Ich ging auf den Probati zu. Von nahem sah ich erst wie muskulös er war. Seine Oberarme schienen den gleichen riesigen Umfang seiner Oberschenkel zu haben. Das wird eine echte Herausforderung, dachte ich.
"Salve. Mein Name ist Probus. Ich würde gerne mit dir den nächsten Ringkampf bestreiten." Fragend schaute ich ihn an. Der angesprochenen Probati musterte mich kritisch und überlegte kurz. Scheinbar wägte er seine Chancen in einem Kampf gegen mich ab. "In Ordnung", sagte er. "Ich heiße übrigens Fullo." Wir reichten uns die Hände, gingen dann in die Grundstellung und nickten uns kurz zu. Damit war der Kampf eröffnet.
Wie im vorherigen Kampf umrundeten wir uns anfangs gegenseitig, um mögliche Schwächen des Gegners zu entdecken. Ich sah sofort, dass ich es mit einem geschickten Gegner zu tun hatte. Geschmeidig und sicher bewegte er sich, auf jede kleine Blöße in meiner Deckung lauernd. Aber auch er schien mit meinen Fähigkeiten zufrieden zu sein, denn sonst hätte er mich schon längst angegriffen.
Gleichzeitig warfen wir uns plötzlich nach vorne. Ich versuchte seinen Kopf fest mit beiden Händen zu umklammern und wehrte gleichzeitg seine Versuche ab, es mir gleichzutun, während jeder von uns den anderen nach hinten zu schieben trachtete. Nach einem kurzen Schlagabtausch lösten wir uns wieder voneinander und gingen ein paar Schritte voneinander entfernt in die Grundstellung, um uns wieder gegenseitig zu belauern.
Ich atmete heftig, denn dieser kurze, aber explosiv durchgeführte Angriff hatte einiges an Kraft gekostet. Aber Fullo schien es auch nicht besser zu gehen, denn ich hörte ihn leicht schnaufen. Ich entschloss mich, die längere Reichweite meiner Arme und Beine ins Spiel zu bringen. Ich machte einen Schritt mit dem linken Fuß nach vorne und trat mit dem rechten Richtung Schienbein meines Gegners. Wie ich es erwartete hatte, versuchte Fullo meinen Tritt mit dem linken Arm abzublocken. Dadurch war seine Kopf und Oberkörper ohne Deckung. Anstatt den Tritt zu Ende zu führen, setzte ich ihn schnell auf den Boden, wie bei einem Ausfallschritt, und ließ meine rechte Faust ,nach seinem Kopf schlagend, nach vorne schnellen. Doch darauf schien Fullo seinerseits nur gewartet zu hagen. Er duckte sich unter meinem Schlag hinweg und drehte sich auf seinem linken Bein stehend in meine Hüfte ein.
Verdammt, dachte ich kurz, jetzt hat er mich erwischt. Und schon hebelte mich Fullo aus und warf mich gekonnt über seine rechte Schulter. Ich warf mich mit meinem ganzen Gewicht in den Wurf, denn meine einzige Chance war es, den Schwung zu erhöhen, um Fullo aus dem Gleichgewicht zu bringen. Schwer schlug ich auf den Boden auf. Nun würde sich entscheiden, ob meine Aktion erfolgreich war. Während der Körper von Fullo meinem folgte, rollte ich ich mich weiter nach rechts, damit Fullo nicht auf mir landen würde, sondern seinerseits durch den Schwung unter mir zu liegen käme. Und wirklich es funktionierte. Aber mein Gegner hat dies schnell bemerkt, so dass er seinerseits den Schwung für sich nutzte. So rollten Fullo und ich ein paar Mal, uns gegenseitig hart umschlingend, über den Boden. Ich lockerte den Griff, löste mich von Fullo und brachte mich mit einer Rolle außer Reichweite des Gegners. Kaum war die Rolle beendet, sprang ich hoch, drehte mich um und starrte auf meinen Gegner. Auch Fullo war schon wieder auf seinen Beinen und war kampfbereit. Beide atmeten wir schwer.
Wieder umkreisten Fullo und ich uns lauernd. Das war knapp gewesen, dachte ich. Fullo taxierend, beschloss ich, dass der nächste Angriff die Entscheidung bringen sollte. Da Fullo wegen seiner geringeren Körpergröße mir gegenüber im Vorteil wäre, wenn ich einen Wurf probieren würde, entschloss ich mich für einen Angriff auf seine Beine, um ihn zu Fall zu bringen.
Als Ablenkungsmanöver starte ich wieder ein Abfolge von lockeren Schwingern Richtung Fullos Kopf. Ich achtete dabei darauf, ihm nicht zu nahe zu kommen. Er sollte keine Gelegenheit für einen Wurf bekommen. Plötlich ließ ich mich in die Hocke fallen und trat mit meinem rechten Bein in einem leichten Bogen Richtung Kniekehle des linken Beines von Fullo. Trotzdem es mir vorkam, als brauchte ich eine halbe Ewigkeit für diese Manöver traf ich die gewünschte Stelle. Ich hörte Fullo leises Aufstöhnen, sein linkes Bein knickte leicht ein und brachte ihn somit aus dem Gleichgewicht. Darauf hatte ich nur gewartet. Mit einem Schrei schnellte ich auf meinem linken Bein nach vorne. Schwer prallte ich mit meiner rechten Schulter gegen den Oberkörper von Fullo. Ich hörte, wie der Treffer die Luft aus seinen Lungen trieb. Und tatsächlich er taumelte, mit seinen Armen rudernd nach Halt suchend, nach hinten. Das war meine Chance. Ohne zu zögern, setzte ich ihm nach. Ich versetzte ihm einen kräftigen Schlag auf die Brust. Mit einem raubtierhaften Grinsen sah ich, wie der Schlag seine Wirkung zeigte. Denn Fullo fiel jetzt rücklings zu Boden. Kaum war er auf dem Boden aufgeschlagen, hockte ich mich auf ihn und rammte ihm mein rechtes Knie auf die Brust. Drohend hob ich meinen rechte Faust und holte zum entscheidenden Schlag aus. Ich wollte Fullo nicht wirklich schlagen. Ihm sollte nur die Aussichtslosigkeit seiner Lage bewusst werden. Fullo sah mich mit weit aufgerissenen Augen an. Erst in mein Gesicht und dann auf meine Faust. Vielleicht sah ich in diesem Moment doch entschlossener aus, als ich glaubte. Denn Fullo zögerte keinen Augenblick und schlug mit seiner rechten Hand zum Zeichen seiner Aufgabe auf den Boden.
Ich nickte zufrieden, stand auf und half Fullo vom Boden auf. "Alle Achtung", sagte ich zu Fullo, noch etwas atemlos vom Ringen. "Das war ein klasse Kampf. Fast hättest du mich gehabt. Was hälst du davon, wenn wir ab und zu zusammen trainieren würden?" Ich sah Fullo fragend an. Er schnappte noch nach etwas Luft. Scheinbar hatte ich ihn doch schwerer getroffen, als ich gedacht hatte. "Gerne.", antwortete er mir."Und das nächste Mal wirst du mich nicht so einfach überrumpeln." Er grinste mich an. "Das kann ich mir gut vorstellen", sagte ich, meinerseits grinsend. Ich war froh, dass Fullo seine Niederlage scheinbar leicht verkraften konnte.