Schon durch ihre Reaktion wusste er, dass er voll ins schwarze getroffen haben musste. Sie schaute traurig zu Boden, um ihrem Vater nicht in die Augen schauen zu müssen und schwieg ihn an.
"Nicht was du denkst?" Bei den Göttern, soweit hätte er nicht gedacht, so hatte er seine Tochter nicht erzogen! Er konnte sich an dieser Stelle gar nicht ausmalen, was er mit ihr anstellen wollen würde, hätte sie mit seinem Klienten den Beischlaf vollzogen. Als sie dann endlich das aussprach, worauf ihr Vater die gefühlte letzte halbe Stunde gewartet hatte, fiel ihm innerlich die Kinnlade herunter, obwohl er ja eigentlich schon wusste, was seine Tochter ihm sagen würde. Nach außen hin zeigte er sich weniger überrascht, aber dafür viel mehr wütend. "Du LIEBST ihn?" fragte er nach, um sich dessen noch einmal bewusst zu werden. So langsam brodelte es in ihm herauf, tausend Gedanken schossen ihm durch den Kopf, wieso das ganze so fatal war, wieso er so enttäuscht war.
Er drehte sich ruckartig zur Seite, knirschte mit den Zähnen und ging ein paar Schritte.
"Ihr habt mich hintergangen." sagte Phelan dann nach einer kurzen Pause des Schweigens. Er drehte sich wieder zu ihr und ging schnellen Schrittes auf sie zu, um direkt vor seiner Tochter zum Stehen zu kommen. Mit dem Zeigefinger auf Runas gerichtet begann er seine Schimpftirade, die eher nach einem Donarwetter klang.
"Ihr habt mich BEIDE Hintergangen. Ihr habt BEIDE mein Vertrauen missbraucht. ER hat seinen Patron BELOGEN und DU hast deinen Vater .." am liebsten hätte er entehrt gesagt, denn so fühlte er sich.. "Ihr habt mich zu tiefst enttäuscht!" formulierte er dann schließlich zu Ende. Immer mehr realisierte er, welche Tragweite das ganze überhaupt hatte. "Curio ist mein Klient, ich bin sein Förderer. Sag mir, wie soll ich nun einen Mann fördern, der die ganze Zeit mein Vertrauen missbraucht hat, auf dem unser ganzes Patronatsverhätlnis beruht! Oh wie ich mich für ihn eingesetzt habe, wie ich ihn bei allen Honoratioren der Stadt angepriesen habe. ICH HABE MEINE HAND FÜR IHN INS FEUER GELEGT!" platzte es dann schließlich aus ihm heraus. Mit hochrotem Kopf und einem zerknirschten Gesicht - was man viele Jahrhunderte später auch ziemlich ähnlich bei Jürgen Klopp sehen würde - zeigte er äußerlich, wie wütend er war, obwohl er innerlich am liebsten hätte in sich zusammensacken wollen. Wie viel Vertrauen hatte er diesem jungen Mann geschenkt und wie viel hatte er auf ihn gesetzt, als die anderen Pontifices dem duccischen Pontifex sagten, er sei zu jung für eine Schülerin?
"Wer weiß, wer das alles noch mitbekommen hat? Welch Blamage für mich und unsere Familie, ist dir das eigentlich bewusst?!" er fühlte sich ja so blöd, dass er es erst so spät gemerkt hatte. "Ihr kommt Wochen vorher zu mir und beschwert euch über das Gerücht, welches diese verdammte Lupa namens Phryne über Curio und Alpina gestreut hat, und schafft dann selbst alle Voraussetzungen für ein weiteres Gerücht, welches sich in diesem Falle sogar bewahrheiten würde!? WAS ZUM DONAR GEHT IN EUREN KÖPFEN VOR!?"
"Ihr habt meine Gutmütigkeit ausgenutzt." sagte er nach einiger Zeit etwas ruhiger. Dann entfernte er sich wieder ein paar Schritte von Runa und bleib mit dem Rücken zu ihr gewand stehen. Dann drehte er sich wieder zu ihr und sagte den Satz, der das junge Glück vollends zerstören würde. "Für euch gibt es keine gemeinsame Zukunft. Du wirst den Fundanier heiraten." mit der Schlagkraft von Thor und seinem Hammer brachte er die Seifenblase um Runa und Curio zum platzen. Wieso der Fundanier? Weil sie aus Mogontiacum wegkommen würde.
Kommentarlos ging Phelan nun an seiner Tochter vorbei in Richtung Villa. In der ersten Runde musste Runa in seinen Ring steigen und kläglich einstecken. Die zweite Runde war für Curio. Wohin der duccische Pontifex jetzt noch am Abend gehen würde, brauchte man wohl nicht mehr zu erwähnen.