Beiträge von Numerius Duccius Marsus

    Witjon warf einen Blick in die Runde. Niemand meldete sich. Niemand erhob Einwände. "Sieht so aus, als wäre alles klar. Gut, dann sind wir fertig für heute. Die Sitzung ist geschlossen, valete." Womit beide Duumvirn sich von ihrem Platz erhoben und die Versammelten sich im üblichen Durcheinander nach draußen begaben. Man würde hoffentlich bald positive Neuigkeiten vom Magonidas hören...

    Witjon musste schmunzeln. Dagwin gefiel ihm. Der Junge zeigte - noch - große Wissbegierde. Das war gut und seiner Zukunft nur förderlich. Der Sippenführer hoffte insgeheim, dass umfangreiche Bildung von Kindesbeinen an den jungen Duccius eher in die Verwaltung trieben, denn in den Heeresdienst, wie es bei einigen Duccii oder Muntlingen der Sippe in jüngster Zeit und den Jahren davor auch schon der Fall gewesen war.


    "Thorgall wird dich hinführen," beantwortete er dann die im Raum stehende Frage. "Dann weißt du ja, wie du hin kommst. Der Magister wird dir dann alles weitere erklären. Wann der Unterricht los geht, was für Material du benötigst, wie lange der Unterricht dauert, et cetera."

    Sim-Off:

    Einmal Wertkarte Duccia bitte.




    Ad:
    Titus Duccius Vala
    Legio XXII. Deiotariana
    Nikopolis - Aegyptus


    Heilsa Alrik,


    bist du gut in Nikopolis angekommen? Ich hoffe, die Reisebedingungen waren nicht allzu widrig in dieser Jahreszeit. Was hast du aus dem Castellum zu berichten?


    Aus Mogontiacum gibt es Neuigkeiten, die dich auch interessieren dürften.


    Erstens: Mogontiacum wurde bestohlen. Irgendwelche Hundesöhne haben die gesamte Stadtkasse mitgehen lassen. Wenn wir diese Kerle zu fassen bekommen, können sie ihr blaues Wunder erleben. Ich selbst spiele bereits mit dem Gedanken, ihnen den Prozess zu machen.


    Zweitens: Wir haben ein weiteres Familienmitglied in die Casa aufgenommen. Dagwin beziehungsweise Faustus Duccius Decula ist sein Name. Er ist Geros Sohn, etwa zehn Jahre alt, und kam hierher, nachdem Ferun verstorben war. Wir werden sehen, wie sich der Junge macht. Seine schulische Ausbildung hat letzte Woche begonnen.


    Die Geschäfte laufen recht gut. Der Grundbesitz der Familie ist größer geworden, als Tiberia Arvinia mir ursprünglich nur verpachtetes Land der Hros verkauft hat. Es war ein guter Handel, von dem wir bereits jetzt finanziell ordentlich profitieren. Wie immer beeinträchtigt der Winter natürlich den Handel, aber ich rechne bereits zwei oder drei Wochen früher als sonst mit dem Beginn der Schneeschmelze, da die kalten Monate bereits besonders frostig waren.


    Beim Ausdruck frostig fällt mir eine weitere Geschichte ein, die mich nicht recht loslässt. Seit dem letzten Thing und der eindeutigen Positionierung der Chatten hat das Exercitus Romanus in der Provinz weitere Vorkehrungen getroffen. Es gab ausführliche Manöver zusammen mit der Ala II Numidia und es wurden verstärkt Rekruten geworben. Hadamar ist bereits eingetreten, Sönke, mein Muntling und Hartwigs Sohn ebenfalls. Hoffen wir, dass das Frühjahr keinen Krieg über den Rhenus trägt.


    Betroffen wäre davon im übrigen auch Landulf, der zu Rodewini gereist ist, um im Kreise der Mattiaker das Kriegshandwerk zu erlernen. Ich bete zu den Göttern, dass sie ihm dabei ebenso wohlgesonnen sein mögen, wie sie es in deinem Fall waren, so dass er an einem Stück nach Mogontiacum zurückfindet.
    Audaod dagegen bleibt hier und intensiviert seine Ausbildung, die ihn zu einem gebildeten Civis Romanum machen wird, damit er womöglich irgendwann meinen Platz in der Gemeinde einnehmen kann.


    Ein letztes noch. Ein Reisender aus Rom berichtete mir von seiner Bekanntschaft mit Sontje. Du erinnerst dich an Feruns Tochter? Angeblich soll sie in der Urbs Aeterna weilen und dort eine Schmiede eröffnet haben! Du weißt, dass ihr Verhalten nicht tolerierbar ist.
    Ich erwarte, dass du dich darum kümmerst, sobald du nach Rom zurückgekehrt bist.


    Achja, wenn das dann der Fall ist, sei so gut und richte meinen Bruder und Dagmar die besten Grüße aus und drücke die Kleinen an dich.



    Til ars ok frisar




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    Numerius Duccius Marsus
    Casa Duccia - Mogontiacum - Germania Sup.


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    Witjon hatte Dagwin in sein Arbeitszimmer herzitiert, denn er musste dem Jungen schnell klar machen, dass er in Mogontiacum nicht auf der faulen Haut liegen würde oder irgendwelche Arbeiten verrichten würde, die ihn nicht sonderlich förderten, vom körperlichen Vorteil einmal abgesehen.


    "Dagwin," adressierte er also den Kleinen, als dieser sich an seinen Schreibtisch gesetzt hatte. "Du wirst ab Morgen zur Schule gehen. Es gibt einen guten Magister beim Forum, der dir alles Wichtige beibringen wird, von Lesen und Schreiben auf Latein über Griechisch, Mathematik, Staatswesen und Geschichte. Verstanden?" Jetzt war er ja mal gespannt, wie Dagwin auf diese Ankündigung reagieren würde. Witjon hoffte, dass er ganz wild darauf war, alles über Rom und seine Kultur und Sprache zu lernen.

    Und der Duumvir trat wenige Augenblicke später ein. "Salve Legatus Augusti Pro Praetore Annaeus," wandte er sich formvollendet an den Statthalter und zeigte seinen Respekt vor dem mächtigsten Mann der Provinz durch eine leichte Verneigung. "Es ehrt mich, dass du mich so kurzfristig empfängst." Stehend wartete er nun auf eine Aufforderung sein Anliegen vorzubringen. Und er hoffte darauf, dass der Statthalter ihm überhaupt helfen konnte.

    Witjon dachte einen Moment über Mathayus' Worte nach. Im Grunde genommen hatte der Mann wohl Recht damit, dass sie auch den Hauch einer Chance auf Wiedererlangnung des Diebesguts nicht durch Untätigkeit vergeben sollten.
    "In Ordnung, dann verfolge diese Spur zusätzlich," forderte er den Magonidas also auf, als sich auch sonst niemand dazu äußerte.

    Das Verhalten der Speculatores ließ Witjon lieber erstmal unkommentiert. Auch wenn Laetilius sich dazu direkt mal wieder ausließ, wie Witjon es schon hätte ahnen können. "Etwa dreißigtausend Sesterzen," beantwortete Witjon statt dessen die Frage des Petronius prompt.


    "Ich bin im übrigen auch dafür, dass erstmal die Spur weiterverfolgt wird, die hier für uns greifbar ist. Nämlich dieser Hermipus. Seid mir ja nicht zimperlich mit dem Kerl!" beschwor er Magonidas und Domitius.

    "Sicherlich..." murmelte Witjon überrascht. Belustigt über Dagwins patzige Antwort nahm er einfach die Lampe zur Hand und stellte sich in den Türrahmen, wo er blieb bis der Kleine im Bett lag. Noch bevor Witjon etwas sagen, geschweige denn das Zimmer verlassen konnte, war Dagwin eingeschlafen. Kopfschüttelnd schloss das Sippenoberhaupt die Tür und schlich den Gang hinunter, um endlich in sein eigenes Bett zu hüpfen.

    Witjon beobachtete Dagwin zufrieden, als dieser begeistert seine neue Schlafstatt in Besitz nahm. "Jap," beantwortete er dessen Frage dann knapp und lächelte müde. Er sagte nicht, dass Sontje ebenfalls lange das Zimmer mit ihrem Bruder geteilt hatte, denn er wollte nicht, dass Dagwin sich allzu verbunden mit seiner abtrünnigen Tante fühlte. Nicht, dass er am Ende genauso eigensinnig wurde wie diese Göre!
    "Bei Sonnenaufgang wird gefrühstückt. Dann sehen wir weiter. Es wird sich schon Arbeit für dich finden, keine Sorge." Witjon zwinkerte Dagwin verschwörerisch zu, dann stellte er die Öllampe auf einem Schemel ab und schlug die Bettdecke zurück. "So, jetzt aber ins Bett mit dir. Schuhe aus, Klamotten aus, und Augen zu!" Gewöhnlich würden wohl nur Lanthilda, Marga, oder Ida, die damals Audaods Amme gewesen war, das Kind zu Bett bringen. Witjon nahm diese Ausnahme hin und sorgte durchaus gern dafür, dass der frisch eingezogene Pimpf seinen Schlaf bekam - und er selbst auch endlich.

    "Schwachsinnig?" Witjon verkniff sich ein Grinsen, als der Junge so unbekümmert über seine Tante sprach. Amüsant irgendwie, aber auch traurig, dass Sontje nicht einmal mehr von ihrer Mutter für voll genommen worden war. Und dann...ach herrje, der Kleine begann doch nicht etwa zu heulen? Witjon fühlte sich überfordert. Sein Sohn hatte nie vor ihm geweint, soweit er sich erinnern konnte. Und wenn, dann vielleicht ganz beginn in sehr jungem Alter, bevor Witjon es ihm ausgetrieben hatte. 'Ein Duccius weint nicht', das hatte sein Vetter Lando immer gesagt. So würde er es auch mit seinen Nachkommen halten. Und falls Audaod trotzdem irgendwann einmal geweint hatte, dann womöglich vor seiner Amme oder Marga, aber gewiss nicht vor seinem Vater.
    "He, na komm...öh...du wirst die anderen bald kennen lernen. Am besten gleich morgen, ja?" Witjons Tröstungsversuch musste kläglich klingen, aber vielleicht reichte es für den Jungen. "Komm, wir bringen dich jetzt erstmal ins Bett. Das Zimmer deines Onkels ist frei, das kannst du gerne haben. Und dann, morgen, werden wir auch für deine Großmutter opfern." Witjon stand auf und bedeutete Dagwin es ihm gleichzutun. Dann nahm er die Öllampe und ging hinaus auf den Gang, womit er den Jungen quasi zwang ihm zu folgen, sofern er nicht im Dunkeln sitzen bleiben wollte. Es dauerte nicht lange, bis sie dann Dawins neues Zimmer erreichten.

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    Es war irgendwann am frühen Abend, als Witjon und sein Sohn wie beinah jeden Tag im Kaminzimmer zusammensaßen und bei einem Becher Bier spielten. Sie spielten Duodecim Scripta, was ungeheuren Spaß machte. Und man konnte sich gut dabei unterhalten über die Neuigkeiten des Tages oder alles andere, was in nächster Zeit so anfiel. Draußen rieselte der Schnee wie er es schon seit Tagen tat. Der Garten war bereits drei oder vier Fuß hoch weiß bedeckt und wirkte unnatürlich still. Audaods Würfel klackerten über das Spielbrett. Der junge Duccius zog die Stirn kraus. Die Zahl schmeckte ihm sichtlich nicht. Dennoch zog er seine Spielplättchen unter unzufriedenem Brummen über das Spielbrett. Sein Vater saß zurückgelehnt im Sessel und betrachtete Audaod nachdenklich.
    Der kleine Bengel, der er einst gewesen war, war gewachsen, zu einem jungen Burschen geworden, und hatte nicht aufgehört älter zu werden. Mittlerweile war er in einem Alter, in dem man ihn schon fast als jungen Mann bezeichnen konnte. Audaod war etwas älter als Witjons Ziehsohn Landulf, aber jünger als Naha. Er war bereits in dem Alter, indem Jungen Pickel im Gesicht hatten, das Bier noch nicht so gut vertrugen wie sie gerne hätten und ihre Kraft und Selbstsicherheit zu jeder möglichen Gelegenheit demonstrieren wollten, die es zuließ. Und dann die Sache mit den Mädchen!
    Audaod war ein attraktiver junger Bursche. Er hatte die braunen Augen seiner Mutter, aus denen meist eine gewisse jugendliche Selbstsicherheit sprach. Sein Haar war dunkelbraun wie das seines Vaters und Wangen und Kinn wurden bereits vom Schatten eines Bartwuchses gezeichnet. Im Gegensatz zu seinem Vater jedoch war Audaod richtig muskulös. Wo Witjon sich immer nur als Durchschnitt bezeichnen konnte, füllte Audaods Brustpartie das Hemd gut aus, die Arme zeugten von ausgiebiger Betätigung beim Holzhacken oder von tüchtigem Üben mit dem Sax. Zudem lachte Audaod gern und ausgelassen, er war ein fröhlicher Mensch, sehr humorvoll. Und intelligent war er auch, das wusste Witjon. Latein hatte er von Kindesbeinen an genauso gelernt wie die Sprache der Stämme. Lesen und Schreiben stellten kein Problem für Audaod dar. Einzig die Mathematik machte ihm Probleme. Aber das würde sich vielleicht noch irgendwann einstellen, hoffte Witjon.
    Der Sohn hatte sich mittlerweile im Sessel zurückgelehnt und nach seinem Bier gelangt. Witjon riss sich aus seinen Gedanken los und würfelte nun seinerseits. Er war relativ zufrieden mit dem Ergebnis. Er schlug einen von Audaods Steinen und zog amüsiert die Augenbrauen hoch. Es stand zwar gut für seinen Sohn, aber Witjon konnte immer noch gewinnen.


    http://www.kulueke.net/pics/ir…manen-maenner-jung/34.jpg Audaod:
    "Na warte," ächzte Audaod und krallte sich die bepunkteten Knochenstücke. Wieder klapperte es auf dem Holzbrett. "Ha!" Die Würfel fielen gut für ihn und seine Augen leuchteten begeistert. Eins von Witjons Spielplättchen wurde geschlagen und Audaod holte sein eigenes wieder zurück ins Spiel. So ging es ein paar mal hin und her, bis Audaod schließlich wieder etwas im Rückstand war und Witjon nahe an den Sieg herankam. Es kam mittlerweile öfter vor, dass auch Audaod das Spiel gewann, doch häufig konnte der Vater sich noch retten.
    "Mehr hast du nicht drauf?" triezte Witjon, der dafür einen gespielt bösen Blick kassierte. Mittlerweile waren die Spielsteine außer gegenseitiger Reichweite. Jetzt zählte nur noch das Würfelglück um zu bestimmen, wer als erster all seine Plättchen ins Ziel brachte. Audaod würfelte gut, doch Witjon nutzte ein oder zwei Ergebnisse besser. Er gewann die Partie knapp.
    "Hm," machte Audaod und nahm erstmal einen tiefen Zug von seinem Bier. "Nicht schlecht," schmunzelte sein Vater und musterte sein Gegenüber mit wachem Blick. Audaod hatte den ihm manchmal eigenen leicht argwöhnischen bis missmutig wirkenden Blick aufgesetzt. Er trank noch etwas, dann setzte er sich ruckartig auf und begann die Spielsteine zu sortieren. "Nochmal!" forderte er bestimmt. Witjon nickte grinsend. "Wie du willst..."

    "Allerdings kenne ich Phelan und Sontje," bejahte Witjon die Frage nach der Verwandtschaft. Mit entschuldigendem Blick musste er dann jedoch die Freude dämpfen. "Allerdings ist keiner von beiden hier in Mogontiacum. Dein Onkel hat den Ort verlassen und die Tochter eines reichen Mannes auf dem Land geheiratet. Vielleicht kannst du ihn dort irgendwann einmal besuchen." Er lächelte Dagwin aufmunternd an. Vielleicht vergaß er das ja über die Zeit erst einmal, denn er würde Ablenkung finden im Versuch sich in Mogontiacum einzuleben.
    "Deine Tante dagegen..." Witjon zögerte. Sollte er davon erzählen, dass sie angeblich in Rom weilte, wie der Germanicus ihm kürzlich berichtet hatte? Er entschied sich dagegen.
    "Ich weiß nicht wo sie ist, tut mir leid. Wir haben sie zu ihrer Mutter Ferun geschickt, aber bei euch war sie nie, oder?" Vielleicht wusste der Junge ja doch mehr, als er sagte. Ob man dahingehend mehr aus ihm herauskitzeln konnte?


    Und dann erzählte Dagwin von seinem Leben. Witjon verstand nicht alles, denn es war viel zu viel und viel zu schnell und viel zu durcheinander. Aber was Witjon verstand war, dass Dagwin nicht nur ein typisch germanisches Bauernleben gelebt hatte, sondern auf der Villa Rustica wesentlich mehr erlebt hatte. Er hatte eine Ahnung von der römischen Lebensweise und hatte trotzdem nicht die germanischen Bräuche vergessen, so hoffte Witjon zumindest.
    "Tut mir leid," versuchte Witjon den Kleinen etwas zu trösten. "Wir werden den Göttern eine Gabe für ihr Heil darbringen, ja?" Man musste Kindern Zuversicht geben und Witjon war sich sicher, dass es das beste war, wenn Dagwin den Tod der Großmutter durch aktives Tun verarbeitete. Opfern war da genau das richtige. Zu den alten Göttern, nicht zu diesen neumodischen mogontinischen Göttern oder den anderen keltischen Gottheiten der Region. Und natürlich nicht zum römischen Totengott, denn was konnte der schon für Ferun tun, die jetzt in Hels Reich wandelte?

    "Ebenso erfreut wie ich, hoffe ich doch," gab Witjon gutgelaunt zurück. "Aber, aber, für meine Gäste habe ich doch immer Zeit," räumte er dann ein, als Praia Anstalten machte zum Aufbruch zu blasen. "Aber wenn es dir lieber ist, können wir die Formalien auch morgen erledigen. Das liegt selbstverständlich ganz bei dir." Für diesen Deal wollte Witjon sich definitiv Zeit nehmen, auch am nächsten Tag. Man musste seinen Terminplan manchmal eben etwas flexibler handhaben. Umso besser außerdem für Witjon, wenn der Papierkram später gemacht wurde, denn so konnte er schonmal bei ein oder zwei gewissen Freunden um ein Darlehen bitten, damit Tiberia nicht allzu lange auf einen Wechsel warten musste. Späte Zahlungen waren zwar besser als gar keine, aber das war nicht Witjons Stil.
    "Stoßen wir erstmal auf diesen prächtigen Geschäftsabschluss an," schob Witjon schließlich hinterher, erhob seinen Becher Glühwein und stieß mit Praia an. Ein guter Handel sollte immer mit einem guten Schluck besiegelt werden!

    Zitat

    Original von Faustus Domitius Massula
    Ich wies auf einen kleinen Tisch in der Ecke: "Nimm dir was zu trinken. Und das mit dem Warten: Das ist halt so im weiten Imperium. Zwei Drittel der Zeit werden nun mal bei Regierungsgeschäften mit Warten verbracht. Das hat aber auch Vorteile. Man kann in der Zeit darüber nachdenken, wie man seinen Gesprächspartner am besten übers Ohr haut oder mit welchen Ausreden man einen drohenden Anschiss parieren kann oder, wenn man einen Zorn mitgebracht hat, kann man den verrauchen lassen und zur Vernunft zurückkehren."


    "Apropos Vernunft, weil du dich gerade auch über die friedlichen Anwandlungen des Laetilius gewundert hast. Ich mache mir Sorgen um ihn. Er hat in letzter Zeit ja öfter mal solche plötzlichen Anfälle von Vernunft gehabt. Ob sich sein Geist eingetrübt hat?"


    Witjon bediente sich dankend und prostete Massula nach dem obligatorischen Trankopfer für die Götter gutgelaunt zu. So ließ sich doch gut warten. "Umso besser, wenn es noch einen guten Schluck dazu gibt," grinste Witjon und machte es sich gemütlich.


    "Ach, der Laetilius...hm...ist vielleicht manchmal etwas weggetreten." Witjon grinste weiter, diesmal boshaft. "Vielleicht macht das das Alter. Oder er hat schon irgendwelche verwirrten Tagträume. Wer weiß das schon?"

    Amüsiert beobachtete Witjon, wie Dagwin das Brot herunterschlang. Zehn war er also. "Nun, Faustus. Dies ist die Casa Duccia und wir sind ein germanisches Haus. In diesen Mauern wird die Sprache unserer Väter gesprochen und in diesen Mauern heißt du Dagwin, verstanden?" erklärte er in freundlichem Ton und machte noch eine Scheibe Brot fertig. Auch die bekam Dagwin hingehalten, dann stand Witjon kurz auf, holte einen mit Dünnbier gefüllten Trinkschlauch aus einem Wandregal und gab ihn ebenfalls dem Pimpf. "Du bist bestimmt auch durstig. Trink."


    "Ich," fuhr er fort, während er sich wieder setzte, "bin Witjon, Sohn des Evax, den die Römer Numerius Duccius Marsus nennen. Ich bin der Hausherr und führe die Sippe der Kinder Wolfriks an." Er lächelte freundlich und hoffte, dass der Junge verstand, wen er vor sich hatte. "Nun Dagwin, willst du mir ein wenig über dein Zuhause erzählen? Wie war es dort, wo du mit Ferun gelebt hast?"

    Dreißigtausend Sesterzen. Witjon haderte mit sich selbst. Sollte er zustimmen? Dann war er so gut wie arm. Er würde einen fetten Kredit aufnehmen müssen, um diesen Batzen Geld auftreiben zu können. Aber für diese Grundstücke lohnte es sich definitiv!
    "Abgemacht, 30.000 Sesterzen!" Er hielt Praia die Hand hin, dass er auf den Handel einschlagen konnte. Fünf reichhaltige Grundstücke für 300 Aurei. Witjon hoffte, dass sich dieser Handel auch wirklich auszahlte.

    "Heilsa Dagwin," grüßte Witjon den Neuankömmling und reichte ihm die Hand. "Ich bin Witjon." Er nahm eine Scheibe Brot und schmierte Schmalz darauf, dann reichte er sie Dagwin. "Hier, iss." Er lächelte aufmunternd und sah den Jungen forschend an. "Also, Dagwin. Ich habe einen Brief von Castor erhalten. Hattest du eine erträgliche Reise?" Eine Maus huschte mit kratzenden Geräuschen über den Küchenboden entlang der Wand und verschwand in einem Ritz in der Mauerwerk. Witjon schnitt eine Scheibe Käse und hielt auch sie Dagwin hin. "Wie alt bist du?"

    Witjon hatte Hunger. Es war zwar schon dunkel und im Haus war quasi niemand mehr auf den Beinen, aber Witjon hatte trotzdem Hunger. In der Küche glomm ein kleiner Rest des täglichen Kochfeuers, das jedoch nicht ausreichend Wärme bot, um bei den winterlichen Temperaturen halbwegs klar zu kommen. Er aß Brot mit einer dicken Schicht Schmalz, aber ohne Zwiebeln. Dafür schnitt er von einem Stück Käse dünne Scheiben ab und schob sie sich beiläufig in den Mund. Dabei fror der Hausherr nicht wenig, auch wenn er in einen dicke Wolldecke eingewickelt war. Da konnte selbst das funzelige Licht der rußenden Öllampe auf dem Tisch nicht helfen.