Beiträge von Decimus Duccius Verus

    Dankend nahm Phelan die Suppe so wie das Met an.
    "Endlich wieder Margas Kost und gutes germanisches Met! Ich meine, Lysander hat auch nicht schlecht gekocht, aber Marga ist und bleibt die Beste."
    Ein paar Löffel schob er sich in den Mund, bevor er sich Witjon widmete.
    "Hm .. wenn ich ehrlich bin grauts mir ein wenig davor .." sein Vetter hatte nämlich genau den Nagel auf den Kopf getroffen mit 'du weißt ja wie er ist'. Phelan warf im Zuge seines letztens Löffels seiner Schwester ein so großes Lächeln entgegen, dass ihm fast die Hühnerbrühe an den Mundwinkeln wieder herauskam. Wahnsinnige Freude und Beruhigung durchdrang ihn bei ihrem Anblick. Endlich waren sie wieder vereint unter einem Dach, unter einem Dach voller liebenswerter Menschen die sich Familie schimpfte.


    "Ach Witjon .., lass uns doch warten, bis Loki und Ragin da sind, sonst müssen wir immer alles nochmal erzählen .. erzähl du uns lieber, was in der Heimat so tolles passiert ist. Was gibt es neues? Was macht deine politische Karriere, was macht die Freya?"

    Der erste Tag als Sacerdos publicus pro Germania begann für Phelan. Er machte sich auf zum Tempelbezirk, wo er das Officium des Provinzcollegiums aufsuchte, in dem schon viele Mitglieder des Cultus Deorum, Discipuli, Sacerdotes und auch Pontifices, gearbeitet haben und stets im Dienste des Staates für das Volk ansprechbar waren.
    Die Tür war ein wenig eingerostet, es war schon länger keiner hier gewesen und das Schneewetter hatte die Schaniere rosten lassen und die Witterung hatte das Holz etwas verzogen. Das Officium war gar nicht mal so klein wie erwartet, aber das Chaos war wohl um einiges größer. Der junge Germane legte seine Tasche ab und machte erst einmal den Weg zu dem Schreibtisch frei, um erstmal diesen auf zu räumen. Danach würde er sich den Regalen widmen, in denen alles wichtige archiviert war. Einige Schrifrollen hatten auch noch ihren Platz zu finden.
    An der Wand hingen einige Urkunden. Es waren alles Urkunden der vorherigen Mitglieder des Cultus, die hier gearbeitet hatten. Zum einen die Urkunde des Pontifex Titus Claudius Imperiosus Iulianus, zum anderen die Sacerdotes Decima Valeria und Lucia Quintillia. Diese waren aber nur drei unter einigen.
    Seine Urkunde würde er auch bald hier her hängen, allerdings wollte er sich erstmal sinnvolleren Aufgaben widmen und sich vor allem erstmal Einleben.
    Massenhaft Arbeit würde auf ihn zukommen, gegenüber denen er aber keinesfalls missmutig, sondern in freudiger Erwartung war.

    Da war sie, langersehnt und erhofft endlich in seinen Armen, er wirbelte sie druch die Luft, passte aber auf das Witjon neben ihm nicht einen Fuß oder einen Ellenbogen ins Gesicht bekam.
    "Ich freue mich so dich zu sehen Sontje! Mein Herz erfüllt es mit großer Freude das dir nichts passiert ist .. wie war die Reise? Wie gehts Mutt.. ach weisst du, wir reden später alleine, lasst uns doch alle erst einmal ins Kaminzimmer, ich habe sehr große Schmach danach, in Rom hatten wir leider nichts vergleichbares .. nicht wahr ?" Phelan drehte sich um und schaute lächelnd in die Gesichter von Eila und Silko. Auf dem Weg zum Kaminzimmer flüsterte er leise in Witjons Ohr "Hey Witjon, sag, was sagt Loki über sie? Ich meine, ist er etwas .. sauer?" immerhin hatte er seiner Familie nichts über seine Schwester erzählt und sie einfach nach Mogontiacum geschickt, da er damals so liebevoll aufgenommen wurde. Aber bei sowas war mit Loki nicht gut Kirschen essen.

    Die Hallae. Wie lange hatte er hier nicht mehr gestanden? Es waren fast 6 Monate vergangen also nahe zu ein halbes Jahr! Es hatte sich aber nichts verändert, der Stammbaum wurde nachgetragen mit Ragin und Ratbald, das an Brandinars und Geros Namen deren Tod vermerkt war, hatte Phelan nicht gesehen. Er schüttelet wie die anderen auch den Schnee von seiner Kleidung. Dann fragte er auch Witjon eine der wichtigsten Fragen, eine Frage, die ihm seit dem Tag am Herzen liegt, an dem er jenen Brief abgeschickt hatte. "Witjon .. ist meine Schwester Sontje heil und unversehrt bei euch angekommen?" mit großen, hoffnungs- und erwartungsvollen Augen schaute er seinen Vetter an, wenn sie es nicht wäre, würde für ihn eine kleine Welt zusammen brechen, so lange hatte er sie nicht gesehen und es würde Tage dauern, um festzustellen, ob sie noch auf dem Hof ihrer Eltern war, oder auf der Reise verloren gegangen ist.

    Das irgendjemand die Tür öffnete, zörgerte sich anscheinend hinaus, war etwa keiner da? Plötzlich hörte der junge Sacerdos ein Schnoddergeräusch hinter sich und drehte sich um, nachdem es Eila und Silko schon realisiert hatten. Die schwere Winterklufft, die da näher zu kommen schien, machte es schwer jemanden zu erkennen. Doch als die Person sprach, konntes es kein geringerer sein als "Witjon! Heilsa lieber Vetter .. ja endlich sind wir wieder da .. wie ich sehe, ist dir auch nicht gerade warm, lass uns doch reingehen .. ich freu mich auf die anderen .. wir haben viel zu erzählen." Phelan ließ seine Sachen fallen und begrüßte seinen Cousin zuerst mit einem Handschlag, bei dem die Hand nach dem Handgelenk des anderen griff, zog ihn aber dann zu sich und umarmte ihn ordentlich germanisch. Witjon .. den ersten den er wieder sah .. einen, auf den er sich am meisten gefreut hatte.

    Wie Phelan es sich schon gedacht hatte, war das Land mit dem weißen Wintermantel bedeckt und frohr somit ein wenig. In Rom war es für Germanen nämlich relativ warm um diese Jahreszeit, deshalb trug er nicht seinen dicken Wintermantel, er hatte ihn eh in seinem Zimmer gelassen und erst gar nicht auf die lange Reise mitgeschleppt.
    Mit triefenden Nasen betraten sie den Weg zur Pforte der Casa Duccia Mogontiaci.
    "Eila, Silko .. seht, wir sind endlich da .." er stand einfach nur da und schaute sich sein zu Hause an. Viel hatte sich nicht verändert, allerdings hatte er das auch nicht erwartet und war auch nicht traurig darüber, das es nicht so war. Hinter dieser Türe würden seine geliebten Verwandten sein .. und hoffentlich vor allem seine Schwester Sontje.
    Schnell eilte er wieder an Eila und Silko vorbei, die ihn bei seiner Ruhephase überholt hatten. Er kam einige Schritte vor den beiden an der massiven rustikalen Tür an, an die er prompt freudig anklopfte.
    Endlich zu Hause ..

    Völlig fertig und mit verweinten Augen erreichte er die Casa Duccia in Rom. Eila und Silko warteten schon vor der Porta mit Lysander.
    Es waren die letzten Schritte die er zu jener Bruchbude machte, die ein paar Monate sein Heim waren. Viel reonviert war noch nicht, jediglich nur ein paar Reperaturen waren vorgenommen worden. Das letzte mal, das er hier stehen würde, war es sicher nicht. Zum einen würde er in Zukunft sicher hierher kommen, um Flava wieder zu sehen. Außerdem verlangte der Cultus bestimmt des öfeteren seine Anwesenheit, wenn es um höhere Sachen in der Organisation gingen, die zu kompliziert über Briefe zu regeln wären und letzten Endes auch, weil die Casa Duccia in Rom noch nicht fertig aufpoliert war. Aber alles zu seiner Zeit. Jetzt galt es erstmal Lysander zu verabschieden.
    Der Mann, wessen Haar an grau in der letzten Zeit schon sichtbar zugenommen hatte, stand mit den Händen hinter dem Rücken in der Türe und Phelans Verwandnten standen direkt daneben.


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    "So junger Sacerdos, es gibt wohl wieder ab nach Germania richtig?" der Bedienstete des Hauses, den man eigentlich schon fast Wart der Casa nennen konnte, kaute auf iregendetwas und grinste freundlich.
    "Ich werde schon gut auf die Bude aufpassen, aber lasst mich ja nicht zu lange alleine, ich habe mich durch euch doch schon an etwas Gesellschaft gewöhnt, auch wenn es nicht immer so leicht war mit euch" er schaute gezielt Eila mit einem scharfen Blick an, welchser sich aber wieder in ein kauendes Grinsen verflüchtigte.
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    "Ich danke dir Lysander, das macht meine Bitte an dich unnötig. Der Aufenthalt war außer der äußeren Umstände sehr genehm und ich versichere dir, dass du wirklich nicht all zu lang alleine sein wirst."
    Phelan griff beispielhaft nach dem Gepäck und gab Silko das Zeichen, dass sie nun abreisen würden und er somit auch ein wenig zu tragen hätte.
    "Ich wünsche dir bis dahin alles gute Lysander, pass auf dich auf, nicht das dir die Bude auf den Kopf fällt oder dir die Tiere das letzte Essen vom Teller holen."


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    "Keine Sorge junger Mann, ich komme schon über die Runden." sprach er und trat ein wenig zurück, um Silko und Phelan etwas Platz zum rangieren zu lassen.
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    Eila, Silko und Phelan machte sich also auf zur Straße, um die Rückreise ins geliebte, inwzischen schon weiße, Germania anzutreten.
    Nach einigen Schritten drehten sie sich um und wunken Lysander noch einmal zu, der dies ebenfalls tat und nachdem sie sich wieder umgedreht hatten, leicht mit dem Kopf schüttelte und letzt endlich zurück ins Haus ging.
    "Die Jugend die Jugend .."

    Das ganze war vergleichbar mit einer Schatzsuche. Der Weg war steinig und schwer, Gefahren gab es, aber am heuten Tag, trafen ihre Finger auf seine, als sie sich verschlungen war der Schatz gefunden. Der Schatz der Liebe. Jener war zwar greifbar, aber man konnte ihn nicht behalten, noch nicht. Die Zeit würde kommen, aber jetzt war schon einmal klar, es gibt ihn.
    "Ich bin mir sicher das die Götter dafür sorgen werden das es nicht solange dauern wird .. " über die Sache mit den Briefen musste er schmunzeln "Keine Sorge, ich werde sie als geschäftliche Briefe decken und nicht zu ineressant aussehen lassen" er zwinkerte ihr zu und griff einmal kurz fester ihre Finger, als sie noch etwas hatte sagen wollen. Als sie sich dann auch verabschiedete, zog er ihre Hand langsam zu sich und gab ihr einen Kuss auf die Fingerspitzen.
    Danach verloren sich ihre Finger und er trat langsam ein paar Schritte zurück. Sein Herz schien immer mehr zu sterben, je weiter er sich von ihr entfernte. Der Gedanke, sich umzudrehen und einfach zu gehen wurde von seinen Gefühlen zu ihr viel zu stark bekämpft, als das er es einfach hätte machen können. Erst als er fast den grünen schönen Fleck voller Erinnerungen, auf die der Baum aufpassen würde, verlassen hatte, drehte er sich um und ging seiner Wege. Doch nach einigen Schritten blieb er wieder stehen, drehte sich noch einmal um. Er sah sie, seine schöne, kluge, atemberaubende und einzigartige Flava. Oh bei Odin, hoffentlich würden sie sich bald wieder sehen. Er flüsterte leise vor sich hin "Ich bitte dich Iuno, lege deine schützende Hand über sie .." er schaute Flava noch einmal eindringlich und tief in die Augen, wobei ihn die Distanz nicht darin einschränkte.
    Dann drehte er sich wieder um und lief in Richtung Casa Duccia. Er hatte sich nicht einmal um 45° gedreht, schon floß eine dicke schwere Träne aus seinem rechten Auge herunter und an seinen Bartstoppeln hängen.
    "Auf bald .. Flava ..." murmelte er.

    "Genau, wenn du sacerdos bist, da du eine gute und eifrige Schülerin und Orestes ebenso ein guter Lehrer ist, wirst du keine Probleme haben und schnell fertig werden. Die Zuversicht tilgt meine Sorge, dein Vater wird bestimmt schon bald wieder aufgetaucht sein." der junge Germane wollte nicht, dass Flava vor Beendigung ihrer Ausbildung nach Germania kommen würde. Nicht, weil er sie nicht sehen wollte, das wollte er nämlich mehr als alles andere in der Welt, sondern, weil sie ihre Ausbildung ordentlich zu Ende führen sollte, schließlich war das einer ihrer größten Träume.
    Als sie seinen germanischen Namen aussprach musste er freundlich schmunzeln. Er freute sich, dass Flava davon gebrauch machte und in Zukunft auch ein wenig öfter machen würde.
    Sie senkte ihren Kopf und die ganze Situation wendete sich mehr wieder dem Anstand zu, wie es schon im Tempelbezirk und auf dem Aventin gewesen war, nachdem sie sehr persönlich, intensiv und tiefsinnig waren.
    Das war das Zeichen für Phelan, so langsam aber sicher die Reise anzutreten.
    Die Reise, die er schon einmal umgekehrt gemacht hatte. Er würde jetzt wieder in seine Heimat zurückkehren und das tun, was er so oft in seinen Visionen und Erscheinungen gesehen hatte. Auf seine Familie, besonders auf Sontje, freute er sich natürlich imens, aber diese, konnte nicht den Abschied von der Decima vertrösten, die ihm die restlichen Tage in Rom so versüßt hatte. Phelan war kein Mensch, der an Zufall glaubte, alles passierte für ihn, weil es das Schicksal so wollte und es wollte Flava für Phelan. Hoffentlich, würde die große Distanz nicht all zu lange konstant bleiben..


    "Flava .. meine Liebste ... ich .. " er drehte sich kurz zur Seite und rieb sich kurz im Auge, noch wollte er keine Träne vergießen, nicht vor ihr .. "muss mich auf den Heimweg machen .. Eila und Silko warten schon auf mich ... der Abschied fällt mir so schwer und stimmt mich traurig, aber wenn ich an das Widersehen denke, erfüllt es mein Herz und lässt ein reges Glücksgefühl durch meine Adern pulsieren .. " Er ging etwas näher auf sie zu, strich mit den Fingerspitzen von ihrer Schulter hinab zu ihrer Hand. "Pass auf dich auf .. auf ganz bald Flava .. auf ganz bald.."

    Plötzlich schlug sie ihre Augen auf und er ruhte in all seinen Bewegungen. Erst ihr Griff nach einer seiner Haarsträhnen gab ihm die nötige Geborgenheit, das Wohlgefühl nichts falsch gemacht zu haben und sich nicht um irgendetwas um sie herum sorgen zu müssen.
    Als sie über Phelans Haare sprach musste er doch sehr schmunzeln.
    "So, lustig findest du sie also? Ich hab ja gehört, lange Haare machen durchaus atraktiv." noch breiter wurde sein Lächeln, als er mit seinen Fingerspitzen über ihre Wange strich.


    Glück - das, was er in diesem Moment hatte, empfand, fühlte.
    Dieses Glücksgefühl würde vielleicht bis an sein Lebensende halten, leider wurde ihm nur der Moment genommen, an dem das Glück am höchsten Punkt angelangt zu sein schien. Seine Handbewegung an die Sklaven brachte im Prinzip nichts. Erst als Flava ihre Hand erhob, traten die besorgten Männer wieder zurück und gingen auf Abstand.
    Nachdem sie ihr Kleid gerade gestrichen hatte stand sie wieder auf. Es war doch zu schön gewesen, aber wären sie noch länger so liegen geblieben, was sich der junge Duccier doch sehnlichst gewünscht hätte, wären eben jene bösen Augen erschienen und hätten den bösen Zungen befohlen es in die Öffentlichkeit zu tragen. Das wollte er nicht, schließlich wäre es eine Katastrophe, wenn ihr Bruder oder auch generell ihre Familie so von den beiden erfahren würde.
    "Ich war ja noch rechtzeitig da, um die aufzufangen." er strich sich mit der rechten Hand durch die Haare, sein Kopf war dabei gesenkt, um seine erröteten Wangen zu verstecken.
    Als die Decima anfing sich zubedanken schaute er sie erwartungsvoll an, würde sie vielleicht einen neuen Versuch wagen? Doch erst einmal viel er aus allen Wolken, sie gab ihm ihren Armreif, den sie gerade trug. So froh war er, auch ein Erinnerungsstück von ihr zu haben, dass er immer bei sich haben würde.
    "Ich danke dir von ganzem Herzen Flava .. er passt! Zwar nicht so locker aber auch nicht all zu fest, als dass es mir das Blut abschüren könnte .." er freute sich sehr, auch als sie ihn auf schreiben ansprach .. "Natürlich schreibe ich dir .. ich werde dir berichten, was ich jetzt, da wo ich sacerdos bin, in Germania für den Cultus erledigen werde.." natürlich würde er nicht nur davon schreiben "das lässt sich in genug Worte fassen .. allerdings werden meine Worte nie reichen, um auszudrücken was ich für dich fühle .." Verträumt und eindringlich sah er sie an. Er musste bald schon gehen, der Gedanke der Abreise plagte ihn sehr, aber es musste sein! Würde er sie noch länger sehen, diese wunderschöne Frau, dieses Mädchen, dass ihn so verzaubert hatte, würde er sich nie losreissen können.


    "Ich hoffe dein Besuch wird nicht all zu fern bleiben .."

    Geschockt, erstaunt und auch verträumt schaute sie ihn an. Wackelig auf den Beinen hörte sie, was Phelan ihr zu gestehen hatte und das war nicht nur ein Geständnis, wie wenn ein Junge der Mutter die frische Milch vom Fensterbrett stibitzt hat, es ein Geständnis der Liebe.
    Als sie ihre Lippen spreitzte und ein paar Worte diese verlies, war der Pulsschlag des Ducciers mindestens vier mal so hoch, wie der auf einer römischen Kriegsgallere, um die Ruderer anzutreiben. Innerlich hoffte er nur das sie es sagen würde. Sag es, bitte .. oh Götter steht mir bei. Nunja, eher ihr hätten sie beistehen sollen, denn sie konnte ihre Worte nicht zuende sprechen, sie fiel in Ohnmacht. Flava drohte auf die Knie zu sinken und mit dem Rücken auf dem Boden zu landen doch nein! Der kleine Wolf war schneller, er schritt seitlich neben sie und fing sie sanft auf, sank aber zu Boden. Jetzt lagen sie da, eine Decima in den Armen eines Ducciers, welch Bild mag das wohl gegeben haben? Ein wunderschönes, wie Phelan fand, was andere Augen oder auch die Augen der Sklaven speziell sahen, war ihm egal, er zeigte ihnen, dass es nicht nötig sei sich zu nähern, denn sie waren schon einige Schritte aus Sorge näher gekommen.


    Leise flüsterte er ganz dicht mit seinen Lippen an ihrem rechten Ohr "Oh Flava .. wieso ist dieser Moment nicht zeitlos .. ich will nicht gehen, doch die Bürde treibt mich dazu .. " er hoffte sie würde bald aufwachen .. er hatte nicht mehr viel Zeit, bis Silko und Eila auf ihn warten würden. So strich er ihr über die Haare und gab ihr einen Schmetterlingskuss. Mit seinen Wimpern näherte er sich ganz vorsichtig ihrer Wange und blinzelte, in der Hoffnung das das Kitzeln ganz viele kleine Blitze auslöste, die sie wieder in den Zustand der vollen Wahrnehmung bringen würden.

    Zu süß war es, als sie sich ein wenig verhaspelte. Ein breites Schmunzeln zeigte sich auf Phelans Lippen, dass aber keinesfalls bösartig war.
    Die Freude war so groß. Sein Atem stockte kurz, als sie ihn fragte, was er ihr sagen wollte. Er fasste sich ein Herz und griff er mit seiner linken Hand nach ihrer linken. Ohne eine längere Pause zu machen fing er an mit dem, was so unendlich tief in ihm war und endlich raus musste, nicht länger gefesselt bleiben wollte.


    "Liebste Flava, bevor ich nach Germania gehe möchte ich dich wissen lassen .." er schluckte kurz .. du bist die wundervollste Frau die ich je gesehen habe. Du hast ein warmes Herz, du bist so unendlich klug und interessant, dass mein Herz Luftsprünge macht, wenn ich nur an dich denke. Du bist von so atemberaubender Gestalt .. dein Antlitz bringt mich um jeden Schlaf in der Nacht .." es war ein hartes Stück Mut, was der Duccier da jetzt aufwand, aber es musste sein, nie hätte er es sich verzeihen können, wären deise Worte in seinem Herzen geblieben. ".. nun, es mag vielleicht unerwartet oder forsch erscheinen .. aber es ist die Sprache die mein Herz spricht, wenn mein es nicht die Worte zu sprechen vermag, würde es mir nie verzeihen, wenn ich ohne dich noch einmal zu sehen nach Mogontiacum gegangen wäre." Er griff mit seiner rechten Hand in seinen Lederbeutel, der an seinem braunen Gürtel befestigt war.
    Heraus zog er etwas rundes bronzenes. "Hier.." er legte es auf ihre Hand und verschloss sie, langsam glitten seine beiden Hände von ihr, so dass er mit seinen Fingerspitzen kleine Blitze auf Flavas Haut sendete. "Es ist das Zeichen meiner Familie, der germanische Wolf. Es soll dir als Erinnerung bleiben, an den kleinen Wolf - Phelan" Das kleine runde hatte er extra anfertigen lassen und glich ein wenig seinem Medaillion, das er immer an einem Lederriemen um seinen Hals trug. Kleiner Wolf, das war die Bedeutung seines Namens .. Phelan .. sie sollte es wissen, es war etwas sehr persönlich, noch keinem Römer hatte er seinen germanischen Namen anvertraut.
    Um Flava nicht völlig fassungslos und verloren stehen zu lassen versuchte er die Situation etwas zu lockern "Du ahnst gar nicht, wie viel der Mann haben wollte, um es rechtzeitig fertig zu stellen.. ein Lächeln setzte sich auf seinen Mund und er schaute in ihre wunderschönen Augen.

    Da war sie. Sie gleich einer zarten Elfe, umhüllt vom weißen Schleier des Traums, den Phelan jede Nacht träumte. Es war das letzte mal, das er sich so übermäßig über ihr plötzliches Erblicken freuen konnte, denn wenn sie sich verabschiedeten hatten, würde er sie eine sehr lange Zeit nicht mehr sehen können. Voller Freude ging er auf sie zu mit einem hastig großen Schritt.
    "Flava, du bist hier! Es ist so schön dich zu sehen!" Fast hätte er ihre Hände genommen, ja .. das hätte er auch gern .. aber das wäre zu forsch gewesen .. der Platz auf dem sie waren, war zwar ausserhalb der Öffentlichkeit, aber man wusste ja nie, ob sich nicht doch ein paar Ohren und Augen irgendwo versteckt hielten.
    "Wie du ja schon gelesen hast .. ich werde heute noch Rom verlassen. Es muss sein und ich wünschte .. glaub mir, ich wünschte wirklich es müsste noch nicht sein."
    Phelans Blick war voll Trauer, noch nie hatte er sich so elendig gefühlt wie in diesem Moment, er wollte sie nicht alleine lassen, aber das Schicksal, ließ ihm vorerst keine andere Wahl. Erst wenn ihr Vater wieder aufgetaucht sein würde, könnte sie ihn Besuchen kommen und bei den Göttern, wenn es zu lange dauern würde, wäre er nicht davon abzubringen noch einmal nach Rom zu reisen.


    "Ich hoffe deine Verwandten haben das Schreiben nicht gesehen ..."
    Es wäre schrecklich, würde sie observiert werden. Ein schlechtes Licht wollte er nicht auf sich werfen lassen, diese Situation hatte schon etwas Zwilichtiges für außenstehende Blicke.


    "Es gibt noch so viel das ich dir sagen möchte!"

    Lysander hatte früh genug aufgemacht, um den Brief zur Casa Decima Mercator zu bringen, der für Phelans Gefühle viel bedeuten würde.
    Er klopte an der Porta der Casa und gab die klein gefaltene und mit einem Lederband zugeschnürrte Nachricht an den Ianitor ab in der Hoffnung er würde sie an Decima Flava zu stellen. Kaum war Lysander verschwunden, tat der Ianitor es Lysanders Hoffnung gleich und ließ das Schreiben von einem Bediensteten des Anwesens auf Flavas Zimmer bringen.



    Liebste Flava,


    der Tag ist gekommen, der mich fern der Grenzen Roms trägt, aber nicht fern der Grenzen des römischen Reiches! Ich werde wieder nach Germania reisen und zu meiner Familie in Mogontiacum zurückkehren.
    Es fäll mir sehr schwer, glaube mir bitte, daher möchte ich dich um etwas bitten. Ich würde es nicht ertragen dich vor meiner Abreise nicht mehr gesehen zu haben geschweigedenn deine liebliche Stimme zu hören und in deine wundervollen Augen blicken zu können.
    Es würde mein Herz mit derartiger Freude erfüllen, wenn du zur hora tertia zu dem Baum kommen würdest, den ich dir einst zeigte, ich verbinde viele schönere Erinnerungen mit ihm, wenn ich nur an den wundervollen Tag mit dir auf dem Aventin denke. Meine Sinne sind erfüllt mit Zuversicht, dass du den Weg noch kennst.
    Ich werde dort sein, ich und alles was mich exestieren lässt hoffen, dass du erscheinen wirst.


    In ewiger Verbundenheit


    Dein Decimus Duccius Verus


    Es war soweit, der Tag, der die Abreise von Phelan besiegelte, war gekommen.
    Der junge Duccier stand zum verabredeten Zeitpunkt am verabredeten Ort und wartete auf die Decima in die er sich unsterblich verliebt hatte. Würde sie kommen? Würde sie seine kleine Nachrricht ernst nehmen? Wenn nicht, könnte es bedeuten, dass er sie nie wieder sehen könnte und nie wieder mit ihr zu sprechen vermögen würde. Aber daran wollte Phelan gar nicht denken, so war Flava nicht, so hatte er sie nicht lieben gelernt. Lieben .. genau das war es, was er vielleicht los werden wollte. Naja, was heisst loswerden, eher würde es bei einer eindringlichen Andeutung bleiben.
    Der Ort war perfekt. Der Baum, der auf einem kleinen Fleckchen Wiese abseits des öffentlichen Gerangel Roms stand, spendete Schatten und die nötige Geborgenheit. Jetzt galt es nur noch zu Warten, dass Flava endlich erscheinen würde. Er hatte ein kleines Geschenk für sie gemacht, naja .. ein Geschenk wäre zu viel gesagt, es war eher ein Erinnerungsstück daran, dass es jemanden gibt, für den sie immer als die schönste Frau durch seine Träume wandern würde.

    Der Augenblick in der sie wieder Worte, die zu jeder Zeit so lieblich süß klangen, für eine Antwort suchte war unterträglich. Die Zeit schien wieder stehen zu bleiben. Es rauschte durch seinen Kopf, Wohlgefallen oder Abneigung, was würde es sein? Es waren die zwei Optionen, die sie wählen würde. Alles schien so langsam voran zu gehen, die weiteren Schritte, die Bewegungen, die Mimiken und Gestiken. Ein Quantum Trost blieb ihm allerdings, er hatte das gesagt, was er fühlte und das konnte ihm keiner mehr nehmen, egal was die Antwort sein würde, es würde Klarheit haben. Ob Phelan diese jedoch wollte, war eine andere Frage, denn er hatte sehr große Angst vor ihr, noch nie hatte er so mit einer Frau gesprochen geschweigedenn Worte so offenbart, wie er es bei Flava tat.
    Bei ihrem ersten Versuch einer Antwort stockte sein Atem. Sie würde doch nicht.., Nein! Es klang wie das morgendliche Vogelgezwitscher, welches ihn jeden Morgen sanft und mit schönen Gedanken aufwachen ließ, als sie ihm antwortete.
    "Da gibt es nichts zu danken meine Liebe, unbedingt trachtete ich danach mit dir hier zu sein, nicht nur um dich alleine zu treffen, sondern auch, um mit dir zusammen eines der wichtigesten Rituale des Cultus für deine Diana zu begehen."


    Beide fassten sich wieder und gingen normalen Schrittes weiter. Silko musste verweis was denken, allerdings mischte er sich nie in etwas ein, wo keine offensichtliche körperliche Gefahr drohte und da war Phelan in diesem Moment auch sehr glücklich drum.
    "Fast sind wir fern des Aventins.. du musst uns führen, denn leider weiss ich nicht wo du wohnst."
    Seine Worte klangen traurig, nun betraten sie nämlich wieder das öffentliche Leben Roms, wo jedes Paar Augen zielgerichtet nach Gerüchten spähte. Nicht noch einmal könnte er ihr so nahe kommen, wie er es vor einigen Moment noch war. Nicht noch einmal könnte er ihr derartig wichties und Schönes sagen ohne das der Feind mithörte, wie er es vor wenigten Momenten noch tat.

    Mit großer Ehrfurcht lauschte er den hohen Worten des Pontifex Gracchus.
    Keinesfalls würde er sich erträumen lassen, diese nicht zu beherzigen. Seine Aktion war mehr als riskant, dennoch schien sie gelungen, aber richtig war es vielleicht, nein nicht vielleicht, es war wirklich nicht die richtige Weise gewesen. Seine Ehrfurcht spiegelte sich ganz klar in seinen Augen und schien immer tiefer zu werden, bei jedem Wort, dass der Flavier sprach.


    "Entschuldige Flavius Gracchus, ich werde mich voll und ganz fügen." Vor allem, dass er rein das Werkzeug des Cultus Deorum ist bei einem Opfer und somit im Dienst des Staates und stellvertretend sogar für den Imperator Caesar Augustus selbst brachte ihm zum schlucken. Einsicht. Ja, Einsicht war das, was der junge Duccier gerade spürrte, da Gracchus Worte nicht ungerecht waren, verfielfältigte sich die Aussagekraft der Wörter imens.
    Als der Flavier ihn sacerdos nannte, schaute Phelan mit freudigem Blick in seine Augen. "Oh das werde ich Pontifex! Habt Dank!" mit einer reichlich genügenden Verbeugung bestärkte er seinen Dank. Es war geschafft, der Traum war nicht länger ein Traum, er war jetzt ganz real. Jetzt würde er wieder nach Germania, zu seiner geliebten Familie können. Allerdings stimme es ihn auch etwas traurig, Flava... er würde sie zurücklassen müssen .. am liebsten würde er sie direkt mitnehmen, aber diese Vorstellung war mehr als nur Utopie. Es würde eine schwere Zeit des Wartens werden, aber die, war Phelan bereit aufzubringen.

    Neben ihr her zu gehen, war wie als wenns ich ein kleiner Junge ein Abenteuer vorstellt. Es ist so unbeschreiblich spannend und faszinierend. Alle Synapsen im Körper machen sich bemerkbar und viele Reize werden ausgelöst. In Phelans Fall wars der Reiz, der sich in ihm durch Flava entfaltete.
    Allerdings ist ein Abenteuer meist genauso unerreichbar wie es schön ist. Genau so war es, Flava ging sehr dicht neben ihm her, die tollsten Sachen gingen durch seinen Kopf, sollte er auch einen Schritt zu ihr wagen, sollte er es nicht, sollte er vielleicht sogar ihre Hand nehmen, oder sollte er es besser bleiben lassen? Berühren tat sie ihn nicht. Als sie jedoch wieder anfing etwas unsicher zu gehen, was sie gut versteckte, fasste der Duccier sich ein Herz und schob seine Schulter ganz sanft hinter ihre, so dass sie sich fast anlehnen konnte. Er gab ihr dadurch Halt. Nicht nur physisch, so hoffte er, sondern auch im Inneren.
    Fast schon leise, nahezu geflüstert sprach er ihr ins Ohr "Du störst meinen Tagesablauf nicht im geringsten, du trägst nur dazu bei, dass ich vor lauter Aufgaben auch etwas sehr schönes erleben darf." Da war es raus, war es zu viel? War es vielleicht zu wenig? Vielleicht würde sie es falsch verstehen, sollte er nachsetzen. Bevor sie antworten konnte brach es aus ihm heraus. "Ich bin sehr froh das wir beide hier und jetzt zusammen sind .. es macht mich seit langem wieder glücklich." Gefühlschaos, alle Moleküle in seinem Körper tanzten Tango. Er sprach diese Worte ebenso geflüstertert und warm, in der Hoffnung sie würde ihn ernst nehmen. Ihm war es egal, es musste nämlich jetzt raus, ob sie es für unanständig erachten würde, er wollte einfach das sie das jetzt wusste. Die Sache mit der Casa wollte er ihr später beantworten, nicht jetzt, es würde überhaupt nicht dazu passen und vielleicht würde sie dadurch etwas falsch verstehen.

    Leider reagierte die junge Decima nicht so auf Verus, wie er es am liebsten gehabt hätte. Ein Lächeln von ihr, nur ein einziges Lächeln, was nicht nach wenigen Momenten wieder zerbrach, hätte ihn so glücklich gemacht.
    Aber das konnte er nicht erwarten. Flava war ein anständiges Mädchen, das genau wusste, wie es sich zu benehmen hatte und sich zu beherrschen was stärkere Gefühlsausdrücke anging.
    Als sie dann noch trauriger zu werden schien, als sie sich in die Augen blickten, stimmte ihn sehr unwohl.
    Er mochte sie sehr sehr gerne, sogar viel mehr als das, nur das konnte er nur denken und davon träumen, wie es mit ihr zusammen wäre. Er hoffte, dass er irgendwann, am besten in seiner Heimt mit ihr so reden könnte, dass es für sie nicht unschicklich wäre. In Germania würde es keinen geben, der sie kennt. Sie könnte all ihre Anstandssorgen über Board werfen. Naja, nicht ganz, ihren Anstand sollte sie behalten, allerdings dem Anstand bezüglich Verus könnte sie etwas beigeben. Dort würde er ihr auch offen seine Gefühle zeigen, hier ging das nicht. Und wieder dachte er an seine Rückkehr, ihm wurde ganz mulmig und ein wenig schlecht zu mute, zeigte es aber nicht und beantwortete Flavas Frage.


    "Ob ich für dich nur eine Straße weiter gehen muss oder tausende wird mich nicht daran hindern dich nach Hause zu geleiten." Und schon wieder, da war es, das Veruslächeln der Wahrheit, wo er offensichtlich mit seinem Namen für stand.
    Schnell schob er hinterher "Wir wohnen in der Casa Duccia an der Via Lata. Naja, Casa kann man das nicht mehr nennen, sie gleicht eher einer Bruchbude. Wir sind gerade dabei sie zu renovieren, deshalb müssen Silko und ich gleich noch in die Stadt, ein paar Tagelöhner anheuern."
    Er bemerkte, wie sein Herz schwerer wurde, der Abschied von Flava rückte näher, aber der junge Phelan hatte sich schon etwas dafür ausgedacht, so dass sie ihn nicht so schnell vergessen würde.

    Am vorletzten Tag ihrer Abreise fanden sich Duccia Flamma, Silko und Duccius Verus vor dem Haupttor der Castra Praetoria ein, um von ihrem Vetter Abschied zu nehmen, den sie in nächster Zukunft erstmal nicht mehr sehen und nur noch von ihm in Briefen lesen würden.


    Vor dem Tor warteten schon die Soldaten.



    "Salve Milites, Decimus Duccius Verus und Duccia Flamma ersuchen Einlass, um sich von ihrem Vetter Duccius Eburnus verabschieden zu können." er deutete auf den nicht weißen "Das ist unser Custos Corporis, ich ersuche auch für ihn Einlass." Phelan hoffte das würde keine Probleme geben, immerhin hatte er auch das Recht sich von Arbjon zu verabschieden, hatte er nicht mit ihm öfters das Waffentraining und andere Sachen abgehalten.