Beiträge von Tiberius Germanicus Probus

    Nun hatte der Centurio den Befehl wieder übernommen. Die Probati warfen wie zuvor ihre Pila. Doch viel weiter als beim ersten Mal flogen sie nicht. Zwar stellte ich zufrieden fest, dass mein Pilum im vorderen Bereich gelandet war. Aber da war sicherlich noch mehr zu machen. Der Platz vor den Probati war nun gespickt mit Speeren. Ein imaginärer Feind hätte bestimmt schwere Treffer hinnehmen müssen.


    Auf Befehl des Centurio rannten die Probati nach vorne und holte ihre Pila zurück. Ich wusste nicht mehr genau, welches der Pila vom ersten Wurf meines war und nahm mir irgendeines. Keines der beiden war verbogen. Auch bei den anderen Probati schien es kaum irgendwelche groß verformten Pila zu geben. Ich war erstaunt, hätte ich doch aufgrund der Ausführung des Centurios erwartet, dass sich mindestens die Hälfte der Pila durch den Aufprall verbogen hätten. Aber umso besser, dachte ich. Das erspart uns das Geradebiegen der Wurfspeere in der Fabricia.


    Wie befohlen nahmen die Probati nun Aufstellung in Linie zu zwei Gliedern. Ich stellte mich in die vordere Linie. Erleichtert hörte ich, dass wir doch Anlauf nehmen durften. Jetzt würde ich bestimmt weiter werfen. Gespannt wartete ich auf den Befehl des Centurios. Kaum nahm ich das Pilum in der rechten Hand nach hinten und lief drei Schritte nach vorne. Am Schluss des dritten Schrittes warf ich den Speer. Ich merkte in der Schulter, dass der Speer nun vielmehr Schwung als beim ersten Mal besaß. Kaum hatte ich geworfen, da rauschten auch schon die Probati der zweiten Linie an mir vorbei und warfen ihre Pila. Auch diese flogen weiter als beim ersten Mal. Der Platz war in einer Entfernung von mindestens 80 pedes gespickt mit Pila. Einige waren sogar fast 4 gradi weit geflogen. Höchstwahrscheinlich die der zweiten Reihe, dachte ich. Ob es eines von meinen gewesen war, konnte ich nicht sagen. Ich ging zurück in die Linie und nahm mein zweites Pilum auf, bereit für den nächsten Wurf. Diesmal würde ich genau schauen, wie weit es fliegen würde. Die anderen Probati waren auch soweit und warteten an ihren Plätzen auf das nächste Kommando.

    Ich grinste Drusus an und tat so, als wäre ich empört. „Also wenn du jung und schön bist, dann ist ab heute eine Rübe eine Venus.“ Ich zwinkerte im kurz zu und ging in das Zelt. Es war dunkel darin, denn durch das Leder der Zeltplanen drang kaum das Tageslicht. Ich sah vier Legionäre, die seelenruhig auf ihren Schlafplätzen lagen. Scheinbar Veteranen, dachte ich, neidisch auf die Ruhe, die sie ausstrahlten.


    „Salvete, Kameraden. Hättet ihr vielleicht noch etwas warmes zu Essen für ein paar Heimkehrer? Wir sind gerade aus Wigands Dorf ins Lager zurückgekehrt und haben nun keine Zeit mehr, uns warmes Essen zu kochen.“, fragte ich in die Runde. Einer der Legionäre drehte mir seinen Kopf zu. „Könnt ja mal in den Kübel schauen, ob noch was da ist. Ob es noch warm ist, weiß ich nicht.“antwortete er mürrisch.


    Plötzlich riss er die Augen auf. „Aus dem Dorf kommt ihr, sagst du?“fragte er mich schon wacher. „Habt ihr was rausbekommen?“ Während er mich das fragte, war ich schon auf dem Weg zum Kessel, der in der Mitte des Zeltes stand. „Und ob!“ antwortete ich und schaute auf den kümmerlichen Rest Essen, das sich im Kessel befand. Wenn man ordentlich mit den Löffel schaben würde, könnte man sicher noch zwei Teller rausbekommen. Ich begann mein Werk.


    „Wir haben den Standort des Lagers der Banditen rausgefunden. Oder warum meinst du herrscht hier plötzlich solche Aufregung?“ Ich lächelte. Leider war das Essen nur lauwarm. Aber zwei Kasserollen konnte ich auffüllen. „Ihr? Ich dachte die Equites hätten das. Jedenfalls sagt das die Gerüchteküche.“ , sagte der Legionär erstaunt. Ich war schon wieder aufgestanden und auf dem Weg zu Drusus am Zelteingang. Nun blieb ich stehen. „Die Equites?“ fragte ich ihn verwirrt. „Drusus, sag mal, habe ich irgendetwas nicht mitbekommen?“

    Nun schrie der Optio uns an. Er machte sich schon gut als Ausbilder. Insbesondere seine Stimme machte von Tag zu Tag Fortschritte. Es war klar, dass er sich den Centurio als Vorbild nahm. Die Probati versuchte so schnell wie möglich seinen Befehlen Folge zu leisten.


    Das zweite Pilum legten die meisten hinter sich auf den Boden. Nur einige wenige behielten es in ihrer linken Hand, während sie in der Linie zu einem Glied standen, in der sich alle Probati aufgestellt hatten.


    Auf Kommando holten sie mit ihren Pila in der rechten Hand aus. Der linke Fuß vorne, der rechte hinten streckten sie ihren rechten Arm waagerecht zum Boden nach hinten aus. Das Pilum hielten sie dicht neben ihren Köpfen. Ich wusste nicht, wo ich das Pilum am besten anfassen sollte. Ich entschied mich, es dort in die Hand zu nehmen, wo der Balancepunkt war.


    Auf Befehl des Optio warfen die Rekruten ihre Pila aus dem Stand nach vorne. Aufmerksam achtete ich darauf, nicht meinen Nebenmännern dabei in die Quere zu kommen. Ich war erstaunt, wie stark meine Pila bei der Vorwärtsbewegung an meiner Schulter zog. Durch die vorherigen Aufwärmübungen schmerzte sie dabei jedoch kaum. Doch meine Erleichterung darüber sank, als ich sah, wie weit die Pila geflogen waren. Vier gradi hatte keiner der Probati geschafft. Das Gro war bei ungefähren sechzig pedes gelandet. Enttäuscht darüber nahm ich mein zweites Pilum auf. Am Murren der anderen merkte ich, dass auch sie mit ihren Wurfleistungen unzufrieden waren. Man müsste ein paar Schritte Anlauf nehmen, dachte ich und wartete auf den nächsten Befehl des Optio.

    Ich hörte Lupus zu, während ich weiter aß. Wie was das mit dem Satz von Primus? Er wollte mir nicht mehr einfallen. „Gerne.“ antwortete ich Lupus auf seine Frage. Schnell kratzte ich die letzten Reste aus dem Teller und reichte ihn ihm. „Aber nicht mehr ganz voll. Du weißt ja, wie das Zeug im Magen nachquillt. Und ich will nicht die Nacht über Bauchschmerzen haben. Oder noch schlimmer, dem Centurio morgen auf dem Campus vor die Füße kotzen, weil ich mich überfressen habe.“ Bei dem Bild musste ich lachen."Und solange es mir schmeckt, ist es mir eigentlich egal was ich esse."


    „Sag mal, wie war der Satz von deinem Cousain? Ich bekomme den nicht mehr zusammen.“ fragte ich ihn. Dann fiel mir der Name auf. „Primus heißt dein Cousain? Doch nicht etwa der Primus bei den Eques?“ Nun war ich völlig verwirrt. Nicht, dass es so ungewöhnlich war, dass Familienangehörige in der selben Legio dienten. Manche dienten sogar in der selben Centuria. Aber mir war das vorher noch nie aufgefallen.

    „Wieso solltest du mich stören?“ fragte ich Drusus und schüttelte den Kopf. „Natürlich störst du mich nicht. Solange du nicht alles wegisst.“ Ich grinste ihn an. „Na dann lass uns mal schauen, was unsere Kameraden aus den anderen Contubernia für uns Schönes haben.“ Scheinbar hatte sonst keiner Lust mitzukommen. Allerdings gaben noch einige Stubenkameraden uns ihre Kasserolle und ihre Feldflasche.


    „Irgendwelche besonderen Wünsche das Essen betreffend?“ fragte ich in die Runde und lachte, während ich die Feldflaschen an meiner Furca befestigte. “Also los, Drusus. Lass uns ein bisschen Banditen spielen und auf unseren eigenen Beutezug gehen. Ach so, falls der Centurio oder der Optio nach uns fragen sollte, wir sind Proviant auffüllen.“, sagte ich noch zu den Zurückgebliebenen. Ich wunderte mich selbst über meinen plötzlichen Übermut. Aber es war die Reaktion auf die Angst, die in mir nagte. Die Angst vor meinem ersten echten Kampf.

    Als ich am Zelt angekommen war, legte ich die Furca und die Pila ab, um mich umzuziehen. Ich nahm Helm und Gladius ab. Ich öffnete den Brustgurt und ließ das Scutum von meinem Rücken gleiten, um es gegen eine Zeltwand zu lehnen. Während ich mich aus der Lorica pellte, sagte ich. „Leute. So wie es aussieht scheint es jeden Moment loszugehen. Ich denke, wir sollten uns beeilen. Sonst verpassen wir noch den ganzen Spaß.“


    Die letzten Worte hatte ich mürrisch ausgesprochen. Denn ich musste wieder an das warme Essen denken, das nun defenitiv ausfallen würde. Nachdem ich die Lorica ausgezogen hatte, wechselte ich die durchgeschwitzte Leinentunika gegen eine frische aus. Auch die Wolltunika erschien mir leicht feucht. Aber das war nicht so dramatisch. Wichtig war nur, dass die Untertunika trocken war, da man sich sonst leicht eine Erkältung zuziehen konnte.


    Ich legte wieder meine Gefechtsausrüstung an. Da kam mir eine Idee. Vielleicht hatten die Kameraden aus den anderen Contubernia Essen gekocht und noch einen Teller übrig. „Kommt jemand von euch mit?“fragte ich in die Runde. „Ich will mal sehen, ob ich für uns noch etwas warmes zu Essen auftreiben kann. Und meine Feldflasche muss ich auch noch auffüllen. Wer will, kann mir seine mitgeben und ich fülle sie für ihn auf.“ Ich kramte die kleine Kasserolle und meine Feldflasche hervor. Fragend sah ich danach in die Runde.

    Als ich Lupus Ausführungen zuhörte, kam ich aus dem Staunen nicht mehr raus. Gerste ein gesundes Korn? Mag ja sein, aber Viehfutter bleibt Viehfutter, basta. Ich kannte den Geschmack von Gerste. Es gab eine Zeit in meiner Kindheit, da ging das Geschäft meines Vaters nicht so gut. Das wenige Geld, was er nach Hause brachte, verwendete meine Mutter dazu, etwas Weizen zum Brotbacken und Gerste für den Puls zu kaufen. Lupus hatte Recht. Gerste schmeckte nicht so übel. Ich mochte nur nicht die Konsistenz, wenn man aus ihr Puls kochte, Er war körniger und nicht so schön geschmeidig wie bei Weizen. Und meine Mutter hatte sich immer sehr geschämt, dass sie Gerste kaufen musste. Somit bedeutete für mich der Genuss von Gerste Mangel an Geld und Scham vor den anderen. Auch wenn dieser Puls, den Lupus kochte, wirklich verdammt lecker roch.


    Lupus bot mir einen Teller voller Puls an. Wenn ich den ablehne, dachte ich, beleidige ich Lupus. Und das wollte ich nicht. Vielleicht schmeckt der Puls ja so gut, wie er roch. Ich legte meinen Helm auf die Pritsche, stand auf und ging zu ihm an die Feuerstelle. Ohne zu zögern nahm ich den vollen Teller. „Vielen Dank, Lupus. Na da bin ich mal gespannt!“ Schnell nahm ich mir noch einen Löffel, ging zum Tisch und setzte mich auf einen Stuhl. Ich kostete vorsichtig ein bisschen von dem Puls. Und tatsächlich. Er schmeckte mir hervorragend.

    „Mhm, der ist verdammt lecker,“
    Ich nickte Lupus anerkennend zu und schaufelte mir einen großen Löffel Puls in den Mund. „Du musst...mir...unbedingt das ...Rezept davon geben,“ sagte ich schwer mampfend. „Weißt du...für mich...ist Gerste...seit meiner Kindheit...ein Zeichen...von Mangel und ...Scham.“ Ich nahm den nächsten Löffel Puls und kaute genüsslich."Und...der Frau...von der...du erzählt...hast...kannst du...meine...besten Grüße...ausrichten. Sie hat...einen wirklich...leckeren...Eintopf erfunden. Nur gut...dass wir dich...in unserer...Stube haben...Sollten wir.., ich schob einen Löffel nach, mal...mit Gerste...bestraft werden... wird dieser...Eintopf...die Sache...nur halb...so wild machen."

    Als ich am nächsten Morgen in der Stube erwachte und mich langsam aus der Pritsche quälte, dachte ich, ich würde nie wieder in meinem Leben meine rechte Schulter bewegen können. Sie tat höllisch weh. Und ebenso mein rechter Arm. Der Besuch der Thermen am gestrigen Abend hatte nicht soviel gebracht, wie ich es mit erhofft hatte. Ich überlegte, ob ich am Abend das Valetudinarim aufsuchen sollte, um mir eine Salbe geben zu lassen. Ich aß, wie jeden Morgen, einige Brocken Brot, die ich, wie jeden Morgen, mit einigen Schlucken Wasser hinunterspülte. Die Scherze meiner Stubenkameraden über meine Fortschritte in der Grundausbildung wiederholten sich auch schon langsam.


    Etwas missmutig zog ich mir die Lorica über, nahm meinen Mantel und trat vor die Stube. Der Himmel war grau und versprach Regen. Eine leichte, kalte Brise zog durch das Lager. Der Geruch des nahenden Frühlings ließ meine Laune wieder etwas ansteigen. Auf dem Weg zum Campus hörte ich, wie das Lager langsam zum Leben erwachte. Dort angekommen merkte ich, wie mich einige der Probati immer wieder ansahen und gemeinsam tuschelten. Ich konnte mir denken, dass es dabei um den gestrigen Tag ging. Sollen sie doch tuscheln, dachte ich mir. Ich hatte mir nichts vorzuwerfen. Ich war am gestrigen Tag nur froh darüber gewesen, dass die Übung ein Ende gefunden hatte. Und den kleinen Wink des Centurio in Bezug auf die Ausdauer, hatte ich verstanden. In der Tat müsste ich eigentlich jeden Tag daran trainieren. Aber ich hatte momentan keine Zeit dafür. Denn ich war von früh bis spät mit anderen wichtigen Dingen beschäftigt. Ich beschloss, dass ich, sobald ich die Grundausbildung hinter mich gebracht hatte, jeden Tag ein oder zwei Stunden trainieren würde.


    Kaum war der Centurio bei den Probati angekommen, donnerte seine Stimme über den Campus. Die Probati beeilten sich wie immer, so schnell wie möglich anzutreten und den Ausführungen des Artoriers zu zuhören. Als ich hörte, dass heute der Wurf des Pilums auf den Plan stand, stöhnte ich innerlich auf. Ich dachte an die Schmerzen in meiner Schulter. Gerade heute musste das Werfen dran kommen, dachte ich. Wie soll ich mit diesen Schmerzen weit werfen können? Und am Abend werde ich sie wohl kaum noch bewegen können. Also doch zum Valetudinarium. Als der Centurio den Befehl gab, dass wir unsere Pila holen sollten, stockte ich kurz. Unsere richtigen Pila, fragte ich mich. Gibt es dafür keine Übungspila? Was soll´s, dachte ich. Wird schon seine Richtigkeit haben. Aber wenn das stimmte, was der Centurio gerade den Probati erzählt hatte, woran es keine geringsten Zweifel gab, dann würde die Fabrica heute abend mit Probati überfüllt sein, die ihre verkrümmten Pila gerade hämmerten. Ich drehte mich um und lief Richtung Contubernium. Dabei bemerkte ich an den Mienen der anderen, dass ich scheinbar nicht der einzige war, der sich hinsichtlich seiner heutigen Leistungen Sorgen machte.


    Im Contubernium angekommen, schnappte ich mir meine zwei Pila und rannte zurück. Allerdings nicht so schnell wie auf dem Hinweg, denn die Pila behinderten einen schon etwas beim Laufen. In jeder Hand eine Pila in der Mitte des Schaftes tragend kam ich auf dem Campus an. Da noch nicht alle Probati wieder zurück waren, legte ich meine Pila vor mir auf den Boden und machte ein paar Aufwärm- und Lockerungsübungen für die Schulter. Es tat zwar sehr weh, aber ich wusste, dass dadurch meine Schulter auf die nun folgenden Belastungen bestens vorbereitet war. Währenddessen sah ich, dass einige Probati sich ähnlich aufwärmten. Nachdem ich meine Übungen beendet hatte, trat ich mit meinen Pila wie befohlen in der Reihe der Probati an. Zwei der Probati fehlten noch. Doch kurze Zeit standen sie schnaufend in der Linie. Erleichtert stellte ich fest, dass es nicht wenige Probati gab, die erheblich größere Schwierigkeiten im Bereich ihrer Ausdauer hatten als ich. Die Meute wartete darauf, was nun folgen würde.


    Sim-Off:

    macht nichts. kann jedem passieren ;)

    Ich war immer noch in meiner Übung vertieft und setzte ein Stich nach dem anderen in den Holzpfahl. Plötzlich erscholl die Stimme des Centurios hinter meinem Rücken. Und wie immer war sie unüberhörbar laut. Ich schrak leicht zusammen und hörte mit der Übung auf. Das wurde aber auch langsam Zeit, dachte ich. Das war einer meiner längsten Tage in meinem bisherigen Leben gewesen. Ich atmete tief durch und wischte mir den Schweiß aus den Augen. Ich sah, dass die anderen Probati auch ihre Übungen eingestellt hatten. Den meisten stand die vergangene Anstrengung förmlich in ihre roten oder blassen Gesichter geschrieben. Manche machten auf mich den Eindruck, als würden sie gleich zusammenbrechen, so glasig und stumpf war ihr Blick.


    Wie befohlen trat die Gruppe der Probati vor dem Centurio an. Einige von ihnen schwankten dabei vor Erschöpfung. Ich selbst stand, noch schwer atmend, in der Linie und hörte der Rede von Reatinus zu. Als er auf einem Mal auf mich zeigte und meinte, ich hätte die anderen vor einer Bestrafung bewahrt, schaute ich verlegen zu Boden. Ich merkte, wie mein Kopf rot wurde und ärgerte mich darüber. Ich hatte nichts besonderes in meinem Verhalten gesehen und war jetzt um so erstaunter über das Gehörte. Schnell sah ich wieder hoch und war auch ein bisschen stolz darauf, dass das was ich getan hatte, richtig gewesen war.


    Nachdem uns der Centurio in den „Feierabend“ entlassen hatte, merkte ich, wie mich einige der Probati ansahen. Einige schienen mich interessiert und dankbar anzuschauen. Andere wiederum eher zornig, hatte doch die Standpauke des Centurios sie an ihr Fehlverhalten erinnert und somit in Verlegenheit gebracht. Scheinbar machten sie mich jetzt für den Anschiss verantwortlich. Keiner der Probati, die ihre Übungsgeräte auf dem Platz hatten liegen lassen, kam zu mir und bedankte sich bei mir. Aber das ist ihre Sache, dachte ich. Ich wollte nur noch schnell in die Thermen, um meine verkrampften Glieder zu entspannen. Und das Kochen stand auch noch auf dem Programm. So ging ich Richtung Contubernium.



    Sim-Off:

    ich wusste nicht, ob du dieses Mal noch auf einen Post von mir wartest. :)

    Man, dachte ich verärgert, die Reiter legen ein ganz schönes Tempo vor. Es mag ja angenehm sein, auf einem Pferd durch die Lande zu traben. Aber wir armes Fußvolk mussten schon fast ein Dauerlauf hinlegen, um Schritt zu halten. Dadurch war mir trotz der Kälte ziemlich warm. Ich schnaufte und schwitzte. An reden war gar nicht zu denken. Die Furca drückte schwer auf meine rechte Schulter. Wenigsten hatte ich etwas weniger zu schleppen, hatte ich doch mein halbes Brot an die Bäuerin verschenkt. Ich wusste nicht, wie es den anderen erging, denn ich konzentrierte mich auf den Boden vor meinen Augen, um auf der schneebedeckten Straße nicht auszurutschen


    Dann preschten die Reiter im Galopp voran. Eine Tempoverschärfung hatte für uns Infantristen wenig Sinn, so dass wir auf Befehl von Valerian das Tempo verringerten. Irgendwann konnte man von einer kleinen Hügelkuppe aus das Lager sehen. Es war stark erweitert worden . Je näher wir kamen, desto deutlicher konnte ich erkennen, dass rege Betriebsamkeit im Lager herrschte. Höchstwahrscheinlich hatte Cupidus schon Meldung über die Ergebnisse der Befragungen in Wigands Dorf gemacht. Das konnte aber nur bedeuten, dass man sich im Lager zum Aufbruch bereit machte. Meine Motivation sank deutlich. Vale, mein warmes Essen. Vale, mein wärmendes Feuerchen.


    Ich wurde leicht ärgerlich. Konnten die denn einem nicht mal eine kurze Ruhepause gönnen? Es ist ja nicht so, dass wir einen Spaziergang gemacht hätten. Aber das würde die Offiziere kaum interessieren. Wir Legionarii mussten damit irgendwie klar kommen. Das war schon immer so und das würde auch immer so bleiben. Immer schön durch die Gegend scheuchen. Frei nach dem Motto: Ferrum cessans rubigine sordet. (Eisen, das ruht, rostet. / Wer rastet, der rostet.)


    Schließlich erreichten wir das Tor. Der Eindruck von weitem hatte nicht getäuscht. Es wurden Kommandos gebrüllt, Legionäre liefen überall rum und die Reiter kümmerten sich um ihre Pferde. So marschierten wir in das Lager und gingen zu den Zelten unserer Centuria.

    Sim-Off:

    Ist mit Valerian so abgesprochen


    Bevor Drusus mir antworten konnte, hörte ich vom Dorfplatz Valerians Stimme die Befehle zum Antreten brüllen. Erleichtert sah ich Drusus an.


    „Na, so schnell kann es gehen.“ Ich grinste Drusus an, drehte mich um und rannte zum Dorfplatz. Als ich etwas außer Atem dort ankam, stellte ich mich in eine der Reihen der Marschordnung und wartete auf die nächsten Befehle, die sicher der Duplicarius Cupidus geben würde. Endlich geht es zurück zum Lager, dachte ich. Das Lager versprach eine warme Mahlzeit und ein wärmendes Feuer, zwei Dinge, die in meinen Ohren für mich momentan unwiderstehlich klangen. Die Sache hier war doch irgendwie ziemlich anstrengend gewesen. Die Hütte mit der Frau. Dann der Vorfall mit Victor. Und die Befragung von Aribert, wobei diese wider Erwarten sehr gut und erfolgreich verlaufen war. Jetzt können wir die Banditen ausräuchern, dachte ich zufrieden.

    Ich war in Gedanken immer noch bei dem merkwürdigen Besucher von vorhin, als mir plötzlich der köstliche Geruch von ausgelassenem Speck in die Nase stieg. Verwirrt sah ich zur Feuerstelle und hielt in meiner Arbeit, ich polierte gerade einige Stellen an meinem Helm auf Hochglanz, inne. Ich sah, wie Lupus damit begonnen hatte, das Essen für heute zu kochen. Verdammt, dachte ich, da habe ich vor lauter Nachdenken das Kochen vergessen. Schuldbewusst sah ich Lupus an.


    „Danke, dass du das Kochen heute für mich übernimmst.“ Mit Erstaunen sah ich, wie Lupus Gerste in den Kessel warf. „Haben wir irgendetwas verbrochen, von dem ich noch nichts weiß?“ Hatte ich heute so auf dem Campus versagt, dass der Centurio die Stube so strafte? Ich zerbrach mir den Kopf, doch es wollte mir kein Grund einfallen.


    Na da bin ich ja gespannt, dachte ich mir, wer sich was für eine Sauerei erlaubt hatte, dass wir Viehfutter essen mussten.

    Die Mehrzahl der Legionäre waren immer noch mit den Schanzarbeiten beschäftigt. Verschwitzt und verdreckt, wie sie waren, hatten sie bisher nur am Rande von den Aktivitäten im Lager Notiz genommen. Fluchend und schimpfend hatten sie mit der Dolabra die gefrorene Erde aufgerissen. Im kalten Graben stehend beförderten sie mit Holzspaten, deren Griffe ihre klammenen Finger fest umschlossen, den Aushub in die henkellosen Körbe, um den Wall damit aufzuschütten. Gleichzeitig mussten die Pila Muralia aufgestellt und fest in den Wall gerammt werden. Wenn sie dann einen festen Stand hatten, wurden sie zusätzlich mit Seilen aneinander befestigt, damit sie eine feste Palisade ergaben. Manche Legionäre sahen bei ihrer Arbeit ab und zu neidisch auf die Reiter, die sich nicht mit solch banalen und anstrengenden Arbeiten herumplagen mussten. Doch die meisten konzentrierten sich auf ihre Arbeit, um mit ihr so schnell wie nur möglich fertig zu werden.


    Sie waren dabei, die letzten Arbeiten fertigzustellen, als sie nach und nach merkten, dass die Aktivität im Lager zunahm. Wie alte Jagdhunde wussten sie instinktiv, dass das nur eines bedeuten konnte. Der Aufbruch stand unmittelbar bevor. Schnell führten sie die letzten Handgriffe aus und es war geschafft. Wall und Graben waren wie befohlen fertiggestellt worden. Sie sammelten ihre Werkzeuge ein und gingen in das Lager, um sich zu waschen und um die verschwitzten Sachen zu wechseln. In der Zwischenzeit ließen sie sich die neuesten Gerüchte von den Legionären erzählen, die mit der Errichtung der Zelte beschäftigt gewesen waren.


    Scheinbar hatte man mittlerweile herausgefunden, wo das Lager der Banditen war. Erstaunt hörten sie, dass es sogar einen Gefangenen gäbe, den man einer beherzten Befragung unterzogen hatte. Ihre Ahnungen hatten sich also bestätigt. Nun war jeder Legionär damit beschäftigt, sich für den Aufbruch vorzubereiten. Auch wenn sie bisher noch keinen Befehl dazu erhalten hatten. Denn später hätten sie vielleicht keine Zeit mehr dazu. Einige neue Legionäre schrieben sogar schnell noch ihre Testamente nieder oder ließen sie schreiben. Die Mehrzahl aber überprüften und putzten die Ausrüstung, ersetzten defekte Teile oder holten sich Proviant. Es war, als hätte sich das Lager in einen geschäftigen Bienenstock verwandelt.

    Der Duplicarius hörte sich meine Meldung an und wirkte zufrieden. Scheinbar hatte er von anderen Soldaten ähnliche Informationen erhalten. Er klopfte mir auf die Schulter. Stolz über sein Lob streckte ich mich. Doch der nächste Satz ließ mir einen Schauer über den Rücken laufen. Ich soll die Männer zusammenrufen, fragte ich mich erschrocken. Aber ich war doch noch ein einfacher Probatus! Und die Erfahrungen mit Victor hatten mir gezeigt, wie wenig ich zu sagen hatte. Ich blickte Cupidus verlegen an. Auch wenn ich stolz war, dass mich der Duplicarius anscheinend für so fähig hielt.


    „Vielen Dank Duplicarius Cupidus“ sagte ich. „Es ehrt mich, dass ihr mich für fähig haltet, den Männern das Antreten zu befehlen. Doch Legionarius Valerian hat das Kommando über die Soldaten. Ich werde ihm gerne schnellstens deinen Befehl überbringen.“


    Ich nickte ihm kurz zu und machte auf dem linken Fuß kehrt, um Valerian zu suchen. Ich wusste zwar nicht, wo er war. Aber vielleicht wusste Drusus mehr, den ich gerade vor einer der Hütten stehen sah. Jedenfalls könnte auch er zur Not den Befehl ausführen, dachte ich mir. Ich rannte zu ihm. Als ich bei ihm angekommen war, blieb ich stehen und sah ihn aufgeregt an.


    „Drusus, weißt du, wo Valerian ist. Ich kann ihn nirgends finden. Und der Duplicarius Cupidus will aufbrechen. Nun hatte er mir befohlen, die Männer antreten zu lassen. Aber das muss doch Valerian machen. Oder könntest du den Befehl geben?“ Fragend schaute ich ihn an und betete auf eine bestätigende Antwort.

    Ich schnappte mir meine Furca und mein Pilum. Als ich mich auf dem Weg zum Dorfplatz machte, hörte ich hinter mir Victor rufen. „Grünschnabel! Wir haben noch eine Sache zu bereinigen!“ Ich hielt inne und drehte mich erstaunt zu ihm um. Was war denn nun schon wieder los, fragte ich mich. Victor sah mich böse an und kam auf mich zu. Cato und Helius wechselten besorgte Blicke und kamen schnell hinterher getrabt. Einige Schritte vor mir blieb Victor stehen. „So, Grünschnabel. Solange wir den Germanen da“, er zeigte verächtlich auf die Hütte von Aribert,“ befragten, habe ich nichts gesagt. Aber nun höre mir mal zu. Wenn du so was, wie vorhin, nochmal machst, bekommst du richtig Ärger mit mir. Verstanden? Dann kannst du was erleben! Kaum trocken hinter den Ohren und er meint, er könnte hier die Leitung übernehmen“


    Mit besorgter Miene hatte ich Victor zugehört. Mann, ist der wütend, dachte ich. Ich wusste, dass ich in einer Schlägerei gegen Victor keine Chance hätte. Zwar war ich ihm körperlich mehr als ebenbürtig. Aber Victor hatte viel mehr Erfahrung im Kämpfen als ich und ich ahnte, dass er ein riesiges Arsenal an schmutzigen Tricks kannte. Außerdem wollte ich mich garnicht mit ihm prügeln. Aber ich konnte diese Sache aufgrund meines Stolzes nicht so stehen lassen. Als er fertig mit seiner Triade war, nickte ich und sah ihn streng unter zusammengezogenen Augenbrauen an. „Gut Victor! Ich werde es mir merken. Und du brauchst keine Angst zu haben, dass das nochmal vorkommen wird. Denn ich denke, dass ich in Zukunft keinen Wert auf deine Begleitung legen werde.“


    Das hatte gesessen. Einen kurzen Augenblick war Victor verwirrt über meine freche Antwort. Doch dann sah ich, wie seine Augen vor Zorn Funken sprühten. „Was fällt dir ein?“, schrie er nach Luft schnappend. „Dir werde ich zeigen, wer hier auf wen verzichten kann.“ Er wollte sich auf mich stürzen, als Cato und Helius, die die ganze Zeit hinter Victor gestanden hatten, nach vorne schnellten und Victor festhielten. Cato sah mich zornig an. „Mach das du schnellstens hier verschwindest!“, sagte er zu mir. Beide hatten ihre liebe Not, Victor zu bändigen. Ich zuckte mit den Schultern, drehte mich um und ging zum Dorfplatz, um endlich Meldung zu machen.


    Doch einige Augenblicke später hörte ich, wie sich jemand mir mit schnellen Schritten, die auf dem Schnee knirschten, näherte. In der Annahme es wäre Victor, schmiss ich Furca und Pilum von mir, und machte einen Sprung zur Seite. Kaum am Boden angekommen drehte ich mich um und duckte mich, um den vermeintlichen Angriff abzuwehren. Zu meinem Erstaunen sah ich, dass es Helius gewesen war, der mir gefolgt war. Hinter ihm sah ich, wie Cato immer noch versuchte, Victor zu beruhigen. Beide diskutierten heftig. Helius stand wie eine Salzsäule da und schaute mich verdutzt an. Scheinbar war meine Aktion für ihn überraschend gekommen. Ich atmete auf und machte mich daran, meine Sachen wieder aufzuheben.

    „Ich wollte dich nicht erschrecken.“
    , sagte Helius zu mir. Ich zuckte mit den Schultern und schnaufte verächtlich. „Du hast mich nicht erschreckt, Helius. Ich dachte, dass du Victor wärest.“ Meine Aktion war vielleicht etwas übertrieben gewesen. Aber lieber so, als nachher mit blutender Nase im Schnee zu liegen. „Du musst wissen, Probus“ ,fing Helius von neuem an,“Victor ist ein alter Gladius. Er hat die letzten großen Kämpfe mit den Germanen erlebt. Die ganze Grausamkeit des Krieges und so. Das hat ihn hart werden lassen. Aber im Grunde ist er ganz in Ordnung. Nur etwas schwierig manchmal. Weißt du, er kann sich nicht mit all diesem neumodischen Zeug anfreunden! Diese zuvorkommende Art gegenüber den Germanen. Immer nett sein! Am liebsten würde er jeden einzelnen umbringen, aus Rache für seine gefallenen Kameraden. Und vorhin ist er in alte Zeiten zurückgefallen. Da wurde nicht gefragt oder gebeten. Früher hat man sich genommen, was man brauchte. Einfach so. Und wenn jemand dagegen war, dann hatte er Pech. Vielleicht verstehst du ihn jetzt besser und kannst ihm seinen kleinen Ausraster nachsehen.“ Fragend schaute er mich an.

    „Nun, ehrlich gesagt, ist es mir egal. Und es gibt nichts zu verzeihen. Auch wenn das stimmen sollte, was du mir gerade erzählt hast, rechtfertigt es Victors Handeln in keinster Weise. Wenn du es genau wissen willst, verabscheue ich Victor für das, was er getan hat. Er hatte kein Recht dazu. Bei allem Mitgefühl für Victor aufgrund der schlimmen Sachen, die er erlebt hat, hoffe ich, dass ich nicht so wie er werde.“
    Für mich war die Sache damit erledigt. Ich wollte endlich Meldung machen. So ließ ich den nachdenklich dreinblickenden Helius stehen und ging zum Dorfplatz.


    Dort angekommen sah ich, dass scheinbar alles in Ordnung war. Zwar waren mehr Menschen dort versammelt, als am Anfang unserer Befragungen. Doch sie machten auf mich einen friedlichen Eindruck. Aber ich konnte Valerian unter ihnen nicht ausmachen. Wahrscheinlich war er noch mit einer Befragung beschäftigt, dachte ich mir. Da sah ich den Duplicarius, der scheinbar das Kommando übernommen hatte, und beschloss ihm das Erfahrene zu melden. Ich ging zu ihm und stellte mich ein paar Schritte entfernt neben sein Pferd.


    „Salve, Duplicarius Cupidus", begann ich meine Meldung mit fester Stimmen, „Probatus Germanicus. Ich melde, dass die Befragung der Dorfbewohner erfolgreich war. Ein Dorfbewohner konnte uns eine Wegbeschreibung zum Lager der Banditen geben. Das Lager ist einen Fußmarsch in Richtung Nordosten von diesem Dorf entfernt. Wenn man von hier aus Richtung Nordosten in den Wald geht, trifft man auf einen großen, alten Baum. In seiner Nähe ist ein Fluss, dem man Richtung Nordosten folgen muss, um auf das Lager der Räuber zu stoßen. Nähere Angaben über die Stärke des Gegners , und ob es Wachen gibt, konnte er nicht machen.“ Ich blieb stehen und wartete auf weitere Befehle.

    Zitat

    Original von Narrator Germaniae


    ......
    "Brauchen noch ihr mich?".



    Ich merkte, wie Aribert erleichtert aufatmete und sein Gesicht vor Freude strahlte. Die Nachricht, dass die Räuber bald nur noch Geschichte waren, erleichterte ihn deutlich. Ich konnte ihn nur zu gut verstehen, dass er seine Familie in Sicherheit wissen wollte.


    Als er Victor ansah und auf germanisch sprach, konnte ich mir ein kleines Grinsen nicht verkneifen. Gut gemacht, Aribert. Ich verstand zwar nicht, was er sagte. Aber es war klar, dass Aribert Victor dadurch zeigen wollte, was er von ihm hielt.


    Ich antwortete nicht sofort auf Ariberts Frage, sondern wandte mich an Helius, während ich Aribert mit einer Geste signalisierte, dass er sich noch ein klein wenig gedulden musste. „Und, was hat er dir erzählt?“ fragte ich Helius. „Im Grunde das, was er vorher auch schon gesagt hatte. Von hier aus geradeaus Richtung Nordosten bis wir an einen großen, alten Baum kommen. Dort würden wir einen Fluss rauschen hören, dem wir folgen. Einen Fußmarsch später treffen wir auf das Lager.“ Als Helius geendet hatte, zuckte er mit den Schultern. „Du siehst, nichts neues oder wesentlich anderes.“ Ich nickte und sah mich noch schnell nach Victor um. In seinen Augen brannte die Wut. Aber er starrte dabei nicht Aribert, sondern mich an. Ich wusste nicht, ob er Ariberts geschickte Aktion bemerkt hatte. Typische Bauernschläue, dachte ich und musste wieder grinsen. Oder ob Victor sich darüber ärgerte, dass ich meinen Fehler hatte bereinigen können.


    Ich drehte mich wieder zu Aribert um. „Nein,“ beantwortete ich seine Frage. „Du kannst dich wieder deinem Tagwerk widmen. Und nochmals vielen Dank für deine Hilfe. Du wirst es nicht bereuen. Und bete zu deinen Göttern, dass es uns gelingt, diese Banditen unschädlich zu machen.“ Ich nickte Aribert zu, drehte mich um und ging Richtung Dorfplatz um Meldung zu machen. Die letzte Bitte an Aribert konnte nicht schaden.

    Ich stach zu. Immer und immer wieder. Es schien nichts anderes mehr auf der Welt zu geben. Plötzlich sah ich einen Schatten in meinem Blickfeld auf dem Boden. Seit wann war der denn da, fragte ich mich. Ein kurzer Blick über meine rechte Schulter und ich erkannte den Optio. Aus seinem Gesichtsausdruck schloss ich, dass er nicht so ganz mit meiner Leistung zufrieden war. Ich drehte mich um und spürte, wie ich ärgerlich wurde. Ich tat doch schon mein Bestes! Den rechten Arm und die rechte Schulter spürte ich nicht mehr. Seit wann das so war, wusste ich nicht. Die Zeit schien sich während der Übung verlangsamt zu haben und zog nun scheinbar endlos dahin.


    Irgendwann versagte mein Arm und ich hätte fast den Gladius fallen lassen. Verzweifelt hielt ich inne und überlegte, was ich nun tun sollte. Da fiel mein Blick auf den Schatten, den der Holzpfahl warf. Bei den Göttern, es musste schon mehr als eine Tagesstunde vergangen sein. Denn der Schatten hatte sich ein weites Stück weiter bewegt und fiel lang und schräg auf den Boden. Kein Wunder, dass ich nicht mehr kann, dachte ich. Allein in dieser einen Stunde musste ich an die eintausend Stiche ausgeführt haben. Ich staunte, dass uns die Offiziere solange diese Übung machen ließen. Denn ich hatte von alten Legionären erfahren, dass sich die Reihen in einer Schlacht regelmäßig abwechselten, wenn es die taktische Situation zuließ. Kein Wunder also, dass mein Arm erlahmt war. Doch das würde den Optio und den Centurio erst recht nicht interessieren. Was sollte ich also tun? Aufgeben? Niemals. Also weitermachen. Dann hatte ich nur eine Chance. Ich musste die Übung mit links ausführen. Ich nahm den Gladius also in die linke Hand und begann mit der Übung von vorne.


    Da ich Rechtshänder war, gelangen mir die Stiche wesentlich schlechter. Der erste Stich schrammte gerade so am Pfahl vorbei. Doch nach und nach bekam ich ein Gefühl dafür. Allerdings führte ich nur den geraden Stich aus. Erstens waren meine Bewegungen noch zu unkoordiniert. Und zweitens, wenn ich jemals mit links kämpfen müssen sollte, dann wäre mein rechter Arm sicher so verletzt, dass ich keinen Schild rechts tragen könnte. Nach einiger Zeit klappten die Stiche ganz passabel. Ich beschloss, die Übung abwechselnd, mal mit links und mal mit rechts, auszuführen. Vielleicht war das auch das Ziel unserer Ausbilder. Ich hoffte nur, dass die Übung bald ein Ende haben würde.

    Zitat

    Original von Appius Terentius Cyprianus
    Ich hoffe du hast dann gleich die entsprechende Stelle in der Wiki gelöscht zw bearbeitet? :D


    Nein habe ich nicht. Aber wenn ich es darf, tue ich es gerne. :D

    Zitat

    Original von Narrator Germaniae


    "Ihr wollen... töten Räuber?", fragte er hoffnungsschimmernd.


    Ich sah, wie Aribert angestrengt die Decke seiner Hütte anstarrte. Scheinbar versuchte er sich an den Weg zu erinnern. Es war auf einmal so still, dass ich die Holzscheite, die in der Feuerstelle brannten, knistern hörte. Vom Dorfplatz klang leises Gemurmel zu uns.


    Ich hielt den Atem an und wartete gespannt, was Aribert uns zu erzählen hätte. Als er anfing, merkte ich, wie er während des Sprechens mehrmals nach den richtigen Wörtern suchte, um uns den Weg zu beschreiben. Da ärgerte ich mich über mich selbst. Das bisherige Gespräch hatte mich zu der Annahme verführt, dass Aribert genug Latein für eine genaue Wegbeschreibung sprechen könnte. Mist, dachte ich und hörte hinter meinem Rücken ein verächtliches Schnaufen. Ich schaute kurz über meine rechte Schulter. Ich wusste nicht genau, wer es gewesen war, doch die hämische und zufriedene Miene in Victors Gesicht, sprachen für sich. Er hatte scheinbar meinen Fehler bemerkt und freute sich diebisch darüber. Ich drehte meinen Kopf wieder Aribert zu und versuchte mir die Wegbeschreibung zu merken. Es war nicht viel, was er zu sagen hatte, so dass es mir relativ leicht fiel. Fast hätte ich dabei die Frage von Aribert überhört.


    „Die Räuber töten?“ fragte ich zurück und schaute Aribert ernst an. „Nun, wenn sie Widerstand leisten sollten, dann wird uns wohl nichts anderes übrigbleiben. Auf jeden Fall werden du und deine Familie bald wieder in Ruhe und in Frieden leben können. Dank deiner Hilfe!“


    Ich überlegte kurz, ob Helius sich von Aribert die Wegbeschreibung auf germanisch bestätigen lassen sollte. Falsch wäre das sicher nicht, dachte ich. Aber wir hatten Aribert schon viel abverlangt. Doch wenn ich mir nicht sicher wäre, in dem was er uns erzählt hatte, riskierte ich das Leben meiner Kameraden. Ich atmete tief ein und sah Aribert an.


    „Aribert, eine letzte und wirklich die allerletzte Bitte.“ Eigentlich war es die erste, dachte ich. „Mein Kamerad hier“, ich zeigte auf Helius,“kann deine Sprache. Könntest du ihm bitte in germanisch nochmals den Weg beschreiben?“ Bei diesen Worten hörte ich hinter mir ein leises Gelächter. Ich wusste, ohne mich umzublicken, dass es Victor gewesen war. „Aribert, es ist sehr wichtig, dass wir auch alles richtig verstanden haben. Sonst kann es passieren, dass wir die Banditen nicht töten können. Und du willst doch, dass wir das tun? Denke an deine Frau und an deine Kinder. Du bräuchtest keine Angst mehr um sie zu haben, wenn die Räuber tot sind.“

    Ich war auf schnellstem Wege wieder zurück in das Contubernium gelaufen. Unterwegs hatte ich nochmal über den merkwürdigen Besuch von Matrinius nachgedacht. Vielleicht hatte ich ihm Unrecht getan. Ich wusste nicht, was er auf seinem Weg in das Römische Reich erlebt hatte. Auch seine Beweggründe dafür lagen für mich im dunkeln. Denn in seinen Briefen hatte er nie Andeutungen darüber gemacht, dass er es beabsichtigt hätte, nach Mogontiacum zu kommen. Aber er hatte es mir ja auch nicht sagen wollen. Trotz mehrmaligem Nachfragen. Alles ziemlich mysteriös.


    Sollte er aber wirklich Matrinius sein, woran ich eigentlich nicht wirklich zweifelte, hatte er doch die richtige Antwort auf meine Frage gewusst, dann tat er mir jetzt auch irgendwie leid. Immerhin war er ein Gensmitglied. Und dies verlangte meine uneingeschränkte Unterstützung. Nun, es war bestimmt nicht das letzte Mal, das wir uns gesehen hatten. Vielleicht würde die nächste Begegnung unter einem günstigerem Stern stehen. Ich beschloss, dass ich, sobald ich Ausgang bekommen sollte, ihn in Mogontiacum aufsuchen würde.


    So kam ich in die Stube zurück und widmete mich wieder meinen Aufgaben. Während deren Erledigung hatte ich genügend Zeit, über die Sache weiter nachzudenken.