Beiträge von Numerius Duccius Marsus

    Auch Witjon liebte Jul. Dieses Fest war für ihn seit jeher ein Fest der Gemeinschaft, der Familie. Ein Fest, das er mit seinen Liebsten im engsten Kreis feiern konnte, wenn es draußen stockfinster war und man sich um das große Feuer scharte, um diese längste Nacht zu feiern. Dass sie Jul diesmal im ganz großen Kreis im Rahmen eines Stadtfestes feierten, entsprach leider nicht ganz dem Bild, das Witjon von Jul hatte. Heute würde er wohl auch einige politische Gespräche führen müssen, zumindest in den frühen Stunden. Später würde er einfach alle abwimmeln und über Saufen, Fressen und...Frauen palavern.
    Da es hieß, duccische Flagge zu zeigen, war die gesamte Sippe erschienen. Der komplette Hausstand war zugegen, sämtliche Duccii und ihre Brut und alles, was noch dazu gehörte. Die Kinder waren bereits irgendwo in der Menge verschwunden, zumindest Landulf war auf und davon. Naha würde wohl bald folgen, sobald sie von ihrer Mutter losgekommen war. Witjons Sohn war ohnehin schon längst auf Erkundungstour. Audaod hatte sich mit der Zeit nämlich sehr gut mit Leifs Söhnen angefreundet, deren Mutter Ida ihn damals als Amme großgezogen hatte. Bodo und Iring waren zwei Prachtburschen, mit denen Audaod des öfteren schon Streiche und Chaos verzapft hatte. Wenn der heutige Abend nicht wenigstens mit blauen Flecken und einem aufgeschürften Knie endete, wäre Witjon schon beinahe enttäuscht.
    Während also die ganze Stadt zusammenkam und der Platz um das Feuer sich füllte - langsam wohl gemerkt, denn die Wege aus der Stadt heraus waren schmaler als sonst vor lauter Schneemassen - hielt Witjon sich erstmal in der Nähe seiner Familie auf, als eine ihm wohl bekannte Stimme seine Aufmerksamkeit einforderte.


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    Ortwini, Sohn des Siguhelm:


    "WITJOOON!" Mit zwei Bechern - gefüllt mit heißem Met - drängelte Witjons Freund sich durch die Menge auf ihn zu. "Du elender Schreibtischtäter! Komm ran hier und trink mit mir!" grölte der Hallodri lautstark lachend. Witjon fiel ausgelassen in das Lachen ein. Er liebte Ortwinis Gabe durch sein bloßes Erscheinen Feierlaune aufkommen zu lassen. "Ortwini, du Taugenichts! Gib her das Zeug. Auf uns! Auf Jul! Auf die Frauen!" Sie stießen miteinander an und tranken - vorsichtig, um sich nicht die Zunge zu verbrühen bei dem heißen Gesöff - einen ordentlichen Schluck, bis Ortwini die beistehende Elfleda bemerkte. "Ah, schau an. Elfleda, sei mir gegrüßt. Der Schnee spiegelt den Glanz deiner Schönheit so sehr, dass ich dich beinah vor Blindheit nicht zu erkennen vermochte..." Witjon musste laut auflachen, als er diese schmierige Schleimerei aus Ortwinis Mund hörte. "Mann, sag doch einfach, dass sie gut aussieht!" kommentierte er gut gelaunt, dem Möchtegerncharmeur einen Schlag auf die Schulter verpassend.

    "Definitiv!" ging Witjon direkt auf Valgisos zuletzt genannte Frage ein. "Neue Socii können wir immer gebrauchen." Er lächelte breit. "Zumal du einen großen Teil des Sortiments abdeckst, das wir seit längerem durch den Verlust eines Socius nicht mehr anbieten können. Somit wärest du unbedingt ein gern gesehener Neueinsteiger." Er hatte die Beitrittsurkunden in mehrfach abgeschriebener Form bereits im Schreibtisch bereit liegen. Vielleicht konnte er Valgiso ja dazu bewegen, hier und jetzt Mitglied zu werden. "Du könntest quasi auf der Stelle aufgenommen werden. Es genügt eine Unterschrift auf einer Urkunde, die alles notwendige erklärt." Konnte der Kelte überhaupt lesen und schreiben? Witjon musste einen Sekundenbruchteil überlegen, als ihm einfiel, dass Valgiso ja Scriba Provincialis war! Natürlich konnte der schreiben und lesen...

    "Ich..." meldete sich daraufhin Witjon zu Wort, "schließe mich deiner Empfehlung hiermit an, Laetilius." Ein Schmunzeln unterdrückend sah er in die Runde. Er hatte nichts gegen Rodwolf, aber er würde Laetilius nicht die Gelegenheit geben ihm eine so dermaßen antirömische Haltung vorzuwerfen, dass es schon beinahe rufschädigend sein könnte. "Varius Celer, du hast meine Unterstützung." Damit setzte er sich wieder, sehr mit sich zufrieden.

    Witjon selbst betrat an diesem Tag das Officium des Cursus Publicus. Er legte einen Brief auf die Theke und winkte dazu noch einen Laufburschen der Freya Mercurioque herein, der ein Paket vor sich her schleppte. Den Geldbeutel bereits in der Hand, sprach er den Tabellarius Dispositus an:
    "Salve. Eine Briefsendung und ein Paket nach Roma bitte. Das Paket geht an die selbe Adresse wie der Brief."


    Sim-Off:

    Paket und Brief bitte von der Wertkarte der Gens Duccia abziehen.




    Ad:
    Senator
    Marcus Vinicius Lucianus

    Villa Vinicia
    Roma


    Salve mein Patron,


    lange Zeit ist seit meinem letzten Brief an dich vergangen und leider habe ich noch keine Antwort bekommen. Sicherlich bist du schwer beschäftigt und gehst wie immer deiner nimmer endenden Arbeit nach.


    Umso erfreulicher ist es, dass ich vor kurzem meine Erhebung in den Ritterstand von der kaiserlichen Kanzlei mitgeteilt bekommen habe. Ich gehe davon aus, dass nicht zuletzt dein Einfluss dabei eine Rolle gespielt hat und möchte dir meinen tiefen Dank ausdrücken. Ich habe ein kleines Paket beigefügt, dessen Inhalt dich hoffentlich erfreuen und deinem Gaumen wohltun wird.


    Mit meiner Erhebung in den Ritterstand geht jedoch eine Problematik einher, der ich allein hier nicht so einfach Herr werden kann: Ich besitze noch nicht den erforderlichen Landbesitz. Kannst du in dieser Hinsicht etwas für mich tun? Hast du Besitzungen im näheren Umland, die du an mich zu veräußern bereit wärst? Lass mich bitte in naher Zukunft wissen ob du Lösungsmöglichkeiten für mich siehst, damit ich mich notfalls anderweitig umsehen kann.


    Hier in Mogontiacum gibt es ansonsten recht wenige Neuerungen. Die Curia Civitatis hat kürzlich eine Lex Municipalis verabschiedet, die gemäß der neuen Lex Provincialis die Regierung des Stadtgebiets wesentlich in die Hände der Mogontiner legen wird. In Confluentes scheint es Probleme zu geben, so dass der Praefectus Alae höchstselbst angeblich einschreiten musste. Die Ermittlungen laufen diesbezüglich noch.
    Meiner Familie geht es gut, mein Sohn wächst und erstarkt und ist auf dem besten Wege mir ein guter Erbe zu werden. Die Kinder meiner Schwägerin Duccia Elva entwickeln sich ebenfalls sehr gut. Was kann ich sonst noch berichten? Dein Bruder macht seine Arbeit hervorragend, auch wenn man ihn nicht häufig in der Öffentlichkeit sieht. Nichts desto trotz ist es derzeit ruhig in Germania, während der erste Schnee sich auf die Erde niederlegt und die Provinz vorerst in die übliche winterliche Stille taucht.


    Wie stehen die Dinge in Rom? Selten erfahren wir hier mehr als bloße Gerüchte. Die Acta selbst bringt ja nun auch nur relativ wenig zur politischen Lage der ewigen Stadt. Wie entwickeln sich die Beziehungen im Senat? Was treibt Salinator? Es scheint, als gäbe der Senat sich damit zufrieden dem vescularischen Schauspiel zuzusehen, ohne Widerworte vorzubringen.



    In Erwartung deiner Antwort verbleibe ich mit den besten Wünschen und freundlichem Gruße aus dem hohen Norden.



    Die Götter ewig mit dir




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    _________________________________________________________
    Numerius Duccius Marsus
    Casa Duccia - Mogontiacum - Germania Sup.


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    "Nun gut," nickte Witjon. Abstrus am Gesagten war schlichtweg, dass Witjon nicht erwartet hatte seinen Vetter bald nach Rom aufbrechen zu sehen. "Du wartest aber noch bis zum Beginn des Frühjahres, richtig?" Er würde nicht zulassen, dass Phelan jetzt - im tiefsten Winter - den Weg über die Alpen in Angriff nahm. Das war viel zu gefährlich, geradezu lebensmüde! Während er sich zurücklehnte, atmete Witjon einmal tief durch. Sein Vetter war wahrhaft für so manche Überraschung gut.

    Audaod
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    Audaod nickte eifrig, als er so freundlich zur Mithilfe bewegt wurde und platzierte sich aufmerksam neben seiner Großtante. Witjon bedachte seinen kleinen Neffen mit einem Lächeln. Der Pimpf genoss es im Laub herumzufuchteln, Blätter zu knittern und Erde zu zerreiben. Der Wald war eben doch der wundervollste dreckige Spielplatz für Kinder.
    Ehrfurchtsvoll nahm Audaod das Brot entgegen und lauschte dann wie verzaubert den Worten, die die Geister bewegen und den Duccii ihre Gunst sichern sollten. Er meinte bereits fühlen zu können, dass die Disen sich ihnen zuwandten. Das goldene Laub der umstehenden Bäume raschelte, als eine kühle Brise über die Baumwipfel hinwegwehte. Audaod lief ein Schauer über den Rücken. Das mussten sie sein! Jetzt waren sie ganz nah bei ihnen, beobachteten sie, lauschten Elfledas Worten. Angst erfasste den Jungen unwillkürlich und er schluckte geräuschvoll. Starr vor Ehrfurcht verharrte er einen Augenblick regungslos, als Elfleda ihm einen Wink gab. Jetzt war es so weit, jetzt kam sein Teil. Eine sachte Berührung an seiner Schulter - von Witjon behutsam und beinahe unmerklich ausgeführt - riss ihn dann aus der Starre. Audaod legte das Brot in seiner kindlichen Ungelenkheit auf den Stein, um daraufhin zügig einige Schritte rückwärts zu machen, wo er bei seinem Vater stehen blieb und mit großen Augen das weitere Vorgehen beobachtete. Er hatte zwar schon Opfer mitgemacht, doch war es jedesmal wieder ein aufregendes Ereignis, das zugleich unheimlich schön und schön unheimlich war.
    Als nächstes hob Elfleda ihre Tochter hoch, damit diese die Milch den Geistern darbringen konnte, was ebenfalls reibungslos über die Bühne ging. In ihren weißen Bahnen versickerte die Milch langsam in der Mulde, bis der Schlauch bis auf den letzten Tropfen leer war. So war es, und so soll es immer sein. Witjon hoffte, dass die Disen seiner Familie auch dieses Jahr wohlgesinnt waren. Seit Callistas und Landos Tod war Wolfriks Sippe weitestgehend von ernsthaftem Schaden an Gesundheit oder Eigentum verschont geblieben. Hier und dort hatte es mal Krankheitsfälle gegeben. Doch die Kinder waren durch jeden Winter gekommen und auch die Hausangestellten hatten soweit alles gut überstanden. Ida war wieder guter Hoffnung und so betete Witjon im Stillen ganz besonders für die werdende Mutter, auf dass sie ihr Kind wohlbehalten zur Welt bringen mochte. Außerdem hatte es keine allzu tiefen Einschnitte in die Ernten gegeben, die nicht hätten ausgeglichen werden können. Alles in allem konnte man schon sagen, dass es die Duccii derzeit recht gut hatten, was Vorräte und Gesundheit anging. Hoffentlich nahmen die Disen das nicht zum Anlass, demnächst mal wieder zwischen sie zu fahren und Unheil zu bringen. Die Milch war nun gänzlich versickert und Naha wurde zurück auf den Waldboden gestellt. Alle verharrten einen Augenblick in Stille. Einzig das Rascheln der Blätter und das Heulen des Windes waren zu hören. Herbstgeruch lag in der Luft, der Moos, Laub und Feuchtigkeit in sich vereinte. Witjon sog die Luft tief ein. Er liebte dieses Land. Er liebte seine Stadt. Er liebte seine Familie. Seine Familie? Witjon warf einen Seitenblick auf Elfleda und Naha, zu deren Füßen Landulf nun auch zu spielen aufgehört hatte und mit großen Augen um sich schaute. Naha hegte eine Abneigung gegen ihn. Sie akzeptierte offensichtlich nicht, dass Witjon der Mann im Haus war. Und Elfleda? Sie war Landos Frau gewesen. Witjon schalt sich innerlich einen Narren. Audaod war sein Sohn, aber Elfleda und Naha und der kleine Landulf waren Landos ein und alles gewesen. Er liebte sie alle, doch würde er jemals eine Familie haben wie er es sich immer gewünscht hatte? Er wusste es nicht.
    An seiner Seite meldete Audaod sich in diesem Augenblick leise flüsternd zu Wort: "Was passiert jez'...?" Während er fragte, sah er zu seinem Vater hoch und dann zu Elfleda, so dass er nicht gleich wahrnahm, wie ein Eichhörnchen sich der Rückseite des Steins näherte und vorsichtig die Umgebung ausspähte.

    Rom? ROM?! "Rom?" platzte Witjon heraus. "Was willst du denn da?" Vor allem: Was wollte er schon wieder da? War er nicht erst vor ein paar Jahren in Rom gewesen? Jetzt war erstmal alle Arbeit vergessen. Witjon starrte seinen Vetter überrascht an. Die Augenbrauen fragend zusammengezogen hakte er weiter nach: "Hast du nicht Verpflichtungen nachzugehen? Hier, in Mogontiacum?"

    Zitat

    Original von Valgiso
    Ich lachte: "Ja, das weiss ich schon, gerade hat mir Albin zu staatlich festgesetzten Preisen mein Tonlager ratzekahl leergekauft. Ein Haufen Zeugs, mit dem kann er den ganzen Markt durcheinander bringen".


    "Sei's drum. Mich interessiert dabei konkret etwas anderes. Ich kann Ton anbieten, da läuft das ja schon freyamercurioquemäßig, wie man an Albin sieht. Ich kann Obst und eingelegtes Obst anbieten. Gibt es da bei Freya Mercurioque Abnehmer? Und weiter: Ich brauche Honig. Der ist oft schwer zu bekommen, weil er offenbar komplett zu Honigwein verwurstet wird. Kann ich das Problem mit Freya Mercurioque lösen?"


    Ich nahm einen Schluck Bier und lehnte mich zurück.


    Hm. Obst? Honig. Witjon runzelte grübelnd die Stirn. Er tat es Valgiso gleich und lehnte sich zurück, eine Mischung aus 'ööh' und einem Seufzer ausstoßend. "Also Obst, eingelegt oder nicht, braucht jeder. Natürlich kaufen wir bevorzugt von Socii, wenn die es anbieten. Sollte Marga demnächst also Mit Äpfeln kochen oder backen wollen, dann wäre dein Stand in der Basilica ihre erste Wahl." Er lächelte verschwörerisch, wusste er doch was es für einen Händler hieß dem Handelskonsortium anzugehören. Sämtliche Mitglieder setzten klare Prioritäten und kauften dementsprechend alles Notwendige zunächst bei den Socii des Konsortiums.
    "Was den Honig angeht...naja." Hier musste Witjon wieder kurz überlegen. Sie hatten doch einen Imker in ihrem Besitz, oder nicht? Aber wer nur? Achja... "Lucius Purgitius Maecenas hat eine Imkerei, deren Erzeugnisse er in der Basilica anbietet. Sein Betrieb ist bereits komplett ausgelastet, soweit ich weiß." Mit hochgezogenen Augenbrauen fuhr er fort. "Man könnte natürlich darüber nachdenken, eine weitere Imkerei zu eröffnen. Wenn du dann sowieso Socius wärst..."

    "N'abend," machte Witjon, der im Schein einer Öllampe die Listen der Ernteeinfuhren überflog. Er hob den Blick und fand seinen Vetter Phelan vor sich, den er bereits an der Stimme erkannt hatte. Er begrüßte ihn mit einem müden Lächeln. "Geht so. Muss nochmal kontrollesen. Irgendwo muss hier ein Zahlendreher sein, da bin ich mir sicher..." Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das Blatt, das jedoch vor seinen Augen bereits zu verschwimmen drohte. Mit einem resignierten Seufzer legte er es zur Seite und sah wieder auf. "Und wie steht's bei dir so?"

    Während Valgiso erzählte nahm Witjon genüsslich einen Schluck Bier. Und noch einen. Er schob ein wissendes Nicken ein, als der Schnäuzerträger sich über die horrenden Sklavenpreisen beschwerte. Wieder ein Schluck Bier. Gut, das wusste er ja alles. Der Kredit, die Betriebe, und so weiter. Die nächste Frage, die Valgiso stellte, hätte Witjon bereits erahnen können, wenn er ganz bei der Sache gewesen wäre. So zauberte Valgiso ein breites Lächeln auf Witjons Miene, der sich abrupt aufrecht hinsetzte. "Du bist an der Freya Mercurioque interessiert? Na, ich kann dir sagen, dass das natürlich nur Sinn macht beizutreten!" Er lachte über die Einfachheit der Antwort, setzte dann jedoch zu einer Erläuterung an. "Nein, ernsthaft: Dir stünde gleich ein weitaus größerer Kundenkreis zu Verfügung. Ganz zu schweigen von den Zulieferern. Und wir Socii pflegen untereinander zu den staatlich empfohlenen Festpreisen zu handeln, was unsere Waren insgesamt oft günstiger macht als die der vielen Kleinkaufleute, die bereits hohe Einkaufs- und Produktionspreise kompensieren müssen." Erwartungsvoll sah er den Kelten an. Witjon schätzte ihn klug genug ein, das bereits im Voraus irgendwie in Erfahrung gebracht zu haben und nicht ohne ein Meinungsbild hergekommen zu sein.

    Einen Augenblick lang starrte Witjon die Person einfach nur an, die sich ihm da in den Weg stellte. War das etwa...nein, nicht ernsthaft! "Heilsa...Sontje." Ihren Namen sprach er mit einer Mischung aus Verblüffung und Missbilligung aus. Ihre Worte quittierte er zunächst einmal mit einem Stirnrunzeln. Was wollte sie hier? Sie hatte nichts in Mogontiacum verloren, sondern sollte vielmehr in Germania Magna weilen. Bei ihrer Mutter! Er verwehrte ihr seine Begleitung dennoch nicht, sondern ging erstmal wortlos weiter, sie an seiner Seite duldend. Nach einige Schritten bekam er zumindest einen Dank heraus. "Danke. Ein Sohn ist es. Audaod." Mehr sagte er zunächst nicht, zu überrascht war er, Sontje zu treffen. Dann hakte er nach. "Was tust du hier? Du solltest bei deiner Mutter sein." Tadel schwang in seinen Worten mit. Er hatte ihr noch lange nicht erlaubt einfach zurückzukehren, nachdem man sie zurückgeschickt hatte über den Limes.

    Witjon hob den Blick von Papierkram und freute sich, Valgiso zu sehen. "Salve mein Guter. Schön dich zu sehen. Und dann auch noch zu solch erfreulichem Anlass." Er nahm die Urkunde freudenstrahlend entgegen, überflog sie und legte sie dann zufrieden auf den Schreibtisch. "Setz dich doch. Darf's was zu trinken sein? Wein? Vermutlich lieber Bier? Ich hab' alles da." Valgisos Wunsch kam er dann gerne nach. Dann ging er auf sein privates Anliegen ein. "Du hast als unrasierter Einwohner der Stadt Fragen? Na dann schieß mal los." Ein Schmunzeln konnte er sich bei dieser Bezeichnung beim besten Willen jedoch nicht verkneifen.

    Witjon hörte ebenfalls gebannt zu, als Elfleda das Wesen und Wirken der Naturgeister erklärte. Nicht jedoch, weil er die Geschichten nicht schon alle kannte. Nein, er schwelgte für einen Moment eher in Erinnerungen. Damals, als er an einen einsamen Opferstein in einem heiligen Hain hinausritt und einen verstörenden Traum erlebte, der ihm die Nähe der Welt Geister nur allzu sehr verdeutlicht hatte. Zumindest dachte Witjon so darüber.


    Audaod
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    Witjons Sohn hielt gespannt die Luft an, als seine Tante erzählte. Irrlichter, Rumpelwichte, Feen, Disen...wie spannend! "Und wie mach'n die Diwen...die Disen, dass alles schläft?" fragte er in kindlicher Neugierde.


    Amüsiert beantwortete Witjon die Frage an Elfledas Stelle. "Niemand weiß das genau, denn sie wirken ja im Geheimen. Kein Mensch kann sie sehen. Aber fühlen tun wir sie oft. Siehst du, die Blätter fallen schneller, je kälter es wird. Die Disen rufen die kalten Winde, die dir immer Gänsehaut machen." Er grinste Elfleda verstohlen zu und packte seinen Sohn dann bei den Schultern, um ihn ein Stück nach vorn zu schieben. "Kommt, lasst uns das Opfer beginnen, damit sie uns wohlgesonnen sein werden. Du willst dich ja nicht mit einem Rumpelwicht anlegen, oder?" Fragend sah er Audaod an, der mit schreckgeweiteten Augen zurückstarrte. Mit hastigem Kopfschütteln verneinte er dann. "Nein, bloß nich'! Tante Elfweda, kanns' du anfang'?" Witjon zwinkerte der Tante zu und nahm dann den Umhängebeutel mit Opfergaben von der Schulter, die er Elfleda auffordernd reichte.

    Audaod
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    Naha konnte so eine Tyrannin sein! Audaod war manchmal wirklich überrascht, wie gut sie ihrer Mutter darin nacheifern konnte, Befehle zu erteilen. Wieso ließ sein Vater sich das eigentlich gefallen, fragte er sich manchmal. Während er so auf Witjons Schulter hin- und herschwankte, konnte er sich die Landschaft begutachten und seine kindlichen Gedanken so weit schweifen lassen, wie es sein begrenzter Horizont möglich machte. Elfleda war eine mächtige Frau, das wusste er. Aber Papa war doch noch viel mächtiger! Immerhin war er das Oberhaupt der Sippe! Jawohl, und Audaod war sein Sohn. Er war viel wichtiger als Naha, die ja auch nur ein doofes Mädchen war! Na, immerhin war sie seine Base und nicht eine von diesen anderen Nachbarsmädchen, die sich manchmal mit den Jungs anlegen wollten, manchmal aber auch blöde kichernd davonliefen. Pah, Mädchen. Eklige Schleimbeutel, allesamt! Die hatten ja gar keine Ahnung. Audaod würde einmal werden wie sein Vater. Groß, stark, mächtig. Der mächtigste Mann der Stadt würde er sein! Dann konnten sie alle mal sehen wo sie blieben. Und Naha würde für ihn kochen und waschen, genau wie Lanthilda. Der Junge musste über seinen eigenen Gedanken grinsen und hatte plötzlich einen Einfall, als er einen übergroßen Ast am Wegrand liegen sah. Er fing an auf Witjons Schultern herumzuturnen und bettelte: "Papa, lass mich runter!" Von seinem Vater erntete er nur einen verwunderten Blick, bevor er auf den Boden gestellt wurde. Schnell lief er zurück zu dem Ast, den der Wind vom Baum gefegt haben musste, und begann darauf einzutreten und daran herumzuziehen. Mit dieser Methode hatte er bald ein passables Stück abgebrochen und somit einen beinahe gerade Gehstock/Schwert/Lanze/Zauberstab geschaffen.
    "Papa, schau!" rief er mit seiner hellen Kinderstimme, als er losstürmte und Vater und Tante überholte, um ihnen seine neueste Errungenschaft zu zeigen. "Das is' mein eigenes Sax! Jetzt kann ich Feinde verhauen!" Um Anerkennung heischend lächelte er stolz und brachte dann einige Fuß Vorsprung zwischen sich und die Gruppe, um dort imaginäre Gegner zu massakrieren.


    Witjon musste lachen beim Anblick seines kleinen Kriegers. Es war wundervoll, den Kleinen zu beobachten. Er warf einen Seitenblick zu Elfleda, der vor Stolz und Freude nicht glänzender sein konnte. Audaod hatte eine Art Witjons Anerkennung zu erkämpfen, die ihn jedes Mal wieder rührte. Nicht, dass er das dem Jungen einfach so zeigte, um der Götter Willen! Aber er konnte auch nicht gänzlich verstecken, dass er stolz auf seinen Sohn war. Audaod hatte jetzt vier Winter überstanden und war kerngesund, wissbegierig und so wild und munter wie jeder Junge es in seinem Alter sein sollte. Naha war ein paar Wochen älter, aber nicht minder munter. Und doch...es gelang Witjon nicht, eine gesunde Nähe zu seiner Nichte aufzubauen. Sie schien ihn zu hassen. Und er konnte nicht verstehen, nicht im geringsten, warum sie das tat. Während sie so dahinstapften, machte er sich weiterhin Gedanken darüber, kam jedoch zu keinem klaren Ergebnis. Es machte schlichtweg keinen Sinn.


    Seine Misere wurde zumindest zeitweilig beendet, als sie die angepeilte Lichtung erreichten. Witjon hätte zwar auch etwas anderes tun können an diesem Tag, aber letztendlich war er froh, dass er Elfledas typisch befehlsartiger Einladung ohne Murren gefolgt war. Auch, wenn er es langsam irgendwie leid war, ständig nur Befehle von ihr anzunehmen. Oft genug klang sogar in ihren Ratschlägen oder Interessenbekundungen eine gewisse herrische Art durch, die sie offenbar bereits im Hause ihres Onkels gelernt hatte. Immerhin war sie eine Fürstentochter. Witjon dagegen war der Sohn eines Schmieds und sein Leben lang hatte er zwar Männer befehligt, aber immer nur in irgendwelchen Verwaltungsangelegenheiten. Und oft genug waren das auch nur unbedeutende Scribae, Sklaven oder sonstiges Gesindel gewesen. Herrje, er konnte sich immer noch nicht recht an seine Rolle als Sippenoberhaupt gewöhnen. Irgendwann musste doch einmal der Punkt kommen, an dem er sich damit arrangieren konnte.
    Seine Gedanken wurden beiseitegefegt, als Naha ihre Frage an Elfleda richtete. Witjon schmunzelte nur wissend, als er erwartungsvoll seine Schwägerin mit einem weiteren Seitenblick bedachte. Na dann erklär mal! Audaod hatte die Lichtung schon etwas eher erreicht und nur mit offenem Mund umhergestarrt. Er war offensichtlich sehr ergriffen von der Aura, die dieser Ort ausstrahlte und wandte sich mit einem leichten Zucken um, als er die piepsige Stimme seiner Base vernahm. Er hatte nicht seltener den Geschichten über das Übernatürliche gelauscht und war natürlich ebenso gespannt auf die Antwort, die nun hoffentlich folgte.

    "Nun gut, dann soll das fortan dein Name sein," erwiderte Witjon, als dann Hartwig das Wort ergriff. Er klang nicht sonderlich begeistert. Warum auch? Die Argumente des alten Mannes waren jedoch nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen. Gut, dass Witjon sich darüber bereits im vorheinein Gedanken gemacht hatte. "Sönke wird die Mannbarkeit bald genug erreichen. Bis dahin soll er dir noch zur Verfügung stehen." Er warf dem Jungen einen Blick zu, der klar machte, dass es darüber keine Diskussionen geben würde. An Hartwig gewandt fuhr Witjon dann fort. "Was deine Arbeit angeht, habe ich bereits eine Lösung parat. Wie dir bekannt sein dürfte hat ein Schicksalsschlag kürzlich die Sippe des Tudicius Pudens in meine Munt getrieben. Es werden sich aus ihren Reihen fleißige Helfer finden, die die Arbeitskraft deines Sohnes ersetzen werden." Womit er indirekt und nicht ganz bewusst sagte, dass ein Sohn Hartwigs nicht einfach durch einen Tudicius ersetzt werden konnte. Ob Hartwig das wohl raffte? "Ich werde sehen, wem von denen ich mittlerweile trauen kann. Ist ja schon was her, das ganze..." Kurz wurden seine Augen glasig, als sein Blick in die Vergangenheit abdriftete und einen Punkt irgendwo am weit entfernten Ackerrand fixierte. Ein Vogelzwitschern in der Nähe holte ihn zurück in das Hier und Jetzt. "Äh...also. Das sollte dir genügen. Du kannst stolz sein auf deinen Sohn."

    Stetig fließt der Rhein gen Norden. Seine Wellen umspielen die Kais des Hafens, mal streicheln sie die Frachtschiffe sanft, dann wieder würden sie sie am liebsten mit voller Wucht zum kentern bringen. In diesen Tagen wehten kühle Herbstwinde über die Stadt hinweg. Das rotgoldene Blattwerk rissen sie von den Baumwipfeln, ließen Zweige brechen, schüttelten die Bäume unerbittlich. Und sie brachten den Regen. Tagelang schon hingen dunkle Wolken schwer über Mogontiacum, um sich in unablässiger Bosheit auf Mensch und Tier, Häusern und Äckern zu entleeren. Sämtliche ungepflasterte Wege außerhalb der Stadt bestanden lediglich aus Schlamm, die Kanalisation wusch unablässig weiteren Dreck aus dem Herzen der Stadt. Der Herbst war in seiner schönen unangenehmen Art über das Land gekommen, während die Tage immer kürzer wurden. Das satte Grün der Laubbäume hatte sich zu tristem Braun gewandelt, der Himmel in tiefes Grau getränkt.


    Hinter der Rhenusbrücke, dort wo der Rhein die Brückenpfeiler umsäuselte, war eine kleine Bucht mit etwas Sandstrand. Der Sand war grobkörnig und über und über mit Treibgut bedeckt. Witjon störte das nicht. Er stand am Ufer, die schlammbeschmierten Stiefel kamen hier und dort mit den Wellen in Berührung. Eine Handvoll Kiesel hielt er, die er nach und nach in verschiedenen Wurfvariationen in den Fluß beförderte. Während dessen ließ er seine Gedanken schweifen. Das Gespräch mit Elfleda hatte ihn sehr aufgewühlt. So oft musste er noch an Callista denken. Besonders, wenn er seinen Sohn ansah. Audaod sah seiner Mutter ähnlich. Insbesondere die Augen hatte er von ihr geerbt. Es war tröstlich, in diese Augen blicken zu können. Dann wusste Witjon, dass Callista da war, ihn im Auge behielt, auf ihn acht gab. Audaod war jetzt zwei Jahre alt. Witjon liebte den Jungen. Er war kräftig und gesund, lebensfroh und wissbegierig und Witjon liebte ihn.
    Und dann war da Elfleda. Seine Schwägerin, die ebenfalls verwitwet war. Seine Schwägerin, die ausgesprochen hatte, was er nicht zu denken gewagt hatte. Konnte er Elfleda heiraten? War das richtig? Oder sollte er sich wirklich dieses junge Ding von Ulbert holen? Ihr Götter, er hasste es! Mit voller Wucht schmiss er einen Stein von sich, der mit einem dumpfen Plopp im Fluss landete. Witjon war ratlos. Was hätte Lando getan? Die Frage stellte er sich oft, viel zu oft. Lando war tot. Er saß jetzt an Wodans Tafel und fraß und soff mit all den anderen Kriegern. Witjon aber war hier, in Midgard, und musste selbst Entscheidungen treffen lernen! Verdammte Axt, was sollte er nur tun?!
    Sollte er Elfleda zur Frau nehmen? Zugegebenermaßen, sie war eine äußerst begehrenswerte Frau. Witjon erwischte sich oft genug selbst dabei, wie er ihr hinterherschaute, ihren Körper betrachtete und sich dabei vorstellte wie es wäre, sie für sich zu haben. Herrje, er konnte sich nur zu gut vorstellen, sie zur Frau zu nehmen! Doch würde Lando das gutheißen? Witjon war verunsichert. Er hasste es verunsichert zu sein! Ein weiterer Stein wurde mit voller Wucht weggeschleudert. Mit einem Mal fühlte Witjon sich sehr müde. Er warf die letzten Steine lustlos in den Fluss und ließ sich etwas abseits auf den Boden plumpsen. Dort saß er, die Arme um die Beine geschlungen, und seufzte tief. Welch jämmerliches Bild er wohl abgeben musste. Langsam begann es wieder zu nieseln, verflucht. Witjon zog geräuschvoll Schnodder hoch und erhob sich ächzend. Ab nach Hause vor den warmen Kamin, da würde ein Humpen Met vielleicht helfen. Oder vielleicht auch nicht. Hauptsache er kam langsam zu einer Entscheidung...

    Witjon seufzte leise. Der Laetilius wollte natürlich einfach nicht locker lassen! Er schloss kurz die Augen, beruhigte sich mit einem tiefen Atemzug und meldete sich dann erneut zu Wort, bereit zu einem Kompromiss.
    "Nun gut, da ich kein engstirniger Ochse bin, kann ich mich durchaus mit einer Abänderung anfreunden. Paragraph zwei des zweiten Absatzes des dritten Teils könnte somit lauten:
    (2) Aktives und passives Wahlrecht zu den Wahlen der Aedile der Civitas haben die Angehörigen des Ordo Decurionum ohne Bürgerrecht. Zum Duumvirat und zur Quaestur ist das Bürgerrecht Wahlvoraussetzung. Im Rahmen des aktiven Wahlrechts hat jeder Berechtigte so viele Stimmen, wie es wählbare Ämter in dem Vicus gibt."
    Er warf dem Laetilius einen kurzen Blick zu, dann fügte er in Richtung Duumvirn fort: "Ich denke das wäre eine Lösung, die von allen hier akzeptiert werden kann." Eine Änderung, die Witjons politische Verbündete nur kurzfristig bremsen konnte. Auf langfristige Sicht war er in der Lage jedem, der es verdiente und zum Duumvirat oder zur Quaestur antreten wollte, das Bürgerrecht besorgen. Mit Geld ließ sich im römischen Reich immerhin alles bewerkstelligen, das hatte er mittlerweile sehr gut gelernt.

    Oh oh, jetzt aber in Deckung! Da kam ein Sturm der Entrüstung auf ihn zu, der seine Deiche brechen lassen und die Dorfstraße hinfortschwemmen würde. Verdammt, das hieß nichts Gutes. Wort für Wort duckte er sich ein kleines Stückchen, die Augen erschrocken aufgerissen. Das Problem an der Sache: Elfleda hatte ja recht. Sowas von recht. Witjon wusste das doch alles, was sie ihm da um die Ohren haute. Er war Sippenführer der Duccii. Er war Marktkontrolleur von Mogontiacum. Er konnte wahrhaftig auf bewaffnete Männer zurückgreifen, denn es gab genug Sippen in und um Mogontiacum, die ihm gegenüber loyal waren und ihm auch in einen bewaffneten Konflikt folgen würden. Und er wusste, dass er ein stattlicher Mann war, der sich für sein Aussehen nicht zu schämen bräuchte. Endlich war der Sturm vorübergezogen. Witjon schürzte die Lippen in stiller Zustimmung, die Augenbrauen hochgezogen. Er musste nichts sagen. Elfleda würde erkennen, dass er sie verstanden hatte. Und er würde auch danach handeln. Oder es zumindest öfter versuchen. Er konnte sich ja nicht regelmäßig von seiner Schwägerin unterbuttern lassen.


    "Gut," erwiderte er auf ihre Erklärungen bezüglich Ulbert. "Klingt vernünftig..." Tja. Das war's auch schon. Jetzt saß er da, grübelnd. War das wirklich so eine gute Partie? Oder gab es noch andere Möglichkeiten? Er dachte nach, und dachte, und dachte...und starrte offenbar dumm genug drein, um eine Reaktion bei Elfleda hervorzurufen, die ihn ziemlich schockte.
    Mit weit aufgerissenen Augen starrte er die Mattiakerin an, holte tief Luft und versuchte verzweifelt eine passable Antwort zusammenzukriegen. "Ähh..." machte er, wurde jedoch sofort unterbrochen. "Meine Idee?" spuckte er entsetzt aus. "Ich..." - stunned - Witjon war platt. Er hatte zwar über diese eine Möglichkeit nachgedacht, aber ernsthaft war das nicht zu nennen gewesen. Und jetzt rückte Elfleda plötzlich selbst damit heraus. Das war einfach nur...zu viel für den armen Kerl. Ruckartig machte er einen Schritt nach hinten, stammelnd. Noch ein Schritt, als er mit dem Zeigefinger in der Luft zu wedeln begann. Ein weiterer Schritt und er konnte sich so weit zusammenreißen, dass er einen zusammenhängenden Satz rausbrachte. "Interessante Überlegung...ich werde drüber nachdenken. Also...ich muss jetzt los, es wartet noch...Arbeit auf mich. Äh, wegen der neuen Verträge mit den...Nemetern. Du weißt schon." Und damit öffnete er zügigst die Tür und machte sich auf die Flucht. Auf die Flucht vor erschreckender Heiratspolitik.