Beiträge von Appius Decimus Drusus

    Aufmerksam war Drusus den Ausführungen des centurio gefolgt.


    Aus einigem, was er gehört hatte, wurde er nicht schlau. Er konnte sich einfach keinen Reim darauf machen. Vielleicht hatte er den centurio falsch verstanden oder aber nicht richtig zugehört.


    Er meldete sich trotzdem und stand auf.


    "Ich bitte um die Erlaubnis, eine Frage stellen zu dürfen, centurio."

    legionarius Quinctilius


    "Verstanden, tesserarius,"


    rief Quinctilius dem tesserarius, von dem er nur noch den Rücken erkennen konnte, nach.


    Dann grinste er erleichtert Drusus zu.


    "Das ist noch mal gut gegangen. Bestimmt hat der nicht gehört, was ich gesagt habe. Ich bin nicht darauf erpicht mir eine Strafwache einzuhandeln. Aber, was ich so von dir gehört habe, ist das deine erste Wache und noch dazu eine, die dir als Strafe aufgebrummt wurde. Was hast du eigentlich angestellt?"


    Erwartungsvoll sah er Drusus an.

    Zitat

    Original von Tiberius Iulius Drusus
    Passenderweise erreichte der Tesserarius genau in jenem Moment die Plattform des Wachturms. "State!", brüllte dieser auch schon unerbittlich. "Besondere Vorkommnisse, Milites?"


    legionarius Quinctilius


    Erschrocken fuhr Quinctilius zusammen.


    Wenn nur der tesserarius meine Bemerkung nicht mitbekommen hat, dachte er.


    So nahmen er, betont zackig, sowie Decimus Grundstellung ein und Quinctilius meldete:


    "Turris II,
    1. Nachtwache,
    Posten legionarius Quinctilius und probatus Decimus.
    Keine Vorkommnisse, tesserarius."

    Und Drusus tat es ihm gleich.


    Eine derartige Arbeit war zwar schweißtreibend, da nicht allzu viel Zeit vorgesehen war, aber dennoch auf ihre Art erquickend, da sich der Geist mit Überlegungen anderer Art befassen konnte.


    Und so dauerte es nicht lange bis die beiden probati die Pfähle wie zu einer Parade nebeneinadner an der Außenwand der horrea postiert hatten.

    Nicht gerade freudestrahlend bahnte sich Drusus seinen Weg durch den fast schlammartigen Boden des castellum. Der Wind peitschte ihm den Regen ins Gesicht und sein Mantel wurde zusehends schwerer.


    Die Blitze und Donnerschläge nahm er als Zeichen der ewigen Götter hin, unterließ es aber, ihnen irgendeine Deutung beizumessen.


    Er sah den Blitz, der in den Wachturm einschlug, zog seinen Kopf ein und den Mantel enger und lief der Porta Praetoria zu.

    Mit Griffel und tabula bewaffnet traf Drusus als Erster in der schola ein. Er nahm vor dem bereits wartenden centurio Haltung an.


    "Probatus Decimus meldet sich zum theoretischen Unterricht, centurio."


    Dann nahm er in der zweiten Reihe ganz links neben dem Fenster Platz.


    Er freute sich auf die Theorie, denn seiner Meinung nach war diese wiederum Grundlage für die Praxis. Und mit dem Lernen hatte er sich noch nie schwer getan. Und vielleicht konnte er hier sein bereits zuhause erworbenes Wissen anwenden.

    Drusus hatte sich seinen Übungsgladius geholt. Nun stand er da und wartete, daß es endlich losging.


    Er hatte noch an keinem Manöver teilgenommen. Wie so etwas vor sich ging und ablief... er würde es erleben.


    Und dann noch gegen die Reiterei. Man würde sehen!

    Zitat

    Original von Tiberius Germanicus Probus
    "Du bist ein guter Kamerad und ein guter Miles. Nur manchmal übertreibst du es mit deiner korrekten Art und Weise. Werde doch mal lockerer und nimm den Stock aus dem Allerwertesten."


    "Ich weiß schon",


    erwiderte Drusus und wirkte ein wenig niedergeschlagen,


    "ich versuch` es ja immer wieder, aber ich komme aus meiner Haut nicht heraus. Und die Erziehung hinterläßt mitunter ihre Spuren, wie man bei mir sieht, vielleicht zum Nachteil des Erzogenen."


    Dann aber grinste er zurück.


    "Und übrigens, in meinem verlängerten Rückgrat steckt schon lange kein Stock mehr, den brauche ich jetzt, daß es mir eben dieses geradehält!


    Auf alle Fälle, ich werde mich bessern, und für alle Fälle habe ich den Brutus, optio."

    Und hinter Brutus schloß sich Drusus mit seinem Spaten an.


    Für ihn war es ein Dienst wie jeder andere. Und mit dem Spaten umzugehen, ob im Feld oder wie hier im Dienst der Allgemeinheit --- es gab da und da Blasen.


    Und dann war da noch der, der gesagt hatte: Schanzen spart Blut!


    Also ging er seine Arbeit in der Gewißheit an, letztlich etwas für sich selbst zu tun, um es irgendwann einmal anwenden zu können.

    Drusus hatte versuchte im Gesicht des centurio zu lesen.


    Bedächtig kam dann die Erwiderung. Aber Drusus vermied es, weitere Schlüsse daraus zu ziehen.


    Zitat

    Original von Tiberius Iulius Drusus
    "Gut, Probatus", erwiderte der Centurio ernst. "Deine Entscheidung ehrt mich. Gibt's sonst noch was, Decimus?"


    So belies er es dabei und antwortete:


    "Nein, sonst gibt es nichts. Probatus Decimus bittet wegtreten zu dürfen, centurio."

    Drusus nahm Haltung an und wartete mit seiner Antwort.


    Bassus war immerhin legionarius und somit einen Dienstgrad höher als er. Folglich, und das wußte Drusus, war dieser zur Meldung verpflichtet.


    Drusus hätte dem tesserarius das Gebrüll, das er gehört hatte, gemeldet, da er dessen laute Stimme nicht kannte.


    Bei Bassus war das etwas anderes ...

    Drusus sah noch einmal nach Natator, der weiterhin Arme und Beine von sich streckte. Beruhigt stellte er fest, daß dieser atmete. Er nahm sich vor, Natator bei nächster Gelegenheit in die "hohe Kunst" des Schwimmens einzuweihen.


    Dann griff er nach seiner tunica, deren Anlegen über seinen nassen Körper etwas Zeit in Anspruch nahm, was er aber während des Laufens zum See wieder wettmachte.


    Schnell hatte sich die tunica im See voll Wasser gesogen, was wiederum seine zügigen Schwimmbewegungen eindämmte. Aber er hatte sich schnell daran gewöhnt und bei der zweiten Runde, die er nicht befehlsgemäß schwamm und von der er hoffte, daß ihn der centurio nicht sah, fühlte er sich so, als ginge er immer bekleidet zum Schwimmen.

    Zitat

    Original von Tiberius Iulius Drusus
    "So soll es sein, Probatus", pflichtete der Centurio dem Probatus bei. "Abe! Bis Morgen!"


    Am nächsten Tag


    ... und wieder stand Drusus vor dem centurio. Aufrecht sah er seinem Vorgesetzten in die Augen.


    "Probatus Decimus. Ich bitte in der legio verbleiben zu dürfen, centurio."


    Mehr sagte er nicht. Mehr gab es auch nicht zu sagen. Die Blamage, die er sich eingehandelt hatte, hatte für sich gesprochen.

    Drusus gratulierte dem neugebackenen optio zu dessen Beförderung.


    Er kannte Probus erst seit kurzer Zeit und wußte demzufolge nicht, wie er war geschweige sein würde. Ob er Vergangenes dort beließ, wo es schon war?


    "Meine besten Wünsche zu Deiner Beförderung, optio!"

    Während Drusus sich noch über den probatus mit dem sinnigen Namen Natator amüsierte zuckte dieser nach den Worten des centurio zusammen und rannte, noch mit seiner tunica bekleidet, dem See zu.


    Drusus schwamm auf das Ufer zu und drehte von dort einige Runden.
    Dann sah er sich nach Natator um. Der war nirgends zu sehen.


    Siedendheiß überkam es Drusus: Natator konnte nicht schwimmen!


    "Natator ist untergegangen. Ich suche ihn, centurio!"


    rief Drusus seinem Vorgesetzten zu und ohne eine Antwort abzuwarten tauchte er sofort unter.


    Er tat sich leicht, da er es in seiner Jugend gelernt hatte, unter Wasser die Augen offen zu halten und mit der Luft sorgsam umzugehen.


    Die Sicht unter Wasser war einigermaßten gut. Aber er fand niemanden. Nach Luft schnappend tauchte er auf, atmete tief ein und verschwand wieder im See.


    Da vorne war etwas! Drusus schwamm darauf zu: es war Natator, die Arme und Beine weit von sich gestreckt. Er packte ihn an Arm und zog ihn an die Wasseroberfläche. Dann drehte er ihn auf den Rücken und brachte ihn so an Land.

    Feldmarschmäßig adjustiert stellte sich Drusus zu den anderen probati seines contuberniums. Sie sahen, so wie er, fragend von einem zum anderen. Keiner wußte um was es ging. Handelte es sich um eine Übung, ein Manöver oder um eine Mission besonderer Art oder ging es gegen einen Feind?


    Gespannt wartete Drusus auf die nun kommenden Befehle des centurio.

    Das ließ sich Drusus nicht zweimal sagen.


    In Sekundenschnelle hatte er seine Tunika abgelegt und schon war er im Wasser und damit in seinem Element.


    Er sah sich nicht lange um und war kurze Zeit später unter dem Wasser verschwunden. Getaucht schwamm er weiter und tauchte erst wieder auf, als die Luft knapp wurde.


    Prustend sah er sich nun um: Da waren einige, die plantschten im Wasser und paddelten wie Hunde, wieder andere standen bis zur Brust im Wasser und einer, Drusus mußte lachen, hatte Schwierigkeiten, sich seiner Tunika zu entledigen.

    Nächtliche, beinahe umheimliche Stille herrschte über dem castellum. Ein Brüllen unterbrach die Ruhe.


    Hatten vielleicht legionarii in feuchtfröhlicher Laune über den Zapfen gehauen?


    Erschrocken wandte sich Drusus an Quinctilius.


    "Hast du das gehört? Da hat doch irgendwo einer gebrüllt. Ich würde gern mal nachsehen, aber den Posten zu verlassen, ist verboten."


    Es war Drusus` erste Wache. Fragend sah er Quinctilius an.