Beiträge von Numerius Duccius Marsus

    Einen Moment? Was machte Elfleda denn da drin? Witjon wartete geduldig, wollte er doch bloß keinen Grund bereits im vorhinein liefern die Schwägerin weiter gegen sich aufzubringen. Die Sekunden vergingen schleichend, bis endlich die nächste Frage erklang, die Witjon als Erlaubnis einzutreten interpretierte. So öffnete er behutsam die Türe und lugte durch den sich verbreiternden Türspalt, seine Bitte im Tonfall eines Mannes vortragend, der sich einer gewissen Schuld bewusst ist, die er nun begleichen will. "Heilsa, ich bin's Witjon..." brachte er hervor, verstummte jedoch beim Anblick der Mattiakerin. Was er sah, ließ ihn erschrecken. Was war passiert, dass Elfleda mit derart geröteten und geschwollenen Augen da saß? "Öh...ich...alles in Ordnung?" Der Erklärungsversuch seines Besuchs blieb ihm im Hals stecken, als er sich entschied lieber erstmal nach ihrem Befinden zu fragen. So hatte er sie das letzte Mal bei Landos Beerdigung gesehen. Was nun? Sollte er eintreten? Abwarten, was sie sagte? Sich lieber zurückziehen und sie allein lassen? Er entschied sich für ersteres und öffnete die Tür also so weit, dass er seinen schlanken Körper geschickt ins Zimmer schieben konnte, um die Tür leise hinter sich zu schließen, während er Elfledas Antwort erwartete.

    Seit Witjons Latrinengriff beim Julfest war nun bereits über eine Woche vergangen. Er hatte Elfleda vor aller Leute Augen auf äußerst respektlose Weise in die Schranken gewiesen und ihrer Autorität damit einen erheblichen Schlag verpasst, den er im Vorhinein weder ernsthaft in Erwägung gezogen hatte, noch vernünftig hatte abschätzen können. Natürlich hatte er sein Handeln sofort bereut, aber das half erst einmal gar nichts. Elfleda war stinksauer gewesen und da Witjon eine Konfrontation scheute, waren sie sich die ganze Woche so weit möglich aus dem Weg gegangen. Irgendwann war es Witjon dann aber doch zu viel geworden. Er hatte sich eingestanden, dass er sich wohl oder übel bei seiner Schwägerin zu entschuldigen hatte und verspürte zudem ein großes Bedürfnis nach einer umfassenderen Aussprache mit der Mattiakerin. Nicht zuletzt war seine Reaktion beim Julfest so rüde ausgefallen, weil er sich immer mehr von Elfleda bedrängt gefühlt hatte. Zwar sah er ein, dass er zu Beginn wahrhaftig überfordert gewesen war und Elfledas Rat und Motivationshilfen immer wieder gut getan und ihm wirklich geholfen hatten. Mit der Zeit jedoch hatte er immer mehr den Eindruck gewonnen, dass sie als Fürstentochter einen gewissen Einfluss, den sie auf Witjons Entscheidungen zu Anfang haben konnte und den er auch duldete, nicht einfach fahren lassen wollte, nur weil Witjon endlich selbstbewusst und entscheidungsfreudig genug geworden war, dass er auch schonmal ohne sie klar kam. Es war einfach ein unglücklicher Umstand, dass Witjon seinem Ärger ausgerechnet in der Öffentlichkeit Luft hatte machen müssen, worauf er auch nicht sonderlich stolz war. Das hätte er ja auch wesentlich subtiler klären können.


    Und deshalb stand er jetzt vor Elfledas Zimmertür und verharrte im Stillen, während er sich zum Klopfen durchzuringen suchte. Im Haus war heute nicht so viel los. Die Kinder waren beim duccischen Hauslehrer Milacorix im Unterricht, die Männer in den Ställen der Hros oder anderweitig auf der Arbeit und Marga und die Dienstmägde bereiteten in der Küche schon das Abendessen vor, das hauptsächlich aus Resten vom Mittag oder vom Vortag bestand. Die Küche...da hatte doch eben jemand gesessen, den Witjon im Vorbeigehen wahrgenommen hatte. Er hätte schwören können, dass das Eike war, der sich da von Marga einen Teller Eintopf hatte aufschwatzen lassen. Wie dem auch war, jetzt hatte er anderes im Kopf. Witjon riss sich am Riemen und wagte es endlich an Elfledas Türe zu klopfen, was er erst zaghaft tat, dann jedoch noch einmal deutlicher wiederholte.

    Patronus inutilis est. - Der Patron ist unnütz. Dieser Gedanke schoss Witjon augenblicklich durch den Kopf, als er das Schreiben des Vinicius Lucianus wutschnaubend in seiner Hand knitterte.
    "So ein arroganter, egoistischer, geiziger, blöder RÖMERARSCH!" brüllte er seinen Zorn hinaus in die Welt, die aber nicht sehr viel davon hörte, denn die vier Wände um ihn herum dämpften den Schall ausreichend. Einzig auf dem Flur konnte man wohl gut genug mithören, da die Tür sperrangelweit offen stand. "Dem muss Loki doch in den Kopf geschissen haben!" setzte er hinterher, als er den Brief zerknüllte und zur Tür hinaus schleuderte, um daraufhin vor Zorn rauchend auf und ab zu marschieren, schimpfend und fluchend wie ein Rohrspatz.


    Audaod
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    Manchmal war Witjons Sohn einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Oder aber zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle. Je nach Betrachterwinkel. In diesem Fall verhielt es sich wohl eher im Sinne der zweiten Variante, denn was Audaod hier erfuhr erregte seine höchste Aufmerksamkeit. Eigentlich spielte er mit Landulf und Naha verstecken in der Casa. Das war besonders spannend, wenn es draußen zu dämmern begann und man sich in allerhand gruseligen dunklen Ecken zusammenkauern konnte. Als er dann auf der Suche nach einem guten Versteck durch die Gänge stromerte, blieb ihm der Zorn seines Vaters nicht verschlossen, den er über den ganzen Flur hören konnte. Vorsichtig schlich sich der neugierige Junge an die Tür des Raumes heran und lugte um die Ecke, als ihn etwas attackierte! Blitzschnell zog er den Kopf zurück und erkannte auch gleich, was ihn da um ein Haar erwischt hätte: Ein Papyrusknüddel. Da musste ja was los sein im Arbeitszimmer, wenn jetzt schon Arbeit durch die Gegend flog. Mutig gab er sich einen Ruck und betrat den Raum, wo sein Vater vor sich hin brütete. "Vater?" fragte er mit seiner jungehaft hohen Stimme. "Was ärgert dich?" Am liebsten hätte er gefragt: Wer ist der Römerarsch? Aber das traute Audaod sich dann doch nicht.
    Witjon seufzte hörbar, als sein Sohn eintrat. "Ach, Audaod. Es ist ein einziger Ärger..." Kurz hielt er inne, um zu überlegen wie er seinem Sohn am besten die Misere erklären sollte. "Weißt du, was ein Patronat ist?"

    Suppe und Schmalzbrot. Konnte es etwas besseres geben? Witjon löffelte vor sich hin, in Gedanken überall und nirgendwo. Mit einem Auge hatte er seinen Sohn immer im Blick, der sich heute aber nicht ausfallender benahm als sonst. Versteckte Fußgefechte, Krümelschlacht, Zungerausstrecken und Grimassenschneiden waren bei der duccischen Brut an der Tagesordnung. Elfleda würde immer eine Hand bereithalten, um etwaige Grenzüberschritte in den Bereich des Ungehörigen unverzüglich zu ahnen, da brauchte er sich nicht sorgen. Er hatte sowieso ganz andere Probleme. Noch immer wollte eine geeignete Braut für ihn gefunden werden, wogegen er sich bisher halbwegs erfolgreich beharrlich streubte. Auf der anderen Seite waren da die aktuellen politischen Umwälzungen. Die Lex Municipalis würde spätestens mit der nächsten Wahl endgültig umgesetzt werden, während die Provinzreform auch im großen Stil Form annahm. Vinicius' Ablösung läutete eine neue Zeit für Germania ein. Insbesondere die Provinzverwaltung würde starken Veränderungen unterworfen werden, die sich bereits abzeichneten. Entlassungen, Neueinstellungen, Kompetenzverschiebungen. Selbst die Soldaten in der Regia waren ausgewechselt worden. Und Witjon selbst musste auch endlich wieder Arbeit haben außerhalb der Freya Mercurioque. Es gab zwar immer irgendetwas zu tun, aber langsam ging er seinen Schreibern, Verwaltern und Zwischenhändlern auch ganz gut auf den Keks vor lauter Einmischung und neuen Ideen. Besonders Amon hatte schon des öfteren seinen Unmut kundgetan über Witjons Beschäftigungslosigkeit, die ein Mann von seinem Stand nicht mehr als einfacher Kaufmann ausgleichen könne und dürfe. Witjon hatte sich deshalb eben zu einem Beschluss durchgerungen, der ihn zurück in die Stadtverwaltung führen würde, als Naha ihm mit Neuigkeiten zuvorkam.
    Anders als Elfleda hatte Witjon bedauerlicherweise seinen Löffel in der Hand und gleichzeitig auch im Mund, um die Suppe genüsslich zu sich nehmen zu können, als Nahas Idee an sein Ohr drang und eine abrupte Reaktion in Form von gleichzeitigem Schnaufen, Luftholen, Augen Aufreißen, 'Was bitte?' Stammeln und Augenbrauen Hochziehen hätte bestehen sollen. Wäre das nur möglich gewesen. In Witjons Eigenschaft als Mensch, der zwar so allerlei tun konnte, aber gewiß nicht Atmen, Schlucken und sich Wundern zugleich, kam es zu einer absehbaren Reaktion: Witjon verschluckte sich. Das Problem, wenn man sich mit vollem Mund verschluckt, ist natürlich das Essen, das man gern im Mund behalten würde und im besten Fall sogar schlucken möchte, wohingegen der Hustenreiz genau entgegenwirkend arbeitet.


    Tja, blöde Situation das.


    Mit der Hand vor dem Mund hustete Witjon sich also halbtot, sein Kopf lief rot an und mit Hängen und Würgen - im fast wortwörtlichen Sinn - bekam er doch noch seine Suppe heruntergeschluckt und die Luftröhre vom Hustenreiz befreit. Während dessen hatten Rodrik und Elfleda bereits Fragen zu stellen begonnen, weshalb Witjon sich jeden Kommentar sparte, sondern tief durchatmend sich lieber erstmal aufs erwartungsvolle Starren beschränkte. Was dachte Naha sich wohl? Wollte sie ihrer Familie etwas beweisen? Hatte ihr jemand diesen Floh absichtlich ins Ohr gesetzt? Alles andere konnte er sich genauso wenig vorstellen wie seine Schwägerin. Na, da war es jetzt mal ganz schön gespannt auf die Antwort der Kleinen. Was Kinder sich alles ausdachten, phänomenal!

    "Salvete," grüßte er die Anwesenden, als Witjon eintrat. "Legatus Augusti Annaeus," wandte er sich daraufhin direkt an den Nachfolger des gewesenen Statthalters, über den er sich im Vorhinein leider nur unzureichend hatte informieren können. "Numerius Duccius Marsus, es ist mir eine Ehre. Willkommen in Germanien." Er deutete eine Verbeugung an, weil er sich nicht traute den Mann per Händedruck zu begrüßen. So viel Distanz musste eindeutig sein, auch wenn er Verbeugungen und derlei Dinge lieber unterwürfigen Lackaien oder Sklaven überließ. So stellte er sich zu Maecenas, dem er lächelnd zunickte. Den Fabius begrüßte er ebenfalls mit einem Nicken, nur ließ er das Lächeln etwas weniger überschwänglich ausfallen.

    Ah, viel Zeit blieb heute also nicht zum Plaudern. Witjon nahm den Platz dankend und mit breitem Lächeln entgegen. Es war schön hier so freundlich empfangen zu werden. Umso schöner war es aber, dass Valgiso ihn ziemlich bald hereinbat. "Maecenas auch? Na, das wird ja spannend," stellte Witjon nüchtern fest, als er sich erhob und mit betont ahnungslosem Blick an dem Scriba vorbeimarschierte.

    Zitat

    Original von Lucius Duccius Ferox
    Witjon wirkte genauso abgelenkt, wie Hadamar es noch vor einem Augenblick gewesen war. Er wusste nur nicht, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war, was sein eigenes Anliegen anging. Allerdings hatte er nun nicht mehr groß die Wahl, als damit einfach rauszurücken, alles andere wäre nur noch peinlich gewesen… ganz abgesehen davon, dass sich sonst seine Mutter doch noch eingeschaltet hätte, und das wollte Hadamar aus bekannten Gründen vermeiden.


    Und siehe da: Witjon sagte ja. Überraschenderweise sogar sehr unkompliziert. Jedenfalls dachte Hadamar das, und er freute sich auch schon darüber. Genau einen Moment lang, oder vielleicht zwei. „Klasse, danke!“ Mit einem Erfolg in der Tasche von dannen ziehen, zum nächsten Met, und nebenbei seiner Mutter erzählen, dass er alles im Griff hatte, das war doch was… Und dann, ja, dann machte Witjon Äh. Und Hadamar sah seinen schon sicher geglaubten, so furchtbar einfach errungenen Erfolg durch die Finger gleiten. Er stoppte mitten in der Bewegung, mit der er schon begonnen hatte sich von Witjon wegzudrehen, und noch während er wieder zu ihm sah, kam eine Frage, die Hadamar in Erklärungsnöte brachte. „Uhm. Was… zu tun halt.“ Noch während er das sagte, war Hadamar klar, wie bescheuert das klang. In diesem Moment wünschte er sich, er könnte ein wenig mehr wie Sönke sein, ein wenig mehr nur… ein wenig mehr diese Überzeugung haben, die sein Kumpel ausstrahlte, diese absolute Sicherheit, die sich darin gründete, dass er einfach wusste, was er wollte. Während Hadamar nur wusste, was seine Mutter wollte, aber nicht er selbst. Er wusste ja noch nicht mal so genau, was er alles nicht wollte, und das war noch mal bedeutend einfacher festzulegen. Hadamar kratzte sich verlegen am Kopf, erfolglos in dem Bemühen, sich seine Verlegenheit nicht anmerken zu lassen. „Gelernt hab ich nichts. Ich hab bisher halt das Übliche gemacht. Aufm Hof gearbeitet.“ Und sich dem entzogen, wann immer es möglich gewesen war.


    Was zu tun halt? Na, das war ja nicht sonderlich viel. Und auch nicht sonderlich qualifizierend. Das klang eher schwer nach gar nichts, was sich auch gleich darauf in Hadamars Erläuterung bestätigte. Zumindest mutete es so an, wenn man Witjon hieß, der es mittlerweile ja schon zu etwas gebracht hatte. Außerdem hatte er das unglaubliche Privileg genießen dürfen als Kind eine römische Schule zu besuchen. Er war ebenso wie Hadamar 'Auf'm Hof' aufgewachsen, hatte aber dennoch ganz andere Möglichkeiten besessen. So konnte er quasi direkt bei seiner Ankunft hier in Mogontiacum als Scriba tätig werden und bald auch in der Verwaltung aufsteigen, was Hadamar ohne einige Lernerei wohl nicht so einfach möglich sein würde. Dennoch war das kein Grund, nicht alles Nötige zu tun, dem Jungen unter die Arme zu greifen. Witjon konnte immerhin allerlei nützliche Dinge für ihn in die Wege leiten. Das fing an bei einem ordentlichen Schulprogramm bei Milacorix, dem duccischen Hauslehrer, und endete bei seinem Einsatz für Hadamar an den entsprechenden Stellen, um ihm einen vernünftigen Posten einzubringen. Wo auch immer das letztendlich sein würde. "Auf'm Hof?" wiederholte Witjon, ohne eine Bestätigung der vorangegangenen Aussage als unnötige Antwort zu erwarten. Vielmehr grübelte er einen Moment vor sich hin brummelnd. Eigentlich hatte er nicht die geringste Lust an diesem Festtag ausgerechnet für die Zukunft eines jungen Taugenichts Entscheidungen treffen zu müssen. Daher bügelte er das ganze Thema mit einer wegwischenden Handbewegung einfach vom Tisch und stellte fest: "Na, was soll's. Wir kriegen dich schon irgendwo unter. In Mogontiacum gibt es immer irgendetwas zu tun. Und jetzt" - Er packte Hadamar an der Schulter und prostete ihm zu - "Wollen wir erstmal dieses Fest genießen, verdammte Axt! Prost Junge!"

    Audaod
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    "Au ja! Kamingeschichten!" jubilierte Audaod auf der Stelle, erschrocken über die Lautstärke seines Ausrufs, der nach den Momenten der Stille jetzt beinah ohrenbetäubend anmutete. Etwas gedämpfter fuhr er deshalb fort: "Ich will über Holle hör'n." Nicht, dass er jemals vom Wörtchen 'möchte' gehört zu haben schien. Sich seiner Unhöflichkeit bewusst geworden setzte Audaod aber wenigstens ein kleinlautes "Bitte" hintendrauf, das selbstredend von einem bezaubernden Bettelblick begleitet wurde. Elende Kleinejungentrickserei!


    Witjon blieb weiterhin stiller Beobachter. So entging ihm ebenso wenig wie Elfleda das Eichhörnchen, Lokis kleiner Streithahn. Schwere Stille legte sich über die Lichtung, die Witjon unangenehm war. Erleichtert nickte er deshalb, als Elfleda sich überwand und die ganze Gruppe zum gehen aufforderte. "Ja, ab nach Hause," stupste Witjon daraufhin seinen Sohn an, der sich vom Anblick des Wuscheltierchens abrupt losgerissen sah und nicht zauderte die ersten Schritte auf dem Heimweg zu tun. Sie verließen ehrfürchtig schweigend den Ort ihres Opfers und alsbald war Audaod wieder der stürmische Weltenerkunder, der mit Stock und Stein bewaffnet im Unterholz verschwand und sich den Weg wenige Schritt parallel des Pfades gegen Troll- und Koboldhorden freikämpfte. Witjon stapfte neben Elfleda her, von Naha mit Ignoranz gestraft. Sie wechselten nicht viele Worte auf dem Heimweg.

    Witjon war per Boten vom Legatus Augusti Pro Praetore hergebeten worden, also war er zügig erschienen. Er hatte bereits vernommen, dass Vinicius abgelöst worden war. Umso gespannter war er also nun, was ihn erwarten würde. Nach kurzem Klopfen betrat er das Officium der Scribae, wo er auch sogleich seine ehemaligen Untergebenen, unter anderem Valgiso, vorfand.
    "Salvete ihr fleißigen Männer!" grüßte er gut gelaunt in die Runde. "Der Legatus Augusti hat mich herbestellt. Wo darf ich mich anstellen?" Er war sich nämlich sicher, dass er nicht der einzige wäre, den es in den ersten Amtstagen/-wochen des neuen Statthalters hierherverschlug.

    Die Abstimmung verlief wie geplant. Ein weiterer Erfolg für Witjons Curiafraktion. Mit Mühe konnte er ein hämisches Grinsen in Richtung des Laetilius unterdrücken. Vielmehr warf er ein triumphierendes Lächeln in die Runde seiner Gefährten.


    Dann ging es weiter mit einem Punkt, der Witjon schon beinahe wieder entfallen wäre. Tullias Erbe stellte eine Angelegenheit dar, die ihm nicht zuletzt aus weiteren wirtschaftlichen Gründen wichtig war. Besserte man das Verhältnis mit Tullias Witwer (Waren die beiden eigentlich offiziell verheiratet gewesen? Er wusste es nicht, aber war ja auch egal.), würden sich hoffentlich die Pferdeverkäufe der Hros an die Ala II Numidia wieder angekurbelt. Jedenfalls war es auch so keine schlechte Idee sich mit dem Praefectus Alae Terentius gut zu stellen. Daher bat er ums Wort und erhob sich sodann. "Geehrte Honoratioren! Ich spreche mich voll und ganz für eine Zustimmung der Bitte des Terentius aus. Der Praefectus Alae ist ein ehrbarer Mann, der bereits Jahre zuvor im Clientel meiner Base stand, die sich im Amt des Comes verdient machte. Er ist als Praefectus der Reitereinheit ein wohlhabender und einflussreicher Mann, der die Betriebe der Tullia Maestrale nach bestem Wissen und Gewissen weiterführen wird, da können wir uns sicher sein. Die Civitas jedoch hat wenig Verwendung für sie. Was nützen uns weitere Immobilien, die unterhalten und verwaltet werden müssen? Meine Herren, ich sage es ist die einfachste und rentabelste Lösung für unsere liebe Kasse, die Betriebe gegen jene erwähnte Spende an Terentius Primus zu überstellen! So würde eines großen Römers Wunsch erfüllt und die Stadtkasse um gutes Geld bereichert!" Der letzte Satz galt natürlich insbesondere der Römerfraktion in der Curia. Laetilius kassierte auch noch einen bedeutungsschwangeren Blick von Witjon. Wie sollte er sich da noch dagegen aussprechen, wenn Witjon sich hier jetzt auch noch ganz offensichtlich für die Unterstützung eines Römers - und eines ranghohen Tieres noch dazu - aussprach?

    Oh scheiße! In dem Moment, als Elfleda kurz angebunden an ihm vorbeistapfte, realisierte Witjon, dass er gerade einen großen Fehler gemacht hatte. Und das auch noch in aller Öffentlichkeit! Wenn er nachher irgendwann die Casa betrat, würde die Kacke wohl schon ordentlich am dampfen sein. Dass er aber auch nie mal etwas richtig machen konnte!
    "Hm?" machte er, als Hadamar zu stottern anfing. Achja, der Junge. Witjon hörte nickend zu, in Gedanken bereits beim Donnerwetter von den Ausmaßen eines Jahrhundertsturms, das ihn erwartete. "Alt genug, in die Casa zu ziehen?" Er musterte Hadamar flüchtig und nickte erneut. "Ja, ist gut. Wir haben noch Zimmer frei. Wann willst du einziehen?" erklärte er sich einverstanden. Witjon hatte andere Dinge im Kopf. Von ihm aus sollte der Junge ruhig in die Casa ziehen. So hatte er damals ja immerhin auch begonnen. "Äh," erinnerte er sich des letzten Satzes, den er gehört hatte. "Was denn zu tun? Hast du bereits etwas gelernt?"
    Im Hintergrund begannen ein paar junge Männer ein Lied zu schmettern, das vom Zechen erzählte. Schnell fanden sich weitere Leute, die im Kreis zusammen sangen, lachten und bald wurde auch getanzt, sofern das im Schnee möglich war. Andernorts veranstalteten zwei Kerle mittlerelen Alters ein Bier-Wettsaufen. Die beiden waren in der Taberna Silva Nigra bereits bekannt für ihren überbordenden Durst und würden über kurz oder lang auch noch weitere Mitsäufer finden. Hoffentlich erfror hier draußen keiner von denen, die sich besoffen im Umland der Stadt verirrten und dort einfach irgendwann umkippten.

    Zitat

    Original von Valgiso
    Ich nahm die Urkunde entgegen und überlegte einen kleinen Augenblick. "Dann würde also meine Tongrube jetzt heißen 'Freya Mercurioque - Argilla Valgisi' und den Matsch würde ich unter 'Der gute Ton aus Germanien - Freya Mercurioque' feilbieten. Und mein Obst würde ich unter 'Ex hortibus Rheni Bicornis - Freya Mercurioque' auf den Markt werfen. Hm. Klingt gar nicht übel".


    Ich rollte die Urkunde zusammen. "Ich danke dir, Duccius Marsus und freue mich, dass das geklappt hat. Ja sicher, ich habe noch ein paar Fragen, aber nicht jetzt. Das Julfest ruft und ich muss noch mal in der Regia vorbei, sonst kriegt mein Magister Officiorum einen Wutanfall. Und das schadet seiner Gesundheit".


    "Du hast es erfasst," bestätigte Witjon die Überlegungen seines neuen Socius. Mit einem breiten Lächeln nahm er Valgisos Dank entgegen. "Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Valgiso," erwiderte er zufrieden dessen Worte. Heute war ein guter Tag, eindeutig. "Bei Wodan, mein Nachfolger muss ja ein richtiger Troll sein!" Sie erhoben sich und Witjon begleitete Valgiso zur Tür. "Na dann lass dich nicht aufhalten. Aber erwarte in Kürze Nachricht von mir. Ich habe da bereits ein Angebot für dich, das dir gefallen sollte." Witjons Worte begleitete ein Geheimnisvolles Augenzwinkern. Dieser Mann war ein wahrer Segen für das Handelskonsortium. Witjon schätzte ihn wesentlich zuverlässiger ein, als beispielsweise diesen Vipsanius, der plötzlich verschwunden gewesen war. Auf Römer konnte man meist eben doch nicht zählen.

    Zitat

    Original von Duccia Elva
    “Lass den Mann reden, Witjon, endlich mal jemand, der weiß, wie man mit einer Frau zu sprechen hat.“ Ein kleiner Seitwärtsblick an den Herrn an ihrer Seite, und sie nahm einen Schluck von dem frisch entführten Met. Ein bisschen kräftig für ihren Geschmack, aber er wärmte gut. Und die Nacht heute würde noch lang und wohl auch kalt werden. Gut, dass die Kinder, wenn auch sehr widerwillig, schon vorgeschlafen hatten. Alle drei – Audaod war da keinen Deut besser als Naha und Landulf – hatten erklärt, sie seien zu groß für einen Mittagsschlaf. Geschlafen hatten sie dennoch wie drei kleine Bären, sobald sie eingekuschelt waren und die Läden das Licht aus den Zimmern schlossen.
    “Ortwini Siguhelmssohn, wie kommt es, dass man dich hier ganz allein antrifft. Hat dir noch niemand die Ohren langgezogen und dich dazu gebracht, mal ein schönes Mädel zu heiraten?“ Dass er dem einen oder anderen durchaus nachstieg, hatte Elfleda durchaus gehört. Da war die neckische frage durchaus gestattet.


    “Hadamar. Schön, dich zu sehen. Was gibt es denn?“ Die Frage war unschuldig gestellt, wenngleich sie genau das nicht war. Und um noch ein wenig ihre Haltung zu unterstützen, hakte sich ihre Hand wie zufällig in just diesem Moment bei Witjon unter.


    Zitat

    Original von Lucius Duccius Ferox
    „Heilsa. Elfleda.“ Er lächelte die Mattiakerin an und fühlte sich unbeholfen, was er hasste. „Witjon, Ortwini. Eh. Schönes Julfest“, fiel ihm zum Glück noch ein, bevor er zur Sache kam und Witjon direkt ansprach: „Kann ich mal kurz mit dir sprechen?“


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    Ortwini, Sohn des Siguhelm:


    "Jo. Lass mich doch mal re...äh?!" Sein Grinsen entfleuchte ihm, als Elfleda einfach seinen Becher stibitzte. Weibsvolk, immer nahmen sie den Männern das Schönste! Wenn man sie heiratete, nahmen sie einem die anderen Frauen. Dann das Geld. Und hinterher noch den Spaß mit Alkohol oder Freunden! Kein Wunder, dass er ledig war! Witjon musste laut auflachen bei Ortwinis entgeistertem Gesichtsausdruck. "Tschüss Met!" meinte er nur triumphierend, Ortwinis und Elfledas Verschwörung in Sachen Manieren gegen ihn ignorierend. Was seine Schwägerin Ortwini dann fragte, ließ ihn weiterhin breit grinsen. Ortwini dagegen ließ sich jetzt über das Übel der Frauen aus. "Ja was denn, soll ich mich etwa in einen Käfig begeben, in dem mir demnächst regelmäßig der Met geklaut wird? Nein, niemals! Nicht mit mir!" Der gespielt ernste Ausbruch sorgte auch bei manchem Umstehenden zumindest für ein Schmunzeln.


    Da wurde Witjon von einem Jungen angesprochen, den er nicht sogleich erkannte. Es war dunkel und der Schein des Julfeuers beleuchtete nur eine Häflte des jungen Gesichts. Aber die Stimme kannte er, da war er sich sicher. Ebenso wie Elfleda musste Witjon also einen Moment überlegen, wen er überhaupt vor sich hatte. Gut, dass seine Schwägerin ihm zuvor kam und wenigstens den Namen aussprach. "Ach, Hadamar! Schön dich zu sehen. Was..." ...gibt es denn. Nein, das war zu blöd. Er konnte Elfleda ja nicht nachäffen. Aber, eigentlich hatte Hadmar ja ihn gefragt. Und wieso hakte die Mattiakerin sich jetzt ausgerechnet bei ihm unter? Was zum...Witjon runzelte die Stirn und warf Elfleda einen verständnislosen Blick zu. "Danke, er hat mich gefragt," machte er ihr klar und entzog sich mit sanftem Druck ihrem Griff. So ließ er sie einfach stehen und nahm Hadamar ein paar Schritte mit sich mit. "Also, Hadamar. Was hast du auf dem Herzen?"
    Im Hintergrund glotzte Ortwini Witjon gerade mit offenem Mund hinterher. Hatte sein Freund sich da gerade wirklich, endlich einmal von Elfledas Einfluss losgelöst und sie im Regen stehen lassen? Moment...hier im Regen, bei ihm! Mit hochgezogener Augenbraue und in gespannter Erwartung auf Elfledas Reaktion wandte er seinen Blick der Mattiakerin zu, die neben ihm stand.

    Herrlich. Es war zum einfach zum Schreien. Gar göttlich! Witjon musste sich ein lautes Lachen verkneifen, als der Laetilius in Grund und Boden gestampft wurde. Seine ganze vermaledeite Antigermanenpolitik war gerade der Lächerlichkeit preis gegeben worden. Und das durch sein eigenes vorschnelles Gerede! Gekonnt unmerklich verteilte Witjon dankende Blicke und Nicken an die verschiedenen Redner, die ihm die Arbeit abgenommen hatten. Besonders Maecenas war er unbeschreibbar dankbar, dass er immer wieder im Ordo auf seiner Seite stand. Es war einfach ein nicht wegzudenkender Trumph, den er mit einem 'echten' Römer in seiner 'Partei' auf der Hand hielt. Für diese grandiose Ausmanövrierung des Laetilius würde er nach dieser Sitzung, zu späterer Stunde, auf jeden Fall eine Runde - oder auch mehrere - ausgeben.


    Als es zur Abstimmung kam, war Witjons Haltung eindeutig dafür. :dafuer:

    Zitat

    Original von Valgiso
    Na, dann war ja alles klar wie germanischer Bienenhonig.


    Ich sagte: "Ja, dann maache mer dat doch, Marsus".


    "Na DAS ist doch mal eine Ansage wie ich sie mag!" frohlockte Witjon, der auch gleich zwei der vorgefertigten Mitgliedsurkunden zur Hand hatte. "Also, ich trage noch eben deinen Namen ein..." Ein paar Federstriche und schon war alles paletti.



    Urkunde


    über die Mitgliedschaft des Valgiso im Handelskonsortium Freya Mercurioque


    Dieses Dokument bestätigt die Aufnahme des Valgiso in das Handelskonsortium Freya Mercurioque. Er ist von nun an Socius Consortii und hat damit das Recht, eigene Betriebe unter dem Namen der Freya Mercurioque zu führen und seine Waren in den Verkaufsräumen des Konsortiums anzubieten.
    Er ist verpflichtet, im Namen seiner Betriebe das Präfix Freya Mercurioque zu führen. Außerdem müssen jegliche Waren im Namen des Konsortiums angeboten werden.




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    _________________________________________________________
    Numerius Duccius Marsus
    Curator Consortii

    ANTE DIEM XI KAL IAN DCCCLXI A.U.C. (22.12.2010/107 n.Chr.)


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    "Bittesehr," meinte er, als er seinem Gegenüber die Urkunde überreichte. "Soweit steht alles Wissenswerte darauf. Betriebe führen das Präfix 'Freya Mercurioque'. Alle Waren müssen im Namen des Konsortiums angeboten werden. Ansonsten....hm...noch Fragen?"


    Sim-Off:

    Edit: Richtiges Datum in die Urkunde eingesetzt.

    Sim-Off:

    Einmal Wertkarte Duccia bitte.




    Ad:
    Tiberia Arvinia
    Villa Tiberia
    Roma


    Salve verehrte Tiberia,


    mein Name ist Numerius Duccius Marsus, bescheidener Eques Imperii. Ich bin kürzlich auf Ackerland aufmerksam geworden, das sich in deinem Eigentum befindet. Das Land liegt in der Nähe des duccischen Familienbesitzes bei Mogontiacum. Ich möchte dieses Land gerne von dir erwerben. Ich bin mir sicher, dass wir über einen Handel übereinkommen können.



    In freudiger Erwartung deiner Antwort verbleibe ich mit den besten Wünschen und freundlichem Gruße aus dem hohen Norden.



    Die Götter ewig mit dir und deiner stets geehrten Gens




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    Numerius Duccius Marsus
    Casa Duccia - Mogontiacum - Germania Sup.


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