Beiträge von Appius Decimus Drusus

    Zitat

    Original von Marcus Vinicius Lucianus
    Ich sah mir den Mann an, den man mir gemeldet hatte und nickte ihm zu "Was gibt es?"


    Drusus näherte sich dem legatus legionis und blieb drei Schritte vor ihm stehen.


    "Salve legatus. Ich bin Appius Decimus Drusus aus der gens Decima und komme aus Rom. Dem Beispiel vieler Familienangehöriger folgend beabsichtige ich die militärische Laufbahn einzuschlagen.


    Mein Onkel, der Senator Maximus Decimus Meridius, vormaliger legatus Deiner legio, befürwortete meinen Entschluß. Für mich stand fest, in seine alte legio einzutreten. Er gab mir ein Schreiben für Dich mit, das ich Dir seinem Wunsche entsprechend persönlich auszuhändigen habe."


    Drusus ging auf den legatus zu und überreichte ihm das Schreiben seines Onkels ...

    Marcus Vinicius Lucianus
    Legatus Augusti Pro Praetore
    Mogontiacum | Provincia Germania



    Sei gegrüßt Vinicius,


    den Segen der Götter für Dich und Dein Haus zuerst. Mit persönlicher Zufriedenheit höre ich in Rom nur positive Nachrichten aus der Dir anvertrauten Provinz. Und ich hoffe, dass dies noch lange so bleiben wird. Ich gehe doch recht in der Annahme, dass die Legionen dem Kaiserhaus die Treue schwören werden? Ich frage deshalb, da einer meiner Neffen gedenkt, in die Legio II Germanica einzutreten. Er wird Dir dieses Schreiben persönlich übergeben. Er ist ein zuverlässiger und fähiger Mann und ich würde mich freuen, wenn Du Dich um ihn kümmern könntest. Sein Anliegen ist es, eines Tages in den Turmae der Legio II dienen zu können. Da er Reiten kann und sich auf Pferde versteht, wäre ich Dir einen Gefallen schuldig, wenn Du es dem Wunsch meines Neffen entsprechend einrichten könntest. Darüberhinaus weiß er, dass er sich mit Leistungen und Disziplin hervorheben muss, um dieser Aufgabe gerecht zu werden. Sollten Dich Deine Wege nach Rom führen, sei gewiss, dass Du im Hause der Decima immer willkommen bist.


    Ich verbleibe mit einem Gruss


    ANTE DIEM XI KAL APR DCCCLVIII A.U.C.
    (22.3.2008/105 n.Chr.)


    Maximus Decimus Meridius


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    ... und trat wieder in den gebührenden Abstand zurück.

    Na also, dachte Drusus, der Wachposten scheint doch zu wissen, wie ein Fremder beim Betreten eines Lagers zu behandeln ist, warum nicht gleich so? Oder wollte der mich aus irgendeinem Grund auflaufen lassen?


    Ihm war nicht daran gelegen, schon zu Beginn seiner Mission in Schwierigkeiten gebracht zu werden und so rief er dem davongehenden Posten nach:


    "Warte. Ich habe keine Waffen, überzeuge dich selbst!"

    Drusus sah den Wachsoldaten verwundert an. Er hatte nicht damit gerechnet, daß der ihn ainfach ohne Begleitung losschicken würde und noch dazu in das Allerheiligste der Legion.


    "Nicht daß ich den Weg zur principia nicht alleine finden würde, aber wäre es nicht besser und für mich als Fremden sicherer, wenn du mich dorthin bringen könntest. Und unter uns: du kennst mich nicht. Folglich würdest du dir durch mich nur Schwierigkeiten einhandeln. Stell` dir vor, ich würde auf dem Weg zur principia angehalten, vielleicht sogar durch einen Dienstgrad, und dem müßte ich Rede und Antwort stehen, wer mich an der Wache vorbeigelassen hat. Und dann hast du dich womöglich wegen eines Wachvergehens zu verantworten.


    Also, sei so gut, sag` einem deiner Kameraden Bescheid und begleite mich zur principia. Bestimmt ist es so für uns beide besser."

    Tage und Nächte waren vergangen seit Drusus in Rom aufgebrochen war. Sein Ritt führte ihn nach Norden. Vor nicht allzu langer Zeit lag sein Ziel im Süden, in der Hauptstadt.


    Nun kam er wieder in die Germania zurück. Er war am Ziel, an seinem Ziel! Trotz seines Vorhabens fühlte er sich endlich frei.


    Aus früheren Tagen kannte er den Weg zum castellum legionis. An der Porta Praetoria saß er von seinem Pferd ab und ging auf den Wachposten zu.


    "Salve. Ich bin Appius Decimus Drusus. Ich komme aus Rom und habe den Auftrag, ein Schreiben des Senators Maximus Decimus Meridius an den legatus legionis diesem persönlich auszuhändigen. Wie komme ich zum legatus?"

    Nachdem sich Drusus von Seiana und Serapio verabschiedet hatte, schlenderte er noch eine Weile durch die CDM.


    Die Unterredung mit den beiden hatten in ihm Gedanken verschiedenster Art geweckt. Sollte er seine Pläne, die er in der Germania verwirklichen wollte, umwerfen und doch hier in Rom bleiben um es zu etwas zu bringen?


    Hier ist die Hauptstadt, eine Stadt zwischen Traum und Albtraum, voller Gestank, Lärm und brütender Hitze, voller infernalischer und köstlicher Düfte in den engen Gassen zwischen Mietskasernen und riesigen Plätzen mit Marmortempeln.


    Aber das war Rom schon immer, wie ihm sein Freund, bei dem er wohnte, versicherte. Was Drusus verstört, ist der überbordende Prunk, das Zurschaustellen gelangweilten Nichtstuns und exorbitanten Reichtums – immer teurere, bizarrere und ausgefallenere Orgien, immer blutigere Zirkusspiele und obszönere Theater. An allen Ecken preisen Priester obskure Götter mit seltsamen Riten an und werben für Sekten, die auf den nahe Weltuntergang warten.


    Rom platzt aus allen Nähten, Grund und Boden werden immer teurer, die Mieten steigen und daher ist Bauen das große Geschäft. Immer wieder stürzen hastig errichtete Häuser ein. Das Hauptproblem sind nach wie vor die Brände, da die Flammen in der engen Stadt schnell überspringen. Immerhin hatte ihn sein Freund im Erdgeschoß untergebracht, da kann man sich noch am ehesten retten.


    Alles in allem: das war nicht seine Welt. In dieser erdrückenden Enge konnte er nicht leben.


    Er braucht die Freiheit, die grünen Wälder, das milde Klima am Rhenus und an der Mosella und vor allem die reine Luft zum Atmen. Und das alles lernte er in der Germania kennen und schätzen. Was liegt also näher als sich dort zur Armee zu melden?


    Die cena, zu der ihn sein Onkel eingeladen und sein Kommen zugesagt hatte, lag ihm im Magen. So wie er Meridius kannte, würde ihm sein Fehlen auffallen. Aber er war sich sicher, daß sein Onkel sein Nichterscheinen nicht falsch auslegen würde.


    Drusus strebte dem großen Tor zu, nickte dem alten Ianitor grüßend zu und verließ die casa.

    Das Wiedersehen mit seinen Geschwistern hatte Drusus als wohltuend empfunden. Die Aussprachen und die Anteilnahmen taten ihr übriges. Vielleicht hätte es noch vieles mehr gegeben was der Erwähnung würdig gewesen wäre, aber letztendlich war ein jeder selbst seines Glückes Schmied und mußte den Weg gehen, der ihm vorgezeichnet war.


    Zitat

    Original von Decima Seiana
    „Ich wünsche dir alles Gute – und dass du in Germanien findest, was du suchst. Dass du Frieden findest.“


    Drusus verabscheute Abschiedsszenen, vor allem dann, wenn es sich um Menschen handelte, die ihm nahe standen. Er küßte Seiana flüchtig auf die Stirn und ergriff ihre Hände.


    "Danke für alles, kleine Schwester, danke dafür, daß Du mir so geduldig zugehört hast, danke dafür, daß Du für mein Schicksal soviel Verständnis aufgebracht hast und danke für Deine guten Wünsche. Ich wünsche Dir nicht nur alles Gutes, ich wünsche Dir das Beste. Möge alles so geschehen, daß Du glücklich wirst. Lebe wohl!"


    Noch eine kurze Umarmung und schon hatte Drusus Seianas cubiculum verlassen.

    Drusus hatte nur noch Augen für seine Schwester. So wie sie sich gab, ihre Gesten, ihr Lachen, ihre Nähe und schließlich ihre Hand auf seiner Wange ...


    ... und wieder sah er Aeala vor sich ...


    Zitat

    Original von Faustus Decimus Serapio
    "... und - ach das hab ich ja noch gar nicht erzählt - stellt euch vor, Tante Lucilla hat mir ein Stück Land geschenkt, bei Tarraco, mit einem Olivenhain drauf, und einer Ölmühle! Ich bin jetzt übrigens Klient von ihr, sie ist ja eine einflussreiche Matrona. Ist das nicht toll?!"


    Nur mit halbem Ohr hatte er Serapios Frage mitbekommen.


    "So ein Stück Land, und noch dazu geschenkt, ist nicht zu verachten. Ich habe mich auch mit dem Gedanken getragen, bei irgendeinem Onkel oder einer Tante Klient zu werden. Aber von der Verwandtschaft ist mir keiner bekannt und zudem bin ich schon gar nicht mehr hier."


    ... und wieder zog Seiana seine Blicke auf sich..


    Ihm war bewußt, daß er damit anfing, in seiner Schwester seine Aeala zu sehen und Vergangenheit und Gegenwart zu verschmelzen begannen. Aber soweit durfte er es nicht kommen lassen. Seiana war seine Schwester!


    Abrupt stand Drusus auf.


    "Seid mir nicht böse. Es ist spät geworden. Morgen ist ein langer Tag, an dem ich noch einiges zu erledigen habe und übermorgen mache ich mich auf die Reise nach Germanien. Vielleicht bringe ich es dort zu etwas, vielleicht gehe ich dort unter!"


    Mit gemischten Gefühlen sah Drusus seine Geschwister an. Fast wehmütig ruhte sein Blick auf Seiana ...

    Drusus sah zu Faustus. Es war wie in alten Zeiten. Kaum war der Kleine bei ihm, dann schien die Sonne, sämtliche Unbillen des Lebens schienen wie weggeblasen. Er versprühte einen Frohsinn, für den man beinahe dankbar sein mußte!


    Jaja, so war Faustillus! Er hatte sich nicht in allem geändert: Er war zwar erwachsen geworden, unverkennbar!, er war auch nicht neugierig, aber er wollte immer noch alles wissen.


    Und da schien ihm die Frage des größeren Bruders gerade recht zu kommen. Lachend meinte er zu Seiana:


    "Nun kommst Du nicht mehr aus. Wenn Dich gleich zwei Brüder bedrängen, sei nicht böse wegen der Wortwahl, heißt das aber noch lange nicht, daß Du Rede und Antwort stehen mußt. Faß` unsere Frage einfach als interfamiliäres Interesse Deiner Brüder, die Dich verehren, auf".


    Drusus versuchte seinem Lachen einen sie anhimmelnden Ausdruck zu
    verleihen.

    Drusus sah seine Schwester dankbar an. Ihr Mitgefühl, ihre Anteilnahme an seinem Schicksal und ihre Hand auf seiner Wange, all das hatte er vermißt. Aber wer hätte ihn auch verstehen können oder auch nur wollen? Wem hätte er sich anvertrauen können?


    Aber trotzdem zuckte er unmerklich zurück. Mit dieser liebesvollen Geste hatte ihn Aeala immer getröstet, wenn es bei der Arbeit in den Weinbergen nicht so recht klappen wollte oder wenn sie ihren Wettlauf zum Fluß machten, an dem sie immer als Erste ankam. Sie ließ es sich nicht anmerken, daß sie längst bemerkt hatte, daß Drusus absichtlich meistens langsamer wurde.


    Warum nur hatte sie damals nicht wie immer auf ihn gewartet und war sofort in den Fluß gesprungen?


    Drusus starrte in Gedanken für einen Augenblick vor sich hin und murmelte:


    "Wenn nur die Vorsehung nicht wäre!"


    Dann wandte er sich an Seiana.


    "Lieb von Dir, daß Du mich verstehst. Aber alles in allem: Ich weiß nicht warum es so ist, aber ich muß wieder zurück in die Germania, und das so schnell wie möglich. Nur so kann und werde ich Ruhe finden, davon bin ich überzeugt! Das soll jedoch nicht bedeuten, daß ich von der familia nichts mehr wissen will, im Gegenteil, gerade jetzt ist mir zum Bewußtsein gekommen, wie sehr ich Euch brauche. Wenn ich auch vielleicht lange weg sein werde, die Verbindung zu Euch bleibt bestehen."


    Lächelnd sah er seine Schwester an.


    "Und wie steht es mit Dir, hast Du Dein Herz schon vergeben oder ist es verfrüht, diese Frage zu stellen?""

    Drusus fuhr auf, seine Gesichtszüge wurden hart und dann brach es aus ihm heraus.


    "Diese ewigen Götter! Wenn es sie überhaupt gibt und sie fähig zum Denken oder was auch immer sein sollten und das auch noch einen Sinn haben sollte --- was habe ich ihnen getan? Wieso strafen sie mich, indem sie mir den liebsten Menschen nahmen? Ich glaubte an sie. Ich lebte in der Überzeugung, unter ihrem Schutz zu stehen. Ich brachte ihnen den gebotenen Respekt entgegen und Opfer dar, so wie sie es verlangten. Nein, ich kann im Handeln der Götter keinen Sinn erkennen,"


    und ohne daß ihn seine Geschwister verstehen konnten, fügte er hinzu


    "und ich will es auch nicht!"


    Dann stand er auf und starrte zum Fenster hinaus. Niemand sprach ein Wort. Unwillkürlich drehte er sich um und ging auf Seiana zu, nahm ihren Kopf zwischen seine Hände und küßte sie auf die Stirn.


    "Verzeih` meinen Gefühlsausbruch, Seiana. Ich hätte mich so nicht gehen lassen dürfen. Bitte verzeih`!"

    Zitat

    Original von Decima Seiana
    „Hör mal… es tut mir leid, was du erlebt hast. Was der Frau passiert ist, die du geliebt hast. Ich weiß nicht, ob du darüber reden willst oder nicht, aber wenn du willst, dann kannst du das. Ich möchte nur, dass du das weißt.“


    Drusus las nicht die weibliche Neugier, sondern das Mitgefühl in Seianas Augen. Er hatte gehofft, ja sogar erwartet, daß sie ihn nach dem, was ihn bedrückte und das er nicht vergessen konnte, fragte. Und er war sich darüber im Klaren, daß er sich selbst nichts Gutes damit tat, wenn er seine Erlebnisse hinunterschluckte.


    Für ihn war der Zeitpunkt gekommen nach vorne zu schauen. Er mußte sich von der Vergangenheit lösen ... und das schien ihm nur mit der Hilfe seiner beiden jüngeren Geschwister möglich zu sein: mit Seinana - welches weibliche Wesen konnte nicht trösten? - und mit Faustillus, der ihm ans Herz gewachsen war und der auch der Kleine blieb, solange sie unter sich waren. Coram publico wollte er es jedoch bei Faustus belassen.


    Drusus nahm noch einen Schluck Wein und begann ohne Umschweife:


    "Es fing damit an, daß unsere Mutter immer und immer wieder den Soldatenberuf idealisierte. Bestimmt erinnert Ihr Euch daran. Ich konnte es damals, die Betonung lege ich ausdrücklich auf damals, nicht mehr hören, packte mein Bündel und verließ ohne mich noch einmal umzudrehen das Elternhaus. Mit Euch wollte ich nicht reden. aber nicht aus Böswilligkeit. Ich hielt es damals für besser; einerseits wart Ihr noch zu jung, andererseits wollte ich es vermeiden, daß Ihr mich vielleicht überredet hättet zu bleiben.


    Um Geld zum Überleben zu verdienen, arbeitete ich mal hier mal dort. Irgendwann schloß ich mich einer Gruppe von lixae an. Das sind diese rüden Burschen, sog. Marketender, die die Armee begleiten. In Wirklichkeit handelte es sich jedoch um Plünderer, die zu Überfällen auf feindlichem Territorium befugt waren, um das Heer zu beliefern und dabei Gewinn machen durften. Und so ging es dann immer weiter in die Germania hinein.


    Schließlich fand ich Arbeit auf einem großen Weingut in der Nähe von Mogontiacum, dessen Besitzer sich als äußerst zuvorkommend erwies.
    Aeala war seine Tochter. Sie war wunderschön. Bei ihrem ersten Anblick hatte ich das Gefühl, als ob mich Amor mit mehreren Pfeilen traf. Ihre Eltern hatten nichts gegen eine Verbindung einzuwenden, zumal Aeala ihr einziges Kind war und mir der Weinbau trotz der beschwerlichen Arbeit Freude bereitete.


    Eines Tages, es war ein schöner, sonniger und heißer Tag im August, wollte ich mit Aeala wieder zum Fluß. Wie so oft wollten wir uns nach der Arbeit erfrischen. Wie so oft machten wir einen Wettlauf, wer von uns zuerst am Fluß war.


    Aeala war zuerst am Fluß. Lachend winkte sie mir noch zu. Dann verschlang sie der Fluß.


    Ich sah sie untergehen. Obwohl ich kurz nach ihr im Wasser war, konnte ich sie nicht mehr finden. Zwei Tage später zogen Flußfischer ihren leblosen Körper aus dem Wasser."


    Drusus hielt inne. Die drei Geschwister sahen betroffen vor sich ihn.
    Keiner sprach ein Wort bis Drusus fortfuhr:


    "Ihre Eltern machten mir keine Vorwürfe, im Gegenteil, sie versuchten mich davon zu überzeugen, daß ich keine Schuld an diesem Unglück hätte. Es half nichts. Das Schuldgefühl war zu groß. Ich wollte weg, weit weg, und der Einladung eines Freundes folgend bin ich nun schon längere Zeit in Rom. Der Rest ich Euch bekannt.


    Und nun bin ich soweit, daß ich die Mutter verstehe. Ich konnte mich bei ihr nicht mehr für mein damaliges Verhalten entschuldigen, sie, die es gut mit uns Kindern meinte, und alles daransetzte, daß wir uns der gens würdig erwiesen.


    Aber trotz des besten Willens dies alles zu vergessen, mich zieht es zurück in die Germania. Ich werde mich bei der II Germanica einschreiben und in memoriam unserer Mutter Soldat werden. In ein paar Tagen, wenn ich hier alles erledigt habe, mache ich mich auf nach Mogontiacum."

    Zitat

    Original von Faustus Decimus Serapio
    "Wie kam das, dass Du ausgerechnet nach Germanien gegangen bist? Und was hast Du da gemacht? Hast Du Schneestürme erlebt, und wilde Barbaren gesehen?"


    "Langsam, langsam,"


    beschwichtigte Drusus seinen Bruder,


    "eine Antwort nach der anderen, die auf Deine letzte Frage gleich zu Beginn: Ich habe in der Germania viel Schnee im Winter gesehen, von Schneestürmen habe ich zwar gehört, aber keine erlebt. Was die wilden Barbaren betrifft: entweder habe wir sie alle in die Schranken verwiesen oder sie sind bereits ausgestorben. Ich habe viele von denen kennengelernt, zugegeben, sehr viele machten einen ganz schön wilden Eindruck, jedoch wild waren sie nicht. Wohlgemerkt, ich war Zivilist. Das schließt natürlich nicht aus, daß die milites unserer in der Germania stationierten Einheiten andere Erfahrungen machten.


    Du fragst, was ich dort gemacht habe? Na ja, erst arbeitete ich auf einem Weingut bei Mogontiacum, dann war ich dort tätig. Ich war in die familia aufgenommen und hatte mich ich die Tochter des Besitzers verliebt, bis zu diesem schrecklichen Unfall ..."


    Drusus hielt inne und wischte sich über die Augen, dann hatte er sich aber wieder in der Gewalt,


    "... der mich erst einmal aus der mir lieb und vertraut gewordenen Umgebung vertrieb und wieder nach Rom führte.


    Und nun zu Deiner ersten Frage: Ich hatte niemals vor in die Germania zu gehen. Schon gar nicht wegen der Schneestürme und der wilden Barbaren,"


    Drusus sah Faustus an und mußte unwillkürlich lächeln,


    "aber im Ernst: ich habe mal da und mal dort gearbeitet, schließlich wollte ich ja leben, und schloß mich dann einer Gruppe von lixae an, über die und mit denen ich in der Germania gelandet bin.


    Und nun, Faustillus, bist Du dran: Was hast Du so getrieben, wie ist es Dir ergangen?"


    Drusus nahm einen Becher Wein und schlürfte langsam den guten Tropfen.

    Drusus hatte dreimal geklopft, als auch schon die Tür geöffnet und Seiana vor ihm stand.


    Drusus erwiderte die Umarmung seiner Schwester mit der gleichen Herzlichkeit, die sie ihm entgegenbrachte. Behutsam fuhr er ihr über das weiche Haar und strich über ihre Wangen. Plötzlich ging ein Ruck durch ihn, er hielt inne und sah sie nur an.


    Dann betrat er mit Faustus ihr cubiculum, das auf ihn den Eindruck machte, als wäre er nicht das erste mal hier. Alles kam ihm so vertraut vor, sogar der Duft, der den Raum durchströmte.


    Mit einem Blick, der den Kenner verriet, sah er seine Schwester nochmals an und meinte anerkennend:


    "Es liegt mir nicht, Dir zu schmeicheln, schließlich bin ich gerade Mal Dein Bruder. Ich erinnere mich, als ich damals von zuhause wegging, daß Du sehr hübsch warst. Aber nun, Du bist ja zu einer Schönheit herangewachsen, die Männerherzen höherschlagen läßt. Und um ganz ehrlich zu sein, jetzt bedauere ich, was dies betrifft, daß ich Dein Bruder bin.


    Doch genug der Begrüßung. Ich hatte heute viel zu tun und die vielen Laufereien machten durstig. Einen guten Wein lehne ich nicht ab."


    Drusus, wieder eingedenk seiner guten Erziehung, wartete bis ihm Seinana einen Platz anbot.

    Eine derartig herzliche Begrüßung hatte Drusus nicht erwartet. Schließlich hatten sie sich eine lange Zeit nicht mehr gesehen. Beide waren älter und gereifter geworden und beiden hatten viel erlebt.


    Die Verbindung war zwar nicht abgebrochen, aber dennoch unterbrochen und keiner wußte vom anderen, wo sich wer aufhielt.


    Drusus sah Serapio immer wieder an.


    "Ich muß Dich immer wieder ansehen. Ich kann es nicht fassen. Mein Faustillus - und der wirst Du für mich immer bleiben - ein verdienter Militär. Ich war sehr lange in der Germania, nicht weit von Mogontiacum, verließ mehr oder weniger Hals über Kopf, man kann es auch anders bezeichnen, diese Provinz",


    Drusus schluckte einige Male kurz,


    "schlüpfte in Rom bei einem südlich der Thermen des Titus und des Trajan wohnenden Freund unter und wenn nicht der Tod von Meridius` Sohn Maximinian gewesen wäre, ich hätte nie den Weg in die CDM gefunden. Aber jetzt bin ich hier, und ich bin froh darüber!"


    Drusus umarmte seinen Bruder wiederholt.


    "Und nun, wohin gehen wir zuerst?"


    Zitat

    Original von Faustus Decimus Serapio
    "Wir gehen erst mal zu Seiana, ich war gerade schon bei ihr, sie fragt sich sonst sicher wo ich abgeblieben bin, und ausserdem will sie ganz bestimmt auch wissen wo Du Dich herumgetrieben hast in den Jahren, und was für Abenteuer Du erlebt hast und so. Da können wir in Ruhe reden. Einverstanden, ja?"


    "Du hast recht, unser Schwesterchen ist ja auch noch da!"


    Drusus legte Serapio den Arm um die Schulter. Es dauerte nicht lange und sie standen vor Seianas cubiculum.


    *** Klopf *** Klopf *** Klopf ***

    Drusus saß im Garten und sah in den wolkenlosen Himmel. Er genoß die würzige Luft, die der Garten verströmte, die wohltuende Einsamkeit und die ihn umgebende Stille.


    Mit seinen verschränkten Armen, den ausgestreckten Beinen und dem entspannten Ausdruck in seinem Gesicht bot er dem stillen Betrachter ein Bild des Friedens.


    Und schon war er mit seinen Gedanken wieder in der Germania. Sämtliche Versuche, sich mit etwas anderem zu beschäftigen oder seine Sinne auf etaws anderes zu lenken, hatten wie immer ihr Ziel verfehlt.


    Zitat

    Original von Faustus Decimus Serapio
    "Appius, bist Du das?"


    Drusus fuhr aus seinen Träumen auf. Vor ihm stand ein junger Mann, dessen Kommen er nicht wahrgenommen hatte, in Gedanken wie er war.


    Nach flüchtigem Hinsehen schien Drusus den jungen Mann, der ihn anstrahlte, nicht zu kennen, genauer betrachtet und seinem Inneren folgend konnte es aber nur einer sein, einer, der ihm vor vielen Jahren als Knirps ans Herz gewachsen war und einer, der es immer geschafft hatte, daß er ihm nicht böse sein konnte.


    "Faustillus, Kleiner."


    Die Brüder fielen sich in die Arme. Die Wiedersehensfreude war so groß, daß beide zunächst nicht imstande waren, ihre Gefühle mit Worten auszudrücken.


    Endlich meinte Drusus:


    "Laß` Dich ansehen! Aus Faustillus ist Faustus und aus dem Kleinen, der mir in Erinnerung war, ist ja ein richtiger Mann geworden. Was meinst Du, nicht mehr kleiner, aber dennoch kleiner Bruder, bleiben wir hier, um uns erst einmal in aller Ruhe zu unterhalten, gehen wir in eine taverna oder hast Du einen Vorschlag?"

    Drusus wartete.


    Wie es schien, war sein Klopfen überhört worden. Womöglich sollte es verständlicherweise auch nicht gehört werden.


    Seine beiden kleineren Geschwister bei trautem Beisammensein in der Freude des Wiedersehens. Da durfte und wollte er keinesfalls stören.


    Insgeheim war er froh darüber. Somit wurden viele Fragen nicht gestellt.


    Nachdem auch Scaurus nicht anzutreffen war setzte Drusus seinen Rundgang durch die CDM fort. Irgendwann fand er sich im vestibulum wieder.