Beiträge von Numerius Duccius Marsus

    'Hä?' sagte Witjons Blick aus, als Elfleda sein Benehmen so trocken kommentierte. Es dauerte etliche Sekunden bis er kapierte was sie meinte. Eine Reaktion darauf ließ noch viel länger auf sich warten. Endlich war das Gesagte von seinem Trommelfell im Hirn angelangt und er schaute kurz auf seinen Schritt, der ja - welch Überraschung! - entblößt war. "Ach...tschuld'ng." Er zog die Hose halbwegs hoch und kniff dann angestrengt nachdenkend die Augen zusammen, als das Thema auf seine Schuhe gelenkt wurde. Er wischte sich noch einmal mit der Hand durchs Gesicht, wobei das Gefühl der Zerknautschtheit und die Kopfschmerzen natürlich nicht verschwanden. Dann grunzte er irgendetwas zustimmendes und schlurfte zu dem so achtlos hingeworfenen Lederwerk, um es unter schmerzerfülltem Stöhnen aufzuheben. Uaaaah, Bücken war eine schlechte Idee. Unvermittelt wurde ihm richtig übel und das Zimmer drehte sich mit einem Mal wieder merkwürdig unregelmäßig. Tief Luft holend stützte er sich an der nächstbesten Wand ab und versuchte der Übelkeit Herr zu werden, was auch gelang. Jetzt hatte er nur noch übelsten Nachdurst. Und dann kam der Moment, vor dem er sich für gewöhnlich nach einer Suffnacht am meisten fürchtete: Das aufkeimende schlechte Gewissen.
    Er hatte gesoffen. Das war ja grundsätzlich nichts Verwerfliches. Doch, WANN er gesoffen hatte, das war verwerflich. Es standen harte Zeiten bevor für seine Sippe, die er nun zu führen hatte und was tat er? Er zog sich den Arsch zu und brachte Verwüstung ins Kaminzimmer (und seinen Kopf)! Auf einmal wurde ihm wieder übel, aber nicht wegen des Alkohols. Eher weil er sich so richtig mies vorkam, besonders weil Elfleda mit einem übervorwurfsvollen Gesichtsausdruck dastand und ihn anstierte, als wolle sie ihn durchbohren. So kam es Witjon zumindest vor. "Elfleda, ich..." setzte er zu einem Erklärungsversuch an, den er jedoch zügig wieder abbrach, um schuldbewusst zu Boden zu sehen. Was sollte er denn tun? Sie würde seine Situation ja sowieso nicht verstehen und ihn vermutlich wie wild ausschimpfen für seine Dummheit. Mit etwas Mut konnte er das einfach durchstehen und sich dann in sein Zimmer verkrümeln, um den Rest des Tages zu verschlafen. Oder besser, sich in die Ställe der Hros verkrümeln, um dort in Ruhe zu pennen. Oder irgendwo im Garten unter einem Busch. Hauptsache weit weg von der mattiakischen Walkyre!

    Eine Walkyre! Jetzt war es um ihn geschehen. Ach nein, es war doch nur Elfleda, aber das konnte im Endeffekt auf's Gleiche hinauslaufen. Einige Male kniff Witjon die Augen zusammen, bis sein Blick nicht mehr völlig verschwommen war, dann versuchte er sich halbwegs aufzurichten. Ein zynisch zustimmendes Grummeln beantwortete Elfledas Frage, während der Säufer sich erneut den Kopf rieb. Ihr Götter! Macht, dass es aufhört! Uaaaaah und dann bewegte sich auch noch seine Stütze, als Elfleda den Sessel wegschob. Unsanft fiel Witjon nach hinten, wo er kurz reglos liegen blieb. "Gnaaah..." machte er als klare Antwort auf die langsam anrollende Ärgerwelle, die sich über ihn ergießen wollte. Ungelenk stützte er sich auf seine Ellenbogen und kam so halbwegs hoch. "Fleck? Vase? Fegen... oh mann..." Sein Kopf brummte noch immer, doch war er zumindest insofern fähig zu denken, dass er entschied Elfledas gut gemeinten Rat - oder ihre Befehle, je nachdem wie man das sah - zu befolgen. Er raffte sich auf, wobei er sich am Sessel festklammerte wie ein Bergesteiger am Abhang kurz vor dem Fall in die Tiefe. So stand er dann erstmal einen Augenblick wankend im Raum und begutachtete sein Werk. Tolle Leistung, dachte er bei sich und sah dann an sich herunter. Boar, sah er fertig aus! "Wo sin'...sind meine...Schuhe?" Ja, wo hatte er die denn gelassen? Hoffentlich hatte er sie nicht letzte Nacht irgendwo verspielt. Aus einem Reflex heraus griff er nach seiner rutschenden Hose, die mittlerweile auf Halbmast hing und mehr zu sehen preisgab, als man sich wünschen mochte. Ganz ungeniert kratzte er sich dabei an seinem besten Stück, bevor er sich unsicher herumdrehte und seine Schuhe entdeckte. "Ha...da sind'se ja..." Nicht, dass er die Dinger jetzt aufhob. Er blieb lieber stehen wo er war und zog geräuschvoll die Nase hoch. Mann, war das eine Nacht gewesen.

    Begib dich zu einem Barbier, hallte es in Witjons Kopf wider. Unbewusst fuhr er sich dabei über die Wange, wo seine Finger über Barthaar kratzten. "Vinicius," gab er als kurzen Gruß zurück und als Bestätigung, dass er alle Anweisungen aufgenommen hatte. Er würde gewiss nicht zum Barbier gehen, weder seiner langen Haare noch seines Bartes wegen, selbst wenn sämtliche Götter der Römer ihm dafür in den Hintern traten - oder vielmehr von ihren himmlischen Lakaien treten ließen. Witjon drehte sich um und ging an Valgiso vorbei hinaus, wobei er sich ein genervtes Augenrollen in dessen Richtung - hoffentlich vom Statthalter ungesehen - nicht verkneifen konnte.

    Überall waren Frauen! Sie tanzten im fröhlichen Reigen auf einer weiten Blumenwiese, die Sonne schien und lustige Klänge drangen an des Beobachters Ohr. All die Frauen waren wundervoll anzusehen. Und das beste war: Sie trugen praktisch nichts am Leib! Und noch viel besser war: Witjon stand mittendrin! Er grinste überbreit und wollte auf die nächstbeste Schönheit zugehen, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte. Er sah sich um und blickte - oh Schreck! - in Landos Augen. Der sagte jedoch nichts, sondern wies mit einem stummen Nicken wieder nach vorn, wo die jungen Frauen tanzten. Witjon sah hin und - noch ein Schreck! - blickte in Callistas Gesicht! Überall war sie plötzlich, egal wo er hinsah. Grauenvoll war es, fühlte er sich doch urplötzlich sonderbar schuldig. Er riss sich los und begann zu laufen, weg, hinfort. Hauptsache nicht mehr schuldig sein. Und dann war da plötzlich Eiseskälte....


    "WAAAAHHHAAAACCCHHHLLLLBLLBL!!!!!!!" gurgelte der so unsanft geweckte Säufer und schlug halbherzig wild um sich. Dabei stieß er sich natürlich doppelt und dreifach am Tisch, am Sessel und an sonstigen anderen Gegenständen, die sich im Weg befanden. "Was zum....?" fragte er blind in den Raum, während er sich die Haare aus dem Gesicht wischte. Danach wischte er noch einmal durch's Gesicht, um das Zerknautschtheitsgefühl und die brummenden Kopfschmerzen zu vertreiben. Beiderlei gelang selbstredend nicht, weshalb er sich träge auf den nassen Boden zurückfallen ließ, die Hand vor's Gesicht hob zum Schutz gegen die Sonne und erst einmal (beinahe) herzzerreißend stöhnte. "Was'n los?" nuschelte er, immer noch unwissend wer der Übeltäter war, der ihn so früh zu wecken wagte. Uh, waren das Halsschmerzen? Urghs, und wieso war seine Zunge so pelzig? Öh, wo lag er überhaupt? Vernäht und zugeflixt, was bei allen fiesen kleinen bösartigen Kopfschmerzalben hatte er gestern eigentlich gemacht? Scheiße, hatte er einen Schädel!

    Witjon schürzte die Lippen und nickte leicht. Dieser Primicerius Octavius war ihm mittlerweile ein ziermlicher Dorn im Auge. Vor allem befürchtete er nur schlechtes, wenn er demnächst weiterhin selbst Briefe nach Rom schrieb.
    "Öh..." machte er auf ziemlich unintelligent wirkende Art und Weise, bevor ein Kopfschütteln seinen Gedankenwust zurechtrückte. "Ich denke wir sollten ihm sagen, dass...nun...unsere Arbeit wird durch seine ständigen Anfragen und Einschränkungen recht stark beeinträchtigt, nicht wahr? Der Kerl hat offenbar zu viel Zeit, die Provinzen mit blödsinnigen Einfällen zu nerven. Hat der nichts besseres zu tun?"


    Nach kurzem Zögern fügte er dann etwas ruhiger hinzu: "Außerdem...es wäre mir lieb, wenn die Briefe an die Kanzlei demnächst auschließlich von dir unterschrieben werden. Ich habe Sorge, dass mir unerwartete Nachteile aus dieser Sache entstehen könnten. Beispielsweise strebe ich eine Ernennung zum Eques an, was recht schwierig werden könnte, wenn ich die Zuständigen in der Kanzlei verprelle..."

    Es war eine unglaublich harte Woche gewesen für Witjon. Elfleda trauerte. Eila trauerte. Naha hasste ihn seit Landos Bestattung und er wusste nicht warum. Etliche Aufgaben türmten sich vor Witjon auf wie die winterlichen Alpen vor dem Reisenden. Nachdem ein Großteil der organisatorischen Aufgaben rund um die Freya Mercurioque, die Casa Duccia und den Landbesitz der Sippe beziehungsweise deren Munt abgearbeitet war, fiel der junge Ubier der Verzweiflung anheim. Er hatte so viel Arbeit gehabt, dass er seine Gefühle getrost verdrängen konnte. Das klappte so lange gut, wie er keine Zeit zum Nachdenken hatte. Das war dann leider allerdings nach einigen Tagen der Fall und so kam der Abend, an dem Witjon seine Trauer, Verzweiflung und Wut im Alkohol zu ertränken versuchte. Das war nun drei Tage her. Seitdem hatten ihn bereits acht verschiedene Spelunken in Hafennähe seine Anwesenheit begrüßen dürfen und viel Geld an ihm verdient.


    Es war tief nachts, als ein völlig betrunkener Witjon zur Tür der Casa Duccia hereinstolperte. Er rempelte die Kommode an, warf seine Schuhe in irgendeine Ecke und steuerte das Kaminzimmer an in der weisen Ahnung, dass die Treppe ein unüberwindliches Hindernis darstellen würde. Jetzt - nachdem er genüsslich an die eigene Hauswand gepisst, an die Nachbarshauswand gekotzt und mit dem Kopf gegen die Laterne am gegenüberliegenden Haus gestoßen war - konnte er getrost auf einem der Sessel einschlafen. Er torkelte durchs Atrium und fand irgendwie seinen Weg ins Kaminzimmer, wobei er sich an der Wand festhalten musste, eine Bank im Atrium anrempelte, sich das Knie anstieß und lauthals fluchend eine Blumenvase vom Sockel pfefferte. Ungerührt latschte er barfuß durch die Tonscherben und steuerte einen der ach so bequemen Sessel an. Schade nur, dass er den kleinen Beistelltisch vergessen hatte, der nur ungefähr bis zum Knie reichte. Ein lautes Krachen zeugte davon, dass er sich das Schienbein am Tisch aufschürfte, vornüber kippte und mit rudernden Armen gen Boden geschleudert wurde. Völlig unfreiwillig natürlich!
    "UUUAAARGHLB!"
    Mit dumpfem Klatschen schlug er zwischen Sessel und Tisch auf dem Boden auf und blieb auf dem - zum Glück recht gemütlichen - Teppich liegen. Mit dröhnendem Kopf, zerschlissenen Füßen, blaugeflecktem Knie und aufgeschürftem Schienbein blieb er dort liegen. Kurz war ein schmerzerfülltes Grummeln zu hören, dann erklang das leise, unregelmäßige Schnarchen eines Trunkenboldes.

    Zitat

    Original von Marcus Vinicius Hungaricus
    Dieser präpotente Speichellecker! ...


    Witjon stolperte rückwärts, nicht vor Wucht des angeflogenen Schreibens, sondern vor Schreck. Er kam nicht dazu die Worte zu lesen, denn Hungaricus platzte förmlich vor Wut, was der Duccius so bisher noch nie erlebt hatte. Mit offenem Mund starrte er den Legatus an. Kopfschüttelnd vertrieb er seine Konfusion, als der größte Zorn verraucht war und schluckte kräftig. "Das ist..." Witjon überflog das Schreiben grob. "Irgendwelche Angestellte...der meint ja mich!" Entsetzt sah Witjon seinen Vorgesetzten an. Die hatten da ja jetzt seinen Namen in Rom notiert! Bei den Göttern, jetzt würde er wohl niemals zum Eques ernannt werden. "So eine Frechheit," stimmte Witjon zu. "Der ist ja nur Primicerius! Das hat der doch nicht allein geschrieben, oder? Ich meine...der hat doch Rückendeckung?!"

    Witjon fühlte an diesem Tag zunächst nicht sonderlich viel. Alles musste im Blick behalten, kontrolliert, delegiert oder umgeworfen werden, denn eine Bestattung war mit Vorbereitungen verbunden. Als die Sonne sich dem Horizont zuneigte, war dann alles bereit. Der Totenzug schob sich schwerfällig durch die Straßen und Witjon war ein Teil davon. Teil einer trauernden Menge. Teil der Familie. Teil der Menschen, die von Lando Abschied nehmen wollten - oder aus Höflichkeitsgründen mussten. Während der Prozession hatte Witjon dann unglücklicherweise wieder Zeit nachzudenken. Während er neben Elfleda, Eila, Naha und dem Rest der Duccii im Gefolge dahinschritt, arbeitete sein Hirn etliche angestaute Gedanken ab. Über die schnelle Todesfolge von Callista und Lando. Ob er Geschehenes hätte verhindern können. Ob er schuld war. War Witjon schuld? Er konnte sich die Frage nicht beantworten, wog er doch ständig Pro und Contra ab und fand für beide Möglichkeiten genügende Argumente. Es war zum Haare raufen. Irgendwann war sein Kopf einfach leer und er starrte nur in der Gegend umher, solange bis sie das Gräberfeld seiner Sippe erreichten.


    Der Scheiterhaufen stand bereit und Lando wurde dort aufgebahrt. Nun war der Zeitpunkt gekommen seine Grabbeigaben darzubringen. Witjon ließ sich seine Mitbringsel reichen. Er hatte nicht gespart. Ein prächtiger Rundschild - der dunkelgrüne Lederbezug war mit Jagdszenen bemalt - hing bald neben einem glänzenden Sax, das Lando zu Ehren gereichte. Er sollte in Walhall immerhin gut angeben können. Man sollte dort sehen können, dass er ein großer Mann gewesen war und er würde diese Dinge gut brauchen können. Ein schwerer Leinenumhang fand ebenfalls seinen Weg auf den Scheiterhaufen und dazu ein Schutzamulett, das Loki geweiht war. Während dieser Tätigkeiten wurde in der Grabgrube bereits Hermod erschlagen, der seinen Reiter in seinem Tod begleiten würde. An dessen Sattel hing obendrein das Trinkhorn, das Witjon seinem Vetter damals zur Vermählung geschenkt hatte und das seitdem etliche Male mit Bier oder Honigwein gefüllt gewesen war.


    Dann herrschte Stille. Die Grabbeigaben waren dem Toten dargebracht und die Fackeln waren entzündet worden. Witjon bekam eine gereicht, ebenso Elfleda, die an seiner Seite stand. Phelan sprach noch einige Sätze, die Lando den Weg ins Totenreich ebnen sollten und die Klageweiber taten ihren Dienst. Dann traten die Witwe und der Sippenführer vor. Witjon warf einen Blick zu Elfleda, als diese zögerte. Ein ermutigendes Nicken war seine Reaktion, auch wenn er sich damit vielmehr selbst Mut machte. Dann senkte er die Fackel, wenn sich sein ganzer Geist auch dagegen streubte. Die Flamme sprang über, besiegelte das Ende des leblosen Körpers. Jetzt war es endgültig. Lando verließ Midgard.


    Sie fanden zurück in den Kreis ihrer Angehörigen und betrachteten von dort die Flammen. Witjon konnte seinen Blick nicht abwenden, während sein Inneres sich verkrampfte. Er würde seinen Vetter vermissen. Sehr sogar. Unter den Männern der Casa Duccia war er ihm immer der liebste gewesen. Jetzt fühlte Witjon sich plötzlich einsam. Einsam in seiner Rolle als Oberhaupt. Einsam unter Vettern, die sich allesamt auf einen starken Führer verlassen konnten und einsam unter Frauen, die in Trauer zu vergehen drohten. Es war schmerzlich anzuschauen wie Landos Liebsten in Tränen zerflossen. Elfleda, Eila, Naha...sie alle trauerten. Die einen mehr, die anderen weniger Tränenreich. Witjon stand dabei, äußerlich fast ungerührt, innerlich zerrissen zwischen unendlicher Trauer und aufkeimender Verzweiflung. Doch an diesem Abend vermochte er es Stärke nach außen zu zeigen. Keine Träne vergoss er, keine Miene verzog er, während die Flammen ihre Beute zerfraßen. Auf ein Kind musste das unglaublich gefühlskalt wirken, verräterisch eisig gar. Wie konnte ein Mann nur so herzlos sein? Doch wer Witjon kannte, der wusste es besser.

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    Original von Titus Duccius Vala
    Versuch's mal mit kaltem Bier... ;)


    Verdammt gute Idee.... bei der Hitze heute... :D



    Zum eigentlich Threadthema:
    Wie man vielleicht schon merken konnte bin ich derzeit auch nicht so regelmäßig online. Für mich rücken die Klausuren leider auch immer näher und die Zeit zerrinnt mir zwischen den Fingern. Daher melde ich mich mal weitestgehend abwesend bis zum Ende der Klausurphase Anfang August.

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    Original von Lucius Quintilius Valerian
    "Ja, das sollten wir." Valerian fiel es tatsächlich sehr viel leichter, mit Marsus zu sprechen, als es bei Elva der Fall gewesen war. Vermutlich lag es doch an ihm, er war eben einfach kein Diplomat, wie ja auch der Zusammenstoß mit Salinator bewiesen hatte. "Das wollen wir, Duccius. Unsere Familie wird nie vergessen, wieviel Gastfreundschaft und Unterstützung sie in diesem Haus bereits erfahren hat." Immerhin hatten einige seiner Verwandten längere Zeit hier gewohnt, auch wenn das schon sehr lange her war. "Ich werde Lando in ehrender Erinnerung behalten. Hab Dank dafür, daß Du in dieser für euch besonders schweren Zeit für mich Zeit erübrigt hast. Vale und auf ein baldiges Wiedersehen", verabschiedete Valerian sich von Marsus, auf den noch weitere Besucher warteten.


    "Das werden wir alle. Dir gilt der Dank meiner Sippe und mir, Quintilius," erwiderte Witjon schlicht und einfach und sagte damit alles was es noch zu sagen gab. Sie beide würden sich einfach in den nächsten Tagen treffen und sich über Rom und Arbjon und die Praetorianer unterhalten und damit war alles klar. Für ihn standen ohnehin ganz andere Dinge im Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit. Daher war er auch erleichtert, als der Quintilier sich verabschiedete, denn es standen noch andere Trauergäste in der Reihe der Wartenden. "Vale bene," verabschiedete er Valerian und widmete sich dann dem nächsten Gast, der auch schon ungeduldig zu ihm herantrat.

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    Original von Marcus Vinicius Hungaricus
    Ist er da? DUCCIUS!


    Witjon war ausnahmsweise da. Einige Tage nach Landos Tod war er nun endlich wieder einmal in die Regia gekommen. Gut sah er jedoch nicht aus. Tiefe Augenringe prangten in einem blassen, unrasierten Gesicht. Man sah dem Duccius an, dass er mit den Erlebnissen und nachfolgenden Anstrengungen der letzten Tage völlig überfordert war. Ein leichter Kopfschmerz durchfuhr ihn, als der Legat so vehement nach ihm verlangte. Mit einem leichten Ächzen erhob er sich und stapfte ins Officium seines Vorgesetzten hinein. "Bin da, Vinicius," murmelte er und erstarrte augenblicklich, als er den gleichwohl verblüfften wie verärgerten Gesichtsausdruck des Statthalters wahrnahm. Was bei allen bösen Geistern war jetzt schon wieder vorgefallen? Da fiel sein Blick auf das Schreiben, dessen Siegel Witjon sofort erkannte. Die Kanzlei hatte wieder geschrieben, was nichts Gutes heißen konnte. "Bitte?" warf er also überflüssigerweise in den Raum. Hungaricus würde sich wohl zu erklären wissen. Dass Valgiso nebenbei auch im Raum stand nahm der Magister Officiorum zwar wahr, beachtete diesen Umstand zunächst jedoch nicht weiter.

    Arbjon hatte also längere Zeit diesem Quintilier hier unterstanden. Darüber würden sie dann in den nächsten Tagen sprechen. Als Valerian dann erklärte, dass er sich bei Elfleda wohl unbeliebt gemacht hatte, runzelte Witjon die Stirn. Er hatte sich im Ton vergriffen? "Ich denke, darüber sollten wir dann nach der Bestattung reden," stellte er ganz nüchtern fest, denn er hatte keine Lust sich jetzt in irgendwelche Frauengeschichten zu verstricken. Wie er sich gut vorstellen konnte hatte die Mattiakerin keinerlei Lust sich zu diesem Zeitpunkt mit einer dahergelaufenen Römerin abzugeben, die von ihren Sitten keinen blassen Schimmer hatte. Er würde Elfleda später im Stillen fragen, was der Quintilier überhaupt gesagt hatte. Vielleicht hatte sie ja guten Grund ihn abzuwimmeln. "Ich danke dir jedenfalls sehr für dein Kommen, Quintilius. Es ist schön zu sehen, dass die Quintilier noch immer einen Bezug zu meiner Sippe haben und auch halten wollen." Besonders in diesen schweren Zeiten sorgte dieser Umstand für etwas Rückenwind, denn anderweitig fühlte Witjon sich oft genug von den römischen Familien der Stadt isoliert und verachtet.