Beiträge von Tiberius Germanicus Probus

    Zitat

    Original von Appius Terentius Cyprianus
    Von wegen Söhnen die Nichtrömer waren: Führe mal des an was ich zu Ägypten in die Wiki geschrieben habe Beispiele:"Eine weitere Besonderheit war die Schaffung des Status der ex castris. Dadurch gewährten die ersten Kaiser den im matrimonium iniustum als Peregrini geborenen Söhnen der ägyptischen Legionäre das Bürgerecht.


    Halt eine der Maßnahmen um die Legionäre in Ägypten an die Kaiser zu binden.


    Zugegebener Maßen aus einem Buch von 1900 aber immerhin :D (Wenn ich mich nicht irre)


    Ich habe nochmal ein bisschen recherchiert.


    Der Satz oben stimmt in soweit, dass die Söhne von Legionären das Bürgerrecht verliehen bekommen haben, wenn sie selbst in die Armee eingetreten sind. Ein Erhalt der Bürgerrechte vor dem Eintritt ist daraus nicht abzuleiten. Leider. ;)


    Der Begriff "ex castris" ist in der Wissenschaft umstritten.


    Die Befürworter sagen, dass dieser Begriff den Herkunftsort bezeichnet. Aus dem Lager, was aber streng genommen aus der aus der canabae lauten müsste, da Frauen im Lager nicht zugelassen waren und somit ihre Söhne nicht in den Lagern zur Welt birngen konnten. Als Praenomen erhielten solche Rekruten häufig den Namen Spurius, (Abk. s.p. = sine patre = ohne Vater).


    Die Gegner bezweifeln den Begriff als solchen. Sie führen an, das es den Begrff "ex castris" nie gegeben hat, da sie nie auf Inschriften gefunden wurde. Sie führen den Begriff "origo castris" ein. Allerdings mit der selben Bedeutung wie "ex castris".


    Es wurde in Ägypten ein Papyrus entdeckt, auf dem hinter den Namen von vielen Soldaten das Wort "castris" geschrieben steht. Vielleicht meinte der Autor des Buches, welches du gelesen hast, jenes Papyrus.



    Zu den Diploma und den daraus abgeleitenden Rechten:


    Für Legionäre ist der Erhalt von solchen Diploma nicht nachgewiesen. Somit ist unsere Theorie zusammengebrochen. Leider. :( ;)

    Ich übte weiter. Stich für Stich. Ich hörte, wie der Centurio anderen Probati lautstark Anweisungen gab, wie sie ihre Übungen besser ausführen konnten. Die Welt schien nur noch aus Stöhnen, Ächzen, Schreien und den dumpfen Treffern der Gladii auf dem Holz zu bestehen. Der Schweiß rann mir in Sturzbächen den Körper hinunter. Er brannte in meinen Augen und ich schmeckte das Salz auf meinen Lippen. Ab und zu wischte ich mir den Schweiß aus dem Gesicht. Doch das half nicht viel. Mein Atem ging keuchend und ich bewegte mich nur noch schwerfällig auf meinen Füßen. Mein rechter Arm fühlte sich schwer und verkrampft an. Nicht aufgeben, dachte ich. Mach weiter. Stich für Stich. Irgendwann musste die Übung einfach vorbei sein.


    Da hörte ich den Centurio, wie er uns anschrie. Weiter sollten wir üben und stärker zustoßen. Ich lächelte grimmig. Stärker zustoßen, dachte ich. Ich mach doch schon, so stark ich kann! Da nimm das, sagte ich stumm. Und das! Und das! Ich wurde wütend auf den Centurio. Stärker! Soll er sich doch mal hierhin stellen und stundenlang auf den Holzpfahl eindreschen. Ich stieß immer wieder auf den Pfahl ein. Immer kräftiger und immer wütender. Mein Arm und meine Schulter schmerzten immer mehr. Ich ignorierte es.


    Doch dann hielt ich inne, nach Atem ringend. Stop, sagte ich mir. Denke daran, was du vorhin gelernt hast. Selbstbeherrschung und Disziplin bringen den Sieg. Ich atmete mehrmals tief durch und versuchte meinen Kopf von der Wut zu befreien. Ich konzentrierte mich wieder auf die Übung und stach stark, aber kontrolliert auf den Pfahl ein. Meinen Arm und meine Schulter spürte ich schon nicht mehr. Wäre mein Arm abgefallen, hätte ich höchstwahrscheinlich nur verwundert auf ihn gesehen, während er auf dem Boden lag. Stich! Und Stich! Ich biss die Zähne zusammen. Der Groll auf den Centurio war nur noch eine kleine Wolke in meinem Kopf.


    Um mich zum Durchhalten anzustacheln, stellte ich mir vor, dass der Holzpfahl ein böser Barbare war, der es auf römische Frauen und Kinder abgesehen hatte. Nimm den! Und den! Die Welt um mich herum schien in immer weitere Ferne zu wandern. Ich sah nur noch meinen Holzbarbaren, den ich mit jedem Stich von seinem frevelhaften Vorhaben abhalten wollte. Stirb, dachte ich mit einem raubtierhaften Grinsen bei jedem Stich, der sich tief in das Holz bohrte.

    Nachdem ich Matrinius Worte gehörte hatte, blieb ich stehen und starrte ihn ernst stirnrunzelnd an. Ich glaube, ich habe mich gerade verhört, dachte ich. Nein, bestimmt nicht, auch wenn ich täglich Centurio Artorius lauter Stimme ausgesetzt war. Ich fühlte mich durch die Worte beleidigt. Zwar war ich erst seit kurzem in der Legio. Doch der tägliche Drill mit seinen Strapazen zeigte erste Wirkungen.


    Ich schloss zu Matrinius auf und anwortete in einem süffizianten Ton. "Nun, dass mag so sein. Aber ich denke, dass die Scribae nicht in ihren warmen und gemütlichen Officia sitzen könnten, wenn es nicht uns die Legionäre gäbe." Ich sah ihn kritisch von der Seite an. Meine Leutseeligkeit war verflogen und machte Mißtrauen Platz. Im Grunde wusste ich, abgesehen von den Briefen, nichts über Matrinius. Und er wich meinen Fragen ständig aus. Er hatte zwar die richtige Antwort auf meine Frage gestellt. Aber von dem Rest wusste ich nicht, ob es stimmte. War er wirklich Scriba in Mogontiacum? Vielleicht hätte ich ihn doch nicht mit in das Castellum nehmen sollen. Probus, schalt ich mich, du bist einfach zu naiv. Doch die Wachen in der Principia würden schon aufpassen, versuchte ich mich zu beruhigen.


    So schwieg ich und ging an der Seite von Matrinius weiter zur Principia. Da der Weg nicht lang war, standen wir kurze Zeit später vor ihren Toren.


    "So", sagte ich kühl zu Matrinius. "Hier wäre also die Principia. Ich kann dich leider nicht weiter begleiten. Ich muss zurück, sonst bekomme ich noch Schwierigkeiten. Frag dich einfach durch. Viel Glück und bis bald! Vale"


    Ich drehte mich um und ging schnell in Richtung der Unterkünfte.

    Ich merkte, dass Matrinius mir mein Lachen nicht übel genommen hatte. "Na dann komme mal mit und siehe wie die Legionäre so leben." Langsamen Schrittes näherten wir uns dem Tor. "Probatus Probus. Dieser Mann hat eine wichtige Botschaft für den Primus Pilus. Ich bringe ihn zur Principia." Ich nickte der Wache zu und durchschritt zusammen mit Matrinius das Tor. Und betraten die Via Pratoria

    Matrinius und ich gingen über die Via Praetoria Richtung Pricipia. Wie immer herrschte um uns reges Treiben. Nur kein Stillstand, dachte ich. Ich musste immer noch ab und zu auflachen. Ich sprach Matrinius etwas lauter an, da der Lärmpegel etwas anstieg, je näher wir der Principia kamen.

    „Nun erzähl doch endlich!“
    forderte ich Matrinius auf. „Oder muss ich dir alles aus der Nase ziehen?“ Ich hob meine Faust und vollführte eine Geste, als ob ich seine Nase umdrehen wollte. Ich stubste ihn an und grinste. „Siehst du, davorn ist die Principia. Man kann sie praktisch gar nicht verfehlen. Aber ich werde nicht mit rein kommen. Habe mir ohnehin schon zuviel Zeit genommen. Ich hoffe nur, dass der Centurio nicht auf mich wartet. Du würdest staunen, wenn du hören würdest, wie laut der schreien kann. Wir nennen ihn deswegen alle Schreihals.“ Plötzlich kam mir ein schrecklicher Gedanke. „Aber ich meinte damit nicht den Primus Pilus. Den habe ich zwar schon einige Male von weiten gesehen. Aber sonst kenne ich ihn nicht. Ich meinte meinen Ausbilder, Centurio Artorius. Auch wenn er manchmal ziemlich hart ist, bewundere ich ihn. Aber jetzt rede ich die ganze Zeit, obwohl du mir was erzählen sollst. Also was treibt dich nach Mogonatiacum?“ Ich wusste nicht, ob ich Matrinius mit meinen Nachfragen nervte. Er hatte schließlich auch noch einen Auftrag auszuführen. Aber das war das Erbe meiner Mutter, dass ich so schrecklich neugierig war.

    Ich schüttelte Matrinius Hand und grinste unübersehbar.


    „Was?“ rief ich erstaunt. „Du arbeitest hier in Mogontiacum? Das ist ja klasse. Du musst mir unbedingt erzählen, was dich ins römische Reich verschlagen hat. Nun ja, und das mit dem Treffen geht leider momentan nicht. Das würde ich ja gerne. Aber ich bin noch ein Probatus, d.h. ich stehe noch am Anfang meiner Ausbildung. Und solange die nicht zu Ende ist, darf ich das Castellum nicht verlassen. Tut mir leid. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben!“ sagte ich lächelnd.


    Zuerst war ich ein wenig enttäuscht, dass Matrinius nicht nur wegen mir hergekommen war. Aber vielleicht zeigte das seine praktische Veranlagung, schlug er doch so zwei Fliegen auf ein Mal.


    Als Matrinius nach einem Legionär Marcus Petronius Crispus fragte, musste ich laut schallend lachen. Ich schlug mir vor Spaß auf die Schenkel. Die Wache sah mich mit fragenden Augen an. Zweifellos, Matrinius war noch nicht lange hier.


    „Entschuldige bitte“ sagte ich etwas nach Luft schnappend und wischte mir die Lachtränen aus dem Gesicht. „Ich lache nicht über dich. Aber das war eben einfach zu komisch. Dein Legionär, den du suchst,“ ich musste prusten. „Der Legionär ist der Primus Pilus der Legion II. Mann, hast du ein Schwein, dass du mich danach gefragt hast. Nicht auszudenken, was sonst passiert wäre. Höchstwahrscheinlich hätten sie dich im hohen Bogen aus dem Lager geschmissen. Und mich hätten meine Kameraden bestimmt einige Zeit mit der Geschichte aufgezogen. Crispus und Legionär“ ich schüttelte bei dem Gedanken vor Vergnügen den Kopf. Natürlich war er ein Legionär, war er doch Mitglied der Legio. Aber er war der Primus Pilus. Der höchste Centurio. Niemandem in der Legio würde es einfallen, ihn als Legionär zu betiteln. Es sei denn, er hegte Austrittwünsche.


    „Normalerweise ist er in seinem Officium in der Principia. Aber ich muss sowieso in die Richtung zurückgehen. Also könnte ich dir den Weg zeigen. Und unterwegs können wir uns noch kurz unterhalten. Einverstanden, Matrinius?“ Ich sah ihn fragend an.

    Gespannt hatte ich auf die Anwort gewartet. Und da war sie. Und auch noch richtig. Ich grinste Matrinius an. „Richtig!“ sagte ich ausgelassen zu ihm. „Entschuldige bitte diese Umstände, aber ich musste erst sicher sein, dass du wirklich der bist, für den du dich ausgegeben hast.“ Ich hoffte, dass er es verstehen würde. „Ich freue mich, dich endlich kennenzulernen, Cousin Matrinius.“ Ich streckte ihm die Hand zum Gruß entgegen. Ich freute mich wirklich sehr über seinen Besuch. Und irgendwie war das kurios. Der erste Besucher war ein Verwandter, den ich noch nie zuvor gesehen hatte. „Ach so. Ich bin dir ja noch die Antwort auf deine Frage schuldig geblieben. Mir geht es in der Legio ganz gut. Ist zwar alles noch ein bisschen ungewohnt. Aber wenn du eine Arbeit mit geregeltem Tagesplan suchst, kann ich sie dir nur weiterempfehlen. Und die Centurionen holen das Beste aus dir heraus.“ Ich zwinkerte Matrinius zu und lachte. „Aber erzähle, was machst du denn hier?“

    Ich wurde starr vor Schreck, als ich sah, wie mich der Centurio mit seinem Blick duchbohrte. Also doch ein Anschiss, dachte ich resigniert. Ich widerstand dem Impuls, mir meine Ohren mit den Händen zu zuhalten, und zwang mich, nicht die Augen zuzukneifen. Was Murcus hinter meinem Rücken machte, konnte ich nicht sehen. Aber dem wird es jetzt bestimmt auch nicht besser gehen als mir, dachte ich.Ich hielt die Luft an und wartete auf die Standpauke des Centurios. Er beugte sich gefährlich nahe zu mir rüber.


    Das Schlimmste erwartend hörte ich zu meinem Erstaunen, dass der Centurio die Sache auf sich beruhen ließ. Eine Gerölllawine schien sich in meinem Herzen zu lösen. Erleichtert atmete ich auf. Und noch mehr erstaunte mich, dass der Centurio meine Überlegungen hinsichtlich der Selbstbeherrschung zu teilen schien. Allerdings hatte ich an die Disziplin nicht gedacht. Wieder etwas gelernt, dachte ich.


    Zu meinem Erleichtern schien der Centurio sich damit zufrieden zu geben und ging wieder, um sich den anderen Probati zu zuwenden. Ich sah ihm kurz hinterher. Ich wusste nicht, welchen Göttern ich dafür danken sollte, dass der Centurio heute scheinbar freundlicher als sonst gestimmt war. Ich drehte mich zu Murcus um und stutzte. Murcus war kreidebleich im Gesicht. Mir fiel wieder der Treffer von vorhin ein. „Was ist mit dir los, Murcus? Sollen wir zusammen zum Valetudinarium gehen und deine Achselhöhle mal ansehen lassen? Vielleicht ist es ja doch schlimmer, als wir dachten.“ Murcus sah mich mit leerem Blick an. Erst langsam sah ich so etwas wie ein Erkennen in ihnen aufblitzen. Er schüttelte den Kopf. „Nein..., ist alles in Ordnung,..., siehst du?“ Er ließ seinen rechten Arm kreisen. „Nein es ist nicht das. Es ist wegen des Centurios. Ich habe mir fast in die Hosen gemacht, als er so laut geschrien hatte, weißt du? Ich sah uns schon Latrinen putzen oder was sonst noch schlimmeres!“Langsam kehrte die Farbe in sein Gesicht zurück. Ich musste grinsen. „Mir ging es fast genauso wie dir. Ich frage mich, wo die die Soldaten mit solch lauten Stimmen herbekommen? Ist das angeboren oder antrainiert?“ Murcus musste auch grinsen. „Die kommen bestimmt schon so laut aus dem Mutterleib!“ Fast hätte ich laut aufgelacht. Doch angesichts der Vorkommnisse von eben, wollte ich den Centurio nicht wieder aufmerksam auf uns machen. „Psst, sag das bloß nicht so laut! Sonst gehen deine Wünsche vielleicht doch noch in Erfüllung. Du weißt, Latrinen putzen und so.“ Ich sah Murcus verschwörerisch an. Er nickte mir zustimmend zu. „Gut!“, sagte ich. „Dann lass uns mal wieder von vorne anfangen. Und denke daran, was der Centurio gesagt hat.“ „In Ordnung.“ antwortete Murcus. Ich wartete bis Murcus sein Gladius aufgehoben hatte. Dann gingen wir beide in die Kampfgrundstellung und fingen an, abwechselnd einen Stich auf den gegnerischen Schild zu landen. Erleichtert sah ich, dass Murcus seinen rechten Arm wirklich ohne erkennbare Einschränkungen bewegen konnte.


    Murcus und ich hatten noch nicht lange wieder mit der Übung angefangen, als der Centurio das Kommando an den Optio übertrug. Auf Befehl des Optio stellten die Probati ihre Kämpfe ein. Jetzt sollte es also mit scharfen Schwerten gegen Holzpfähle gehen. Ich folgte mit meinem Blick der Geste des Optios und sah einige bemitleidenswerte Pfähle in einer Ecke des Campus stehen. Sie schienen einmal dick und rund gewesen zu sein. Doch scharfe Schwerter hatten sie arg in Mitleidenschaft gezogen. Sie waren von unzähligen Stößen so zerhackt worden zu sein, dass sie schon wieder fast etwas künstlerisches hatten. Bei manchen musste man fast Angst haben, dass der nächste kräftige Schlag den Pfahl in der Mitte trennen würde.


    Als der Optio befahl anzufangen, rannten die Probati los. Ich sah, wie Murcus seinen Übungsschild und sein Holzgladius auf der Stelle fallen ließ und los sprintete. „Murcus!“ rief ich ihm hinterher. Er schien mich nicht zu hören. „MURCUS!“versuchte ich es erneut. Doch schon war er zusammen mit einigen anderen Probati fast an der Porta Sinistra angelangt und rannte weiter. Ich zuckte mit den Schultern und ärgerte mich über ihn. So ein Dummkopf, dachte ich wütend. Lässt alles stehen und liegen und rennt einfach los. Wenn das der Centurio gesehen hat. Ich beschloss, erst meine Übungsgeräte und dann die von Murcus in die Kisten zu legen. Ich tat das, weil ich mich einerseits noch für den schweren Treffer und andererseits für die darauf folgende Aufmerksamkeit des Centurios verantwortlich fühlte. Als ich zu den Kisten mit meinen Übungswaffen kam, herrschte dort ein reges Gedränge. Denn nur wenige Probati waren Murcus Vorbild gefolgt. Nachdem ich endlich meine Sachen losgeworden war, ging ich zu Murcus Holzwaffen und brachte sie schnell zu den Kisten. Mittlerweile war ich der letzte Probatus auf dem Campus. Alle anderen waren schon unterwegs. Verdammt, dachte ich. Jetzt aber nichts wie los.


    Ich rannte, dass mir fast die Lungen platzten. Als ich durch die Porta Sinistra rannte, kamen mir die ersten Probati schon wieder entgegen. Murcus konnte ich aber nicht unter ihnen entdecken. Ich beschloss, nach der Übung mal ein ernstes Wörtchen mit ihm zu reden. Schließlich kam ich im Contubernium an, schnappte mir mein Gladius aus dem Vorraum und rannte wieder Richtung Campus. Kurze Zeit später kam ich wieder auf dem Campus an. Zwar fehlten noch einige Probati. Doch das Gro hatte bereits mit der Übung begonnen. Schnell suchte ich mir einen freien Holzpfahl. Doch bevor ich anfangen konnte, musste ich etwas warten, um wieder zu Atem zu kommen. So stand ich keuchend vor dem Pfahl. Mein Oberkörper war leicht nach vorne geneigt und ich stützte mich mit beiden Händen auf meinen Schenkeln ab. Der Schweiß schien mir aus jeder Pore in Sturzbächen gen Boden zu rinnen. Sollte mich doch der Centurio oder der Optio deswegen zusammenfalten, dachte ich trotzig.


    Kurze Zeit später hatte sich mein Puls wieder etwas beruhigt und ich fing mit der Übung an. Bedächtig zog ich den Gladius aus der Scheide und sah die Schwertklinge mit glitzernden Augen an. Mein Gesicht spiegelte sich verzerrt auf der Klinge. Ich hatte vorher noch nie ein richtiges Schwert in der Hand gehabt. Geschweige denn damit gekämpft oder geübt. Es war verglichen mit dem Übungsgladius fast leicht. Erstaunt stellte ich fest, wie gut es in der Hand lag. Der Griff schien sich förmlich an die Handfläche anzuschmiegen. Ich warf die Scheide mit dem Riemen über meine linke Schulter, so dass die Scheide an meiner rechten Hüfte hing.


    Ich stellte mich in die Grundkampfstellung. Ich hörte, wie in meine Umgebung Holz splitterte. Schwerter drangen mit dumpfen Ton in Holz ein oder schabten an es. Leise Flüche und heftiges Atmen drangen an mein Ohr. Ächzen und Stöhnen, wenn ein Probati mit dem Schert zu stark zustieß. Über allem immer wieder die Stimmen des Centurios und des Optios.


    Ich wusste nicht genau, wie ich anfangen sollte. Vorhin hatte wir neben dem Gladius noch das Scutum gehabt. Hier aber nur das Schwert. Ich beschloss die Grundkampfstellung beizubehalten und begann, zaghaft mit dem Schwert Richung Holzpfahl zu stechen. Der erste Stich traf den Pfahl, aber die Schwertspitze drang kaum in das Holz ein. Den zweiten führte ich etwas kräftiger aus und stellte zufrieden fest, dass dabei das Holz mehr in Mitleidenschaft gezogen wurde. So übte ich immer weiter. Jeden folgenden Stich führte ich etwa kräftiger aus, als den vorherigen. Auf einem Mal merkte ich, wie meine Schulter anfing, mir weh zu tun. Unbemerkt hatten meine Stiche eine Intensität erreicht, dass der Aufprall der Klinge über den Arm ungebremst in die Schulter weitergeleitet wurde. Ich stieß mit dem Schwert etwas weniger kräftig zu. Das war besser, stellte ich zufrieden fest. Ich wiederholte den Stich ein um das andere Mal. Als ich merkte, dass das gut funktionierte, stellte ich mir vor, wie ich in der linken Hand ein Scutum halten würde. Den nächsten Stich führte ich um den Rand des imaginären Schildes. Der Stich ging daneben. Er war viel schwerer auszuführen, da er nicht direkt vom Körper weg in einer geraden Linie verlief. Man beschrieb einen kleinen Bogen mit der Schulter und stach somit in einer schrägen Linie auf Hüfthöhe zu. Die nächsten Stiche gingen ebenfalls daneben. Allerdings wesentlich knapper. Dann traf der erste Stich den Pfahl. Ich grinste zufrieden. Ab und zu wischte ich mir den Schweiß aus dem Gesicht. Meine Tuniken konnte man höchstwahrscheinlich auswringen, so nass waren sie vom Schweiß. Trotzdem übte ich mit voler Konzentration weiter. Ich merkte wie der rechte Arm, das rechte Handgelenk und die rechte Schulter immer verkrampfter von dieser ungewohnten Anstrengung wurden. Mir kam es vor, als würde ich die Bewegungen immer langsamer ausführen. Doch ich biss die Zähne zusammen. Mach weiter, trieb ich mich an. Du bist ein Germanicier. Mach deiner Gens keine Schande. Immer mühsamer wurden die Bewegungen. Mir war es, als hingen schwere Gewichte an meinem Arm.

    Der Mann sah mich an und ging auf mich zu. Das musste also mein geheimnisvoller Besucher sein. Ich überlegte die ganze Zeit angestrengt, woher ich ihn kennen könnte. Doch es wollte mir nicht einfallen. Nichts an ihm erschien mir bekannt. Ich war leicht enttäuscht. Denn ich hatte mir insgeheim erhofft, dass es einer meiner Freunde aus Mogontiacum sein könnte. Seit dem ich in der Legio war, schienen sie mich aber nicht mehr zu kennen. Na ja, dachte ich, das Rätsel wird sich gleich von selbst lösen. Ich war ein bisschen nervös, denn man konnte ja nie wissen. Doch die Anwesenheit der Wachen beruhigten mich wieder. Falls irgend etwas sein sollte, konnte ich sie schnell zu Hilfe rufen.


    Der Mann blieb vor mir stehen. Ich sah ihm direkt in die Augen. Sie schienen mich offen und ehrlich anzuschauen. Ein gutes Zeichen, dachte ich. Mit wachsendem Staunen hörte ich ihm zu. Natürlich kannte ich seinen Namen. Und den seines Vaters. Selbst für einen Germanicier war sein Vater etwas zu abenteuerlich und zu verwegen gewesen. Bis heute kursierten die wildesten Geschichten in der Familie über ihn. Ich wollte ihn schon freudig umarmen, als etwas mich zur Vorsicht gemahnte. Nicht, dass ich ihm nicht glauben wollte, dass er Matrinius sei. Aber ich wollte einfach auf Nummer sicher gehen. Man konnte nie vorsichtig genug sein. Ich ignorierte seine Frage. Statt dessen stellte ich ihm eine.


    „Es stimmt. Ich kenne einen Mann mit den Namen Lucius Germanicus Matrinius. Wenn du wirklich Matrinius bist, weißt du auch aus meinen Briefen, warum mein Vater nicht zur Armee konnte.“


    Das war zugegebener Maßen keine schwierige Frage. Aber eine bessere viel mir in diesem Moment nicht ein. Gespannt wartete ich auf die Antwort und hoffte, dass sie richtig sein würde. Aus zusammengekniffenen Augen sah ich ihn an.


    Sim-Off:

    einfach in die Charakterbeschreibung von Probus schauen

    Ich war schnellen Schrittes zu Porta Praetoria geeilt, um zu sehen, wer mich besuchen käme. Mir fiel beim besten Willen nicht ein, wer es sein könnte. Unterwegs zum Tor sah ich um mich herum den schon fast gewohnten Alltag. Legionäre, die in geschlossener Formation und im Gleichschritt zum Campus gingen oder davon wieder zurückkamen. Die Offizierte schrien sie entweder an oder gaben laut den Takt vor. Andere Soldaten rannten kreuz und quer durch die Gegend. Es sah planlos aus. Aber ich wusste, dass ein jeder von ihnen einen bestimmten Auftrag zu erfüllen hatten. Wieder andere saßen vor ihren Stuben unter dem Vordach und genossen die Sonne, während sie irgendetwas reparierten. Andere spielten Mühle. Wieder andere mahlten Korn mit den Handmühlen oder wuschen ihre Wäsche. Ich sah Fuhrwerke, die schwer mit Lebensmitteln, Holz oder anderen Dingen beladen, Richung Horrea fuhren. Alles in allem war das Lager wie immer ein Hort geordneter Betriebsamkeit.


    Nachdem ich das Tor erreicht und es passiert hatte, sah ich mich um. An der Porta standen die Wachen. Sie sahen gelangweilt und mißmutig aus. Ich wusste bereits, dass das Wache schieben nicht eine der beliebtesten Aufgaben bei den Legionären war. Sollten sie doch froh sein, dass es langsam wärmer wird, dachte ich grinsend. Ein Glück musste ich das noch nicht machen. Aber es würde früher kommen, als mir lieb war.


    Außer den Wachen sah ich im ersten Augenblick sonst niemanden, bis mir ein Mann auffiel, der sich an einen Baum lehnte. Er schien auf etwas zu warten. Das konnte nur bedeuten, dass dieser Mann mein Besucher war. Aber ich hatte ihn noch nie in meinem Leben gesehen. Wer ist er und was will er von mir, fragte ich mich. Ich blieb am Tor stehen und wartete darauf, ob er zu mir kommen würde.

    Ich war gerade beim Säubern der Feuerstelle, als ein Legionär in die Stube trat und mich aufforderte, sofort zur Porta Praetoria zu gehen. Dort würde Besuch auf mich warten, wunderte ich mich. Wer besucht mich denn hier? Ich wollte den Legionär fragen, wer den die Person sei. Doch er war bereits verschwunden.


    Na, da bin ich ja gespannt, wer das wohl sein könnte. Aufgeregt ließ ich von meiner Arbeit ab. "Falls jemand nach mir fragen sollte, ich bin an der Porta Praetoria. Dort wartet Besuch auf mich." , sagte ich zu meinen Kameraden. Ich wusste nicht, ob ich den Centurio erst um Erlaubnis fragen musste. Aber der Soldat hatte gesagt, ich soll mich beeilen. Ich entschied mich, sofort zum Tor zu gehen und verließ schnell die Stube.

    Nachdem ich mir eine Portion von dem Puls in meinen Teller getan hatte, ging ich zum Tisch, setzte mich auf einen der Stühle und aß den Brei wortlos. Er schmeckte nicht besonders. Aber er machte satt.


    Ich war einfach nur erschöpft und wollte so schnell wie möglich schlafen gehen. Während ich vor mich hinkaute, dachte ich an Valerian. Ich vermisste ihn. Auch wenn ich ihn nur kurz kennengelernt hatte. Aber er hatte mir praktisch das Laufen in der Legio beigebracht. Für das Rennen war der Centruio zuständig. Valerian hatte mir die kleinen Kniffe und Tricks gezeigt, auf die es ankam. Nun war er weg. Und es schien mir, als wäre mit ihm nicht nur ein Mensch, sondern auch ein bisschen von der Seele unseres Contuberniums weggegangen.


    Ich war in Gedanken versunken und aß dump meinen Puls. So bekam ich nicht mit, wie sich Lupus zu mir gesellte. Plötzlich sah ich vor meiner Nase eine Hand, auf der einige Streifen Trockenfleisch und einige Kräuter lagen. Erstaunt sah ich auf. Es war Lupus, der mir die willkommenen Gaben entgegenstreckte.


    „Vielen Dank, Lupus. So wird der Puls bestimmt viel besser schmecken.“ Ich nahm die Sachen und nickte Lupus zu. „Tut mir leid, dass der Brei nicht so toll ist. Aber wir müssen noch bis zur nächsten Soldauszahlung warten, bis ich wieder bessere Sachen besorgen kann. Bis dahin müssen wir mit dem hier auskommen.“ Ich sah auf die graue Pampe auf meinem Teller. Hoffentlich würde das bald sein, denn immer nur Brei war mit der Zeit langweilig. Ich sah wieder Lupus an. „Komm, setz dich doch an den Tisch und iss mit mir zusammen. So allein essen ist ziemlich öde.“ Ich begann das Trockenfleisch in kleine Stücke zu zerteilen und in den Puls zu werfen. Von den Kräutern zupfte ich einige Blätter ab und zerrieb sie kräftig zwischen den Händen und streute sie in den Brei. Es duftete herrlich nach den ätherischen Ölen der Kräuter. Wie im Sommer, dachte ich wehmütig. Gründlich rührte ich die Zutaten im Brei um, damit sie sich gleichmäßig verteilten und nahm einen Löffel Puls in den Mund. „Mhmhmh, viel besser.“ Genüßlich kaute ich.

    Als ich der Meinung war, dass meine Haut verschrumpelt genug war, verließ ich das Heißwasserbecken. Ich zog mich am Rand aus dem Wasser, schlang das Handtuch wieder um die Hüften und zog die Sandalen an. Schade, dachte ich. Bisher hatte ich noch keinen meiner Kameraden erblicken können. Vielleicht an einem anderen Tag. Doch so allein war es langweilig.


    Ich ging zum Kaltwasserbecken. Als ich dort ankam, zögerte ich kurz. Denn ich wusste, dass der Temperaturunterschied meinen Körper bis auf das Äußerste fordern würde. Aber es gab kein besseres Mittel gegen Muskelkater als diese Methode. Die Kälte würde das Blut in meinen Adern schneller fließen lassen. So faste ich mir ein Herz und ließ mich, nachdem ich mich wieder entkleidet hatte, vom Rand langsam ins Becken gleiten. Ich hielt die Luft an. War das kalt! Dann fing ich an brustend im Becken zu schwimmen, damit mein Körper nicht zu schnell auskühlte. Nach vier Runden hatte ich genug und verließ das Becken wieder. Schnell nahm ich das Handtuch auf und trocknete mich ab, zog die Sandalen wieder an und ging Richtung der Nische, in der ich meine Kleidung hatte liegen lassen.


    Ich fühlte mich wieder frisch und ausgeruht. Ich wusste, dass ich morgen trotzdem einen Muskelkater haben würde. Aber ohne diese Prozedur wäre er wesentlich schlimmer geworden. An der Nische angekommen, zog ich meine neuen Wechselkleider an und verließ die Thermen, nachdem ich am Eingang mein Handtuch in den dafür vorgesehenen Korb geworfen hatte.

    Wie jeden Tag in der letzten Woche musste ich das Abendessen für meine Kameraden zubereiten. Ich freute mich darauf, demnächst nicht mehr dafür verantwortlich zu sein. Denn es schlauchte ganz schön, nach dem Tag auf dem Campus noch zu kochen. Ein Glück brauchten wir nicht mehr selbst zu backen, bekamen wir doch unser Brot aus der Horrea. Aber Mehl gab es leider nicht. So musste ich für den all abendlichen Puls das Korn selbst mit der Handmühle mahlen. Bis ich genügend Weizen zerschrotet hatte, waren meistens zwei Stunden vergangen, Denn der Arbeitsvorgang war anstrengend, so dass ich häufiger eine Pause einlegen musste. Nachdemm das Korn fertig gemahlen war, musste ich es in einem großen Topf voller Wasser ungefähr anderthalb bis zwei Stunden vor sich hin köcheln lassen, bis der Puls fertig war. Somit war ich ca. vier Stunden pro Tag damit beschäftigt, das Essen vorzubereiten.


    Natürlich nutzte ich die Zeit, in der der Puls köchelte, für die Pflege meiner Ausrüstung. Während dessen konnte ich mich auch mit meinen Kameraden unterhalten. Sofern sie anwesend waren. Oder ich nutzte die Zeit, um Zutaten, Wasser oder Brennholz für den nächsten Tag zu besorgen. Dann musste allerdings midestens ein Kamerad in der Stube sein, damit dieser auf das Feuer aufpassen konnte. Die Gefahr, dass das ansonsten unbewachte Feuer einen Brand auslösen könnte, war einfach zu hoch.


    Nach dem Essen viel ich meistens vor Erschöpfung ins Bett, um wenigstens ein bisschen Schlaf abzubekommen. Denn der nächste Tag würde wieder anstrengend werden.

    Ich wollte gerade Murcus vorschlagen, dass wir doch lieber zum systematischen Üben zurückkehren sollten. Da sah ich, wie Murcus plötzlich steif wurde und mit vor Schrecken weit aufgerissen Augen über meine rechte Schulter starrte. Ich dachte erst besorgt, dass Murcus doch schlimmer verletzt sei, als es den Anschein hatte. Doch plötzlich erscholl eine mir bekannte Stimme so laut an meinen Ohren, dass ich dachte, ich würde taub werden. Au backe, der Centurio. Ich drehte mich mit klingelnden Ohren und etwas weichen Knien zu ihm um. Ich wäre nicht verwundert gewesen, wenn in diesem Moment mein Helm, in tausende Stücke zerbrochen, von meinem Kopf gefallen wäre. Ich nahm Haltung an und schaute in die bedrohlich blickenden Augen des Centurios.


    „Centurio Artorius! Der Probatus Murcus und ich haben wie befohlen das Fechten geübt. Dabei wurde der Kampf etwas hitziger, in unserem Ehrgeiz, deinen Ansprüchen zu genügen. Als ich die Möglichkeit sah, Probatus Murcus zu treffen, habe ich diese genutzt. Dabei ist mein Gladius an seinem Panzer abgerutscht und hat ihn in der Achselhöhle getroffen. Zum Glück scheint Murcus nicht verletzt zu sein.“


    Was sollte ich sonst sagen? Die Schuld auf Murcus schieben und somit einen Kameraden anschwärzen. Nein, das war nicht meine Art. Und streng genommen, hatte ich auch nicht gelogen. Zwar war der Kampf durch Murcus Verhalten etwas aus dem Ruder gelaufen. Aber ich hätte auch nicht zustoßen müssen. Somit hatten wir beide unsere Mitschuld am Geschehenen gehabt.


    Ich sah den Centurio etwas verängstigt an. Er war einfach zu respekteinflößend. Doch in einem winzigen Moment dachte ich, warum man eigentlich bei der Musterung nach seiner Hörfähigkeit gefragt wurde, wenn man spätestens am Ende seiner Grundausbildung sowieso taub war. Jedenfalls wenn alle Centurionen so laut schreien konnten wie Reatinus. Vielleicht sollte ich mir das nächste Mal kleine Stofffetzen in die Ohren stecken, dachte ich. Ein interessanter Gedanke. Doch so schnell er da gewesen war, so schnell verschwand er auch wieder. Reiß dich zusammen, schalt ich mich selbst. Sonst reißt dir der Centurio noch sonst was auf oder ab. Ich hoffte nur, dass ich meine Gedanken nicht mit meinen Augen verraten und der Centurio den kleinen Schalk darin entdeckt hatte

    Ich hörte den Befehl des Centurios und trat zusammen mit den anderen Probati an. Mir fiel dabei auf, dass einer sich mehrmals an die Wade griff. Scheinbar war er es gewesen, der den Unwillen des Centurios auf sich gezogen hatte. Selber schuld, dachte ich. In der Legio muss man immer mindestens sein Bestes geben. Und sollte dies nicht ausreichen, war es nur eine Frage der Motivationskünste der Offiziere, um Höchstleistungen zu vollbringen.


    Nun wurde es ernst, dachte ich. Auch wenn wir nur Übungswaffen hatten, ein Volltreffer auf den ungeschützten Arm oder auf das Bein würde bestimmt höllisch weh tun. Ich suchte nach Fullo. Doch ich sah, dass er einen Übungspartner hatte. So schaute ich in die Runde und sah einen drahtigen, großen Probatus, der auch noch keinen Partner für die Übung gefunden hatte. Während einige der Probati schon anfingen, ging ich zu ihm und fragte: „Na, wie wäre es mit uns beiden? Wollen wir ein Tänzchen wagen?“ Ich lachte. Denn ich hatte immer noch das Bild von vorhin vor Augen. Der Probatus lachte auch und antwortete „Mit Vergnügen. Aber trete mir bitte nicht auf meine Füße.“ „Dein Humor gefällt mir.“ Ich grinste ihn an. „Ich heiße Probus.“ Ich streckte ihm die Hand entgegen. „Freut mich ebenfalls, Probus. Ich bin Murcus.“ Er nahm meine Hand und schüttelte sie.


    Nachdem wir uns gegenseitig bekannt gemacht hatten, suchten wir uns ein freies Plätzchen, denn diese waren auf einem Mal rar geworden. Die meisten Probati lieferten sich ihren Zweikämpfen. Ich sah regelrechte Duelle, aber auch sehr zaghafte Gemüter. Der Lärm, den die Probati bei ihren Übungen machten, war erstaunlich. Man hörte Holz auf Holz knallen. Die Männer schnauften und keuchten. Ab und an gab es einen Aufschrei, wenn jemand nicht aufgepasst hatte. „Hier scheint mir genügend Platz zu sein. Also ich sage dir mal lieber gleich, dass ich ein totaler Anfänger in dieser Sache bin. Und du?“ Murcus nickte. Ich war erleichtert. „Gut. Dann habe ich einen Vorschlag. Anstatt völlig hirnlos aufeinander einzuprügeln, sollten wir meiner Meinung nach die Sache etwas systematischer angehen.“ Ich sah Enttäuschung auf Murcus Gesicht. „Wie meinst du das?“, fragte er mich. „Nun, wir sollten erstmal ein bisschen Gefühl für die Sache bekommen. Wir stellen uns einen Schritt voneinander entfernt auf. Dann stechen wir abwechselnd nach dem Scutum des anderen. Der versucht dann den Schlag mit seinem Scutum abzuwehren.“ Ich sah Murcus fragend an. „Na gut. Aber ich weiß nicht, ob dass dem Centurio gefallen wird.“ Ich lachte. „Das werden wir dann schnellstens wissen. Glaube mir.“ Ich war mir nicht sicher, ob sich der Centurio die Übung so vorgestellt hatte. Aber ich hielt es für das Beste. „Na dann lass uns mal loslegen. Und ich fange an. “, sagte ich zu Murcus, nachdem wir die Grundkampfstellung eingenommen hatten.


    Ich stach um den rechten Rand meines Scutums nach den Schild von Murcus, der diesen leicht abwehren konnte. Ich merkte sofort, dass man aufpassen musste, sich bei diesem Stich nicht den Unterarm am Schildrand zu stoßen. Doch gleichzeitig durfte man seine Deckung nicht zu weit öffnen. Die folgende Attacke von Murcus konnte ich ebenfalls leicht mit meinem Scutum abblocken. So übten wir einige Zeit. Dabei merkte ich, dass zum Abblocken des Stiches der Stand auf dem rechten Fuß vorteilhafter war, da ich dann das Scutum freier bewegen konnte. Außerdem hatte der Gegner dann einen längeren Weg mit seinem Schwert zurückzulegen. Er war somit offener in der Deckung, was meinerseits mit einer schnellen Gewichtsverlagerung auf den linken Fuß gekontert werden konnte, um meinerseits in den Angriff zu gehen.


    „So, Murcus. Ich denke wir sollten mal was anderes üben. Der Schild lässt doch die unteren Beine und den Kopf in der normalen Haltung offen. Vielleicht sollten wir üben, wie man die Stellen angreifen kann. Fangen wir mal lieber mit den Beinen an. Und ich beginne wieder. Wenn ich zustoße, sage ich jetzt. Wir wollen uns doch nicht unnötig wehtun.“ Ich sah, wie sich Murcus Miene aufhellte. Scheinbar war ihm die Übung auch langsam langweilig geworden. In der kurzen Verschnaufpause merkte ich, dass ich mittlerweise schon ordentlich schwitzte. Trotzdem wir noch gar nicht richtig kämpften. Wie sollte das erst in einem echten Kampf sein!


    Wir beide nahmen wieder die Grundkampfstellung ein und ich versuchte mit dem Gladius nach Murcus Beinen zu stechen. Ich merkte, dass diese Aktion viel zu lange dauerte. So konnte Murcus meinen Angriff auch abblocken. Als ich wieder hoch kam, sah ich Murcus den Kopf schütteln. „Ne, ne. Das ist nicht gut. Während deiner Attacke war deine Deckung soweit offen, dass ich dich locker hätte abstechen können.“ Ich sah Murcus erstaunt an, denn das, was er sagte, war mich nicht aufgefallen. „Das will ich sehen. Mach du mal den Stich.“ Als Murcus den Stich nach meinen Beinen ausführte, sah ich, was er gemeint hatte. Einerseits hatte man alle Zeit der Welt, den Stich mit dem Schild abzublocken. Und andererseits erkannte selbst ich als Laie, dass ich Murcus auf mehrere Arten hätte töten können. „Du hast recht!“, sagte ich zu ihm, nachdem er wieder hoch gekommen war. „Das sollte man also nicht tun. Gut zu wissen. Dann lass uns mal den Stich zum Kopf üben. Aber pass dabei auf. Ich habe keine Lust, dein Holzschwert zu fressen!“ Ich grinste Murcus an. „Ach nö. Ich würde viel lieber richtig kämpfen und nicht dieses langweilige Zeug hier machen“, nörgelte er. „Hör zu. Lass uns diese eine Übung noch machen und dann können wir ja sehen, wer von uns beiden am heutigen Tag mehr gelernt hat.“ Ich sah ihn fragend an. „Na gut. Aber danach kämpfen wir richtig.“, antwortete er ungeduldig.“Versprochen?“ „Versprochen!“ Auch wenn ich mir nicht sicher war, ob das so sinnvoll war, was Murcus gerade vorgeschlagen hatte.


    Also führte ich den ersten Stoß nach Murcus Gesicht aus, nachdem ich das Signal gegeben hatte. Er blockte ihn ab. Nun stach Murcus zu. Doch statt den Stich abzublocken, zog ich meinen Kopf hinter die Deckung meines Scutums. So übten wir kurze Zeit diese Variante des Stichs. Wenn dieser Stich ein Gesich trifft, musste es geradezu zerfleischt werden, dachte ich. Jedenfalls waren Treffer dieser Art bestimmt meistens tödlich. Wenn man nicht das Gesicht traf, so doch vielleicht den Hals. Doch selbst wenn man den Gegner nicht trifft, bietet der Stich den Vorteil, dass dem Gegner beim Blocken die Sicht auf den Angreifer genommen wurde. Ich merkte, dass jede der beiden Blockvarianten ihre Vorteile hatte. Das Ducken hinter das Scutum war schnell. Aber es hatte den Nachteil, dass der Schild statisch war. Eine mögliche Konterattacke war meiner Meinung nach, dass man sich gedeckt durch den Schild blind nach vorne auf den Gegner warf, um ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen. Das aktive Blocken gegen diesen Stich hatte den Vorteil, dass das Scutum dynamischer geführt werden konnte. Zwar sah man den Gegner auch nicht, aber man konnte den Stich abgleiten lassen, um selbst um die Deckung herum, nach den Gegner zu stechen. Das dabei die Deckung der Beine etwas entblößt wurde, war nicht so dramatisch, wie die vorherige Erfahrung mich gelehrt hatte.


    „So. Und jetzt lass uns richtig kämpfen!“, sagte Murcus mit leuchtenden Augen und riss mich aus meinen Überlegungen. „Gut. Ich habe es dir versprochen. Auch wenn ich es für sinnvoller halte, wenn wir noch etwas weiter üben würden.“ Denn ich war mir mittlerweile sicher, dass die Kunst des Fechtens nicht nur im Gladius lag, sondern viel mit dem richtigen Gebrauch des Scutums zu tun hatte.


    Murcus und ich gingen in die Grundkampfstellung und nickten uns zur Kampferöffnung zu. Murcus versuchte sofort einen Stich nach meinem Kopf. Ich duckte mich hinter mein Scutum und warf mich sofort nach vorne. Ich merkte den harten Aufprall und wie ich weiter nach vorne fiel. Ich konnte mich gerade so noch auffangen und lukte hinter meinem Schild hervor. Murcus saß auf seinem Hosenboden und starrte mich verwirrt an. „So war das nicht abgemacht. Du sollst fechten und nicht mich umschubsen.“, sagte er wütend. Ich grinste auf ihn herab. „Murcus, du weißt doch. Im Krieg und in der Liebe sind alle Dinge erlaubt.“ Er schnaufte nur verächtlich und stand wieder auf. Kaum war er oben, griff er mich wütend an. Er stach nach meiner Körpermitte, da ich im Gespräch das Scutum leicht nach links geöffnet hatte. Schnell riß ich den Schild nach rechts und das Holzschwert glitt am Scutum ab. Da Murcus in seiner Wut zuviel Schwung in den Stich gelegt hatte, verlor er kurz das Gleichgewicht. Meine Chance. Ich machte einen Schritt schräg nach vorne, drehte mich zu Murcus und stach mit dem Holzschwert rechts um meine Deckung und schürfte mir dabei schmerzhaft die Haut am rechten Unterarm auf. Doch der Lohn war ein Treffer an der linken Panzerseite bei Murcus. Ich grinste wölfisch. Nicht blinde Entschlossenheit obsiegt im Kampf, sondern kühle Entschlossenheit, dachte ich. Murcus schrie vor Zorn auf. Wie wild startete er eine Attacke nach der anderen. Doch ich konnte alle mit meinem Scutum abfangen. Sie waren zwar schnell und kräftig. Und er trieb mich mit seiner Agressivität vor sich her. Aber sie waren zu unkontrolliert. Ich hörte, wie Murcus Atem immer heftiger wurde, bis er schließlich anfing, heftig zu schnaufen. Da wusste ich, dass er müde und ich jetzt am Drücker war. Wieder startete Murcus eine Attacke und stach nach meinem Gesicht. Diesmal blockte ich nach oben, bewegte ich nach links vorne und schob mit meinem Scutum sein Schild zur Seite. Das öffnete seine rechte Seite für einen Gegenangriff. Kurz entschlossen stach ich zu. Mein Holzschwert glitt am Panzer von Murcus ab und landete dadurch in seiner rechten Achselhöhle. Murcus schrie auf vor Schmerz. Erschrocken sah ich ihn an. Hatte ich ihn so schwer getroffen?


    Ich sah, wie Murcus sein Gladius fallen ließ und sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an die Achselhöhle griff. Er atmete heftig. Ich trat einen Schritt zurück und sah ihn besorgt an. „Alles klar Murcus?“ fragte ich ihn. Er nickte mit dem Kopf. „Ja, ja. Geht schon.“, quetschte er zwischen den Zähnen hervor. „Entschuldige bitte. Ich wollte dich nicht so hart treffen.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Ist schon in Ordnung. Schließlich wollte ich, dass wir richtig kämpfen.“ Murcus ließ seinen rechten Arm kreisen. „Vielleicht hätte ich auf dich hören sollen.“

    Zitat

    Original von Lucius Quintilius Valerian
    Valerian stürmte in das contubernium und platzte gleich mit der Neuigkeit heraus. "Ihr glaubt nicht, was passiert ist! Ich bin ausgewählt, zu den Praetorianern zu gehen! Leider muß ich sofort gehen, ich habe gerade noch Zeit, meine Sachen zu packen. Ich habe aber noch eine Kanne Wein, die könnt ihr heute Abend zum Essen niedermachen. Denkt an mich, Kameraden. Ach... euch werde ich echt vermissen, dieses contubernium ist einfach das beste von allen!" Er seufzte und begann, seine privaten Dinge zusammen zu räumen. Viel war es eh nicht. Dann nahm er noch eine Wachstafel zur Hand und ritzte schnell eine Nachricht für seine Schwester hinein. Lang wurde sie nicht, doch sobald er in Rom war, würde er ihr einen ausführlichen Brief schreiben.


    Ich schärfte gerade mein Gladius an einem feinen Schleifstein. Er war für mich immer noch eher ein zu groß geratenes Messer. Aber ich war mir sicher, dass ich ihn mit der Zeit zu beherrschen wissen würde. Da wurde plötzlich die Tür von außen aufgerissen. Ich schrak zusammen und hätte mich beinahe am Schwert geschnitten. Ich sah verärgert zur Tür auf, um den Verursacher dieses Radaus auszumachen. Zu meinem Erstaunen sah ich Valerian in die Stube stürzen. Ich wollte gerade fragen, was denn los sei, dass er hier reinrannte, als wären die Höllenhunde hinter ihm her, da fing Valerian schon an, uns den Grund seiner Eile zu erklären. Er sprach so schnell, dass ich kaum mitbekam, worum es ging. Prätorianer? Sachen packen? Vermissen? Dann dämmerte es mir langsam. Natürlich hatte ich gehört, das neulich ein Prätorianer im Lager angekommen sei. Ich hatte es aber mit dem Tod des Kaisers in Verbindung gebracht und nicht erwartet, dass er Legionäre für die Garde suchen würde. Und Valerian war ausgewählt worden.


    Im ersten Moment war ich traurig. Auch wenn ich Valerian erst vor kurzem kennengelernt hatte, war er mir irgendwie ans Herz gewachsen. Vielleicht hatte ich in ihm so etwas wie einen Bruder gesehen, den ich nie hatte. Doch ich freute mich auch für ihn. Was für eine Ehre! Dienst bei den Prätorianern! Der Traum der meisten Legionäre würde sich nun für Valerian erfüllen. Und er würde wieder in seine Heimat zurückkehren.


    Ich stand auf und sah Valerian beim Packen seiner Sachen zu. Bevor er wieder rausstürmen konnte, stellte ich mich vor ihm und sah ihn an:


    „Wir haben nicht viel Zeit für Worte. Also mache ich es kurz. Ich freue mich für dich. Freude, denn für dich wird der Traum eines jeden Legionärs wahr. Und ich bin traurig. Traurig, weil ich einen guten Kameraden und einen guten Freund verliere. Ich hoffe, die Prätorianer wissen zu schätzen, was für ein guten Legionären sie mit dir in ihren Reihen aufnehmen. Vergiss uns nicht und schreib uns mal. Und viel Glück!“


    Nach kurzem Zögern umarmte ich Valerian und klopfte ihm herzhaft auf den Rücken. Nachdem ich ihn wieder losgelassen hatte, sah ich ihn an und nickte. Es gab für mich nichts mehr zu sagen.

    Erstaunt stellte ich fest, dass jetzt der Optio den Befehl übernommen hatte. Scheinbar bildete der Centurio ihn zum Ausbilder aus. Aber das konnte mir egal sein. Gespannt lauschte ich den sehr lauten Ausführungen des Optio und sah zu, wie er uns die Übung vormachte.


    Kaum hatte er den Befehl gegeben, fingen die Probati an, die Grundstellung zu üben. So auch ich. Ich entschied mich, die Übung aus dem normalen Stand zu üben. Aus der normalen Grundstellung in der Reihe, bei der beide Beine parallel fast schulterbreit zueinander standen, vollführte ich einen Ausfallschritt mit dem linken Fuß nach vorne. Dadurch bewegte sich das Scutum mit nach vorne. Es war ungewöhnlich schwer, so dass es einige Kraft kostete, es kontrolliert mit nach vorne zu bewegen. Nachdem ich die Grundkampfstellung eingenommen hatte, ließ ich mir kurz Zeit und kontrollierte meine Ausführung. Mein Stand glich dem des Optio. Aber ich war nicht zufrieden und wiederholte die Übung mehrmals. Also zurück in die Grundstellung und von vorne. Am Anfang stieß ich mir ein paar Mal am unteren Rand des Scutums leicht schmerzhaft das linke Schienbein. Und ich merkte, dass man darauf aufpassen musste, mit dem hinteren rechten Fuß einen festen Stand auf dem Boden zu bekommen. Der linke Fuß wurde durch das Gewicht des Scutums förmlich an den Boden genagelt, solange man ihn kontrolliert nach vorne bewegte und aufsetzte. Sonst konnte es leicht passieren, dass der Ausfallschritt zu groß wurde und der Schuh auf dem sandigen Boden leicht anfing zu rutschen. Von Mal zu Mal war ich zufriedener mit meinen Ausführungen.


    Dann fiel mir ein, dass man anstatt mit dem linken Fuß einen Ausfallschritt zu machen, auch den rechten Fuß nach hinten bewegen konnte, um in die Grundkampfstellung zu gelangen. Ich versuchte diese Variante sofort und merkte deutliche Unterschiede. Bei dieser Ausführung blieb das Scutum fast an der selben Stelle, da sich der linke Fuß nicht bewegte. Somit brauchte ich auch weniger Kraft. Allerdings lag das Körpergewicht jetzt auf dem rechten hinteren Fuß und nicht auf dem linken vorderen Fuß, wie bei der ersten Variante. Deswegen musste man noch mehr darauf aufpassen, mit dem rechten Fuß einen festen Stand zu erreichen, da man sonst nach hinten wegrutschte. Ich übte auch diese Version mehrmals hintereinander. Als ich der Meinung war, dass ich die Grundbewegung auch hier verinnerlicht hatte, fing ich an beide Varianten hintereinander anschließend zu üben. Das hatte auch den Vorteil, dass ich mich nun auf der selben Stelle vor und zurück bewegte und somit weniger Platz brauchte. Konzentriert übte ich weiter.


    Plötzlich musste ich grinsen, denn mir kam der Gedanke, dass ein Außenstehender denken musste, dass hier Soldaten das Tanzen mit Gladius und Scutum beigebracht bekämen. Und tatsächlich, als ich kurz in die Runde der Probati schaute, sah es fast so aus, als übten sie Tanzschritte. Ich schüttelte den Kopf und konzentrierte mich mit einem leichten Lächeln wieder auf meine Übungen.

    Als Valerian von Rom erzählte, versuchte ich mir, es vorzustellen. Ich beneidete ihn ein bisschen. Rom, was musste das für eine Stadt sein. Ich hatte schon viel über sie gehört. Dabei konnte ich immer beobachten, wie die Leute glänzende Augen bei ihren Erzählungen bekamen. Selbst wenn sie nur negative Dinge zu berichten hatten. Die Stadt Rom schien auf jeden ihren eigenen, unvergesslichen Eindruck ausgeübt zu haben. Vielleicht habe ich irgendwann auch die Möglichkeit, den Mittelpunkt der Welt zu besuchen, dachte ich.


    Die Frage von Valerian nach meinen Beweggründen in die Legio einzutreten, riss mich aus meinen Gedanken. Ich räusperte mich und wurde wieder ernst. Die gute Laune war wie verflogen.


    „Mhm, das ist eine etwas schwierige Geschichte. Aber ich erzähle sie dir gerne. Schließlich hast du mir auch eine ehrliche Antwort auf meine Frage gegeben.“ Ich sah Valerian ernst an. Dann wanderte mein Blick auf einen fernen Punkt in der Vergangenheit.


    „Ich habe vorhin ja schon erzählt, dass es in meiner Gens Tradition ist, Rom als Soldat zu dienen. Einige wenige sind auch in der Verwaltung tätig. Aber das Gro ist in der Legio. Mein Vater wollte dieser Tradition folgen. Aber ein Unfall in seiner Jugend machte dies unmöglich. So wurde er Händler. Und ich sollte sein Geschäft weiterführen. Aber es war schon immer mein Wunsch gewesen, der Tradition zu folgen. Doch mein Vater hatte es mir verboten. Ich hatte mich schon mit einem Leben als Händler abgefunden, als mein Vater von Banditen auf einer seiner Reisen getötet wurde. ...Nun ja. Somit konnte ich nach angemessener Trauerzeit meinen Wunsch wahr machen. Und so bin ich jetzt hier!“


    Mein Blick kehrte aus der Ferne zurück und ich sah Valerian wieder an. „Tja.“ Ich lächelte leicht, um die ernste Stimmung aufzulockern. „Jetzt weißt du, warum ich in der Legio bin. ...Ich denke, ich werde mal langsam mit dem Kochen anfangen. Sonst essen wir erst zur zweiten Nachtstunde. Ist für einen anständigen Puls noch alles da? Oder muss ich noch etwas besorgen? Wir können uns ja weiter unterhalten, während ich koche.“

    Ich nickte, als ich Valerians Worte zum Centurio hörte. Das was er sagte, bestärkte mich nochmals in meinem Entschluss, die Regeln so schnell wie nur möglich zu lernen.


    Bei der Aufzählung der Menüfolge, die sich Valerian ausgedacht hatte, bekam ich erst große Augen und musste dann auch lachen.


    „Na dann werde ich mal den Legaten fragen, ob er uns etwas aus seiner Speisekammer zur Verfügunng stellen könnte.“ Ich hielt mir den Bauch vor Lachen und wischte mir die Lachtränen aus den Augenwinkeln. „Also wenn ich dich jetzt richtig verstanden habe, soll ich heute abend schon mit meinen Folterkünsten der Küche beginnen.“


    Dann fiel mir ein, was Valerian noch gesagt hatte. „Du kommst aus Rom? Wie ist es dort? Ich habe zwar einige Verwandte aus einem anderen Zweig meiner Gens, die in Rom leben. Und angeblich sollen sie auch ziemlich hohe Ämter bekleiden. Aber ich war noch nie dort.“ Ein Schatten legte sich kurz über mein Gesicht, denn ich musste an meinen Vater denken. „Und warum bist du nach Mogontiacum gekommen? Verstehe mich nicht falsch. Aber ich habe schon soviele Soldaten über das Wetter in Germanien schimpfen hören. Sie haben dann immer sehnsüchtig über das italische Klima geschwärmt. Mir soll es ja egal sein. Ich kenne nur die Verhältnisse hier. Ich dachte nur immer, dass die Soldaten nicht auf eigenem Wunsch hier stationiert seien.“