Ja! Da war das Startzeichen des Pontifex.
"Es ist alles fertig, zumindest habe ich alles in die Wege geleitet und alle Beteiligten außer unser einer müssten sich auch schon im Tempel aufhalten und bereitstehen."
Er nickte den beiden Römern zu und schritt voran.
Nachdem Verus den Tempel betreten hatte, warf er den Opferdienern einen Blick zu, der sie wissen ließ, dass es in Kürze losgehen würde. Zunächst war erstmal ein wichtiger Teil an der Reihe, die Reinigung. Orestes hatte Phelan schon bei seinem ersten Opfer diesen wichtigen Schritt sehr deutlich eingeprägt, so wusch er sich beide Hände und Arme äußerst gründlich.
Seine Sandalen hatte er ausgezogen und nur noch seine weißen Kleider bedeckten seine Haut.
Danach ging er zu den Helfern und wies die tibicines und fidicines an die Flöten und Lauten erklingen zu lassen. Phelan schritt in Richtung Kultbild und fing auf dem Weg mit den Handflächen nach oben gerichtet das Gebet an. Er stand vor der Cella der Iuno und sprach:
“Oh Iuno, oh du Schützerin der Mütter, Ehe und Familia, sei mir gändig wenn ich dir dieses Opfer darbringe am heutigen Tage.“
Ab hier war seine Nervosität komplett verflogen, der junge Duccier wurde eins mit der Atmosphäre und konzentriete sich nun voll und ganz auf die Rituale. So verhüllte er nun auch seinen Kopf, um die Rituale der toga velata zu befolgen.
Er gab den jüngeren Opferdienern, nachdem sie die Kohlepfannen links und rechts des foculus angeheizt hatten, das Zeichen, das der Weihrauch an der Reihe war.
“Oh du beste Iuno, ich bitte dich, behüte die Familien und wache über die Geburt, wie in den letzten Jahren du dies getan hast, damit auch heute und in ferner Zukunft die Nachkommen Roms gesichert sind.
Verus legte den Weihrauch auf und schon fing es an zu brutzeln und ein wenig an zu zischen. Er erhob wieder seine Hände und sprach:
“Oh Iuno, du höchste Göttin, ich bitte dich, nehme diesen Weihrauch an, denn er gebührt nur dir.“
Der Weihrauch breitete sich langsam aus, sodass bald wohlbekömmliche Düfte zu vernehmen waren. Phelan hielt einen Moment inne und wandte sich dann dem foculus zu.
Als Opferagben hatte der Duccier bedacht Trauben und den besten römischen Wein, der aus dem ertrag der besten römischen Landgüter gemacht wurde. Bedacht, da er wusste, dass Iuno auch vor der Ernte von Bauern verehrt wird, da sie eben auch die Schutzgöttin der Nutzbäume und des Kleinviehs war. Zwei Ministri hielten den Wein in der patera und die Trauben in einer prunkvollen Schale dem angehenden Priester hin. Zuerst hob er die die Weintrauben in die Höhe und sprach:
“Oh größte Iuno, nimm diese Weintrauben an, du Schützerin über Nutzbäume und das Kleinvieh, dir sei diese Gabe und nur dir.“
Er legte die Weintrauben wieder zurück in die Schale, die in der Zeit von dem einem Helfer auf den foculus gestellt worden war. Dann nahm er den Wein, hielt ihn in die Höhe und sprach:
“Oh Iuno, nimm diesen köstlichen Wein an, Ehre sei dir, wie vor jeder Ernte wodurch die Bäume die schönsten und besten Früchte tragen denen diese Gabe entspringt, sie sei dir und nur dir.“
Den Wein schüttete er in die bereitgestellten Schalen auf dem foculus, nachdem er den ersten Schluck auf den Boden schüttete. Dieses Trankopfer hatte er zum ersten Mal in der Taverne mit Aurelius Orestes und Aurelius Corvinus miterlebt und seitdem immer und eifrig praktiziert. Folglich trat er ein paar Schritte zurück, erhob die Hände und sprach:
“Oh Iuno, oh du Schützerinnen aller Mütter, die deiner Hilfe dank die Söhne Roms gebähren, wie einst unseren Imperator Caesar Augustus Gaius Ulpius Aelianus, nimm diese Gaben und somit mein Opfer, das ich dir als ergebenster Diener darbringe, an.“
„Oh Iuno, du Gemahlin des Iuppiter, nimm dieses kleine Opfer an, segne die Familien, denn sie sind ebenfalls die Stützen unseres prachtvollen und mächtigen Roms. Segne sie und wache über sie.“
„Oh Iuno maxima, schenke allen Müttern Roms Kraft für die Geburten der Söhne Roms. Schenke Rom Frieden und bewahre uns vor schlechtem. Lege deine schützende Hand über den Kaiser, damit er uns und unser Rom noch weiter führen kann.“
Nachdem seine Worte verklungen und nur noch die Musik zu hören war, machte er eine Körperwendung nach rechts und signalisierte so das Ende des Voropfers seinen Ministri.
Diese Drehung hatte ihm sein Lehrer ebenfalls sehr verinnigt, damit er sie ja nicht vergessen würde. Jetzt war es an der Zeit für das blute Opfer. Phelan schritt ein wenig zurück und bildete mit seinen Helfern eine Prozession in Richtung Tempelvorplatz, bei der die Musikanten natürlich folgten.
Sein Blick war starr, nicht vor Angst oder abwegigen Gedanken, sondern vor Konzentration und tiefer Demut, er hatte wieder dieses Gefühl nach seinen Worten gespürrt. Dieses warme aber dennoch übermenschlich mächtige Gefühl.
Draußen angekommen, wartete schon der Victimarius, der das Opfertier auf dem Altar festgekettet hatte. Der junge Duccier wählte als Opfertier einen Eber. Dieser Eber diente ihm als Symbol für seine Heimat Germania, welches Iuno seine Frömmigkeit zeigten sollte, die er trotz seiner Herkunft hegte. Der Eber war wundervoll und vor allem aufwendig geschmückt, eine Wolldecke lag über seinem Rücken.
Die Gruppe stellte sich auf und wartete darauf, von einem der Ministri mit Wasser gesprengt zu werden, damit sie als gereinigt galten. Auch hier wählte Phelan bedachten den jüngsten Jungen den er kriegen konnte, er diente als Symbol für eine gute Geburt eines guten römischen Knabens, über die Iuno gewacht hatte.
Da waren sie, die Worte, das Zeichen, “Favete Linguis“, er schritt nach vorn zum Altar, berührte das Tier und sprach:
“Dir, oh Göttin Iuno, sei dieses Tier als geweiht, als rechtes Opfer, damit du unsere Familien stärkst, deine schützende Hand über der Ehe weilt und unser Reich auf ewig andauern möge.“
Zwei der Ministri kamen nun mit einer Schale voll Wasser und dem malluium latum auf ihn zu, damit er sich die Hände waschen konnte und sich somit erneut reinigte. Danach brachten die Ministri die mola salsa, den Wein und das culter, gingen mit Verus zum Altar und warteten. Der angehende Priester strich zuerst den Ebers mit der mola salsa ein und ließ danach den Wein über die Schnauze des Tieres laufen. Als er danach das Opfermesser nahm wurde der Eber plötzlich wild, eine Kette, die nicht richtig befestigt war löste sich.
Die Ministri erschraken und blickten in Richtung Pontifex Gracchus und Aurelius Orestes, der Victimarius griff schon zum malleus, der für alle Fälle bereit lag, um das Opfertier zu betäuben, als Verus seine Hand hob, um ihn davon abzuhalten. Langsam bewegte er seine Linke Hand mit gespreizten Fingern in Richtung Tier und berühte es sanft. Leise flüsterte der blonde Mann etwas auf seiner Muttersprache, was die übrigen um ihn herum nur hätten von seinen Lippen ablesen können, wenn sie der germanischen Sprache mächtig gewesen wären.
Der Eber beruhigte sich von dem einen auf den anderen Moment. Phelan strahlte eine Ruhe und eine Kraft zu gleich aus, dass man es nur schwer hätte erklären können was dort tatsächlich vor sich ging. Alle um ihn herum wussten nicht, dass er die meiste Zeit seiner Kindheit in den germanischen Wäldern verbrachte und in enger Verbundenheit zu der Natur und ihren Bewohnern stand. Anzunehmen war aber auch, dass Iuno selbst dem jungen Duccier die Kraft gab, den Eber zu beruhigen. Als alle wieder ihren Platz eingenommen hatten strich der Germane mit der linken Hand immer noch auf dem Tier die Messerspitze über den Rücken des Ebers. Er reichte dem Victimarius das Opfermesser.
Dieser ließ “Agone?“ verlauten und der discipulus sprach laut und deutlich “Age!“ aus. Stich! Der Victimarius forderte das Blut des Ebers auf zu fließen und es kam unaufhörlich. Einer der Ministri fing etwas davon mit einer Schale auf.
Nachdem kein Blut mehr zu fließen vermochte ging es weiter. Die Eingeweideschau folgte, der Eber wurde aufgeschnitten und die vitalia entnommen. Der Haruspex näherte sich Phelan als die Schale mit eben jenen vitalia zu ihm gebracht worden war. Zuerst nahm der Duccier die Organe genauer unter Augenschein und achtete dabei auf den Hinweis, den ihm sein Lehrer wieder einmal gegeben hatte. ‚Bedenke die Unterseite’ so tat er es und reichte sie danach, als er die Organe als gut glaubte, dem Haruspex. Wenn alles richtig verlaufen war, würde bald das Litatio verkündet werden. Voll konzentriet blieb der discipulus und etwas Nervosität zierte seinen Geist.
Sim-Off:Edit: jaja, die farbcodes