, 115 des Codex Iuridicalis."


    Dies alles hatte der Iudex Prior aus einer Abschrift der Anklageschrift verlesen. Jetzt sah er in die Runde und stellte weiterhin fest:


    "Die Klage wurde angenommen durch den Legatus Titus Statilius Taurus am NON FEB DCCCLXIII A.U.C. (5.2.2013/110 n.Chr.). Ich stelle fest, dass beide Seiten anwesend sind, wobei die Civitas von Lucius Petronius Crispus vertreten wird. Die anderen Parteien vertreten sich selbst."
    Erneute kurze Pause. Apustius legte die Abschrift der Anklageschrift zur Seite und ließ zunächst einmal die Anwesenheit der Streitparteien bestätigen. Dann sah er Lucius auffordernd an.


    "Nun gut. Das Wort hat zunächst die Anklage. Petronius, bittesehr..."

    "Wunderbar", lächelte Witjon, den fünfunddreißig Aurei weniger zwar weh taten. Aber nun war er immerhin nicht weiter ohne offizielles Amt. "Du wirst in sehr kurzer Zeit von mir hören", zwinkerte er und reichte dem Statilier die Hand zum Abschied. "Dann will ich dich mal nicht weiter von deiner Arbeit abhalten. Wenn du wünschst, melde ich mich dann zum gegebenen Zeitpunkt wieder bei dir."


    Sim-Off:

    Ist überwiesen. ;( :P

    Ah, der Mann wollte sich den Seckel richtig voll machen. Witjon verstand. Und wieder einmal ging es ans Feilschen.
    "Du bist ein großer Liebhaber dieser Schätzchen, wie ich sehe. Ich persönlich hänge allerdings auch sehr an ihnen. Was hälst du von einem Kompromiss bei fünfunddreißig?"
    Er hätte zwar bald wieder ein festes Gehalt, aber dafür mal eben fünftausend Sesterzen locker zu machen widerstrebte Witjon dennoch. Wenn er also runterhandeln konnte, warum es nicht versuchen?

    "Auch gemachte Männer braucht das Reich", gab Witjon zurück und studierte dann die Mimik seines Gegenübers, während er auf eine Reaktion wartete.


    Was der Statilius schließlich fragte, hatte Witjon schon ahnen können. Sönkes Bürgerrecht hatte Witjon bereits teuer erkaufen müssen und so wunderte es ihn auch nicht, dass er hier jetzt um eine Anstellung feilschen sollte. Als Kaufmann kam er damit klar.
    "Oh, es ist ja nur ein Pöstelchen, sozusagen. Aber wenn du dich so großzügig zeigst, ihn mir zur Verfügung zu stellen, wäre ich nicht abgeneigt meine Wertschätzung dir gegenüber auszudrücken. Sagen wir im Rahmen von..." Er warf einen eindeutigen Blick auf den Aureus in Statilius' Hand. "Fünf dieser entzückenden Kleinodien."

    "Ein Dankopfer wäre tatsächlich angebracht", bekräftigte auch Witjon mit einem Blick in Richtung des Duumvirs, der daraufhin nur zustimmend nickte. Massulas Wortmeldung überraschte Witjon, der doch noch an diesem Morgen eine Nachricht an die Regia gesandt hatte. Oder hatte er den Princeps Praetorii nur falsch verstanden? Witjon ging einfach nicht weiter darauf ein, sondern machte sich daran, die vielen Fragen zu beantworten.


    "Um eure Fragen zu beantworte, möchte ich einfach ein paar Zeilen aus dem Brief vorlesen, den mein Vetter Titus Duccius Vala mir hat zukommen lassen. Er ist Tribunus Angusticlavius und führt das Kommando über die Legio VIII."
    Er holte die Wachstafel hervor und las die Passagen vor, die er für wissenswert hielt.
    "Der Weg gen Süden war für uns nicht ohne Entbehrungen, die Alpes Montes haben ihren Tribut verlangt und unerbittlich von den Legionen des Cornelius eingetrieben. Einmal in Italia haben wir uns bei Verona mit den Legionen aus Germania Inferior und der Legio I. vereint und damit ein Heer aufgestellt, dass knapp 20.000 Mann zählte.
    Nach wenigen Tagen der Erholung erfuhren wir von einem dem Vescularier treu ergebenen Heer unter dem Kommando des Manius Laberius Maturus.. fünf Legionen, eine deutliche Herausforderung an uns. Bei Vicetia fand das Treffen statt, und zu unserer Überraschung haben die Cohortes Praetoriae das Meisterstück geschafft das Delta des Padus trotz Überschwemmung rechtzeitig zu durchqueren.. wir waren deutlich unterlegen. Doch Taiwaz war mit uns..
    Ich spare die Details der Schlacht aus.. viele gute Männer sind gefallen. Dennoch sind wir stark genug um in den nächsten Tagen weiter gen Süden zu marschieren um Rom zu fordern.
    Der Kaiser selbst soll mit Truppen in Bruttium gelandet sein... wie groß seine Streitmacht ist wissen wir allerdings nicht. Wir werden uns mit ihm wohl bei Rom treffen um den Ursupator anzugreifen und zu stürzen, so er Rom nicht schon längst verlassen hat."

    Witjon blickte von der Tabula auf und warf einen Blick in die Runde.
    "Zuletzt schreibt er noch, dass er wieder berichten wird, sobald Rom befreit wurde."

    Witjon nahm dankend den Wein entgegen und überließ zunächst dem Statilier das Reden, bis dieser ihn nach seiner Präferenz für eine Stelle fragte. Witjon verstand zwar nicht ganz, wie die Aussage über den Mangel gemeint war, aber davon ließ er sich einfach nicht irritieren.


    "Statilius, da ich bisher noch keinen ritterlichen Posten innehatte, sondern nur civitale Ämter, dachte ich an einen Einstiegsposten auf der unteren Sprosse des Cursus Honorum Equestrium. In dieser Provinz wäre das der Procurator Civitatium..."

    Witjons Schmunzeln wurde wieder breiter. Massula war ein echter Scherzkeks.


    "Der arme Mann", kommentierte er daraufhin die Knötterigkeit des Legaten. Was hatte der denn nur zu meckern? Es gab doch nichts schöneres, als einer ganzen Provinz vorzustehen. Oder? "Dann lock' ihn mal mit meinem Namen raus aus seiner Knötterhöhle." Hoffentlich klappte das auch. Wenn der Statilius nicht so ein arroganter Römerarsch war wie Laetilius Fecenianus, sollte Witjons Nomen Gentile allerdings tatsächlich seine Wirkung zeigen.

    "Danke, großer Princeps Praetorii", erwiderte Witjon Massulas Begrüßung und Aufforderung sich zu setzen. Er hätte gelacht, wenn Massula ihn nicht gleich nach dem Punkt seines Kommens gefragt hätte.


    "Tja, also ich will mich kurz halten. Mein Freund Domitius Massula." - Witjon hielt es wohl für angebracht, seinen mittlerweile langjährigen Kollegen im Ordo Decurionum und der Freya Mercurioque mit Cognomen anzusprechen und ihn obendrein Freund zu nennen - "Ich bin auf der Suche nach einer Beschäftigung." Kurze Pause, kurzes Räuspern. "Einer Beschäftigung, die meines Status als Eques Imperii gerecht wird. Da dachte ich, dass es in der Provinzverwaltung vielleicht etwas zu tun gibt."

    Tock. Klack. Hngn. Tock. Klack. Uff. Tock. Klack.


    Das Beil in Witjons Händen sauste ein ums andere Mal auf die Holzstücke nieder, um sie zu kaminfertigen Scheiten zurechtzuhacken. Der Schneeregen hatte zwischenzeitlich aufgehört und so nutzte Witjon die Pause, um sich körperlich zu betätigen und Ausgleich vom vielen Herumsitzen, das ihm im Rahmen des vielen Papierkrams in letzter Zeit einfach zu viel wurde, zu finden. Ein Baumstumpf diente ihm als Hackklotz, um den Herum der Boden von wechselndem Schneeregen und Frost zu einer matschigen Mischung aufgeweicht war. Witjon stand mit seinen wärmenden Stiefeln im Dreck und schwitzte dabei Wollhemd und Hose nass, die ihm als Körperbedeckung trotz der anhaltenden Kälte ausreichten.


    Tock. Klack. Puh. Tock. Klack. Hmpf. Tock. Klack.


    Während des Holzhackens hatte Witjon ein wenig Zeit zum Nachdenken über sich selbst abseits von den Schwierigkeiten und Problemen, mit denen er für die Freya Mercurioque und seine Sippe täglich zu kämpfen hatte. Er musste endlich eine Ehefrau finden. Eine potenzielle Braut hatte er bereits eingeladen. Das war drei Tage her, in denen er sich mittlerweile eine eindeutige Meinung gebildet hatte. Titus Veturius Graecinus' Tochter Rufina hatte er sogleich ausgeschlossen, nachdem er die beiden erst kürzlich wieder in der Basilica getroffen hatte. Nein, definitiv verzogen, arrogant und in Laetilius Fecenianus' Lager, was ein klarer Ausschlussgrund für Witjon war. Die erste Einladung hatte er dagegen Dietram gegenüber ausgesprochen, dessen Tochter Osrun zunächst einen netten Eindruck gemacht hatte. Aber sie hatte sich letztlich als nicht so fähig zur Führung eines Haushaltes erwiesen, als er ihr ein paar darauf gezielte Fragen gestellt hatte. Da konnte Witjon nicht ja sagen, auch wenn sie begehrenswert war und in Witjons Bett sicherlich gut ausgesehen hätte. Aber danach konnte er ja nicht ausschließlich gehen, also musste er Dietram eine Absage erteilen. Wen sollte er als nächstes einladen? Den Viehhändler Titus Pontius Albinus? Oder den Tuchhändler Caius Toranius Pictor? Witjon konnte sich nicht entscheiden, da ging ihm das Feuerholz aus. Also stapelte er die geschlagenen Scheite säuberlich unter einem Vordach, wo sie trocken blieben und ging wieder ins Haus zurück, wo ihn ein warmes Bad und bald darauf hoffentlich das Abendessen wartete...