Beiträge von Numerius Duccius Marsus

    "Lando war ein großer Mann," resümierte Witjon, den Blick einen kurzen Augenblick lang in eine weit entfernte Vergangenheit gerichtet, bevor er die Erinnerung an seinen Vetter abschüttelte und sich wieder dem Gespräch zuwandte.


    "Du wirst also einige Zeit hier verweilen?" fragte Witjon daraufhin weiter nach, um die Konversation am Laufen zu halten. Er war durchaus zunächst verwirrt gewesen, weil der Germanicus die Begriffe 'Gens' und 'Stamm' in einen Topf geworfen hatte, ließ diesen Umstand jedoch lieber unkommentiert. Wie oft hatte er schon Römer düpiert, indem er ihnen ihr Unwissen über die Kultur seiner Heimat vor Augen gehalten hatte. Er wollte nicht auch noch Aculeo beleidigen, erst recht nicht in diesen Tagen der Trauer.

    Räuspernd erhob sich letztlich Witjon von seinem Platz und griff in den Schlagabtausch ein.


    "Meine Herren. Auch wenn es mir beinahe körperlich weh tut, so muss ich ausnahmsweise den Antrag des Laetilius einmal gutheißen. Laetilius, deinen mangelnden Umgangston und deine Ignoranz mag man dir übel nehmen. Aber es ist dennoch eine gute Idee, die Stadtverwaltung vor einer zu krassen Verjüngung zu bewahren.


    Domitius," - wobei er Valgisos römischen Namen mit einem Blick auf den Laetilius deutlich betonte - "du wirst wohl nicht abstreiten können, dass es jungen Männern durchaus grundsätzlich an Lebens- und vor allem Amtserfahrung fehlt? Ich selbst habe in jungen Jahren zunächst einmal lange Jahre als einfacher Schreiber in der Verwaltung verbracht, bevor ich zu einer Magistratur kandidierte. Natürlich bestätigen Ausnahmen die Regel, nämlich junge Männer, die intelligent und fleißig sind und somit auch schon früher als mit fünfundzwanzig Jahren für den Aedilat geeignet wären. Aber diese sind nun doch eben Ausnahmen.


    Ich halte den diskutierten Vorschlag daher für angemessen. Wenn die Urbs Aeterna seit jeher gut mit einer Altersbegrenzung verwaltet wird, warum sollte Mogontiacum diesen Schritt nicht auch tun? Immerhin wäre eine solche Maßnahme auch im Hinblick auf die Erlangung von Municipalrechten vielversprechend, sähe man doch in Rom, dass wir den Vorteilhaften Seiten des großen Vorbilds jeder Provinzgemeinde fleißig nacheifern."


    Womit Witjon bewusst die Probleme besagter Metropole ausklammerte und sich durchaus vorbehielt, den Laetilius in diversen weiteren Anträgen auszubremsen, sollten sie ihm schwachsinnig erscheinen.

    Klar, der Laetilius wurde nicht ausgelost. Witjon atmete erleichtert aus. Wenn er diesen ätzenden Schleimbeutel auf der Reise hätte ertragen müssen, wäre er am Ende womöglich noch zum Mörder geworden. So hatte er nur den Petronius an seiner Seite, der ja durchaus umgänglich geworden war. Schließlich verlas Witjon die Liste derer, die für die Gesandtschaft ausgelost worden waren.


    "Die Gesandtschaft bilden also: Aulus Ovinius Sabinus, Volusus Orchius Duilianus, Mamercus Tongilius Strabo, Paullus Scantinius Amulianus Lyso, Volusus Paeonius Silio, Servius Iturius Tubero, Marcus Petronius Crispus und Numerius Duccius Marsus."


    Er warf noch einmal einen Blick in die Runde, ließ die Liste der Namen sinken und erklärte dann: "Damit ist wohl nun alles geklärt. Die Sitzung ist geschlossen!" Endlich.

    Sim-Off:

    Gar keine so dumme Idee...hätte von mir sein können. :D


    "Da sagst du was!" entfuhr es einem sichtlich peinlich berührten Witjon, der wahrhaftig seinem Ermittler bisher noch keinerlei Beweisurkunde ausgestellt hatte. Schnell schnappte er sich eine Wachstafel und notierte ein paar entsprechende Worte.


    DOCVMENTVM


    Der Besitzer dieser Urkunde, Mathayus Magonidas, handelt als Ermittler im Namen der Civitas Mogontiacum zur Aufklärung des Diebstahls des Fiscus Mogontiaci und damit zusammenhängender Verbrechen. Er ist in dieser Sache offizieller Vertreter der Gemeinde.


    N. DVCCIVS MARSVS
    Duumvir Mogontiaci



    "So, das sollte wohl genügen, nicht wahr?" fragte er, als er dem Magoniden die Tafel reichte.

    An dieser Stelle hakte sich schließlich auch Witjon ein, der bisher die Diskussion mit einem auf den Laetilius gerichteten verachtungsvollen Blick verfolgt hatte und mit Wohlwollen zur Kenntnis nahm, dass dieser Schmierlappen von einem Römer bereits ordentlich Gegenwind bekam, ohne dass Witjon sich bisher in die Diskussion hätte einbringen müssen.


    "Aber hat nicht dieser Scriba Vipstanus Näheres zu den Tatmotiven mitteilen können? Oder ist er nur das Werkzeug eines federführenden Hintermannes? Und wie groß war sein Verdienst für diese skandalöse Untreue?"


    Klar, dass er diese Frage in der vorherigen Besprechung mit Mathayus schlichtweg zu stellen vergessen hatte, war er doch überaus erleichtert gewesen, dass überhaupt schon Beteiligte hatten ausfindig gemacht werden können.

    "Die Civitas wird Klage gegen Vipstanus erheben. Bis dahin halte ihn unter Arrest. Der Iudex wird in der ersten Anhörung entscheiden, ob er auf freien Fuß gesetzt wird oder nicht und ob und wann es ein Verfahren geben wird."


    Witjon bemerkte anerkennend, dass der Magonide sich durchaus Gedanken über den direkten Erfolg seiner Ermittlungen an sich machte.


    "Hmm," machte Witjon grübelnd auf die zweite Frage seines Ermittlers. "Ich schätze, du wirst allerdings besser bei der Legio nachfragen. Der Centurio Statorum ist der perfekte Ansprechpartner für ein solches Unterfangen. Der wird die Männer zur Verfügung stellen, die bei Durchsuchungen und/oder Verhaftungen behilflich sein werden. Ich bitte jedoch darum, nicht wie eine Räuberbande bei diesem Hermipus einzufallen, sondern erst einmal rücksichtsvoll vorzugehen. Oder ist dein Anfangsverdacht so gefestigt, dass er eindeutig als Komplize identifiziert werden kann?"


    - MVNICIPIVM MOGONTIACVM -
    REGESTA TERRITORII


    PARS PRIMA
    DE TERRITORIO PVBLICO


    SVBPARS PRIMA
    DE TERRITORIO CIVITATI


    ...



    SVBPARS SECVNDA
    REGESTA VICORUM


    Rechtmäßig festgestellt sind für das Municipium Mogontiacum die folgenden SIEBEN Vici, deren Bevölkerung aus mehr als 100 Personen besteht:
    Vicus Apollinensis: zwischen dem Castellum Legionis und dem Rhenus Flumen situiert, dato DCCCLXI A.U.C. umgeben mit einer verstärkten hölzernen Palisade.
    Canabae Castellae: südlich entlang der Mauer des Castellums, gen Westen an der Pallisade des Vicus Apollinensis entlang erweitert und an der Via Borbetomaga gelegen.
    Vicus Navaliorum: Westlich der Pallisade des Vicus Apollinensis bis zum Rhein, gen Süden bis zum Portus Rheni erweitert.
    Vicus Salutaris: zwei leuga nördlich der Pallisade des Vicus Apollinensis am Ufer des Rhenus und an der Via Septentria gelegen.
    Vicus Victoria: vier leuga südlich der Canabae Castellae an der Via Borbetomaga gelegen
    Vicus Novus: zwischen dem Vicus Victoria und dem Castellum Alae gelegen etwa vier milia passum südlich der Canabae Castellae an der Via Borbetomaga gelegen
    Vicus Britannicus: drei leuga entfernt süd-westlich der Canabae Castellae an der Via Alteia gelegen



    SVBPARS TERTIA
    REGESTA VICVLORUM VILLARVMQVE


    Festgestellt sind die folgenden Viculi, die aus mehr als einer Villa Rustica bestehen, jedoch nicht genug Bewohner vereinen um als Vicus betrachtet zu werden, namensgebend ist jeweils die größte Villa Rustica:


    ...


    Petronius Crispus hatte auch lediglich grammatikalische Korrekturen vorgebracht, denen Witjon nickend beipflichtete. Es folgten schließlich auch keine weiteren Wortmeldungen mehr, weshalb Witjon achselzuckend das Wort ergriff und zum Schluss der Debatte schritt.


    "Da keine weiteren Wortmeldungen aufkommen, nehme ich den Vorschlag inklusive der marginalen Änderungswünsche so gerne an" - ein Seitenblick auf Patulcius, der durch knappes Nicken seine Zustimmung gegeben hatte - "und werde die Grundlisten unverzüglich aktualisieren lassen. Danke für dein Engagement, Pleminius."


    Witjon war sich sicher, dass die Aktualisierung der Grundlisten definitiv nicht einer Abstimmung des Rates bedurfte, gehörten sie doch wohl zu den laufenden Geschäften der Verwaltung.

    Marcus Varius Celer
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    "Der Dank ist ganz auf meiner Seite, Praefectus Terentius," erwiderte Celer ehrerbietig, als er die unterzeichneten Formulare entgegennahm.


    CONTRACTUS


    DIE CIVITAS MOGONTIACUM UND GAIUS TERENTIUS PRIMUS ERKLÄREN HIERMIT IHRE EINIGUNG ÜBER FOLGENDE EMPTIO VENDITIO.


    ES ÜBEREIGNET DIE CIVITAS MOGONTIACUM DEM TERENTIUS VI PFERDE SOWIE MCCXXX SÄCKE KRÄUTER.


    DES WEITEREN SOLL EINE ÜBEREIGNUNG STATTFINDEN ZU GUNSTEN DES TERENTIUS ÜBER DAS GESTÜT 'VITAM IMPENDERE VERO - CASTIGATOR EQUUS'.


    DAS VON TERENTIUS ZU ZAHLENDE PRETIUM SOLL XXX AUREI BETRAGEN.




    Gaius Terentius Primus



    I.A.
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    NUMERIUS DUCCIUS MARSUS - DUUMVIR MOGONTIACI



    STIPULATIONES


    I.) HIERMIT VERSPRECHE ICH, GAIUS TERENTIUS PRIMUS, DASS DER CIVITAS MOGONTIACUM XXX AUREI GEGEBEN WERDEN.



    Gaius Terentius Primus



    II.) HIERMIT VERSPRICHT DIE CIVITAS MOGONTIACUM, DASS VI PFERDE UND MCCXXX SÄCKE KRÄUTER GEGEBEN SOWIE EIN GESTÜT GEGEBEN WERDEN.



    I.A.
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    NUMERIUS DUCCIUS MARSUS - DUUMVIR MOGONTIACI





    Die Verabschiedung nahm er als Aufforderung sich zu erheben und so packte er die Formulare im Aufstehen in seinen Beutel und verneigte sich noch einmal, bevor er sich dann auf den Heimweg machen wollte. "Vale bene, Praefecte," sagte er, wandte sich zur Tür um und verließ den Raum.





    Sim-Off:

    Ich hoffe das geht in Ordnung, aber ich war mal so frei die Unterschrift selbst reinzukopieren, da du ja geschrieben hast, dass Primus unterzeichnet hat.
    Dann bitte ich um Überweisung von 3000 Sesterzen an Mogontiacum - 1218

    Witjon nahm den Entwurf des Pleminius entgegen und studierte diesen aufmerksam. Da wies jener natürlich auf einen nicht gerade glücklichen Umstand hin, dessen Ausbesserung erst in den letzten Wochen langsam innerhalb der Verwaltung in Bearbeitung genommen wurde. Witjon war froh, wenn niemand auf dieser Ungenauigkeit der Archive herumritt. Deshalb erhob er sich recht zügig und ergriff das Wort.


    "Hohe Stadtväter, werter Pleminius. Deine Eingabe bekommt meine volle Zustimmung. Für die kommenden Wahlen ist die präzise Festsetzung der Wahlbezirke entscheidend. Deine Ausarbeitung stellt eine ungeheure Arbeitserleichterung für die Verwaltung dar, worfür ich dir herzlich danke." Er wandte sich an die Versammelten. "Meine Herren Decuriones, gibt es zu diesem Entwurf irgendwelche Einwände?"


    Und als er nochmal einen flüchtigen Blick auf die Tafel warf, während er auf Meldungen wartete, fiel Witjon eine kleine störende Marginalität ins Auge. "Ach, Pleminius...womöglich sollten wir noch nicht 'DE TERRITORIO MVNICIPIO' so ausdrücken. Immerhin hat Mogontiacum noch keine entsprechenden Rechte inne."

    Zunächst hörte Witjon sich den Bericht des Magoniden in Ruhe an und versuchte seinen Ermittlungen zu folgen. Das Nebenprodukt kommentierte er dann jedoch auch sogleich. "Was denn, der Percennius? Das ist ja ein Ding! Aber weiter..." So ließ er Mathayus weitersprechen, während er gelegentlich die Stirn runzelte und sich wieder und wieder wunderte, was da zutage gefördert wurde. Schließlich beendete der Ermittler seinen Bericht und Witjon lehnte sich erst einmal tief aufatmend zurück.


    "Na, das klingt ja alles schon sehr abenteuerlich!" stellte er fest und kratzte sich nachdenklich am Kinn. "Vipstanus hängt also auch mit drin. Wie ärgerlich, habe ihn immer für einen verlässlichen Mann gehalten..." Dann besann er sich wieder seines Gastes und begann Beschlüsse zu fassen. "Magonidas, ich danke dir für diesen ausführlichen Bericht. Offensichtlich ist deine Arbeit bereits von Erfolg gekrönt, besieht man sich einmal das Nebenprodukt deiner Arbeit. Allerdings ist mir natürlich die Verfolgung der Hauptsache deiner Einstellung der größte Wunsch, daher kann ich dir nur beipflichten: Suche diesen Hermipus auf und quetsche alles aus ihm heraus, was er weiß. Und dieses geheimnisvolle Fischerboot..." Witjon zuckte die Schultern und unterdrückte ein leichtes Gähnen. Die letzten Tage waren nicht gerade entspannt gewesen. "...ich kann nur unterstützen, diese Spur intensiv zu verfolgen. Ich hoffe, dass sie uns zügig zu den Dieben führen wird." Er ballte die Rechte zur Faust und nickte selbstbewusst. Ja, dieser Skandal musste endlich Aufklärung erfahren!
    "Achja, wann wirst du deinen nächsten Zwischenbericht vor dem Ordo Decurionum halten? Kann ich dich zum nächsten Termin vorladen?"

    Witjon wartete einen Augenblick, bis Roxane schließlich das Officium verlassen hatte, dann wandte er seine Aufmerksamkeit voll und ganz dem städtischen Ermittler zu. "Also Magonidas, was konntest du bisher herausfinden? Gibt es schon einen Schuldigen?" Mit gierigem Blick fixierte er Mathayus. Es MUSSTE doch irgendjemand gefasst worden sein, irgendwelche Verdächtige!

    Witjon und sein Amtskollege traten würdevoll nach vorn. Der Duccius fühlte sich gut, war stolz darauf seine Civitas so repräsentieren zu können. Patulcius und er hatten sich darauf geeinigt, dass Witjon das Gebet sprechen sollte und jener die Opfergaben darlegen sollte, so dass Witjon nun mit lauter und deutlicher Stimme zu sprechen begann.


    "O Manen des ewig siegreichen Nero Claudius Drusus Germanicus,
    des Lieblings der Götter,
    des Bruders des göttlichen Tiberius, Vaters des göttlichen Claudius,
    des Begründers und Schirmers der Civitas Mogontiacum!


    Durch seine Macht hat er unser Land dem grausamen Barbaren entrissen und die Civitas Mogontiacum an diesem Orte begründet, geschirmt durch seine Legionen.
    An der Spitze seines Heeres hat er die kühnen Sugambrer und Chatten, gar die aufmüpfigen Cherusker bezwungen und den Frieden und Wohlstand des Reiches bis an diesen Ort getragen.


    Seit jenem Tag, an dem sein Leichnam die Grenzen unserer Civitas überschritt, beklagen wir seinen Tod und blicken dankbar auf sein Leben, indem wir Euch gute Gaben darbringen.


    Nehmt an diese kupfernen Münzen und diesen Wein als unsere demütige Gabe und versöhnt Euch mit uns Lebenden, aufdass Ihr Gallia und unserer Civitas jenen Schutz gebet, den Drusus Germanicus zu Lebzeiten stets gewährte! Möge unser Dank aufsteigen mit dem Rauch dieses Altares, aufdass sich unsere ganze Civitas mit Euch verbinde."


    Das war Patulcius' Zeichen, der nun die genannten Dinge entgegennahm und am Altar darbrachte. Als das Opfer abgeschlossen war, verharrten die Duumviri noch einen angemessenen Augenblick in Stille, dann traten sie beiseite und ließen den Vertretern der anderen Civitates die Möglichkeit, ihr eigenes Opfer darzubringen. Witjon nickte Patulcius zu; er war zufrieden mit dem bisherigen Ablauf der Feierlichkeiten. Dann kehrten sie zur Tribüne der Decuriones zurück und reihten sich in die Gruppe der Ehrengäste ein.

    Wenig später war alles vorbereitet. Es war eine Urne aufgestellt worden, die mit Kieseln gefüllt war. Die Kiesel waren weiß, nur sechs Stück waren rot bemalt. Sechs Kugeln für sechs Gesandte. Machte insgesamt acht zusammen mit Witjon und dem Petronius. Der Duumvir erhob sich.


    "Meine Herren, bitte zieht nun jeder einen Kiesel. Diejenigen, die einen roten Stein erwischen, dürfen sich auf eine Reise in die Urbs Aeterna freuen." Witjon lächelte breit und wies auf die Urne, vor der sich die Ratsmitglieder dann - mancher griesgrämig, mancher gleichgültig, mancher gespannt - einreihten und der Reihe nach ihren Kiesel zogen...

    Witjon seufzte leise. Er hätte nicht erwartet, dass die Gesandtschaft im Rat auf so wenig Begeisterung stoßen würde. Petronius schlug daraufhin eine Verlosung vor, was Witjon mit einem Nicken zur Kenntnis nahm und sich erhob. "Es bleibt uns wohl nichts anderes übrig," stellte er fest und gab ein paar abseits herumlungernden Amtshelfern einen Wink. "Bereitet alles Nötige vor. Ich schätze wir können solange eine kurze Pause machen, bis die Amtshelfer soweit sind." Zustimmendes Gemurmel bestätigte Witjons Annahme, dem diese Sitzung bereits wie eine Ewigkeit schien.


    Sim-Off:

    Wie genau sah eine solche Verlosung denn aus? :D
    Wurden die Namen auf Tonscherben geritzt und aus einem Beutel gefischt oder wurde nach Nummern sortiert und gewürfelt oder wie darf ich mir das wohl vorstellen?

    "Ah, Magonidas!" rief Witjon aus, als er den Ermittler im Türrahmen erblickte. Energisch winkte er den Punier herein. "Nein, nein, setz dich nur. Werte Subauctrix," wandte er sich dann an die junge Frau und erhob sich gleichzeitig. "Es hat mich gefreut dich kennen zu lernen. Ich hoffe ich habe dir ausreichend Antworten geben können." Womit er ihr deutlich machen wollte, dass diese Unterhaltung nun beendet war. "Wenn du mich nun bitte entschuldigen würdest, diese Angelegenheit lässt leider keinen Aufschub zu. Mein Scriba wird dich nach draußen geleiten." Er lächelte entschuldigend und hoffte, dass er die Subauctrix nicht zu unwirsch herauskomplimentierte. Immerhin sollte sie nur positives über ihn schreiben, war ja klar.

    Landulf war ein tapferer Junge, das wusste Witjon. Auch, als es im Feuerschein dezent auf seinen Wangen glänzte, blieb er wo er war und trotzte sogar beinahe erfolgreich dem Qualm. Witjon wäre stolz auf Landulf, wäre der Anlass nicht ein solch trauriger gewesen. So aber konnten sie beide ohnehin nicht länger stehen bleiben, denn je länger das Feuer brannte, desto heißer wurde es natürlich und desto schlimmer wurde der Rauch. So berührte Witjon Landulf sachte an der Schulter und bedeutete ihm mit einem auffordernden Blick, die Schritte zum Rest der Familie zurückzugehen, um dort in würdiger Haltung das endgültige Herunterbrennen des Scheiterhaufens zu verfolgen. Auch Thorger hatte sich bereits wieder in den Kreis zurückgezogen, den Witjon mit einem dankbaren Blick bedachte, bevor er sich wieder dem Feuer zuwandte.


    So betrachteten sie die Flammen und Witjon verlor zwangsläufig die Kontrolle über seine Gedanken, die schließlich eine Reise antraten durch die Jahre, in denen er Elfleda kennen gelernt hatte. Er erinnerte sich. Daran wie sie damals in dem Wagen über die Brücke gefahren worden war. Wie sie sich im Laufe der Jahre in der Casa Duccia etabliert hatte, sich den Ruf der starken Hausfrau erarbeitet hatte. Wie liebevoll sie andererseits auch sein konnte. Witjon wusste nicht, wie es ohne Elfleda weitergehen sollte. Er fühlte sich, als hinge er in der Luft - wieder einmal.


    Irgendwann war das Feuer endlich abgebrannt. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit und auch Witjon bemerkte, dass die Konzentration der Versammelten schwächelte. Aber er zeigte Verständnis und sagte nichts. Schließlich war der Zeitpunkt gekommen, an dem die Asche gesammelt und die Grabbeigaben hinzugegeben wurden. Thorger machte den Anfang, wofür Witjon dem Gode einmal mehr dankbar war. Witjon schloss sich an. Seine Gabe waren zahlreiche fein gearbeitete Glaskannen und -becher, die meist mythologische Motive trugen, aber auch diverse Alltagssituationen abbildeten, wie auch Elfleda sie wohl erlebt haben dürfte. Wozu hatte man schon eine Glasmacherei? Als größter Blickfang der Glasteile war jedoch der Teller zu bezeichnen, der ebenfalls prächtig bemalt worden war und der wie die Bernsteinfigur des Throger eine Personengruppe zeigte. Jedoch waren es keine Götter, die dort zusammenstanden, sondern vielmehr Elfleda selbst, zusammen mit ihrem Ehemann und den beiden Nachkommen, die sie gezeugt hatten. Witjon hoffte, dass Elfleda seine Gaben guthieß und trat dann mit einem stummen Seufzer zurück, um dem Rest der Familie und den anderen Versammelten Gelegenheit zu geben, ihre eigenen Gaben darzubringen.